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Sächsische Volkszeitung : 29.11.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-11-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192911293
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19291129
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19291129
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1929
-
Monat
1929-11
- Tag 1929-11-29
-
Monat
1929-11
-
Jahr
1929
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 29.11.1929
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N»mmer 2?» Sächsische Dolkszeilung 2v November 1S2> eichcs und der Länder. »Minien gegeben wer- luSführungSbesli mmun. kratkscher Seit« wurde Wert. Sie ging dann wurde der Geseheitt- Der Gesetzentwurs «nntweinmono- rauSschuß. WinterLethilfe er sowie olle Mirsorgc- oieS gegenüber diesem die Weihnachtsbcihilfe leinen kamen, «inen hob«. Die Negierung »maliger Beihilfen die Zuruf« bei den Kom- n Jddasch, Bertz und sind zweimal zur Ord- h zur dauernden Auf- itnnnrung der Komm,,- inistcn. der nur nnzu- « 170 bis 180 Millio- er den die Reichskass« >em Standpunkte, daß ner dem Weg« solcher »er kommunistische An wurde abgelehnt. oird heute nachinittag ksbegehren ringe- ür das Volksbegehren Absicht der Regierung, den zu lassen, Protest angt, dass der VolkS- 'anuar festgesetzt, wird, instand einer großen n im Preußischeit rag ager der Mehrheit-;- mokratischen Reicl-s- denheit herrschte, so ch, beide Teile nicht csung neuer Schmie- verheißungsvoll be- » andere Hände V» eskanzlcrs hat ihren hmittag war in ver- Annäherung festzu- ! des Nationalrates für die Versassuugs- ; des Nationalrates heute vormittag den ngsvcrschiedenheiten n Abgeordneten Dc. lersaminelte sich am er dem Vorsitz des .'icheit des Akadcmi- Den Gegenstand der die Ueberfremdung »ach Einführung des , Haager Konferenz. der zweiten Haager Einladung dazu im die Einrichtung der el. Schmöizerischcr klar Bachmann, der tionalbank, werden. ister den Entwurf >, wird von zustän« s Ministerium stehe om, 27. November. ' er eingetrosfen. Er m Sekretär der Kon« >en Angelegenheiten, rat Prälat Stein« ctigen Amtes, Legaz nann. Wetterwarte ch leicht bewölkt und i» den östlich«n Ge rast möglich Dann lfkommcnde Nieder« lachlande verhältnis- Lr^'.cbirge Tempera- hlaud mäßige W'nbe blzastcie Winde aus Englische Sozialpolitik Vorsichtige Reform (Von unserem Vertreter.) l.. London, 24. November. Am Donnerstag haben die Debatten über den Negierungs entwurf zur Neuregelung der Arbeitslosenversicherung begon nen. Sie werden noch die ganze kommende Woche in Anspruch nehmen, zum mindesten also quantitativ den Namen einer varlamentarischen Schlacht großen Stils verdienen. Am Mon tag abend werden die Konservativen die Ablehnung des Ent wurfs in zweiter Lesung beantragen, aber dieser erste Abschnitt der Aussprache wird ungefährlich bleiben, da die Liberalen be schlossen haben, den Gesetzentwurf so weit passieren zu lassen. Ihr Wohlwollen erstreckt sich picht auf die dritte Lesung in der Abänderungsanträge zu den Einzelheiten zur Sprache kom men und die Kritik sich auf die Finanzierung der Maßnahme konzentrieren wird. In diesem Stadium wird auch die innere Opposition der Regierungspartei die Radikalen voin linken Flügel, mit voller Wirkung in Tätigkeit treten, und die Re gierung wird in Alarmbereitschaft gegen lleber- raschungsangrifse von drei Seiten zugleich stehen. Anschläge auf ihre Existenz sind jedoch in keiner Partei geplant, und das Kabinett ist daraus gefaßt, daß mindestens eine von den Bestimmungen des Entwurfs unter Umständen geopfert »»erden muß. um den Nest annehmbar zu machen. Der Entwurf ist bei weitem nicht das umwälzende Stück sozialistischer Gesetzgebung, für das man ihn in Anbetracht dieser dramatischen Perspektive halten könnte. Die Regierung hat vor längerer Zeit einen Untersuchungsausschuß für das gesainte Sozialversicherungswesen eingesetzt, und alle wirklich ein schneidenden Neuerungen können, wenn überhaupt, erst erörtert werden, wenn diese Untersuchung abgeschlossen ist, denn es han delt sich um eine Frage grundsätzlicher innenpolitischer Orien tierung Englands. Arbeitslosenfursorge kann andererseits nicht diskutiert werden ohne ständige Abschweifungen auf das Gebiet der Arbeitsbeschaffung. In der letzteren Frage steht England heute an einein Punkte, wo sich unzweifelhaft die Wege scheiden. Das Fiasko des Ministers für die Arbeitsbeschaffung mit seine,n Flickwerk von Eelegenheitsmaßnahmen nach streng konservativem Vorbild leistet der nicht mehr neuen Ansicht Vorschub, daß die überkommenen Tendenzen der staatlichen sowohl wie der privaten Finanzpolitik alle Anstrengungen vereiteln, der gerade wieder kräftig ansteigenden Arbeitslosenziffcr Herr zu werden. Eine von Jahr zu Jahr wachsende Strömung drängt auf stärkere Ausnutzung der öffentlichen Mittel für produk tive Erwerbslose nfürsorge und auf Kanalisierung des privaten Kredits für die Zwecke der inneren Wirt schaft. Solche Forderungen können nur verwirklicht werden unter Hintansetzung der beiden stärksten Traditionen der eng lischen Finanzpolitik. — nämlich der öffentlichen Schul dentilgung um jeden Preis und der Stellung Londons als unbeschränkter internationaler Anleihemarkt. Cie können, mit anderen Worten, nur gegen das Schatzamt und gegen die City durchgesetzt werden. Ob sie überhaupt jemals das akademische Stadium überwinden werden, ist eine Frage, pit der sich ein kürzlich eingesetzter zweiter Ilntersuchungsaus- chuß für die „Beziehungen zwischen Finanz und Industrie" be- »ßl, das interessanteste von den vielen derartigen Gremien, jie der Labour-Regierung bereits ihr Dasein verdanken. Viele ind der Meinung, daß gerade dieser Ausschuß nur den über lieferten Zweck der meisten Ausschüsse erfüllen soll, nämlich den Reformeiser zum Schweigen zu bringen. Wie dem auch sei, die Möglichkeit, durch eine vereinzelte Maßnahme zur Arbeits losenversicherung Epoche zu machen, ist der Labour-Regierung Unter den beschriebenen Umständen vorläufig verbaut. Der vorliegende Entwurf ist daher nur ein« Abschlags- ahlung aus das Wahlversprechen der Labour Party, entweder ür „Arbeit oder Lebensunterhalt" zu sorgen, und versucht leviglich, Den Nahinen des Gegebenen da und dort zu erweitern. Man wird di« inquisitorische Nachprüfung der Arbeitswilligkeit mildern, die unter den Konservativen zur administrativen Regel geworden war. Die verheirateten Arbeitslosen sollen zwei Schilling mehr die Woche bekommen. Merkwürdigerweise schlägt die Regierung ähnliche Erhöhungen für die jugendlichen Arbeits losen von siebzehn, achtzehn und neunzehn Jahren vor, eins Pedanterie, an der selbst die Labour Party keine ungemischte Freuds hat und die wahrscheinlich die Unterhausdebatte nicht überleben wird. Zum erstenmal Fallen, wenn 1931 das schul- vflichtige Aller erhöht wird, die Schulentlassenen von fünfzehn Zayren in dk« Sozialversicherung «lnvezogen werven. <rs wiro unmöglich werden, sie für „ungelernte" Arbeit zu mißbrauchen bis zu dem Augenblick, wo sie durch die Versicherungspslicht „zu teuer" werden — gegenwärtig mit sechzehn Jahren — und als eine ganz besonders unbrauchbare Verstärkung zum großen Erwerbslosenheer stoßen. Wer in England lebt und täglich diese Tausende von vierzehn- und fünfzehnjährigen Laufjungen bei ihrer aussichtslosen „Karriere" beobachtet, weiß, wie bitter nötig die Ueberbriickung des schutzlosen Interwalls zwischen Schule und Sozialversicherung ist. Keine von diesen Maßnahmen überschreitet die Grenzen einer bourgeoisen Reformpolitik. Die Kosten des Entwurfs werden in der Hitze der Parteipolemik inaßlos übertrieben. In dein Bestreben, administrative Härten zu mildern, geht die Reaieruna ein menia über die Linie binaus. die eine gesunde. Frühe Weihnachkspause Dresden, 28. November. Der Landtag hat sich am Dienstag und Mittwoch in Boll- und Ausschußsitznngen mit Arbeitsloscnsragen befaßt. Er selber ober ist im Grunde genommen auch arbeitslos. Nachdem er eben erst eine fast dreiwöchige Pause wegen der Gemeinbc- nxchlen hinter sich l)at, wird er, wie wir erfahren, bereits in der nächsten Woche wieder pausieren, diesmal wegen der thüringischen Wahl, da zur dortigen Agitation eine ganze Anzahl sächsischer Abgeordneter herangezogen werde». Nur ein Teil der Ausschüsse ivird unbedeutende Anträge er ledigen. Am 10. und om 12i Dezember finden die einzigen Vollsitzungen im gon.zen Monat Dezember statt. Mau wird sich u. o. mit den Vorlagen über die Kirchen fragen — vorläufige finanzielle Auseinandersetzung mit der Evangelische» und der Katholischen Kirche und Gesetzentwurf über die öffentlich-recht lichen Religiousgcsellschaftcn — befassen und voraussichtlich auch noch die dritte Lesung der Feiertags-Vorlage erledigen, durch' die der 9. November als Feiertag endgültig beseitigt wird. Die Weihnachtsferien beginnen mithin am 12. Dezember und werden voraussichtlich bis Anfang oder Mitte Januar dauern. Ter ungewöhnliche frühe Beginn der Weihnachtsferien wird mit dem Kampf um den Voltzseutscheid begründet, obwohl dessen Ausgang nicht zivciselhast ist und die Agitation sich aus ein Mindestmaß beschränken wird, weil die Gegner des Volks entscheids bekanntlich die Parole der Stimmenthaltung aus geben. Der wahre Grund für die fast dauernden Ferien des Landtags ist aber darin zu suchen, daß er außer den erwähn ten Kirchengeselzen nichts Wichtiges zu erledigen hat. Im Zusammenhang mit der Beratung des Gesetzes zur Aufhebung des 9. November als Feiertag hatte cs sich als ein Uebelstaud erwiesen, daß der Landtagspräsident nach der gel tenden Geschäftsordnung die Termine und Tagesordnungen der Landtagssitzungen selbständig sestsetzen kann. Sv war es da mals möglich, daß der umstrittene Gegenstand über Gebühr hat verzögert werden können, obwohl die Wünsche der Mchr- heilsparteien ln andere Richtung ginge». Die Koaliiionsziarteien mit Ausnahme der ASP. haben nunmehr unter dem 27. November folgenden gemeinsamen An trag zur Aenderung der Geschäftsordnung im Landtag eingebracht: „Der Landtag wolle beschließen, in der Geschäftsordnung des Landtags dein H48 Ms, 2 folgende Fas sung z» geben: In der Regel setzt der Landtag aus Vorschlag des Vorstandes Zeit und Tagesordnung der nächsten Sitzung auf der Pektragspflsiht des Arbeitnehnkeks aufgedinike"Sozial^ Versicherung von reiner Nothils« aus laufenden staatlichen! Mitteln trennt. Diesen Seitensprung mitaerechnetz beläuft sich der jährliche Mehraufwand an Arbeitslosenunterstützung nach dein neuen Entwurf auf höchstens 110 Millionen Mark. Daneben! hat allerdings der Schatzkanzler die undankbare Ausgabe, den von seinem Vorgänger zu knapp gehaltenen Fonds der Arbeits». losenversicherung wieder aufzufüllen, um deren Schulden abzu«, tragen, und das ist nicht die einzige Sünde Churchills, die» Mr. Snowden gutzumachen hat. Der Entwurf zur Arbeitslosen^ Versicherung ist auch nicht das einzige Stück Sozialgesetzgebung, mit dem die Labour-Regierung ihren Wahlversprechungeft nachzukommen sucht. Zum Ueberfluß hat das Schatzamt aus verschiedenen Gründen mit erheblichen Steueraussällen in diesem und dem nächsten Finanzjahr zu rechnen. Alles in allein werden zum 1. April 1930 Fehlbeträge von 600 oder 800 Millio«s nen Mark prophezeit, die sich durch Einschränken der Rüstungs»! ausgaben nur zum geringen Teil wettmachen lassen. In de» breiteren Oeisentlichkeit wird diese trübe Finanzlage nur ers« geahnt, aber die Ahnung genügt, um den parlamentarischen We« des neuen Versicherungsentwurss zu verdunkeln, ^ fest. Kann ausnahmsweise die Festsetzung nicht durch Land» tagsbeschluß erfolgen, so steh» sie dem Vorstande zu". Der Vorstand setzt sich aus 9 Personen zusammen. In ihiO sind alle Fraktionen vertrete». Die Regierungsparteien habeD die Mehrheit. Kilse sür die Wirtschaft Im Haushaltausschuß B des Landtags nab Minisie-'al- dicektor Dr. Klien am Mitnvoch eine aiissüluliche Darstellung der Hilfsmaßnahmen der Negierung für die sächsisch« Wirlsckas!. Für das noileideiide Hausgewerbe seien mehrfach gredüakiione» durch« geführt worden. Di« Regierung habe sich um Aufträge sür die säch sische Wirtschaft bemüht, teils durch Förderung der Leipziger Messe, teils durch Cinslußnahme aus die Haudelsverlragsverhaudtuugen oder durch Sicherung von Lieferungen für die Reichsbahn. Wieder holt sei cs gelungen, di« Stillegung von Beiriebeu zu perhinderu. Die Kreditaktiou für das Hausgewerbe im tstebirge soll sorlgesetzt werden, während die Kredilakiwn zugunsten des Lol'usiickcrei-IK:« werbes im,wesentliche,, abgeschlossen ist. Die Regierung wild aber bei der Rückzahlung der .greditc Rücksicht aus die lndinngte Lage dieses O'cwerbes nehmen. Die <R-wäInleislu»g des Liaai.s iür die Oie schäfte mit R u ß laud hat bisher de», Stau, keine Verluste gebracht: sie soll fortgcsührt n»d erweitert werde». Besonders will man versuchen, der Harmonila-Industrie d«O Klingent'haler Bezirks, dem SUeichiustimnentenmacher (Vw-erbe in Markneutircbc» und in Klingentha! und der Glaslnitter Industrie za Helsen. Rach der Berechnung der Regierung würden zur Belebung der sächsischen Wirtschaft mehrere hundert Millionen Mark erforderlich werden, die natürlich nicht aufgebracht weiden können. Besonders will sich die Regierung bemühen, Schädigungen der süchsisthe» Wirischast zu verhindern, die darin bestehen, daß an? Rationatlsierlingsgründen sächsische "Betriebe außcisäcbsucber Firmen stillgelegt oder eingeschränkt werden In gewisse» Ausuahmcsällen. könnte eine beschränk!,! SiaalSbilfe gewähr! werde». Weiler wird sich die NegieiKug um Aufträge der Reichsbahn und der Reichspost bemühen, auch sollen möglichst alle sächsische» sraaltichen und O'emeiiid.weiwrdeu ihre Anslroge im Lande selbst »ergeben. Eine Bevorzugung attßcrsücbsiicber Firmen soll nicht mehr stattsiudc». Auch die Frachttarif« sollen »och Möglichkeit zugunsten -er sächsischen Wirtschaft geändert werde». Dir Verhandlungen deS Ausschusses solle» am uöcbneu Mittwoch sort- gesetzt werden. Der N e ch t s a u § s ch u ß beriet in seiner Mittwoch-Sitzung zunächst über einen Antrag der Wirtschaftspakte!, nach dem die Re. gicrmig zu ersuchen ist, bei der Reichsrcgiernng auch iür >!lailräd:c bis mit 200 Kubikzentimeter Hübraum sogenannte Klei»! ras >» rüder, die Verpflichtung zur Ausstellung eines Führerscheines zu beantrage». Für die Ausstellung dieses Führerscheines, der Per sonen unter 18 Jahren grundsöhlich versagt werden sott, wird eint Der arbeitslose Lan-lag Bärenjagd Erzählung von A. S. Grien Der Gutsbesitzer Starkun hatte Freunde und Bekannte zu einer Bärenjagd eingeladen. Unter den Geladenen befand sich Konstantin Kenin, ein junger Mann von reicher Phantasie und Abenteuerlust. Am Vorabend der Jagd ging Kenin zu Maria Dratzcwa, einem zwanzigjährigen Mädchen, vollschlank, mit einem hübschen und leeren Gesicht. „Also", sagte Kenin nach einer Pause, und schnitt damit - rin Gespräch über die Zukunst des Kinos ab. „Sie lieben mich also nichtM „Natürlich nicht. Ich habe Ihnen doch gesagt. . ." Maria Brntzewa nahm einen Schal um und setzte sich in einen anderen Sessel, während sie Kenin aufmerksam ansah. „Sie und ich müssen arbeiten, das Leben gestalten." „Wie wollen Sic's denn gestalten?" fragte gezwungen Kenin. „Ja ... so ... wie es bequemer, vorteilhafter und schmack- Hafter ist." Maria begann zu lachen und wurde plötzlich ernst. »Ich glaube, ich kann überhaupt nicht lieben. Meinem Cha rakter nach bin ich einsam und will mich nicht binden." Ich bin scheinbar unbequem, unvorteilhaft und unschmack- haftI dachte wütend Kenin. Laut sagte er mit einer unsicheren, gespannten Stimme: „Ich bin in Sie verliebt . . „Nun, das wird vergehen . . ." Und plötzlich unvermittelt: ^.Werden Sie lange auf der Jagd sein?" „Zwei Tage . . . nicht mehr." - . „Nehmen Sie mich mit." Sie blitzte mit den Augen: „Ich Hoffe, ich werde Sie nicht stören?" „Aber gewiß nicht", sprang Kenin auf. „Es wird so schön »ein ... mit Vergnügen . . . natürlich . . . Fahren Sie mitl p.. Alles, was Sie wollen." „Unter einer Bedingung. Wenn Sie den Bären schießen, tzehört er mir." „Wir gehören Ihnen beide. Maria Iwanowna, ich und lder Bär." „Nein, vorläufig nur der Bär. — Wo treffen wir uns also «nd wann? Wann geht der Zug?" „Um litt." »Gut. ich komm« zum Zua." ßVcrgesscn Sie aber nicht, sich warm cmzuziehcn. Uebri- gens, außer Ihnen wird es keine Damen geben." „So gehört es sich auch", sagte die Bratzewa, „der eine Bär — der einen Dame." „Aber wozu . . . was wollen Sie mit dem Bären anfangen?" „In einem solchen Geschenk liegt etwas Bedeutsames. Ori ginelles. Ein toter Bär mir zu Füßen — das ist den Verlust eines Tages wert!" Sie überlegte eine Weile und fügte hinzu: „Man sagt, das Fell kostet verarbeitet mindestens 130 Rubel." „Wieso verarbeitet?" meinte Kenin, hörte die Uhr schlagen und verabschiedete sich. Der Bär schien ihm die erste Etappe zu einer schönen Zukunft zu sein. Am meisten wunderte und erfreute ibn der plötzliche Ent schluß Marias, mit ihm zu fahren. „Vielleicht ist es eine rei zende Frauenlaune . . . vielleicht aber . . . fühlt sie sich un bewußt zu mir hingezogen." Er wußte noch nicht, daß Frauen, wie Maria Bratzewa, instinktiv von einer großen Männer gesellschaft angezogen werden, da sie sich in ihr als Herrin fühlen. Am nächsten Tag im Waggon mit Maria im Kreise von bärtigen, rotnasigen, prahlerischen Gesichtern bemerkte er nicht, wie die Gefährten einander mit vielsagendem Lächeln anstießen, und redete verliebtes Zeug. Aber Maria war aufmerksamer. Sic hielt die Note einer ungebetenen und deshalb vorsichtigen und bescheidenen Persönlichkeit durch die über ihre Würde wacht, und war bald das Zentrum allgemeiner Aufmerksamkeit. Kenins eifersüchtige und traurige Blicke prallten an ihrer Gleichmütigkeit ab. Am nächsten Morgen im blauen Licht der Dämmerung war Maria Iwanowna die einzig Frische und Muntere nnd blickte mit lustigen, leeren Augen auf den Aufbruch zur Jagd. „Hurra! Die Jagdkönigin Maria Iwanowna!" rief der Kaufmann Kikin, als Maria sagte, daß sic »litfuhrc, da ihr das Warten auf dem Gut zu langweilig sei. * Velin Losen erhielt Kenin eine g»te „Nummer", einen Stand am Rande einer kreisrunden Lichtung, mit zwei nach links und rechts abgehenden Schneisen. Irgendwo vorn bei ten laut und zornig, unsichtbar, die Hunde. Kenin dachte an den Bären und an Maria: „Wenn der Bär mich anfällt und tötet, sehe ich sie nicht mehr". Und er erinnerte sich, wie reizend, wie beaebrenswert sie beute in ihrem weißen »ütcken und Mantel aussah. Dann stellte er sich den schweren Schlaf des Bären in der dunklen Höhle vor, die blutunterlaufenen Augen der Hunde . . . Das Vellen wurde noch rauher, eifriger, lauter. Kenin sah, wie plötzlich eine Wolke trockenen Schncestaubes auf slog, und etwas Ungeschicktes, Dunkles, Zottiges, vor dem der Dampf wie von heißem Teig aufsticg, brummend und schnaufend, dircckt auf die Stelle losrannte, auf der er stand. Vier Hunde fuhren dem Tier im Lausen an die Beine und in die Weichen. Der Bär versuchte, sich wie ein Kreisel drehend, die Hunde mit »er Pfote zu treffen, veriehlie sie und rannte weiter. Kenin »mklammerte mit zitternden Händen das Gewehr und zielte »lindlings auf den Bären überhaupt, da alle Iägerrcgcln von -em Schuß unter dos Schulterblatt, in den Kopf und in die vtirn plötzlich vergessen waren. Der Bür war dreißig Schritte >on Kenin. er schoß und zog schnell an dem Hebel des Stutzers. Beinahe gleichzeitig mit dem Knall des Schusses fiel der Bär kopfüber in den Schnee. „Hurra!" schrie Kenin wild. In der Ekstase und im Rausch des Erfolges begriff er, daß er nun der Held des Tages sei. und rannte auf den Bären zu. Die Jäger eilten auf den Schuß und das Geschrei herbei und umgaben Kenin in lärmenden Ha »senk „Die Neulinge haben Glück". — ».Direkt ins Herz ge troffen". — „Ein unsinniger Schuß", Hörle er wie im Troum. Nach einigen Minuten, als die Aufregung sich gelegt hatte, sah er das triumphierende, frohe Gesicht der Bratzewa. „Mein Bär?" fragte sie. „Ihrer", sagte Kenin beinahe meinend vor Freude. „Wie groß er ist!" Sie nahm den Handschuh ab und be gann den warmen, beinahe lebendigen Pelz zu streicheln. „Verkaufen Sie mir den Bären, Fräulein!" ries plötzlich der Kaufmann Kikin. „Ich gebe Ihnen gleich hundert Rubel? Bratzewa blickte ihn an, überlegte eine Weile . . . „Zu weig!" rief sie. „Sie haben hier soviel Schinken, das Fell, das Fett." „Aber was reden Sie, Maria Iwanowna", ereiferte sich schmunzelnd Kinin. „Der Bär ist doch mager, silzig. Die hundert Rubel gebe ich Ihnen ja nur Ihrciwegen." Kenin blickte erstaunt auf Maria, wie sie sich richtia er> eiferte, während sie zu beweisen suchte, daß der Bär 200 Rubek wert war, als hätte sie ihr ganzes Leben lang mit Bären ge handelt. Ihre Stimme wurde durchdringend und listig. Sie einic,ten sich auf 175, und Kikin zählte sofort das Geld ab. Das Mädchen legte es sorgfältig zusammen und steckte es in die Tasche. Ihre Auacnbrauen wären nachdenklich »uiammen»
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