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Auch Kehl wird frei! Trotz dem „Lokal-Anzeiger". Gewissen rechtsradikalen Elementen ist es offenbar peinlich daß im Haag Vereinbarungen zustande, gekommen und, die uns in bestimmten Fristen die restlose Befreiung oer besetzten Gebiete gewährleisten. Diese Tat sache, die trotz der unnötig lange» Fristen vom ganzen deut schen Volke begrüßt wird, patzt nicht gut in das demagogi sche Treiben hinein, das sie gegen die letzten Entscheidun gen der deutschen Autzenpolitik entfesselt haben. Die Herren dieser demagogischen Opposition, die genau wissen, daß sie in den besetzten Gebieten keinen Widerhall finden werden, glauben nun die freudige Entdeckung ge macht zu haben, datz die Stadt Kehl von jenen Räu mungsvereinbarungen nicht berührt werde, eine Auf fassung, die wir bereits in unserem heutigen Morgenblatt als unhaltbar zurückgewiese» haben. Sie lätzt sich nur durch eine allzu komplizierte Geistesverfassung gewisser, durch den ,^L o k a l - A n z e i g e r" vertretener Kreise erklären, denen dazu noch der Befehl erteilt worden ist, um jeden Preis, auch dort, wo es wirklich nicht geht, Mißerfolge zu entdecken oder zu konstruieren. Die Stadt Kehl, um die es sich hier handelt, ist dem gesunden Menschenverstand folgend, ande rer Meinung. Sie weiß, datz sie frei wird und bringt dies in folgendem Schreiben an Minister Wirth zum Ausdruck: Kehl a. Rh., den 31. August 1S2S. !, Hochverehrter Herr Reichsminister! , > Mit dem ganzen deutschen Volke hat insbesondere die Be völkerung der Stadt Kehl die Verhandlungen im Haag mit leb hafter Anteilnahme verfolgt und das Ergebnis der Konferenz mit Freude beglicht Dürfen wir Iwch nun hoffen, das; auch für unsere Stadt, die einzige Stadt Badens, die noch unter der Ve- ßatzung leidet, bald die Stunde der Befreiung schlagen wird. Mir danken Ihnen, hochverehrter Herr Reichsminister, als den öde sten Sachverwalter derIntercssen der besetztenGebicte und unserem badischen Landsmann, ganz besonders sür die Hingabe, mit der Eie unsere Interessen vertreten haben. Wir beglückwünschen Cie mit den sämtlichen Mitgliedern der deutschen Delegation aufs herzlichste zn dem Erfolg und wir verknüpfen damit die Bitte, auch in Zukunft den lebensnotwendigen Ausgaben der Stadt Kehl Ihre wohlwollende Anteilnahme zuzuwenden und uns in der schwerbcdrängten finanziellen Lage, in der mate riellen und geistigen Rot Ihren Beistand und Schutz nicht zu versage». Hochverehrter Herr Reichsminister, bitte kommen Cie ein mal zu uns nach Kehl. Ihre Anwesenheit wird die Bevölkerung wieder in dem Vertrauen bestärken, datz das Reich dem Badner- kand und besonders der Stadt Kehl Helsen will, die großen Auf gaben des Grcn.zzollbahnhoss und der Kinzigvcrlegung und alle damit zusammenhängenden Fragen durchgreifend w löse», pamit die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt Kehl wieder aufwärts zu führen «md die Bevölkerung in ihrer Vorposten stellung auf wirtschastlichem und kulturellem Gebiet nicht im Stich zu lassen Mit vcrchrnngsvollcr Begrüßung und besonderen Emp- fehlungen verbleibe ich namens des Eemeinderats Ihr Ihnen ausrichtig ergebener gcz. Dr. Luthmcr. sj Die Arbeitslosenversicherung Berlin, 5. September. In der gestrigen unter der Leitung des Neichsarbcits- mtnisters slatlgefuiidencn Partciführcrbesprechung wurde die Lage, wie sie sich aus den letzten Verhandlungen über die Arbeitslosenversicherung ergeben hat, eingehend besprochen. Mit Rücksicht darauf, daß der sozialpolitische Ausschuß dos Reichstags die erste Lesung heute beendet, und daß der Reichsrat erst am Dienstag der kommenden Woche endgültig zu der Vorlage der Neick-sregierung Stellung nimmt, »mrde» Beschlüsse nicht gesatzl. Amerika ist verstimm! Nach Macdonalüs Rede London, den 5. September. „Daily News" berichtet aus Neuyork. daß die Flotten- vcrhanülungen zivisckien Großbritannien und den Vereinigten Staaten ins Stocken geraten sein. Die Admiräle schienen in Washington die Lage in die Hand genommen zu haben. Aus vielen Anzeichen gehe hervor, datz Macdonald in Gens vor- gestern weitergegangen sei. als Washington haben wollte. London, 4. September. Der britische Botschafter in Washington, Sir Howard, hat das amerikanische Staatsdepartement davon unterrichtet, daß der Privalsekretär MacDonalds am Mitt woch in Washington erwartet wird. Osfizielle Persön lichkeiten des Staatsdepartements erklären, daß der Nssuch in keiner Weise mit den englisch-amerikanischen Flottcn- abrüstungsbcsprechungen Zusammenhänge, sondern wahrschein lich den Zweck habe, den englischen Ministerpräsidenten über die Einstellung der öffentlichen Meinung der Vereinigten Staaten zu unterrichten. Das Staatsdepartement und da» Weiße Haus lehnen es ab. sich bereits jetzt zu den Erklärungen MacDonalds am Montag zu äußern, soweit sie sich auf die schwebenden Flottenabrüstungen bezogen. Im Weißen Haus wird weiter betont, daß MacDonald wahrscheinlich am 28. September England verlassen wird und bereits zwei Plätze auf dem Lunard-Dampfer „Berengaria" für den Ministerpräsidenten und seine Tochter reserviert wur den. Eine amtliche Bestätigung dieser Nachricht ist noch nicht zu erhalten. Die Rückreise MacDonalds wird am 12. Oktober an Vord der „Homeria" erwartet. Nach einer Meldung aus Washington erklärte Staats sekretär Stimson zu der Rede des englischen Minister präsidenten MacDonald vor der Völkerbundsvcrsammlung, es werde noch langer, mühevoller Arbeit über die Einzelheiten bedürfen, bevor ein Abkommen über die Parität der Flotten zwischen den Vereinigten Staaten und Großbritannien erzlekt werden'könne. Stimson krtonke datz bereits verheißungsvolle Fortschritte aus dem Weg« zv diesem Ziel gemacht feien, i Tokio, 4. September. Der Kriegsministcr teilte am Dienstag der japanische» Press« mit, daß jetzt auch die japanische Negierunsj einen neuen Seeabriistungsvorschlag ausgeari beitet habe, der noch In dieser Woche dem Siaalsrat zur Gei nehmigung vorgelcgt werde. Dieser Entwurf zeige in Vieleck Punkten eine Ueberelnstimmung mit den englisch-amerst konischen Vorschlägen. Allerdings müsse Japan als reine See« macht eine Flotte haben, die es ihm ermögliche, seine KUstecks und Gewässer ausreichend zu schützen. Vor allen Dingen lönNst Japan in der nächsten Zukunft nicht auf den Bau vost! Unterseebooten verzichten, die sich im Weltkriege al» eine-, kier besten Waffen erwiesen hätten. Nach seiner Genelj-^ migung durch de» Staatsrat soll der Entwurf den Regierungen! in Washington, Paris, London und Rom übermittelt werdend LZenderson über die Räumung London, 5. September. Der Genfer Korrespondent des „Daily Herold" lenkte die Aufmerksanckeit des britischen Staatssekretärs Henderso» auf de» Meinungsstreit in der französische» Presse über die Aus» lcgzing eines Satzes im Haager Abkommen bezüglich der Be dingungen der Räumung der drillen Rheinlandzone und anß die Behauptung der französischen Presse, daß die Räumung von der Mobilisierung eines Teils des französischen Anteils an der ungeschützten-deutschen Annnilül abhänge. Henderson- betonte, datz die Warte des Abkommens vollkommen klar seien, und datz die Räumung Ende Juni durckigesührt sein müsse. Tps sagte: Ich bin überzeugt, das; Briand die im Haag eingegangen« Berpsiichtung chrenhast durchführen wird und ich würde be-j dauern, wenn die Presse irgendn>elcher interessierter Lündeüj vorsätzlich die innerpolilischen Schwierigkeiten Slresemannsh oder Briands vermehren würde. Der Feslzug in Friedrichshasen Die Vellrevoluiion ,.kol Der Ausschluß Bncharins aus der kommunistischen Internationale. «owno, 1. September. Wie aus Moskau gemeldet wird, verbreiten im Zusammen hang mit dem Ausschluß Buchen ins aus der kom munistischen Internationale seine Anhänger Gerüchte über die wirklichen Gründe seines Austritts aus der Komintern. In feiner letzten Rede, so heißt es, habe Vucharin erklärt, er hätte alle Hoffnungen auf eine deutsche kommunisti- schr Revolution aufgcgcben. Die Bemühungen aus eine solche Revolution seien völlig mißlungen. Die politischen Kämpfe in Berlin am 1. Mai hüllen bewiesen, daß das deutsche Proletariat nicht reif sei. die Macht in seine Hände zu nehmen. Deshalb habe Vucharin eine »vollkommene Umftellung der Pläne der Komintern und auch eine große Ncnderung, der russischen Außen- und Wirtschaftspolitik verlangt. Buchorin I«i der Meinung, datz der Gedanke der Weltrevolnllon tot sei. Die Partei und die kommunistische Diktatur der Sowjetunion müsse unbedingt ihre Politik ändern und weitere Zugeständnisse an das Auslandokapital machen. Deutsche Mverheikeudeulschrlft lu SWlawleu Belgrad, t September. Der schwäb sch-dcuischc Kulturbund in Jugoslawien hat eine Denkschrift aus Wunsch des Ministerpräsi denten ausgcarbcitet und diese auf schriftlichem Wege dem Ministerpräsidenten überreicht. Die Denkschrift trägt dreißig Unterschriften deutscher Männer, darunter der hervor ragendsten kirchlichen und weltlichen Vertreter der deutschen Minderheiten i» Jugoslawien aus allen Ansiedlungsgebietcn. Sie wurde dein Ministerpräsidenten mit einem Begleitschreiben des Vorsitzenden der deutschen Välkcrbundliga für Jugoslawien, Dr. Krosst, übergeben, in der Dr. Krasst dem Minister präsidenten seine Wünsche über die schul- und kulturpolitischen Verhältnisse und über die Wünsche der deutsche» Minderheit unterrichtet. Die Denkschrift befaßt sich vorwiegend mit Cchul- und Erziehungsfragen. Die Hauptfrage betrifft den Unterricht in der Muttersprache durch Lehrer, die den Kindern durch ihre nationale und religiöse Zugehörigkeit verwandt sind. lieber den Empfang der Zepznckin Mannschast In Friedrichshasen geht uns noch folgender Bericht zu: Friedrichshasen, 4. September. Noch ehe der Tag anbricht, ist in Friedrichshasen wieder alles aus den Beinen. Es war eine herrliche Nacht, llebcrall in in den Anlagen entlang dem See gab es keine Bank mehr, auf oder unter der nicht Menschen ihr Nachtlager cnisgeschlagcn hatten. In den großen Omnibussen, die erst spät abends cin- trafen, mußte mangels aller Nachtquartiere genächtigt werden. In den Gastwirtschaften wurde bis weit über Mitternacht hin aus musiziert und gesungen. Im Knrgartenhotel war wieder wie üblich Tanztee die halbe Nacht hindurch. Aus den heißen Tag war eine schwüle, warme Nacht gefolgt. Drüben am Schweizer Ufer zog rin Gewitter auf. Zeitweise wehten recht heftige Wind«. Auch im Norden war stärkeres Wetterleuchten zu beobachten. In den frühen Morgenstunden kämen von allen Zufahrtsstraßen Hunderte weiterer Autos und Omnibusse. Die Frühzüge bringen Immer »och mehr Menschen. Wer will sie zählen oder auch nur einigermaßen richtig schätzen? Eines ist sicher, niemals hat Friedrichshasen einen solchen Verkehr erlebt wie heute. Infolge des ungeheuren Andranges der Schaulustigen am Außcntor des Lustschissgeländes, wo alle Zufahrtsstraßen mit Autos blockiert waren, dauerte cs geraume Zeit, bevor sich der Festzug der Zeppelin-Besatzung und der Passagiere vom Lust schisshasen in die Stadt formieren konnte. Erst nachdem ein starkes Ausgebot der aus verschiedenen Städten Württembergs nach Friedrichshasen zusammcngezogenen Schutzpolizei einiger maßen den Weg srcigemacht hatte, konnte sich um 10 Uhr der Zug in Bewegung seetz». Er bestand aus einer endlosen Reihe von Kraftwagen, die reich mit Blumen, den blau-weißen Farben des Luftschiffbaues und den Fähnchen der bei der Weltfahrt überflogenen Länder geschmückt waren. Der Zug wurde eröffnet von dem Konstrukteur des Luftschiffes, Dr. Dürr und Kapitän Lehmann, dem Führer aus der Rückfahrt. Dann folgten die übrigen Offiziere und die Besatzung, die Passagiere, von denen die Ausländer Fähnchen in den Farben ihrer Heimatstaaten schwenkten, die zum Empfang geladenen Ehrengäste und De» hördenvertretc/, und den Schluß des Zuge» bildete ein Lastauto mit den von Amerika gekommenen Postsücken. Zu beiden Seiten der Feststrabe, die mit Girlanden und Fahnen reich geschmückt war, erwartete eine mehrere Glieder tief auf den Bürgersteigen stehende Menschenmenge den Zug, und stürmischer Jubel a«, den Reihe« der Tausend« und von den dicht besetzten Fenstern der ebenfalls reich ge schmückten Häuser empfing die Insassen des Luftschiffes bei ihrer Fahrt durch die Stadt. Von alle» Seilen, aus den Fenstern, aus den Zuschaucrmcngen und von Hunderten u. aber Hunderten von Autos aus aller Herren Länder, die überall am Wege parkten, wurden die Hciingckchrten und die mit ihnen gekommenen aus ländischen Gäste mit Blumen überschüttet. Besonders lebhafte Begrüßung fanden die amerikanischen «Marineossizicre in ihrer kleidsamen Uniform. Nur Langsam konnte der Zug durch die jubelnden Menschenmasse» sich «inen Weg bahnen, am Kurgarten'Hotel vorbei, die oberhalb des Seenfers lausende Hauptstraße entlang zum Marktplatz mit dem Zeppelin-Brunnen in der untcrcp Stadt in der Näb« de» Hasen». Immer wieder streckten sich den Zcppclinern glückwünschendkj Hände entgegen, die ganze Stadt feierte ein wahres Bolkssest. Es herrschte ein allgemeine freudige Verbrüderung zwischen deH einheimischen Bevölkerung und den Zehntausenden, die aus allcik Ländern Süddeutschlands, aus der Schweiz, aus Oesterreich »ndt noch von weiter her nach Friedrichslinse,> geeilt waren. Ununler^ brachen hält der Zustrom nach der Stadt am Vadensee an, dlü Dampfer und Züge sind überfüllt, die Straßen verstopft voi/ Privatwagen und großen Ueberlandomnibusse- Explosion in einer italienischen Pulverfabrik 17 Tote. Brescia, !-. September. In der Pulverfabrik von Eastencdolo ist gestern da». Pulvermagazin, in dem 37 Personen, zum größten Teil Frauen.« arbeiteten, infolge eines Brandes in die Lust gcslogen. Nach den bisherigen Feststellungen sind 17 Personen getötet und eliv»! 20, zum Teil außerordentlich schwer, verwundet worden. Die Eindämmung des Brandes ist bereits gelungen. Rcltnngs- Maßnahmen wurden sofort eingelcilet * Schwere Gewitter sind Donnerstag sinh über Hamburg und Umgegend nicdcrgkgangcn. Im Stadtgebiet schlug der Blitz jims. mal rin. ohne jedock zu zünden. * Von d<r »mnidsklncrisckstn Grenze. Nach chinesischen Mel dungen sind 300 Man» Sowjcttruvpc» am 31. August i» Ciickiangl eiugedrungen. Sic k,aben den Ilisluß überschritten und nähern sich der Stadt Ili- * Der Gesundheitszustand ElemenceauS gibt seit einigen Tagen zur Beunruhigung Anlaß. * Bel der Indischen Hochivasserkatastrophe in Smat, sind über tausend Mensche» »ms Leben gekommen. * Abgestürzteo Flugzeug. Das seil Mittwoch vermißte, mit fünf tsiassagieren und drei Mann tlöedienung besetzte ameri. konische Flugzeug ist ln Neumexiko ausgcsunden worden. Sämt lich- Insassen de« Flugzeuges waren tot. * B«i dem Hauseinsturz in Algier sind insgesamt !>7 Per« sonen getötet und 10 schwer verletzt worden. Die Hitzewelle Die Höchsttemperaturen gingen in Sachsen am Mittwoch bis 33 Grad im Schatten, rvährend die tiessten Teinpcroluren im Flachlonde nicht unter 1« Grad betrugen. Donnerstag srüH um 7 Uhr wurden schon wieder 20. gegen 0 Uhr 2l> Grad über schritten. Das sind Werte, ivie sie selbst im Hochsommer nicht allzu hausig sind. Allerdings nimmt jetzt die Gewillerneigung zu, und die Hitze dürste »uninehr ihre höchsten Grade erreicht haben. Wetterbericht der Dreeduer Wetterwarkß WittrrungbauSsichten. Zunehmende Gewillernrignng, dabei j ober noch keine durchgrelscnde Veränderung der Wetterlage. Schwache Luslbewegunq veränderlicher Richtung.