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Sächsische Volkszeitung : 12.12.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-12-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192912129
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19291212
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19291212
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1929
-
Monat
1929-12
- Tag 1929-12-12
-
Monat
1929-12
-
Jahr
1929
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 12.12.1929
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Wer hak die Diäten zurückgezahtt? Interessante Feststellungen Bekanntlich hatten unmittelbar vor der Auflösung des vorigen Landtags di« Abgeordneten aus Anweisung des damaligen Präsidenten Schwarz die Tagegelder für April zum grössten Teil bereits abgehoben. Da die Auflösung am 22. März ausgesprochen wurde, hatte» sie natürlich keine» Anspruch auf die Apriltagegelder und das Landtagsprüsidium legte ihnen da her auf Veranlassung der Regierung nahe, die Tagegeld« zu- rückzuzahlen. Wie die Sächsisch-Böhmisäie Korrespondenz von unterrichteter Seite erfährt, besaht« sich der Landtagsvorstand jetzt mit dieser Angelegenheit. Es wurde festgestellt, datz die Demokraten, die Deutsche Volkspartei, die Wirtschaftspartei und die Deutschnationalen sämtlich die Tagegelder zurückgezahlt haben. Bei den Sozialdemokraten sind verschiedene Abgeord nete noch im Rückstand, da sie die Gelder in Teilzahlungen zurückerstatten, indessen hoben alle Mitglieder aus dieser Partei grundsätzlich ihre Bereitwilligkeit zur Rückerstattung ausgesprochen, so datz dem Staat auch hier keine Verluste ent stehen werde». Dagegen haben sämtliche Kommunisten sich gewei gert, auch nur einen Pfennig zurückzuzahlen. Offenbar wollen sie so die kapitalistische Gesellsckiast schädigen und strafen. Datz von dem früheren nationalsozialistischen Mgc- ordneten Tittmann, der in dem bekannten Alimcnten- prozetz seiner eigenen Frau jede Unterstützung verweigerte, nichts zurückgezahlt worden ist, überrascht wohl niemand. Aber auch der andere damalige nationalsozialistische Abgeordnete, der Forstbeamte Hel big hat bisher nichts zurückbezahlt. Ebensowenig haben die früheren Abgeordneten der Aufwer tungspartei, Göttling und Härtel die Tagegelder zurück- erstattet. obwohl zum Beispiel Härtel Beamter ist und daher wohl in der Lage dazu wäre. Auch die Altsozialistische Partei ist merkwürdigerweise mit zwei Abgeordneten im Rückstand, sowohl der frülxere Ztt'9 Hagen als auch der frühere Innen minister ALg. Max Müller, haben bisher nichts zurück gezahlt, obwohl namentlich auch Müller, der jetzt Oberregie rungsrot ist und namhafte Uebergangsgelder nach seinem Rück tritt vom Ministeramt erhalten hat, zweifellos auch finanziell in der Lage wäre — Diese Haltung der beiden Altsozialisten mit besonderer Energie — und ganz mit Recht — die Rück zahlung der vorzeitig erhaltenen Gelder verlangt hat. Viel- leicht sorgt Herr Heldt bei seinen eigenen Parteigenossen noch jetzt dafür, datz der Staat sein Geld zurückerhält, ist umso auffallender, als bekanntlich der frühere Minister. Präsident Heldt, der eigene Parteigegosse Müllers und Hägens, Hilfe für Sachsens Wirtschaft Dresden- 11. Dezember. Im Haushaltsausschutz B wurden am Dienstag die Slbstimmungen über die Anträge zu den Be ratungen betr. die Wirtschaftslage der sächsischen Industrie vorgenommen. Die Anträge des Berichterstatters Dr. Kästner sDem.) wurden angenommen. Sie laufen im wesentlichen darauf hinaus, die Regierung für Matznahmen auch finanzieller Art zu ermächtigen, um die heimischen Ge werbezweige zu schützen und zu heben. Auch ein volkspanei- licher Antrag zur Förderung der sächsischen Tuchindustrie fand Annahme. Die von der SPD. vorgelegten Anträge fanden va< gegen zum Teil eine Mehrheit, während kommunistische An träge fast sämtlich der Mlehnung verfielen, lieber diesen Gegenstand wird in der Vollsitzung des Landtags am Donners tag endgültig abgestimmt werden. * Anträge der Volkspartei, die Im Landtag ein« gebracht worden sind, wenden sich gegen die kommunistische Hetze unter den Schulkindern und machen Vorschläge zur Mil derung der Not der älteren Angestellten. — Eine deutsch, nationale Anfrage verlangt Stellungnahme der Negierung zu den Uwbauarbeiten am Zwinger. Die Regierung soll Aus kunft darüber geben, ob für das „Museumsviertcl" in Dresden ein einheitlicher Bebauungsplan vorliegt. — Eine Eingabe des Gaues Sachsen der Schwerbeschädigten fordert Bereit stellung besonderer Mittel zur Hebung der Notlage der Schwer kriegsbeschädigten. s. Dr. Schminke, der frühere kommunistische Altgeordneie im Sächsischen Landtag, ist aus der Vereinigung s o z I a l i st i s ch e r A e r z te mit 23 gegen 17 Stimmen a u s. geschlossen worden. Eer Fürsorge dt» Mrforge für ihr« Seel« fein!" So ruft der Vortragende aus: Hunverttausende gingen verloren, weil ihnen st« der Fremde kein katholischer deutscher Priester zur Seite stand. Wohl haben die deutschen Orden ihr Möglichstes getan, und es Ist ihr Verdienst, wenn es heute im Ausland überhaupt noch «in bodenständiges katholisches Auslandsdeutschtum gibt; aber die Arbeit ist zu gewaltig. Es gehört sehr viel Priestergeist dazu. Die Priester müssen die Gläubigen in den Erotzstädten, im Urwald, in den Dörfern, in der ganzen Welt in ihrer seelischen Verlassenheit aussuchen, um ihre Seelen zu retten. Am günstigsten ist die geschlossene Auswanderung und Ansiedlung. Eie ist die Bürgschaft für die Erhaltung der deutschen Sitten und des katholischen Glaubens. So gibt es in Uebersee zahlreiche katholische deutsche Gemeinden mit einem regen religiösen Leben. Welches ist die Hauptursache für die religiöse Not der Deutschen im Auslande? Es ist in erster Linie der Mangel an Priestern, die die Muttersprache beherrschen. Die Einwanderer wohnen im ganzen Lande zerstreut, und während in Deutsch land aus rund 1500 Gläubige ein Priester kommt, hat in manchen Gegenden in Uebersee ein einziger Priester bis 30 600 Seelen zu betreuen. Es ist durchaus keine Seltenheit, datz der Priester zu einem Krankenbesuch 500 Kilometer Weges zurück legen mutz. So kommt es, datz weite Gebiete nur ganz selten einen katholischen Priester sehen, daß zahlreiche deutsche Katho liken in den Urwäldern Brasiliens ober anderswo ohne die Sakramente leben müssen, datz 90 Prozent ohne die Tröstungen unseres Glaubens sterben, datz eine Kolonie in Südamerika seit acht Jahren überhaupt keinen deutschen Priester gesehen hatte. Es ist der Mangel an Priestern, der die Verhältnisse der Seel sorge so ungeheuer schwer gestaltet. Millionen unsterblicher Seelen gehen zugrunde, weil sie keinen Seelenführer haben. Doch wir brauchen nicht einmal nach Uebersee zu gehen! Die 200 000 Wolgadeutschen, di« etwa zur Halste katholisch find, leben seit -er russischen Revolution ohne deutsche Priester. Aehnlich liegen die Verhältnisse in der Tschecho slowakei. in Schweden, in Finnland, in Polen, in Schleswig und Dänemark Die Not in ber Auslandsdcutschen-Diaspora — so betont Bischof Geyer — sei ungemein gröher als in der deut» schen Diaspora Um dieser Not zu steuern, habe er dann seine «n st alt in Godesberg zur Ausbildung aus« landsdeutscher Priester gegründet, die sich im Laufe der Jahre gut entwickelt habe. 1920 traten vier Studenten ins Noviziat ein, 1927 waren es 15 Insassen des Hauses, und heut« sind es bereits 64 Das Haus hat aber nur für 45 Menschen Platz. Heute schon müssen mehrere Novizen auf dem Flur schlafen — kurz, es ist unumgänglich notwendig, datz dem Werke ein neues Haus errichtet wird. Vischos Geyer wendet sich an alle Freunde des katholischen Auslandsdeutschtums mit der dringenden Bitte, ihm bei der Ausführung dieses Planes behilflich zu sein. Er setzt seine Hoffnung aus das Reich, heff Staat und auf alle katholischen Organisationen. Als zweiter Redner sprach dann Oberregierungsrat Gras Matuschka« Oppeln tiber das Thema „Die deutschen Minderheitsschulen in Ostoberschlcsten". Der Vortragende betonte einleitend, datz das Problem der ostoberschlesischen Minderheitesschule als eine Frage der ethischen Verpflichtung zur Wahrung der kulturellen Rechte des deutschen Volkes betrachtet werden mutz. Auch die Kirche habe diese Rechte von jeher anerkannt und betont. Bei den eigenartigen Sprach- und Volkstumsverhältnissen in Ober» schienen müsse auch das Gesamtproblem, das sich in den Worten „Nation und Staat. Bolkstum und Sprache" ausdrücke, erörtert werden. Entscheidend für die Zugehörigkeit zum deutschen Volks tum sei der Witte des einzelnen. Die besonderen oberschlesischen Verhältnisse, die eine für den polnischen und deutschen Teil ein heitliche Grundlage haben, erklären sich aus der Geschichte und der jahrhundertelangen Zugehörigkeit zur deutschen Kultur- gemeins<l>ast. Im einzelnen geht Graf Matuschka dann ans die Schulvcrhältnisse in Osioberschlesien ein. Von den rund eine Million Einwohnern Ostoberschlesiens rechnen sich 300 000 bis 400000 zur deutschen Volksgemeinschaft. Im Dezember 1927 wiesen nach der amtlichen polnischen Statistik die deutschen Miuderhcitsschulen 23 000 Kinder auf, während es im Frühjahr 1929 noch 17 500 Kinder sind, die im ganzen 77 Minderheits schulen besuchen. Es ist also ein ständiger Rückgang der Zahl der deutschen Kinder in deutschen Schulen fest« zustcllcn. Die beiden Reden, die die geistigen Nöte der deutschen Katholiken im Auslande so eindringlich darstellten, fanden bei der Fcstversammlung lebhaftes Echo. Zum Schluß ergriff Staatssekretär Dr. Brugger das Wort zu einem Dank an die Versammlung, insbesondere an die hochwürdigsten Herren Bischöfe Dr. Schreiber und Geyer, an Graf Matuschka. an die Studenten und die Vertreter der Regierungen und Behörden. Der St. Michacl-Kirchcnchor sang zum Schluß das „Wach aus" aus den „Meistersingern" — ein erhebender Abschluß der so ein drucksvoll verlaufenen Feier. Lahmes Weihnachtsgeschäft Die Arbeitslosigkeit steigt weiter. Dresden, 11. Dezember. Der Anstieg der Arbeit s- lose »Kurve hat sich sowohl bei den männlichen als auch bei den iveiblichen Hauptunterstützungsempfängern beschleunigt D>e Steigerung vollzog sich bei den männlichen Hauptunter- stützungsempfängern der Arbeitslosenversicherung von 109198 auf 118187, also um 8.2 v. H. Bei den unterstützten Frauen ist zum ersten Male seit dem Umschwung der Arbeitslosenkurve eins wesentlich stärkere Steigerung als bei den männlichen eingeireien. nämlich von 40 697 auf 44 564. also um 9.5 v. H. Die neuen Zugänge auf dem männlichen ArbcitsmarkI setzen sich verwiegend aus dem Baugeweibe, der Industrie der Steine und Erden und der Metallindustrie zusammen. Zu der Be lastung des weiblichen Arbeitsmarktes hat in stärkerem Maße schon die abslauende Saison einiger Verbrauchsgüterindustrien bswetrogen. Besonders das Bekleidungsgewerbe und dos Nayrungs- und Genutzmiitelgewerbe setzte in steigendem Um fange Kräfte frei. Das vorzeitige Nachlassen des Weihnachts geschäftes der Verbrauchsgüterindustrien, das aus man gelnde Kaufkraft der Bevölkerung zurückgesührt werden muh, kommt auch in der Bewegung der Zahl der Stillegungs- an zeigen zum Vorschein. Im ganzen sind im Monat Novem ber 281 Sttllcoungsanzeigen gegenüber 220 im Vormonat beim Arbeits- und Wohlfahrtsmiiiisterinm eingegangen. An der Zu nahme sind vorwieaend Metallwarenfabriken, die elektrotech nische Industrie, Möbelfabriken, die Musikinstrumenten- und die Spielwarenindustrie beteiligt. : Tie Sitzung der Stadtverordneten fällt in dieser Woche aus. Gewerbesteuer. Am 16. Dezember 1929 ist die 3. Rate der taatlichen Gewerbesteuer und gemeindlichen ZuschlagLsteuer ür das Rechnungsjahr 1929 (1. April 1929 bis 31. März 1930) ällig. Die zu zahlenden Beträge und die zuständige Kassen telle des Steueramtes sind, aus den in den letzten Tagen zn- gcstellten Steuerbescheiden ersichtlich. Die Unternehmer von im Stadtbezirk Dresden und im Gutsbezirk Albertstadt ge, lcgenen Gewerbebetrieben wollen die Zohlung pünktlich leinen da sonst Verzugszinsen in Höhe von 10 v H. jährlich eittstehcn : Technische Hochschule. Das NnSlandsscnünar der Teckni- schen Hochschule veranstaltet im Nahmen des Aus;cni»st!Nits in -ez Monaten Januar und Februar einen Ehina-KurS. Derselbe ! .d 9 Vorträge umfasse», die jedesmal an einem Frciiagabenü in cr Hochschule stattsinden werden. : Weil,»achten im OSkar-Seyfsert Mnscm». Landesmnscmu > Sächsische Volkskunst, Dresden-N.. Asicrstraße 1 (beim Ziel > , , - Die Eröffnung der Ehristbanm-AnSstellung sindel Sonnten, den 15. Dezember, vormittags 11 Ukr statt Die AnssoRn»^ dauert bis zum 1. Januar. Das Museum ist wochentags von 9 !>>z 2 Uhr lind sonn- und feiertags von 11 bis 1 Ukr geöffnet. S - besonderen Darbietungen beginnen bei erweiterte» Bcs>ichsz«it>z Mittwoch, den 25. Dezember. : DaS satzungSgeinLtze PreiSschrcibcn der Di -Beuller ?' des Stenographenvercins „Olabelsberger" zu Drcsden-Friec für die Schüler und Schülerinnen der böhere» Lehranstalt, d Fachschulen in Dresden findet Sonnabend, den 25 Januar nachmittags 3 Uhr. in der 2. Fach- und Fortbis0u»osülmle. ?> nesflraße, statt. Die Beteiligung am Preisschreiben siebt allen ?.lo. lern der höhere» Lehranstalten und Fachschule» Dresdens frei. B.c- laugt wird von den Teilnehmern am Preisichrcibc» die struograv u- sehe Niederschrift eines 5 Minuten laugen Diktates, das sofort o' e jedes Hilfsmittel in gewöhnliche Schrift zu übertragen ist. Gcschr«. bcn wird in den Schnelligkeiten von 80. 100. 120 »sm. Silbe«, soweit überhaupt Anmeldungen vorliegen. Tie Arbeiten werde» noch der Güte der Ucbcrtragung und nach der Nichtigkeit de? Steno gramms gewertet. — Der Vcrwaltungsrat der Dr -Beutler-Stillung gestattet sich, di« Herren Direktoren, Lehrerinnen und Lehrer de, höheren Lehranstalten und Ferchschulen i» Dresden höslichst u» bitten, die hierfür in Betracht kommenden Schüler und Schülerinnen von der Abhaltung des PreislchrcibciiS in Kenntnis zu sehen, zor Beteiligung anzuregen, di« Bewerber in eine Liste riniragen M lassen und die abgeschlossene Liste bis znm 15. Januar 1930 den, Städtischen Schulamt einzuscudcn. lind warteten, bis die Nuschlußtruppen gleiche Höhe mit uns erreicht hatten. Wie verlautet«, war nämlich unser Bataillon am weitesten vorgedrimgen. Nun hatten wir Mutze, uns nmzusehen. Was ich feststcllte, war niederschmetternd. Fuchs war tot. Radehki gefallen, Bark schwer- verwundet unterwegs liegen geblieben. Auch Leutnant Gitter, der liebe Mensch, der kaum ein« Woche bei uns war, hatte heim letzten Zusammenstoß sein Leben lassen müssen, nnscrn Zug führte nun der Kompaiüesiihrcr selbst. Nur der klein« Mierdorf ivar mir von unsrer Gruppe geblieben. „Schnäpser, eich Hann Hunger", sagte er, um von dem Schema Park, worüber wir gerade gesprochen lxittcn. abzukommen. Es war mir bekannt, datz sie immer gute Freunde gewesen waren. Micrdorss Augenlider zwinkerten verdächtig, als er jetzt seinen Tornister abwarf und dann mechanisch ei» Stück Brot her» »nt erwürgte. Die Prüfung meines Etzvorrats fiel kläglich aus. Das Koch geschirr hing nur noch an einem dünnen Lcdcrsetzen und war durch löchert wie ein Sieb. Aus den Schußlöchern hingen Speck- und Brotfctzcn heraus, es war nichts mehr zu genießen. Dresdner Konzerte Kirchenkonzerte. Der Mozartberein brachte gemeinsam «it dem freiwilligen Kirchenchor der Frauenkirche »nicr der straffen, sicheren, musikalisch großzügigen Leitung von Erich Schneider den 69. Psalm von Heinrich Kaminski «nd den 100. Pflalm von Max Reger zu Gchhör. Unter den modernen kirchenmusikalisehen Werken nimmt Käniinskis Psalm un bestritten eine bedeutende Stellung ein. Ltzenn diese Komposition auch mit allen gegenwärtigen kontrapnnktische» und orchestralen Mitteln arbeitet, wenn sie auch den Orchcstcrklang mit brutalen Machtmitteln bis zur äußerste» Kraflspanmmg peitscht, wenn sie auch in der zusammengeballten Masse der Lösung der textlichen Grundlage nos« z» kommen sucht, so zeigt sich doch Klarlieit in der Struktur umd Geschlossenheit im ganzen Rahmen. Sie beansprucht di« Auf merksamkeit des Zuhörers bis znm letzte» gewaltigen Akkorde, sie er regt «in gewisses fieberhaftes Arbeiten des gesamten Nervensystems bei dem Hörenden, sic ruft Bewunderung über die Bewältigung des Ricseiiapparaies hervor. Aber letzten Endes wirkt sie doch nur für die Dauer der Aufführung. Eine Reminiszenz schasst das Werk trotz aller ungeheurer Kiaftladnng nicht. Der frei willige Kirchenchor, das Orchester des M o za r t ve r c i n s. der Knabenchor der Kreuzkirche und Max Lorenz (Tcnor- solo) stellten sich restlos in den Dienst des Werkes und sicherten ihm eine vollwertige Wiedergabe. Negers 100. Psalm konnte ich anderer Verpflichtung halber nicht hören. In der D r «ikö n i g s ki ich e vermittelte der Dresdner Hochschulchor unter der stilkundige», feinmusikalischen und tief gründigen musikalischen Führung von Edwin Lindner das drei teilige Oratorium „Christus" von Franz Liszt. Lange ist «S her, daß dieses Werk in Dresden ansgefii-hrt wurde. Bedingt cs doch einen ziemlichen Aufivand an Milwirkendcn. Außerdem birgt der Chorsah reichlich Schwierigkeiten, so daß lange Vorarbeiten nötig sind. Dazu kommt noch die Länge des Werkes; denn es beanspruchte auch diesmal — trotz wesentlicher Kürzungen — immer noch eine Dauer von 2^ Stunden. Aber dieses Oratorium ist reich an Schön heiten und interessant im Auf- und Ausbau. Vom strengen kirch lichen Oratorienstil, von der liturgischen Melodie des gregorianischen Chorales steigert eS sich bis zur musikdramatischen Tondichtung, von der Hirienwcise in naiver Frömmigkeit wächst cs bis znm ekstatischen und monumentalen Klangemälde des Anferstehungsglaubens. Wie kaum ein anderer, weiß Liszt sowohl in schlichter Herzlichkeit als in gcivalligcn Tonslnten das Glaubensbcleiintms und das Leben. Lei den und Werk des Erlösers in das Zanbcrreich der Musik einz»- kleiden. Es ist auch im großen und ganzen den Aufstihrenden gelungen, das bestrickende Werk in seiner liebenswürdigen, gefälligen Melodik, in seiner stillen Ergriffenheit, in seinem religiösen Zauber und in seinem brausenden Glanze znm Leben und Erleben zu bringen. Dresdner Hochschulchor und Dresdner Solistcnchor mei sterten gewandt die Schwierigkeiten und sorgten, abgesehen einiger tonaler Trübungen in den Seligpreisungen lohne die es wohl nir. gends abgclien dürfte) für Klangschönheit und dynamisch« Farbig keit. In gleicher Weise bewährte sich das Dresdner Sinfonie orchester. Nur di« Holzbläser blieben nicht ohne Mängel. Ve- währte Solisten (Elisabeth Zulauf. Lula Myß-Gmei»er, Fritz Vogelstrom und Rudolf Sch ma l n a ne r), Bruno Knauer (Soloviolinc). .Gutja Easini (Soloccllo), Hans Fest (Orgel), Dr. Arth. Chitz '(Harmonium) und di« Kapellknabe n unter Joh. Wagner? Leitung ergänzten das musikalische Bild in eindrucksvoller Geschlossenheit. Zu wünschen wäre, daß für de» wohltätige» Zweck (Slndcn- tische Freitischhilf«) auch der klingend« Tank sich zeigen könnte. -lst- Der Chorgesangoereinsbund für Dresden und Umgebung veranstaltete im Palmengarten einen Konz erlaben- mit volkstümlichen Liedern, die teilweise in kunstgcsanglickem Rahmen bearbeitet waren. Da gleichzeitig damit eine Ehrung seines Ehrenchormeistcrs Paul Riesen verbunden war. so hörte man außer der Frühlingsstimmung (gesungen von Rie se ns Liedergarten unter Max N. Albrcchts Lei tung) noch andere Ehorvertonnngen des Jubilars. SäintlM Darbietungen, deren musikalische Führung in den Händen von Alfred Obenan» und Heinz Schubert lag, erfreuten lunch sorgfältige Vorarbeit, gesanglich schöne Wiedergabe und gn:e dynamische Zeichnung. Auch der Nusdrucksgestaltung uid deutlichen Textanssprache war die erforderliche nnd gewisüm- hafte Aufmerksamkeit zugcwendet. Der Borsitzende Han'Ke sprach dem Jubilar den Dank für die Verdienste »m Ost- Wicklung des Bundes und Pflege und Beförderung der Chor- gesangsbcstrebungen ans. Gewerbehaus. Von dem Programm des Klavier abends Rachmaninoffs hörte ich noch Liszts Soneiis 104 des Petrarca, Etüde tablcau, Preluve G-Dur und die Liebesfreud-Para Phrase von Rach- manlnosf. Um über die pianistische Virtuosenbunst dieses russischen Künstlers zu schreibe», müßte man bereits trüber Gesagtes wiederholen. Auch diesmal stand der Eindruck unter der glitzernden und perlenden Technik, unter der geistigen Ueberlegenhcit, unter dem schwungvollen Temperament, initek der farbenreichen Ankchlagskuttur und unter dem beseelten, in unerschöpflichem Empfindlingsreichtum schwelgenden. Ausdrucks- vermögen» dieses hoclchedeutenden Musikers. Sckwde. daß dos bestrickende Virtuosentum und die geistreiche Musikalität de» Komvonistcn Rachmaninosf verleitete, ans der graziösen und mit echter Wiener Herzigkeit rrsüllten ..Liebcsftend" von Kreis ler ein äußerliches Prunkstück zn gestalte» Der dicht beseht« Gewerbehoussaal trug den Künstler auf Begeisternngsnumen, -lst- * Mendelssohn-Medaillen. Anläßlich des 200jähr!gen Ge burtstages des Pbilosophen Moses Mendelssohn hat die Staat liche tÄichsische Münz« in Muldcnhütten eine Erinnerungs medaille geprägt. Die Medaille wurde von dem bekannten Münzgraveur Fritz Hörnlein-Dresden entworfen und in Stahl geschnitten und zeigt ans der Vorderseite den sehr lebendig und ansdruchsvoll modellierten Kopf. Auf der Rückseite befindet sich die Inschrift „Moses Mendelssohn" und das 200inhrhie Gebnrtstagsdatnm" 6. September 1729—1929. Der Preis steil' sich für die in Feinsilbcr ausgesi'ihrte Medaille auf 4 RM.
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