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riisiL Nummer 248 — 29. Jahrgang Erscheint kmal wüchN. mit tllustr. Gratisbeilagen.Heimat und Weit' und der AmderbcUage.Frohmut', sowie den Textbeilagen ,I?t. Benno-Blatt'. .Unterhaltung und Wisse»'. .Die Well der grau', »lllerztllchcr Ratgeber'. .DaS gute Buch'. .Filmrund schau'. Monatlicher UezugSpret» 3 einschl. Bellellgeld. Otnjelnummer tu z, Sonnabend- u. Sonntagnummer >iV ^. Hauptschristleiter: Dr. G. D««cz»,k, Dresden. Donnerslai, den 23. Oktober 1930 i»erlag»»rti DrrSd«» »ln,eigenprets«; Die Igeivallene pclltzcile »U P Familie^» anjeige» u.Slellengetuchc !«<» z. Dl, petitretlamezeile. 8« mn, breit. » 0t. Für Anzeigen auberhalb de« Verbreitungsgebietes «« ^.d,-peli,rellamcjeilel.lt«^. Vrielgeb.!»,»^. Im Fall« höherer Gewalt erlischt jede «erpsttchlung aus Lieferung sowi« Erfüllung v. Anzeige» - Aufträgen u. Leistung v. Schadenersatz, Geschäftlicher Teilt Fran, «»„gart,. Dresden. <S«schäftSftelle, Druck ».iverlag - aiennania. A.^». sür Verlag und Druckerei, Filiale Dresden. DreSden-A. l. Polierslrahol?. Femrul2l0lS. Poliichecklonto Dresden »703. Bankkonto t «tadtbank Dresden Rr »171- Für christliche Polilik und Kultur !»edak«ion der Lachiitwen >volk»,»itung >l 1. Polierstrake 17. Fernriii Mil und IllilL. DreSdon-Allltadl Frankreich und die Revision Französische Glimmen zu -er Debatte über das Moratorium Anii-Nazi Jwenel und Zustimmung Paris, 22. Oktober. Die Presse beschäftigt sich eingehend mit den aus Amerika kommenden (Herrichten über ein Moratorium für die Kricgs- schilldenzahlungen und im Zusammenhang damit mit den Aeuhelungen Dr. Schachts in Amerika. „Tcmps" erklärt.'alles lege die Ansicht nahe, dah man in Berlin seit mehreren Wochen den Boden für ein Moratorium der bedingte» Annuität norbe- reite und Sondierungen vornehme. Wenn Deutschland seht Schwierigkeiten habe, so müsse es sich die Schuld daran selbst zuschreiben, denn es habe sein (Held vergeudet. Es wäre wirk lich allzu bequem, wenn es jetzt von den anderen Opfer ver langen wollte, um den Folgen seiner eigenen Fehler zu ent gehen. Natürlich hätte Deutschland durch ein amerikanisches Moratorium nur zu gewinnen. Geivis; begriffen die Amerika ner. dah die Verarmung Europas ihrem eigene» Wohlstand ab träglich seif aber man habe nun doch einmal Stellung genom men und Abkommen festgelegt. Durch eine Revision würde Amerika im gegenwärtigen Augenblick ein Opfer bringen im Hinblick auf einen Gewinn, dessen vollen moralischen und ma- lerieilen Wert die grosse Masse in Amerika nicht anerkenne. Anuicka brauche Beweise, das; die öffentliche Meinung in Eu ropa eine ernstliche Evolution durchgcmacht habe. Frankreich müsse hei der Kampagne, die sich unter zumindest heiklen Be dingungen entwickeln werde, vollste Zurückhaltung bewahren, denn es brauche keine Nerantwortung zu übernehmen. Es wolle aber keinesfalls die Kosten tragen. Aehnliche Bedenken äuhert das Wirtschaftsblatt Iour- n^e Industrielle. Wenn Dr. Schachts Auftreten in Amerika ein weitergehcndes Ziel verfolge, nämlich den Pouug- plan selbst in der öffentlichen Meinung Amerikas in Frage zu stellen, so müsse das Manöver sofort unterbunden werden. Wenn man nämlich dank eines doppelten Moratoriums in irgendeiner Form eine Revision und eine Aenderung des Uoungstatuts gestattete, liese Frankreich Gefahr, in seinen Ver pflichtungen gegenüber Amerika unberührt zu bleiben — da das Moratorium nicht dem Tchuldenerlah gleichkomme —-^mäh rend zwischen Frankreichs Gläubigcranspruch und seinen Schul- denverpslichlungen ein tatsächlicher Parallelismus bestehe. Daneben kommen auch ruhigere Stimmen zu Wort. So schreibt Petit Journali Welche Ergebnisse Dr. Schacht in Amerika auch erreicht haben mag. die Gerechtigkeit muh man ihm widerfahren lassen, dah er die einzig nützliche Demarche versucht hat. — Oeuvre erklärt: Was können wir verlieren, wenn Amerika Europa seine Schulden erlägt und Deutschland dabei profitiert? Das würde beweisen, dah der Poungolau ein gutes Geschäft gewesen iväre. Wir wurden keinen einzigen Sou zu zahlen brauchen und sür Deutschland iväre das eine sehr be trächtliche Erleichterung. Haben wir ein Iulerestse an e-ner solchen Erleichterung für Deutschland? Zweifellos. Tie letzten deutschen Wablen sind durch auhenpolilische Strömungen eben so sehr wie durch die Wirtschaftsnok bestimmt worden. Europa muh wünschen, dah Deutschland zu gleicher Zeit vor dein Bol schewismus und der Hitlerbewegung gerettet wird. Fm sozialistiscben P opulaire wendet sieb George Blum gegen die unvernünftige Kampagne der französischen nc.t.ona!!- stischcn Presse. Fm Grunde genommen, so meint er. ist nie mand extravagant genug, an die Möglichkeit eines bewaffneten Angriffs Deutschlands, gegen Frankreich zu glauben. Würde Deutschland aus dem einen oder anderen Grunde seine Zahlun gen an die internationale Bank einstellcn. dann würde die Internationale Bank ihrerseits ihre Zahlungen an das ameri kanische Schatzamt einstellcn. Nichts weiter. Was Frankreich beirisst, so würde seine Lage keine Aenderung erfahren. 2Z1 Toke in Alsdork! Der gewaltige Umsang der Grubenkalajtruphe im Aachener Bezirk Ursache noch ungeklärt Berlin. 22. Oktober. Nach de» bis 12.lö Uhr bei den Berliner Zentralbehörden des Bergbaues vorliegenden Zahlen sind bisher in Alsdorf 170 Tote zutage gebracht worden. Unter Tage befinden sich noch lil Tote, so das; jetzt im ganzen 231 Tote sestgesietlt sind. SÜ Berichte liegen in den Krankenhäusern. Der Unsailaus- d schuh der Grubensicherheitskoiumission Bonn, der heute früh zusamiuengctreten ist. ist um lt Uhr in den Unqlücksschacht eln- gcsahren. Nach seinen Untersuchungen a„ Ort und Stelle, die ^ wahrscheinlich erst im Lause des Nachmittags abgeschlossen sei» >. werden, wird der Unsaliausschuh seine Berhandlungen sort- ö setzen. 2 Alis Alsdarf selbst wird über den Fortgang der Rellungs- arbeiten berichtet! tim li.lö Uhr früh war die Zählung bis ans y 13-i Dole fortgesührt. In den Krankenhäusern ivaren um diese Zeit, nachdem schon einige Leute wieder entlassen wurde», 98 Berletzle. Von unten kommende Manuschasten berichleu. dah ,^>us der vierten Sohle s-lOO Meier), dle Zerstörung eine fast i: F^ülkommene ist. Dort allein sind bisher 87 Tote geborgen. * g-ckSie Aussichten, von der vierte» Sohle »och Lebende zu envar- - TAeu. sind auherordcutllch gering. Bon anderen Sohlen kommen ' 'aber »och lebend Geborgene heraus. Alan darf amichmeu. dah ;ur Zeit noch insgesamt 80 Leute eiugeschlosscu sind, von denen der grösste Teil, ivenigsteus soweit er auf der vierten Sohle vom Unglück überrasch! wurde, als verloren betrockte! werde» muh. Zur Frühschicht sind aus 'Anna l rund 70 Alaun cstn- gefahre». Au der Trüunncrstütte ist die ganze Nacht hindurch ebenso weitergearbeitet worden, wie unter Tage, weil unter den Trümmern der Tagebauten auch noch 'Verschüttete vermutet werden. Schon gestern vormittag war es einem Betriebsführer. Pater auch einem Beamte» der Bergaufsichtsbehörde und einem Dircktionsmitglied gelungen, von Gnilw Anna l nach Anna II Lurchzugehe» und bis zum Ungiücksschgcht selbst vorzudringen. Sie konnten aber k e i n e A uhaltspu » kte über dle Ursache der Katastrophe feststellen. Alle Annahmen über Kohlenstaub-, Sprengstoff- und Schlag wette re ntziin Ging sind bis ans weiteres blohe Ber- mutnngen. Richtig ist. das; das Sprengstofklager auf der 30- Metcr Sohle, das allgemein als Herd der Kalast'ophe galt, noch unversehrt voracsiindcn wurde. Inzwischen sind auch die Sbr.'ngnoftlager der anderen Sohlen siftnllich in Ordnung ge sunden worden. Damit entfällt vorlüuslg die Annahme, dah es sich um eine Tprengstosfentzündnng handelte. Die Berbren- nungssvuren a» den Türen unter Tage deuten daran' hin. dah der Scklag seinen Ausgang vom Schacht genommen hak und von dort in die Onerichläac gelaunte. Auch die Ricktunq des Erplo- sionsstohes. den die Mannschaften eninsanden und dem sie ".nn Teil zum Opfer fielen, weist am diele Annahme bin. Die Explosion hat die Wclkertüren ger-ckiaaeu un^ die N-ackschwa- den haben sich iinolaedenen unbelsiuder: a. - d'.e- gan'e Revier der Grube Anna II au-edehnen könnet- In diesen Schwa'en haben die Leute dann den Tr» gesiinde». bei denen Er stickung festgeskellt wurde. Die Verwaltung Hai eine gedruckte Liste der Verletzten iw Orte verteilen lassen, um die Bevölkerung. o-e zum Test die gau-.e Nach! hindurch vor den Toren o-asstorri, so gut wie nur inöglich zu unterrichten Die gestern gegen Abend aufaebrnenen Freiwilligen sind mir der Au-fchiiehung der zu Bruch geggn geueu Strecken beschäftigt. Englische Anteilnahme London, 22. Oktober. Die britische Rundi'unkgesellfch-aft verbreitete gestern abend die Nachricht von der Bergwerks- Katastrophe von 'Alsdorf ,nu folgendem Zusatz! Wir sind i.'o.-e- zeugl. dah die Zuhörer im allgemeinen und die Einwohner der Ber»-ibaub,z>rke ft» besonderen sich anzuschlieheu wun'cken. wenn wir hiermit der deutschen Nation unsere Aukeünahnie au diesem grossen Unglück aussprechen. Times widmer den Opfern von Alsdorf inen tiei cmvsnndenen Artikel. !n dem das Bio.li u. a. rusnsti t. Dah Kalastrovhen nnler Tage so Hosting sind, kann nnst're Aulen nakine an dem Schickial derer uicki abstnmp'en. d e nahem täglich bet der Verrichtung stirer Beruf-xn. eit den Tod finden. Ein besonders schmer.stiches Bergwerks»».'! uck hat sich gestern in Deutschland ereignet. Bis-Iier sind etwa 199 Tote und viele 'Verwundete gemeldet. Das Mitgefühl ihrer Kameraden in ollen Länder,, wird sich den Angehörigen der Toien znivenüen: handelt es sich doch bei den Opfern zum grünten Teil um die Ernährer von Familien, die an und sür sich ich»» unter dem ;ur Zeit herrschenden wirtschastliche,, Verhältnissen litten. In Eng land wie in Frankreich, Ländern, in denen der Bergbau et»'» falls eine der wichtigslödi Industrien darstellt. wird die Anteil nahme besonders tust und allgemein sein. Kirche, Zentrum und NSDAP. Die amtliche Tageszeitung der NSDAP Gau Sachsen „Der F r e i h e i t s k a m p s" anlworiet in ihrer Nummer 6A vom 20. Oktober auf die Darlegungen, die wir ain 11. Oktober in dein Artikel ...Kirche und Nationalsozialismus" gemacht haben. Die Herzlichkeit des Verkehrslones, ln dein diese Aulmort ge halten ist, beweist, wie sehr den Nalicmalsozialisteu daran ge legen ist. die von der Rechten so lebhaft geforderte Koalition mit dem Zentrum bestens varzubereiteu. „Der Freihcitskampf" »einst unsere Leser „schwarze Schäfleiii", die Redaktion der Sächsische» Volkszeitung „schwarze Heuchler", die Sächsische Volks,zeiiuug selbst aber „Zeiitrumslaute" und „lieber kleiner schwarzer Kläffer". Diese zärlliche Sprache bat uns geradezu gerührt. Wir wären gern bereit, dem „Fr-cstheilskampf" den Kosename» eines grohen Klässers zuzubilligen: aber wir walleu der Gerechtigkeit halber bemerken, dah er seine Argu mente von einem noch gröhereu, nämlich vorn ..'Völkischen Beob achter" bezieht. Der Auszug, den das sächsische Hakeukrcuzblatl bringt, ist freilich unvollständig. Sehen wir uns das Maierial des ..Völkischen Beobachlers" und des „Fieiheiiskampses" elivas näher a> Gefälschte Zitate Der Völkische Beobachter, der doch immer für „cigmsläm mige" Religiosität. sur eine deutsche Volkskirche eiugelreien ist. sucht die Autorität des Papstes gegen das Bischöfliche Oldftia- rial von Mainz auszuspielen Er begeht nur den Feister, crftin- Sene und gefälschte Zitate zu verwenden. Die angebliche Ac-uhe- rnng Plus' des Zehnte»! „Ihr habt in Deutschland statt der katholischen Kirche dos Zenlrniii..." <die zuerst in den Flug blättern des deiitschnationolen Pfarrers König ausgelaucht ist) bat kein anderer als der vom Völkischen Beobachter zitierte Kardinal Frühwirlh in einein Briese vom 30. August 19-stO als erfunden bezeichnet. Dem Kardinal Frühwirth unterstellt der Völkische Beob achter und dementsprechend auch Ter Freihestskamps mehrere abfällige Aeuheruugeu über das Zentrum und Dr. Wink. Diese Unterstellung ist nicht neu. und Kardinal Frülnvirth hat aus drücklich in einem Schreiben an die Kölnische Volkszeitung er klärt, dah er diese Aeuherungen n.e getan bar. Duste Erklärung ist schon vor der Reichstagswahl veröffentlicht morden. Die Her ren Nationalsozialisten werden gebeten, ikr Agitationsnialerial endlich zu berichtigen. Der Völkische Beobachter batte noch weitere Zitate aus einem Weihnachtsbriefe Pius' des Eitlen angeführt, in denen u. a. gesagt war: „Ich verbiete zu wiederholten Malen. Katho liken zu zwingen, benimmien volstst'cheu Meinungen Folge zu - leisten, auch wenn diese die augenblicklichen oder wirklichen Mei nungen sogenannter Führer sein sollten..." Auch dieses Zitat, das Der Freihe-.l-skanivt sich iinbegreislicberwene hat entgehen lasten, ist unzutreffend! allerdings ist es diesmal Keine Erfin dung. sondern eine Fälschung folgenden S -."es en-.-s vom 12. November 1922 datierte» Schreibens Pius' des Eisten über die .Katholische Aktion: ..Die Katholische Aktion wird das wahre Wohl des Staates leich. -r erreichen, west sie nck keineswegs ein- mischr in Bestrebungen von 'Parteien, mögen diele auch aus Ka tholiken bestehen — dicke werden ja n-chr gehindert. : n Fra- g en . d : e s r e ier D s k u s s i o n ü b e r lassen bleibe n. verschiedener Me-nung ui sei» —. und weil sie andererseits aus fr-e-.eu Siücken Sen i'e tens der Bischöfe erfolgenden Ratschlägen und Weisungen enftvreckc-» wird, mögen diese auch lalsächstch oder scheinbar der Lenuiig oder den Interessen von Parte en nicht vasseii ' Rcissengsfühl und Dogma Das ist die Kernfrage. Legi sich 2er Kaibvlik. der der Na ltcmal'ozialiststcheil Partei beitriit. dam st :> u r ni Fragen fest. ..die sreicc Diskussion überlasse» sind"? Das Bi'cko'bche Ord- narial vvn Alainz Hai diese Frage mit e nem kiaren .. N e: n " beantwortet. Der Z 2-l des national'o.;ial:st:icken Proaramms. der Freiheit der religiösen Bekenninstse in-. Staate 'ordert. ..so weit sie nicht gegen das Sittlichste: ls und Moralge- f ü h l d e r g e r m a n - s ch e n R a s s e verstohen '. ist unverein- t-ar mit der katholischeii Lehre. Dann: ivird e :>e ivritst: übe c das Leliraini der Kirche gestellt, von der weder d:e Evanaelie». -och Sie TraöiNon Ser Kirche etwas wissen lind die keni Earnst als Richtichiliir seines Geivist'ens anerliennen kann. Welche Be griffe nach 'Ansicht der inahgebenden nationalsozialistischen Füll- Tie heutige Nummer enthält die Beilage „Untechal« tu ng und Wissen".