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Sächsische Volkszeitung : 22.10.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-10-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193010224
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19301022
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19301022
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-10
- Tag 1930-10-22
-
Monat
1930-10
-
Jahr
1930
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 22.10.1930
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N«m««r 24i Sächsische Bolkszeiiuna « 0M»d»r >»3t Nach dem Regierungssieg Die Opposition in Derlegenfteil Das Ergebnis der entscheidenden Abstimmung im Reichstag in der Nacht zum Sonntag lag erst kurz vor Mitternacht vor. Daher ist der Widerhall in der politischen Presse vom Sonntag morgen noch gering. Eingehendere politische Würdigungen werden die Montag-Abendblätter enthalten. Die allgemeine Stimmung hebt sich gleichwohl schon bisher klar ab. Die Presse der Opposition, die sich noch vor Tagen sehr laut und selbstbewußt gebärdete, ,st über Nacht in einige Verlegenheit geraten. Der „Berliner L oka l -A n z e ig e r'" wählt die deplazierte Ueberschrift: „Die S. P. D, beläßt Brüning im Amt", die vielleicht den Gefühlen ihrer Leser genügen mag, die aber mit irgend, einer politischen Wertung der Entscheidung vom Sonn abend nicht mehr das geringste zu tun hat. Der „Lokal- Anzeiger" redet von einem „Rückzug und der einstweiligen Rettung der sozialistenreinen Regierung in die Arme der Sozialdemokratie" und behauptet, „auch die neue Stellung werde auf die Dauer gegen die nationalsozialistische Flut welle von rechts nicht standhalten". Der „Tag" ist noch »m einige Grade demagogischer. Er sieht ein „Vollzugs kabinett des Marxismus" und die „rote Abhängigkeit des Zentrums". Man kann dem „Tag" nur die aufmerksame Lektüre des „Vorwärt s" empfehlen, der über das ernste Ringen der Sozialdemokratie, die sich selbst absolut nicht als der mächtige Herr fühlt, der über „Abhängige" gebietet, den besten Aufschluß gibt. Der „Vorwärts" schreibt u. a.: „Die sozialdemokratische Ncichstagsfraktion ist über die Mißtrauensantrnge gegen die Regierung Brüning hinweg gegangen, um den Faschismus in Deutschland zu verhindern. Sie sieht in der Regierung Brüning keine Negierung, zu der die Arbeiter Vertrauen haben könnten. Sie wird im ersten Augenblick, wo es möglich sein wird, an Stelle dieser Regierung eine für die Arbeiterschaft günstigere Regie rung in den Sattel zu heben, alles tun, um die Regierung Brüning durch eine bessere zu ersehen. Sie hat diese Regie rung jetzt nicht gestürzt, weil sie sich klar darüber war. daß es in dieser Stunde nicht möglich ist, eine bessere an ihre Stelle » setzen. Eine Negierung zu stürzen, in der sicheren Voraus- icht, daß ihr Sturz unmittelbar den faschistiscl>cn Staatsstreich nach sich ziehen würde, wäre ein Verbrechen an der Arbeiter schaft gelvcsen." Sieht man davon ab, daß diese Stellungnahme nach einem vielgebrauchten Rezept die Begriffe „Arbeiterschaft" und „Sozialdemokratie" miteinander verwechselt, so ver rät die Haltung des „Vorwärts" doch eine gewisse politische Ehrlichkeit. Wenn dagegen die „K r c u z z e i t u n g" von einer „Galgenfrist für das Kabinett Brüning" spricht und den Erfolg vom 18. Oktober zu verkleinern bemüht ist, so ist diese Art der politischen Beurteilung nur der Reflex der eigenen Unsicherheit, von der die Politik der „Kreuz zeitung" seit dem Beginn des Abstiegs Hugcnbergs getragen ist. Der „Kreuzzeitung" gefällt das Vertrauen nicht, das die Regierung genießt. Sie schreibt: „Kümmerlicher konnte die Art und Meise schrverlich sein, in der Reichskanzler und die Neichsminister das Vertrauen des Nciä^tnges, dessen sie »ach Artikel bl der Reichsverfassung zu ihrer Amtsführung bedürfen, nusgedrückt erhielten. . . . Wenn man bedenkt, daß die Gründe für diese Mißtraucnsanträge — es waren schließlich nicht weniger als zwölf — auf Unzufrieden heit mit dein politischen Kurs der Negierung überhaupt oder auf Mißbilligung besonderer Gebiete der Negiernngspolitik basieren, so dürfen wir als Ergebnis der Schlußabstimmung buchen, daß cs eine Mehrheit im Reichsparlamcnt gibt, die über die politische Lage überhaupt, deren katastrophales Aus sehen in einer mehr als ausgiebigen Redeschlacht in jeder Hin sicht enthüllt worden ist, einfach „zur Tagesordnung übergeht"! Das nennt sich Parlamentarismus!" Das Verständnis für das katastrophale Aussehen der politischen Lage sollte der „Krcuzzeitung" eigentlich schon vor dieser Reichstagsdebatte,aufgegangen sein. Diese Er» > kenntnis kommt ihr reichlich spät. Im übrigen steht sie bet der Beurteilung dieser Zusammenhänge Kopf. Denn der Reichstag ist nicht über die politische Lage zur Tages ordnung übergegangen, sondern einzig und allein über das unerträglich« Maß von Einsichtslosigkeit, von reiner Nega tionssucht und parteipolitischer Enge, die in zwölf Miß- trauensanirägen, denen keinerlei positive Besserungs vorschläge entsprachen, dokumentiert wurden. Daß der Reichstag gezwungen wurde, dieses vernichtende Urteil gegen die innere Zersetzung und Selbstzerfleischung in seinen eigenen Reihen selbst zu sprechen, ist und bleibt ein beacht licher Erfolg der Negierung. Wenn jemand dem Ernst der politischen und wirtschaftlichen Lage mit positiven Mitteln, mit einem festen, geschlossenen Programm entgegentritt, wie es die Reichsregierung In sachlicher, von aller Dema- ogie freier Weise seit Monaten tut, und wenn die aus leinlicher Parteisucht entsprungenen, zum großen Teil von leeren Phrasen getragenen Angriffe des Parteiismus in der Weise, wie wir es am 18. Oktober im Reichstag er lebt haben, von einer Neichsregierung abprallen, so ist das ein in der deutschen Parlamentsgeschichte wohl ohne Ver gleich dastehender Vorgang. Die „Deutsche Allgemeine Zeitung", die in den letzten Wochen teilweise recht stark mit der Hitlerbcwegung liebäugelte, erkennt das offen an: „Die Regierung hat einen ersten bedeutenden Er« olg erzielt. Der Ueberbrückungskredit ist gesichert. Die Ge- etzentwürfe zur Finanzierung können an den Neichsrat gehen. Sie sind dort einer großen Mehrheit gewiß. Nach seinem Miederzusammentritt wird der Reichstag über die vom Reichs rat gebilligten Gesetze seinerseits zu befinden haben. Wir sehen der Entwicklung mit größter Ruhe entgegen. Die Autori tät der Regierung ist erfreulich gestärkt." Mit besonderer Betonung wird in einem Teil der Presse hervorgehoben, wie sehr die National sozialisten in dieser einen Parlamentswoche ihren Nymbus, mit dem sie aus den Reichstagswahlen her vorgegangen waren, untergraben haben. In dieser Hin sicht schreibt die „Vossische Zeitung": „Wieviel die Nationalsozialisten durch die ganze Art ihres Auftretens dem Kabinett genützt, ibm Stimmen zugcsiihrt haben, das ist zahlenmäßig schwer feststellbar. Aber unzweisel- haft ist, daß manche Abgeordnete, die vor der Erösinungssitzung des Reichstags mit den Nationalsozialisten geliebäugelt haben, schon nach den ersten Sitzungen, wenn nicht bekehrt, so doch mindestens stutzig geworden sind. Die Hypnose ist ge- wiche n." Das „Berliner Tageblatt" hebt in einem län geren Artikel die besonderen V e r d i e n st e B r ü - nings an dem großen Erfolge der Reichsregierung her vor. Es schreibt: ,318 Abgeordnete haben für. nur 236 gegen sie gestimmt, und man wird wohl auch draußen sehen, daß es in Deuiill-land gegenüber den zerstörenden Elementen noch einen Abivehrdamm gibt. Das ist nicht zuletzt Brünings Verdienst. . . Die Aufgabe, unter den heutigen Umständen den Staat zu halten und wieder in Ordnung zu bringen, und sich der sortreißenden und niedcrreißcnden Strömung zu widecsctze», ist für dürre Ge wächse gewiß nicht verlockend — dazu gehören ein gefestigtes Ver antwortungsgefühl, ein tapferer Glaube, eine idealistische Selbst losigkeit. Von einer Schwierigkeit zur anderen, jede nur mit schärfster Anspannung der Intelligenz zu überwinden, vorn der offene Angriff und in, Rücken die Intrige, eingesponnen in Arbeit und Beratungen, ohne einen freien Augenblick für einen erholenden Schritt in den Karten, und jeder Dummtopf auf der Gasse plärrt das im Rinnstein der Demagogie aufgegriffene Ge schwätz über „die faule und unfähige Regierung" nach. . . Ganz ipi Gegensatz zu Strcsemann... ist Brüning ein im stillen vorwärts tastender Knotcnentwirrcr, der aber ohne Zweifel über die nächsten Hindernisse hinweg den weiteren Weg oder mehrere Wege vor sich sieht." Das Eingreifen des Kanzlers in die W e h r d e b a t t e, die rhetorisch und sachlich durchschlagende Replik auf die Ausführungen der deutschnationalen Abgeordneten Schmidt und von Oldenbura-Zanuschau will der Rechtspresse nicht behagen. Das ist begreiflich, weil der Vorstoß ins Schwarze traf. Selbst die „Deutsche Tageszeitung" ist über das Temperament des Kanzlers in diesem I 'lle bestürzt. In anderen Kreisen aber urteilt man sachlicher. Die „Berliner B ö r s e n - Z e i t u n g" bezeichnet die kurze Erwiderung des Reichskanzlers, „der sich mit spontaner Ritterlichkeit vor den dienstlich abwesenden Minister Eroener stellte, und die Angriffe gegen das Reichswehr- Ministerium scharf zurückwies", als wirkungsvoll. Und auch die „D. A. Z." bemerkt^ daß der Reichskanzler das einzig Mögliche getan habe, indem er den abwesenden Reichswehrminister in Schutz nahm. Eines ist sicher, so erklärt die „D. A. Z.": „Hinsichtlich des Gehorsams der Armee und der Autorität des Staates, hinsichtlich der Person des Reichspräsidenten gibt es keine Konzessionen. Der neue Klang gerade auch im militärisch-politischen Be reich, der aus der Regierungserklärung Dr. Brünings zu entnehmen war, sollte allen Patrioten zu denken geben." Die Regierung — das beweisen auch die Presse, stimmen — hat nicht in der Verteidigung gekämpft. Ihr Programm ist auf Fikhrung und Vorstoß eingestellt. Von Verteidigung war viel eher bei einzelnen Gruppen im Parlament die Rede. Gesiegt hat der Wille zum Vor stoß gegen die Gegner des Staates und der Wille zur Führung. Das ist der Erfolg. Drucken unci Umgebung Die M.ederaujnahme des Flugverkehrs Dresden. 21. Oktober. Der regelmäßige Verkehr auf dem nunmehr wieder frei- gegebenen Flugplatz Heller wurde heule früh nach dem Herbst, slugplan wieder ausgenommen. Zngelassen fiir den Verkehr im Dresdner Flughafen sind bis ans weiteres folgende Flugzeug- mnster: Junkers F 13, Junkers G 21 mit Bremsen, Bayrische Flugzeugwerke M 18 und Fokkers F 7. Zur Verbesserung des Dresdner Flugplatzes soll die such, fische Negierung, wie gemeldet wird, dem Neichsverkehrs- ministerium Vorschläge unterbreiten. Derartige Vorschläge können natürlich erst gemacht iverden. wenn vorher Verhand lungen zwischen der sächsischen Regierung und dem Wehr kreiskommando Dresden geführt worden sind, weil die notwendigen Verbesserungen des Flugplatzes wahrscheinlich nicht ohne Abtretung eines Teiles des militärfiskalischcn Ge ländes neben dem Flugplätze möglich sein werden. Der Neichs- vcrkehrsminister wird auf Grund der zu erwartenden Vorschläge der sächsischen Regierung dann seine Entscheidung über dir weitere Zulassung des Dresdner Flugplatzes treffen. : Professor Dessauer spricht i„ Dresden. Die finanz- und wirtschaflspolitische Vortragsreihe der Landesabteilung Sach sen der Reichszentrale sür Heimatdienst beginnt am Montag, den 3. November, und zwar pünktlich abends 8 Uhr i» der Aula der Oberrealfchule, Dresden-A., Vitzthumstraße. Den erstem Vortrag hält Univ.-Prof. Dr. Dessauer - Frankfurt am Main über das Thema „Weltwirtschaftskrise und deutsche Wirischaftsnot". Wir machen unsere Leser ans diesen Vortrag des bekannten Gelehrten, der wirtschastspolitischer 'Tachverstän- , diger der Zenlrnmsfraktion des Reichstages ist, besonders auf merksam. Am 10. November spricht Pros. Dr. Raab- Dres den (Technische Hochschule) über „Die Gesundung der Reichs- Finanzen", am 17. November Ministerialdirektor Prof. Dr. Dorn-Berlin über „Finanzausgleich in Ländern und Ge meinden" und am 2-l. November Vorstandsmitglied Spüedt sADGB), Berlin, über „Der Kampf gegen die Arbeitslosigkeit". Sämtliche Vorträge beginnen abends pünktlich 8 Uhr. Ein trittskarten sind bei der Landesabtcilung, Dresden.-A., Schloß straße 31/36 zu haben. : Bortrag über den hl. Augustinus. Am Dienstag, den 28. Oktober, hält Professor Dr. Hans Meyer. Wiirzburg. abends 8 Uhr im Saale der Kaufmeumschaft einen Vortrag über den hl. Augustinus. Dritte Festwoche Neuer Musik in München Schon zum zweiten Mole ln diesem Jahre ist die ziel bewußte „Vereinigung für zeitgenössische Musik", die ein neues Moment der Bewegung in das Musikleben Münchens gebracht Hot, mit einer festlichen Veranstaltung an die Oeffentlichkeit getreten. Auch diesmal gab cs eine Reihe von Urauffüh rungen, vor allem auf den Gebieten der Kammer-, Chor- und Funkmusik. Vielleicht hätte hier die Auswahl etwas strenger sein dürfen, denn es schien, als ob nicht über allen Annahmen die von den Jüngern der Neuen Musik so hochgepriescne Göttin Sachlichkeit gewaltet häite. Es müßte aber un Interesse der Bewegung und jener die sich redlich und überzeugnngsfest in ihr mühen, jeder Anlaß vermiede» werden, der Zweifel an der Ernsthaftigkeit und dem Verantwortlichkeitsgefühl dieses Sire« bens auslösen könnte. Das Problem einer grundlegenden Aendernng in der mu sikalischen Erziehung der Jugend wird heute viel erörtert. Man hat erkannt, daß zuerst die Basis einer einheitlichen musikali schen Gesamtcrzichung gefügt werden muß, ehe in ein zersplit terndes Speziolstudiüm abgezweigt werden kann. In dem Schulmerk" der beiden Münchener Komponisten Carl Orff und Karl Marx sollte man einen Versuch eines solchen neuen Lehrgangs, einer Grundsckmlung fiir alle kennenlernen. Eine erste Formung des musikalischen Instinkts war ihr Ziel. Vom Rhythmischen und einfachen Jntervallstudie» her setzen die Hebungen ein, die sich auf Chor und Schlagzeugorchester verteilen. Das Kind, an das sich dies Schulwerk zuvörderst wendet, wird darin leider nicht in der ihm gemäßen Sprache angercdet. Ein wesensfremder Intellektualismus drängt sich vor, und was sich dem jungen Herzen gewissermaßen im Spiele erschließen sollte sinkt zur erklügelte» und krampsigen Spielerei herab. Uebcrall aber, wo der Doktrinär sich äußert, wird dos Kind mit Mißtrauen begegnen. Deshalb muß füglich am prak tischen Wert des als Experiment nicht uninteressanten „Schul werks" vorläufig, so lange Jugend noch Jugend ist, gezweifelt werden. Verhältnismäßig gering war die Ausbeute auf dem Gebiet« Kammermusik. .Ernk Kreuek^dcr durck da» berrlitb« Brüsseler pro srce-^uarierr sem IV. Streichquartett urouffüh- ren ließ, ist zwar in die Mutterarme der Tonalität endgültig zurückgekehrt, aber zugleich auch einer wachsenden Banalität verfallen. Die zwanglos aufgercihten „Einfälle" des Quar tetts. mit dem Flittertand harmonischer und rhythmischer Spie lereien ausgeputzi, erheben sich kaum über den Charakter unbe kümmerter improvisatorischcr Laune, und wenn Krenek im letzten Satz Gcsüblssaiten zu zupfen beginnt, ist des Hörers Aufmerksamkeit längst erlahmt. Echter und reiner in seinem vor allem die Empfindungstiefen lyrischer Verhaltenheit aus lotenden Ausdrucksstreben ist das Streichguintctt von Rolf van Leyden, das sich in seinen expressiven Sätzen aus einer gewissen akademischen Eenossenhcit befreit. Mehr und mehr dem Akademismus zu verfallen, der bei der doktrinären Einstellung der Neuen Musik sehr nahe liegt, scheint auch Karl Marx, dessen starke und schon bewälsrte Begabung den verleugnenden Tanz um den vielzitierten „Ge- meinschastsstil" gewiß nicht nötig hätte. Er wäre Eigenpersön- lichkcit genug, im eigenen, nicht im fremden Modcstrombett zu schwimmen. Aber seine uraufgcfiihrte „Motette" übt eine er staunliche Klaugaskese, wie auch seine „kleine Kaminerkantate nach Versen Klabunds" in Künstlichkeit versickert. „Drei Sprüche" von Goethe sind in der mnsikolischen Formung von E r n st Peppi » g bis zur Hilflosigkeit vertrocknet' über- sponnte Hirnlichkeit sucht hier die groteske Einfallslosigkeit ver geblich zu verdecken . Wer nennt das noch Mlisik? Diese Frage erhebt sich ferner der „Kantate" von Carl Ürff gegenüber, deren gesuchte Primitivität mit ihren endlosen Motivwieder- holungen und rhythmischen Gleichförmigkeiten nur ein „Ee- nicinichaftsgcsiihl" erzeugen dürste: das der Ocde, in die man sich »ach anfänglichem Erstaunen versetzt fühlt. Viel lebendiger wirkten dagegen die „Slowakischen Volkslieder" von Joslp Slawen sky, denn mit ihnen befinden wir uns ebenso wie bei den sehr bedeutenden und eindringlichen „Bettellicdern" von Hermann Reuttcr wieder im Lande der Musik, nicht mehr einer eher vom Geiste der Technik denn der Kunst dik tierten Tonncntage, die sich keinen anderen Ausweg mehr weiß, als auf die Nerven des Hörers zu hämmern. Der „Reportage"stil, der gegenwärtig umgeht, forderte feine» Tribut auch von der vorgefubrten Funkmustk. Werner Egk hat aus Zeitungsausschnitten das Leben des Abenteurers Trebitsch Lincoln zusammengestcllt und der realistischen Karg- beit der Berichte »nie Musik aukmontiert. die sich der absoluten Nacktheit des Wortes nicht verbinden will. Ilm letzterer zu ent sprechen, hätte Eqk zur reinen Eeräuschsymphönik schreiten müssen, so aber schleicht sich durch die stimmungsweckcndcn Werte der Musik stets wieder die vielbefehdete Phantasie ins „sachliche" Kunstwerk ein. — Lockerer gefügt als Egks fanatische Reportage war die Funkrevue propor Bahnhof", Worte von Rudolf von Schalk, Musik von Gerhart von Wester mann. Vergeblich suchen die Autoren in die Geistessphäre Christian Morgensterns vorzustoßen. Aber die Schwingen der behr privaten Humore tragen nicht weit. So kommt eine ziem« Uu> wahllose MyHlina der musikalischen Stile und Satzweise»! heraus, die eine Widerspiegelung des bunten Lebensdurch einanders im Eroßstadtbahnbof vörzutäuschen streben. Früher ergötzte sich an derartigen Scherzen, die man hübsch im pri vaten Zirkel beließ, ein kleiner Kreis der persönlich Inter essierten, heute wispert sie der Rundfunk gleich Hunderttausen« den ins Ohr! Or. VGIdelm Scinncr. Ausstellung auslandsdeutschen Schrifttums in der Deutsch Bücherei. Tie Denlsche Bücherei in Leipzig zeigt gcgeiiivärii, (bis zum 22. Oktober) in einer Ausstellung anslandsdenstche! Schrifttum ans Ungar», Südslawien und Rumänien. Ans den Aussicllnngsmaterial ist zu ersehen, daß von den genannten Ländern die meisten Deutschen in Rumänien leben, das unter seinen 17/- Millionen Einwohnern 812 000 (1.6 Prozen!) Denlsche zählt: Haupisicdlnngsgebicke für die Deutschen sind Gis rumänische Banat, Siebenbürgen, Veßarabien, Bukowina und Altreich. An zweiter Steile steht Siidsiawien. das bei 12 Mil lionen Einwohnern 662 000 (5.5 Prozent) Deutsche answeist, hauptsächlich in der Batschha, im südslawischen Banat. Slawo nien, Slowenien und Baranya, Im heutigen Ungarn mit seinen 8 Millionen Einwohnern leben 600 000 ( 7.5 Prozent) Deutsche: Ungarn weist also verhältnismäßig die stärkste deutsche Bevölkerung auf. Hanplsicdinngsgebiele sind hier die Schwa- bische Türkei, Budapest und Umgebung, der Bakonywaid und Westungarn. Bon den genannten Gebieten steht hinsichtlich der Zahl und der Güte des literarischen Schrifttums Siebenbürgen entschieden an der Spitze: es folgen das rumänische Banat, die Balschka und das südslawische Ttzrnat. Die Deutsche Bücherei steht in diesen Länder» mit 27g Stellen in Verbindung, di« deutschsprachige Produktion hcrausgeben: hiervon entfallen 1S4 auf Rumänien, V4 auf Südslawien und S1 auf Ungarn.
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