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Sächsische Volkszeitung : 31.10.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-10-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193010315
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19301031
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19301031
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-10
- Tag 1930-10-31
-
Monat
1930-10
-
Jahr
1930
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 31.10.1930
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Lin« Unioersttät ohne Stadion ist undenkbar, und »» tsi kein» Seltenheit, daß man eine Universität deshalb wählt, well dort besonders gut Fußball gespielt wird. So ist das Bild dieses von der Idee „education" beherrsch ten geistigen Lebens etwas bunt. Aber aus dieser Begeisterung für Erziehung kann einmal etwas ganz Großes hervorgehen. Religiosität ohne Probleme — wie lange? Das religiöse Leben in den Vereinigten Staaten ist viel mcniger von Problemen beschwert als das in den europäischen Ländern. Man schätzt die Kirche als eine ungemein wertvolle Angelegenheit zum Aufbau eines reputierlichen bürgerlichen Lebens. Das hindert nicht, daß fast fünfzig Prozent der Bevölkerung sich zu gar keiner religiösen Gemeinschaft beken nen. (Niemals wird der Amerikaner eine Kirche als eine Be hörde betrachten.) Die gröhte Gruppe bilden die Katholiken mit rund 29 Millionen Gläubigen, dann di« Methodisten und Bap tisten mit etwa je 12 und die „Episkopal Church" mit etwa 6 Millionen. Etwa 2>V Namen religiöser Gemeinschaften sind staatlich anerkannt. Jnnerhab dieses Sektenwesens spielt auch die soziale Stellung eine Rolle. Die sozial gehobenen Schichten gehören zum großen Teil der Episkopal Church an, ein lieber- pritl zu ihr läßt oft auf eine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage des Betreffenden schließen. Alle Religionsgemeinschaften und ihre Geistlichen genießen in der Öffentlichkeit eine hohe Achtung. Die Schattenseiten der amerikanischen Religiosität ergebest sich aus ihrer starken sozialen Bindung. Die strikte Durcktührung der Trennung von Kirche und Staat wirkt in gleicher Richtung. Die Folge ist eine für unser europäisches Gefühl abstoßende Form der religiösen Reklame: Inserate der Prcdigttexte in den Zeitungen, heftige Auseinandersetzungen zwischen den einzelnen Sekten. Kirchen, die mit Schwimmhailcn und sogar mit Schön heitssalons als Nebenräumen versehen sind. — Diese Dinge wer den zweifellos einmal ein Problem werden, zumal die Neuein wanderer heute eine kritischere Einstellung zur Religion mit bringen. Man hat gesagt, Amerika habe sich bislang damit beschäf tigt, die materiellen Voraussetzungen zu schaffen, die als Grund lage jeder höheren Kultur unentbehrlich sind. Jetzt werde es denn zu einer Geistigkeit Vordringen können, die unter den gei stigen Faktoren der Welt mitzählen werde. — Wir hoffen und sind überzeugt, daß trotz aller negativen Seiten des amerikani schen Lebens dieser geistige Faktor von positiver Bedeutung für die Welt sein wird. y. vpenäen unä Umgebung Die Lan-eshauplstadk ohne Fehlbetrag Dresden, 30. Oktober. Der Dresdner Stadtrat hat in seiner letzten Sitzung schmunzelnd von den Beschlüssen der Gemeindekammer Kennt nis genommen, die bekanntlich alle von den Stadtverordneten vbgeiehnten, vom Rat vorgcschlagenen Steuern obrigkeitlich ge billigt hat — zum lebhaften Mißvergnügen der Steuerzahler Der noch verbleibende Fehlbetrag im Sladthaushaltplan für 1930 von 375 000 RM. soll durch Einstellung der zu erwartenden Perwaltungskostenzuschüsse der Reichspost und der Reichsbahn dusgegliclien werden. Als Notstandsarbeit soll die Fort setzung des Abfangkanals links der Elbe von der Schaufußstraße vis Klein-Zschachwitz in Angriff genommen werden, doch will pian mit dem Bau erst beginnen, wenn die Kasscnlage es ge stattet. Die neue GemeindegeirSnkeileuer Zur Gemeindegetränkesteuer wird uns vom Stadtsteueramt balgendes geschrieben: Nachdem die Gemeindekammer dem 63. Nachtrag zur Dresdner Gcmeindesteuerordnung über die Gemeindegetränke- steuer zugestimmt hat, muß diese im Stadtbezirk Dres den für die Zeit vom 1. November 1030 ad erhoben werden Es handelt sich hier um eine Art Umsatzsteuer, und zwar eine Schankverzehrssteuer, die von allen denen erhoben wird, die dieser Steuer unterliegende Getränke zum Verzehr an Ort und Stelle entgeltlich abgeben. Es kommen also Gaststätten aller Art, z. B. auch Fremdenheime und Trinkhallen in Betracht. Der Steuer unterliegen nicht B:cr und Milch, sondern nur folgende Getränkearten: Wein, weinähnliche und weinhaltige Getränke, Schaumwein, schaum- wcinähnliche Getränke, Trinkbranntwein, also auch Liköre, Mi neralwässer und künstlich bereitete Getränke, sowie Kakao, Kaffee, Tee und andere Auszüge aus pflanzlichen Stoffen. Die Die Bedeutung des hl. Augustinus Kirche und Kultur Professor Dr. Hans Mayer von der Würzburger Uni versität sprach vor dem Verein für das höhere Bildungswesen im Bistum Meißen im großen Saale der Dresdner Kaufmann schaft ain Dienstag über die weltgeschichtliche Bedeutung deo hl. Augustinus. Augustinus, so legte er in seiner außerordentlich klar aufgebauten Rede dar, gehöre in die große Reihe der gei stigen Führer, die etwa durch die Namen Plato, Dante und Goethe bezeichnet werden könne. Seine überragende Persön lichkeit zeige eine einzigartige Verbindung von Charakter und geistiger Grüße. Die geistigen Potenzen der heidnischen und christlichen Welt reichen sich in ihm die Hand. Alle Elemente, aus denen sich das Riesengebäude des Katholizismus zusam mensetzt. umschließt sein gewaltiger Geist. Er ist der Lehrer des Mittelalters geworden, und auch die moderne Zeit wendet sich wieder zu ihm zurück. Die Werke des hl. Augustinus tvachscn hervor aus seiner Persönlichkeit. Sein Geist ist bewunderungswürdig durch die Vereinigung größter Aufnahmefähigkeit und selbständiger Neu gestaltung. — Dr. Mayer zeichnete in großen Zügen den Ent wicklungsgang des jungen Augustinus, der zwischen dem heidnischen Vater und der christlichen Mutter steht, der eine Zeitlang von den Reizen der Weltstadt Karthago gcfangen- genommen wird und sich nur langsam zu klaren Erkenntnissen durchkämpft. Der Hortensius des Cicero, die Schriften der Neu- platoniker und das Studium der Briefe des hl. Paulus bilden die Stationen, die schließlich zu seiner Bekehrung führen. 387 ».Ehr. wird er durch Ambrosius getauft, 391 wird er Geistlicher und 395 Bischof von Hippo in Afrika. Sein Wirken und seine Schriften verscl-afften ihm bald solcl>es Ansehen, daß er als der hervorragendste Bischof der Kirche gilt und in allen wichtigen Fragen gehört wird. Für das Lehrgebäude des hl. Augustinus hat sein Goties - begriff zentrale Bedeutung. Für ihn ist Gott der Künstler, der ohne an einen Stoff gebunden zu sein, aus dem Nichts die Welt geschaffen hat nach seiner vorher vorhandenen göttlichen Idee. Die Welt ist ein wohlgeordnetes Ganze, ein Reich immer höher geordneter Potenzen. Gott hat die Welt nicht so geschaf fen, wie sie jetzt ist, aber so, dah in ihr alle Keime der Möglich keiten, die sich bis jetzt entfaltet haben, und noch entfalten wer den, beschlossen waren. Auf der göttlichen Idee beruht da» Naturgesetz, das Gott in die Welt hineingelegt hat. und das sür Mensch, Tier und Pflanze verschieden ist. Beim Menschen wirkt das Naturgesetz sich als Sittengesetz aus. Alles, was die sittliche Ordnung erhält und fördert, ist gut, alles, was sie stört, schlecht. Auch die G e s ch i ch t s p h i l o s o p h i e des hl. Augustinus ist von dem gleichen Gesichtspunkt beherrscht. Geschichlsphilo- sophie ist ja überhaupt erst im Christentum möglich, das die Menschheit als eine Einheit nnsieht, während die Antike Griechen Und Barbaren als im Wesen voneinander völlig verschieden be trachtete. Die Geschichtsauffassung des Augustinus ist beherrscht von den beiden christlichen Gedanken, daß die Geschichte der Menschheit einmal dem Verlause eines Menschenlebens gleiche und gleichzeitig den Gang der sechs Schöpfungstage widerspie» gele. Auf diesem Hintergründe zeichne sich dann die berühmte Zmeistaatentheorie ab, die Lehre von der „Civitas Dei", die das Sittengesetz erfüllt, und der „Civitas terena", die das Sitlen- gesetz stört. Die Kircize wird ihm vom Standpunkt dieser Philo sophie zum Mittelpunkt des geistigen und religiösen Lebens. Doch weiß er wohl zu unterscheiden zwischen der Kirche als Hüterin der Wahrheit und Zeitströmungen der Kirche. Der Geist des hl. Augustinus hat der Kirche des Abend landes die Flügel geschenkt, mit denen sie sich zum Fluge über Länder und Völker erhob. Ohne Augustinus ist Kirche und Kultur des Mittelalters undenkbar, undenkbar ohne ihn aber auch die Reformation und die moderne Kultur. Der Vortrag wurde von der Versammlung mit großem Beifall ausgenommen. Der Vorsitzende des Bildungsvereins, G e n e r a l O' B y r n, der zu Beginn des Abends die Bedeutung des Augustinus-Jubiläums für unsere Zeit kurz und treffend gewürdigt hatte, brachte den Dank der Versammlung dem Vor tragenden gegenüber zum Ausdruck. » Steuer beträgt 10. v. H. des Kleinhandelspreises. Sie ist monatlich abzurechnen und spätestens bis zum 10. des folgen den Monats zu bezahlen. Die Bedenken, daß die Erhebung der Steuer auf Schwierig keiten stoßen würde, werden dadurch gemildert, daß der Rat be schlossen hat, das Einhebungsversahren so einfach wie möglich zu gestalten. Es wird also in Dresden, im Gegensatz zu Hamburg, nicht verlangt, daß der Kellner dem Gast eine Sonderquittung ülwr die von ihm neben dem Klein handelspreis bezahlte lOprozcntige Steuer sür die unter diese Steuer fallenden Getränke nusstellen muß. Es brauchen auch keine Stcmpelmnrken. ähnlich wie es in Italien geschieht, ver wendet zu werden. Der Rat verlangt in seiner Ausführung»- nnweisung vielmehr nur, daß die steuerpflichtigen Wirte usw. ein Lagerbuch, Verkaussbuch und Preisverzeichnis führen, so daß eine Nachprüfung der von ihnen abgegebenen Ge tränke möglich ist. Die Führung des Lagerbuchs schließt in sich die Verpflichtung zur Aufzeichnung aller der Steuer unterliegenden Getränke, die beim Inkrafttreten dieser Steuer, also am 1. November 1930, bei den einzelnen Steuerpflichtigen vorhanden sind. Irgendwelche Belästigungen des Publikums wird diese Steuer in Dresden nicht zur Folge haben. Es liegt lediglich an den Gaststätteninhabern, daß sie sich auf diese Steuer, mit der sie nunmehr gesetzlich rechnen müssen, einstellen. — Aus künfte werden erteilt durch das Stadlsteueramt, Gemeindesteuer- abteilung, Serrestraße 4/6, Eg. Vordrucke für die allmonatlich einzureichenden Getränkestcuernachweisungen werden etwa von Mitte November ab dort ausgegeben. : Professor Dr. Friedrich Defsauer, der bekannte Zculrums- abgcordnete, spricht am Montag, 8. November, abends 8 Uhr in der Aula der Oberrealschule, Dresden A., Vitzlhum- straße, über „Weltwirtschaftskrise und deutsche Wi r t s ch a f t sn o t". Wir machen unsere Leser auf diese Ge legenheit, einen der geistigen Führer der Zentrumspartci spre chen zu hören, besonders aufmerksam. — Karten für diesen und drei andere Vortragsabende der Reichszenirale für Hcimaidienst sind in der Geschäftsstelle der Reichszentrale, Dresden, Schloß- straße, zum Preise von 2 Mark zu haben. Einzelstarten für den Vortrag von Prof. Dessauer am Saaleingang zum Preise von 1 Mark. : Verbot der Dresdner Splelklubs. Insolge von Unzu, t r äg l i ch k e i t e u in de» Dresdner Epielklubs hat das Poli zeipräsidium sämtliche Dresdner Spielklubs verboten. Von den» Verbot werden ungefähr zehn SpielKlubs in Dresden betroffen. — Dieses Verbot ist nur zu begrüßen und sollte au» sozialen Gesichtspunkten heraus nie wieder aufgehoben werden. In letzter Zeit gingen — wie auch in anderen Stadien — bei der Polizei immer zahlreichere W-schiverdeu ein über das lieber« handnehmen der Spielgelegenheit. Viele Ehen und Existenzen wurden zerstört, weil Willensschwäche Männer ost ihren ganzen Monatsverdienst au einem Abend verspielten und nicht selten dann sich an fremdem Eigentum vergriffen und immer tieser sanken. : Uralzesf wird aus der Untersuchungshaft entlassen. In der Strafsache gegen den Kaufmann Alexander Uralzesf sind die Erörterungen so weit vorgeschritten, daß demnächst mit den, Abschluß des Ermittelungsversahrens gerechnet werden kann Die Staatsanwaltschaft hat sich entschlossen, die Aushebung des Haftbefehls gegen Uralzesf herbeizuführeu, weil ein altes kor perliches Leiden einen derartigen Grad erreicht hat, daß nach dem übereinstimmenden Gutachten des Gerichlsarztes und ande rer Fachärzte bei Fortdauer der Untersuchungshaft eine unmil- telbare Lebensgefahr für Uralzesf bestehen würde: er mnrde heute aus der Untersuchungshaft entlassen. : Diphtherie unter Schulkindern. Wegen zahlreicher Diph- therieerkrankungen muhte am Dienstag die Knabcnklasse 6 der 21. Volksschule nur Frcibcrgcr Platz vorläufig bis zum 8. 'No vember geschlossen werden. Nach Mitteilung von maßgeblicher Stelle liegt kein Grund zur Beunruhigung vor. — Wie wir hier zu erfahren, sind drei Kinder an Diphtherie gestorben, eines da von in letzter Zeit, die beiden anderen vor den großen Ferien, und zwar in einem weit auseinanderliegcndcu Zeitraum. Alle erforderlichen sanitären Maßnahmen sind getroffen worden. Bei den übrigen Erkrankungen scheint cs sich nicht um Diphtherie zu handeln. Die Diphtherieerkrankungen machen gegenwärtig etwa nur den fünften Teil der Erkrankingszahlen vor dem Kriege aus. : Im Berus verunglückt. Am Mittwoch stürzte ein a> einem Hause auf dem Bischossivcg mit Dacharbeiten beschästigie: Dachdecker aus einer Höhe von 20 Meter ab und siel aus den Olafen im Garten. Der Verunglückte kam zwar ohne äußere Verletzungen davon, doch hat er ansä>einend innere Verletzungen erlitten und wurde daher dem Krankenhause zugcsührt. — und sie tsi hörbar im Anmarsch begriffen — in dem Matze nneder Musik mit Innenweiten schreiben „lernen" wird, daß sie wieder fick auf die ewigen Werre des künstlerischen Unter bewusstseins besinnt, daß sie überhaupt wieder Verkünder des Göttlichen in der Kunst werden, worin die ewig jung bleibenden Alien unsterbliche Werke geschaffen haben. Wir fühien uns mit ihnen, mit diesen prächtigen, ernste» künstlerischen Iungmünnern unserer Tage aufs engste verbun den Wir sind mit ihnen am Suchen, am Ratcm. am Ab- pougen Wir haben wie sie das sehnende Verlangen, einander Mul zu machen «ul dem oft so sreinichten Wege zu Ausstieg und ermunterndem Eiiolp. Nichte liegt uns. ihren Freunden, weiter entseln! als uniähiges. unfruchtlxires Beckmesserium. Wir iib o iassen den Leuten, die das Gras wachsen hören wollen, die widerwärtige Haarspalterei. Kritik muß sein — aber sie muß Kritik seni. Immer wieder taucht das mahnende Wort eines Htigo Riemann in der Erinnerung auf: „Was ist heute — Kristkd — — — Also dürfen die tapfer arbeitenden Kunst freund- siei»er sei», daß wir sie in ihrem tiefsten Wollen zu ver stehe, suche». Jugend in der Kunst — eine Verheißung. Kritik qber hat zur Voraussetzung Erfahrung, die zulangende Zahl der Jahre. Denn sie bedari der Vergleiche. Kritik heißt „Anwen dung des Gesetzes der Kunst". Nicht: „der" Gesetze. Es gibt nur r i n Gcletz sür die Kunst: die Natur Wahrheit. — Eine so gehandhaüte Kritik ist daher nicht das. was ihre Geg ner ihr gern vorwerfen: sie sei „Regel", sie sei äußere Bindung. Wer dies behauptet, ha! bis zur Erkenntnis der wahren Kritik noch iveit. Daher hatte dies« Tagung rech! getan, daß sie sich von vornherein aus die Grundsätze des Motu proprio v. I. 1 90 3 öerief und sich ihm grundsätzlich unierovdnete. Da- mit bleibt jedes Arbeiten und kirchenmusikalisän: Schassen vor dem Abwege der Laiisierung der Kirctzen musik. der Liturgie- Musik glücklich bewahrt. . . . (Fortsetzung folgt.) Wohllätigkeitskonzerl zugunsten Taubstummer. Anläßlich des 25jährige» Bestehens des Fürsorgevereins sür Taubstumme, Liisachseii e. V.. finde! am 3l. Oktober 1930. 20 Uhr, ein Lieder- v'teud linier guiiger Mstwirhting vvn Fräulein Doris Winklcr und .Herrn Aron im Festsaal der Taubstummenschule, Dresdeii- Altslad! 1. Ehenimtzer Straße 2, slait. Marlin Bubrr sprich! heute, Donnerstag, abends 8 Uhr im großen Saal des Kunstlerl)auses über „Religion und Po lin k". Der Geburtstag -er europäischen Meteorologie In M a n n h e i m fand anläßlich einer Tagung der Ge sellschaft für Wetter- und Klimasorschung am 26. Oktober auch eine Feier der vor 159 Jahren gegründeten Meteorologischen Gesellschaft sür Wettersorschung in Mannheim statt. Oskar Peschel hat diese Begründung als den Geburtstag der europäischen Meteorologie überhaupt be zeichnet. Angesichts der ganz enormen Bedeutung, die die Wetterkunde neuerdings noch durch das Flugwesen erlangt hat, ist es gewiß am Platze, mit knappen Worten einmal dieser epochemachenden Gründung zu gedenken, zumal hierbei katho lische Geistesarbeit ein unleugbares Verdienst be anspruchen kann. Am 15. September 1780 wurde diese Gesellschaft in Mann heim als eine Abteilung der vielbcrühmten kurfürstlichen Aka demie ins Leben gerufen. Ihr geistigr Urheber war Hofkaplan Jakob Hemmer, ihr Protektor Kurfürst Carl Theodor von Pfalz und Bayern. Hemmer, ein Pfälzer Bauernsohn, in seiner ganzen Anlage mit dem Signum des Gelehrten und des Genies ausgezeichnet. Allen Widerständen zum Trotz — selbst mit Hilfe der Flucht aus dem Elternhaus — erzwang er sich seine geliebten mathematischen und naturwissenschaftlichen Kenntnisse hohen Ausmaßes Die Jesuiten stützten ihn, Carl Theodor berief ilm zu sich nach Mannheim. Earl Theodor, ein hochsinniger, friedliebender Fürst, hatte der tyeisteswissenschaft, der Kunst und Kultur seinen besonderen Schutz ausersehen. Selbst hochgebildet, unterschied er sich ungemein von vielen seiner fürstlichen Kommilitonen, die damals die schändliche Soldatenverkäufere! betrieben, Kriege anzettelten, Hirschparke zweifelhaftester Absicht anlegten. Das Edelste aber und Mensch lichste an diesem Fürsten sei nicht vergessen: wieviele Talente und Genies er gerettet, gefördert und erhalten hat- Die Ausgabe .dieser Meteorologischen Gesellschaft bestand zuvörderst darin, Wetterbcobachlnngsstationen in den ver schiedensten Gegenden cinzurichten. und diese Beobachtungen nach einem Schema aufznzeichnen. Es gelang die erstaiinliche Eiiiriclstung von 39 solcher Stationen, und zwar on folgenden Plifßen: Muttchen. Düsseldorf. Berlin, Göttingen, Würzbnrg. Erfurt, stnaolsiadt. Saaan. Andecb«. Tcocriisee. und Hohen- gcißenbcrq, St. Zeno. Prag, Ofen, Brüssel, Deist, Haag. Middelburg Edsburg n»d Spydbcrg (Norwegen). Kopenbaa-n. Stockholm, Genf. Rom. Bologna, Padua, Ehioggia, Marseille Dijon, Laroche, St. Petersburg, Moskau, Pylchmuwr (Ural). Go.-yaab (Grönland), Bradford unv Eambriöge (Amerita). Auch auf dem St. Gotthard konnte eine besonders wertvolle Station eingerichtet werden. Der »m die meteorologische Ge sellschaft ebenfalls sehr verdiente Direktor der Akademie in Mannheim, Baron von Stengel, hatte in Nom beim Gener.il- präsektcn des Kapuzincrordens die Erlaubnis erwirkt, diese Station im Gotthardthosviz der Mönche cinzurichten. Die In strumente (eine Vrandersche Dcklinationsnadel, ein Federkiel- Hygrometer. ein Gefäßbarometer, zwei Thermometer) wurden durch besondere Boten den einzelnen Stationen überbracht. Die Beobachtungen dieser Stationen sind als Druckwerke in lateini scher Sprache erschienen, und zwar in den Jahren 1783 bis 1795 unter dem Titel „ppirsmsriclss 8ocnstatix> zistscn Iv-rieas Palatinos". Außerdem wurde es der Gesellschaft zur Ausgabe gemacht, aus den Ausbau der meteorologischen Instrumente be dacht zu seiw was Hemmer bereits mit der Erfindung Changeus' in Paris, des Varometrographen. ins Werk setzte, in- dem er das Instrument einer Prüfung unterzog und deren Er gebnisse in den Ephemeriden veröfsentlichte Franklins Ent. Deckung des Blitzableiters fand in Hemmer, der eine Schrift „Anleitung, Wetterleiter anzulegen" schrieb, eine energische Ver tretung: die alten Blitzableiter auf dem Mannheimer Schloß künden noch von der damals viel angefeindeten Tat. Daß man auch die Eroberung der Lust mit diese» meteorologischen Ar beiten in Zusammenhang bereits brachte, beweise» die i» Mann heim angestellte» Flugversuche Eine Schrift Dr. Tranmiillers. die 1885 erschien, bezeichnet mit Recht die Tätigkeit dieser Mannheimer Gesellschaft als eine der glänzendsten Epochen der Geschichte der metearatoaischen Beobachtungen, nicht nur in Deutschland, sondern überhaupt der ganzen Erde". Alexander von Humboldt gründet einen Teil seiner Arbeit »uf diesen Ergebnissen, und auch der eng lische Meteorologe Daniel! hat diese Arbeiten ausgew-riet und einige geschichtliche Bemerkungen über diese dedentsame, vorausschvuende Einrichtung gegeben. Leider haben nach dem Tod Hemmers (1790) lluverstand und Geldmangel, wie ander« überflüssige Selbsterzeugnisse der Menschheit dos Unternehmen eiilgchen lasse». Aber der Ruhm der zwölfjährigen Arbeit wird immer bestehen bleiben, ja erst in unserer Zeit immer wachsen müssen. IViliv Os»»,-.
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