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Sächsische Volkszeitung : 26.10.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-10-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193010266
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19301026
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19301026
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-10
- Tag 1930-10-26
-
Monat
1930-10
-
Jahr
1930
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 26.10.1930
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Nolizen 3rof. anz- dem Hl. errn l'nus cten, Bor< irki; errn Nal. und i des 1914 dem Zur stung a ins ! zur 9 e n Ein ung s- einer r Er. teuer t nun n be, t. di« lünst. h die st hat Ent. ndung >. n der 3>msch instler verb trüber zraus: . Der nstler. Aus. ! stritt etiva Bericht en — ange- nelern stehen lch bei üeßlich ern > ist auf ringen 3 setzen etrncli! , Ver. ; eines n> ver- ti9.80> . 8. 11. »mlag. l Haff' 27. 10. Diens» freier, -bühne, r". Ge- -lamm- ewilsch. nianns- 1 <20, keusche lag. 28. i OK io» 20t Die nabend, ,0) Das ete Ge» cder. — 8, Ear. 0, Arte- eins. — hne. <8, piel der Arbeit». 80, var» ' 18. ei» lerlürc'. ?'-ehester stir Ein- bntritlS' zu ent« itzer d«« zuzeige» Die Bedeutung der katholischen Jugend» beweg ung für die Erneuerung Deutschlands wird von dem bekannten nationalen politifäzen Schriftsteller Paul Nohrbach in seinem neuesten Buch „Deutschland! Tod oder Leben?" positiv gewürdigt. Das Zeugnis Rohrbachs ist um so wertvoller, als er nicht Katholik ist und in seinem Buch nur den Erfordernissen der nationalen Erneuerung des deutschen Volkes dienen will. Rohrboch schreibt: „Eine große und starke sittlich führende Macht, die auch die Ausgabe der Iugcndbeeinslussung in die Hand genommen hat. gibt es: die katholische Kirche ... Es ist zugleich Klugheit und weltanschau liches Verantwortungsgefühl, wodurch die katholische Kirche dahin gebracht worden ist, die Arbeit an der Nochkriegsgene ration in die Hand zu nehmen. So ist das entstanden, was man katholische Iugendbeivegung nennt. Es gibt in ihr viele Schat tierungen. . . . Vor allem gibt es ein« Fülle von jungen be geisterten katholischen Menschen, denen es heiliger Ernst ist mit der Umsetzung des Weltanschaulichen tn die Beziehungen und Entscheidungen des Tages. Auch Teile der katholischen Stu dentenschaft sind stark in dieser Weise ergriffen. Wenn man diese jungen Leute fragt: Wofür kämpft ihr?, so antworten sie: Für die Wiederherstellung der weltanschaulicl>en Bindung, für die Wiederaufrichtung der zerflossenen und zermorschten Kul- turindeale und für das Bekenntnis zu einem anständigen Leben in Familie, Gesellschaft und Staat. Natürlich bestehen auch außerhalb der deutschen katholischen Welt Zugendbestrebungen. Die Stärke der katholischen Bewegung und ihre für die Zukunft nicht hoch genug zu schätzende Bedeutung liegt aber erstens In den einheitlichen Leitgedanken, zweitens in der Energie und dem Geschick der kirchlichen Führung, drittens darin, daß alle Klassen umfaßt werden, von der gewerkscliaftlichen Zugend durch den Mittelstand, die .Handwerker und jungen Kaufleute bis zu den Akademikern. Zn zwanzig Zähren wird man es in Deutsch land merken, was es bedeutet, daß viele tausend begabte, be geisterungsfähige. idealgesinnte junge Leute fort und fort dahin zusammengefaßt worden sind, wieder weltanschaulich (katholisch weltanschaulich!, zu denken, eine metaphysische Verantwortlich keit anzuerkennen und sich die moralische Wiederherstellung der Nation zum Ziel« zu nehmen." Der sozialdemokratische „Vorivärt" berichtet in Nr. -178 vom 11. Oktober 1980 aus Moskau folgendes: Starker Mangel an Arbeitskräften in einer Reihe von Zweigen der Volkswirt- schuft veranlaßt« dos Arbeitskommissariat, die Versicherungs kassen anzuweisen, allerorts die Auszahlung von Erwerbslosen unterstützung einzustellen. Der Sozialversicherungsetat wird Unterstützungen von Erwerbslosen nicht mehr vorsehen". — Zu dieser Meldung schreibt der „Vorioärts" noch: „Die in der Sowjetunion zugelasscnen amerikanischen Berichterstatter teilen dazu mit. daß dieser Beschluß wegen der Finanznot erfolgte. Die örtlichen Behörden werden außerdem angewiesen, die von den Arbeitsnachweisen gemeldeten Erwerbslosen sofort in den Produktionsprozeß einzurcihen und sie dahin zu säsicken, wo Mangel an Arbeitskräften besteht." Wenn diese Nachricht zutrifft, woran nicht zu ziveiseln sein dürfte, dann wäre nicht irgendein kapitalistischer Staat, sondern das unter einer proletarischen Diktatur stehende Ruß. land das er sie Land, das die Arbeitslosenhilfe abgeschafft hat. Die Bolschewisten haben hier das getan, wag sie den Kapitalisten anderer Länder — nicht ohne Recht — als Absicht vorwerfen. Man muß sich einmal den Unterschied klarmachen zwischen den Bemühungen einer Regierung Brüning in Deutschland und den rigorosen ?lbba umaß nah men der Sow jetunion. Während die von den Kommunisten viel gelästerte Regierung Brüning 1080 Millionen Mark aus öffentlichen Mit teln für di« Arbeitslosen bereits zur Verfügung gestellt hat und sich um die Sicherstellung der Arbeitslosenunterstützung auch weiterhin bemüht, geht die Sowjetregierung, die doch eigentlich das Doppelte und Dreifache von dem tun müßte, was die .bürgerliche" Regierung Brüning tut, dazu über, die Arbeite- losenhilfe ganz abzuschaffen. Die Stargarder Große Strafkammer mußt« sich, wie die „Rassische Zeitung" zu melden weiß, auf Anordnung des Reichs- gcrichts abermals mit drei Nationalsozialisten, dem Partei- Katastrophaler Geburtenrückgang Weiteres Sinken des Bevölkerungsiiberrchuffes in Sach en Die vorläufige statistische Bearbeitung der Beivcgung der sächsisclien Bevölkerung im Statistischen Landesamt hat zu fol genden Ergebnissen geführt: Im ersten Halbjahr 1980 wurden in Sachsen 21 040 Ehe schließungen gezählt, gegen 82 872 in ersten Halbjahr 1929 und 23 916 im ersten Halbjahr 1928. Seit 1928 <15 870 Ehe schließungen, ist somit die Zahl der Eheschließungen im ersten Halbjahr ständig zurückgegangen. Diese rückläufige Bewegung ist in erster Lime aus das Slbgleitcn der wirtschaftlichen Konjunktur und auf die damit verbundene Verschlechterung des Beschäftigungsgrades auf dem Aibeitsmarkt zurückzuführen. Das; ein enger Zusammenhang zwischen der Eheschließungs bewegung und der Bewegung der ivirtfclwftlichen Konjunktur besteht, ist eine bekannte bevölkerungswissenschoftliche Tatsache. Im ersten Halbjahr 1980 wurden 40 045 Lebend- geborene gezählt gegen 42 847 im ersten Halbjahr 1929. Die Gelnirtenzahl hat also eine Abnahme um 2302 k— 6.4 Prozent, erfahren. Der Rückgang betraf das zweite Vierteljahr etwas stärker, als das erste. Es betrug die Lebendaebore neu zahl im 1. Vierteljahr 1980 : 20 255. 1929 : 21 080 : 2. Vierteljahr 1980: 19 790. 19A1: 21261. Das Sinken der Geburtenkurne von 1929 zu 1980 ist eine Folge der Eheschließungsabnahme. Es ist weiter auch mit mif die immer mehr sich verscl-ärsende wirtschaftliche Depression zuriickzuführen. Für die sächsisch« Geburtenstatistik ist der hohe Stand der Unehelichenguote und der Totgeborenenguote charakeristisch. Die Unehelichenguote, die durch das Verhältnis der Zahl der unehelich Geborenen auf 100 Geborene bestimmt wird, betrug im Jahre 1928 im Reich 11.8, in Sacksen dagegen 21.5. Zm Jahre 1929 stieg die sächsische Unehelichenguote auf 21.0 an. Sie liegt im allgemeinen im ersten Halbjahr immer etwas höher als im zweiten. Es ist nun bemerkenswert, daß sie von 19M zu 1980 einen Rückoang erfahren bat. Im ersten Halbjahr 1929 entfielen in Sachsen auf 100 Geborene 22.2 unehelich Ge borene, im ersten Halbjahr 1980 dagegen nur 21.4. Die Tot- aeburtenguote. die onreigt, wieviel Totgeborene fick unter 100 Geborenen befinden, liegt in Sackten ebenfalls höher als im Reich. Zm Zähre 1929 stellte sie sich im Reichsdurchschnitt ans 3,1, in Sachsen dagegen auf 3,05. Das erste Halbjahr 1930 weist in Sachsen erfreulicherweise einen Rückgang non 3 70 auf 3,61 gegen das erste Halbjahr 1929 aus Im ersten Halbjahr 1080 wurden 27 580 Sterbe'alle gezählt gegen 34 780 im ersten Halbjahr >929 Dieser Rück, gang ist darauf zurückzuführen, daß im ersten Bierleljeßr 1929 infolge des ungewöhnlich strengen Winters die Slelbeßillhüung- keit eine starke Steigerung auiwies. An Sterbefällen im ersten Lebensjahr wurden im ersten Halbjahr 1980 8129 gegen :P9I m ei'i-'n Halb jahr 1929 und 8504 im ersten Halbjahr 192» gezählt Für eine exakte Beurteilung der Sterblichkeit im ersten Lebensiahr ist es erforderlich, die Zahl der Sterbetälle ank die enlivrechends Zahl der Lebendgeborenen zu beziehen Die Berechnnna ergibt, daß von 100 Lebendgeborenen im ersten Halbi'hr starben: 1930 1. Vierteljahr 7.98, 2. Vierteljahr 7,94 Es kätll wled-r un die Sterbeziffer des ersten Viertesiahrcs 1929 ans der Ambe der übrigen Ziffern heraus. Die Sterbeziffern tür die lnuden ersten Vierteljahre 1980 zeigen einen Rückoang gegcnüher den Vor jahren an. Dieser Rückgang ist in erster Linie den M'^nahmen auf dem Gebiete der K i n d e r s ü r s o r g e und der M iitIer be rat» ng zu danken, die es vermocht hoben, die ''udo-ckien schädigenden Einflüsse der schleckten wirtich<nt!-ch-'n nisse auf die Gesundheit des Kleinkindes wesentlich ru ver mindern. Bilanz der Bevölkerung. Der Überschuß der Lebcndaeborenen über die G-sio'-'mnen stellte sich im ersten Holbjabr 1980 ans 12 107, acoen 7507 int ersten Hnlbjahr 1929 Die Zunahme ist wiederum aut die un gewöhnlich hohe Gestorbenen,zahl im ersten B'erteliahr 1929 zurüchzuführen. Zieht man die Bilanz nierieliahrweile, so findet man, daß der Ileberschnß der Leb-"docbo'-enen >"ber ig« Gestorbenen betrug im 1. Viertesiahr 198g- 0185, 1929' 089z 2. Vierteljahr 1080: 0880, 1929: 0887 Es ist also im ersten Halb jahr 1980 ein weiteres Sinken des Geburtenüber schusses festzustellen. Es ist damit zu rechnen daß die Zahl der Sterbefälle infolae des Hinanßrücherw der geaenmörtio stark besetzten mittleren Altersklassen in die köderen in Znbimst eine Erhöhung erfahren wird. Wenn die Gcburtenbäuüakeit auf dem genenwärtia niedrioen Stand« nerble'bt. dann wird in nicht allzu ferner Zeit der Fall eintrelen. daß die Zahl der Gestor. denen die Zahl der Lebendgehorenen übersteigt sekretnr Dalz Greifsmald. Redakteur Schulz-Stettin und Hand lungsgehilfen Tietbühl-Knritz. beschäftigen, die in der Zeitung „Die Diktatur" den heutigen Staat als einen Betrügerstaat und den verstorbenen Re!chSauße»m!nister Dr, Streseman,, als einen „geistesarmen Doßior des Fsaschenbicrhandels" be-eichnei hatten — Während das erstinstanzliche Urteil aist 500, 800 und 100 RM. Geldstrafe an Stelle einer verwirkten Gesäuonisstrafe lautete, hatte die Berusunasinstanz für Balz und Schulz das Urteil auf 8 Mark herabgesetzt und Tietbübl ganz srmaesnrochen. Die neue Verhandlung erbarmte wieder auf die höheren Stra fen des ersten Urteils. Der seinerzeit scharf britillerte Urteilslnrnch des Be- rusungsaerichta war mit der Vegründnng erfalat. die Anaeßlaa- ten besäßen bei ihrer Iuaend Heine ausreichenden nnlitischen Kenntnisse. Dar» muß man misten. daß einer van ihnen, der 80stährige Redakteur Schulz, ,'nmufchen ols nationalso'ialist'fcher Slbgcordneter in den Reichstag ge wählt worden ist. s. Aufforstungsbeikisfen. Wie die Pressestelle der Land- wirtscliaftshaminer mitteilt, sollen ans Beschluß der Fachßammer für Forstwirtschaft künftighin Begutachtungen nur durch die Kreisförstcr der Fachßammer getätigt werden, wobei d'e Wald besitzer aebeien sind, sich weaen der forsttechnischen Bernstuig vor der Aust'nrstung an die Kreisförster Kurt Menzer in Auer bach !. B.. Weiter Scholz in Dmitzen. Felix Kröbcr in Dresden und Rudolf Täuscher in Chemnitz zu wenden. l.eiprio uncj Umgebung Wünsche -er Kausbektzer Für schnellere Beseitigung der Wohnungszwangswirtschaft. Leipzig. 25. Oktober Der Verband der Hausbesitzer Vereine in Leipzig bat zum Finanz- und Wirtschaftspragrainin der Reichsregierung Stellung genommen. In der Eingabe wird die Bedeutuna anerkannt, die darin liegt, daß erstmalia die Reichsregiernna eindeutig und unter Nennung fester Termine sich zur Aufhebung der Ausnahmegesetze auf dem Gebiete des Wohnunomvesens bekennt. Trotzdem kalt der deutsche Housbesitz das Temna im Abbau der Zwangsgesetze für viel zu langsam. Nur durch eine unverzügliche Lösung der durch die Räunierwanaswirtschast ber- aufbefchworcnen Wobnungs- und Bautzrisis könne eine Be lebung der Wirtschaft und eine Milderung der Arbeitslaliakeit auf diesem Gebiete anaestrebt werden Der Verband verfangt non der sächsischen Regierung doß zunächst einmal der Abbau der Zwangswirtschaft be! allen gewerblichen Räumen sofort erlosch und kömult für die restlose Aiilbebung der Zmanas- wirtscbcht obch be! allen Wobnräumen. da bei richtiger Vertei lung des Wobnranmes in Leipzig eine Wohnungsnot gar nicht bestehen Hanne. nn Der Bergmann -er See Don Friedrich Schnach Im Feuer des Nachmittags funkelt der Hafen von Port Said. Die Strahlen der ägyptischen Sonne prnllcn auf die heißen Metalltcile der Schisse, treffen die Decks und über blenden weithin die Spiegelfläche des Hnfenwassers. Im Schatten des Schiffsrumpfs, der seine für die Weiterreise für den Indischen Ozean nötige Kohlenladung in seinem weiten Rtsenbauch eingeschlungen hat, kreuzen die Doote der Hafen matrosen und der Kaufleute aus Port Said. Arabische Männer rudern Berge grüner Melonen heran, deren Fleisch so köstlich mundet; die Gärtner kommen mit ihren Gemüsen, Bananen und Mandarinen: Spezereihändler eröffnen in ihren Booten Kramläden voller Süßigkeiten, Krokant, türkischen Honig und Rahat Loukhum, die Haremsniischerci, die nirgends so gut schmeckt wie in Konstantinopel, Paris und Berlin. Teppich händler entbleiten mit einladender Geste unter den Augen der an der Reeling lehnenden Passagiere nach Abessinien, Ostafrika. Madagaskar und Mauritns ihre gewebten Schätze. Geschrei auf allen Seiten. Kräne rasseln, Ketten klirren, tausend Säcke, Ballen, Kisten werden in die Laderäume hinabgeschwungen: Signale schrillen, Motorboote kommen gehetzt, ihre Kiele pflü gen die grünbloue Flut: di« Wellen schwappen und schaukeln; tm Vordergrund des heftig bewegten Bildes zeichnet sich die grellübergossene Hafenstadt in den afrikanischen Himmel. Die Palmrnstraß« blitzt; die Mangobäume in Gärten und Anlagen find dunkel und dichtbelaubt: die Flammenbäume, die purpur- blühenden Mimosen lodern prächtig: über die Mauern schlagen die dunkelvioletten Ranken der Boucainvillassträuchcr: geheim nisvolles Leben durchlärmt die Stadt der Seidenhändler, der Juweliere, der Zigarettenläden, der japanischen, orientalischen und indischen Importeure, die das Kunstgcwerbe vieler fclt- sanier Länder in ihren Magazinen aufgchäuft haben. Ara bien, China, Aegypten, Afrika, Europa, Indien, Kleinasien haben sich in dieser heißen, farbigen und an reizenden Stadt ein gefunden, und alle die braunen, weißen, gelben, dunkeln, lchwarien Menschen leben vom Schiffsverkehr der Welt, der seine Linien durch das blaue, heitere Mittelmeer zieht, und durch den Suezkanal, das Rote Meer und den Indische» Ozean hinaus und herein. Auch der ärmste Teufel nährt sich hier vom Meer, den Schiffen, Lasten und Packereien, und wenn es von nichts an derem wäre, als nur von ein wenig Abfall der schwimmenden Hotels, die hier ankern, che sie Weiterreisen. Zwischen dem Gedränge der Frucht- und Spczereibootc, den Stickereien auf Seide mit Moscheen und Palmen, den Decken voller Götter- gcstaltcn von Goldfäden, den starre» Sphinxen und braunen Söhnen Aethiopiens, von kunstvoller Hand auf blauen und wüstengelben Grund geschlagen, zwischen den Kähnen der roten Teppiche und Feze, den großen Seidentüchern mit langen Fran sen in allen Farben, bestimmt für schöne, schlanke Frauen, liegt ein unansehnliches, schmutziges Boot, das nichts anzubicten hat. in dem kein Klinstgewerbe prangt. Seine Ladung ist naß und schwarz, und doch mag sie an Wert manches Seidentuch aufwiegen — es sind schmutziger Kohlengries und wasser- triefende Kohlcnbrocken, teures Heizmaterial in Port Said Ein Mann in Fetzen beugt sich stehend über die Spitze des Bootes, sei,re Hand faßt vorsichtig ein durchnäßtes, in die Tiefe hängendes Tau. Fühlend hält er es, dem leisesten Zucken von unten nachgcbend. Fischt er? Ein jäher Ruck reißt an seiner Hand, er stemmt sich gegen den Zug, zwei Sekunden vergehen, plötzlich schnellt aus der Tiefe ein dunkler Körper empor, ein Halbnegcr. Sein kransgelockter schwarzer Schädel durchstößt den Wasserspiegel. Prustend, wie ein Seehund, speit er Wasser. Ein Taucher, breitschulterig und mit Muskeln bepackt, lieber seine bloße Brust rinnt das verunreinigte Hascuwasser, Mäch tig arbeiten die Lungen. Der Bootsgesährte zieht nun ein Seil herauf; an ihm hängt ein Netz, aus Draht geflochten: er zieht es ins Boot. Es ist gefüllt mit Kohle. Die nasse» Brocken kollern über die Bänke. Verlorene Schisfskohle ist es, beim Bekohle» der Dampfer von den Leichtern nbgeriitfcht und zu Grund ge gangen. Aber der Taucher, der Bergmann der See. holl sie wieder herauf. Eine schwere Arbeit, doch ein guter Einfall Die schwarzen Brocken bringe» ihr Geld in Port Saio, der Stadt ohne Brennholz und Kob'» Der Taucher, noch Immer am Bug des Bootes hängend, füllt erneut seine Lungen mit Luft, für die Tiefe sich rüstend. Das leere Netz klirrt über Bord und versinkt. An der rechten Hand, unterhalb des Knöchels, trägt der Neger eine schmale Eisenkette, wie ein Armband. Daran hängt eine runde Metall scheibe, handgroß, sein Großgerät. Er hat es, dank der Arm bandkette. immer zur Hand. Er blickt noch einmal auf mit seinem wilden Ncgergcsicht und geht unter, Den Glanz des Hafens über sich zurucklassend, die Lome m,, gen Lep- piche» und Stoffen, das verworrene Geschrei und die flimmernde Stadt unter dem Himmel, schnellt er sich mit füchhaster Eile hinunter in sein Kohlenbergwerk unter der See. Wasser- umsplllt, von Fischen umbiiicht, vergeht in seinem Gedächtnis das Leben oben in der Meeresluft wie eine Fata Morgana. Dumpf strebt und tastet er nach der Dunkelheit und Schwärze, die sich ausbrcilct. Kohlen! Kohlen! denkt er. Der ungeheure Druck des Wassers lastet auf ibm wie das Gewicht eines gläsernen Hauses. In einer Tiefe von acht bis zwölf Meter stemmt er die Füße in den Schlick und Sand des Bodens, indes -r das Lcilscil um seine Knie schlingt und die Lippen zuiam- menpreßt. Gleich einem erfolgreichen Aladin laucht er ein in den Garten der Tiefe, dessen Grund schwarz, hart u,.d frucht bar ist: Kohlen! Kohlen! Voll rasender Hast baut er die Elle-llcheibe in den lagernden Abfall und Schutt, gräbt, packt, ichmeint, wählt und wälzt ins Netz, was ihm an Harle,n unicr die Finger gerät, aberntend so das überflutete Kohlenield. Schnell! Schon braust da« Blut, somit das Waller, dröbnt über ihm der fließende Schalten des Schiffskicls. Trüb und ckchig guilit der aufgerührt« Schlamm des Meeresackcrs um sein Gesicht, als Halle ein Tintenfisch sich entleert. Der nackte Gräber und Bergmann er kennt nicht mehr, was er alles zusammenraitt. Ist es die kost bare Schiifskohlc oder nur weriloie Schlacke, die man oben so gleich wieder ins Waller feuert, wenn sein Netz angekommen ist. Das Waller nreßt ihn wie mit itäblerner Wucht. Na ich! Raich! Fast zwei Minuten ist er wohl schon bei der Arbeit. Er kann nicht niebr. Mil letzter Kraft zerrt er am Leistest und ichneUl sich ab. Er steigt, g-winnt an Höhe, ichlucki Wasser. Durch den grünen, ßstugen Schwall fährt er an seinem Färber» ieil empor und wasseripeieiid hinein t, die blaue Flamme des
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