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Sächsische Volkszeitung : 14.10.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-10-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193010141
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19301014
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19301014
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-10
- Tag 1930-10-14
-
Monat
1930-10
-
Jahr
1930
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 14.10.1930
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Wege -er ZenlrumsarbeU Organisalionskonferenz -er Sächsischen Zenlrumsparkel in Dresden Dresden, 13. Oktober. Lehren aus dem letzten Wahlergebnis zu ziehen und Wege der Weiterarbeit für die Zukunft zu weisen — das ivar die Auf gabe der Tagung, die der Landesvorstand der Säch sischen Zentrum spartet gestern im Neustädter Bahn hof abgehalten hat. Die Vorsitzenden aller sächsischen Zentrums ortsgruppen waren zu der Sitzung hinzugezogen worden und der Einladung fast ausnahmslos gefolgt. Der Landesvorsitzende Pfarrer Kirsch hieß die stattliche Versammlung herzlich willkommen und gab einen Rückblick aus die Vorbereitung und das Ergebnis der Reichstagswohl. Die ÄÜahlarbeit ist diesmal besonders intensiv und freudig geleistet morden, 68 Versammlungen sind abgehalten und rund 140 000 Flugblätter verteilt worden. Gegenüber der Reichstagswahl von 1928 sind die Stimmen des Zentrums im Wahlkreis Dres den-Bautzen um 14 Prozent, im Wahlkreis Leipzig um 18 Pro zent, im Wahlkreis Chemnitz-Zwickau um 7 Prozent gestiegen. Besonders erfreulich ist dos starke Anwachsen der Zentrums stimmen in den Großstädten und im wendischen Gebiet. Neu gründungen von Ortsgruppen sind während des Wahlkampfes erfolgt in Crimmitscl>au, Döbeln, Meerane, Neugersdorf und Eebnitz. Das Anwachsen .unserer Stimmcnzahl darf uns freilich nicht darüber täuschen, dah uns, falls am 12. September Land- tagswohl gewesen wäre, noch 3000 Stimmen zu einem Mandat gefehlt hätten. Damit sei das Ziel deutlich bezeichnet, auf das die Landespartei hinarbeiten müsse. Erfreulich sei. daß die Zentrumsdiaspora nunmehr in Dr. Vockel einein Vertreter ini Reichstag erhalten hätte. Durch eifrige Werbearbeit in der Zeit zwischen den Wahlen müsse die Landespartei die Voraus setzungen schassen für einen weiteren Fortschritt beim nächsten Wahlgang. In der Aussprache, die dem mit Beifall aufgenom- mcnen Referat des Landesvorsitzenden folgte, machten die Herren Schulze (Annaberg), Engelmann (Neugersdorf) und Psarrer Mühr (Dresden) Vorschläge aus der Praxis der Wühl arbeit. Kaplan Bitter (Chemnitz) betonte, daß das .Heraus gehen in die kleineren Orte doch beachtliche Erfolge, manchmal — so in Annaberg und Marienberg — eine Steigerung der Zcn- trumsstimmen um SO Prozent gebracht habe. Bruger (Bautzen) und Stadtv. Müller (Dresden) sprachen über die Stellung der wendischen Wähler zur Zentrumssache, die gleiche Frage behandelte Brauer (Dresden). Frau Spitzner-Bender tLeipzig) betonte die Notwendigkeit der politischen Schulung der Flauen. By o k (Dresden) Lezeichnete das Auftreten des Orts gruppe Dresden mit Propaganda-Autos als eine moralische Stärkung der Zentvumswählerschaft, Stadtv. Fasel (Zwickau) betonte die Notwendigkeit, bei jeder Wahl auch in Sachsen sich mit den Zentrumsflugblättern an die gesamte Oesfontlichkeit ZU wenden. — Pfarrer Kirsch schloß die von starkem Willen zu energischer Weiterarbeit getragene Aussprache mit der Fest stellung. daß man um die Zukunft des Zentrums in Sachsen nicht bange zu sein brauche, wenn dieser Eifer und dieser Opti mismus auch in der weiteren Arbeit lebendig blieben. Richtlinien für diese Weiterarbeit legte dann der Landesvorsitzende in einem kurzen Referat vor. Arbeit der Landesleitung, der Bezirke und der Ortsqruzipen müßten sich ergänzen und ineinandergreifen. Die Fühlung zwischen der Landesleitung und den Mitgliedern im Lande sollte enger gestaltet werden durch die im September erstmalig ausgegebcne „Sächsische Zentrumskorrespondenz", die künftig vierteljährlich erscheinen werde. Weiter iverde der Landesnor- stand Material für die Mitaliederwerbung heraucbringen. Not wendig sei ein aktives Arbeiten der Bezirk«, die auf Bezirks tagungen einen gemeinsamen Arbeitsplan der Ortsgruppen fest legen und für Ab halten von Schulungskursen Sorge tragen müßten. Landcsleitung und Bczirksvorsitzenüe würden plan mäßig die Gründung neuer Zentrumsgruppen an allen Orten, in denen selbständige Zentrumsarbeit möglich sei, betreiben. Bezirkskarteien und Ortsgruppcnkarteien müßten überall ein gerichtet werden. Die Verteilung der Zcntrumskorrespondenz müsse mit dein Einkassieren der Mitgliedsbeiträge und der Ein ladung zur nächsten Parteiversammlung verbunden werden. Die bisherige Versammlungstätigkeit solle durch Abhaltung von Schulungskursen nach dem von einigen Ortsgruppen bereits gegebenen Beispiel und von politischen Sprechubcnden ergänzt werden. Wagner (Werdau) betonte in der Aussprache die Wich- tigkeit der Sprechabende gerade für die kleineren Orte. Stadtv. Müller (Dresden) wies auf die Bedeutung der Gemeinde- Politik für die Mitgliederiverbnng hin. Notwendig sei eine Landestagung aller snchsisci>en Kommunalvertreter dos Zen trums im nächsten Frühjahr. Waraczeivski (Dresden) unterstrich die Ausführungen des Landcsvorsitzenden über die Wichtigkeit der Bezirke. Stadtv. Fasel (Zwickau) wies daraus hin. daß das Zentrum in Sachsen rund 60 Stadwerord- nete und Gemeindevertreter habe. Diese politischen Kräfte gelte es zusammenzufassen. Dr. Desczyk bezeichnet« als nächste Ausgaben die Be ratung der vom Landssvorsland vorgelegten Richtlinien aus Tagungen aller Bezirke und die Aufstellung eines Versamm lungsplans für den Winter. Mindestens müsse jeder Ort. der im Wahlkampf eine Versammlung gehab! habe, ini Verlaute des Winters eine Versammlung ab Hallen. Im Januar solle die A-sk-ied von -er ^ Gründung eines Landesjugendausschusses erfolgen. — De. Tacken (Wurzen). Bitter (Chemnitz) und Ti ich (Freiberg) boten wertvolle Hinweise für die praktische AgitaNonsarbeit. Direktor Figura (Fraukenberg) gab Erfahrungen aus einem für die Agitation besonders schwierigen Gebiet. Meißner (Dresden). Wider sie in (Dresden) und Fräulein Fischer (Dresden) betonten die Notivendigkeit der stillen Agitation und der Arbeit an der Jugend. Eisen rauch (Bischofswerda) wünschte stärkste Betonung der kulturpolitischen Fragen in der Agitation. Tränkncr (Dresden) berichtete über die finan ziellen Erfahrungen der letzten Wahlen. Der Landesvorstand billigte die vom Vorsitzenden vorgetragenen Richtlinien. Sie sollen die Grundlage der künftigen Agiiation bilden. Eine besondere Aussprache fand statt über die Notwendig keit. die „Sächsische Dolkszeitung" seitens der Partei aus das stärkste zu fördern. An der Aussprache beleiligten sich außer dem Vorsitzenden u. a. Erzpriester Bodenburg (Dresden), Eisenrauch (Bischofswerda). Figura (Fraiikciiberg). B u n» gurtz (Dresden) und Bitter (Chemnitz). Von allen Seiten wurde betont, daß die Werbung für die S. V. ein Lebens interesse sür die Sächsische Zentrumspartei sei. Unter großer Ausmerksamkeil der Versammlung gab dann Dr. Descznk einen Bericht über die am 1 Oktober in Berlin abgehaltene InformaNonskonserenz der Zenlrumspartei. Ter Bericht wurde mit Beifall ausgenommen. Unter einmütiger, Parker Zustimmung der Versammlung stellte der Londesvor« ätzende f"st, daß das sächsische Zentrum mit unerschütterlichem Vertrauen zu den Führern der Reichsparlei, zu Kaas und Brü- n'ng stehe. Die ausopfecunosnollc. ungemein schwierige Arbeit dieser unserer Führer im Dienste des Vaterlandes zu unter stützen ist d--r Sinn unserer Arbeit. Dr. Tacken (Wurzen) machte sich zum Sprecher der Ver sammlung und dankte dem Landcsvorsitzenden und den M"glie dern des oescl'ä'tsführeuden Vorstandes für ihre eifrige und er- fosoreiche Arbest im Wahlkampf - Damit war die Tagung beendet. Die Parole für d'- nolitische Ach-st dieses W'n'ers lautet: Vorwärts mit dem Zentrum in Sachsen! v. a u ** e n Katholiken ehren Die machlvolle n-gebnng Bautzen, 11. Oktober. Eine ernstgestimmte Menge füllte am Freitagabend die weiten Krone-Säle. Es waren gekommen die Katholiken der Bischofsstadt, die Katholiken aus dem Lande. Fahnen ziert-n die Seitenflächen der Bühne, es neigten sich die Banner der Bautzner Vereine, von Kamenz und Ralbitz. von Marienstern, Ostro und Crostwitz, von Ostritz und Marienthal. van Raibitz und Cunnewitz und Rosenthal und viele andere zum letzten Gruße. Ueberaus zahlreich war die Geistlichkeit erschienen, ihren Bischof noch einmal zu grüßen. Das Orchester der Ober- und Aufbauschule eröffnet die Vortragsfolge mit einem Orchester Prä ludium „Melindas Himmelsbitte und Segenswunsch", das der Komponist Studienrat Engler dem Scheidenden ividmet. Bei den letzten Klängen überreicht eine Schülerin dem Bischof einen letzten Rosengruß. Dompfarrer Scholastik»-- Heduschke sprach die Willkommensworte. Er erinnert an die festlichen Ge legenheiten, da die Gemeinde der Bischofsstadt sich beim Amts antritt und bei der Rückkehr von der Ainerikareise um den Hir ten scharte und Freude und Dankbarkeit zum Ausdrucke brachte. Die heutige Feier atme Nbschiedsschmerz. Er begrüße mit Freude die Vertreter der städtische» und staatlichen Behörden. Ober bürgermeister Nicdner »nd Stadtverordnetenvorsteher Lunze, Amtshauptmanii Dr. Sievert und Kreishauptmann Dr. Wäntig. Alle brächten heute ihrem Bischof ein dankbares Herz und gute Wünsche im neuen Wirkungskreise entgegen. Den vom Studienrat Stenzel gedichteten Vorspruch sprach ein Vertreter der Gesellenjugeiid. Dann brachte der Domchor unter Leitung seines Chorrektors Olto Seifert seine Huldigung dar. „Dem Unendlichen" von Franz Schubert für Solostimme, gem. r Chor und Klavier ließ die Herzen höher schlauen und führte dir Herzen hin zu Goit. dem Lenker aller Geschicke. Die Solopartie sang Herr Walther Lachnit, Lehrer der Ober- und Aufbauschule. Tie Abschiedsrede dielt Herr Studienrat Dr. Hermann Rolle. Er zeichnete ein so feines, wahres Bild von der Persönlichkeit und dem Priester wirken des ersten Bischofs des wiedererichtetcn Bistums Mei ßen, daß alle ihm aus vollem Herzen zustimmten: ein Lebens bild, das kein Zuhörer je vergessen wird. Alle erfülle an diesem Tage ein Gefühl des Dankes sür so zahlreiche empfangene Wohl taten, das Gefühl der stalzen Freude über den Besitz, des weh mütigen Schmerzes angesichts des Verlustes. Die Katholiken der Bischofsstadt standen dem Oberhirten besonders nahe, halten häufiger als die Ktaubeiisbrüdcr im Lande das tiefe religiöse Erlelmis des Pontifikalamtes, hörten bei vielen Gelegenheiten die Predigt des redegeivalügen Bischofs und nahmen Anteil an seinem Secleneifer voll priesterlicher Glaubensüberzeugung. voll Gottes- und Menschenliebe. Dies Bild wird allen unaustilgbare Erinnerung bleiben. Der Katholik sehe ja in seinem Bischof den vom Papste bestellten Nachfolger der Apostel. Wir Katholiken der jungen Diözese sahen darin eine wunderbare Fügung, daß »ns als Hirt auf St. Bennos Stuhle ein Maua gegeben wurde, der für die Größe der Aufgaben alle Cionung miibrack'e der in der gärenden Unruhe der Diasporano! wegweisender Führer ivar. Wohl kein Bischof habe sein Amt so schwer begonnen in einer Zeit von politischen Leidenschaften, wirlschaslliche» Sor gen. schwerster Angriffe gegen die Staatsnnioritäi und das Christentum, gegen Kirche und Schule. Dem Ansturm gegen christliche Kultur und Sitte habe sich der Bischof mit Geist und Mnt entgegengestellt. Gegenüber den trügerischen, so arni- seligen Scheiniverten einer gottabgewandlen Zeit habe er die Tag sür Tag Don Anion Schnack Du hörst plötzlich von der Straße herauf das dumpfe, rol lende Geräusch eines Wagens. Noch ist es nicht ganz Morgen, aber durch den Vorhang am Fenster und durch die schmalen Ritzen des heruntergelasscnen Ladens dringt der Schein und der fahle Schimmer von Licht und Helle. Decke dich noch zu, Schläfer von dreißig oder zwanzig Jahren, du hast noch Zeit, und der Morgen steht kalt und un freundlich vor der Türe. Das ist die schönste und glücklichste kalbe Stunde deines Tages, die Zeit zwischen Erwachen und Aufstehen. Diese halbe Stunde ist der große Traumflug deiner Seele, deine einzige Abenteueret, da ist es dir erlaubt, die Wunder und phantastischen Dinge, die zwischen Himmel und Erde locken und glühen, zu erleben. Mit ungebrochener frischer Einbildungskraft — du weißt es, daß der Tag sie dir lähmen und erdrosseln wird — segelst du aus geheimnisvollen und fernen Meeren umher, schweifst du durch weiße verschneite Wäl der auf verwegener Jagd, oder du sitzt mit der hübschen blonden Nelly Robbers, die dich sonst verachtet »nd hochmütig über dich hinwcgsieht, auf einer blumenüberwucherten Altane, die lustige und feurige Lampions in einen schwermütigen und zauber haften Garten hineinhnngt... Eine Hand klopft an deine Türe, die Stimme deiner Haus frau, von der du ein Zimmer gemietet hast, sagt die Zeit, zu der du aufzustchcn gewohnt bist. Du wirst dich waschen, »m wirst dich ankleiden, du wirst frühstücken, alles in Eile und hastig, ohne davon entzückt zu sein, ohne dich mit heiterer Sorg losigkeit an dein Frühstück genießend hinzugeben. Vielleicht kam der Briefträger mit Briefen für dich, viel leicht hat er dir ein paar neue Bücher ins Haus gebracht, in denen du mit nervösen Fingern schnell herumblättcrst, vielleicht ist unter den Briefen einer, den die Hand deiner Geliebten an dich gesandt hat. Alles dies ist noch schön und spannend, denn es verbindet dich geheimnisvoll und seltsam mit der Welt, mit den großen bedeutenden Städten, mit der verlorenen Ferne deiner Heimat, mit dein Hause deiner alten einsamen Mutter oder mit dem schönen Garten, den deine Geliebt« vielleicht li eben durchschreitet. Aber vielleicht hatte der Briefträger gerade an diesem kalten und fröstelnden Morgen nichts für dich, dann wirst du wohl einen Augenblick traurig sein, eine Sekunde vielleicht nur oder auch länger, je nachdem du mit inehr oder weniger Sehn sucht Briefe und Bücher erwartet hast. Und war gestern und vorgestern von der Geliebten oder vom Freunde kein Brief dabei, so wirst du wohl denken, sie könnte vielleicht krank sein, denn die Jahreszeit ist -auh und feucht, und sie ist ein zartes Geschöpf und immer von Melan cholien beunruhigt. Oder dein Freund hat vielleicht gespielt und viel Geld verloren, oder seine Geliebte hat ihn betrogen und er ist darüber traurig und verstört und kann nicht schreiben. Und schon hast du dich verspätet, du nimmst deinen Mantel vom Haken und deinen Hut vom Halter, steckst dir eine Zigarette an und wünschst deiner Hausfrau wie immer guten Morgen, eilst die Treppe hinab und bist auf der Straße. Du hast nicht iveit zu deiner Arbeitsstätte, du kannst sogar auf verschiedenen Wegen zu ihr kommen, und alle hast du sie schon abwechselnd gegangen, denn es war dir so eintönig, jeden Morgen die gleichen Häuser zu sehen und die gleichen Schilder zu lesen, die anzeigten, daß hier der Schneidermeister Friedrich Eines wohnt oder dort der Bäcker Emanucl Meyer, oder daß da Heringe verkauft rvcrden und dort Schuhe. Aber manchmal hast du Glück, wenn du die Straße entlang, gehst, da dir eine Frau entgegenkommt, die dir öfter schon be gegnet ist. und mit der du immer einen heimlichen und lächeln den Gruß gewechselt hast. Aber an diesem Tage siehst du sie nicht, dein Blick bleibt an der Türe haften, aus der sie immer herauskam, doch die Türe geht nicht auf, und hoffnungslos und bedrückt trottest du deinen Weg weiter. Und da dir dein Weg heute besonders trostlos und langweilig erscheint, so fängst du wie schon öfter an, deine Schritte zu zählen oder die Zigaretten stummel, die auf dem Weg liegen, und wenn es mehr als zwan zig sind, die da weggeworfen und verbraucht am Häuscrrand liegen, so freust du dich und glaubst etwas besonderes erlebt zu haben. So kommst du vor das große Haus mit den fünf Stock, werken und den ziveihundertzehn Türen. Die achtundsiebzigste Türe ist die Türe deines Zimmers. Du machst sie auf wie jeden Morgen, trittst hinein in den grauen, öden Raum, ziehst deinen Mantel und Rock aus und schlüpfst in dein« Arbeitsjopp«. Au« dem Nebenzimmer klappern die Schreibmaschinen, eine heisere und knarrende Stimme diktiert einen Geschäftsbericht wie sie schon Hunderte diktiert Kat. und dann koniint auch schau der Bürodieucr zu dir mir einem Stoß van Akten, die oas Signum des Chefs tragen: „Nr. O ^RiOa fall svsart erledigt werde»". So beginnt dein merkwürdiger Tag. junger Man» von dreißig oder zwanzig, jahraus, jahrein, Sommer wie Winter, Frühling rvie Herbst. Aber in der Welt fahren Schiffe von Insel zu Insel, Frauen werden entführt, an verwucheric und ewigblühende Küsten braust Tag und Nacht die Brandung, über schnecu,»fegte Grate klimme» Bergsteiger und sehen unter ihren Faßen Süden und See, durch Wüste und Sand schnauht eine phantastißche Kamclkarawane, in einem wilden abenteuerlichen Nest wartete eine glutäugige Schaue auf einen Mann, der sie küßt und um die Gelenke nimmt. Du aber, dem das Blut noch nicht verkalkt ist und das Herz noch nicht erschlafft, mußt das Akteufaszikel Nr. L 2d2äOs so» fort erledigen. Erfolg eines katholischen Laienspiels. — Am Abend des Kölner Domfestcs führten die M.-Gladbacher Rcudeul- fchcn Lippls ,.U e b c r l i n g e r M ii» st c r s p i e l" vor dem Gladbacher Münster auf. Der schwere, massige Turm der Kirche mit ihrem schönen romanischen Portal und die alle Glad- Lacher Abtei gaben Hintergrund und Rahme» ab, wie man sie sich passender nicht denken kann. Das Spiel war ei» starkes Bekenntnis der katholischen Jugendbewegung zur Kirche. I» der Brandung der zersetzenden Mächte des Mammons, der Ge aalt und der uferlosen Sinnlichkeit stellt sich di« Jugend in gläu biger Reinheit verteidigend vor den Bau der Kirche. Im Stück wie im Spiel war gewiß nach manche Unzulänglichkeit, aber die unerschiittertc Gläubigkeit und der Mut zu offenem Bekenntnis ragten hoch darüber hinaus. Wider alles Erwarten waren weit mehr als taufend Menschen aus den Müiisterplaß geströmt. So vollbrachten die Neudculschcn eine Tat, die in der großen In dustriestadt Gladbach-Rheydt noch nicht geschehen mar. Msgr. Spiel in einem jubelnden und tapferen ..Te Deum laudamus seine» Ausklana. Biele Besucher nahmen von der Aufführung eine tief wirkenve Erschütterung mit. ttz von clor llsicl«.
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