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Onter^Lltuns und V^i88en 286 — 12. ve/emdei- I92t» 8öcIis,LcIiL Volkse,lunZ . .v > Der üüami, der beide ?o!e überkloZ * Oie Kisker!««» kontrallierter» I^eislunzen Lzrrei» Es ist bezweifelt lvorden, daß Byrd den Südpol überflogen hat. Mit dieser Skepsis sind in der Öffentlichkeit zum Teil starke Verunglimpfungen verbunden gewesen. Byrd wurde als Lharlatan. ja sogar als Schwindler hingestellt. Aeuherungen des Majors Tryggve Gran (Oslo), eines Mitarbeiters des Süd- polsorschers Scott, waren stark mißverstanden worden. Selbstverständlich ist es heute noch nicht möglich, sich ein zuverlässiges Urteil über Weg und Ergebnis der SUdpolarslllge Byrds zu bilden, aber ein Urteil über die Persönlichkeit des Ge nannten dürfen wir schon heute haben, denn es liegen kontrol lierte große Leistungest dieses Mannes vor, die einen Schluß auf seine Eigensck>asten zulasten. Es trifft sich gut. daß vor kurzem das Buch von Richard Byrd „Himmelwärts" (Verlag F. A. Blockhaus) auch in deutscher Sprache erschienen ist. Diese Veröffentlichung, die den nachfolgenden Zeilen zugrunde liegt, gibt uns wertvolle Unterlagen zur Urteilsbildung über Byrd. Als Schüler hatte sich Byrd eine schwere Fußverletzung zu- gezogcn, die ihn Militär- und marineuntauglich machte. „Da kam der Krieg, der mich rettete wie so manchen anderen, denn ein williger Krüppel galt in dieser tolle» Welt mehr, als ein gesunder Drückeberger". Byrd wurde Soldat, und schließlich nach Ucberwindung großer Schwierigkeiten Flieger - Nach dem Kriege wurde er nach England geschickt, um an den Abnnhme- fahrlen des Z. R. 2 teilzunehmen. Am Tage des Unglücksfluges versäumte er den Zug, sonst wäre er heute vermutlich nicht mehr unter den Lebende», denn das in schneller Fahrt besindlicki« Schiff knickte bei einer scl>arfen Wendung über dem Humber- Aluß ein und geriet sofort in der Luft in Brand. Bei Hüll siel bas Fahrzeug ins Master. Von fünfzig Köpfen der Besatzung kamen 45 um. Nach Amerika zurückgckehrt, richtete Byrd eine Reihe von Marine-Schulslughnfen ein und bereitete sich sodann fiir eine Polarexpcdition vor, zu der Ford und Rockcfeller an- 'ebnliche Summen stifteten. Zunächst freilich greift Byrd nicht >ofvrt den Nordpol an, sondern unternimmt erst von Grönland aus eine Reihe Erkundungs- und Trainicrungsflüge im hohen Norden. Er legt dabei etiva -UM Kilometer zurück. 1926 er scheint er dann, wieder gefördert von Ford, mit dem Dampfer „Chantier" in Spitzbergen. An Bord führt das Schiff ein drei- motoriges Fokker-Flugzeug aus Schneekufcn. SO Freiwillige, darunter ein blinder Passagier, die Byrd begeistert Hilfe leiste- D ten, waren auf dem „Chantier" mitgekommen Trotzdem Vor räte verschiedener- Art, allerlei Ausrüstungsgcgenstande und außerdem -196 006 Mark in bar gestiftet worden waren, hatte Byrd noch 80 000 Mark Schulden macl>en müssen, die ihn bedrück en, und die ihn, wenn der Nordpolflug schief gegangen wäre, mbl für immer ruiniert haben würden. Viele schwierige Ar beiten waren zu leisten, bis eine brauchbare Startbahn geschaf fen war. Die ersten Probeflüge mißlangen, aber schließlich gluckte der Start des 1500 Kilogramm schweren Flugzeuges von der Rutschbahn. Für zehn Wochen waren Lebensmittel an Bord, ferner ein Gummiboot, Pelzkleider, Primuskocher, Waffen, Zelt, Werkzeuge, Rauchbomben, Arzneien u. a. m. Byrd wechselte sich » in der Führung der Maschine mit Floyd Bennett ab. Am A 9. Mai um 9 Uhr 2 Minuten befanden sich die beiden kühnen Männer, von denen einer leider schon verstorben ist, über dem Nordpol, und am Nachmittag des gleichen Tages traf das Flug zeug wohlbehalten unter großem Jubel aller Beteiligten wieder in Kingsbay ein. Die spätere Prüfung der Unterlagen ergab, baß Byrd tatsächlich am Pol gewesen war und daß er „seinen Weg innerhalb eines 18 Kilometer breiten Streifens zuverlässig bestimmt hat". Ueberschrvenglich waren die Ehrungen, die Byrd zuteil wur den In richtiger Einschätzung dieser Aeußerlichkeiten schreibt er: „In Wirklichkeit trage ich nur das Banner für eine Weile." Nach dem Nordpolerfolg begann Byrd einen Transatlantik flug vorzubereiten. Diesmal unterstützte ihn Wnnamaker. der schon 1914 ein Flugzeug für die Ueberguerung des Atlantik hatte bauen lassen. Byrd traf die Vorbereitungen auf die sorgfältigste Weise. Vor allem lag ihm daran, den Ozean mit einem mehr motorigen Flugzeuge zu überqueren, weil dies größere Sicl>er- heit bietet. Es wurde wieder ein Fokker-Flugzeug bestellt, das beim Probeslug Bruch machte, wobei die Insassen verletzt wur den. Vor allem schwebte Bennect eine Woche lang zwisckren Tod und Leben. Durch dieses Unglück verzögerte sich der Abflug. Lindbergh und Lhamberlin kamen Bnrd zuvor. Die Menge, die noch wenig „Lultnerstand" bestltt und die alaubte es bandelte sich hier um ein Lnftrennen über den Ozean, setzte Byrd wegen der Verzögerung arg zu. Er schreibt darüber: „In Tausenden von Briefen wurde ich unbarmherzig be schimpf: und geschunden. Wahrscheinlich handelte es sich dabei um Leute, die hohe Wetten abgeschlossen hatten. Hier eine Stelle aus einem Brief, wie ich ähnliche täglich bekam: „Sie Feialinq. Fern über düsterem Nobelsie"t-'ue erscheint schon das Bild der lieblichsten Fraue, Verschleiert noch. zag. wie m§„dliches Träumen, schwebt es ob Nebel- und Wo'l, ,,säumen. — Doch bald steigt die Schönste zur Erde hernieder, verklärt erblühend die fraulichen (Nieder. In ihres Mantels Weite, zär'iit' ununinnt, bringt sie weihnachtlich ihr göttliches Kind. iVlnria Ilom>>ckoicl. mich ekelt schon vor Ihrem Namen Eie sind ein Schandfleck Amerikas. Sie haben anscheine.0 überhaupt nicht die Absicht gehabt, übers Atlantisclze Meer zu "wae,,." Dabei ist das noch eine verhältnismäßig harmlose P-mb.-'' Aber Byrd ließ sich durch die Angriffe nicht verleiten, über stürzt vorzugchcn. Solange Lindbergh noch nicht Paris, ja Europa verlassen hatte, hielt es Bnrd nicht für taktvoll, seinen Atlantikflug anzutrcten. Erst als Lindbergh in sein Vaterland zurückgekehrt war, machte sich Bnrd startbereit. Während der Nacht vor dem Abflug konnte er kaum eine Stunde zur Ruhe kommen, obwohl ihm mindestens zwei schlaflose Nächte bevorstan den. Am 29. 'Juni 1928 startete das Fokker-Flugzeug mit vier Insassen an Bord von einer 1l4 Ki'omcter langen Ablaufbahn. Die Venzinbehälter waren mit einer Vorrichtung versehen, die es gestatten sollte, den Brennstoff 'vnerhalb weniger Sekunden loszuivcrden, wenn eine Notlandung auf ungünstigem Terrain bevorstehen sollte. Unter den Ausrüstungsaegenständen des Flug zeuges ist hervorzuheben der wasserdichte Sender, besten Antenne nach einer Notlandung im Meer von einem Drachen in der Lust hochgehalten werden sollte. Ferner wurde mitgeführt ein Verdampfer fiir keewasser, der reines Trintwasser lieferte. Lebc»smi5tel waren für drei Wochen an Bord ebenso natürlich Gummiboote, Leuchtpistolen u. a. m. Für den Fall, daß ein Motor unreparierbar aussetzen sollte, nmren bestimmte Werk zeuge vorhanden, um diesen Motor während des Fluges abzu werfen und dadurch das Fahrzeug entsprechend zu erleichtern. Die Postbehörde vereidigte zum Schluß Byrd als den erste» transatlantiscl>en Poslslieger und gab ihm einen Sack Briese für Frankreich mit. Dreitausend Kilometer durchmaßen die Flieger, ohne etwa» vom Erdboden oder vom Meere zu sehen. Zum Teil war der Nebel so undurchdringlich, daß die Besatzung, unter der sich auch betond nickst die Enden des Tragdeckes erkennen konnte. Der Gegenwind rvar teilweise derartig stark, daß die Befürch tung bestand, das Benzin würde zu Ende gehen, ehe Land er reicht war. Vielfach bestand auch Vereisungsgesahr. In eine» dicken Wolke wurde einmal für eine kurze Zeit die Herrschaft über das Flugzeug verloren, aber Valchen richtete die „Amerika" bald wieder aus. Im übrigen gelang der lange Blindflug glän zend Ein Benzinbehälter erhielt ein Leck, das notdürftig ver stopft werden konnte, doch schien es eine Zeit lang sicher zu sein, daß das Ostufer des Atlantischen Meeres nicht erreicht werden würde, zumal ein Irrtum in der Berechnung der Betriebsstoff vorräte eingctreten war. Non Zeit zu Zeit sandten und emp fingen die Flieger Funksprllche. Byrd schreibt: „Es ist ein eigen artiges Gefühl, wenn man inmitten dunkler Wolken 1500 Metei über dem Meere Nachrichten aus gemütliclzen und sicheren Orte« erhält" Schließlich kam der Wind den Fliegern doch noch zu Hilfs indem er die Geschwindigkeit beschleunigte. Aber nun trat dal Schlimmste ein. was sie befürchtet Hallen, nämlich Nebel an Ziel. Wiederholt wird Paris angesteuert. Wir lesen über dis ses Stadium des Unrernehmens auf Seite llO folgendes- „Wieder flogen nur aus Paris zu: und wiederum verzastuckte uns sturmdnrchtoste Dunkelheit. An der Küste regnete es bei schlechter Sicht. Landeinwärts ivurse das Wetter immer ekliger. Später stellte sich heraus, daß Paris mitten im dicksten Trubel der Lüfte lag." Schließlich faßte Byrd den Entschluß einer Notlandung auf dem Master, weil er dabei das Leben der Insassen und anderer Menschen weniger gefährdete, als wenn er aus dem Lande nieder- ging Er flog zur Küste zurück und ging dort im Schein des Lichtes eines Leuchtfeuers in der Nähe des Strandes nieder. Bai che n saß am Steuer, als Byrd den Befehl zum Landen gab. 42 Stunden waren die Flieger unterwegs Hören wir ihn selbst: „Als wir näherkamen, suchten wir vergeblich nach de« Wasserspiegel. Wir sahen nur die Leuchtbomben vor und unter uns. Die Räder berührten die Meeresabersläche. Trotzdein nun das Fahrgestell eines Flugzeuges so befestigt wird, daß e» einer vielfachen Beanipruchung gewachsen ist, wurde das unsrige wie mit einem Messer glatt weggeschoren ohne daß wir eine nennenswerte Erschütterung verspürten Das zeigt, wie hart chas Wasser wirkt, wenn man cs mit genügenoer Geschwindigkeit anrempelt. Einen solchen Verlust des Fahrgestells hatte nie mand vorausgesehen. Dann schien es nur noch eine Sekunde bis zum Ausstoß zu dauern. Ich fühlte mich etwas benommen. Ich weiß nur, oaß ich einen tüchtigen Hieb auss Herz kriegte, an den es mich noch monatelang durch unregelmäßigen Schlag erinnerte. Ich fand mich bei Dunkelheit und Regen im Waffe» schwimmend vor." Aehnlich erging es den anderen drei Insassen, aber keine» wurde ernsthaft verletzt. Sv endete dieser Ozeanslug, der ausgezeichnet vorbereitet und niit großer Klugheit und Besonnenheit durcligefübrt wurde, noch glimpflich. Es kann kein Zweisel sein, daß wir es in Byrb nicht nur mit einem schneidigen Flieger, sondern auch mit einem sehr sorgfältig abwägcnden Winenschafiler zu tun haben. Eine solche Beurteilung läßt auch der norwegisck>e Major Tryggve Gran Herrn Bnrd und seinem Landsmann Valchen. mit denen er gut bekannt ist, widerfahren. Wenn Kran zu gewissen Ver öffentlichungen über die Südpolflügc Byrds Stillung genommen hat. so richtete sich diese Kritik wie Gran versichert, nicht gegen Byrd, sondern gegen eine Verbreitung unrichtiger Darstellun gen durch Dritte. Wir dürfen annehmen, daß Byrd, der zwei der weltbedeu- tendslen Fluglcislungen getätigt hat. auch auf dem Gebiete der Südpolcrkundung Wesentliches zum Fortschritt der Mensclcheit zusammen mit seinen Kameraden leisten wird. ZV'illz- blozsr. poMartenArüüe Von Kose istelnecic Gleich am Bahnhof hat man der Zurückgebliebenen gedacht Da stehen am Zeitungskiosk, rechts und links der vielen, sorg sam neben- und übereinander geschichteten Tageszeitungen, Fllustrierten. Magazine und Modcnblütter, zwei Ständer, die man durch leise Berührung ui» ihre eigene Achse drehen kann. So wie eine Drehtür im Eingang eines Lokals. I» diesen so »nermüdlich auftauck-enden und brav wieder verschwindenden Winkeln aber stecken, säuberlich nach Kirchen, Rathäusern, Brücken, Plätzen und Straßenansichtcn geordnet, viele Karten und warten darauf, gekauft, beschrieben, mit Marken beklebt »nd an Menschen versandt M werden, die vor andere» Kirchen, Rathäusern, Brücken und Plätzen und in ähnlichen, aber doch nickt diesen abgebildeten Straßenzeilen wohnen. Nach jedem Zug und vor jeder Abfahrt stehen auch kaffer« belastete Herren, handtaschentragende Frauen, Mädchen und junge Männer vor diesen Ansichts-Karussells. Sie holen mit breit zupatschendem Daumen oder mit leichtem, lpitzsinarigem Griff eine Kirche, ein Rathaus, einen Hasen oder einen Markt- Platz heraus und reichen sie — mit Randbemerkung für sich: Diese für Grete und diese für Berta und diese für Onkel Fritz dem Manne im Kiosk. Der pflegt die gedruckten Karten mit einem Groschen, dir photographierten aber mit IS Pfennigen zu berechnen, die matten ebenso wie die glatten. Bei denen gibt es also den Glanz tatsächlich zu. und wer einmal ein bißcbcn Obcrslüchenschimmer umsonst haben will, wird natürlich nur die lackierten kaufen. Der Zeitungsmann steckt dann die mit ge übtem Griff sorafältlgst Nachgezählten in ein .kleines, sehr dünnes Kuvert, das er dem Käufer mit freundlicher Frage eicht: „Bleistift, Briefmarke gefällig, mein Herr?" Ich weiß nicht, ob ich die jungen Frauen, die kleinen Mädchen, die zu Hause gebliebenen Ehemänner um die Grüße beneiden soll, die ihnen so aus der immer lockenden Ferne ins Haus kommen. Oder ob ich sie bedauere, darum nämlich, und ick entschließe mich zu letzterem, weil Ne scheinbar doch vielfach solche Frauen, Männer, Verlobte und Freunde haben, denen in aller Oeffentlichkeit und ohne Gefahr eines sich erhebenden Protestes zuaetraut werben darf, bähst« für drnieiüaen. dem sie gleich nach Ankunft oder schnell noch einmal vor Abgang des Zuges schreiben wollen, nicht einmal ein paar Grußworle selb ständig zusammensinden. Denn ans dem die Karten sauber umhüllenden Umschläge stehen, groß und uaiiöcriehbar „Post- kartengrüße" llberschrieben. eine Anmhl von Texten, die, für verschiedene Lebcnssituatione» ausgeoacht, dem Schreiber die Anstrengung des eigenen Nachdenkens abnehinen sollen. Und ich weiß nicht, ob diese Gratiszugabe aus reine: Menichenfreund- lichkeit gereicht wurde, in Kenntnis des belämmerten Zustan des. vor einer unbeschriebenen Karte nur fortwährend zu denken: Himmel, was schreib ich nun bloß? oder ob es eine raffiniertere Rechnung kaufmännischen Geistes ist. Denn wenn einer nicht erst eine Viertelstunde, das Blcististende im Munde, in seinem Easthof vor der unbeschriebenen Karte sitzt, für die ihn, abgesehen von der sorgfältig darauf gemalten Adresse, immer noch nichts einfiel, sondern wenn er. einen der Texte wählend, sofort den fremden, schön vorgedruckten Einfall slott wie nie einen eigenen aus die Karte schreibt dann kann er. während er seinen Kaffee oder keine Snpve erwartet, weit mehr Karten verschreiben, als der erste. Und darum mehr kaufen. « Die Texte, gleichmäßig verteilt und übersichtlich durch einen dicken, schönen Strich voneinander getrennt, reimen sich. AI'-' so zum Beispiel: Album ein — Liedchen mein. Ansichtskarten — mich erwarten. Vergißmeinnicht — Sonnenlicht. Kastanien kerzen — Liebesschmerzen. Reisende im Sommer finden mehr Auswahl als Reisende im Spätherbst oder gar im Winter. Doch kann auch diesen durch ein paar Verse allgemeiner Geltung aus der Verlegenheit, die Karte geistreich zu füllen, geholfen wer den. Sie können schreiben: „Tausend Grüße ans der Ferne, sende ich dir gar zu gerne." Das paßt bei jeder Temperatur und Tagesbeleuchtung. Auch der Erhaltung der Gegenliebe ist Rechnung getragen. Für Gemüter, die aus diesem Gebiet« be sorgt sind, schlägt ein Vers die mahnenden und sanft tröstenden Zeilen vor: „Vergiß mich nicht! Du all mein Glück! Ich kehre bald zu dir zurück!" Und falls er dann doch nicht so bald zu rückkehren kann oder mag, so steht da, gewillt, einer vielleicht folgenschwere» Enttäuschung vorzubeugcn: „Ich kann's nicht mehr ertragen, da du so meilcnfern. ich muß dir's muß dir's immer sagen. Ich Hab dich gar zu gern!" Und, wenn st«, die Diejenige Welch«, dann noch ein Wort sagt, lieber Himmel, dann ist ihr eben nicht zu helfen. Dann maa ft« bös« sein! Daheim aber, in Friedenau. Sieglitz. Lichtenberg oder Reinickendorf zieht die Lotte auf der Morgenfahrt ins Geschäft die schon etwas angedrücttc Karte aus der Haiidtasckie p:d liest zum dreiundzwanzigsten Male: ..Gott Amor schnitzet seine Pfeile, wohin er zielt, tritt er auch hin. Rast ich auf meiner Reise eine Weile, denk ich an nieine Königin." Ach Gotte doch, lächelt sie beseligt vor sich hin. das hätte ich gar nicht gedacht! Verse machen kann er sogar auch! Und dann steckt sie die Karte wieder in die Handtasche, springt schnell ab und eilt beglückten Schrittes zui: Stätte ihrer täglichen Arbeit. Vrant eine» „Dichters"! Line Mathematik der Sprach« von Brno Holz. — Bei der Vollendung seines „Phantasus", die ihn in den letzten Jahren seines Redens deschasligte, ist Arno »vlz Gesetzinäßigleilen dei Sprcichform nachgegangen und dabei zu einer Theorie gelangt von deren Grundlinie» er in einem für ein Zeitungsintervien bestimmten Gespräch noch kur; vor seinem Tode Mitteilung ge macht hat. Während er Prosa und Vers für primitive Forme« erklärte, von denen er die eine mit dem flüssigen oder gas förmigen Zustand der Materie ohne gesetzmäßige Bindungen zwischen den Teilen, die andere mit dem Kristall und den ein fachen Zahlengesetzen seiner Flächen verglich, glaubte er al» letzten, endgültigen künstlerischen Ausdruck der Sprache ein« Wortkunst gefunden »u haben, in der, wie im organischen Stoff, höhere, komplizierte Zahlenqesctze nachzuweisen seien. Das eine, das dynamisch)« Gesetz, bestimmt nach Holz den Fortgang, di« Richtung der Rede; es ist eine Zahlenreihe, die sich aus den Vegriffswerten der Sprache ergibt, die in der Kunstsprache nur in ganz bestimmter Anzahl gesetzt werden könneir. Für sie gelten die Gruppen von 1. 9. 5, 7, 9, 12. 15. 18, 21. 24. 27, 28 Worten. Demgegenüber wird das statische Gesetz von der Anzahl de» Klangfarben bestimmt,' es gilt für jene Worte die keine Be griffe ausdrücken, die den Fluß der Rede durch die Eigenschasts» vestimmung unterbrechen. Sie sind in ihrem Auftreten an di« Zahlenreihe 2. 4. 6, 8. 12 gebunden. Walther Schneider, der in der Lit. Welt" über dies Gespräch berichtet meint freilich, erff die Poesie de» „Phantasus" verleih« der Logik dieses neuen Zahlenprinzips der Sprache jenes Quentchen Wahrheit, da« jeder Wissenschaft zu ihrer vollend«», fehlte