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Die »»junge Rechte" in Sachsen Wie wir erfahren haben, schließt sich -er Gau Sachsen der Christlich-nationalen Selbsthilfe, deren Mit,Glie der sich aus ehemaligen Mitgliedern der Leulschnalionaien Volkspartei, und zwar aus nationalen Arbeitnehmern und den Iugendliclien, zusammensetzen, der Volkskonseroativen Vereinigung o». In dem Ausruf heisst es: „Der außerordentliche Bundestag unserer Vereinigung, hat am 19. Januar d. I. mit 200 Teilnehmern in Berlin be schlossen vollständig in der neuen Volkskonservativen Vereini gung anfzugehen. Ter Name verschwindet und all« Selbst hilfe-Mitglieder iverden damit Mitglieder der Bolkskonsor- vativen Vereinigung. Damit sind wir in einen weiteren poli tischen Wirkungskreis verflochten. Die Volkskonservative Ver einigung ist inzwischen am Dienstag, den 28. Januar, im Herrenhause in Berlin gegründet werden. Alle 12 aus der Deutschnationalen Volkspartei ausgoschiedenen Abgeordneten haben sich der Vereinigung angeschlossen. Das Bemerkens werteste der neuen Bewegung ist, daß sie den Weg frei macht für eine Erneuerung der Rechten. Sie ist ein« föderativ« Par ier. die im bewußten Gegensatz zu der starren und festen Kon struktion der anderen politischen Parteien, eine Art sreier Zu sammenarbeit gleichgesinnter Gruppen und zwar des Christlich- nationalen Landvolk- u. Bauernbundes und des Lhristl.-sazialen Volksdienstes geschaffen hat. Damit entsteht eine Beiveglichkeit, die dem Einzelnen wieder ein« größere Verantwortung aus erlegt. Damit ist ein Anfang gemacht für die Erneuerung des Parteiwesens in Deutschland überhaupt. Nicht die Partei als Organisation, sondern der Mann als sührende Persönlichkeit wird wieder etwas ivert in der Politik. Mit uns wird der Marxismus anders zu rechnen haben, als mit der Hugeirberg-Htartei. Das haben die Marxisten bereits er- könnt, denn einer der Ihren, der frühere Innenminister Soll mann schreibt: „Diese Treviranus und v. Keudell und ander« sind keine Nationolliberalen, keine Plutokraten, auch keine parlamen tarischen Routiniers. Es sind Männer mit einer Idee: eines christlich-sozialen Iungkonservalismus . . Die geistig« Offen sive gegen uns aber bereiten Brüning und Treviranus vor. Sie wollen den großen konservativ-sozialen Block, der die marxistische Sozialdemokratie überwinden soll. Hugenbcrg? Reden wir nicht zu viel von den Toten. Rüsten wir uns auf di« Kämpfe mit den Lebenden. Auf große geistig-politische Turniere . . . Nebel zerteilen sich, neue Ausblicke tun sich auf, Entscheidungen im deutschen Parteilehen reifen heran." Wir als junge Politiker wissen es, daß Entscheidungen heranreifen. Wie diese Entscheidungen fallen, wollen wir be stimmen. Die alte Rechte muß sterben. Ta'u wollen wir ihr noch besonders verhelfen, damit die junge Rechte lebe." « Die Anhänger der Volkskonservativen Vereinigung gehen also auch in Sachsen mit Mut an die Arbeit. Welchen Erfolg dies« Arbeit hat. wird erst nach dem nächsten Wahlgang beur teilt werden können. Wir wiederholen unseren Hinweis, daß Zusammenarlreit der Volkskonservativen Vereinigung, des Christlichen Volksdienstes und der Bolksnationalen Vereinigung Mahrauns erstrebt werden muß. wenn nicht heillose Zersplit terung der jungkonservativen Kräfte das Ende sein soll. Boden, von dem kein Grundbuch weift Kann man sich vorstellcn, daß es ln Deutschland eine land wirtschaftlich nutzbare Fläche von fast 300 Morgen gibt, die weder in einem Grundbuch eingetragen noch in irgendeinem Kataster verzeichnet ist; die zwar Eigentümer haben, aber weder verkauft noch bebaut werden können aus dem einfachen Grunde, weil «ine grundbuchliche Auslassung nicht möglich ist und jede Schadensversicherung verweigert wird? Nein, das kann man sich nicht vorstellen. Und doch gibt es solche Zustände im deutschen Vaterlandc, und zwar im Kreise Peine. Da gibt es das Dörfchen Woltorf, das nicht viel mehr Fläche umfaßt als ein Rittergut, nämlich II 101 Hektar. 72.1 Hektar davon sind preußisch, 264 Hektar braun schweigisch; der Rest steht unter gemeinschaftlicher Hoheit von Braunschwcig und Preußen. Nicht etwa, daß es sich bei diesen rund 300 Morgen um ein geschlossenes Gebiet handelte! Es ist vielmehr in zahlreiche Einzelteile zerrissen. Und daher eben rührt der groteske und unmöglicl)« Zustand, daß kein Grundbuch von diesem Boden etwas weiß. Uebrigens ist es mit dem preußischen Teil von Woltorf nicht viel besser bestellt. Die 723 Hektar, um die es sich hier handelt, zerfalle» nämlich in 172 einzelne Splitterchen, die entweder mitten im braunschweigischen Gebiet liegen oder mitten in einem der gemeinsam von Braun schweig und Preußen betreuten Gebictssctzcn. Das längste diese preußischen Eplitterchen ist 270 Dieter lang, das kürzeste nur, 150 Meter. Ja einige von ihnen sind noch nicht einmal 10 Meter breit! Es gibt ein paar unter ihnen, die sage und schreibe 450 Quadratmeter groß sind! Man reise selbst nach Wolters dorf und überzeuge sich. So etwas gibt es noch immer in Deutschland, im Jahre 1030. Und scheinbar soll es so etwas auch weiter geben. Wie wäre es sonst möglich, daß es Menschen gibt, denen das Wort Rcichsrcsorm unbehaglich ist? 5 Jahre Landesplanung Westsachsen Ein Rückblick Leipzig, 4. Februar. Der Hauptausschuß bei der Kreishaupt- mannschast Leipzig für die Ausstellung des «Äeölungs- mrd Wirt- sckastsplanes für das westsächsische Braunkohlengebiet <Landespla nung Wcstsachscn) blickt aus ein nunmehr fünfjähriges Bestehen zu rück. Aus Anregung des bau lech >mc!>e» Rates der KreiShanpt- maimschast Leipzig, Oberregierungsbaurat Dr.-Img. Mackowsky, wurde am 25. Januar 1025 von einein Kreis führender Persönlich keiten auf dem Gebiet der Berivaltung, der Wirtschaft und des Städtebaues beschlossen, mit den Landesplanungsarbeiten zu be ginnen. Aus Anlaß ihres fuusjährigen Bestehens legt« die Landespla nung Westsachscn in ihrer Hauptausschußsitzung einen von Negie rungsbaurat Nicolaus erstatteten Bericht über ihre Tätigkeit und Ersahrungen aus dem Arbeitsgebiet der Landesplanung vor. Die ersten Anfänge oer Vorarbeiten für die Landesplanung im Regierungsbezirk der Kreishauptmonnsckiost gehen in die Zeit kurz vor dem Kriege zurück. Dabei wurde» schon die, Fragen des künstigen Kohlenabbaus milerörtert. Im Januar 1025 geivannen diese Pläne festere Gestalt. Mi' Verordnung vorn 26. Februar 1025 beauftragte das Ministerium des Innern di« Kreishauptmannschaft Leipzig mit der Durchführung des Siedlungs- und Wirt schaft-plan 8 und der Bilduna eines besondere» Ausschusses. Der Ausschuß, dem der Stadlrat Leipzig, die Aintshaiiptiyannsck)as° tcn Leipzig und Borna, die Rcichsbahndirektionen Dresden und Halle, sonstig« Behörden und Inlercssenlenverbände beilralcn, trat am 3. Mai 1926 erstmalig zusammen. Der Umfang des Plangobielz wurde zunächst aus die Amtshaupima»nsck>aftcn Leipzig, Grimma und Vorua begrenzt und später weiter ausgedehnt. — Mit Inan- grissnahme des Siedlungs- und Wirtschastsplans mußte di« Herstel lung einer Karte in e i » h e i t i i ck« in Maß stob vorbereitet iverden. Man einigte sich aus eine» Maßstab vo» 1 : 5000. Das Kartenwerk wird 702 BiäUer »„nassen. In das Aufgabengebiet der Landesplanung mußt« die Klärung aller Fragen einbczogen werden, die mit allen Erscheinungssormen des Wirtschaftslebens in unmittelbarem Zusammenhang stehen Da zu gehören die Frag« der Güterbewegung und in deren Folge der Ausbau des Wasscrstraßennetzcs Im Eisenbahnwesen wur» den besonders behandelt die Beseitigung schienengleickcr Uebergäng« an verkehrswichligen Stellen, die Verlegung von Bahnstrecken und die Planung neuer Linien: Obersrohna—Penig, Plagwitz— Ga»hsch. Slrchla—Belgern. Borna—Bad Lausick—Großbollen. Zö schen-Leutzsch. — Namentlich wurde die Frage der Schäftung von Umgehungsstraßen behandelt, da die Stroßennerhältniffe in den Orlsiagen für de» Durchgangsverkehr häufig völlig ungeeignet siird. Die Fülle der vorbereitenden Einzelarbeit wird zusommeir- gesaßt in den Entwurf des F l ä ch e n a u f t e i l u u g s p l a n s. Es ergaben sich zwei Hauplgebicle, einmal dos eigentliche Braun kohl r n r e v i e r , sodann als geschlossenes Plangebiet das der Agglomeration Leipzig. In großem Zuge ist der Plangedanke sest- geiegt, wen» die Arbeiten auch »och nicht restlos abgeschlossen sind. Durchgesührt ist der FlächenausteilungLvla» für das Vornan Vraunkohlenrcvicr. dos den größten Teil der Amlsbauptinannschaft Vorira, einen Teil der Aintshauptmannschast Leipzig mi! 46 000 Hektar, 140 Gemeinden und 100 000 Einwohnern umsaßt. Im übrigen Gebiet der Kreisha»ptmaniiiä>ast sind sür eine ganze Reihe von Städten di« Flächenausteilungspiän« ebenfalls bereits bearbeitet oder in die Wege geleilet worden, so sür Wurzen. Bad Lausick, Leis» nig, Döbeln. Grimma, Dahlen, Slrebla. das als Musterbeispiel zu erst in allen Einzeibcilcn bearbeitet wurde, Gcringswaide und daS Gebiet Burgstädt—Göppersdorf—Vurkcrsdors— Harlmaunsdorf — Taura—Markersdorf. » Mit der Hauptausschußsitzung Ist «ine Ausstellung über die Arbeitsmelhodik der Laiidcsvlanunq und über Luftbildaufnah men verbunden, die unier Leiiung des Obcrrenicrungsbaurats Dr.- Ing. Mackowskh, des Oberingenieurs Slawik vom Aero- kartographischen Iiistilul Breslau und des technischen Leiters der Jnnkers-Lustbilldzciitrale in Lcipzig-Mocka». Angelroth. her- gestellt worden ist. l,eiprig uncl Umgebung Grotzzügige Einqemelndungspläne Leipzig, 4. Februar. In der gestrigen Sitzung des Kreis- ausschusses ist dem Stadtrat zu Wo Id hei in die Geneh migung erteilt worden, zwei Darlehn i» Höhe von 306 000 und 12 000 RM. auszunehmen. Es handelt sich dabei um die Auf bringung von Mitteln zur Verbesserung des Wasserwerks in Waldheim sowie zur Errichtung eines Spritzenhauses in Rich- zenhain. — Der Gutsbezirk Jagdschloß Wermsdors soll »ach der Gemeinde Wermsdors eiugemeindet werde», es habe» sich Widerstände ergeben: der Kreisausschuß befürwortet eine Z w a » g s e i n g e m e i n d u ii g. In der Sitzung des Bezirksausschusses kamen die Einge meindungen von Knautkleeberg, Abtnaundorf und Thekla zur Sprache. Für die Sladt Leipzig bedeuten diese Eiugemeiuduii- gcn außerordentliche sinonzieile Ausiveiiduugen. Der Bezirks ausschuß besürwortete die Genehmigung der Eingemeindung, die nach Ansicht des Amtshauplmannes auch vom Ministerium erleilt werden wird. Leipziger Derkesirsfragen Leipzig, 4. Februar. Der Zentrasverkehrsausschuß des Leipziger Bllrgerbniides beschäftigte sich in seiner erste» dies jährigen Sitzung mit verschiedenen Berkehrssragen Groß-Leip- zigs. Mit Befriedigung wurde sestgestcllt, daß die Bemühungen, Leipzig zum Sitze einer Neichsbahndircktion zu machen, nach drücklich fortgesetzt wurden. Bereits Anfang vorigen Jahres wurde eine Eingabe des Zentralverkehrsausschusses Leipzig an den Berhehrsansschuß des Reichstages von diesem der Ncichs- rcgierung zur Erwägung überwiesen. Der Zentroiverkehrsansschuß wird in diesem Jahre n. a. folgende Gegenstände bearbeiten: Verbesserung des Verkehrs auf den Bahnhöfen, Ausbau des Eisenbahn-Nah- und Fernver- kehrs, Berkehrsmerbung nach und über Leipzig, Beseitigung vcrkehrshindernder Eisenbahnbrücken, Reinhaltung und Verein fachung der Wasserläufe, stärkere Ersatzforstung sür den geplan ten Harthabbau, Staatsznschuß sür die städtischen Bühnen. Als seine Hauptaufgabe wird cs aber der Ausschuß auch in diesem Jahre betrachten, dem für Leipzig so schädüäien Verkehrs- und Mirtschaftspartiknlarismus diesseits wie jenseits der Landes grenzen entgegen zu treten. ) Bedenken gegen die Slraßcnreinigungsabgaben. Ter Krcisansschuß Leipzig hat am Moniag erneut über die Gebüh renerhebungen sür die Slraßenrcinignng in Leipzig verhandelt. Tie Zulässigkeit der von der Sladt Leipzig in Aussicht genom menen Neuregelung wurde grundsätzlich bejaht, doch konnte die Genehmigung des Entwurfes noch nicht erteilt werden, weil über den Widerspruch des HansbesitzerverbandeO die Akten noch nicht geschlossen iverden liomileii. ) Der Bahnbau Zöschen—Leutzsch dürfte bald begönnert werden. Der Bezirhsverband Hai die ersten Zahlungen geleistet, und man hasst daß mit Rücksicht ans die Arbeitslosigkeit bald niit dem Ban begonnen wird. — 'Ans Bcchlitz-Ehrenberger Flur will die Reichsbahn die Bahnüberführung über die Leipzig—Eorbethaer Bahnstrecke abbrcchen. Keine SliHecnmg -er Linke-Kofmann-Busch-Werke in Werdau Tie von dem Herrn Wirtiebasisminister in der Sitzung de? Landtages vom 23. Januar angckündigte 'Ausipra.be über die Zu kunft des Zweigwerkes Wcrdan der Linke-Hüiman»-Ai>sch-Wcrk: A.-G. hat ai» 1. Februar unter Leitung vo» Ministerialdirektor Tr. Klien siatlgesundcn. Es nakmicii daran teil: Vertreter der zu- siändigcn Ministerien, der >ire:s!>auvlmaii»schast, des Bezirksverba»« des, der beteiligten Ekmieiiidcn. der Gcwcrkichasstn. der Landlags- parleieii, des Betriebs- und 'Aiigeilclllenratcs des Werkes sowie der 'AnfsichtsralSvorsitzciidc »nü die Vorstandsmitglieder der Firma. Die Wcrksleitiing gab am Schlüsse der überaus rege» Aus sprache, bei der alle Klage» und Befürchtungen der Beteiligten ein gehend erörtert wurden, die Erliäniiig ab. daß daS Weil Werdau unter alten Umstände» ausrecht erkalten iverden solle. Sie stellte fest, daß bereu, endgültige Abmachungen innerhalb des Konzerns vo> liegen. die dem Werdaucr Werk bestimmte Arbeiten lausend sich-ern, und gab der Ziwersiebt Ausdruck, daß es gelingen iveroe, »och weitere Arbeiten dorthin zu überweisen. — Die Ver treter des Wirtschaftsmiiüstcruims sicherten z», daß auch vo» seueu der Regierung mit allen Kräften daiür gesorgt iverden würde, daß Werdau Aufträge erhält, soweit dies durch Eiiuvirkuug von seiten der Negierung bei dem Reich, der Ruchsposl, der Reichsbahn »ud den Gemeinden erreich! werden kann. Es ist zn hojse». daß niuimchr die Gcrüchic, d>« immer wied.r ein« Stillegung des Werkes als bevorstehend bezeichnet«:» und di: dadurch zn einer wesentlichen Beunruhigung bei den Belciiigtcn ge führt hatten, eildrmllig verstummen. Die Schönste der deutschen Frauen Am 2S. Januar wurde ln Berlin ein Ikjähriges Mädchen, die Schauspielerin Dorit Nitykowski ans der Max Rein hard t-Sckpile, zur dcutsck)«n Eck-önheitskönitzin, zur Miß Ger- many 1930 erklärt. Von diesem Satz ist jedes Wort bedeut sam: Berlin, Nitykowski, Schauspielerin, Miß German» und dentsckx: Schönheitskönigin. Man kann dies« „Leistung" von allen Seite» besehen und beurteilen, man braucht sicherlich nicht vom tiefsten vorigen Jahrhundert zu sein: an diesem Rummel, den wir Deutsch)« einem internationalen Borbild unverzüglich folgend mitmacl>en mußten, kann man keine innere, keine nationale Freude haben. Daß diese Groteske in Berlin gekur belt wurde, darf uns nicht verwundern, auch nicht in diesem Zusammenhang« der Berns des Dtüdch-ens; aus den Bühnen rekrutiert sich einmal di« moderne, formale Ecl>önheitsklasse, der Typ, wie man sagt. Nitykvwski? Die Ahnen des Mäd chens saßen wohl nicht seit ererbter deutscher Zeit auf märki scher Erde, in den Tälern von Saale und Alain, im Oberdonau- land. Dorit Nitykowski ist Miß Gerinony 1930! Dieser Klang! Das ist ein« Ohrfeige sür jeden, der innerlich vaterländisch empfindet. Das muß einleitend zn dieser Seite der „königlichen" Sack)« lunnerkt werden. An demselben Tag. da wir im Haag die Schlnßprotokoll« Unterzeichneten, wählten prominente Kenner in Berlin ans 123 Mädck-en, die von 1832 Beiverberinnen zur engeren Wohl gestellt ivorden waren, die Sckiöirste aus. Der Binnciihof im Haag und der Festsaal im Hotel Kaiserhof in Berlin am 20. Januar 1930! Man sah 1918 Frontsoldaten weinen, als sie in di« „Heimat" zurückkehrtcn. Wagegen wir bei dieser Modernität vor allem Front machen. ist der Kult des Leiblichen, der hier vor aller Augen proixigiert, in gewissem Sinne sanktioniert, als allgemein gerecht und billig,zetrie1>en wird. Die vielen Mädcin:». die be- gehrend aus das Glück der Miß Gcrmany scheinen, brancl>en sich aber nicht zu grämen, bei Gott Es gehört ein Charakter eigener Qualität dazu, leinen Kör;>er vor kritisch, eingehend und bedächtig prüfenden Auge» in Betrachtung und Konkur renz zn stellen. Wie man Rennpserdc besieht aus Märkte». Der schönste Leib wird prämiiert. Wir erinnern an das Schrei ben des Bischofs vom Galocston, einer Stadt in U. S. A. Die ser schrieb an Lisi Goldarbeiter, die bekannte Dt i ß Austria, als sie nach Galveston zur Schäiiheitskonknrrenz eingeladen war: die „Revue" von Galveston ist ein ganz gewöhnlicher Nekiameirick, der ans die niedere» Instinkte spe kuliert. Keine Frau von Galveston konnte veranlaßt werden, daran teilzunchnien Wen» Sie hierher kommen, wird mon Sie ersuchen, im Bade Kostüm ans und ab zn ftmzieren und sich von allen Seiten wie ein Luxustierci>en untersuchen zu lassen. Ich kann nicht verstehen, wie eine junge, züchtige und siitsamc Dame sich zn einem solch)«» Spiele hergcben kan» . . ." Wir glaubten wohl, im internationalen Ansehen an unserer Würde etwas einzubüßen, n»e»n wir diese Kabarettstückck)«» nicht mitmochten. In die modern« Seclenpathologie paßt es ja bestens. Don dem Wnndcrlied „Sonny boy" wurden laut Presse meldungen bis dato zivei Millionen Schallplatte» verkauft. Da mit allein, daß wir uns Volk der Dichter und Denker und die deutsche Seele eine Wäldersceie nennen, erfüllen wir noch keine Kultnrmissio». Hüten mir unk. das Bild des deutsck>en Mäd chens in der Seele der Jugend salsch zn prägen! Ibsen sagt einmal in seiner „Inge ans Ostrot": Ich glaube, daß das Weib den Mann dahin sichren kann, wo Gott ihn habe» will. — Das ist nordischer, germanisch)er Glaulre an die weibliche Seele. Miß Germony wird am 3. Februar in Paris noch einmal antreten, vielleicht Miß Europa werden, vielleicht im Sommer bei der internationalen Konkurrenz in Rio de Janeiro zur Schönheitskönigin der Welt, zur Miß Universum gekrönt werden und 20 000 Dollar einstechen. Vielleicht. Was aber hat das alles mit uns zu tun? Mit der deutschen Seele? Mit der tiefen verborgenen Schönheit des deutschen Mädchens, der deutsch)«» Frau? Die jeder sucht, di« uns Heimat ist? Dr. R. S. Kaplan Fahsel hielt am Montag seinen vor ivenigen Tagen in Leipzig gehaltenen Vor: rag über das Thema „Nietzsche, Aesthet, Freigeist und Uebermensch" nun auch in Dresden im überfüllten Künstierl-aussaale. Wir können uns hinsichtlich des Gedanklichen heute ein näheres Eingehen aus die Ausführungen dieses bedeutenden Redners schenken und verweisen insoiveit aus den ausführlichen Leipziger Bericht in dgr gestrigen Nummer unserer Zeitung. Wie oft hören wir heute di« Behauptung, daß die exakt« Wissenschaft den Lehren der Kirche fast in jeder Beziehung widerspräche. Nun dieser schlichte Priesterpchilosoph führt solche Behauptungen ohne An- slrengungen und ohne konstruierte Gegenargumente ad absur dum. Das Thema Nietzsche kann von vornherein nls besondere Gefahrenzone gelten und selten sind 'Apologien dieses Philo sophen positiv ansgcgangcn. Fahsel stellt aber in geradezu genialer Erkenntnis des innersten Wesens Nietzsches fest, daß ihn sogar philosophisch Gebilde:« mit Hartnäckigkeit falsch ver stehen. In prachtvoller rhetorischer Steigerung zeig! er den Snin Nietzschescher Philosophie auf und bezieht sich nur aus die Er- gebnisse seiner logischen, reiinvissenschastlichen Forschungen. Das auch in Dresden sichtlich ans den verschiedensten Lagern stammende Publikum folgte mit geftmniitcm Interesse und dankte dem Redner mit lebhaftem Beifall. Zck. Lotte Goslar, die junge Schülerin und »umnehnae Aäntenst» der Paliicca-Schiil-e. nab am Sonntag eine eigene Tanzmatiiwe m der Komödie. Auch sie dient der absoluten Tanz'unst. die obn: Programm nniiiistellbar an die Musik angclebnl 'chaftt. Ihre Stärk: ist der Humor der Beivegung, zu dessen Unterstützung sie sich ge legentlich auch der Maske bedient. Da? Wertvollste bei dieser Aus- fübriing: es wird wirklich getanzi! Nickt nur die Tanzl-eiveginic der Beine mit der so oft gEodenen Ausdriicksavmnafiik. sonder» frischer, sreier, beschwingter Tanz. Anmut und Schelmerei in den Bewegungen der Hände, die niittanzen — sogar die Finger tanzen sür sicb! —, ein« erstaunliche Biegsamkeit bei Kreisel- und energi schen Rnckbewegnngen, »irgens aber sühlbare Technik. Es ist, als müßt« das so sei»... und so soll's ja auch sein. In den seriöse» Tänzen läßt ab und zu die bewußte Gesialstuig zn wniischcn übrig. Es gibt dann Wiederholungen In den hnmoristischen Tänzen dg gegen feiern die Glieder Triumvbe. Besonders imponierlen hier dos W. Schönbergscbe „Eon uinore". die „Figur" und die Iazzsuite „Cgpriccioso". Das Publikum raste bei diesen Tänzen nirs wollle Wicderbolungen erzwingen. Cebr onmnlig ein Walzer, eindrucksooll auch zwei Prestisssino-Tänze „Furioso" und „Apaisionato". Ter Begleiter am Flügel und Komponist verschiedener Tänze. Adolf Havlik, verdient ein Erlralob, das ich auch der Kosnimkunsllerin Flora Andorf nicht vorenll«Itc» möchte. Tie Ausführung war gut besucht, dauerte aber fast bis ll42 Uhr. Man sollte doch, wie früher, lieber »m 11 Uhr mit diesen Morqenaiftsichnmae» beginnen. Zck. Dresden. sStriestler-KoinmrrmusiK.s Es wird darauf hingewiesen, daß der dritte Kanrmermusikabend im Vereins!)«»» om V. Februar erst u m 3 Uhr beginnt.