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Sächsische Volkszeitung : 22.01.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-01-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193001224
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19300122
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19300122
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-01
- Tag 1930-01-22
-
Monat
1930-01
-
Jahr
1930
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 22.01.1930
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Vrrrrien unri Umgrdunz Der Kampf um das Arbelksminiflerium Dresden, 21. Januar. Zu dieser vielumstrittenen Frage teilt uns der Landesverband des DGB. folgendes mit: Die Ber- hondiungen im Sächsischen Landtag über den nationalsozia listischen Misjtraucnsanlrag gegen den Arbeitsminister lösten in der Oefsentlichkett erneut die Erörterungen darüber aus. ob nicht bei dieser Gelegenheit der Posten des Arbeitsministers ein- gcspart werden könne. Vorschläge, das Arbeilsministerium gänzlich zu beseitigen, werden heute schon nicht mehr laut. Da gegen glaubt man die Frage so lösen zu können, dass man die gemeinsame Verwaltung zweier Ministerien durch einen Mi nisler als geeigneten Ausweg betrachtet. Dieser Komgromihvorschlag darf wohl zunächst als Beweis dolür angesehen werden, daß sich auch ausgesproäiene Gegner des Arbeitsministertums haben davon überzeugen lassen, daß seine Beseitigung ernsthaft nicht in Erwägung gezogen werden kann Die christlichnationale Arbeitnehmerschaft Sachsens muh es aber mit allem Nachdruck ablehnen, dem Gedanken einer Personalunion zuzustimmen. Die sächsische Arbeitnehmerschaft würde diese Lösung als den ersten Schritt aus dem Wege zur Auflösung des Arbeitsministeriums ansehen müssen. Vor allem scheint aber die gegenwärtige Zeit mit ihrer ungeheuren Ar beitslosigkeit am deutlichsten zu zeigen, welche bedeutsamen Auf gaben von dem sächsischen Arbeitsministerium gelöst werden müssen. Ter DGB. hält deshalb nach wie vor an der wiederholt ausgcsgroä^nen Auffassung fest, dah di« Erhaltung des selb ständigen Arbeitsministeriums eine unbedingte Notwendigkeit ist und hofft, dah dieser Notwendigkeit durch eine schnelle Neu besetzung des verwaisten Arbeitsministeriums Rechnung getragen wird Jahresleistungen nach dem Ausbrlngungsqesetz für dag Kalenderjahr 1930. Die Reichsregierung hat soeben eine Verordnung über die Jahresleistungen nach dem Ausbringungsgesetz für das Kalen derjahr 1930 veröffentlicht. Danach haben die ausbringungs- pslichtigen Unternehmer die Hälfte der Aufbringungsleistungen für 1930, d. h. 3.25 vom Tausend des ausbringungspslichtigcn Betriebsvermögens, auf Grund neuer Bescheide, die ihnen in nächster Zeit zugehcn werden, bis zum 20. Februar 1930 an die Finanzämter zu entrichten. Das Umlegungsverfahren ist auch in diesem Fahre geboten, weil die auf Grund des gellenden Rechts zum 1. April 1930 fälligen Zins- und Tilgungsbetrüge aus der Fndustricbelastung rechtzeitig kereitgestellt werden müssen. Ob die Erhebung des zweiten Teilbetrags der Jahresleistungen noch erforderlich werden wird, lässt sich aus den allgemein bekann ten Gründen noch nicht übersehen. Mttlionen-Prozek um einen Tarifbruch Dresden, 21 Januar. Vor dein Landesarbeitsgericht in Dresden kam der Prozeß erneut zur Verhandlung, den der Verband der M e t a l I i n d u st r i c l l e n in Dresden gegen den Deutschen M e I a l la r b c i t e r v c r b a n d in Sinit- garl und seine Dresdner Bezirksleitung wegen Schaden ersatzanspruches anläßlich eines Tarisbruches angestrengt hat. Die Metallindnstriellcn beanspruchen einen Schadenersatz von etwa 2,4 Millionen Reichsmark aus dem Ausstand der sächsischen Hüttenindu strie Anfang 1928. Sie haben zunächst nur 10 000 Reichsmark als Teilbetrag eingeklagt. — In der Verhandlung lehnte das Gericht nach heftigen Auseinandersetznugcn zwischen beiden Parteien einen Vertagungsantrag der Beklagten ab. — Das Urteil wird später ver kündet werden. Professor Schanze 's'. Der letzte Dozent und frühere Geschäfts führer der G e h e - S t i f t n n g, Professor Dr. Oskar Schanze, ist, fast 75 Jahre alt, gestorben. Er war 1855 in Bautzen ge boren, studierte dir Rechte, dann die Volkswirtschaft, war zuerst Richter in Sachsen, dann am Kaiserlichen Patentamt m Berlin als Abteilungsleiter tätig. 1894 wurde er als ständiger Dozent sür Staats- und Rcchlslchre au die Gehe-Stistung berufen. Er hat hier eine umsangrciche Tätigkcil, nawenilich auch auf schriftstelleri schem Gebiet, entfaltet. : Tic Dresdner Handelskammer ernannte in ihrer heutigen Sitzung den bisherigen Präsidenten Geh. Kommerzienrat Schleich zum Ehrenpräsidenten »nd wählte zum Präsidenten Direktor Wolf (Eosnnannsdorf), znni 1. Stellvertreter Naabe (Dresden). : Beförderung. Landgerichtsrat Dr. Roscher, der Vor sitzende des Schiichtungsausschnsses der Kreishauptmannschaflen Dresden und Bautzen, wurde mit Wirkung vom 1. Februar zum Landgericht-Direktor beim Landgericht Dresden befördert. Zum Kapitel Wohlfahrtspflege Um die Stellung -es Carilasverbandes ln -er slS-ltschen Wohlfahrtspflege Dresden, 21. Januar. Bekanntlich ist durch die Reichs- und Landesgesetze borge» schrieben, daß sich öffentliche und freie Wohlfahrts pflege In zweckmäßiger Weise ergänzen und zusammen, arbeiten sollen. Es ist auch unbedingt erforderlich, dass alle Kräfte, die an der Beseitigung der wirtschaftliche» und sozialen Nöte, in der sich weite Krci!« unseres Volkes befinden, mit helfe» wollen, tatsächlich zur Mitarbeit aus dem Gebiete der Wohlsahrts- und Jugendpflege und öffentlichen Fürsorge herangezogen werdrn. Gerade die in der freien Liebcstätigkeit schlummernden ethische» Werte dürfen nicht ungenützt bleiben, wenn wirklich individuelle Fürsorge auf den verschiedensten Gebieten getrieben werde» soll. Wir denken dabei zunächst an Fürsorgeerziehung, Schutzaufsicht, Kindererholungssürsorg«, Trinkerfürsorge, Jugendgerichtshilfe und noch vieles andere Es wird leider vielfach noch zu wenig gewür digt, welche finanzielle Entlastung die Träger der öffentliche» Für sorge, also die Etemeinde, durch die freiwillige Wohlfahrtspflege, namentlich durch die konscssionclle, erfahre». Als Beispiel soll hier mir angeführt werde», daß in Köln 9 städtische Krankenhäuser mit 3858 Betten vorhanden sind, die durch 21 Krankenhäuser der freien Wohlfahrtspflege mit 3467 Betten er gänzt werden. Da die Stadt als Zuschuß sür ihre eigenen Kranken häuser pro Bett jährlich 870 RM. zahlt, wird sie allein dadurch, daß die konfessionelle Wohlfahrtspflege, und zwar die katholische, 2590 Betten unterhält, mit 2225000 Mark.-, entlastet. Aehnliche Beispiele könnten in beliebiger Weise gebracht werden. Sie bewei sen aber zweifellos, wie unbedingt notwendig eS ist, daß di« kon fessionelle Wohlfahrtspflege von den städtischen Stellen, die die össentliche Fürsorge dnrchzusühre» haben, in st, st e ma t i sch« r Weise zur Mitarbeit h e ra » g e.z o g c» werden. CarttaSverband und Innere Mission sind durch das Sächsische W o hl fa h r t s v fl e g e g e s e tz als landcs- wichtig« Organisationen anerkannt worden Trotzdem seit Verab schiedung dieses sächsische» Gesetzes beinahe 5 Jahre verflossen sind, sind diese beiden konfessionelle,, Wohlfahrtsrinrichtungen Im Jugend- auöschusi, im Fürsorgeausschuß, im Ausschuß für Leibesübungen der Stadt Dresden im Gegensatz zur Arbeiterwohlfahrt noch nicht vertrete». Das ist ein Mangel, unter dem die Arbeit sowohl der städtische» wie auch der konsessionellcn Wohlfahrtspflege leiden muß- Damit den berechtigten Ansprüchen dieser Spitzenorganisatio nen Rechnung getragen werden kann, hat die Z e n t r u m L pa r t e i durch ihren Vertreter im Dresdner Stadtverordnelenkollcgiinn einen Antrag eingcbracht, in welchem gefordert wird, daß bis zum In« Inkrafttreten eines dem Sächsischen Wohlsahrtspslcgcgesetz entspre chenden Ortsgesetzcs der seht bestehende Fürsorgcausschnß und Ju- gcndausschntz erweitert und !c ein Vertreter der als landcswichtig anerkannte,, Verbände der freien WoblsabrIS- „nd Jugendpflege, also auch CaritaSverband und Innere Mission, berufen wird. Der Antrag wird voraussichtlich in der nächsten Sitzung des Stodtver« ordnetenkolleginms behandelt werden. Ehe und VolksMttchkeil EhebrratungskurS des Katholische» Deutschen Frauenbundes. Ilm de» drängenden Problemen „Ehe* und „Volkssittlichkeil* neue Nahrung aus dem Urgrund katholischer Moral zu geben, berief der badische Landcsausschuß des KDF. einen beschränkten Kreis von Teilnehmerinnen nach Karlsruhe zu einem Ehcberatungskurs vom 7. bis 10 Januar. Der Wiener Psychologe Professor Dr. mcd. Sl Ilers, der warmherzige Karlsruher Seelcnsührer Prälat Dr. Stumpf ergänzten in ihren grundlegenden Referaten einander glücklich in geisteswissenschaftlicher und ticsreligiöser Haltung. Be reichert wurden dle überaus wesentlichen, ausführlichen Grund- referate von Frauen, die als Mutter lFrau von Ticdcmann), Aerz- tin <Frau Dr, mcd. Gcncwciiis, Jurist!» <Frau Klara Philipp), Fürsorgerin (Frau Schmidt, Mannlxii») sprachen. Krönung und letzte Schau verlieh der Tagung Frau Dr, Gerta Krabbcls tiefes Schlntzreserat „Ehe und Jungsräulichkcit". Den grobangelegten Referaten, die aus den Tiefen mensch lichen Wesens schöpften und keine Falte der Mcnsckennatur unbe rücksichtigt ließen folgte am Nackmittaa eine rege Aussprach«, dl« Zeugnis gab von dem Ernst, mit dem die Teilnehmerinnen di« brennenden Probleme der Gegenwart: Ehe, Liebe, Scheinehe, Moral, Eharoflcr, Aufklärung ichon in sich verarbeitet hatten. Be sprechungen i» kleinen Gruppen in de» späten Abendstunden ver suchten persönliche Klärung letzter Fragen. Es ist nicht möglich, anf die Fülle und de» Reichtum nur kurz einzugehcn, »nr soviel sei gesagt, der Mensch kann gut sein, wenn er will und wenn er null, Hilst ihm Gott mit seiner Gnade. Wundervoll leuchtete ans den bochgeisligcn AnSiührnngcn, die aus langsährigem Stn-dinm des Menschen geboren waren, das eine hin durch: das höchst« ist die Liebe, die alles vermag, wenn sie nicht das ibre sucht. Es Svlbiiei-Bender. : Wegen Erneuerungsarbeiten ruht der Betrieb der Losch- witzcr Drahtseilbahn am Mittwoch, den 22. Januar, bis etwa 10 Uhr. :VortragdesOblaten-PatersLanger. Me wir erfahren, wird der uns — Dresdner Katholiken — als Kanzel- und Volksredner rützmlichst bekannte Oblatcn-Pater Superior Beruh. Langer, jetzt in Breslau, am Donnerstag, den 24. April d. I. in Dresden einen Vortrag halten! Alle Katholiken Dresdens werden gebeten, sich diesen Abend srelzuhalten! : Garantierte Quote beim Bankhaus Albert Kuntze u. Co ? Wie wir erfahren, sind die Unterlagen sür das Vergleichsverfahren kürzlich de,» Amtsgericht überreicht worden. Mit verschiedenen Banken haben Verhandlungen stattgestindcn wegen der Gewährlei stung einer Quote von 35 Prozent. Der vorlänsige GfliubigerauS- schnß lptt jedoch diesen Vorschlag als ungenügend abgclchnt, zumal auch die Kosten der Durchführung ziemlich beträchtlich gewesen wären. Der GlLulügeransschns; hat den Treuhändern ansgcgeben, einen Lignidationsvcrgleichsvorschlag «inzurcichen. Die Ausliefe rung der Wertpapiere erfolgt planmäßig, da sie sämtlich vorhanden lud. Die Bankschulden konnten durch dcn Verkauf der Wertpapiere abocdcckt werden. Ncnnciismcrte Verluste sind trotz der schlechten .Kurslage gegen Ende vorige» Jahres nicht entstanden. Die Be mühungen hinsichtlich der Einziehung der Außenstände waren bis her erfolgreich. : Das städtische Baupolizciamt macht bekannt: Kürzlich haben ich in einem Grundstücke der inneren Stadt an einem Brandmauer- gicbcl Sandstcinstnckc losgelöst und sind durch ein Glasdach i» Räume des Nachbargrnndstückcs gestürzt. Der Vorfall, der leicht Menschenleben hätte gefährden können, gibt Anlaß, alle Hanseigen- tümcr ansznsordcrn, dem Zustand der freistehenden Brandmauern, Giebel und sonstigen der Witterung ausgesehten Bauteile, Insbe sondere soweit sie aus Sandstein bestehen, dauernd ihre Aufmerksam keit zu widmen und sie von Zeit ,1» Zeit durch einen Fachmann untersuchen zu lasse». Dabei Nnrd vor allein darauf zu achten sein, daß diese Bauteile gegen die Einflüsse der Witterung genügend ge schützt sind, so daß sie sich nicht allmählich lockern können. : Motorrabdleb gefotzt. Am Sonntag beobachtete e:ne Be amtin der Franenpolizei aus dein Plaucnschen Platz einen Bur schen, der sich an einein Molarrad verdächtig zu schassen machte, nnd benachrichtigte die Kriminaloienststelle Hanptbahnhos Ein Kriminalbeamter sisticrte de» 'Burschen mit dem Motorrad nach der Dienststelle, wo sich heranssteltte, daß das Rad kurz vorher anf dem Wiener Platz gestohlen worden war. Der Dieb - ein IWHrlger Kupferschmied aus Meißen, der mit acm Rade weg fahren wollie, wurde sestgenominen. Der Besitzer des Kraft rades konnte noch am gleichen Abend sein Eigentum wieder in Empfang nehmen. Gasexplosion Klipphausen. 21. Januar. Am Souuabenöuachmittag ist der neben dem Saalgebäude des Gasthofes Klipphausen aus dem Wege nach Nöhrsdorf befindliche Drnckreglerschasi des Elelttri- zitätsncrbandes Gröba durch eine heftige Explosion vollständig zerstört worden. Aus noch nnbeknnitter Ursache hat sich das im Schacht eingeschlossene Gaslustgeunsch entzündet, wodurch die in Eisenbeton ausgebaule Schachtdecke sowie die schwere gußeiserne Abdeckung abgedrückt und zur Seite geivorscn wur den. Durch den Luftdruck und die Steine des anliegenden Schnittgerinns wurden 54 dem Schacht zngewandte Fensterschei ben des Schönschen Saales zertrümmert. Glücklicherweise waren Menschen, die kurz zuvor an dein Schacht vorbeigingen, nicht mehr in »ninittelbarer Nähe, so daß niemand zu Schaden kam. s. Höhere Beiträge für die Brandversichernngskaininer. Der Vcrwaltnngsausschuß der sächsischen Brandversichenings- kammer hat beschlossen, den Beitrag ab 1. April sür die Ein heit von einem auf anderhalb Pfennig zu erhöhen. Die Er- Höhung ist »ach Ansicht der Kammer notwendig, um die Leistungsfähigkeit der Anstalt zu erhalten. Eie müsse jederzeit in der Lage sein, Brandschäden zu vergüten. Volksweisen und Tänzen. Weinberg» ist Tscheche nnd lebt in Prag. Auf tschechischen und deutschen Konservatorien ist er vor- gebiidct. Seine Kunst im Fngenbau lernte er bei Reger. Eigene Wege geht der Tonsetzer wohl kaum. Er hält sich an Nachcmpsin- duagei, von Sinetana, Dworschak, Humperdinck. Richard Strauß, wohl auch Puccini iTuraudol!). Aber LaS ist durchaus kein Feh ler. Tie Instrumentation ist im allgemeinen ziemlich dick und massig. Soll man daraus einen Vorwurf konstruiere»? Das ist rein per sönliches Gefühl und zudem ist die Orchestersprache von bestechender Wirkicng und kontrapunklisch interessanter Arbeit. Allez ist in dauerndem Fluß und sortrcißendcm Schwung. Das Vorspiel und das Zwischenspiel vom vierten znni fünften Bilde glühet« und fprüßcn im Feuer des Temperamentes und faszinieren durch die Leuchtkraft des koloristischen Gewandes. So wird der Zuhörer durch bas effektvolle Vorspiel — es saud rauschenden Beifall — mit umviderstehlicl-em Zwange sofort in die Handlung hineingerissen. Mar Brod lieferte die Uebcrsctznng ins Deutsche. Man könnte bei dieser das und jene beuöraeln. Aber — du lieber Gott — wo gibt es eine unantastbare Opernhandlung? Die Handlung hat gleichfalls das Volkstümliche sür sich. Schivanda, der Dudelsack pfeifer gehört zu dcn tschechischen Nolkssagen. und der Räuber Babinsky — ein Gegenstück zu Fra Tiavolo — ist geschichtlich« Per- sönlichkcil. Beide sind die tragenden Gestaltet!. Schwanda, der zufrieden mit seiner jungen Torola ans seinem Gutshose in Stra- konitz lebt und den Dudelsock prächtig blasen kann, wird durch Ba binsky aufgestachelt, di« Königin Eisherz zu entzaubern. Babinsky aber lx>t Absichten auf Torola. Cchwandas Tndclsackmusik bringt zwar das Reich der Königin in ausgelassene Lustigkeit, aber die plötzlich cii dlingcnd« Torota vereitelt die Hochzeit Schnxnrdas mit der Königin. Celnvanda ist dem Schafott verfallen, jedoch Babin sky bringt sinn den verlorenen Dndcllack zurück und vertauscht das Henkerbeil mit einem Besen. Die Dndelsackmnsik löst die Hoch- gcrlchtsszenc in einen grotesken Ablanz auf, und Schwanda wäre frei. Aber er kommt in die Otewalt des Teufels, verliert seine Seele und soll dcn Höllcngcistcrn auflviclen Seine Weigerung entfacht den Zorn des Höllenfürsten. Wieder ist Babinsky Retter. Er schwindelt im Kartenspiel dem Teufel Scluvaudas Seele wieder ab, und nun bekommt auch die Hölle ihren HLllentanz. Gclxssert kommt Schtvanda zu Torola zurück, und Babinsky kehrt, ans das junge Weib verzichtend, in die Wälder zurück. Also eine Handlung, die einem mit Phantasie und Sinn sür Nomanlik begablcn Kompo nist«,, gerade begeistern muß. Und Weinberg» hatte Geschick »ud Talent genügend, in» einen Treffer zu ziehen. Zwar ist die musikalische Arbeit nicht ohne Mängel. Aber der unerschöpfliche Quell seiner Melodien, seine aus gezeichnete Kenntnis der musikalischen Formen (Tripelfnge mit Chor und Höllentanz), die bestrickende Farbenpracht des Orchesters und der schäumende Schwung in der Bearbeitung der böhmischen Tänze bieten ein derartiges Gegengewicht, daß die Schwächen völlig zusammensallen. Kein Wunder also, wenn der „Schwanda" auch in der Dresd ner Siaatsoper ein« begeisterte Ausnahme fand. Wohl 20 bis 30mal mußte sich der Scklußvorlmng heben, nnd Kurt Striegler wurde mit seinen Helfer» »nd Len Hauptdarsteller» mit ungemeiner Herzlichkeit immer wieder gcrnscn. Daß genrde diese Oper sür Striegler eine außerordentlich dankbare Ausgabe tvar, tvar vorans- zusehen. Der musikalische Nerv dieser Musizieropcr mußte einen derartig musikalischen Kapellmeister wie Striegler besonders stark entzünden. Sein hochkünstlerischcs Empfinden konnte in der Klang pracht schwelgen und sich in bcciiestei» Blaß« anslcbc». J„ der Staatskapelle hat er das meisterhaft reagierende Instrument zur Hand. Das Werk erstand wie ans einem Guß. Prominente Künstler standen sür die Hauptpartien zur Verfügung. Tcr immer in der Not helfend« Babinsky wurde von der chevalercsken nnd elegante» Darstcllungskunst und scinknltiviertcn Gesangstechnik Curl Tauchers getragen. Paul Schöfsler, obgleich stark in disponiert, schuf gesanglich und darstellerisch gnvandt einen echten Naturburschen Schwanda. Herzig nnd anmutig Angela Kolntak als Torota, herzlos in eisiger Majestät Elaire Bor» als Königin, ein steinerner Machtlxiber der Magier Friedrich Plaschkcs und ein grotesker, dabei gutmütiger Teufel Litdwig E r mw l d. In den kleinere» Rolle» des Richters und Sclxirsricklers Heinrich Teß- mer und Hans Lange dcrb-hnmoristisch und burlesk Diet rich, Eybisch, Schmal na „er nn» Bussel fügten sich dem lKesamlspiele glücklich ein. Ten romantische» Zauber und die launigen, humorvollen und grotesken Szenen der Handlung halte Waldemar Staegemanns Sviclleitnng in eindrucksvollen Bil dern sestg«l>altcn. Fantos Bühnenbilder nnd Kostüme trafen echten Märchenstil. Nur das zweit« Bild erwies sich räumlich zu beengt, so daß sich die szenische Gestaltung nicht restlos entsallcn konnte. Für Klangschönhtit der Chöre batte Karl Maria Pein» baur gesorgt. Di« Belcucktnngskunst Gxorg Brandts erhöhte dcn malerischen Reiz der Bühnenbilder. Bleibt noch die Ausgestal tung der Tänze durch Ellen Eleve-Petz. Hier hätte sich mit der genügenden Erfindung viel mehr schäften lassen. Das zweite und vierte Bild standen bedenklich nab« dcn Grenze» einer Revue. Es darf die bestimmte Hoffnung ausgesprochen werden, daß die VolkSoper des 32iäbrige,i Weinberg» ancb zu einen, Kasscnerfolg wird- Die Voraussetzungen dazu sind gegeben. Mit atonale» Fol terungen werden die Besucher verschont. Dafür winkt ihnen aber ein musikalisch er Genuß besonderer Art. Ein crsrenlichcr Hoff, nungsstern strahlt aber ans Weinbergers „Schwanda": Der Gesnn» dungsprozeß der durch katastrophale Eingrisf« hypermoderner Fa natiker schwer zngerichtctcn Musik schneilet einer erfreuliche» Besse rung entgegen Otto Hollsiei». Ausstellung Barlach (staatlich cs K n p f e r st i ck ka b i« nett). Aus Anlaß des 60. Gebnrtstaaes von Ernst Barlach ver anstaltet das Knpserstichkabmett ein« Ausstellung graphischer Arlxi- ten des Künstlers. Sie bringt neben einzelne» Bildern de» Zyklus „Die sieben Wandlungen Gottes" Holzschnitte von unerhörter Ausdruckskraft. Wie hier Gott in mcnschUch-körpcrlichcr Gestalt sich in der kleinen Form des Holzschnittes zu d e n, Wesen heranswkm-st, das vermag heule wohl nur ein Künstler vom Format Barlachs zu gestalten. Barlach sucht den ursprünglichen, unverbildete». Psychisch ungehemmten Menschen, der sein Gefühlsleben nicht kranipshast verdecken muß. Die Steindrucke aus „Del tote Tag" „no die Holz schnitte auS den Illustrativ»!» zur „Walpurgisnacht" gebe» ein Bild von dcn Möglichkeiten und Tiefen, die sich ihm dabei erschlie ßen. Die Ausstellung, die im Hinblick ans das Gcsamttverk BarlachS nur einen kleinen Ausschnitt bedeutet, ist lrotzoc,» ein Beweis für die ungeheure Opannweile dieses bcdcutcndcn Künstlers. T-M--S. Gedenkfeier für Graf Seebach im Opernhaus. Sonntag, den 26. Januar, vormittags 11 30 Ubr wird im Opcrnlmus mit Geneh migung des Ministeriums sür Volksbildung eine Gedenkfeier uir dcn Grafen Seebach stattfindcn. Unter Leitung des Kapellmei- siers Hermann Kutzschbach und unter Mitwirkung von Solist«» de» Staatsoper wcidc» die Musikalische Kapelle und der Opcrnchor der Staatsthcater das Negniem von Mozart aussührc». Für den Kreil, der dem Verstorbenen persönlich nahegcstande» hat. sowie sür dt« Vertreter der Behörden und die Angehörigen der StaaiStheater werden Plätze vorbelmltcn. Die reservierten Eintrittskarten wer den bis Mittwoch, mittags zwisckxn 12 und 2 Uhr, in der Vermal» tung der Staatslhcaler. Taschenberg 3. 1-, ausgegebe». lieber dt» etwa »och vorhandenen Karte» wird später verfügt Iverdcn.
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