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Sächsische Volkszeitung : 07.10.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-10-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193010076
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19301007
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19301007
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-10
- Tag 1930-10-07
-
Monat
1930-10
-
Jahr
1930
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 07.10.1930
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Nanimer r»r Sächsische Volkszeiiung 7. Oktober >»»v n scho» sem ung : aus aber des mmt. rr in s am slitik eichs, volk< t al, »ßen, »bg«> weg, aber de, Net- »nal- ch in t sich eresse > dag hnen dem »raus rung 'sicht, leien rkten wie ' sei. igen« and« lnntl- tin ^ >s Un n, »el eip Tele, ' eng- n vor. zlichee Zcppe- nihcit. ielung ihnen , und bereit K« ia- ii, der e. das »ßcrcn lanü lieri ckilung lischen nndes- iandes richten n und ge er- h aus : Auf- ch von eilt ler. sirnn- b e i »egen >rten. SO in linier «üssen >in in c und ligen. r In- ' die Mark r ver« "d zu drang Da teilte ent« hrend Engel lg von seiner n Bul« nt hat n Bul« arke mend« zsrück« krwär» L Gras Zeppelin über Sachsen Landung in Leipzig und Görlitz — Begeisterter Empfang Die Landung in Leipzig Leipzig, 6. September. Nachdem die zuerst für den 2ü. September vorgesehene Fahrt des Luftschiffes „Graf Zeppelin" nach Sachsen und Schle sien infolge des schlechten Wetters hatte abgesagt werden müssen, wurde der Besuch nun gestern Wirklichkeit, obwohl die Wetterlage wiederum nicht besonders günstig war. Um 5.20 Uhr verlieh das Luflschisf unter der Führung Dr. Eckencrs den Hei mathafen. Infolge des starken Rückenwindes erschien das Lust- schisf dann bereits vor 9 Uhr über dem Leipziger Stadtgebiet, eine volle Stunde früher, als man erwartet hatte. Um diese Zeit war der Zustrom der zahllosen Menschenmenge nach dem Flugplatz in Mockau noch in vollem Gange. Die Zahl der Zuschauer läßt sich auch nicht annähernd schätzen zumal eine ungeheure Zahl von Zaungästen dem Schauspiel beiwohnte. Der ADAC, führte aus Aniah der Landung des Luftschiffes eine Strahlenfahrt nach Mockau durch. Die Landung des Luftschisfes erfolgte nach einstündigcm Kreuzen über der Stadt um 10 Uhr. Sie ging, dank der glänzenden Vorbereitung, vollkommen glatt vansiatten. Staatsminister Dr. Hedrich, Oberbürgermeister Dr. Goerdeler und der Leiter des Flugplatzes, Hanptman» WnrlI, begrühien Dr. Eckencr beim Aussteigen. Bei der an- kchließcndsn offiziellen Begrllhung des Luftschiffes auf Leipziger Boden gedacht« Oberbürgermeister Dr. Goerdeler zunächst mit warmen Worten der furchtbaren Katastrophe, die die englische Lnfischifsahrt durch die Explosion des R 101 betroffen hat. So dann gab er der Freude und dem Dank der Stadt für den Besuch des Luftschiffes Ausdruck. Er wünschte dem „Graf Zeppelin" und seinen hoffentlich zahlreichen Nachfolgern allezeit glückliche Fobri. und Dr Eckcner. dem genialen Verwalter und Mebrer des Werkes des alten Grafen, weiteres glückhaftes Vor wärtsschreiten. Dr. Eck euer betonte, dah wegen des schlech ten Weiters die Fahrt eigentlich hätte unterbleiben müssen. Wenn man sie trotzdem unternommen habe, so sei das geschehe», um zu zeigen, wie sehr der Luftschiffbau „Graf Zeppe lin" sich der Bevölkerung Leipzigs wegen der steten Unter stützung des Werkes des Deutschen Luftschiffbaues verbunden fühle. Er sprach zum Schluss unter lebhaftem Beifall die Hoff nung ans, dah, wenn einmal der Luftverkehr mit Luftschiffen organisiert sei, auch Leipzig in diesen Lnftschisfverkchr mit einbezogen werde. — Inzwischen war der Passagier wechsel vollzogen morden. Die Zahl der Passagiere, die van Friedrichshafen nach Leipzig 27 betragen halte, erhöhte sich für die weitere Fahrt ans 92. Um 10,24 Uhr stieg das Luftschiff daun zu seiner Wciierfahrt auf. Es kreuzte zunächst nach eine halbe Stunde über dem Leipziger Stadtgebiet und verschwand dann in Richtung ans Dresden. Zu Ehren des Sonntagsgastes der Stadt Leipzig, Dr. Ecken e rs, ist im Völkerschlachtdenkmal eine Gesangsauf- fnhrung vom Leipziger Männerchor unter Leitung Prof. Wohl- gcmiiihs veranstaltet worden. Unter den Ehrengästen befanden sich auch der Präsident des Reichsgerichts Dr. Bumke. Dem Dr. Eckener wurden beim Betreten des Völkerschlachidenkmals durch zahlreiche begeisterte Freunde lebhafte Kundgebungen dar gebracht. die sich beim Verlassen des Völkerschlachidenkmals wiederholten. — Anschliessend besichtigte Dr. Eckener unter Füh rung Dr. Uhlendahiz die Deutsche Bücherei. Dr. Uhlendahl gab eine kurze Darstellung der Gründung und des Zweckes der Deutschen Bücherei, die ein Archiv des gesamten dcnischen Sckrifisiimes geworden ist, — Die Deutsche Bücherei Hai aus Aniah des Zeppelin-Besuches eine Sonderausstellnng für Liieralnrcrscheinnngen auf dem Gebiete der Luftfahrt veran staltet, in der einen besonders breiten Raum einnehmen alle in der Bücherei gesammelte Zeppelin-Literatur und alle Eckener- Liicratur, die zur Ue'berraschnng Dr. Eckencrs mit seiner Dok tor-Dissertation beginnt. Abends fand ein Empfang im Rat- Hause. gegeben vom Rat der Stadt Leipzig, statt. Oberbürger meister Dr Goerdeler würdigte die überragende Bedeutung von Dr. Eckener. dem der Ruhm gebühre, ein Künder und Mehrer der deutschen Ersinderkraft zu sein. Die Stadt Leipzig mit ihrer engen Verbindung mit der Weltwirtschaft dürfe bei der Dankcsbezengnng an Dr. Eckener nicht zurücksiehen. Als äusseres Zeichen dieses Dankes überreichte er Dr. Eckcner ein Amerika In diesen Tagen, da die Weltkonjunktur „auf dem Rücken liegt" und die amerikanische „Prosperität" sich in ihr Gegenteil verkehrt hat, ist es recht interessant, ein Buch zu lesen, das eine etwas ungewöhnliche Meinung über den amerikanischen Kapi talismus vorträgt. Frau Dr. Charlotte Lütke ns hat in ihrem Buch „Staat und Gesellschaft in Amerika", zur Soziologie des amerikanischen Kapitalismus <I. C. B, Mobr, Tübingen: geh. 8 Mark) etwa folgende These oorgetragen: Der amerikanische Kapitalismus ist ein Pseudo-Spätkapitalismus: er ist aus bestimmten Gründen zwar technisch auherordentlich fortgeschritten, aber in der gesamtgesellschaftlichen Organisation weniger stabilisiert als die echten Spätkapitalismen der euro päischen Gebiete. Auf Grund dieser Anschauung betrachtet die Bersasserin den Amerikanismus als ein Reflex der „Legende des Liberalismus", die eine weiter fortgeschrittene Entwicklung der europäischcnGeseilschaften in der labileren, aber durchaus nicht in teressen-harmonischen Gesellschaft der neuen Weit erfüllt wähnt. Nach einem solchen Werk mag man zum Vergleich ein Buck) lesen, das diese Legende-des Liberalismus sehr stark bejaht: ..Die Kultur der Vereinigten Staaten von Amerika" von M. I. Bonn. Der bekannte deutsche Hoch schullehrer kennt Amerika aus langjährigem Studium: er be jaht die Kultur der Vereinigten Staaten, eben als eine Voll endung der liberalen Gesellschaft. — „Eine Gesellschaft der Freien soll geschlossen werden, befreit von Angst und Schmerz, in der die politische Furcht durch die Demokratie, die wirtschaftliche Abhängigkeit durch überreiche Produktion und die Angst um die Seele durch den Glauben an einen gütigen Gott gebannt sein tollen." — Bonn zeichnet die Entwickelung des modernen Ame-, rika als auf ein ideales Ziel hingerichtet. Ein Vergleich der bei den Bücher gibt die Möglichkeit, an ungewöhnlich sachlichen Pro- den den wichtigsten Grundunterschied zu studieren, der hinsicht lich der Beurteilung der U. S. A. in Deutschland vorhanden ist. Kenntnis der deutschen Amerika-Dichtung kann viel zum Verständnis der landläufigen Urteile über Amerika beitragen. V-'n diesem Gesichtspunkt aus bedeutet die Dissertation von hochkünstlerisches Werk „400 Jahre Leipzig". — Der Rektor der Leipziger Universität, Prof. Falke, überbrachie die Glück wünsche kier Universität, indem er daran erinnerte, das; Dr. Eckener di« Doktorwürde der Leipziger Universität habe und somit enge Verbindungen der Leipziger Alma mater und Dr. Eckener bestehen. Die von ihm vertretene Technik, die Luftfahrt werde immer mehr zu einem Forschungsgebiet der Universiiäi. Dr. Eckener, mit lebhaftem Beifall begrüßt, würdigte die Bedeutung des Zeppelins als Verkehrsmittel. Das Lusischiff sei keineswegs eine Konkurrenz des Flugzeuges, da cs ganz andere Aufgaben zu erfüllen Hobe. Er glaube den Beweis ge liefert zu haben, daß der Zeppelin ein durchaus sicheres Ver kehrsmittel sei. Zum Schluß gedachte er der politischen Aus wirkungen der mehrfachen Auslandsfahricn, besonders nach Amerika, Das Luftschiff über Dresden Dresden, 6. Oktober. In einem von der Melancholie des Herbstes angefüliten Sonntag war das Erscheine» des „Grafen Zeppelin" die schönste Freude und das Ereignis des Tages. All die vielen Geduldigen, di« trotz Regen und Wind stundenlang in schwindelnder Höhe Ausschau nach dem Lnfischifs gehalten hatten, wurden in über reichem Maße belohnt. Eine volle halbe Stunde beherrschte in langsamer, majestätischer Fahrt unser „Graf Zeppelin" das Stadtbild. Ihm zu Ehren zerteilten sich anscheinend die Wolke». Himmelsblau und Sonnenstrahlen ließen das Luftschiff in seiner ganzen Schönheit erscheinen. Ob seine Insassen all die vielen winbenüen Hände und Tücher und die noch größere Zahl bewun dernder Blicke bemerkt hat? Es muß wohl schön gewesen sein, denn es zeigte sich über allen Gegenden der Stadt, die im Glanze der Sonne und im Schmucke letzier Herbstpracht, wie überhaupt in ihrer vielfältigen Schönheit, auch vom Schisse selbst aus, einen unvergeßlichen Anblick geboten haben mag. Das Luftschiff erschien gegen isil Uhr über den Lößniß- bergen von Leipzig kommend. Trotz des herrschenden böcn- artigen Windes, mit dem es zeitweise sichtlich zu Kämpfen hatte, umkreiste es in lanasamer Fahrt die sächsische Landeshaiipi- stadt, um dann !» östlicher Richtung weiterznfücgen. Am Nach mittag gegen 1--6 Uhr überquerte der Lufiriese auf seiner Walter Imhoof „Der Europamnde in der Erzäh- l u n g s l i t e r a t u r" eine weitere Etappe ans einem schon von anderen mit Erfolg beschrittenen Wege. sVerlag der Münster^ Presse, Horgen, Zürich, Leipzig.) Imhoof untersucht die Voraus' setzungen, die für das Zustandekommen des 1838 erschienenen Romans von Willkomm „Die Eurapamüden" gegeben waren — es ist das der erste Roman, der den „Amerikanismus" in volks tümlicher Form darsiellt — und die Wirkungen, die von diesem Werke ausgegangen sind. Ein aufschlußreicher Beitrag zur Ent-' wichlung der deutschen Vorstellungen über Amerika. Modefchule Berlin Die Stadt Berlin kann nun den Ruhm für sich in Anspruch nehmen, die erste Modeschule Deutschlands und ein einzig artiges Institut in Europa zu besitze». Die städtischen Behörden haben einen guten Griff getan, als sie die Modekurse der beiden Kunstgcwcrbe- und Handwerkcrschulen Ost und West vereinigten und als „höhere Fachschule für Mode" in die Räume der Webereischule verlegten. Wer die wenig erfreuliche Ausstellung von Schülerarbeiten der Webereischule in diesem Frühjahr ge sehen hat, kann der „höheren Fachschule für Textil- und Beklei dungsindustrie" nur dazu gratulieren, daß mit der Modeschnle neues Leben in ihre» sterilen Betrieb kommen wird. Die Person des Leiters der Modeschule und seine bisherigen Erfolge lassen für das rasche Aufblühen der Modeschule Berlin das Veste er warten. Richard Dillcnz ist in Berlin bereits bekannt. Vor zwei Jahren hat er einen Vortrag gehalten, i» dem er die Not wendigkeit einer solchen Modefchule begründete und einen Auf bauplan vorlegte. Seiner Energie ist es nun gelungen, dieses Ziel zu erreichen. Die Modckurse, die er in den letzten Jahren an der Kunstgewerbe- und Handwcrkcrschule West abhielt, wuchsen in kurzer Zeit so an, daß die Schulräume nicht mehr aus reichten und viele Schüler abgewiese» werden mußten. Die Arbeiten seiner Schüler, die leider noch nicht össentlich ausge stellt worden sind, lassen hoffen, daß die Modeschule sehr bald tonangebend für den geschmacklichen Stil der deutschen Mode- oroduktton sein wird. Heimfahrt nach Friedrichshofen nochmals die Stadt, vo» der Bevölkerung wieder herzlich begrüßt, und aufrichtige Wünsche begleiteten ihn, da die furchtbare Katastrophe des englischen Zeppelins inzwischen allgemein bekannlgeworden war. In schnellem Flug entschwand er den Blicken in gerader Richtung auf Chemnitz, Die Stadt der lausend Schlote grüßte „Graf Zeppelin" in abendlichem Lichierglanz. Um 7 Uhr abends wurde das Lnfischifs über Meerane gesichtet. Der Jeppelinbe/uch in Görlitz Görlitz. 6. Oktober. Der Zeppelinbesnch in Görlitz warf bereits am Sonnabend seine Schalten voraus. Am Sonnabend wurden über der Stadt Rundfiüge veranstaltet und cs setzte bereits ein sehr reger Fremdenverkehr ein. Tie Rnndsiüge wurden am Sonntag sinh trotz des sehr ungünstigen Wellers sorlgesetzl. Bis Sonniag- mitlag waren etwa 25 Sonöerzüge. darunter auch einige ans der Tschechoslowakei, in Görlitz eingelrosfe», die einen unge heuren Freindeiisirom brachten. Bon 10 Uhr vormittags bis zur Ankunft des Lusijchisses wurden über dein Flugplatz Knnst- flllge veranstaltet. Um 1.40 Uhr kam der Luslriese in Sicht und erschien kurz vor 2 Uhr über dem Flugplatz. Die Landung ging glatt von statten. Bereits um 2.15 Uhr war das Lnstschiss oerankert. Oberbürgermeister Wies» er und Stadtrat Vie- bcg begrüßten die Führer des Lusiscisisses. die Kapitäne Leh- m a n n und Flemining , dankten für den Besuch und wünsch ten dem „Graf Zeppelin" weiier glückliche Fahrt Sodann wurde das Luftschiff durch zahlreiche Ehrengäste besichtigt. Ter Besatzung wurden von Görützer Firme» gestiftete Ehren geschenk« überreicht. Um 2.15 Uhr stieg das Lnstschiss zur Wei tersohrt auf. Es kreuzte noch etwa eine Stunde lang über der Stadt und entschwand gegen 4 Uhr in westlicher Richtung, er schien um 1-5 Uhr über Bautzen und nahm Kurs auf Tres- den. — An dem Finge von Friedrichshafen nach Görlitz beteilig ten sich 27 Passagiere, deren Zahl sich durch Zusleigen in Leipzig ans 32 erhöhte, Mil etwa der gleichen Anzahl von Passagieren trat das Luftschiff die Rückfahrt an. An der Rückfahrt nahm auch Oberbürgermeister Wiesner teil. Das Eintreffen des „Graf Zeppelin" in Görlitz löste bei der ungeheure» Znschanermenqe, deren Zahl mit 100 000 nicht zu hoch geschätzi sem dürste, einen ungeheuren Jubel ans. Die ans der Tschechoslowakei esiige- trosfenen Svöeiendenischen wurden ans dem Flugplatz durch Lautsprecher begrüßt. Nach der Abfahrt des Luftschiffes wurden die Rund- und Knnstslüge fortgesetzt. — Obwohl die Polizei umfangreiche Absperrungsmaünahmcn oorgenommen hatte, er. eignete sich eine gröbere Anzahl von Verkehrsinisälleu, die je doch größtenteils leichter Natur waren. Am Abend wurden verschiedene historische Gebäude der Görützer Altstadt durch Scheinwerferlicht illuminiert. Die Modeschule Berlin wird Modekünstler. Modelehrer und qualifizierte Arbeiter für alle Zweige der Modc-Industrie aus bilden. Diese Ausbildung ist eine grundlegende Neuerung, denn bis jetzt gibt es in der Industrie noch keine Fachleute, die eigens für den Mode-Beruf erzogen worden sind. Die Mode-Industrie hat zwar Fachleute für die technische Herstellung, nicht aber für die formale EestnlIung ihrer Produkt«. Sie hat sich bis jetzt mit freien Künstlern und Kunstgewerblern beholfen und war im Grunde völlig ans das Ausland, speziell auf Frank reich angewiesen. In Frankreich gibt es zwar bis seist auch keine Modeschuli.', aber dort ersetzt die Tradition des Handwerks »nd der Kultur die fehlende schuimäßrge Ausbildung. Um die 'Modeschule in lebendige» Kontakt »nt der Wirtlich keit und mit der Gegenwart zu bringen, ist eine enge Zusam menarbeit mit der Mode-Industrie geplant, durch Ferienpraxis, Ferienkurse, Excursionen, Vorträge, gemeinsame Experimente und Ausstellungen. Der Kontakt mit der Industrie und ihr großer Bedarf an Modesachlenten gewährleisten die Unterbrin gung der Schüler in sicheren Steilungen. Es ist erfreulich, daß an einer öjfentlichcn Schule die Schüler nicht mehr mit Illu sionen von hoher Kunst und weltsernem Schassen untüchtig für das Leben gemacht werden, sondern daß sie für einen realen Stand erzogen werden, der ihnen eine gute gesellschaftliche und wirtlchastliche Position sichert. Weil der Modeschöpfer nicht nur geschmacklich, sondern auch geistig und kulturell auf dem Niveau derjenigen Gesellschasis- krcise stehen must, für die er die Blöde schasst, darum wirb in der Modeschule auf die geistig« und „ e s e I l s ch a f t I i ch e Erziehung der Schüler besonderer Wert gelegt, Für diesen Zweck ist ein ganz neues Unierrichtssach geschussen worden, die „Kultur- und Kunsilehre". Auf diese Weise wird auch ein Grund- inangel der bcuiigen Kunstschule» behoben, die auf die gründliche Allgemeinbildung und die kulturelle Pcrfaßung ih er Schüler zu wenig Wert legen. Dem Aufbau der Schule liegt ein universaler Moded«p:>si zugrunde, der von de» gewohnten, zu engen »nd z» negativen Porstcllungcn erfreulich abmeicht. Mode is nicht nur dt» »rebr oder minder geschmackvolle Klciderprodrillion, Mod« ist für Richard Dillcnz die Vorkämoierin und Pileaeriu der Kultur. Was wir- in Sachsen? Bor w chligen Entscheidungen Dresden, 6. Oktober. Die Entwicklung in Sachsen hat eine sehr ernste Wendung genommen, so das; die Gefahr einer neuen Landtagsauf - iösnng näher rückt. Nach den leisten Besprechungen zwischen den Rechtsparteien und !in Interfraktionellen Ausschuß ist da mit zu rechnen, daß außer den Antragstellern, den Kommunisten und den Nationalsozialisten, auch die Deuischnasionalcn, das Sächsische Landvolk, der eine Konservaiwe und die Wirtschafts partei für die Landtagsauflösung stimmen werden. Sie verfügen zusammen über 47 Stimmen unter 00, so daß ihnen nur noch zwei Stimmen fehlen. Die Deutsche Voikspariei hat deutlich ihren erneuten Willen bekundet, das Land nicht erneut in einen Wahlkampf — den dritten innerhalb vier Monaten! — zu stür zen, der überdies sein Ziel, die Herstellung einer reinen Nechts- melirheit, die nicht ans Demokraten und Voiksnationale ange wiesen wäre, wahrscheinlich gar nicht erreichen würde. Eine Um rechnung des Reichstagsivahlergebnisses vom 14, September hat bekanntlich ergeben, das; im Landtag zwar kleine Verschiebun gen eingetreten wären, aber weder die Rechte noch die Linke die Mehrheit erlangt Hütte. Da außer der Deutschen Volksparisl M, stanntlich auch Demokraten. Voiksnationale und Sozialdemo« braten gegen die Landtagsaufiösung stimmen werden, sind 4S Stimmen dagegen sicher, Alles hängt nun von den beiden klein sten Gruppen des Landtags, richtiger gesagt: schon von einer von ibnen. ab. Die Volksrechtsparteiler und die Christ lich-Sozialen haben das Sckicksal des Landtags und damit des Landes in ihren Händen. Bisber haben sie sich energisch gegen de» Anflösnngsantrag ausgesprochen, weil auch sie, nichts Gutes davon erwarten. Das ist vor allem darauf zurückznlnh- ren. daß man die Auflösung für vermeidbar und unnötig hält, weil sich das Kabinett Schieck durchaus bewährt habe. Auch die SPD, bat sich mit diesem Gedanken bereits abgesimden und würde wahrscheinlich einem neugewähllen Kabinett Schieck keine Schwierigkeiten machen. Aber der geistige Führer der Wirt- schaftspariei Abg, Weber ist scharf gegen diese veriniiielnde Lösung. In der Sannabcndsitziing des Interfraktionellen Aus schusses hat er sich scharf gegen Sckieck ausgesprochen, der — an geblich — keine Mehrheit hinter sich hätte. Im übrigen wird die Entscheidung über die Auflölnnzs- anträge nicht schon am morgigen Dienstag sollen, sondern erst in einer späteren Sitzung, da aller Voraussicht nach eine zweite Lesung beantragt werden wird.
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