Suche löschen...
Sächsische Volkszeitung : 12.12.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-12-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192912129
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19291212
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19291212
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1929
-
Monat
1929-12
- Tag 1929-12-12
-
Monat
1929-12
-
Jahr
1929
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 12.12.1929
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Endflüttige Annahme -er Feiertags-Vorlage im Landtag AM 4S gegen 44 Glimmen Dresden. 11. Dezember. Tex Sächsische Landtag hat gestern das Gesetz zur Acndcrnng des Gesetzes über die Anerkennung »ener Feiertage mit 1!) gegen 41 Stimmen in dritter Lesnng angenommen. Damit ist der feiertägliche Charakter des 9- November endgültig beseitigt. In der vorhergehenden Aussprache polemisierte Abg. Kaden (Dnat.) gegen die Ausführungen -es Abg. Buck.über den 9. No vember. Er gab nochmals in großen Zügen ein Bild der Ereignisse aus den letzten Kriegslagen 1918 und betonte mit Nachdruck den revolutionären und ungesetzlichen Carakter alles dessen, was damals geschehen sei. — Abg. Renner (Komm.) wandte sich gegen den Vor redner und machte weitgehende Ausführungen über den angeblichen ungeheuren wirtschaftliche» Aufschwung m Sowjetrußland. Er polemisierte sodann gegen das Republikschuhgesetz, griff die kaiserlichen Generale an. die die eigentlichen Drückeberger im Kriege gewesen wären und jetzt im Landtag „freche" Reden hielten. Tic Leute um Schcideman» und Ebcrt hätten der irmbren proletarischen Bewegung den Dolchstoß verseht. — Abg. Edel (Soz) polemisiert gegen den Abg. Renner. Er verteidigte das Republikschuhgesetz und wandte sich gegen die Ausführungen des Abg. Kaden. — Abg. Buck (ASP.) führte aus. daß Abg. Kaden ihn nicht widerlegt lnrbe, und verteidigte mit Nachdruck den 9. November. — Abg. Eberle (Dnat.) zog das Fazit aus de» Debatten über den 9. November und kam zu dem Schluffe, daß einzig und allein die Linksparteien durch ihre Obstruk tion die parlamentarischen Gebräuche verletzt hätten. Es kam nun nach Beendigung der dritte» Lesung zur Abstim mung Uber den Entwurf des Gesetzes zur Ncndcrung des OZesetzes über die Anerkennung neuer Feiertage. Es wurde namentliche Ab stimmung beantragt. Unter Ablehnung der MindcrheitSanträg« wurde der Gesetzentwurf mit 49 gegen 44 Stimmen ange nommen. Damit ist der 9. November als gesetzlicher Feiertag endgültig abgeschasft. Unter den abgelehntcn Minderheitsanträgcn besiudet sich auch der Antrag des demokratischen Abgeordneten Dr. Dehne, bei der Rcicksregierung dahin vorstellig zu werden, daß unter Aufhebung der Souderscicrtane der Länder ei» einheitlicher Nationalseicrtag festgesetzt werde» soll. Gegen diesen Antrag stiimu- ten die Teutschnationalen, idle Sozialdemokraten und die"Kommu- nißcn. » Nunmehr wurde der Antrag Nenner und sslen., der sich gegen jede Zollerhöhung wendet, beraten. — Abg. Frucht (D. Vp.) schilderte die Notlage der Wirtschaft und führte aus. daß wir keine .hohe» Zölle brauchten, aber solche, die imstande wären, die Mehr belastung des Volkes gegenüber dem Ausland« auSzugleichcn. Abg. Schladebach (Sachs. Laudv.) wies an Hand eines um fangreichen statistischen Materials nach, daß die Landwirtschaft bei den heutige» Preisen einfach nicht bestehen könne. Das Gefrierskcisch- koutingcnt und die austüudische Futtergerstc stellten eine vernich tende Konkurrenz dar. Die von der Regierung geplanten Abhilfe. Maßnahmen könnten praktisch nicht vor dem 15. Februar Gesetz wer den. Bis dahin seien Ucberbrückungsmaßnahuie» nötig. Als solche hätten zu gelten Kampszölle gegen Polen, sofortige Erhöhung des MalzzollcS u a. — Abg. Dobbcrt (Soz.) polemisierte zunächst gegen die Kommunisten und ivaudtc sich dann gegen die Preisdiktatur der Gros.kvmmissionäre auf dein Fleischmarkt. Der Redner sprach sich für glefteuo« Zölle aus. die allein geeignet seien, den wucherische» Preis schwankungen auf dem Getrcidemarlte Einlmlt zu gebieten, und bc- zeichiicte die von der Regierung vorgeschlagenen Zollsätze als zu hoch. Nach dem Schlußworte dcS Abg. Renner (Komm.) wurde der kommunistische Antrag gegen jede Erhöhung der Zölle gegen die Stimmen der Sozialdemokraten und Kommunisten abgelehnt. Po» kommunistischer Seite wurde dann ein Antrag zu Punkt 8 dcx heutigen Tagesordnung (S c iü c ma » » - K o n t u r s) angc- küudigt ans Einsetzung eines Parlamentarischen UnIersuchungsanS- schusscs. Hierzu wurde vom Vizepräsidenten Hickmann scslgestellt, daß ein solcher Antrag bereits vorlicgc, und daß dieser Antrag ans Einsetzung einer parlamentarischen Untcrsuchuugskomunsston als Punkt 1 der nächsten Tagesordnung belmndelt wende» solle. Hierauf trat das Haus in die Beratung der Punkte 3 bis 7 der heutigen Tagesordnung, deren Beratung zusammengefaßt wor den ist, ein. Es handelt sich dabei um sozialdemokratische und kom munistische Anträge ans Anrechnung der Invalidenrenten, erhöh» ng aus die Zuschläge der Bezirksfürsorgeverbände wegen Gewährung einer Winterbeihilfe an Rentner und Fürsorgeempfän ger sowie Er,verbslose, ferner auf Nachuntersuchungen der .Kriegs beschädigten und Maßnahmen zugunsten der Kriegsopfer. Die bei den kommunistischcn Anträge wurden von dm Abgeordneten Scheff- ler und Siegel begründet. Sodann wurde von Präsident Weckcl «tue Reihe von Verände rungen der heutigen und nächsten Tagesordnung bekanntgcgeben. Die Abstimmung über die Punkte 3 bis 7 wird aks Punkt 3 ans die Tagesordnung der nächste» Sitzung am Donnerstag gesetzt, die be reits um 12 Uhr beginnen soll. Den ersten Punkt dieser Tages ordnung bildet die Behandlung der Anfrage wegen des Seidemann- Konkurses und der Kredite der Sächsischen Wohlfahrtshilfe. Zu Punkt 2 der Tagesordnung soll der varlamentarische Untersuchungs ausschuß. für den 17 Mitglieder in Aussicht genommen sind, gewählt welchen. Ten Punkt 4 der Tagesordnung bilden Anträge ans den, Haushaliausschuß B Erst daun soll in die Beratung der eigentliche» für die Donncrstagsitzilng vorgesehene» Punkte der Tagesordnung eingetreten werde» Testern fand tm ehemaligen Herrenhaus die Festversamm« lung des Reichsverbandes für die katholischen Ausländsdeutschen statt. Wie groß das Interesse für die Not des katholischen Aus- landsdeutschtums ist, zeigte die große Zahl der zu dieser Ver anstaltung Erschienenen. Eine besondere Note gewann die Versammlung durch die Anwesenheit der hochwürdigsten Herren Bischof Dr. Schreiber und Bischof Geyer. Kurz nach 8 Uhr marschierten die Abordnungen der katholischen Stu dentenvereine mit Fahnen in den Saal und nahmen zu beiden Seiten der Rednertribüne Aufstellung. Hinter ihnen folgten die Fähnlein der Neudeutschen, die es sich nicht nehmen ließen, in großer Zahl zu dieser Feier zu erscheinen. Kurz darauf be trat der hochwürdigste Herr Bischof Dr. Schreiber den Saal, von der Versammlung aufs herzlichste begrüßt. Unter den Ehrengästen sah man die Prälaten Leicht, Dr. Schrei ber und Dr. Vanasch, Reichskanzler a. D. Dr. Marx, die Minister Eiesberts, Dr. Bell, Köhler, Em mi nger, Külz und Dr. Boelitz, ferner die Staats sekretäre Dr. Brugger.Dr. Hölscher und D r. Pünder. Außerdem waren zahlreiche Vertreter der Staats- und Neichs- regierung und Freunde des Auslandsdcutschtums zugegen. Mit einem „Danklied zu Gott" von Josef Haydn, vorgetra gen vom St.-Michael-Kirche nchor unter Leitung von Dr. I. Komolicki, wurde die Feier eröffnet. Dann nahm Prälat Leicht, der erste Vorsitzende des Reichsverbandes, das Wort zur Begrüßung. Er wies darauf hin, daß diese Ver anstaltung durch die Anwesenheit der beiden Bischöfe eine ganz besondere Bedeutung gewinne. Bischof Dr. Schreiber sei der Bischof der deutschen Diaspora, da das Bistum Berlin heute katholische Volksgenossen aus allen deutschen Stämmen umfasse, und Bischof Geyer sei der Vertreter der Weltdiaspora, der es sich zur Aufgabe gemacht habe, Missionspriester für die Seel sorge der katholischen Ausländsdeutschen in alle Welt hinaus zusenden. Katholisch und deutsch — so schloß Prälat Leicht— sei der Stern, unter dem diese Veranstaltung stehe. Die Festrede hielt. Bischof Geyer. über das Thema: „Ausländsdeutsche Seelennot und Seelsorge". Wie kein anderer ist gerade Bischof Geyer berufen, zu diesen Fragen Wesentliches zu sagen, lebte er doch 43 Jahre seines Im Anschluß an diese geschält "ordnungsmäßigen Bekanntgaben begründete Abg. Schleinitz (Soz.) den sozialdemokratische» Antrag auf Eiewährung von W i n t e r b ei h il s e n an Rentner, Fürsorge empfänger und Erwerbslose. Zu dem kommunistischen Antrag gegew die Nachuntersuchungen der Kriegsbeschädigten sprach der Abg Mil» denstrcy (Komm ). Den sozialdemokratischen Antrag wegen Maß nahmen zugunsten der Kriegsopfer vertrat Abg. Geriach (Soz.). Als erster Diskussionsredner nahm sodann der volksparteiliche Abgeordnete Voigt das Wort, der sich des längeren mit den sozial demokratischen und kommunistischen Anträgen auseinandersetzte, und» sodann einen Antrag der Regierungsparteien und der Demokraten verlas, dem sozialdemokratischen Antrag zugunsten der Kriegsopfer folgende Fassung zu geben: Die Negierung zu ersuchen, bei der Reichsrcgierung nachdrücklich dahin zu wirken, daß 1. die gesamte Versorgung der Kriegsbeschädigten und Kriegcrhmtcrbliebenen stets im NeichsliauShaltplan gesichert und mit sozialem Verständnis durch- gesülnt werde. 2. das KapitalabsindnngSwcscn gefördert und sicher- gestellt werde, 3. di« anerkannte Finanznot des Reiches, namentlich die Neparationsverpslichlungen. nicht dazu führen, daß die auch vor« der Reichsregicrung als berechtigt anerkannten Wünsch« der Kriegs beschädigten und Kricgerhinterblicbcncn aus weiteren Ausbau der Versorgung unerfüllt bleiben. 4. Lücken in der Versorgung der Kriegsopfer alz ureigenste Ausgabe deS Reiches anerkannt bleibt und so ausgebaut wird, daß die ergänzende soziale Fürsorge nicht auf die Länder und Gemeinden übertragen zu werden braucht. — An der weiteren Anssprache beteiligten sich u. a. noch die Abg. Thiel (Soz.) sowie die Abg. Wagner (Dnat.), Bretschneider (Dem.) und andere. Der Landtag vertagte sich tun 9.30 Uhr auf Tomierstag mitta« 12 Ubr. arbeitsreichen Lebens als Missionar im Ausland; und nachdem er in die Heimat zurückgekehrt war, gründete er in Godesberg die Anstalt zur Ausbildung von Priestern, deren Aufgabe es ist, die in aller Welt zerstreuten deutschen Katholiken seelsorg lich zu betreuen. Seine Ansprache ging von der Tatsache aus, daß rund 95 Millionen Deutsche auf der Welt leben, von denen ein Drittel außerhalb der Landesgrenzen wohnen müssen. Rund 12 Millionen dieser Ausländsdeutschen wohnen in geschlossenen deutschen Sprachgebieten, während 18 Millionen zerstreut leben. Die Hälfte von ihnen ist katho lisch. Diese Zahlen umreitzen die Größe, des Problems und beleuchten seine Bedeutung. In eindrucksvollen Worten schil dert Bischof Geyer die Not der Auswanderer, deren Weg aus der Heimat in eine ungewisse Zukunft fuhrt, und er weist auf die Arbeit des S t. - R a p h a e l - V e r e i u s hin, der allen Auswanderer mit Rat und Tat zur Seite steht. Niemand solle ohne seine Hilfe den Weg ins Ungewisse antreten. Aber es sei nicht in erster Linie die wirtschaftliche Not. unter der die Ausländsdeutschen zu leiden hätten, sondern es sei ihre Hei mat« und Vaterlandslosigkeit. Die Rede von ein r neuen Heimat und einem neuen Vaterland beruhe auf eir em Irrtum. Kein Mensch erwirbt in der Fremde eine zweite H .mat, erst die Kinder können sich ganz im neuen Lande ein leben? Der Widerspruch zwischen dem Land der Wahl und der verlassenen Heimat läßt viele Zeit ihres Lebens nicht froh werden. Bischof Geyer betont, daß er diese Not am eigenen Leibe bitter empfunden habe, als er jahrzehntelang im Ausland wirkte. Ein großes Unglück sür alle Ausländsdeutschen sei der Verlust der Muttersprache. Mit ihr gehe da? Volks tum verloren, und damit alle sittlichen und veredelnden Ein flüsse, die aus Muttersprache und Volkstum entspringen. In Amerika sei seit dem Kriege die deutsche Sprache aus den Schulen verbannt. Die Eltern sprechen deutsch, die Kinder englisch. Wie diese Zweisprachigkeit die Rande der Famili« zerreißt, das beleuchtete Bischof Geyer mit mehreren ergreifen den Beispielen. Größer aber noch als der Verlust der Heimat und de« Muttersprache sei der Verlust des Glauben». Wa» nutzt es. wenn der Deutsche im Ausland Vermögen erwirbt und darüber keinen katholischen Glauben verliert! Wäre e« nicht bester gewesen, er wäre zu Hause in seinen Derhältntsteq geblieben! Anschaulich schildert der Vortragende dann die Een fahren, die dem Auswanderer draußen begegnen. Kirchen und Kulte, die sich auch aus Christus berufen und di« allgegen wärtige Freimaurerei strecken ihre Arme nach dem Auswanderer aus. ..Wenn es sich um Auswanderer bandelt, so muß die Seel» Deutsche Katholiken im Ausland Berlin, 11. Dezember. Das Kochgeschirr als Retter Von Franz Wallenborn. Wir entnehmen diesen Abschnitt dem soeben er schienenen Werke: „1000 Tage Westfront". Die Er lebnisse eines einfache,, Soldaten von Franz Wal lenborn. Leipzig, Hesse u- Becker Verlag. (4 Mark.) Es war noch dunkel, als wir geweckt wurden. In größter Süll« wurden die Zelte abgebrochen und Patronen empfangen. Die in den Taschen keinen Platz fanden, wurden an langen Tuchstreisen um den Hals gehängt. Zugweise gingen wir dann bis auf eine» Weg vor, der den Wald quer durchsehnitt. Auf diesem Weg entwickelten wir uns, pslanz- tcn die Seitengeivehre auf und drangen dann lautlos auf ei» Zei chen des Leutnants in den Wald ein. Mühsam mußten wir uns durch das dichte Unterholz den Weg bahnen, stellenweise mußte das Sei tengewehr benutzt werden, und als wir wieder einen anderen Wald weg erreicht hatten, konnten wir alles mögliche vorstellen, nur- keine geordnete Schützenlinie mehr. Nach einigen Minuten war die Ordnung wicderhergestellt. Da blies ein Hornist gedämpft und langsam: «, „Tarattata, tarattata. tara, tara. tara ta—1a—ta." Ds bedeutet Vorgehen zum Sturm. Fast einen Kilometer legten wir zurück, ahne daß ein Schuß gefallen wäre. Da krachte uns Plötzlich aus einer Gebüschrcib« dicht vor uns Salve aus Salve entgegen, die dann in ein mörderisches Tauerfeuer übergingen. Es tvar fast ein Wunder, daß von uns überhaupt noch jemand lebte. „Deckung", schrie der Leutnant ans vollem Halse. Einig« Schritte vor mir nmr ein großer Granat leichter. Ich sprang hinein, doch waren zwei meiner Kameraden noch flinker als ich gewesen, so daß ich aus sie zu liegen kam. Mein Körper nmr z>var gedeckt, aber mein Tornister ragte noch über de,, Rand des Trichters. Vom Feinde tvar keine Spur zu sehen, doch dauerte sei» Feuer Immer noch an. Schuß auf Schuß Psisf durch meine,, Tor- nistcr und das Kochgeschirr. Es gab mir jedesmal einen Ruck, als hätte jemand mit schweren Steinen »ach mir geworfen. Mein armes Kochgeschirr! Wenigstens acht bis zehn Geschosse waren schon,hi»durchgegange». also auch durch Speck, Brot und Zwieback, die'ich darin aufbewahrt«. Wie mochte das jetzt ausschen? Ms ich vorsichtig den Kopf hob. durchschlug eine Kugel meine Helmspihe, und schleunigst nahm ich wieder volle Deckung. Die Franzosen konnten nur einige Schritte vor mir im Gebüsch stecken. Da kam der Rekrut Fuchs von rechts auf uns zugckroheu, um eben, falls »och im Trichter Deckung zu finden. Plötzlich bäumte er sich ausstöhnend hoch, fiel auf das Gesicht und war tot. Kopfschuß. Eigentümlich ist es, daß ei» toter Kamerad fast keine» Eindruck auf den Soldaten macht, während ein Verwundeter auch den hart herzigsten Mensche,, zum Mitleid rühren kann. So auch hier. Ich teilte den unter mir liegenden mit, daß Fuchs tot sei. Da richtete sich der kleine Radetzki halb auf, sah den Toten kurz a» und bemerkte dabei, daß eine Schachtel Zigaretten aus dessen Tasche hervorlugtc. Er reichte mit dem Arm hinaus und nahm die Schach tel an sich. „Das wußte ich doch", sagte er. „Fuchs hat doch immer von seiner Schwester so viele Zigaretten bekomme»." Das Feuer hatte an Heftigkeit nachgelassen, und wir konnten es ii»n ivagcn. »ns so zu bewc.zen, daß wir die Zigaretten anstecke» konnte». Die übrigen reichten wir nach links weiter. Lange würden wir hier wohl nicht mehr liegen bleiben. Ich machte, um auf alle Fälle gefaßt zu sein, meine» Revolver fertig und steckte ihn über dem Kvppcl unter den Wasfcnrock. Da ries der Leutnant von links: „Wer noch kampffähig ist, Arm hoch." Viele hoben de» Arni, aber auch viele Lücken klafften. Da ertönte wieder das gleiche Signal wie vorhin, diesmal' jedoch mit aller Kraft und i» schnellstem Tempo: Sturmangriff. Das Feuer des Feindes steigerte sich zu einem ivahnsinnigc» Geknatter. Dazu kam noch, daß die auf Blätter und Zweige schlagen den Geschosse einen ebenfalls schußühnliche» Knall hcrvorricscu. Dieses Knallen hörte mau von alle» Seite», und wurde dadurch in der Richtung, in der der Feind zu suchen war. getäuscht. „Dritter Zug, zum Sturm auf. marsch, marsch. Hurra!" Dröhnend schallte unser Kampfruf durch den Waid, ich glaube, daß wir sogar das feindliche Feuer übcrtöuteii, denn dieser R»s war so recht dazu geeignet, der aufgcspcichcrten Erregung Lust zu schaffen. „Hurraaaaa!" Plötzlich Totenstille. Kein Schuß siel mehr. Der Feind war stiften gegangen oder vielmehr gelaufen, dem, wir hörten itni durch die Büsche brechen. Eilig setzten nur ihm nach, wurden jedoch nach etwa süuszig Schritten wieder durch stärkstes Feuer ausgehalten. „Augrcifc»! Hurraaaaaa!" Wieder schwieg das Feuer, und der Festig zog sich ,veiler zu- rück. So ging es fast eine Stund« lang. Unsere Reihen lichteten sich immer mehr, und die 7. Komvanie war schon links eingcschotie» morden. Deshalb ging der tzKfchl die Ltnie entlang: „Fünfte Kompanie mehr recht? halten." Halbrechts ging ich weiter und überschritt dabei eine Wald schneise. Da sah ick, in einer Entfernung von uv"'äbr hundert Metern einen Alpenjäger mitten in der Schneise stehen, jedoch bis an die Hüfte» j„ eine,,, Graben. Er riß sein Geivehr an die Back« und schoß, ebenso schnell aber lag ich in, Dickicht, seine Kugel pft.ss vorbei. Vorsichtig richtete ich mich aus und trat wieder in sie Schneise, um seinen Gruß zu crwwcrn. Er war nicht »,cl,r zu sebe». Nun ries ich den, Leutnant zu. daß in der angegebenen Eutünnung ein Schützengraben sein müsse. Er gab die nötige!, Anweisungen, wir arbeiteten vorsichtig Hera», und richtig prasselte »ns bald wieder ein Ge-choßhagel entgegen. In Deckung machten wir eine kurze Atemvame, bis di« Hör ner wieder schmetterten und die Tromiueln rasselten. Die Franzose» wollte» sich jedoch nicht in ihre», Graben an- greisen lassen, weil wir dadurch beoeuieiw im Vorteil gewesen wären, sie kamen uns schon entgegen. „Avam" und „Hurra" krachten erbittert gegeneinander. Aus mich wurde ei» riesiger, schwarzbärtiger Alpenjäger los- gelassen. Ich parierte seinen ersten Ausfall, batte dann aber meine lieb« Not. alle seine wuchtigen Stöße zu decke». Wenn ich nicht früher durch eine vorzüglich« Schule gegangen iväre, hätte es mir liier sehr dreckig geben können. Immer weiter zog ich mich notgedrungen zu rück. de» Gcwehrschaf, jetzt hoch in der Linken „nü so seine Stöße »ach rechts und links ahtcnkend. Dabei stichle meine Rechte fieber haft »ach dem Revolver. Vergeben?, er u>ar futsch. Da nabte die Rettung. Mit betäubendem Gebrüll brachen »nscr« Reserve» durch die Büsche, und der Fein- zog es vor, zu verschwinden. Stück um Stück arbeiteten wir uns durch den Wald vor. Au« Nachmittage wurde eine Feuerpause eingelegt. Wir legten m,S hin
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)