Suche löschen...
Sächsische Volkszeitung : 31.10.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-10-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193010315
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19301031
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19301031
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-10
- Tag 1930-10-31
-
Monat
1930-10
-
Jahr
1930
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 31.10.1930
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
U«mm«r 2LL Särdki?khe AolksFeitung »I. Oktober l»36 »> ^ünf Monate tn USA. Amerika vor neuen Aufgaben Aus einem Vorträge von Dr. Ludwig Baum (Ketterau) Dr. Ludwig Baum, der Leiter des Katho lischen Landerziehungsheimes Hellerau, hat vom Mai bis September 1030 eine Studienreise durch die Vereinigten Staaten unternommen. Zweck der Reise war das Studium des amerikanischen Er- ziehungs- und Unterrichtswesens: ermöglicht wurde sie in dankenswerter Weise durch eine Einladung der Abraham Lincoln Society. Nach seiner Rückkehr hat Dr. Baum vor der Dresdner Vereinigung katholischer Akademiker einen Vor trag über die Erfahrungen und Eindrücke seiner Reise gehalten, dem mir die folgenden Schilde rungen entnehmen. D. Red. . 120 Millionen Menschen, 9 Millionen Quadratkilometer, ver stärkste Wirtschaftsapparat, der größte politiscl)e Einfluß, der bei irgendeinen» Staate dieser Erde zu finden ist — über ein Land von solchem Format kann man nach einer Studienreise von wenigen Atonalen nicht apodiktische Urteile abgeben. Be geistertes Lob und absprechende Kritik über die Vereinigten Staaten sind in gleicher Weise einseitig. Wer Selbstkritik übt, wi!>d die von ihm gewonnenen Urteile nur als subjektive Ein drücke gelten lassen, die vielleicht durch andere Eindrücke wider legt iverden können. Jung, im Vergleich zu Europa außerordentlich jung ist dieses Land. Die Amerikaner selbst wissen es und betonen bei jeder Gelegenheit: „Don't sorget we are a young Nation" ^Ver gessen Sie nicht, wir sind ein junges Volk.) Dem Rechte nach be steht diese Einheit seit 1770, in der Tat und Wahrheit aber kann inan wähl erst seit dem Ende des Bürgerkrieges <t86-1'65) von einer wirklichen kulturellen und wirtschaftlichen Einheit sprechen. Englische Sprache, englische Sitte, englische Anschauungen bilden die Maßstäbe („standards") dieser Kultur. Diese „stan- dards" haben den ehemals im Süden herrschenden französischen und den ehemals im Westen gültigen spanischen Einfluß ver drängt. Diese Maßstäbe mußten auch von den Einwanderern angenommen iverden. Das geschah um so leichter, als die Ein wanderer ja im Durchschnitt nicht Angehörige der kulturell höher stehenden Schichten ihres Volkes waren. Dieser Verschmel zungsprozeß geht auch heute noch weiter, keiner der heute Ein- wanderndcn kann sich ihm entziehen. Keine „unbegrenzten Möglichkeiten" mehr! Noch vor einem Jahrzehnt war in den Vereinigten Staa ten das Bewußtsein des „pioneers" allgemein: also das uner schütterliche Vertrauen auf die Unerschöpslichkeit der wirtschaft lichen Möglichkeiten des Landes und die Zuversicht, daß es nur auf die Tatkraft des einzelnen ankomme, wieviel er sich davon zunutze mache. Auch heute noch leben die älteren Generationen in solchen Vorstellungen, aber die Tatsachen sprechen eine andere Sprache. Das Land ist aufgeteilt, ungenutzter Raum steht nir gends inehr zur Verfügung, und auch die unendliche Steigerung des wirtschaftlichen Ertrags ist ein Märchen von vorgestern ge worden: Die gewaltigen wirtschaftlichen Rückschläge, die Zu sammenbrüche an den 'Börsen in den letzten Jahren beweisen, daß hier ein entscheidender Wendepunkt erreicht ist. Damit wird das Land vor ganz neue Auf gaben gestellt. Der „pionecr"-Zeit mar der Begriff So zialismus fremd: Da gab es nur Kapitalisten, und auch der Zeitungsjunge, der seine e sten cents sparte, durste einmal hof fen, vollen Anteil an den wirtschaftlichen Gütern seines Landes w erlangen swie ja Hoover und „Al" Smith, die beiden Kandi daten bei der letzten Präsidentenwahl als Zeitungsjungen ange- stingen Habens. Heute aber hat dieses große reiche Land eine a igerordentlich hohe Zahl von Arbeitslosen, die auf mehrere Millionen geschätzt sind. Exakte Zahlen liegen nicht vor, denn :: n liebt dort die Statistik nicht, zumal wenn ihre Ergebnisse dweiinierend wirken. Aber es genügt zu missen, daß in Neuyork täglich 12 000 ohne Obdach sind und von den „Missionen" der Methodistcn und der Heilsarmee verpflegt werden. Diese Not stände wirken um so stärker, als keinerlei soziale Fürsorge be steht. Die bisherige Fürsorge: freiwillige, reichliche Stiftungen der wirtschaftlich Saturierten versagt gegenüber dem ungewohn ten Ausmaße der Not. Diese Not zu bannen, weih man auch in den Staaten keine Patentrezepte, und auch solche Leute wie Herr Ford, von denen man in Europa alles Heil erhofft, sind gegen über der wirtschaftlichen Umwälzung machtlos. Politik — ein Geschäft Auch das politische Leben der Vereinigten Staaten steht im Zeichen der wirtschaftlichen Krise. Um so mehr, als dort der Zusammenhang zwischen Politik und Wirtschaft viel stärker betont und offener zugegeben wird als bei uns. Theoretisch ist alles ungeheuer einfach, ist der Unterschied zwischen Demokra ten und Republikanern gleich null. Praktisch kommt es eben darauf an, welche Personen im Lande, in den Staaten und Städten über die öffentlichen Mittel verfügen (Dörfer gibt es in unserem Sinne nicht, nur Farmen: ebensowenig ein bäuer liches Bewußtsein, der Landwirt ist entweder Unternehmer oder Arbeiter, die moroen, welin sie ein lohnenderes Betätigungs feld finden, ohne Bedauern den Beruf wechseln). Politiker: das ist in den Vereinigten Staaten ein Geschäfts mann, der es sich etwas kosten läßt, an der Macht zu bleiben. Korruption gibt es nicht, nur „busineß" (Geschäft). Daher sind auch die Gehälter bei den öffentlichen Aemtern niedrig, die Nebeneinnahmen aus dem „graft" (Schiebung) sind von vorn herein eingerechnet. Daß „jedermann seinen Preis" hat, gilt hier einfach als selbstverständlich. — Aber auch hier wird aus der Logik der wirtschaftlichen Tatsachen heraus einmal die Umstel lung kommen. Schon heute melden sich Stimmen, die feststellen, daß dieses System nicht nur unerfreulich, sondern auch unren tabel ist, und sie werden einmal recht behalten. Oiegen innenpolitische Schwierigkeiten hat es von je kein besseres Mittel gegeben als den außenpolitischen Erfolg. Don diesem Mittel wird reichlich Gebrauch gemacht. Man baut viele und gewaltige Kriegsschiffe, man schickt Schiffe nach Panama, Nikaragua, Haiti. Man überfremdet Lateinamerika mit dem Kapital der Vereinigten Staaten. Und neuerdings wendet man das gleiche System auf Europa an. — Wirtschaftliche Stärke hat dieses junge Land zur ersten Macht der Welt gemacht. Aber hat cs begriffen, daß diese Macht eine sittliche Aufgabe bedeutet? Das grohe Problem: Prohibition „Dry and wet", „Trocken und naß" — das sind heute die Schlagworte, die den eigentlich wichtigen politischen Gegensatz innerhalb der Bevölkerung der Vereinigten Staaten kennzeich nen. Um die Tragweite dieser Streitfrage zu erfassen, muß inan folgendes überlegen: Vorher hatte das System der Korruption sich immer in Formen bewegt, die von der Wirtschaft des Lan des getragen werden konnten. Das 18. „amendment" zur Ver fassung hat hier eine entscheidende Veränderung gebracht. Selbst verständlich gibt es Kreise, die die Prohibition ernst nehmen, der Durchschnittsmensch aber denkt nicht daran, sich durch das Gesetz vom Alkohol abhalten zu lassen. Damit ist ein Gewerbe, in dein Millionenwerte umgesetzt wurden, illegal geworden. Der unterirdische Handel, der sich bis dahin nur mit Ko kain, Prostitution und ähnlichen Dingen befaßt hatte, erhielt damit einen kolossalen Aufschwung. Heute hat jede Stadt, jeder Ort einen wohlorganisicrten Alkoholhandel. Jedermann weiß darum, aber niemand will davon etwas wissen. Der Amerika ner hat von seinen puritanischen Vorfahren eine erstaunliche Fähigkeit geerbt, sich gewisser Dinge gleichzeitig zu bedienen und doch ihre Existenz zu leugnen. Das Bestehen des illegalen Alkoholhandcls ist nur möglich durch ein Bestechungssystem, das einfach lückenlos arbeitet und von den untersten bis zu den obe ren Verwaltungsorganen reicht. Cs ist selbstverständlich, daß ein solcher Zustand das politische Leben eines Landes bis ins Mark vergiften muß. Wahlkrelskonserenz Südweslsarhsen Eine Wahlkreisocrsammlung der Zentrumspartei sür Chemnltz-Zwickau-Plauen findet am Freitag, den :11. Oktober (Reformationsfest), nachm. 4 Uhr in der Saxonia, Nikolaistraße, in Zwickau statt. Redner: H. H. Pfarrer Dr. Offen sie in, M. d. R., Hannover. — Nachmittags !_3 Uhr ebendort Sitzung der Bezirksleiter, Ortsgruppenvorstände und Vertrauensleute des Kreises. Die Rassenfrage in USA. Nicht die paar hunderttausend Indianer, Ueberreste der vormaligen Besitzer dieses Bodens, bilden den Gegenstand der Rassenfrage. Sie genießen vielmehr ein gewisses Ansehen, sind ein beliebtes Requisit für das öffentliche Bedürfnis nach „ro- mance and poetry" (Romantik und Poesie des Lebens) und dem entsprechend ein geschätztes Werbemittel der Fremdenindustrie. Der eigentliche „coloured man" (Farbige) ist der Neger. Profitgier hat ihn einst von Afrika nach Amerika gebracht: Alan wollte billige und kräftige Plantagenarbeiter haben. Die Nach kommen dieser geraubte» Sklaven machen heute 12 Prozent der Gesamtbevölkerung der Vereinigten Staaten aus. Sie sind 1865 theoretisch befreit worden, gelten aber noch heute als Menschen zweiter Klasse. Vor allem in den Südstaaten: in dieser Bezie hung besteht die Potomac-Grenze auch heute noch Jahr für Jahr sind 35 bis 10 Lynchmorde z» verzeichnen. Rassenvorurteil und soziale Vorurteile lassen es nicht zu, daß gegenüber diesen Aus brüchen niederster Instinkte durchgegriffen wird Der Geist eines wahren Christentums beherrscht in dieser Hinsicht das Leben der Vereinigten Staaten nicht. Die Neger stehen diesen Zuständen völlig passiv gegenüber: sie schweigen und dulden. Niemals ist ein Versuch zu verzeich nen, Wiedervergeltung zu üben. Aber sie ringen um bessere soziale Bedingungen, streben nach höherer geistiger Bildung. Sie besitzen eine eigene Universität. Die „spirituals", die während der Sklavenzeit entstandenen religiösen Lieder der Neger, ge hören zu dein Besten der amerikanischen Lyrik und Musik Begeisterung für „edueation" Das geistige Leben eines solchen Volkes läßt sich nicht ohne weiteres mit dem einer alten Kulturnation Europas vergleichen. Der Deutschamerikaner H. G. Scheffauer hat die Erscheinungs formen dieses geistigen Lebens der Staaten lebendig und tref fend geschildert. — Gemeinsam ist allen Schichten der Nation eines: die Begeisterung für „education". Unter „Erziehung" aber versteht man nicht das Streben, die Menschen zu Geleimten oder Künstlern zu machen, sondern den Wille», sie zu amerikanischen Bürgern zu machen. „Education" ist das Geheimnis, durch das das Vielerlei der Einwanderer zu der einheitlichen amerikani schen Nation wird. Die katholische Kirche ist die einzige von allen Religions gemeinschaften, die ein einheitliches Erziehungssystem aufgebaut hat, gipfelnd in 16 Universitäten. Die Grundlage dieses Auf baues, die von Schulschwestern betreuten Elementarschulen, ist ausgezeichnet organisiert und in ihrem Bestand »nerschüuerlich. Dagegen dürfte die wirtschaftliche Entwicklung dahin führen, daß die Aufrechterhallung des weiteren Aufbaues in dem heuti gen Umfange Schwierigkeiten bereiten wird. Demi dieses gesamte Schulwesen — wie auch sämtliche kirchlichen Aufwendungen — wird in den Staaten aus freiwilligen Spenden der Gemeinde- Mitglieder bestritten. Welches Beispiel gibt es in der Geschichte für eine so allge meine Begeisterung eines Volkes für den Erziehungsgedanken? Der Bildungswille ist allgemein, die scharfe Linie, die in unseren Ländern etiva den Studenten vom jungen Arbeiter trennt, ist nicht vorhanden. Und auch die Aelteren wollen nickt nur für die Schule Geld geben, sie setzen sich gern auch einmal selbst auf die Schulbank, um ihre Kenntnisse zu erweitern. Und ebensowenig gibt es einen Lehrerberuf in unserem Sinne. Alle drei Jahre etwa hat sich der Lehrapparat des gesamten Schulwesens völlig erneuert. Denn Lehrer ist ein schlecht bezahlier Beruf: man sucht möglichst bald einen besseren „job" zu erlangen. In dieser Be ziehung haben die katholischen Schulen in den Staaten mit ihrem bleibenden Schulpersonal aus Ordensschwestern eineiigro hen Vorsprung. Eine sehr große Rolle in der Erziehung spielt der Sport. Internaltonale katholische Kirchenmusik Erste internationale Arbeits- und Festwoche sür katholische Kirchenmusik in Franksurt a. M. Bom 23. bis mit 26. Oktober 1930. Einberufcr dieser bedeutsamen Versammlung war dis „Internationale Gcsellscliast sür Erneuerung der katholischen Kirchenmusik". Gegründet vor Jahresfrist. In Frankfurt. Der Gedanke entsprang den Teilnehmern an der Woche der katho lischen Kirchenmusik anläßlich der Internationalen Musik- ansstellung in Frankfurt a. M. (1927). Aufgcgrifsen wurde dieser Gedanke des internationalen Zusammenschlusses von dem in Frankfurt ansässigen aktiven Schulmann Franz Baum und dem Rektor in Paderborn, Hochwürden Johannes Hatzfeld. Zu ihrem musikalischen Berater tvählten diese beiden praktischen Schulmänner Professor Joseph Haas- Müncken. Diesen ohne Zweifel organisatorisch stark veranlag ten, sehr verdienten Männern gelang es, innerhalb und -außer halb Deutschlands einflußreiche und überzeugte Anhänger der neuen Idee in reichein Maße zu gewinne». Dein Ehrenans- scl'uß gehören an Minister deutscher Staaten. Erzbischö'se und Bischöfe, llnwcrsitätsprosossorcn. ll. a. Professor Iah. Mölders, der derzeitige Generalpräses des Allgemeinen Cäcilienvereins. Lcider vermißt man vielerseits den hochverdienten Tr. h. c. Karl Thiel, den derzeitigen Direktor der Kirchenmusikschule in Regcnsbnra. Wie man sehen kann, bringt man allerorts den musikalischen Kulttitbestrebnngen weitestes Interesse entgegen. Zur musikpraktlschen Mitarbeit an dieser Tagung waren eingeladcn die Domchöre von Aachen (Theodor Ne hinan n), Köln (Prof. Ioh. Mölders) und München (Prof. Ber ber lch. Außerdem Frankfurter Kirchenchöre. Die Arbeiten und Musterausführungen begannen bereits am Sonntag, den 1V. Oktober. Das Hauptinteresse zog ans sich die Choralmesse (am 19. 10.) Im Dom. Pater Dr. h. c. Raphael Atoll tor batte reichlich drei Tausend Männer dafür in ülrcrraschend Virzcr Zeit eingeübt. Die unübersehbare Menge der Ehoral- ^eund« auf dem Domplah«, di« keinen Einlaß mehr grsunüen hatten, wurden durch Lautsprecher über die Wirkung dieser musikalischen Volksmission auf dem Laufenden erhalten. Der Eindruck nxir, nach dem übereinstimmenden Urteil zuverlässiger Zeugen, überwältigend. Der Dirigent hatte bereits am dritten Tage nach dieser zündenden Aufführung nicht weniger als 26 Einladungen nach den verschiedensten Städten des In- und Auslandes erhalten. Und . . . zugcsagt. Von der erdrücken den Fülle des Gebotenen kann mau sich kaum eine zulangende Vorstellung machen. Von dem ersten Tage der eigentlichen Arbeitswoche an bis zum Schluß (Sonntag abend) wurden nicht weniger als neunzig (!) einzelne Musikoorträge geboten. Darunter zehn Meßwerke und drei Kantaten. Auch die Orgel kam zu ihrem Rechte. Aber hier ist man über Bach und Neger noch nicht hinaus gekommen. Absicht des Ausschusses mar, der a l l g e m e i n . g e i st- lichen Musik zu dienen. Vor allein aber galt es der Leitung, die k i r ch e n m u s i k a l i s ch e Stil frage nach Mög lich k e i t z u kläre n. Lebensnotwendige Vorbedingung zur Gewinnung von Urteilen über die Tonkunst ist: A! usizieren. Und dies geschah in reichem Maße. Auf die Ausschreibung des Ausschusses waren über — sage und schreibe — 600 (— sechshundert) Arbeiten eingelaufen. Der Musikausschuß <23 Mitglieder aus zehn Kultnrstaaten des Kon tinents und Amerikas) vollzogen die Auswahl. Maßgebend waren naturgemäß nicht nur kirchcnmusikalische, sonder» und nickt zuletzt rein künstlerische Grundlinie». Mil vollem Recht. Demgemäß kamen zur Vor- beziv. Ausführung uicki weniger als sechsnndsünfzig Autoren. Zu beachten ist. daß die über. wieg»nde Zahl in den dreißiger Jahren steht. Also batte die Jugend, bezw. das krustigste Mannesolter dos Wort. Werke im ausgesprochenen reintonalen Charakter hatte man (ganz mi: Recht) ausgeschaltet. Absicht war offenbar, den N e u st i I. die Moderne, auf ihre kirchcnmusikalische Tragsähigkeit hin zu untersuchen. Die maßgebenden Vorstandskrcise hoben den wordenen Künstlern — soweit geistliche, beziehentlich liturgische Musik in Frage kommt, eine Gelegenheit zum Studium und vor allem zur Selbstkritik gegeben, wie sie wirksanier, wahrhaft groß zügiger nicht gedacht werden kann. In unserm langen Leben, in enger Fühlung mit den in Frage kommenden Vertretern der iveltlichen wie der außerkatholischcn Kirchenmusik, besonders in soweit die moderne Musik in Frage kommt, hat Unterzeich neter noch keine Veransiallung auch nur eines angenähcnen, geschweige denn eines gleichen Ausmaßes kennengeiernt. Na turgemäß kostet eine solche Tagung, eine solche hoehkunsilerische Aufmachung Geld, schnieres Geld. Und nochmals Geld. Und dies alles in diesen furchtbar ernsten Zeiten. Das halbe Hun derttausend reicht bei weitem nicht zu. Und trotz alledem wurden die Finanzen als gesichert bezeichnet. Vor allem ist hier zu erwähnen die großzügige Einstellung der Stadl Frankiurt am Main. Dort weht ein warmer Zug umfassenden Verständ- nisies für die Gegebenheiten dieser — man muß sagen — welt umfassenden Tagung. Sie kam bei dem abendlichen Festmahl im alten „Römer" zu überzeugendem Ausdruck. Ta kann sich manch eine andere Stadtverivaltung — was künstlerisches Ver ständnis anbelangt — ein Beispiel nehmen. Dies nennt inan: Toleranz der Tat. Es war dem Musikfreund, dem Fachmusiker. wie dem Mnsik-Aesihctikcr eine seltene, eine ungemein wertvolle Ge- legenheit, in diesem Ausmaß, in dieser'seinsinnigen Folge, in dieser technischen Vollkommenheit diese Musikvoriräge — in reinster Vorurteilslosigkeit — aus sich wirken zu lassen. Insbesondere die naturnotwcndigen Grenzlinien zu er- kennen, sie erkennend herauszufühlcn, die unverrückbar feiistepcii einerseits zwischen der Liturgiemusilr und anderer seits der allgemein kirchlichen, der religiösen, der geistlichen Musik. Ueberraschend groß mar das Angebot dimer zweiten Ar: der geistlichen Musik. Insofern hat die Musikkomnussio» eine sehr glückliche Hand gehabt, als sie gerade dieser mehr oraiorienhait gehaltenen ka:hol:schen geistlichen Musik endluch die Wege geebnet bgtte. Es ist nicht zu leugnen, daß unsere protane. also die lein weltliche Munk sich nicht so nnabsekbar weit ins Uferlose der seelendürren Abstraktion der modernen Musik — fast rettungs los — verloren hatte, wenn sie fick ous dein Lobensborn der attsilichen. und sagen wir es osten: der sitnrgi sehen Munk Ergänzung. Belebung. Beseelung, menschliche Vertiefung zu sichern gewußt batte. Trotz gller astgemeiueii Abwendung geistig besitzender Kunstkreise von dem Kirchlich-Religiösen bewahr! gerade d:e Tonkunst noch iimner den uralteil Zusammenhang zwischen der innsiea sacra und der allgemeinen Musik als reiner Kunst. Sie wurde wie hinlänglich bekannt — aus der Musik des Heiligtums beraus geboren. Es ist durchaus zu hoffen, daß die kommende Generatton
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)