Volltext Seite (XML)
Die Finanzen Berlins Dök vor dem Sklarek-Unlerfuchuncssausschuf; Der kalholische vresselyp Professor Dr. Dovifat, der Direktor des Deutschen Institutes für Zeitungskunde in Berlin, befaßt sich in «inem sehr beachtlichen Artikel des „Neuen Reich" mit den Lebensaufgaben der katholischen Presse. Er geht dabei aus von der grundlegenden Bedeutung der Nachricht für die moderne Massenpresje und fordert deren publizistische Bearbeitung in stärkerem Mähe von unserer Weltanschauung aus. In dieser Hinsicht stellt Dovifat für die katholische Publizistik folgende Fordern», gen aus: „Ebenso wie die Mnssenpresse irgendeinen schmutzigen Sen« sationssall des Tages magisch vergröbert, indem sie ihm all ihre Spalten widmet, ebenso kann sie den Fall herausarbeitcn, der wertvoll und wichtig für die Führung der Masse in gesinnungs» mäßig bestimmter Richtung ist. Voraussetzung dieser Form der Massenftchrnng ist. das, sie der Massenprcsse natürlich bleibt, das Hecht, das, der Führer aus der Masse heraus Marschart und Marschrichtung bestimmt und sich nicht sichtbarlich an die Spitze stellt, nicht Autorität sordert, ehe seine Cache sie erzwingt, nicht rust, ehe er gerufen wird. Sein Mittel ist immer die Nach richt. das Ereignis, die Sensation, ja keine Predigt in Artikeln: In der Auswahl der Nachricht, ihrer Struktur, ilrer Fassung soll die weltanschauliche Grnndrichinng liegen. Mas jedem Fachkundigen als Wesen der sogenannten „Nach« richtenpoltik" längst bekannt ist, hat hier aus alle Gebiete des Küentlid en Lebens und ganz besonders auch des allgemein wenschliclstn Interesses in der Alltagsarbeit derart Anwendung n finden, das, der sensationelle Wert des Dargebotenen cineswegs erlischt, sondern gerade durch die ans weltanschau» lichen Gründen betonte Heransarbeitung bestimmter Tatsachen »ach dem Gesetz der Wiederholung eine doppelt lesewerbende Kraft erlzält." Dabei verhehlt Professor Dovifat nicht, das, sich gerade dir wertvollen Träger des katholischen Gedankens an diese sensationelle Form der Publizistik erst werden gewöhnen müssen, ja, das; die „Stillen im Lande" diese Form vielfach ablehnen, vielleicht sogar bekämpfen werden. Er ist aber der Meinung, dag ungeachtet dieser Schwierigkeiten die heutig« Zeit einen anderen Typ des katholt. scheu Journalisten verlangt, als ihn unsere ältere Publizistik dargestellt hat, die in erster Linie aus der Geist« lichkeit und dem Gelehrtentum kam. Es ist besonderer Be achtung wert, was Professor Dovifat in diesem Zusammen, hange über den katholischen Publizisten moderner Prägung sagt: „Die jüngere Generation der katholischen ?, e i t n n g sl e n t e ist leider nicht reich an Führern, die den modernen Ausgabe» gereckt werden. Das hat seine Gründe. Wer die publizistischen Persönlichkeiten entwickeln will, der lasse sie gewähren. Nicht umsonst haben — seit Joseph Görrcs — alle führenden Publizisten sich gegen jede Gängelung gewehrt. Auch die journalistische Arbeit im Tagesknmps erfordert Indi vidualitäten, gerade weil sie kollektive Wirkungen erzeugen soll. Der katholischen Presse wird zu viel drcingeredct. Durch ver schiedene mehr oder weniger berufene Instanzen, durch Parlci- grösicn, durch Verbände. Und gerade diese letztgenannte Füh lung ist zweischneidig. Vielleicht ist es sür die Massenprozeße besser, sie zu lösen. Sind die Hilsssiellnngcn die die Presse dort lucht (?). wirklich so fördernd und sichernd? Kann man nicht daraus verzichten? Ist cs nicht besser, jeden Treibhansasen ans- »»löschen? Ich fürchte, man zieht sonst nur journalistisches Be amtentum grofz, das zwar willfährig ist. aber Mich unjchöpfe- risch bleibt und ohne Führerbegabung dasteht Wenn die libe rale Presse heule zweifellos die besten Federn besitzt, so liegt das nicht zuletzt voran, dasz man hier dem Individuum die g r ö sz t e persönliche Auswirkung gestattet und die geringste persönliche Bindung auserlegt." Wir wollen uns hier aüf die Wiedergabe dieser Auf fassungen eines führende» Zeitungsfachmannes beschränken. Wir sind mit ihm der Meinung, das, diese Fragen die Be achtung aller an der katholischen Publizistik interessierten Kreise verdienen und ernsthafter Diskussion wert erscheinen. Die Deutsch« Ttudenten-ttzemeinschast veranstaltet am Mittwoch, den 12. Februar, abends 8 Uhr im grossen Saale des Dresdner Stndentenhauses, Mommsenstrasze 18, einen Vortrag, der Interesse breiterer Kreise verdient. Studentenseelsorger Dr Ludwig Ba u m - .Hellerau. spricht über „Die christlichen Kir chen in der Gegenivart und di« Möglichkeit ihrer Wiederver einigung". Im Sklarek-Ilntersnchungscnisschns, des Prenszischen Land tages hielt am Sonnabend der Sladlkümmerer Dr. Lang« «inen Vortrag über die Finanzlage der Sladt Berlin. Dr. Lang« führte die schlechte Berliner Finanzlage zuerst aus den Finanzausgleich zurück, den er als auszerordenllich ungünstig sür die Neichshciuptstadt bezeichnet«. Troädem hüllen sich die hierdurch entstandenen Fehlbeträge ln sehr bescheidenen Gren zen bewegt. Schuld an den augenblicklich schwierigen Verhält nissen sei die allgemeine Jlliquidilät. Dr. Lange begründete dann die Notwendigkeit, anläßlich des Schnellbahnbaues Grundstück« zu kaufen. Man habe hierfür Grundstück« unter der Hand sür 83 Millionen Mark billiger gekauft, als man sie durch Enteignung erhallen hätte. Die sür den Verkehr in den letzten Jahren gemachten Auswendungen seien oon maß gebendem Einst uß aus die Berliner Finanzen gewesen. Berlin habe insolge der ablehnenden Haltung der Beratungsstelle so gut wie keine Ausländsanleihen bekommen. Im Jahre 1828 seien z. V. 218 Milt. Rm. Aus ländsanleihe beantragt worden, wovon die Beratungsstelle nur 8U Millionen bewilligt habe Dies« Haltung der Beratungs stelle sür Anslandskredile habe dazu gesührl, daß die Sladt illiquid« wurde. Nachdem der Ausschuß die Vernehmung des Stadtkämmai rers Dr. Lange beendet hatte, gab O b e r b u r g e r m e > st e > Büß ein« eingehende Darstellung seiner Bemühungen, dl» Finanzen der Stadt einer Gesundung zuzusuhren. Aus sein« Iniviative sei es gelungen, den außerorventltchen Haushalt ii» Jahr« 1329 ans 182 Millionen herabzudrücken gegen 27> Millionen tm Jahre 1328 Der Stadttämmerer und er seie» tm Magistrat gegen die Verlängerung der U-Bahn« strecke gewesen. Sie seien aber überstimmt worden An gesichts der bereits abgeschlossenen Verträge sei eine Siillegunl der Bauten nicht mehr möglich gewesen. Man habe nicht vor aussehen können, daß die Krastverkehrssteuer insolge eine» späteren staatlict-en Entscheidung statt der eingesetzten siebe» Millionen nur zwei Millionen erbrachte. Weiler seien die a» den Staat zu zahlenden erhöhten Polizeikosten und die außer ordentlich hohen Ueberschreitungen beim Mohlfahrtshaushalt insolge des starken Anwachsens der Erwerbslosigkeit nicht vor» auszusehen gewesen. Im Zusammenhang mit der Sklar«k-An- gelegenheit sei die Finanzwiktsihasl Berlins in der Ocssentlich« keil in einer Weise erörtert worden, daß der Stadt Kre dit« gekündigt wurden Di« Deckung des so ausgefalle nen Bedarfs habe ui,mitl«lbar zu den Finanzschwierigkeile» geführt. Die Aussprache in „VMa Kttgel" Der Beleidigungsprozeh Bernhard—vr Poensgen — Ein Nachspiel zu den Pariser Verhandlungen Aus IS. Februar vertag! Vor dem Amtsgericht Berltn-Mittc fand unter dem Vorsitz von Amtsgerichtsrat Hirte am Sonnabend ein erster Termin in der Beleidigungsklage des Lhesredaktenrs der „Voss. Ztg", Prof. Bernhard, gegen den Industrielle» Dr. Poensgen statt. Es handelt sich »in die bekannte Aussprache anläßlich der Pariser Verhandlungen auf der Kruppschen „Villa Hügel", über die Bernhard Behauptungen ansgestellt hatte, die von Poensgen als unwahr und frei erfunden bezeichnet wurden. Deswegen hatte Bernhard Klage erhoben. Der Kläger war zur heutigen Verhandlung selbst erschienen, mit ihm Rechtsanwalt Peschke. Den Beklagten vertrat Instizrat L ö w e n st e i n. Instizrat Löwenstein beantragte Beweiserhebung. Durch die Vernehmung sämtlichr Teilnehmer der Sitzung ans „Villa Hügel" soll der Beweis geführt werden, daß die non Bernhard zitierte» Nenßcrnngen von Thyssen nicht gefallen sind, und daß ferner in der scragichen Sitzung gerade nicht ei» Druck ans Bögler aus geübt worden sei, ausz»Icheide», sondern daß die Versammlung Bögler im Gegenteil gebeten habe, seine Absicht, zurückzntreten, einstweilen anszugebcn und an den weiteren Pariser Verhand lungen teilzunchmen Auf ausdrückliche Fragen des Vorsitzenden erklärte Löwenstein, der Vorwnsr „sei erfunden", könne auch bedeuten, daß ein anderer als Bernhard den behaupteten Tat bestand erfunden habe, Rechtsanwalt Peschke erklärt«, daß auf Grund dieser Aus führungen notwendigerweise schon jetzt eine Veeurteilung de« Angeklagten erfolgen müsse. Poensgen Hab« den Vorwurs un mißverständlich gegen Bernhard erhoben. Befremdlich sei, daß Lhyssen nicht von vornherein als Zeuge oon dem Beklagten geladen worden sei. Der Kläger trete au« politischen Gründen für eine restlose Aufklärung ein. Es sei ganz gleichgültig, ob die fragliche Aeußerung bei der Sitzung aus der „Villa Hügel" gefallen sei. Ts komme lediglich darauf an, daß sie tatsächlich !m Rahmen der Kesamtunterhaltungen, di« Schacht und Bögler damal» in Essen führten, fiel. Er beantragte die Vernehmung der Zeugen an Cerichtsstelle woben e, ihm in erster Linie auf Thyssen selbst dann'auf Nägler und Schacht ankomme. Weiter bitte er zu laden: Generaldirektor Kirdorfs Dr. KastI. v Siemens. Nensch und Direktor K r a e in e r Der Vorsikende beraumte sür die Ankündigung des Be schlusses über die gestellten Anträge einen neuer: Termin 'ür nächsten So »nabeno 12 Uhr, an. Die Dresdner Sludenlenfchafk vor -er Entscheidung Dresden. Itt. Februar. Im Verlauf der bekannten Kämpfe innerhalb orr Tcatstbcn Sintenum'chait batte das iü bn'cbe Botts» blldiingsniiiiislelstim E»oe 1028 erklärt, daß es der Le-ppaer St,» ventensclnist knnsttg d:c staatliche Anclstnnnng versagen müsse. wenn sie weiter der Drilliche» Studcnlen'ckast anaebören wolle. Dir Leip ziger Studenten erklärten daraus ibrcn Austritt aus r,-r Tenstchen Slndenicnlcßasl. Die Dresdner Slnbrntcnlrbast sorrerte ven Vor stand dcr Dcnlscb,» Stnvrittensckait ans. varanf hmzuarveiten. daß die preußischen Freie,, Stndcntcnicliasten die in, Kamos mit dem preußischen KnltnLminisierinms anigegcbene staatlich« Anerkennung N'iedcrerlancite,, und so die Deutsche Sinsentenschast zur Gesanit- vcrircinng alle, deutschen Studierenden werde. Da trotz Ankündi gung ans dein Deutschen Stndentenlao in Hannooer ke ne Klärung berbeiucsnbrt wurde, bat das sächsische Bnlisbildnngsmimsterium jetzt Rektor und Jena! der Dresdner Technischen .Hochschule ausgeiordert, die Dresdner Slndenlenichast zu veranlassen, nnnuiebr endgültig Stellung z» nehmen, ob sie weilerbin Mitglied der Deutsche» St«» denlenscbast bleiben oder aber die staatliche Anerkennung besuchten wolle, lim diese Frone zu klären, soll am 18 Februar eine Urab stimmung unter de» Dresdner Studenten stattsinden. Todesfall. Am Sonnlag 3 Februar ist »er GroßExrnm- schiilenhesitzer Kar! Otto .Hausier. Inhaber der gleichnamige» Firma iti Dresden Tolkewitz, gestorben. Der Verstorben« war einer der bedenlensten Fachmänner auf seinem Gebiet« und hak seine» Baumschulen- und ttzarlenbaubetrich im Laufs der Jahr zehnte initiier weiter a»saebaut. so daß er zu den größten und besteingerichteten i» Deutschland zählte. Die erste deutsche Dichterin Jur Noswilha-Fete» Das Städtchen Gandersheim liegt am Nordnbhang de» »arz. Hier stand, von dem westfälischen Stammvater der Ottonenkaiser begründet, ein Benediktinerkloster für die nieder» ßSchsischen Edelfrauen. Vis es im 16. Jahrhundert ein luthe» risches Damenstift wurde, hatten seine Aebtissinnen den Rang eines unmittelbaren Rcichsfürsten, trugen das Zepter und, ne- Len anderen Hoheitsrechten, das der Königswahl. Als Schü lerin der Aebtissin Eerberge, einer Nichte Ottos l., einer der ge kehrtesten Frauen ihrer Zeit, wuchs hier di- erste deutsche Dichterin auf, die wir mit Namen kennen. „Die mächtige Stimme", übersetzte Roswikha ihren altdeut schen Namen. Die späteren Humanisten feierten sie als di« „deutsche Sappho", Pirkheimer begrüßt sie als „die elfte Muse": Albrecht Dürer zeichnete zu der Neuausgabe ihrer Werke sechs Holzschnitte; im 18. Jahrhundert nahm sie Gottsched, der Re formator des deutschen Theaters, in seinem „Röthigen Vorrath i»r Geschichte der teutschen dramatischen Dichtkunst" auf, und im 18. Jahrhundert hielt der Wiener Professor Aschbach es sür ausgeschlossen, daß eine Frau und gar eine Nonne aus dein Frühmittelalter solche Dichtung geschaffen habe: sie seien eine Fälschung mehrerer Humanisten-Gelchrten — die beste Huldi gung, wie Maria Krusemeyer in ihrer gelungenen Roswitha- Charakteristik sagt, die man dem Gedankenreichtum und der Vielseitigkeit dieses „sächsischen Heldenmädchens" aussprechen konnte In der Tat, nur sind erstaunt, daß Niedersachsen eine solch« Vliitd hervorgebr-nht Hot. Roswitha ist, in jeder Literatur geschichte nachzulesen, mit ihrem „Tyeophilus" die Vorläuferin «er „Faust"-Dichter. im „Caliimachus" von Shakespeares ^komeo und Julia . iin „Abraham" — ich sah das packende Stück noch 1327 auf der Göttinger Bühne — ergreift sie auch »ns Heutige noch mit der Bekehrung einer Dirne. Sie schrieb ihre Werke lateinisch, in dem Wahn ihrer Zeit, nur so dichterisch »nfrücken zu können. Doch sie war trotzdem schöpferisch. Sie >Ai,f au» de» Erlebnis alter Legenden oder, wie beim „Lrla- ging", betroffen von der Erzählung eines Augenzeugen mkt einer Phantasie, daß sie den ganzen Zauber Cordobas glanz voll dahin malte. Sie fühlte sich „getrieben" uno wollte, daß ihr Talent, „angeschlagen von Sem Glockenhammer nnabläsiiger Frömmigkeit, ertöne zum Lob« Gottes". So atmet die Echtheit ihres Werkes spürbar niederveulsibes Wesen; es ist ein Spiegel der damaligen politischen und allgemeinmenschlichen Verhält. Nisse in Stadt und Land, nach Paul v. Winterfeld» Urteil „Heimatkunst im schönsten Sinne" Man hat schon Grund, darüber erstaunt zu sein. „Wesi- falia non cantat" ist ein altes Wort. „Sonderbares Land, in dem alles ewig zu sein scheint, wie kommt es. daß aus dir noch kein großer Dichter hervorgegangen ist?" fragt« Jmmermann im „Münchhausen". Aber war nicht, um oon unseren zeitge nössischen hoch-, wie plattdeutschen Dichtern, ja selbst oon der Droste zu schweigen, nicht auch der gewaltige „Heliand".Dichter aus unserem Stamm? Und als um 1250 der nordische Sagen sammler in die Thidreksaga alte deutsche Sagen oerwob, stützte er sich nicht nach eigener Angabe auf die Lieder von Männern aus Soest und Münster und dem ganzen Westfalenland, wo solch« Sagen im Liede festgehalten seien? Wie er denn den Sitz Etzels geradezu Soest nennt, und den Todeskampf der Nibelungen in den alten Soester Bischosspalast und seinen Baumgarten verlegt. Ein anderes Rätsel: Wie die Mannes-Dichtung des ..He liand" mit ihrem in eichenharte Stabreime gefaßten Germanen tum der Wodanszeit, ist auch die Dichtung der Droste tief in ihrer westfälischen Heimat verwurzelt, nicht allein in der aus der Landschaft strömenden Stimmung von düsterer, schwermüti ger Einsamkeit oder in dem traumhaft-seherischen Grundzug; sie ist. wie Wilhelm v. Scholz aufdeckte. westfalisch in Sprache und Stil, jenem Charakter,sug entsprechend, den der Westfale Friedr. Wilh. Weber in „Dreizehnlinden" rühmte: „Unentwegt auf freier Hufe, grundentsprossen, grundverwachsen, wurzelfest wie seine Eict-e, saß der edle Stamm der Sachsen." Wie aber verträgt sich damit wieder die dichterische Weitläufig keit des „Lüwenritt"-Dichters Freiliqrath oder gar das Vagan- tiatunl eine» Liter Lille? Da» stich ü» lucdt AusaabmeL »o» einer Regel. Dicke gegensätzliche Vcelfäkt Ist ein Weffenszn» de» Niedersnchsen. Alan denke etwa an dieie Schilderung, die Levii» Sckiücking, Annettes Freund, vom Wesen des Westfalen gab.' „Die Abgeschiedenheit von der Welt, diele entfernt und einsan» liegenden Hose, wo jeder unbeschränkt Herr war . . . endlich dev Mangel an aller Anregung non außen her pflanzten als Hauot- charakterzüge Selbstänvigkcit und Ungelenksamkeit in das Ge» miit der Eingeborenen. . . . Sie wuchsen auf wie ihr« Eichen, stark, harten Holzes und tief in den Boden dessen, was ihne» einmal heimisch geworden, ihre Wurzeln schlagend. Neues trat nicht in ikreir Kreis; so wurde das Alle ihnen das Ewige und heilig". Danach also wäre ein ZBestsale etwa der derbsiofslich nüchtern« Lauer, der — wie auf einem Soester Bilde — sich ,e>bst den Adendmahltisch Jesu nicht ohne Schinken vorsielle* kann. Doch, lebt nicht unter demselben Dach mit ihm der zwis» gesichlig« Schäfer, in dessen Koos die Phantasmagorie der Birkenvaumschiacht wirbelt! Tobte nicht der ekstatische Kampf der „Wiedertäufer" in demselben Münster, das sonst in einem — man hat sogar gesagt „schlasähnlichcn" — Zuilano schwer blütiger Geschäftigkeit dahinlebte? Wie war im Umkreis solch schollcn-verwachsenen Philistertums wieder ein Originalgenke wie Christian Diedrich Grabbc möglich? Ob Bismarck recht hatte, wenn er 1895 den ihm in Frievrichsruh huldigenden west- sälischen Männern und Frauen ettlärle. „daß in Avstsglen ge wissermaßen ein Mikrokosmos der deutschen Welt sich wieder holt, in zum Teil tieferer Färbung wie in anderen Teilen der deutschen Heimat?" Auf alle Fälle ist man versucht, wegen dieser Fülle von Ge» geiisützlichleiten, wegen dieser doch auch wieder lebensvollen Einheit der Widersprüche, das Wesen des Niedersachsen barock zu nennen Barock spielt es mit Ja und Nein, das «ine durch das andere schlingend. Da aber von diesem Vielseitigen immer nur eine Seite sichtbar ist, so bleibi cs ungreifbar zwiespältig. Und es ist nicht nur ein Teil, was wir sehen: Schein wird es in dem Augenblick, da wir in ihm das Ganze zu fassen glauben. Daher ist insbesondere Westfalen das Land des spiegelnde» Scheins, worin es immer anders ist, als es aussieht, und über raschend stets anders kommt, als man denkt. Wie Annette lagt: „So sind in Westfalen Land und Leute. Ebenen und Berg« umfassend, ist unser Land nicht nur verschieden den weit» -»seüianberÜeaLnde» St»mmwurz«ü»..i«ia«L Bevölkere»« »aM.