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Sächsische Volkszeitung : 01.12.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-12-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192912019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19291201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19291201
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1929
-
Monat
1929-12
- Tag 1929-12-01
-
Monat
1929-12
-
Jahr
1929
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 01.12.1929
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ves Proprverschastes geführt. Di« Bohrer selbst enthalten »inen Kern, nach dessen Entfernung zwei 18 Zentimeter messende Rohren eingesührt werden können, durch die die ver« brauchte Lust ausgepumpt und Frischluft eingesaugt werden kann. Auf diese Weise kann das Boot unter der Eisoberfläche liegen, wie eine Fliege an der Decke, und seine Batterien wieder laden. Die XavrKat!or» Die Navigation unter der Eisoberfläche wird kaum Schwierigkeiten bereiten, da die Fahrt während des Sommers, also bei dauerndem Tageslicht, vorgenommen wird und das Polarmcer sehr klares Wasser hat. Ich nehme an, daß es mög lich ist, dort unter Hasser auf ungefähr 50 Meter ohne An wendung künstlichen Lichtes zu sehen, und daß diese Entfernung Lurch entsprechend starke Scheinwerfer noch etwa auf das Doppelte vergröbert werden kann. Der Einbau von Kreisel kompassen und anderen Navigationsmitteln ähnlich de» auf e>,qen und Luktichisfen verwendeten wird relativ genaue« Kurshalten ermöglichen. Außerdem besteht natürlich immer noch die Möglichkeit, bei gelegentlichem Auftauchen in eisfreiem Wasser, das Besteck in der üblichen seemännischen Weise zu nehmen. Ich Hofs«, daß in etwa dreiviertel Jahren das Boot fertig zur Ausfahrt sein wird. Ich bin mir darüber klar, daß die Fahrt mancherlei Gefahren mit sich bringt, glaube jedoch, daß ihre Schwierigkeiten und ihr Risiko, wenn nicht unvorher gesehene Zwischenfälle das Schiff hoffnungslos beschädigen, ge ringer sind, als die einer Schlittenreise in diesen Gegenden mit Hunden und Skiern. Gelingt aber der Versuch, — und ich zweifle nicht daran — so eröffnen sich durch diese Entdeckung einer gleichsam „künstlichen" Nordwestpassage wirtschaftliche Möglichkeiten von beträchtlichem Ausmaße, di« der Schiffahrt aller Nordländer in hohem Grade zugute kommen werden. Auk 6er „8ekmerLen88trsÜe" ^8ien8 Dt« -teftge, «ebtele Jnnerafien« find »um le«, auch beut» ««ch »» »rforlcht. Sein« Teb-ra« veisprechen de, Geographen und Geologen reich« Auflchtüsie Lder den Aufbau^ unserer Erd«, während die im Sand der Takla- Matan-WAte begrabenen " äste begrabenen Städte von »ralten Kulturen erzählen können. AN di-i« noch nicht eni,Stielten iüeheimniii« reizte» di« gorscher. so auch die ..Deutsche Zentral-Asi-n.lkzpeLition-, die im Jahre ISL7 und >S28 dies« Gegenden bereist«. Dr. Emil Trinkler war ihr Leiter, lieber das aben teuerliche Unternehmen, das unter Hunger, Seuchen. Schneestiirmen. ewigen Gefahre, vor sich ging, berichte» sein Buch ,.Jm Land der Stiirme Mit Vak- und Kamellarawanen durch Jnnerasten . das setzt im üierlage von I. A. Brixkhaus in Leipzig herauskommt. Wir drucken au, diesem Buche Trinklers mit Erlaubnis des Berlage« da» folgende Kapitel ab. Im Herzen Asiens, quer über die höchsten Gebirge, schlägt die Kara-korum-Route die Brücke zwischen Indien und Jnner- afien. Nur wenige Monate im Jahre ist diese höchste Handels straße unserer Erde für den Verkehr offen. Eisige Stürme peit schen die Hochebenen sogar im Hochsommer, und im Juli-August sinkt dort das Thermometer oft unter den Gefrierpunkt. Ständig ist die Atmosphäre in Aufruhr; kalte Winde stoßen von den 8000 Meter messenden Eisgipfln des Kara-korum herab und jagen die Wolken über die Hochplateaus. In schnellem Fluge segeln sie am Himmelszelt dahin, gespenstisch eilen die Wolken schatten über das Land. Kara-korum-Straße — Dia Dolorosa Asiens —, wie man ches Menschen- und Tierlebcn hast du schon gefordert! Unzählig pnd die gebleichten Skelette, die deinen Verlauf anzeigen! Zehn Tage lang nichts als Schutt und kahle Felsen, reißende Ströme und blaue Gletscher! Jämmerlich abgemagert landen die Karawanenticre nach Ueberquerung dieser Hochgebirgsgürtel in Ladakh oder Lhinesisch-Turkestan. Fünf Pässe von mehr als 8300 Nieter Höhe sind zu überqueren, von denen der berühmte Kara-korum-Paß etwa 5600 Meter mißt. Grausam hartes Land, das dem Wanderer so manchen Fluch und Seufzer entlockt! Und doch, wie unfaßbar, wie gewaltig und hehr sind deine land schaftlichen Reize! Wo finden wir ein zweites Gebiet auf un serer Erde, das solch märchenhafte Bilder zeigt wie die über 8200 Meter hoch gelegene Dapsang-Ebene mit ihrem Kranz 7000 und 8000 Nieter messender Eis- und Schneegipfel, um deren Kristallspitzcn die weißen Federwolkcm> jagen? Und welcher Zauber liegt in deinen gähnenden Schluchten, in deinen schwar zen Klammen, in denen die eisigen blaugrllnen Schmelzwässer sich über riesige Blöcke stürzen und den Wanderer zwingen, auf schmalem Saumpfad am steilen Felshang seinen Weg zu suchen! Via Dolorosa Asiens, welche Strapazen und Mühen kostet es, auf dir entlang,zuziehen, und doch — trotz allem — kehren die Gedanken immer wieder in deine majestätische Welt zurück, und im Hasten des grauen Alltags und der europäischen Zivili sation sehnt sich die Seele nach der Einsamkeit und dem Schwei gen deines Reiches! Am Morgen chcs 26. Juli starb einer unserer Esel; schon abends vorher war er dicht vor unserm Lagerplatz zusammen gebrochen. und als ich morgens zu meiner Erkundung aufbrach, sah ich ihn in den letzten Zuckungen liegen. Mittags hatten sich schon die Naben über ihn hergcmacht. und bald wird wohl pon ihm nur das Skelett übrig gewesen sein. Gegen 5 Uhr u>ar es im Süden ganz klar; die Schneegipfel Leuchteten so prächtig, dah ich nicht widerstehen konnte, zu aquarellieren; aber es war ein hartes Stück Arbeit, denn der Sturm drohte mir den Hut fortzureißen, und ich vermochte ckaum das Äizzenbuch mit einer Hand festzuhalten. Am 27. Juli hatten wir Föhnwetter und fast keinen Wind. Ich ritt in das schon gestern besuchte Tal zurück und folgte ihm ziemlich weit nach Nordosten. Das Land war sehr öde, von Tier und Vegetation kaum eine Spur zu sehen; nur die großen Schneeberge, die überall den Hori.zont begrenzen, verleihen der Gegend einen ganz besonderen Reiz. Am folgenden Tage brach ich mit de Terra zu Fuß zu einer Orkundungstour auf, die uns nach unserem nächsten Lagerplatz ivor Carigh-därvase-ot bringen sollte. Inmitten der bunten iBerglvelt konnten wir sehr interessante geologische Profile stu dieren, an denen die ganze Entstehungsgeschichte dieser Eebirgs- avelt abzulescn war. Als wir wieder in das große Flußbett ab- ftiegen, war von der Karawane keine Spur zu sehen. Wir trafen aber in einem kleinen Seitental einige Leute einer anderen Karawane, die uns mittciltcn, daß die unsrige bereits vor zwei Stunden vorllberge,zogen sei. Es blieb uns also nichts anderes übrig, als zu Fuß weiterzugehen. Wieder blies der Sturm mit aller Kraft, und wir hatten ihn ausgerechnet von vorn; so kamen wir nur sehr langsam vorwärts, und da wir in 8000 Meter Höhe waren, mußten wir uns alle drei Minuten «iederlcgen und ausruhen. Es gibt nichts Anstrengenderes, als nn dieser stark verdünnten Luft gegen einen Sturm anzu- jkämpfen, der mindestens Windstärke 11 hat. Es wurde 2 Uhr, sind unsere Lunchzeit, die wir jetzt meistens auf 11 Uhr angesetzt Hatten, war schon längst vorüber. Wir waren hungrig, durstig vnd sehr abgespannt. De Terra blieb mehr und mehr zurück, -nid ich selbst mußte häufig rasten. Endlich sah ich weit vor chiir den Hadschi mit meinem Reitpferd und ich konnte durch meinen Feldstecher erkennen, daß er mir entgegcnkam. Wahr scheinlich hatte Habiba ihn zurückgeschickt, um uns zu suchen. Ich sandte ihn dann sofort mit dem Pferde zu de Terra zurück und ging zu Fuß weiter. Schließlich tauchte auf einem Hügel >abiba mit de Terra zu Pferde auf: wir lagerten uns, ich trank oei Taffen Tee und aß etwas Brot mit Marmelade. Der >unger war schnell gestillt — ich habe bei mir während der kxpcdition die Feststellung machen müssen, daß der Appetit in en große» Höhen sehr gering nmr; besonders auf der Rückreise, >ir aßen eigentlich nur, weil wir irgendetwas zu uns »ehmen »ußten, um den Strapazen gewachsen zu sein. Das Lager war »z in der Nähe tn einer kleinen, grünen Talebene. Amb llL dieiem Lmttülaü «rollt«» wir Zwei La« bklLen. um die nähere Umgebung genauer zu untersuchen. Co trat ich denn am 29. Juli einen Ritt in die Bergwelt südlich und süd östlich unseres Lagers an. Wieder konnte ich einen großartigen Ausblick auf den östlichen Kara-korum genießen. Die Lust war so rein, daß alle Farben ungetrübt erschienen. Die Schatten waren tiefblau oder leuchtend violett, der Himmel vom klarsten Blau, gegen das sich die Umrisse der Schneegipfel äußerst scharf abhoben. Gegen Mittag erreichte ich eine große, etwas mit Gras und Burtke bestandene Ebene, auf der zahlreiche Antilopen weideten. sonst war aber vom Tierleben nicht vkek zu spikren. nur hin wieder zogen einig« Raben über das Land. Der Schutt- un» Lehmboden, der die Hänge der Täler überzieht, ist überall trügerisch, da wilde Kaninchen und andere Nager dort ihr, zahlreichen Höhlen und Unterschlupfe haben. Daher muß man beim Reiten stets achtgeben, das Pferd bricht häufig durch die unterwühlte Lehmdecke, und man kann leicht einen Purzel, bäum schießen. Am letzten Tage des Monats Juli unternahm ich einen langen Ritt, der mich in die Gegend des Kara-tagh Passe, führte Ich hatte geplant, den See aufzusuchen, der nach alten Berichten am Fuße des Paffes liegen sollte. Ich besucht, wieder die große Ebene, die ich tags vorher entdeckt hatte, und sah im Südosten eine dunkelrote Bergkette aufragen. Hinter ihr zog sich eine mit SchneefeMern bedeckte, braune, zerklüftet« Kette hin, in der meines Erachtens der Paß liegen mußte. Zu nächst ritt ich an der roten Bergkette entlang; zur Linken hatt« ich stark zerschnittene gpaue Kieselkalkberge, zur Rechten dunkel- rotbraune Schutthänge. Mehmed Nur, den ich mitgenommen hatte, war bald hinter mir zurückgeblieben, denn ich hatte mein Pferd oft zum Trab angetrieben, um schneller vorwärt, z» kommen. Der Aufstieg nach dem Paß war ziemlich steil, band ich meinen Pony an einen großen Felsblock und klettert« durch den Schutt und durch die Steine empor. Als ich aber end. lich die Paßhöhe mit vielen Mühen erklommen hatte (IM Meter), versperrten mir neue Berge die Aussicht. Nur poei markante Schneespitzen ragten gerade noch über dies Labyrinth von Bergen empor. Es war inzwischen schon so spät geworden, daß ich daran denken mußte, umzukehren. Der von Trotter und Stoliczka besuchte Kara-tagh-Paß mußte zweifellos ganz in de« Nähe dieser Gegend liegen, aber ich hatte keine Zeit, noch weiter- zusuchen. Nachdem ich noch einige photographische Aufnahmen gemocht hatte, kehrte ich wieder um. durchritt die ar-che G8g„e ,i"d s„nd noch ein Antilopengehörn mit Kopf. Ungefähr eine Stunde vor Eintreffen im Lager wurde ich von einem heftigen Hngelstui» überrascht, der zum Glück nicht allzu lange anhielt. vr. Luatt Trinülor. Qeäsnken rum ILeickrsekrenmal Bisher ist kein starker innerlicher Gedanke für das Reichs ehrenmal gekommen, für eine Mitte, um die die Kunst den hegenden Raumes breiten, das schützende Haus bauen kann. Kunst und ordnendes Gestalten allein können nicht genug fein; es mutz noch etwas anderes stark sprechen, es muß ein ge danklicher, seelischer Inhalt da sein — etwas, das auch ohne alle Kunst, ohne jegliches Bauwerk, einen großen Ausdruck ^ibt^ in inniger Verbundenheit mit dem tiefen Sinn des Der Dom zu Straßburg birgt ln seinem Raum ein Symbol: Aus zwei kreuzwcis genagelten Latten ist es primitiv herzu- ftellen. Vielleicht weil ein Vorschlag für eine „Innerlichkeit" des Reichsehrcnmals bisher fehlte, war man matt in seiner- baldigen Errichtung, und so kam man in Unsicherheit und Ver legenheit auf den Gedanken des „Heiligen Hains" und zum Altar mit der „heiligen Flamme". Einen Wald, den Natur uns gibt, kann inan nicht so ohne weiteres zu einem „heiligen Hain stempeln. Einen „heiligen Hain" muß man pflanzen, niemals haben unsere Väter eine starke Eiche zu einer Bismarckeiche erklärt. Gern hätten sie eine zarte Pflanze gesetzt — aber der unberech nete Steinwurf eines Knaben hätte töten können; so setzten sie doch einen schwachen, jungen Baum, umgitterten seinen Platz, brachten ihn durch eine Rasenfläche möglichst außer Gefahr — das Betreuen, die Mühe allein machten den Wert des Baumes. Und so ist es auch mit dem „heiligen Hain", den man pflanzen, hüten, hegen muß; nur so kann er „heilig" werden. Anders ist er nur dekorativ. Man schlug die „heilige Flamme" vor. Das dauernde Feuer hatte keinen großen Wert in einer Zeit, da es schwierig war, eine Flamme dauernd zu unterhalten. Das Wachen der Vestalinncn heiligte ihre Flamme; der Priester, der schützend seinen Mantel über die Glut des Altars breitete, damit Sturm und Regen sie nicht erlösche, heiligte dadurch sein Feuer. Wenn durch Zufall dasselbe Quantum Gas, das die In dustrie erzeugt, ebenso zum Kochtopf wie zum Kaffeehaus, zur dauernden Flamme, an der wir unsere Zigarette zünden, wie auch zu der ..heiligen Flamme" gehen kann ... ich weiß wohl, daß eine fassende Form die Flamme am Gedenkstein gegen die Kaffeehausflamme hervorheben kann, aber im Grundgedanken ist da etwas nicht in Ordnung. Ich spreche keineswegs gegen den deutschen Wald, ihn bei einem Ehrenmal mitsprcchen zu lassen, wie überhaupt die große deutsche Landschaft, die uns nach der ernsten Weihestunde frSH macht und stark und hoffend — ich bin ja Maler und habe meinen Wald oft verherrlicht, und ich liebe ihn als deutscher Jäger; ihn aber zum Grund- und Hauptgedanken für das Reichsehrenmal zu nehmen, ist etwas billig. * Aus meiner Arbeit, der äußerlichen Gestaltung des Ehren mals, erwuchs ein Gedanke — die Erde, die in meinen bild lichen Entwürfen stark betont ist, weckte ihn — ich suchte wohl nach ihm, und ich erhielt ihn; er ist stark, er ist einfach; ein grogcr Dichter konnte ihn finden und auch ein Kind. Ich habe diesen Gedanken im. Juli vorigen Jahres in einer Denkschrift an den Herrn Reichspräsidenten niedergelegt. Er ist von dieser hohen Stelle mit der Bemerkung: „Der Sympathie für die von mir entwickelte Idee", wie der Herr Neichsminister des Innern mir schrieb, nach dorthin weitergeleitet worden. Auch der Reichsminister hat sein Interesse für meinen Vor schlag ausgedrückt. * Aus der Denkschrift: „. . . . seit längerer Zeit arbeite ich an Entwürfen für ein Mal für die im Weltkrieg gefallenen Deutschen. Bei Gestaltung seines „Jüngsten Gerichts" kam Michelangelo zur bildlichen Fläche und nicht zum Stein. So glaube ich, daß auch für dieses Ehrenmal die Fläche berufen sein wird, im Verein mit Archi tektur. Plastik »sw., einen starken Ausdruck für das Mal zu geben. Aber alle Kunst kann nur dazu dienen, „einem symbolischen Kern" in dem Mal die höchste Weihe zu geben. Autz meiner Arbeit, aus der Vertiefung in die mir selbst gestellte Aufgabe, kam ich, verwachse» mit meinen Entwürfen, zu einem Ausdruck einer feierlichen Mitte innerhalb der Weihe stätte. Alle, denen ich meinen Vorschlag mitteilte, waren tief bewegt. Inmitten eines Baues, einer Hall«, liegt ein großer Stein, ein Mal. Seine Vorderseite trägt folgende Worte: „Unter diesem Stein, in deutsche Erde gebettet, liegt Erde von unseren Gräbern aus Flandern, von der Somme, vom Hartmannsweilerkopf, von Verdun, vom Pripet, vom Stur, Erde aus Wolhynien, englische, afrikanische, italienische, syrische, belgische, polnische Erde, Erde aus vielen Ländern, geweihte Erde von den Gräbern unserer Brüder, liegt Erd« ovm Grund« d«r Meer«, dem Grab unserer Brüder." Von Oettmann Von den Gräbern da draußen soll Erde genommen weedea, In hohem Auftrag, von jedem Grab. lieber 600 000 Gefallene, nach Namen bekannt, liegen in bekannten Gräbern im Weile» unserer Grenzen. Fast ebensoviele ruhen in erreichvaren Eck bern in Rußland und Polen. Es sind Gräber in England. Am mänien, Italien, Oesterreich usw. 60 000 ruhen in der Heimat, Und wo kein Grab an der Erabstelle vorhanden, da ist da- weil» Feld, der Kamp das engere Grab. Zn einer Hohen Stunde wird in Gegenwart der Verlieft« des Volkes die Erde von den Gräbern in deutsche Erde gebeitet, der Stein dariibergetan. So bringen wir die Gräber de« Fronten, die Gräber jenseits unserer Grenzen und die Saiaaien- gröber der Heimat in die Halle, in Wirklichkeit durch die Erd«, symbolisch einst durch Erde und Zeit. Wir stehen an den Gräbern da draußen in unserem Ge denken. wir stehen an den Gräbern der bekannten, nicht der unbekannten Soldaten — jede Familie wird in jeinri Zeit Erde von den Gräbern ihrer gefallenen Angehörigen uniei dem Stein missen; sie alle fühlen die Erde, die einen groze, Sinn hat. " Bei Gedenkfeiern werden die Verbände als letzte? u«> höchstes ihre Kränze an dein Stein niederlegen, als an den Eiä- bern ihrer gefallenen Kameraden. Nach hundert Rubren kommt e!n Monn mit seinem koalier ln die Halle: „Du hattest einen Urgroßvater, Junge, der ftei Lei Veroun. Da ist auch Erde von seiirem Grab unter de« Stein" so ist da ein starker Zusammenhang. Jeder Ein „Volksbnndes für weiß, daß die unter der Obhut bei Eräbersürsorge" stehenden Gräber einmal, trotz aller Pflege, vergehen werden, wenn neue gewaltige lße- schehnisse die Volker bewegen. Gräber müssen wohl vergehe«, sonst wäre.ja unsere Erde ein ungeheuerer Friedhof. Durch meinen Gedanken aber werden die Gräber weitet- leben. In einer Gemeinsamkeit, in enger Vereinigung, all» Gräber in einer Grabstelle — ein Symbol für unser Volk. „Ihr Gedanke ist die Fortsetzung und die Krönung der Ar beit des „Volksbundes der Gräbersürsorge" sagte mir der einstige Vorsitzende des Bundes. Ich lege diesen Gedanken, der einfach und doch stark ist. d« auch ich nur durch meine Arbeit haben konnte, an hervorragend- ster Stelle nieder, damit er, als von mir kommend und -« meinem Werk gehörend, bleibt. Ich muß ihn zuerst dahi» niedergeschrieben übergeben, dahin ich ihn zuerst geben muß, a» die höchste Stelle, damit er von dort einmal erfüllt werde» kann." Kr Durch diese Veröffentlichung unterbreite ich meinen Er, danken der weitesten Oeffentlichkeit. aus Hokmannstlials laxekuel» Tagebuchaufzeichnungen des großen, kürzlich verstorbenen Dichters Hugo von Hofmannsthal erscheinen soeben in einer neuen, aus dem Nachlaß vermehrten Ausgabe im „Insel-Verlag'' zu Leipzig. Der Dichter hat hier allerlei Einsälle und Ee> danken, Erinnerungen aus Gespräche» und Früchte seiner reich haltigen Lektüre niedergeschriebcn, und er zeigt dabei eine ge wisse Vorliebe für die Anekdote, die blitzartig eine bestimmte Situation oder eine Persönlichkeit beleuchtet. Einige dielet von Hofmannsthal der Aufbewahrung für würdig gefundene« Geschichten seien hier wiedergegeben: Ein junger Ionier tritt !« Athen in goldgesäumtem Purpurgewand auf. Man fragt il>« nach seiner Heimat, und er antwortet: „Ich bin reich!" — E>« junger Mensch, auf der Opernstiege von einem alten Men« mehrmals in den Rippen gestoßen, gibt diesem eine derb« Ohrfeige. „Was werden Sie sagen, mein Herr, ruft der Greis aus, „wenn Sie Erfahren, daß ich blind bin!" — Der Marquis von P., den man zur Restaurationszeit fragte, was er während der Revolution getan habe, erwiderte: „Ich habe griebt. meii» Herr, das ist doch wohl genug." — Als man vor dem Kapell meister Schwanenbrrg. einem Freund Salieris, das Gerücht er wähnte. Mozart sei von den Italienern vergiftet worden, be merkte Schwanenberg: „Der hat doch nichts getan, um ein« solche Ehre zu verdienen!" — Napoleon sagte während d«e Schlacht von Ligny zu zwei jungen Eenerakstabsoffiziereii. die hinter ihm lachten und plauderten: „Seien Sie doch ernsthafter vor soviel tapferen Leuten, die sich gegenseitig umbriiven." — Bismarck, damals Gesandter in Paris, ließ dem ihm unbekann ten Paul Lindau für dis gelungene Uebersetzung von „cküsarmer" durch das neue Wort „abrüsten" seine Hochachtung ausdrücken. Später übersandte er ihm noch eben dafür di» rage: „Warum machen Sie die Frauen so häßlich. Herr egas? . „Dt« Fraue» find sehr Habich. Madam«?
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