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Au«mer S7 — 2S. Jahrgang Onch«»» «ma> wv»e„»l. mit de« Mukir. OiraNIbeiiasen .Dt« Mü>'und der Kinderbeiloge .Frohmut'. >o»ie d«n r»r>d«tlm>«n ,»l. Seimo-Blatt' .llnierdalnin» und «Men-. .Dt» Veit der ^ m' ,«ler«iiii»er «a««»ber- .Da» <mle «u»' »Fttmnind. Monatiteber Bezngddret» 3 MI. «tnlibl. Veilellaeld. ,i,elinmimer Iv F Sonnabend, u. Eonnla-minnaer tdv HauvIIchrtNlelter, D».». Lebe,«,». Dredd«. SüchMe Donnerstag, 1L.Februar ISSlt tv«»l»«d»r», De«»»«,, ««zetaeavreii», Die laewaltene Bettt,eile!»<» F.HamtNen- an,eigen „.Stellenaeiuöde D>»<. Die P»«iireNmne,eIIe »»nun breit. I Für «„»eigen ankerdalb de' P»rbre>Nmg«gebirt«t «NF. di»P»titreslan,e,eile Vr1e,gel>.!t«F AmFall« hüberer «eivali eriiichi »de 7>»rvi>iib>una aut vieterimg iowte Erfüllung n. dlnlieigen-Auttrliaen oeiiNm» d. ELadrnerlatz. «et<»3tlli«er «U Fra«, «iinsarb. Dresden. volksseuuna <Oe«chitt»-tt«>e, Dratt « Eterlaa r »ermaiita für «erlag und Drinkerei. Filiale Dresden. Dresden.«. I. Poliersiratze 17. FernrniSIMü. VolilcheStonio Dresden r7»7 «gntfonio Seadtbaot Dresden «r ftl7ts Für chriskltche Poltkik und Kultur Htedaktia« der Süldsifaieo Volkl,eit«ua Dre1d»n.«iisiadl t. Poiieritraße 17. Fernru> Mil und,iiU2. Mllnche», 11. Fel'ruae. Karvliial Faulhaber hielt anlüßliä) der achte» Wiederkehr dec- Krönunzzstages des Papstes Pius XI. in der Sl.-Michaclis> Kirche zu München eine Predigt über de» russische» Bolschewismus. Der Kardinal ging davon aus, daß die religiöse Uiwrduung und Unterdrückung in Rußland, der Kamps gegen Gott und jede Religion, die völlige Knechtung der Gewissensfreiheit auch auf die abendländische Kultur zurück- Wirken. In den letzten Monaten habe di« blutige Glaubens« Verfolgung in Rußland den Höhepunkt erreicht. Innerhalb eines Vierteljahre^ seien außer 200 Synagogen und Moscheen 880 christliche Kirchen geschlossen und für profane Ziveckc srei« gegeben worden. In den Jahren 102.8 und 1029 seien in Ruß land Religionsgesetze erschienen, die die religiösen Freiheiten außer Kraft setzten und den planmäßigen Vernichtungsfeldzug gegen «Ile Religionen einleiteten. In der Predigt heißt es dann ». «. weiter: Die religiös-sittliche Lage in Rußland bieiel heute ein grauenhaftes Bild. Das Kinderelend schreit zum Himmel. Die Heranwachsende Jugend ist ohne jede rnowlische Zucht. Che und Familie sind tiefer gesunken als bei einem afrikanische» Naturvolk. Die russische Frage ist für gan z Euro»:. für dieganze Welt eine Schick salsfrage. Wenn aus England Stimmen gegen die siokletianische Almwirtschaft in Rußland ertönen, werden dann Wir in Deutschland als Rachlmroolk schweigen dürfen? Oder ist uns durch die wirlsck)«ftlicken und diplomatischen Beziehun gen zu Rußland der Mund gescklossen? Deutsches Volk, ver- kaufe deine Seele und ^cine Ehre nickt um eine russische Kupfergrube! Ihr religiösen Bekenntnisse, ihr Parteien im Lande, ihr Böllierkonfereinen. streitet euch nicht um Dinge, die Vicht so wickiig sind wie diese Frage! Die beide» yröfrten unter den großen Fragen der deutsrlpui Vegemvart sind: Wie werden wir dem G e b u r t e » r ü ck- gang des Volkes Einba't t"n »nd: Wie werden wir de,, Bolscke>vis m u s ferickalten? Stecken wir schon zu tief im Aulturbolschewismus? Die abendländische Kultur darf nicht «ntergehen In der bolschewistischen Unkultur! kykoff entstellt die Vahrheil Moskau, 10 .Februar. (Telegraphen-Agentur der Sowjetunion.) In einer Red« buj dem Kongreß der Eesellsch-lst zur Förderung des Vcrteidi- guttgswesens, der Luftfahrt und der Chemischen Industrie der Sowjetunion berührte Rykoss auch die neue Antisowjet- Kampagnc der ausländischen, besonders der englischen Presst "»läßlich angeblicher religiöser Verfolgungen in der Sowjct- lniion. Rykoss führte aus: Während nach der englische» Gesetz gebung Ketzerei, Gotteslästerung und Atheismus auch jetzt noch strasrechtlich versolgt werden, was sogar vor kurzem im Parla ment erörtert wurde, gewährleistet die Sowjetgrsetzgebung »öllige Glaubensfreiheit, und in der Sowjetunion kann von irgendwelchen Verfolgungen wegen dieses oder jenen religiösen Bekenntnisses kein« Rede sein. Obwohl in der Sowjet- >nlon atbeiltische Grundlätze vorherrschen, wird kein einziger Geistliche» wegen Verrichtung religiöse« Amtshandlungen einer Verfolgung ausgesetzt. All« Märchen von Verfolgungen Geist licher werden ausschließlich zum Zweck« der Verstärkung der Hetz« gegen di« Sowjetunion verbreitet. Nach «i»«r Meldung d«r Telegraphenagentur der Sowjet union aus Charkow wurden in der Ukraine von Oktober 1929 bis Februar 1929 292 Kirchen und Bcthäujer verschiedener Kon fessionen geschlossen. In fünf Jahren — bis Oktober 1929 — sind insgesamt 991 Kirchen und Bethäuscr geschlossen worden; in den ehemaligen Kirchenräumen sind 139 Dorssowjets, <>0 Schulen, ferner Klub» und Kulturinstitute untergrbrncht. Rykoff hat die Stirn, vor der Weltöffentlichkeit zu be haupten, daß in Rußland völlig Glaubensfreiheit herrsche und kein Geistlicher wegen Ausübung seiner religiösen Funktionen einer Verfolgung ausgesetzt sei. Dem steht die unanfechtbare und von sowjetamtlicher Seite sogar rüh mend hervorgehobene Tatsache gegenüber, daß allein in den letzten Monaten Hunderte von Kirchen und Kapellen in Cöwjetrußland geschlossen, bzw. in Sowjetinstitute um- aewandelt worden find, daß Hunderte von Geistlichen teils ins Gefängnis geworfen, teils nach Sibirien verbannt wurden, und daß jede religiöse Propaganda im Lande mit drakonischen Strafmaßnahmen verfolgt wird. Der Pries des Heiligen Vaters an den Kardinal Pompilj hat die Auf merksamkeit der gesamten Kulturwclk auf diese ungeheuer lichen Entgleisungen eines atheistischen Gewaltregimes gelenkt, das weder vor der Freiheit des Glaubens noch des Gewissens Halt macht und mit den Mitteln äußerster Gewalt tätigkeit religiöse Gefühle auszurotteu strebt, die bisher aller Propaganda des Sowjetregimes »nd des „Pundes der Gottlosen" widerstanden haben. Kein Wort ist scharf genug, um diese Wahrheitsentstellnng zu geißeln, die ge eignet ist, das ohnehin auf ein Minimum geschwundene Vertrauen der Kulturwelt in den Gerechtigkeitssinn des Bolschewismus restlos auszutilgen. Daß es die Sowjetpresse wagt, nicht allein die euro päische Publizistik, sondern anch den HeiligenStuhl selbst wegen seiner aus tiefstem Verantwortungsbewußt, sein hervorgegangenen Feststellungen aiizngreifen, zeigt, bis zu welchem Maß von Fanatismus sich der russische Atheismus hinaufgesteigert hat, daß er gar nicht mehr die Auswirkungen seiner Handlungen abznschätzcn vermag. Die katholische Kirche hat wegen der Elaubensverfolgnngen in Mexiko einen ebenso scharfen wie rücksichtslosen Kampf ge führt, und das Vertrauen zum callistischen Regime in der gesamten Kuliurwclt hoffnungslos erschüttert, sie wird anch in dem Kampf gegen die Sowjets moralisch der Sieger bleiben, wenn es die Sowjets wagen sollten, den Fehde- Handschuh aufzunehmen, denn stärker als Tscheka und sibi rische Verbannung ist die Mackt der christlichen Idee, welche der Papst ebenso wirkungsvoll wie rüähaltslos beschworen hat. Der Widerhall des PapslappeUs weit über die Kreise des Katholizismus hinaus zeigt, daß die christliche Aktion gegen den Kulturbolsthewismus gerade zur rechten Stunde gekommen ist. Lloydüamvser „München" gesunken Neuyork, 12, Februar. Der am 90. Januar von Bremen abgefahrene und gestern in Neuyork cingeiraffen« Dainpfer „München" des Nord deutsche» Lloyd ist ü u r ch Feuer zerstört und gesunken. Der Dampfer ivar gerade angekommen und hatte am Pier fest- gemocht, und die 306 Passagiere hatten begonnen, von Bord zu gehe», als dichte Rauchwolken aus dem Schiss hera»sqn o l len, worauf sofort doz Alarmsignal „Feuer im Schiss" den Dampfer durchgellt«. Der Umsicht der Schiffsleitung gelang es, «ine Panik zu verhüten und all« 20V Passagier« sicher an Land zu dringen. Der Kapitän ließ alle Fcuerlösch- und Sicherheitsmaßnahmen ergreifen, und die Nenyarker Feuerwehr griff bald ein. Den- noch erwies sich eine Rettung des Schisses als u»inöglich. E« folgten mehrere Explosionen, wobet drei Feuerwehrleute ver- letzt wurden. Nach den Explosionen sank der 13188 Brutto registertonnea große Dampfer ziemlich schnell, so daß die noch aus dem Schiss «»erüliebenen Mitglieder der Besatzung sich erst in, letzten Auzse»blick durch Sprünge über Bord retten kannten Sie wnrden von den zur Rettung heA»eigeeilten Polizei- und Feuerlöschbooten ausgenommen. Nur fünf Kohlentrimmer und Steivardesse der 263 Mann bestehenden Besatzung sind leicht verletzt worden. Von der Mannsäxrft wird der Elektriker Franke vermißt. — Er wurde zuletzt gesehen, als er die elek trische Sclfaltung ain Säfallbretl abzustellen suchte. — Unter der verbrannte» Ladung befinden sich auch 7000 Vögel, meist Kanarienvögel. Nackfdem sämtliche Feuern>ehrleute von Bord ivcgbesohlen ivaren, verließ als letzter Kapitän Brüning das Schiss, indem er sich an einem Seil herimterließ. Die 137 Pas sagiere. die mit der München am Donnerstag nach Eurozxr ab- sahren sollten, iverden mit einem amerikaniscl-en Dampfer Amerika verlassen. Nach einer Erklärung des Konsuls Hauser ist Termin für die Untersuchung des Seennsallcs vor dem Gene- ralkonsukal aus Tonnerslag angesetzi. Die Explosionen, di« den Untergang der „München" lferbeigesührt haben, sind bis jetzt allen an der Aufklärung Interessierten ei» Rätsel. Wie der Ncuyorker Vertreter des Llovd. Schuengcl, mittcilte, sind bereits mii Proben der im wesentlichen aus Kalt, Schellack und Tori bestehenden Ladung Laboralorlumsversuche angeslelli worden, die jedoch keinerlei Ausschluß über die Ursache des Unglücks geben konn ten. Es ist hier die Auffassung anfgetancht. daß im Laderaum 9!r. 6 des Dampfers Salpeter und Kalisalpeter unlergebrachi gcivesen sei, Diez wird von den zuständigen Stellen nun als unrichtig bezeichne« Der fragliche Laderaum babe nur ge- i wohnlichen Kali enthalte», das als ungcfäkrlich angesehen werde. Dom politischen Stil Auch in Deutschland hat es einmal, wenn wir uns recht erinnern, so etwas wie einen Stil der politi schen Drs Kussion gegeben. Gewiß nicht in gleich hoher Entwickelung wie bei anderen Völkern, denen die Logik, der verstandesmäßige Beweis auch in der Politik das wichtigste Mittel menschlicher Auseinandersetzung ist. In den letzten Jahren jedenfalls ist auch dieser nicht allzu entwickelte Stil der politischen Diskussion in Deutsch land a us g e st o r de n. Bon unten her, von den Ver sammlungen der Wahlberechtigten her. Einen großen Teil der Schuld daran haben die politischen Radanpar- teieu rechts und links, Kommunisten und Nationalsozia listen, Beide haben einträchtig dafür gesorgt, daß die öfsentlichen politischen Versammlungen mehr und inehr verdrängt worden sind von Milglieder-Versaminluiigen der Parteien oder von Kundgebungen, bei denen Dis kussionsredner nicht zngeiassen wurden. So muß man schon in die Parlamente gehen, wenn man in einer Versammlung mehrere politische Anschauungen neben einander hören will. So wie man in ein Museum gehen muß, wenn man Mammulknochen bewundern will. 'Meh rere politische Meinungen nebeneinander, gewiß, das Hort inan im Parlament. Aber eine politische Diskus sion ? Ter Abgeordnete H u genb e r g . der sich am Dienstag im Reichstag mit einer sehr schneidigen Rede gegen den dienen Plan eingeführt hat. hat im Verlauf dieser Rede einem Zwischenruser geantwortet: „Ich stehe hier nicht, um mich über die mehr oder minder ange brachten Zwischenrufe mit Ihnen i» eine Prioatunier- haUung cinzulassen, sondern mit die Meinung von Millionen von Wahlberechtigten z u m A n s d r n ck zu bringe n." Dieses Wort, gewiß nur der Eingebung des Augenblicks nach geformt, zeigt in geradezu erschrecken der Weise die Anfassung, die heute sehr viele Parlamen tarier sund nicht nur etwa in der Pariei Hugenbergsj von ihren: Amte haben. Sie fühlen sich nicht als „Vertre ter des ganzen Volkes" im Sinne der Verfassung, die gemeinsam über das Wohl dieses Volkes beraten sol len, sondern als Sendboten einzelner Wühlergrup pen, deren Meinung sie „zum Ausdruck zu bringen" haben. Keine Beralung. k e i n e D i s k u j s: c> n . I: c i n e politische W i I i e n s b i I d u n g ist bei solcher Auf fassung im Parlament möglich. Die Reden, die gehaiien werden, bilden kein lebendiges Ganze, sie werden zum Fenster hinaus gehalten und dienen nur dazu, der An hängerschaft das eigene Parteiprogramm, die besondere Auffassung der oder jener Kruppe zu zeigen. Rcdeu ohne Echo sind es, die Selbstzweck sind, die nicht den Willen zur gemeinsamen Arbeit, zu gemeinsamem Den ken mit den anderen halxm. Reden, die letzten Endes vie'leicht nickt dem Willen nach, aller in der Tai und Wahrheit von einem nicht sehr stark entwickelten Ver antwortungsbewusstsein gegenüber dem Boürsganzen zeugen. Solche Reden bilden nicht eine logische Keile, deren Schlußstück dann die Entschließung des Parlaments ist. Sie sind sorgfältig im Manuskript vorbereitet und lassen dem Redner gar nicht dieMöglichkeit, aus die Gedanken der Vorredner einzugehen. Auch die Möglichkeit, die in der französischen Kammer zur Meistersclxstt ausgelüldet ist, die Rede durch längere ernsthafte Wechselreden zu unterbrechen, ist nicht gegeben. E i n Echo niederen Ran ges haben die Reden allerdings: die Zwischenrufe. Die stehen im Deutschen Reichstag im allgemeinen nicht höher als in einer nationalsozialistischen Radauversomni- lung. Tchmeichelivorte wie „Advokat des Auslands! Franzosenfreund!" für den Außenminister. „Ranbkapi- telist" für den Sprecher der Dentschnationalen -- das sind Entgleisungen, deren sich die Zwischenrufe:- in ihrem Privatleben wohl schämen würden. Aber schon Bismarck 1)0t ja mit Betrübnis festgestell!. daß in Deutschland gar so viele ernstbafte Menschen in 2er Politik alles für mög lich holten, was sie im Privatleben entschieden verurtei len. Während des großen Tages im Reichstag hat die Rechte und Linke in geistlosen und gewöhnlichen Zwi schenrufen ivacker im Wetteifer gestanden. Wir wissen nicht, wem mir die Palme reichen sollen. Wir wissen nur. daß uns diese Art des Parlamentarismus, dieser Wider geist, dieser völlige Mangel eines politischen Stils anss tiefste anekelk. Was soll man zu diesem „großen Tage" im Reichstag sagen? Wenn man die Herren an sich vorüber ziehen läßt, dann meint inan, sie seien eigens dazu ge schaffen worden, um das deutsche Parlament um den Res« Die heutige Rümmer enthält die Beilage „Die Welt der Frau"