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Nummer 251 — 29. Jahrgang Erscheint «-mal wochll. mit illustr, Gratisbeilagen.Heimat un» Weil' und drrltindcrbeila»! .grohmnt'. sowie denTextbeilagen ,St. Benno-Blatt". .Unlertiaitiaig und Willen', .Die Wett der grau', .Aer-INcher Ratgeber", »Das gute Buch'. „YUmriind- schan". MonatUcher Bezugspreis 3 einlchl. Bestellgeld, Einzelnummer Z, Lonnabcnd- u. Eonnlagnummer!ttt 4- vaur-! Uri'tieiler Dr. G. DeScztik, Dresden, Sächsische Mittwoch, den 29. Oktober 1939 Verlag«»»«, DreSd«» Slazetgenprets«: Die Igespaitene petitzeiie 80 4, Familien, anzeigen u,Stellengesuche LO Z. Die peUtreklamezeile, 89 mm breit I Für Anzeigen autzcrhaib de« Berbreitungsgebtete« 4» 4. die petiwetiamezeile Brtesgeb.tt«»4. Im Falle höherer Gewalt erlischt jede Verpflichtung aus Lieferung sowie Erfüllung v. Anzeigen - Austrügen u, Leistung v, Schadenersatz, Geschästlicher Teil: Franz Bungar«. Dresden. volkssettuna .- -Uc Dr»a ».Verlag - Uierinania. A^G, e, - - u»ft - ruiterei, Filiale Dresden, DreSden.Sl.l. No NU >u'-ei7. ,rer»lN''tINl2. PostichecklonloDresden -tu - tk«a»»b„n» Dresden Ar VlN!» Für christliche Pvlilii, und Kultur Redaktion der SaNnHMen VolkSzeitnng DieSden-Allstadi 1. Polierstratze 17. Fernrui Mil imd rio>2. Mussolini für Revision „Die Behauptung von der Unabänderlichkeit der Verträge ist sinnlos" Für e n „faschistisches Europa" Rom. 28, Oktober. Tos nennle Ialn iaschistischer Zeitrechnung, dos niit dem 28. Oklccher. üem I-chrestag des Marsches auf Rom, beginnt, leitete Mussolini am Montag mit einer grossen Rede vor ben Führern des Faschismus ein. „Heute, ivie nie, so erklärte Mussolini, „gilt die Formel: Tie ganze Macht dem Faschismus una ausschliesslich dem Faschismus. Meine Soininerreöen haben ben Zweck gehabt, dem scheinheiligen Europa, das in Gens vom Frie en rede und dabei überall den Krieg vorbcreite, die Maske ab,vereisten. Tiese Reden wurden als Kriegserklärung gewertet, aber man vergas;, das; jene Gruppen und Parteien seit acpt Folgen den Krieg gegen die faschistische Herrschaft sichren. Was sür Lügen sind in der gangen Welt gegen die faschistische Herr schaft verbreitet worden. Fst das, was »ach der Hinrichtung in Triest geschah, nicht ei» Beweis dafür, das; der Krieg gegen den Faschismus tatsächlich gerührt wird? Bald wird man auch von uns behaupten, das; mir den Kindern die Hände abschnei den. wie inan es von de» Deutsche» iin Fahre 1914 behauptete, obivnh! von diesen verstümmelten Kindern jede Spur fehlt. Der Riitifaschisnius ist nicht tot. Die Opposition besteht weiter. Gestern war es Flalien, heute ist es die gange Weil." Aus die gegen Ftalien gerichteten militärischen Vorberei tungen hinweisend, erklärte Mussolini. Ftalien werde nie die Initiative zum Krieg ergreife». ,.Seihst unsere Politik der Revision der Verträge ist darauf gerichtet, den Krieg zu vermeiden. Die Revision der Fnedensvcrträgc dient den, Fiiteresse Europas, dem Fntcresse der Welt. Die Behauptung von der angeblichen Unabänderlichkeit der Verträge ist sinnlos. Wer verseht die Satzungen des Völkerbundes? Diejenigen, die in Genf zwei Kalegorien von L,aalen geschaffen haben: dä: Bewossiieten und die Wehrlosen! Zorniges Echo in Paris Paris, 28. Oliloker. Die Morgenprcsse beschäftigt sich sehr eingehend mft der gestrigeii Rede Mussolinis oor allem mft dem Passus, wo der 2^ italienische Ministerpräsident sür eine Revision der Friedens- L.- vertrüge eintrilt, Echo de Paris meint, das Wesentliche ,5s an der Rede Mussolinis sei die Forderung Italiens nach Per -4-r tragsrevision und die Betonung des italienischen Dranges »ach Oste». Alles andere sei nur rednerisches Beiwerk, auch die Bemerkung, das; Italien niemals die Initiaiive zum Kriege ergreifen werde, den es doch vorbereite. Zwischen Frankreich und Italien sei seit langem ei» Abgrund entstanden, den die Diplamaien nicht leicht überbrücken würden. Petit Journal schreibt. Mussolini wolle eine Revi sion der Perträge zugunsten der B'siegten, vor allem aber auch zugunsten Italiens. Rieht nur in Frankreich, sondern in de» meisten Ländern sei man der Ansicht, das; Europa bei einem solchen Abenteuer nichts zu gewinne» hätte s?h sondern im Gegenteil vieles auss Spiel setzen würde. Uebrigens biete der Versailler Vertrag oder v ftmehr das Pä!ke>bundsstat»t dos Was die italienische Balkan- und Ostpolitik anbolangt, so wird sie durch lebenswichtige Gründe skizziert. Italien wird einmal von seiner wachsenden Bevölkerung ongefütlt sein. Nur gegen Osten kann sich unsere politische Ausdehnung richten, tinsere Freundschaften und Bündnisse sind also verständlich." Mussolini erklärte weiter: „Der Faschismus als Idee, als Doktrin pnd als Verwirklichung ist universal. Man kann da her ein faschistisches Europa voraussehen, d. h. ein Europa, das in faschistischem Sinne das Problem des modernen Staates löst." s Mussolini hat also sein LLort, das; Faschismus kein Aus fuhrartikel sei, ubgeüudert und stellt als zukünftiges Ziel die Möglichkeit eines faschistischen Europa auf. Anlaß dazu ivird ihm in erster Linie die politische Entwicklung in Teuischlemd gegeben haben. Das; Mussolini aus dieser Entwickelung eine Stärkung des iniernalionalen Prestiges Italiens erhofft und eine Festigung des italienischen Biindnisspstems in Osteuropa, denen Spitze sich gegen Frankreich richtet, ist selbstverständlich. Der Vorteil Italiens — und nicht etwa sennmen- tale Parteinahme für Deutschland, dessen fanatischer Gegner Mussolini im Weltkriege war — ist auch das Ziel derRevi- s i d n s f 0 rd e r u ng , die Mussolini gegenüber de» bestehen den Verträgen erheb» Italien glaubt bekanntlich, durch die Friedensverträge ükervorteilt worden zu sein. Sache einer geschickieu deutschen Außenpolitik wäre es, diesen Wunsch Italiens für d:e deutschen Bestrebungen nach Revision der Per träge anszuiverle». Hier ist ein Stück Weges, das das republi kanische Deutschland mit dein faschistischen Italien zusammen- gehen kann. Freilich ohne sich über die Motive der saschisti- scheu Regierung irgend welchen Illusicmen hinzugebe». Illusionen hinsichilich der italienischen Politik rächen sich — das haken wir im Weltkriege wohl zur Genüge erfahren. Mittel zu einer Nachprüfung einer politischen Lage, die sich zu einer Bedrohung für den Frieden answachsen könnte. Auch Oe n v re führt ähnlich wie Echo de Paris die auszenpolitischen Ereignisse als Grund sür die Slelftmgnnhme Mussolinis an, und schließt: „Da die „Normalisierung" in Italien unmöglich erschein!, wolle man mft dem Kops durch die Wand, N >- p ubIi g u e führt aus, Mussolini habe, bevor er ge droht habe, mit allen demagogischen Mitteln versucht, von der sranzösischen Regierung finanziellen Beistand zu erlangen. Di« sranzösische Regierung sei ans seine Avancen nicht cingegangen. Deshalb wende sich Mussolini jetzt mit besonderer Heftigkeit gegen Frankreich. Ere Non veile meint. Mussolini ver gesse, das; auch Italien seinen Anteil an der Ungerechtigkeit des Bersailier Vertrages trage Ouoditien bezeichnet die faschistische Dvlftrin als das Haupthindernis für den Frieden. Aven ler schreibt, wenn Italien glaube, das; es bei Friedcns- schlnf; nicht den ihn, gebührende» Lohn erhalten habe, müsse cs doch eiaenilich das ükerlriebene 'Wohlwollen bedauern, mft dem die Alliierten Deutschland behandelt Kälten. Statt dessen, wende sich Italien gegen Frankreich, Alan müsse Mussolini mft gleicher Klarheit antworten. Frankreich wolle keine Revi sion, Sii.rrm u» ö KoGnmsser Ganz Mittel- und Osteuropa sowie ein Teil Porderasiens sind in den letzte» Tage» vo» schweren Sliirmen heimgesuchl wordcn, die von wolkenbru.harUgem Rege» und Hochwasser be- ^ gleitet waren. Am hesl^hslen wüteten die Unwetter i» T m >1 r - ^ ^ na sTürkeij, wo 887 Hauser vollständig zerstört und 1,0 Men- c > scheu getötet wurden. In den Gebirgen ist überall Schnee gefallen. Besonders große Schneehöhen werden aus dem böh misch-mährischen Hügelland-.' gemeldet, ivo mehrere Züge in Schneeverwehungen stecke» geblieben sind. Auch Sachsen ist von Slurm und Hochwasser nichl ver schont geblieben. Besonders stark sind Spree und Neiße gestie gen. Aus Zittau ivird gemeldet, daß die Verbindung va» Zittau noch Reichenau unterbrochen ist, da die Straßen weit hin überschwemmt sind und für den Verkehr gesperrt werden muhten. Die Wiescnslächen in der Weinau gleichen einem großen See, Rach den bisher vorliegenden Meldungen sind Menschenleben nicht zu beklagen. Westlich der Weinau wird gegenwärtig der vierte Bauabschnitt der Neißercgufteruiig dur<j)geführt. Durch das Hochtvasser ist das gesamte Ncgulie- rungsgebiet überschwemmt worden. Nur ein Bagger ragl noch aus der Flut heraus. Die Kipploris der Feldbahn sind ver- schwundcn. Auch in Görlitz haben Regen und Sturm während der ganzen Nacht vom Montag auf Dienstag angehalten. Der Pegel- stand der Neiße betrug Dienstag früh um 4,2,", Uhr 8,8ö Meier. Dieser Pegelstand war um ö.Oö Uhr früh unverändert, so daß man hasst, daß hiermit der höchste Wasserstand erreicht ist und ein allmähliches Abeb'ben der Flut einlriit. Durch das Unwet ter sind zahlreiche Störungen im Fernsprechverkehr entstanden. — Weitere Nachrichten über das Hochwasser bringen ivir im Innenblatt, Einschränkung -er össenMchen Festlichkeiten! Amtlich wird mitgeteilt: Bei der große» wirtschaftliche» Not, mit der weiteste Kreise des dentsche» Volkes z» kämpsen habe», muß jedes Ucbermaß an Feiern und Vergnügungen vermieden werde». Aus diesem Grunde haben dir Reichs- und preußische Staatsrcgicrung be schlossen, Einladungen gesellschaftlicher Art nur beim Vorliege» von besonderen Anlässen Folge z» leisten und ihre eigenen ge sellschaftlichen Veranstaltungen aus das Mindestmaß dessen zu beschränken, was mit pflichtgemäßer Repräsentation vereinbar ist. Der Herr Reichspräsident hat diesen Entschluß ausdrücklich gut geheißen. Die Reichvrcgierung und die preußische Staats regierung richten angesichts des Ernstes der Zeit an alle Kreise die dringende Aufforderung, auch ihrerseits die gesellschaftlichen Veranstaltungen rinzuschränken und insbesondere von össcnt- lichen Festlichkeiten möglichst abzuschen. Rom und Moskau Aktuelle Gegemvartsgedanken. Bon Friedrich Mucker mann S, I. Friedrich Muchermann Hot in diesen Tagen vor dem Volksbund der Katholiken Oesterreichs einen Vortrag gehalten, dem wir nach dem Bericht der Wie ner „Neichspost" die salgenden mesenlliche» Gedanken entnehmen. D. Red. Verfolgt man den Siegeszug des Marxismus — die großen Bolschewckenführer haben ja in ihren Werken selbst gesagt, daß ihr „Staat" nichts anderes als reinster Marxismus sei oder zumindest werden soll — so ergibt sich: Tiese Bewegung des reinsten Materialismus hat sich nicht durch eilt Wirtschaftssystem, sondern durch den Gei st den Weg frei gemacht. Nur der Geist kann sie wieder vertreiben und niemals ein Wirtschaftssystem. Man braucht sich nur diese Millionen russischer Bauern vorzuslellen, wie sie, durch Jahrhunderte in Leibeigen schaft gehalten, Kanin zu leben hatten. Tie russischeStaats- kirche unternahm nichts, diesen Truck zu erleichtern. So war der Nährboden für die Sekten bereitet, Sekten von unerhörtem Fanatismus, von Kanin vorstellbarem Opfer mut, es verbrannten sich ja die Menschen ganzer Tbrfer. Bei diesen Sekten, in den Tärfern, begann der Bolsche wismus seinen Siegeszug. Zu diesen Menschen, diesen Grüblern, philosophierenden Bauern, kamen die Agita toren des Bolschewismus und gewannen begeisterte An hänger. Tie Macht im Staate war erobert,' nun hieß es auch die Macht zu sichern. Tas Christentum war nunmehr der einzige Wall gegen den Bolschewismus. Für den Bolsche wismus war alles in der Welt vom materiellen Fort schritt abhängig. Tem Christentum ist der Glaube an Gott, an das große Geheimnis. Fundament. Ter Bolschewis mus will eine kollektivistische Gesellschaftsform, die keine Persönlichkeit mehr kennt, sondern nur das Rad an der Maschine, den Stein im Ban, die Masse, Tas Christen tum hingegen gibt die organische Gesellschaftsordnung, die wahre Gemeinschaft der Menschen. Unriereinhar ist das Christentum mit dem bolschewikischen Gedanken, so spre chen es die offiziellen Moskauer Schriften aus, wer Kom munist ist, kann nicht zugleich einer Kirche angeboren, Christentnin und Bolschewis m ns schließen sich so sehr ans, daß sie Kämpfen müssen ans Leben und Tod. In letzter Zeit hat der Bolschewismus begonnen, den Kamps gegen das Christentum mit der allerletzten Konsequenz dnrchzuführen. Ans seinem Boden mußte der letzte Rest'von Glauben und Kirche zerstört werden. Re ligion wurde zwar als frei erklärt, eine drakonische Ge setzgebung machte jedoch dem Gläubigen, dem Priester dos Leben schlechthin unmöglich. Ter Priester bekommt kein Brot, keinen Paß, genießt keine bürgerlichen Rechte und keinen gesetzlichen Schutz. Tie Russen griffen das Christentum aus seiner schönsten Seite a». ans dem Ge biete der Wohltätigkeit. Arche unterstützen, das dürfte man allenfalls noch zulossen, nieinols aber im Namen der Religion. Soweit es noch eine Kirche in Rußland gibl, ist es die Kirche der Märtyrer. Lenin bannte die Bedeutung des Christentums. Trei Mächte, so meinte er einmal, werden einst um die Macht ringen: die internationale Finanz, der Bolschewismus und das Christentum. Tas Christentum fürchtete er und fürch ten seine Genossen, die sein Erbe rücksichtslos weilersüh- ren. Tämonische Tiefe lag im aniilrirchiichen Tun Lenins. Stoßtrupps wurden gegen dos Christentum gebildet, die Ingendorgonisotionen. der Bund der Gottlosen, die Fiftn- propoganda, die bis in die fernsten Teile der Crde reicht. Heute bereits sind durch diese sowjetrussische Propaganda die Schwarzen in Südafrika und die Einwohner Chinas so verhetzt, daß sich die Missionäre nur schwer ihr Per- tranen erwerben Können. — Und Europa hat soviel an den primitiven Menschen gesündigt, hat einst in den Ko lonien so gehoust, doß diese Propaganda ans fruchtbaren Boden fällt. Heute drohen die Säulen zu wonken, auf denen die Gesellschaftsordnung Europas ruht. Europa aber schweigt. Europa wiegt sich in geradezu verdächtiger Ruhe, während sein Feind das Haupt erhebt. 2 200 000 Menschen sind von den Bolschewiken bis zum Jahre 1027 ermordet worden, ünrnnter 34 000 Priester: seither ist es ans diesem Wege weiter gegangen, wenn es auch immer schwerer wurde, in den letzten Jahren zuverlässiges Ma» lerial, das wähl die schlimmsten Befürchtungen übertrifst,