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Schatzgräber als Zerstörer Wieder haben in den letzten Jahren neue Funde durch di« Ausgrabungen die Aufmerksamkeit nicht nur der Lelehrtenwelt auf sich gelenkt. Es sei hier an die großartigen Funde in Meso potamien in Ur erinnert, oder an die Funde der Franzosen in Afghanistan, die dort noch vom verflossenen König Amanullah rin Grabungsmonopol besagen. Immer mehr Licht fällt auf die Vergangenheit, und immer klarer erstehen die längst ent schwundenen Zeiten und Kulturen vor unserm Auge. Ebenso er scheinen die Zeiträume, in denen sich jene Kulturabläufe abge spielt haben, immer fester umgrenzt. Wo man noch vor wenigen Jahrzehnten mit Jahreszahlen nur jonglierte oder nur ungefähre Zeiträume, wo Jahrhunderte, mitunter Jahrtausende keine Rolle spielten, anzugeben sich getraute, erlangen wir immer mehr und mehr sicheren Boden, und die Datierungen werden genauer und fester Umrissen. Dazu hat nicht nur die Fälle des Materials, das im Laufe der letzten hundert Jahre zutage trat, beigetragen, sondern auch die Vervollkommnung der Grabungstechnik, das immer sorg fältigere Achten auf die geringsten Kleinigkeiten und Neben umstände sowie das systematische Durchsuchen des einzelnen Erabungsfrldes, wobei auch nach Tunlichkeit selbst der kleinste und unscheinbarste Gegenstand untersucht wird. Auch hier ent wickelte sich eine rein wissenschaftliche Methode, di« nichts über sieht, sehr im Gegensatz zu früheren Zeiten. Namentlich zu Beginn der Erforschung des alten Orients und Aegyptens, als eben die ersten Entzifferungsversuche glück ten, da wollte man in erster Linie Funde machen, die sich sehen lassen konnten, die durch ihre Schönheit oder Sonderbarkeit, ihre Farben oder durch andere Merkwürdigkeiten auch auf die Laien Eindruck machen mutzten, man wollte glänzen und die Aufmerk, samkeit auf sich lenken; freilich nicht immer nur aus Ehrgeiz, sondern der Gelehrte, der Forscher war gezwungen, durch seine Funde Aufsehen zu erregen, wollte er Geld für seine Grabungen und Forschungen erhalten, das damals ebenso wie vielfach noch heute aus privaten Mitteln flotz. Es sei zum Beispiel nur daran erinnert, wie die Zeitungen, die das Geld für das Auffinden des fehlenden Teiles des keilschriftlichen Sintflutberichtes zur Verfügung gestellt hatten, mit dem Augenblick, als dieser zu fällig gefunden wurde, die weitere Grabung abbrechcn liegen und kein Geld mehr gaben. Der verwüstete kalast bI»mro<1s Weit schlimmer ging es jedoch bei früheren Grabungen zu, wo oft nur geringe Geldmittel zur Verfügung standen und den Forscher zwangen, um das Weiterarbeiten zu sichern, um jeden Preis etwas zu finden. Dazu kam noch der Ehrgeiz und Wett eifer der einzelnen Ausgräber untereinander, die oft an meh reren Orten gleichzeitig Grabungen veranstalteten, um möglichst glänzende Resultate zu erzielen. So sah sich Layard im Jahre 1846 bei seinen Grabungen bei Mosul gezwungen, bald hier, bald dort den Nuinenhllgel anzugehcn, um Objekte zu finden, die in England, woher er das Geld bekam, Interesse erwecken wür de«. So mutzte er, wie er selbst voll Trauer gesteht, als er den Palast Nimrods auszugraben begann, sobald er zwei Zimmer teilweise blotzgelegt hatte, die Ausgrabungen an dieser Stelle «instellen, weil sich keine grötzeren Objekte, wie Statuen, Reliefs, Inschriften, fanden. Dasselbe mutzte geschehen, wenn ein tiefer und langer Graben vorgetrieben wurde, ohne datz man etwas fand. Später änderte er seine Methode, legte Stollen längs der Mauern an und Luftschächte für die Arbeiter, ohne die Erde, die die Ruinen bedeckte, zu entfernen. Dadurch wurde eine systematische Untersuchung natürlich gänzlich unmöglich gemacht. Diese Art der Grabungen war im Grunde nichts anderes als ein Naubsystem, ein Schatzgraben. Die wertvollen Stücke wur den rücksichtslos, wie man sie fand, von ihrem Boden entfernt, und so manches dabei zerstört, unscheinbar aussehcnde Sachen wurden oft gar nicht beachtet und so, bei aller Anerkennung der grotzen Verdienste jener Forscher, auch schwerer wissenschaftlicher Schaden angerichtet. Besonders einer dieser Ausgräber ging geadezu mit Barbarei vor. Das war Rassam, der sich ein ungeheures Gebiet für sein Ausgrabungsmonopol gesichert hatte. und von brennendem Ehrgeiz geleitet, »n erster Linie. Sensation erwecken wollte. So interessierten ihn di, Keilschriftentäselchen, weil er sie nicht lesen konnte, gar nicht, und er warf sie ruhig fort: denn: „Mein Bestreben war, unbekannte Bauten zu ent decken und wichtige assyrische Denkmäler ans Licht zu bringen, und ich war mehr darauf erpicht, irgendwelche neue Trümmer stätten zu entdecken, als meine Tatkraft auf solch eine geistlose Arbeit zu beschränken". Seine Aufgabe war nämlich, in Ninive möglichst viel von der Tontafelbibliothek Assurbanipals zu finden. Vier Jahre lang. 1878 bis 1882, hat Rassam an ver- schiedenen Orten gegraben, oft zu gleicher Zeit, so datz er eine Grabung oft monatelang, ja mitunter das ganze Jahr nicht sah, und die Leitung eingeborenen Aufsehern überlieb. Man kann sich vorstellen, wie es da zuging und wie die wissenschaftliche Durchforschung zu kurz kam. Es wurde schlietzlich selbst der tür kischen Regierung zuviel, und sie bestimmte, datz künftig niemand an mehr als einer Stelle zur selben Zeit graben dürfe. Damit beginnt für Mesopotamien eine neue Aera der Erforschung. Di« Raubgrabungen hören auf, an ihre Stelle tritt die methodische Erforschung der Ruinen. ^ksieölUel» rertrümiuerte LekütLS So ging es in Aegypten zu; auch hier fanden keine syste matischen Untersuchungen von Gräberfeldern statt, sondern auch hier gab es nur ein Suchen nach Elanzstiicken. Das er klärt auch, wieso manche Kunstdenkmäler heute in ver schiedenen Museen verteilt sind, wenn auch vieles auf das heimliche Graben der Eingeborenen zik setzen ist. Diese gingen oft so weit, daß sie selbst ganze Altertümer in mehrere Teile zerschlugen und diese dann einzeln auf den Markt brachten. Andererseits wurde selbst bei den doch immer mangelhaften Ausgrabungen der älteren Forscher vieles übersehen, blieb liegen, es kam auch vor, daß besonders schöne Teile ohne Rück sicht aus das Ganze herausgebrochen wurden, oder, wenn ein Werk in Trümmern lag, man die besten Stücke heraussuchte und mitnahm. So wurde so mancher Zusammenhang zerrissen, so manches Bauwerk schwer beschädigt, ohne datz es wissen schaftlich ausgenommen worden wäre, und so manches ging in der Folgezeit zugrunde und der Wissenschaft verloren. Es war klar, daß unter diesen Umständen, so groß auch die Erfolge waren und so glänzende Resultate sie für die Wissenschaft ergaben, doch sehr vieles verkannt wurde, und namentlich für die älteren Perioden der Phantasie ein weiter Spielraum blieb. Insbesondere mit den Datierungen stand es recht schwierig. Dort, wo die Bibel, Nachrichten der antiken Schriftsteller oder Königslisten mit Angaben von Regierungs dauern den Annalen Anhaltspunkte gaben, ging es noch. Aber wo diese fehlten, mutzte der Scharfsinn der Gelehrten aus kleinen Anhaltspunkten, bei Kunstwerken aus stilkritischen Mo menten oder bei Inschriften aus der Form der Zeichen auf jüngere oder ältere Zeit schließen. Das war die Zeit der phantastischen Jahreszahlen, da man den Beginn der geschicht lichen Zeit der echt orientalischen Völker bis in das sechste Jahrtausend vor Christo hinausreichen ließ. Die auk üenr ketLea Erst die Beachtung der Kleinigkeiten, das Aufheben jeder Scherbe, jedes Tontopfes, selbst der geringsten Inschrift und Papyrusfragmente führte dazu, datz man astronomische Notizen über Gestirnstellungen und ähnliches fand. In Aegypten fand man zum Beispiel eine Notiz auf einem kleinen Papyrusfrag ment, in dem der Aufgang der Sothis in einem bestimmten Sternbild ausgezeichnet war, gleichzeitig mit der Angabe, im wievielten Jahre des regierenden Königs das Ereignis ein trat. Auf Grund dessen vermochten die Astronomen mit einer ganz geringen Fehlergrenze festzustelle», wann das vor Christo stattgefunden habe; und damit war auch die Zeit gegeben, in der jener Pharao gelebt hatte. Auf diese Welse konnten so wohl in Aegypten als auch in Mesopotamien Zeitbestimmungen grmluyr werve«, v,e vre ««-«ipn«« »«deren. vvn denen «eN ausgehen mutzte. ,, , ^ Eine besondere Aufmerksamkeit wurde fetzt auch de» Schichtenbeobachtung zugewendet. E» war bet den Jahrtause, den, die seit der Besiedlung eine» Platze» vergangen waren ohne weiteres klar, datz «ine Reih« von vesiedlungsschicht« entstand, die bet genügender Vorsicht und Umsicht durch d» Ausgräber erkannt und voneinander aelckteden werden konnte« Die zrSüt« Dann dürfen wir auch nicht übersehen, datz, je länger et« Ort ununterbrochen besiedelt ist, um so schwieriger eine Schei dung der Schichten möglich ist, da doch der Boden nicht erst geebnet wurde für die neuen Bauten, sondern einfach auf dem alten Schutt oder auch auf den Trümmern früherer Gebäude das neue Haus errichtet wurde, ein Vorgang, den auch heut« noch der Reisende in orientalischen Städten und Dörfern, zum Beispiel in Kairo, beobchaten kann. Ein Musterbeispiel einer sorgfältigen Grabung mit Schichtenbeobachtung ist die Aus grabung von Susa, östlich von Tigris, in Persien. Hier rrhob sich der Ruinenhügel der alten Stadtburg 3« Meter über di« Umgebung. 18S7 begann Morgan sein« Arbeit; um über die Schichten genau orientiert zu sein, trieb er Gänge in den südwestlichen Hang hinein, indem er zuerst Spitze und Boden des Hügels beiseite ließ, so zwar, datz jeder Gang fünf Meter über dem andern, bis etwa 40 Meter tief, in den Hügel ge graben wurde. Der Erfolg war, datz etwa 25 Meter unter der Spitze die feinsten Tonwaren gefunden wurden. Darauf hin wurde beschlossen, einen riesigen Erdwürfel aus zuheben, um zu einem sicheren Ergebnis zu gelangen. Mit un endlicher Geduld wurde an die Arbeit gegangen. Dann erst wurde durch drei Gräben die tiefste Schlucht angegraben, und auch noch unter diese ein Graben vorgetrieben. Im Juli 1907 war diese Arbeit getan. Zehn Jahre lang hatte Morgan gearbeitet, vorsichtig und methodisch, um nichts zu übersehen, 1750 Quadratmeter bis zu einer Tiefe von 25 Bieter waren abgegraben, und 50 000 Kubikmeter Erde bewegt worden. Die 8puren Oeselüeöte Der wissenschaftliche Erfolg dieser Arbeit war auch außer ordentlich. So ko»nte er feststellen, datz in der tiefsten Schicht bereits zwei verschiedene Arten von Tongcsätzcn vorkamen, die auf zwei verschiedene Kulturschichten Hinweisen. Darüber liegt dann eine sterile Schicht, der jedoch wieder eine Schicht mit in anderer Stilart verzierter Keramik folgt. Unter Vergleichung mit dem, was anderweit gefunden wurde und sich datieren läßt, kann man auch hier eine relative Datierung vornehme«. Andererseits lehrt uns der Befund, datz eine gewisse Zeitlang der Platz unbewohnt gewesen sein mutz, also eine Katastrophe stattgefunden hat, sei es durch feindlichen Einfall, sei es durch Klimaänderung oder Naturereignisse. Diese untersten Schichten gehören der Frühzeit, dem Anfang des dritten Jahrtausend» vor Christo an. Diese genauere Beobachtung der Funde in den Schichtenfolben gibt dann die Möglichkeit, nicht nur dt« Reihenfolge der Besiedlungen eines Platzes festzustellen, son dern auch durch Vergleich mit den Funden an anderen Orte«, je nach der Gleichheit derselben, die Ausbreitung einer Kultu«- schicht zu verfolgen, ebenso wie das langsame Verschwinde« oder das Eindringen anders Kulturen und anderer Völker als Träger derselben. Aber das erfordert genaue Beobachtung jeder Einzelheit, nichts, kein noch so unscheinbarer Gegenstand darf übersehen werden, denn auch er weiß dem Forscher viel zu erzählen. Gewiß, es ist eine mühevolle, oft entsagungsvoll« Arbeit, und immer seltener werden die Sensationsfunde. dasll, aber um so tiefer das Eindringen in die Welt des alten Orients und die Erkenntnis des Wachsens und Werdens große« Kulturen und ihrer Zusammenhänge. tt. vcmcl. Verantwortlich sür Politik und Feuilleton- Ur. A. DeSrzhk: sür Lotaic» und Sport: A. John: sür Anzeigen: A. Lenz, alle tn Dresden, polierltratze 17« Druck und-Verlag: Germania A.-G., Ftltale Dresden. /^öMsiilmVeinIsZk! Sonckerlsbrt ttuk vlelkseken Ulunsrk! kdek« Tuge »n Llietn unA <Ao,eI >5. bis 23. September unck 29. September bis ü. Oktober Les.-Pnvi» k». 12 V.— kuverAem d>» IMtte September AI« deltedlen 0»t»ee-8onAer- «uk Lügei» unck kvKvtEN nvek WU-IIIlI Lopenl>«gei> pl-El»1v«I-1« 6»»«II«vk»§K»-k»i»on 23. September, 7. Oktober unck »»«Sckentllckl l^vns voll» log» in poniol N kN. 7 0.— Im Preise einbegriffen: Unterkunft, gut bürgerlicbes Hotel, prübstück, blittag- u. Kbenckessen, Kutoruncktabrten, Aeut»eke kübrung 6e»eII»ekvk1»rel»en nvct» eiten l-ünelern V. v. o. Ore»Aen-tt. I, Ufet»entie»n»»tr. 28, Luk 182S6 ÜMKlMIlg »I» Da mein Sohn 10 Jahre schwer an Epilepsie, Fallsucht, Krämpfen gelitten hat und in kurzer Zeit vollständig geheilt ist, gebe ich gern unentgeltlich Auskunft, wie derselbe geheilt ist. Bitte Rückporto beisügen. Horst kritLseke 6a8 6ankkau8 des Nittel8tzanäe8 in Vre8cien Kontokorrent- un6 8ckeckverkekr, Wertpapiere, Nxpotkeken, Keisespsrkssse Spareinlagen Xeltxsemäüe Verrlnsunxf Nsuptgesckskt: Qsleriestrsüe l4. Kuk: 23780,21231 Tveigstelle: ViktorisstrsÜe 19. kern8precker: 17783 «UVV Südamerika» meistgelesener Dichter MSttLN LNSLl-twktHdl: 3n der öteiuwüste. Roman au, der «geuttnlschea Sl-rr«. k-rlonl-rl I Mk., gebunden «,S0 MI. I»e Unerbittliche. Iragüble «tarr ZamMe. Nom». karlonlert «,S0 Mk„ grdunden o Mk. Die durch sachlichste Verlebendlgung-krast a»sgen>srn« groß artig« argen tinisch« Natur mit ihrem entsprechenden Menschen tum sesse» «»» «usan, bi» Sude. 8U0ttVkkl.-ko VLK cenu-kniä VLL1.IN er Silke MM- verikeim von Mitte September bis Mitte Oktober in Pfarr haushalt. Pfarramtliche Empfehlung erforderlich. Zuschrift, erbet, unt. S74S an die Geschästsst. d. Bl. Jnng«» zum IS.September gesucht. LtirI»I, vr«»Aen-L., Prietznitzstratze 4l, l. MmMlkl Opernhaus Freitag BnrechtSreihe K kr» vl»7»I» (V»9) Sonnabend Nutzer Anrecht Voll kau tvtt« (»/,8) Schauspielhaus Freitag AnrechtSresh« K KSvlgtv T»m»r» (>/,8) Sonnabend Anrechtsreibe K Lrvst k«lv! jvvnknrH Alberl'Theaier Freitag kxwvvt (>/.»> »AB. «r. 1, 210t—2RX) »r.S i 425—150 Sonnabcud Allkdvlt» äukerkteiiunx C/-8, BBB Gr. 1: 2301-250« Gr. 3: 451—475 Die Komö-le Freitag 1VvvItvockimpkr»ckts» '/»k BVV. Gr. 1- 20 t—SOl» «r. »! 126-150 Sonnabend Vovkovcklm p«r»ckl«k BBB. Gr.1l 301—40« Gr. 8, 151—175 Neli-euz-Theater Gastspiel Jlie Muth Freitag abend« 8 Uhr ' krlvckerlk» BBB. »r. 1l 8S2S-8S-O Sonnabend abends 8 Uhr kklockortk« BBB. «r. 1, «SOI-SS7« Keutral-Theater Heut« und folgend« Tag« Ldoix Ilvokaolr (8) SvnigsMThealer Täglich abend, 8 Uhr 8ov»»t1ov«llv» 1'roxr»mst SMt. Vlauelarlu« . DreSden-Ä., Stllbel-Alles» rilglich IS Uhrr vor 1V»vckr«r »vtorm Slvuvvliivit 17V, Uhr, Hlvv Loli« „» L«