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Deutschland und Frankreich Von Graf Wladimir D'Ormesson Im nachfolgenden geben wir die Antwort des be- bannten französischen katholischen Politikers Graf Wla dimir D'Ormesson aus einen in dem Berliner Zentrums organ der „Germania" vom 85. September erschienenen Artikel über das deutsch-französische Problem wieder. Mit lebhaftem Interesse habe ich von dem Artikel Kenntnis genommen, in welchem die „Germania" vom L5. September auf meinen Aufsatz in der „Europäischen Revue" über die Zukunft der deutsch-französischen Bezie hungen geantwortet hat. Loyalerweise wird hier aner. kannt, dass aus meinen Zeilen die ehrliche Absicht redet, trotz der gegenwärtigen Schwierigkeiten das notwendige Werk einer besseren deutsch-französischen Verständigung weiter zu verfolgen. Ich selber habe eine gleiche Erund- stimmung in dem Aufsatz der „Germania" feststellen kön nen, und darum erscheint cs mir nützlich, das Gespräch, das zwischen uns eröffnet worden ist, auf der Grundlage voll ster Offenheit und eines selbstverständlichen guten Willens fortzusetzen. Es ist vollkommen richtig, das; die deutsch-französischen Beziehungen, die sich in den vergangenen drei Jahren dank der weitschauenden Politik Stress manns in Zusammenarbeit mit Vriand so erfreulich verbessert hatten, seit einigen Wochen von neuem unerfreulich geworden sind. Es ist nickt weniger richtig, wenn gesagt wird, daß diese bedauerliche Entwicklung — die auf ge wissen Tatsachen beruht, die man nicht wegleugnen kann — besonders durch eine wahre Explosion von Miss verständnissen genährt wurde. Nach meiner Ansicht sollte man sich vor allem — vor einer Bagatellisierung dieser Missverständnisse — hüten, denn sie haben die ungünstige Atmosphäre geschaffen, die wir jetzt atmen. Die politischen Tagesfragen sind schwer genug zu regeln, wenn man sie jedoch objektiv betrachtet, wenn man sie mit Ruhe und Mässigung behandelt, so kann man schon zu einem Ergebnis kommen. Aber man wird sie gewiss nicht lösen, ja man wird gefährliche Konflikte daraus machen, wenn man sie in einer Flut von Missverständ nissen untertauchen lässt. Im Augenblick herrscht das Missverständnis vor. Es gibt Deutsche, die von tendenziösen Berichterstat tern schlecht informiert werden und allen Ernstes an eine feindselige Haltung Frankreichs gegen Deutschland glau ben, und welche die französische Armee (in der man die einjährige Dienstzeit eingeführt hat!) für eine deutsche Gefahr halten. Auf der anderen Seite glauben die meisten Franzosen, welche die deutsche Politik nur oberflächlich kennen, allen Ernstes, dass Deutschland kriegerische Hinter gedanken hegt und dass unser Land von einem neuen Ein marsch bedroht sei. Es ist eine Tatsache, dass der über raschende Erfolg der Parteigänger Hitlers bei den Wahlen in Frankreich als ein A p p e l l an die Waffen betrachtet worden ist — auf welchen mehr als l> Millionen Deutscher geantwortet haben — denn die Theorien und Tendenzen der Nationalsozialisten zielen geradewegs auf den Krieg hin. Es ist weiter eine Tat sache, dass die Kundgebungen des Stahlhelms, im An gesichte Frankreichs und »cum ittelbar nach der Rheinlandräumung sowie die unbe sonnenen Worte, die bei dieser Gelegenheit von Herrn Duesterberg gesprochen worden sind, in Frankreich als eine offene Provokation empfunden wurden. Vielleicht sind diese Reaktionen der französischen öffentlichen Meinung für Deutsche unverständlich. Aber ich kann versichern, dass sie ehrlich gemeint sind und dass es durch Frankreich von der einen Ecke zur anderen wie ein elektrischer Schlag ge zuckt hat. Unmittelbar nach jener grossen Friedens- und Verständigungsgeste sagte sich jeder in Frankreich: „Wie? Millionen Deutscher droben uns. provozieren uns? Was geht ln Deutschland vor? Augen aus!" Persönlich bin ich überzeugt, dass in Deutschland ebenso wie in Frank reich heute niemand unverständig genug ist, den Krieg zu wünschen und auch den Gedanken an einen Krieg nur im Sinne der Verteidigung denken kann. Aber ist es nicht tragisch, dass im Augenblick allgemeiner nervöser Spannung skrupellose und verantwortungslose Agitatoren in den urteilslosen Massen solche Auffassungen verbreiten können, auf Grund deren sich die Völker ehrlich bedroht glauben. Leicht verlieren sie dann die Herrschaft über sich selbst und werden auf diese Weise selbst bedrohlich. Die Forde rung des Augenblicks ist es daher, mit allen Mitteln die Atmosphäre des Vertrauens wieder herzustellen, welche durch die Politik Stresemann—Briand geschaffen worden ist und die von den jüngstne Ereignissen leider so gründlich zerstreut wurde. Will sich Deutschland in ein Abenteuer stürzen, das auf dem Schlachtfeld endet? Gewiss nicht! Frankreich ist friedlich gesinnt, und es gibt nicht einen Franzosen, der nicht von der Schrecklichkeit und Nutzlosig keit des Krieges im Innersten überzeugt wäre. Was nun? Da leben zwei Völker Seite an Seite, die in Frieden arbeiten wollen, die den Krieg geächtet haben und ihn ausdrücklich verdammen. Wie kommt es. dass zwischen ihnen das Misstrauen, der Zweifel, die Hinter gedanken noch Platz finden und sie erregen können? Wie kommt es, dass dieses Misstrauen noch so lebhaft ist, dass dieses und nichts anderes das Hindernis einer weitgehenden Entwaffnung ist, die alle Gutgesinnten wünschen? Ein tragisches Missverständnis, aus einigen Reden erwachsen ist, aus einigen Zeitungsartikeln, welche radikale Persönlich keiten in einer extremen Presse schreiben, ohne sich Rechen schaft über das Unheil abzulegen, das sie in ihrem eigenen Lande anrichtcn! Denn das Volk folgt nur zu leicht billigen Schlagworten und den schlimmen Aposteln, die seine Leiden schaft erregen und seine Notlage ausnutzen. So können sich Hunderttausende von braven Menschen, die sonst keiner Fliege etwas zuleide tüten, in eine Menge gefährlicher Kriegshetzer verwandeln. Man sagt, es gibt Bäume, welche einen Wald vortäuschen, — es gibt auch Schwätzer, die ein Volk vortäuschen. In diesem Augenblick täuscht der Bra marbas Hitler in den Augen Frankreichs das deutsche Volk vor. Es ist unsinnig, aber es ist so, ich weis; es. Wenn in einem Saale dreihundert Personen schweigen und fünfzig lärmen, wen wird man dann hören? Diese Vertrauenskrise in den deutsch-französischen Be ziehungen ist um so verhängnisvoller, als sie in einem Augenblick ausbricht, wo die Stimmung in Frankreich Deutschland gegenüber — ich versichere es — günstiger ist als je zuvor. Diejenigen, welche wie ich mit ihrer ganzen Seele und auf die Gefahr des Tadels hin an der Sache der deutsch-französischen Verständigung gearbeitet haben, sahen ihre Anstrengungen von Erfolg gekrönt und empfan den eine grosse Genugtuung darüber, das; die Politik un serer beiden Länder endlich in eine fruchtbare und positive Phase eintrat. Warum musste gerade in diesem Augen blick der Rückschlag erfolgen? Man hat oft gesagt, dass die Ecschichte der Nachkriegszeit eine Kette von verpassten Gelegenheiten war. Ich teile durchaus diese Ansicht. Wag mich betrifft, so zögere ich nicht, zuzugeben, dass die französische Politik vielleicht die Gelegenheit nicht ergriffen hat — die sich ihr nach Locarno und dem Eintritt Deutschlands in den Völkerbund bot — schneller und weitgehender die Fragen zu regeln, die als Folgen des Krieges zwischen Frankreich und Deutschland standen. Die Erklärung dafür bietet übrigens die Tatsache, dass wir uns damals in starken finanziellen Schwierigkeiten und in einem schweren innerpolitischcn Kampfe befanden, l Stellen wir fest, dass es heute Deutschland ist. das durch Aus der Jentrumsparlei Wahlkrelskonserenz Südwestsachsen. Eine Wahlkrelsversammlung der Zentrumspartei für Chemnitz-Zwlklcau-Plauen findet am Freitag, den 31. Oktober (Resormatlonssest), nachm. 4 Uhr ln der Saxonia. Nikolaistrasse, «n Zwickau statt. Redner: H. H. Pfarrer Dr. Offen st ein. M. d. R.. Hannover. — Nachmittags K>3 Uhr ebendort Sitzung der Bezirksleiter, Ortsgruppenvorstände und Bertrauensleute des Kreises. die Schuld seiner exrremen unemenle vre vielleicht einzig artige Gelegenheit zu verpassen droht, mit Frankreich, wirklich fruchtbare und ertragreiche Beziehungen zu schaffen. Nach der beschleunigten Rheinlandräumung bot sich diese Gelegenheit dar. Man hat in Deutschland gesagt, das; Frankreich für diese frühere Räumung die „enthusiastische' Anerkennung" Deutschlands erwartet habe, und man hat sich sogar über unser Missgeschick lustig gemacht. Eine solche Auslegung ist durchaus falsch, denn wir sind nicht unver nünftig, und achten durchaus die Würde der vaterlän dischen Gesinnung. Wir erwarteten keine Kundgebung der „Dankbarkeit". Aber wir rechneten, wie es uns alle ver antwortlichen Führer der deutschen Politik versprochen hatten, und wie es im übrigen auch logisch war darauf, dass die Befreiung deutschen Gebietes die glückliche Ent spannung der deutsch-französischen Beziehungen unterstrei chen und den Ausgangspunkt einer Aera der vertrauens vollen Zusammenarbeit zwischen den beiden Völkern bilden würde. Das ist der Grund, warum wir die Mainzer Zone viereinhalb Jahre vor dem vertragsmäßigen Termin geräumt haben. Genau das Gegenteil hat sich ereignet. Infolge von unglücklichen Umständen, die — ich weiß es — nicht so sehr außenpolitischen Ursachen entsprangen, geschah es, daß sich unmittelbar nach der Räumung eine Welle des nationalen Radikalismus, wie sie sich bisher niemals in Deutschland gezeigt hat, überraschend geltend machte. Tie französische öffentliche Meinung, welche nur die außenpolitische Seite dieser Vorgänge sieht, muss sich sagen, dass an die Stelle der erwarteten Beruhigung der Geister im Gegenteil ver stärkte Beunruhigung getreten ist. Die Unversöhnlichen in der französischen Kammer, deren Zahl kaum zehn betrug, welche sich gegen die Rheinlandräumung wandten, und sie für den Beginn einer schweren europäischen Krise hielten, triumphieren heute laut. Angesichts der Ereignisse, die auf den :)0. Juli folgten, müssen sich die Franzosen in höchster Ueberraschung fragen, ob die P o l i t i k B r i a nd s nicht einen völligen Misserfolg erlitten hat, und ob nicht sein erklärter Gegner Franklin Bouillon richtiger gesehen hat. j Diese Feststellungen sind durchaus nicht erfreulich untzi zeigen, bis zu welchem Punkte das deutsch-französische Miß»' Verständnis verschärft worden ist. Es ist vollkommen gewiL das; die meisten Franzosen ein sehr unzureichendes Urtels über Deutschland haben, und sich nicht Rechenschaft über die Schwierigkeiten ablegen, in denen es sich befindet, und über die Gründe der starken Unzufriedenheit, die in den Wahlen zum Ausdruck kommt. Aber es ist nicht minder gewiss, dass die meisten Deutschen sich keine Rechenschaft von der wahren französischen Eeisteseinstellung machen und nicht verstehen, das; die Vorgänge in Deutschland die fran zösische öffentliche Meinung auf das tiefste erregt haben und sie an dem Friedenswillen Deutschlands zweifeln lassen. In gutem Glauben täuschen sich beide Völker wieder einmal übereinander, in gutem Glauben beklagen sie sich über ihre „Enttäuschungen". Es wird Aufgabe der wahren Friedens freunde sein, alles zu tun, um dieses betrübende Missver ständnis zu zerstreuen, und mit lauter Stimme die Schreis des Hasses zu übertönen. Dafür gibt es nur ein Mittel, laut seinen Friedenswillen zu betonen und sich freimütig und offenherzig auszusprechen. Deutschland hat seine Ent täuschungen, wie Dr. Curtius in Genf gesagt hat; auch Frankreich hat die seinen. In einem zweiten Aufsatz will ich dar.zustellen versuchen, muf welchen Ziffern diese Ent« Grete Nikisch' Abschied Gestern obend stand Grete Nikisch zum letzten Male als Ensemblemitglied aus der Bühne der Dresdner Staatsoper. Sie halte sich als letzte Rolle die „Veronika" in den „Schnei dern von Schönau" gewählt. Mit dieser Künstlerin ver lasst eine der beliebtesten und vielseitigsten Sängerinnen ihre Wirkungsstätte. Nicht nur im Opernsouberettensuche hat sie ausserordentlickze Erfolge davongetragen, sondern auch in lyri- schen cind selbst hochdramatischen Rollen wusste sie ihre reife Küustlerscl>aft auszuwerten. Die Leichtigkeit ihrer Tongebung >a'o ihr auch Eignung für den Koloraturgesang. Eine besonders kostbare Gabe besaß sie in dem feinen Humor lind dem unauf dringlichen neckischen Wesen, die sie beide in vielen ihrer Ter tien sehr wirksam zu brauchen verstand. Um einige ihrer be kanntesten Gestalten herauszugreifen seien genannt: Sophie «Rosenkavaliers, Mimi (Boheme). Butterfly, Mignon, Martha, Gilda (Rigoletto), Pamina (Zauberfiste), Irene (Rienzi). Su sanne (Figaros Hochzeit), Frau Kapellmeister (Intermezzo), Adele (Fledermaus), Arsinoe (Toten Augen). Damit ist aller ur der kleinste Teil erwähnt; denn auch in den Lortzingsche» Opern besaß sie festen Platz. In Köln geboren, besuchte sie das Leipziger Konser vatorium und sand durch Nikisch, dessen Schwiegertochter sie wurde, eifrige Förderung. Ihre ersten Lorbeeren genmiin sie .'M Leipziger Stadttheater unter Pollack und Lohse. Nach Tresden kam sie unter Schuch I!>N. So verlässt sie nun nach einer 80jährigen, Kunstreiche» Tätigkeit die Bühne. Das Dresd- -er Theaterpublikum wird sich dieser liebenswürdigen Künst lerin jederzeit gern erninner». In der Rolle der „Veronika" konnte man noch einmal alle 'ie seltenen Vorzüge dieser klangschönen und lockeren Stimme bewundern. Konnte sich auch von der grossen Musikalität Grete Nikisch' gefangen nehmen lasse». Ließ sich be.wubern von der Anmut und dem Liebreiz ihrer Persönlichkeit, von dem grazi ösen. leisgetönt kapriziöse» und herzlichen Spiel, von dem sonnigen Frohsinn dieser scharmanten Frau. Für viele Rollen wird nicht so leicht gleichivertiger Ersatz zu schaffe» sein. Und wer uns «ine annähernd wesensgleiche „Veronika" ln der näch sten Zeit spielen soll, das ist sehr fraglich Die Aufführung der „Schneider von Schönau" hatte unter Hermann Kutzschbachs seinmusikaiischer Leitung einen fort- reißenden Schwung. Man war mit voller.Liebe und Hingabe darauf bedacht, Grc!« Nikisch einen glänzenden Ehrenabenö zu gestalten. Und dieses künstlerische Ehrengeschenk war bis ins kleinste geglückt. Es glitzerte und Klinkte alles an dieser Vorstellung. Friedrich Plaschke. Robert BüsseI. Mar Hirzel, Heinrich Tessmer. .Hanns Lange, Ludwig Ermold, die drei Lehrbuben und der Ehor. sie alle waren voller Laune, voller Musikfreude. Bei dieser Gelegenheit muss man gleich die Frage aufwcrfen: ..Wie kommt es, dass gerade diese Oper über Jahresfrist nicht im Spielplan stand?" Nicht oft gelingt «in solch glücklicher Wurf wie diese fcinkomische, musikalisch reizvolle Oper. Die angeregte Stimmung im .Hause stand natürlich zum guten Teil unter dem Eindrücke. Grete Nikisch zum letzten Male zu beweisen, dass sie tatsächlich zu den ersten Lieblingen der Opernhausbesuä>er gehörte. Der Besuch war ein sehr erfreu licher und der Beifall war getragen von herzlicher Begeisterung und ehrender Anerkennung für die scheidende Künstlerin. Nach Schluss der Vorstellung füllten prachtvolle Blumenkörbe, Ehren geschenke. riesige Blumensträuße und cveitere Blumenarrange ments einen grossen Teil der Bühne. Der Vorkmng musste sich unzählige Male heben, und der Beifallsjubel wollte nickt enden. Der Komponist der ..Schneider von Schönau" ließ der Künstlerin durch Ludwig Ermold. der dies singend in Anlehnung an die Oper ausführte. einen prachtvollen Blumenstrauß überreichen. Grete Nikisch dankte für das Wohlwollen der Theaterbesuäxr und der Presse. Im letzten 'Augenblicke falle ihr es beinahe schiver. Abschied zu nehmen. Aber sie wolle keine Wehmut ent kommen lasse». Sie wolle nun in den wohlverdienten Ruhe stand treten und sich dankbar der vergangenen schönen Zeit und der Sympathie ihrer Kollegen erinnern. Beu>ahren auch Sie mir ein freundliches Andenken! Und dann setzte sich der Beifall fort. Ministerpräsident Schieck sprach vor der Vorstellung der scheidenden Grete Nikisch in ivarm empfundenen Worte» die besondere Anerkennung der Staatsregierung siir ihre 17jährige Tätigkeit an der Staatsoper und für ihre hohen künstlerischen Leistungen aus. Das Ministerium für Volksbildung Hab« sie zum Eh r e nm i tg l i ed der SäclMchen Staatstheater ernannt. Die Ctadtverivaltung Dresden ließ der Künstlerin einen Lor beerkranz mit Schleife in den Stadtsarben überreichen. Lt:o Hollstein. Dr. L. Baum, Hellerau. sprach am Dienstag vor der Dresd ner Vereinigung katholischer Akademiker im kleinen Saal der Kaufmannschaft über seine Studienreise nach A m e r > k a. Er stellte in den Mittelvunkt seiner Betrachtung die Tatsache, dass in den Vereinigten Staaten sich heute d:e Ansätze einer völ lig neuen wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung zeigten, deren Auswirkungen lick auch auf das geistige und religiöse Leben geltend machen wurden. Bislang habe in Amerika noch die „Pioneer"-Gesinnung vorgeherrscht, die von der Ueberzeu- gung lebte, dass die wirtschaftlichen Möglichkeiten des Landes unerschöpflich seien und dass es nur auf den einzelnen ankomme, wie viel er aus diesen Möglichkeiten für sich gewinne. Die wirt schaftlichen Krisen der letzten Jahre aber hüllen deutlich gezeigt, daß die wirtschaftlichen Möglichkeiten auch dieses reichen Landes ihre Grenze hätten und dass diese Grenze nun erreicht sei. — Dr. Baum zeigte in ausserordentlich interessanter Weise die Aus wirkungen dieser Wandlung auf die Politik, au! das ge '' ge und religiöse Leben Ser Vereinigten Staaten. Wir kommen aus dielen ausserordentlich interessanten Vortrag noch ausftihriich zu rück. — Die zahlreiche Zuhörerschaft nahm den Bortrag mit leb haftem Beifall auf. Als Leiter des Abends beschloss Pros. K u g - buch die Sitzung mit Worten des Dankes an Sen Vortragenden und die Teilnehmer. Religion und Form. In zu kleinen Räumen sprach am Sonnabend Herr Pros. Dr. Paul Tüftch über Religion und Form. Ausgehend von religioiisvh'iosophischer Fragestellung der beiden Themabegriffe drang der Vortragende ui meisterhaf ter Svrachaufschiiessung mir heißem Bemühen in letzte Tiefen und Gegebenheiten nicht nur religionsphilosophischeu Tenkens. sondern auch protestantischer Haftung und Giaubensivirklichkeit in der Gegenwart. Er versuchte deutlich zu machen, wie der Protestantismus, als Farm der inneren religiösen Formkritik, notwendig gestaltlos ist. In dieser protestantischen Situation ist Protest erhoben gegen die Objektivierung einer heiligen Form als solcher, „gegen die sakramentale Objektivierung der mittel alterlichen Kirche". Auch Ser protestantische Sakramentaiismus