Suche löschen...
Sächsische Volkszeitung : 05.09.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-09-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192909059
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19290905
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19290905
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1929
-
Monat
1929-09
- Tag 1929-09-05
-
Monat
1929-09
-
Jahr
1929
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 05.09.1929
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
50 Jahre Dresdner Saloppe Der ehemalige Bretterbau Vor einem halben Jahrhundert, am 7. September 1879, wurde der heutige Bau der seit einiger Zeit stilliegenden, durch seine weltberühmte Aussicht so ungemein beliebten Gaststätte der „Saloppe" in Dresden dem öffentlichen Verkehr übor- geben. Vor seiner Erbauung stand an der gleichen Stelle ein staatliches Fachnwrkgebäude, das Gottlieb Portmann 1822 errichtet hatte und das bis zum Beginn der Vorarbeiten für das Wasserwerk an der „Saloppe" jenen einst von Weingärten um gebenen berühmten Aussichtshiigel krönte, auf dem noch der jetzige Bau des früheren Restaurants „Saloppe" steht. Der Vorläufer der alten Porimannschen Saloppe war jedoch die „brctterne Saloppe", die ursprünglich nichts weiter als die bescheidene Holzbude des Fährmanns unterhalb des Wcin- berghügels war, aus dem dann die späteren Bauten gleich dem jetzigen errichtet wurden. Dir „bretterne Saloppe" war schon in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts das sonntägliche Ausflugsziel zahlloser Dresdner Bürger, die in der Richtung der Bautzner Chaussee am „Goldenen Löwen" und am „alten Holzhof" vorbei dorthin pilgerten, um sich an dem herrlichen Ponorama ,z» ergötzen und beim Fährmann zu erfrischen. Fm 7jährigen Kriege hatten die Preußen in der Nähe des Fähr hauses eine Feldwache errichtet, die damals schon an schönen Sommertagen von vielen wanderlustigen Dresdner Einwohnern besichtigt wurde, die bei dieser Gelegenheit dieses lauschige Aus sichtsidyll entdeckten. Fn den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts entstand in der Nähe der bretternen Saloppe der berühmte Lord Finlatersche Weinberg, der eine Reihe von Jahren hindurch der Treffpunkt der vornehmen Welt war, während die „Ärloppc" gleich dem „Waldschlötzchen" und „Antons" mehr eine Erholungs stätte der bürgerlichen Kreise Dresdens, aber ein ebensogern ausgesuchter Aussichtspunkt der zahlreiche» Fremden wurde, was auch die neue Saloppe im Verlaus ihres nunmehr 50jährigen Bestehens gewesen ist. Die illunrinierle Iahresschau Auch der vierte Tag der Iahrcssckau-Fcstwoehe erfreute sich regsten Zuspruchs. Schon am Nachmittag ergötzten allenthalben musikalische Darbietungen. Im Konzertgartcn des Ausstel- lungSpalastcs Ivartet« die Plietzsch-Marco-Kapelle mit moderner Musik auf; in der Herkules-Allee wusitc Kapell meister Fciereis sein Programm am Abend dem illuminierten Gelände stimmungsvoll anzupasscn. Im V e r g n ü g u n g S eck wetteiferten die einzelnen Lokale mit Tanz-, Untcrhaltungs. und Stimmungsmusik. Außergewöhnlich viele Zuschauer hatte das Schau fechten angeloekt, das in Fechtmeister Herbert Sieber einen gewandten Leiter hatte. Die stark vertretenen einzelnen Vereine bote„ anspre chende Uebungen im Florett-, Säbel- und Frcifechten und fanden reichen Beifall. Den Höhepunkt der Veranstaltungen bildete naturgemäß die Illumination, die in diesen» Jahre als besonders ge lungen und wirkungsvoll bezeichnet werden Kinn. Der Kugel hau S Platz trug ein tempclartigez Gebäude aus Lampionsnnlcn und Girlanden, im Gegensatz dazu flammte das Kugcllwus selbst in bunten, Feuer und der beleuchtete Prcsscturm nbeischütlctc das phantastische Vild mit seine,, Scheinwerfer». Eine Licht- und Far- bcnsymphonie für sich bildete die Herkules-Allee, deren Kandelaber weite Vogen bunter Papicrlampcn schmückten. Dem Charakter des Vergnügungsccks angepaßt ivar die Illumination äußerst farbenfroh. Das zahlreiche Publikum gab sich aus den, gan zen Gcläiche dem Zauber der vielseitigen Festbeleuchtung gern hi». » Der sechste Tag der Iabressiha» Festwoche steht im Zeichen des Bundes Deutscher Radfahrer, der ui» 17.30 Uhr ans dem Kugellmnsplah zunächst das Radballspiel um die Bezirks,neisier- schast im Bezirk Dresden auskäinpst. Es folgen dann ziveicrlci Kunstfahren, 6cr Kunstfahren, Kostümsahrcii und humoristisches Ein- radsahre». Von 19 bis 22 Uhr findet unter Leitung von Musik direktor Feiereis ein Elitekonzcrl der Dresdner Philharmonie statt. Im Vergnügungspark findet außerdem an diesem Tage wieder ein K r i m i na li st c » ta g statt. Der Pavillon Eden bringt rin Dahlie »fest, während das Viktoriahaus ein rheinisches Winzerfest veranstaltet mit einer Amateur-Walzer- konkurrcnz. Der erste Preis für das best« Tanzpaar besteht in einer achttägigen Rhcinlandrcisc mit voller Verpflegung. vrrrckrn unci Umgebung Schöne Spittfommerkage Schöne Spätsommertage beschert u»z diesmal der «„hebende September, der bekanntlich zu den beständigsten Wettcrinonatcn ge hört. Ein kräftiges HoetHruckgebicl lagert über Deutschland, das große Wärme mit sich bringt. Am Sonntag überschritten die Höchst temperaturen vielfach ltO Grad. So wurde» in Dresden 32, in Zittau sogar 33 Grad Celsius gemessen. Sogar ans den, Ischiel st erg wurde eine Temperatur von 21 Grad sestgcstellt. Auch in den Morgenstunden des Montag? und Dienstags wurden bei l>«itercm Himmel schon wieocr et um 20 Grad gemessen. Hassen wir, daß »ns der erste Herbst,uonat »och eine Reihe schöner, warmer Tage bringt und uns so den unvermeidlichen Abschied des Sommers erleichtert! Wer kann Angaben machen? Dresden, 4. September. Zu dem Einbruch in die Haupt- Kasse des Hauptbahnhoses in der Rächt zum 31. August wird mitgetcill: Bei den kriminalpolizeilichen Erörleningen ist be kannte,«! worden, daß kurze Zeit vor Bemerken des Einbruches, etwa gegen -14 Uhr vormittags, im Durchgang zu der Haupt- Kasse zwe i Männer mit schweren braunen Koffern und eme Frau gesehen worden sind. Hände und Kleidung der Männer waren stark beschmutzt. Sie trugen auch sonst Spure» scipverer Arbeit an sich. In der Mittelhalle haben sich die Männer an einer Wasserleitung die Hände gewaschen und sind darauf in Begleitung der Frau verschwunden. Die Un bekannten werden beschrieben: von den Ntännern ist einer enva 38 Jahre alt. 175 Zentimeter groß, der andere etwa 25 Jahre alt, 170 Zentimeter groß, beide trugen unter anderem grau braune Anzüge, graue Sportmützen, die Frau ist etwa 22 Fahre alt. 105 Zentimeter groß, und soll unter anderem Hellen Mantel und Hellen Hut getragen haben. Angaben nach dem Kriminal- aml, Zimmer 47, erbeten. Ein Gauner erschwindett 14 000 RM. Am 2. September ist in verschiedenen Stätten Sachsens ein gefährlicher KredUbetrüger ausgetreten und hat eine An,zahl Girokassen um größere Beträge geschädigt. Der Unbekannte, ein angebliä>er Fabrikbesitzer Müller, erschien in der Girokosse Plauen im Vogtlands und legte einen Reisekreditbrief der Gemeindcsparkasse Uhlstädt i. Th. vor. worauf ihm 4500 RM. ausaczählt wurde». Daraufhin wandte er sich nach Reichen- bach i. V. und erhielt an der dortigen Girokasse gleichfalls 5000 RM. ausgczahlt. Von Ncichenbach ging die Reise nach Myla». wo ihm 1000 RM.. und später nach Netzschkau, wo Ihn, 4000 RM ausgezahlt wurden. Fn Zwickau erlangte er aus gleiche Weise 4500 RM. Er bedient sich bei seinen Reisen eines Kraftwagens. Fn Lenge »seid i. V. versuchte er ebensalls einen größeren Betrag zu erhalten, doch wurde ihm hier die Aus,Zahlung veriveigert. Bon dem Betrüger fehlt bis jetzt jede Spur. Tragischer Tod Dresden, 4. September. Am Dicnstagmittag gegen 2 Uhr stürzte bei Tckorotioiisarbeilen a» der Außenjront dcS am Aitmarlt gelegenen Modehauses Nenner ein Malcrgehllse aus der Höhe des zweite» Stockwerkes von einer Magirusleitcr ab und blieb schwerverletzt liege». Der Verunglückte mußte ins .Krankent-aus ge bracht werde», wo er in den Abendstunden verstarb. Die Ursache zu den, Unfall liegt ivahrschcinlich darin, daß die MagiruÄeiter zu schief stand und der Schntzgürtcl des Malcrgehilscn riß. Gestern mittag gegen 1 30 Ubr wurde aus de», Wasaplatz Ccke Lockwitzcr C-traße ein älterer Nodsakrer von einem Lastauto übcr- sabrcn. Dem Radfahrer wurde der Kopf fast völlig vom Rumpfe getrennt, so daß der Tod aus der Stelle einlrat. Die Schuldfrage bedarf noch der Klärung. ; Den Verletzungen erlegen. Der beim Brand des Berg restaurants in Cossebaude durch Absturz schiver ver unglückte Feuerivehrmann, der Landwirt Franke, ist am Dienstag in den frühen Morgenstunden im Friedrichstädter Krankenhaus, wohin er übergesührt wurde, verstorben. — Was die Bra » dursache anlangt, so konnte diese bisher noch nicht geklärt werden. In den vom Feuer verschont gebliebenen unteren Easträumen wurde bereits der Säzankbetrieb wieder eröffnet. Der Dlenftkleldungszuschusr für Beamte Dresden, 4. September. Noch einer Verordnung des säch sischen Finanzministeriums, wird der Dienstklcidnngszuschuß nicht geivährt, in den vollen Monaten, in denen die Ver pflichtung zum Tragen der Dienstbekleidung nicht besteht. Während des gewöhnlichen Erholungsurlaubes wird der Zu schuß fortgeivährt. Allen Forst beamten, die zum Bezug von Dienst- klcidungszuschüssen berechtigt sind, wird mit Wirkung vom 1. 4. 1929 ab eine Pouschvergütung zum Bezug und zur Unter haltung von Dien st wafsen in Höhe von jährlich 25 RM. bewilligt. Die Vergütung ist am 1. September jeden Jahres sür das ablaufende Rechnungsjahr zu zahlen. : Dr. Blühcr vom Urlaub zurück. Oberbürgermeister Dr. Blühcr ist vom Urlaub zurückgekchrt u,»d hat die Leitung der Ge schäfte des Rates wieder übernommen. : Das Kaufliaus Renner hat aus Anlaß seines 75jährigcn Bestehens der Stadt Dresden als Renner-Stiftung einen Betrag von 30 000 NM. überwiesen. Die Erträgnisse dieser Stiftung sind zur Unterhaltung einer oder mehrerer Stellen in einem städtischen Bürgerheim, in erster Linie für bedürftige, selbständig gewesene Dresdner GesclMtÄeute be stimmt, denen es infolge Alters oder Krankheit nicht mehr möglich ist, ihr Geschäft zu betreiben. Durch diese hochherzige Stiftung hat das Kaufhaus Renner seine enge Verbundenheit mit der Stadt und ihrer Einwohnerschaft in vorbildlicher Weise zum Ausdruck gebracht. : Bekanntmachung. Die Fa. Springer u. Nabe be absichtigt, aus dem Grundstücke 547 des Flurbuchs für Dresden. Pieschen, Großenhainer Straße 118, ä>emisä>e Erzeugnisse sLack- färben, Pflanzenleim usw.) herzustellcn. — Einwendungen da gegen, die nicht aus Prioatrechtsliteln beruhen, müssen binnen 14 Tagen beim Baupolizeiamle, Neues Rathaus, 1. Obergeschoß, Zimmer 187, schriftlich oder mündlich angebracht werden. : Geheimer Rat Dr. von Pflogt, der frühere Ministerialdirck- lor des Ministeriums des Innern, der sich seit einige,, Wochen im cinstweiligcn Ruhestand befand, ist, wie wir höre», i» de» dauernden Ruhestand versetzt worden. : Eine traurige Statistik. Am Montag wurde die Feuerwehr nicht weniger als viermal z» Saiierstosshilscleistungc» gerufen. Bei einen, 37 Jahre allen Bücherrevisor in der Spcncrstraße, bei einer 15jährige» Haustochter am Hcbbelplatz >,»d bei einen, 64 Jahre alten Rentner in der Adlcrgassc waren die Wiederbelebungs versuche ohne Erfolg. Im vierten Falle gelang es, ein 35jährige> Dienstmädchen i»L Leben zurückzuruscn. ) Die Weihe des Margarete-Cronau-Heims. Die Ein weihung des Margarcte-Eronau Heinis in Schellerlmu, das vo» der Quarter-Collection dem Landesverband Sachsen des Vereint für das Deutschtum >m Ausland übereignet wird, findet ans II. September statt. s. Zusammenschluß der evangelischen Jugend Sachsens. Di» evangelischen Iugendverbände Sachsens haben einen „Ausschuß de» evangelischen Jugend in Sachsen" gebildet. s. Verpflegung von HecrcsangehSrigcn. Die sächsische Negie rung tveist in einer Verordnung daraus hin, daß seitens der Heeres, vcrivaltilng die Inanspruchnahme von Unterkunft in der Regel mit Verpflegung geschieht. Ans Ucbnngsgründcn kann jedoch hiervon abgcwichcn werde», und es tritt dann die Fcldküchciiverpslcgnng ein. Dann hat selbstverständlich der Quariiergeber keine Verpflich tung. Verpflegung zn gewähren. Tut er cs trotzdem freiwillig, lzat er kein Recht, dafür Entschädigung z» verlangen. s. Anerkennung von Abschlußprüfungen für Versorg,»,gs- anwärtcr. Dos sächsische Ministerium des Innern l)at die i» den deutschen Läickcrn lmil Ausnahme Preußens) bei der Schutzpolizei abgelegten Abschlußprüfungen I als Ersah von Vorprüfungen a». erkannt, soweit solche von Vcrsorgungsanwärtcri, beim Eintritt i» den einfacheren nichttcehnische» Slaais- und Gemeiickedicnsl ver langt werden. Erfurter Kunst und Kultur im Wandel -er Zeilen Von Robert Hill manu, Erfurt. Unter dem Titel „Erfurter Herbsttage 1929" suchen im September und Oktober in Erfurt eine Reihe von Veranstaltun gen statt, an deren erster Stelle dir Ausstcllung des Städ tischen Museums in dem prächtigen Renaissancebau der,„Alten Wage" steht. In geschichtlicher Fohze wird an der Hand ausgc- »väblter Kunstiverke ein Einblick geboten in das, was in Erfurt oder in Beziehung zu Erfurt aus den Gebieten der Kunst und des Kunst- gewerbes geleistet wurde, wobei mich inleressanle Kulturdenkmäler nicht unbeachtet blieben. Erfurt gehörte im Mittelalter zu de,, bedeutendsten deutschen Städten uitd verfügte über einen Tcrritorialbcsttz von der Größe eines Fürstentums. Dcmzusolg« ivar cs in Handel. Gewerbe, Kunst uiw Wissenschaft in Mitteldeutschland, vor allen, in Thüringen führend. An Erjuris Wassenlale,, erinnert in der Ausstellung eine Anzahl von Sctzschildc». die z» den größten musealen Seltenheiten gehöre». Alle Ptolcreicii und Plastiken bis ins 11. Iabrbunder, zurückreicheich zeuge» von dem Bestehe» einer hohen bodenständigen Kunst. Im 14. Jahrhundert ist in Erfurt bereits «ine Malerschule onzu- neknicn, deren Leistungen kaum hinter den gerühmten anderer Städte zurückbleiben. Kostbare Stickereien wie der aus dem Domschatze stammende Trislanteppich und der aus dem Ursnlincnklostcr gehörige über 5 Meier lange und 3 Meter breite Magdaleiienlcppich, sowie alte Kirchngewänder bezeuge» den in den Erfurter Klöstern geübten Kunslfleiß Prächtige Altarwerkc, so ein Schnitz- aitar aus der Licbsrauenkirchc zu Arnstadt, Allartascln aus der Neglerkirche zu Erfurt »ich zahlreiche Madonnen und Kruzifixe be kunden die Bedeutung der mittelalterlichen Kunstzcntrale ErsuA. Von der Anwesenheit höchster weltlicher uich geistlicher Fürsten i-n der Sucht erzählen Originalurkunden von den Kaisern Friedrich!, und II,, Rudolf vo» Habsburg bis aus Karl V., sowie von den Päpsten Innozenz IV. und VIII. Aon den Nlalcrn der Renaissance ist m a. der sächsisch-thüringische Lukas Kranach nnt mehreren Originalen vertreten. An die Blüte des Handwerks erin nern wertvolle Zunstschaustücke, Truhen, Primklüren ,ssw. Selten« Münzen, bis ins 11. Iohrhuirdert zurückreichend, fesseln den Kenner. Von der Blüte der Edrlmrtallorbeit zeugen di« Szepter der ehemaligen Erfurter Universität, die im 14. Jahrhun dert als erste Deutschlands ohne Mithilfe fürstlicher Munisizenz von der Bürgerschaft ins Lebe» gerufen wurde, ferner kirchliche Geräte, Neliquiaricn, kostbar« Bucheinbände aus dem 14- und 15. Jahr hundert. Mit d«m Dreißigjährigen Kriege sanken Blüte und Reichtum der Stadt; das 17. und 18. Jahrhundert ist vertreten durch der zeitige Sladtansichien, Möbel uich vor alle», durch die in seltener Reichhaltigkeit vertretenen Erfurter und Thüringer Fayencen (Koburg, Ckro, Dorothcenthal, Abtsbessingen nsw.), die aus den Museunisbeständcii ganz Deutschlands hier z»- sammengelragen, eine instruktive Ucbcrstcht über diesen Knnstzweig bieten. Aus dem Zeitalter des Statllgillcrs Dalberg (Wende zum 19. Jahrhundert) werden Schriftwerke. Medaillons und zeitgenös sische Bilder hervorragender Geistesgröße» gezeigt. Di« napoleonische Epoche spricht zu uns in Möbeln und Erfurter Stadtbilder,, von Dornheiin und Kuchenbuch, die Biedermeierzeit durch Stadt panoramen, Gebrauchs- und Ziergegenstände. Ter dem Revolutions lohr 1848 gewidmete Raum fesselt durch die Porträtftiche damaliger führender Persönlichkeiten und durch Prcffccrzeugniffe. Ein« Cle- mälde-Ausslellu»g erster Meister führt durch die verschiedenen Stil- äußcrungen des 19. und 20. Jahrhunderts. Auch die moderne Pla stik ist durch den einheimischen Bildhauer Walter vertreten. Wei ter Raum ist der blühenden Erfurter Kunst- und Hand werkerschule zugewiesen und verdient volle Beachtung. Was der Ausstellung, die sämtliche Mujeumsräume umfaßt, einen besonderen Wert verleiht, ist die Vermeidung von Anhäufung gleichgcartcter Kunstgegenstände und das vorsichtige Auswahlen des Besten und sür die Zeit- und Stilcpochc Typischsten. Dazu kommt die mustergültig« Anordnung des geschichtlich und kulturell Zu. sammengehörigen in meist kicinen. «ine leichte Uebersichtlichkeit bie tende,, Räumen, wodurch ein klares Bild der auf- und absteigenden Bedeutung der Stadt und ihres geistigen, künstlerischen und wirt- schasl'lichen Lebens geboten wird. weit- und warmherzige Schwester der Frau bringt die Gatten glücklich wieder zusammen. Die Hanptstärks des Lustspiels liegt im gewandten, witzigen Dialog, dem es nicht an Seilen« hieben auf allerlei Verhältnisse und auch nicht an eignigen Ein deutigkeiten fehlt. Das Stück unterhält einige Stunden ganz angenehm und imirde mit großem Beifall ausgenommen. Von den Darstellern bot Ilde Overhoss entschieden die beste Leistung. Ihre temperamentvolle Maria Braun brachte eigent lich erst den rechten Schwung in das Ganze. Den aufgeregten streberischen Privatdozenten gab Paul Rainer gewandt uni amüsant. Nett und munter ivar als seine Frau A n n i Wilke> wahrend es dem Schauspieler Johannes Bartels etwa» an eleganter Gewandtheit sphlt«. Ausfallend scharf charak terisierte Eduard Wenck den einen Universitütsprofessor ivährend als der andere Albert Willi zu derb war. Flau und elegant ivar Max Zähnig als Dheaterdireklor. Ge spielt nmrde unter der Leitung Wolf Leutheisers flüssig und gut pointiert. Darsteller, Autor und Spielleiter wurde» reich mit Beifall und Blumen bedacht. —n. Die Billa Kaol-ach in München. — Nachdem für di« KunA sammlung F. B. von Kaulbachs in München bereits der Tea min der Versteigerung festgesetzt ist, wirb jetzt bekannt, daß d» Villa Kauibach, eine Schöpfung Gabriel Seidls, demnächst ve« mietet und damit einem ungewissen Schicksal überantwort« werden soll. Versuche, die Villa irgendwelchen öffentlichen Zwecken zuzuführen, dürsten eher noch weniger Aussicht am Verwirklichung haben, als dies bei der Villa Stuck der Fast im zumal sich das Haus für die Bedrüfnisse der benachbartg Staatsbibliothek nicht in wirtschaftlicher Weise nutzbar mach« läßt. So hofft man nur, daß der Staat die Gelegenbeit greift, den an die Bibliothek angrenzenden Garten für dien zu erwerben, wie dies mit einem benachbarten Grundstück bch rests üMMn jst. Smrror Alberttheoter. Als erste Neuheit der neuen Spielzeit wurde am Sonntag dos Gastspiel „Komödianten" von Otto Ernst Hesse-gegeben, ein leichtgezimmertes, einen nicht ganz neuen Borwurf flüssig und nett behandelndes Stück. Es handelt sich darin um die Ehe eines Gelehrten mit einer Schauspielerin. Beide sind von ihrem Berus so begeistert, daß keins von beiden denselben opfern will zugunsten des andern. Di» Ehe droht darüber «useinonderzugehen. Ein« modern Gipset der Zerstreutheit. Hebamme: „Herr Professor, eben ist ein Mädchen angekommen!" — „Professor: „Wir sind mit unserem jetzigen Mädchen ganz zufrieden. Sogen Sie ihr, sie möge sich um «ine ander« Stellung bemühen!" Zu viel verlangt. „Streck' di« Zunge heraus", komman diert Dr. Knorrig. „Noch welter, ganz heraus" — „Ganz geht sie nicht heraus. sogt Fritz kläglich, „meine Zunge ist hinten ang« wachsen."
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)