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anderer Völker gedeihen könne. Hier klaffen lei der noch unüberbrückte Widersprüche zwischen den Ultra- rechten und der christlichen Mitte! Man muh auch dem Irrtum entgegentretcn, als ob der unchristliche Geist unserer Zeit mit d e ni demokratischen Regier ungssy st em inner lich Zusammenhänge. Die Demokratie gibt gewih dem Unglauben gröhere Freiheit und Entfal tungsmöglichkeit, aber sie gibt sie auch der Reli gion, und wenn alle, die sich Christen nennen, wirklich Christen wären, bis in ihr privatestes Leben, bis in die letzten politischen Entscheidungen hinein, dann würde g e - rade durch die Demokratie chri st liche Sitte die herrlichsten Triumphe feiern! Aber unser gesamtes deutsches „Christentum" ist ja bis zu einem sehr, sehr hohen Prozentsatz nur Halbheit von innen heraus, nur Paradereligion, während im Drillich des Alltags der Mammonsgeist des Egoismus' die Mehrzahl spießerisch beherrscht. Daß dann solche „christliche" Wählermassen zum allergrößten Teile nicht nach weltanschaulichen, mo ralischen Gesichtspunkten ihre Wahlstimme abgeben, son dern vom selbstsüchtigen Interessenstandpunkte aus. wen will das wundernehmen? Die politische Vertretung unse res Volkes wird, christlich gesehen, so sein, wie es dem spezifischen Werte des noch vorhandenen Volkschristen tums entspricht. Darnach beurteilt, kann einem freilich die Zukunft dieses Volkes nur leid tun! Was sollte diese Abschweifung? Christliches Ver- ontwortlichkeitsgefühl fordert gebieterisch von jedem ehr lichen Politiker den Blick aufs Ganze, die moralische Bewertung jeglichen, auch politischen, Tuns. Und aus diesem Grunde vermögen wir aus vie len Reden heraus, nach der Art des ganzen Kamps- und Hahsystems der Rechtsradikalen, nicht zuletzt auch infolge der vom Parteiegoismus diktierten Forderung nach „be quemen" Reichsministerien, nicht zu glauben, dah der Nationalsozialismus wirklich der „Retter Deutschlands" sein kann und sein wird! Ser sozialdemokratische veschlutz Verschiedene Auslegungen. Der Beschluß der sozialdemokratischen Reichstagsfrak- lion hat aus begreiflichen Gründen größte Beachtung ge sunden. Die gesamte Presse nimmt nicht nur von ihm Notiz, sondern sucht ihn auch auszulegen. Dabei fällt auf, daß die Interpretation sehr verschieden ausfällt. Die Blätter der gemäßigten Mitte sehen trotz des agitatorischen Beiwerks, das, auf die Massen berechnet, in die Entschließung hineingearbeitet ist, in dem Beschluß die Ankündigung einer „Politik der offenen Tür". So drückt sich beispielsweise die „D e u t s ch e Allgemeine Zeitung" aus. Dieses rechtsgerichtete Organ findet es interessant, daß der Beschluß aus alle typisch marxistische Kraftmeierei und Phraseologie verzichte und daß er keine ernsthaften Einwendungen gegen das Programm der Re gierung vorbringe. Der „Berliner Börsen-Cou- rier" überschreibt seine Ausführungen mit „Sozialdemo kratische Gesinnung". Denn der Beschluß bemühe sich, Mög lichkeiten positiver Mitarbeit wenigstens nicht kurzweg aus zuschließen. Aber nicht nur die Einsicht in das Staats- und Wirtschaftsnotwendige, sondern vor allem der Wille, von dieser Einsicht Gebrauch zu machen, müßte sich noch erheblich verstärken, wenn Aussicht auf praktische Ergebnisse vorhan den sein solle. Die „Boss ische Zeitung" stellt fest, daß der parlamentarische Weg wenn auch keineswegs so glatt, doch nicht versperrt und verrammelt sei. Die Sozial demokratie habe am 14. September Mandate verloren, aber an staatspolitischer Haltung anscheinend gewonnen. Nur zwei Rechtsblätter fallen über den Be schluß der Sozialdemokraten her und bezeichnen ihn als Drohungen. Das sind die „Deutsche Tageszei tung" und die „Berliner B ö r s e n - Z e i t n n g", deren Bemühungen ja grundsätzlich auf Ausschaltung der Sozialdemokratie hinziclen. Deshalb suchen sie wohl auch das Angreifbare in erster Linie und stellen es in den Vor dergrund. Die „Deutsche Tageszeitung" liest eine Absage, und zwar eine entschiedene Absage an die Regierung Brü ning heraus, die noch dazu verbunden sei mit einer Dro hung mit der proletarischen Faust. Die „Berliner Börsen- Zeitung" legt den sozialdenxokratischen Beschluß dahin aus, daß di« Sozialdemokraten ztl schärfster nicht allein auf das Parlament beschränkter Opposition überzugehen entschlossen seien Das für die 5niterpretation maßgebliche Organ, der sozialdemokratische „Vorwärt s", geht nicht gerade über mäßig aus sich heraus: er unterstreicht rein sachlich die im Programm enthaltenen agitatorischen Gesichtspunkte und beschränkt sich darauf, noch einmal die Erhaltung der parla-' mentarischen Demokratie als ausschlaggebendes Ziel der sozialdemokratischen Partei zu proklamieren. Gerade aber aus der Proklamierung dieses Zieles heraus müßte man nach unserer Meinung den Schluß zu ziehen berechtigt sein, daß die Sozialdemokratie keine parteipolitischen Extra touren tanzen kann, wenn sie dieses Ziel nicht selbst wie der aufheben will. Politisch wertvoll ist der letzte Absatz der Ausführungen des „Vorwärts". Die Sozialdemokratie wolle den Ausstieg aus der Krise anbahnen. Ihre Taktik sei nicht die der Katastrophe noch der Abenteuer und nicht der politischen Sclbstausschaltung. Nach diesen Worten müßte man annehmen, daß die Auslegungen der beiden Rechtsblätter irrig sind. » „Graf Zeppelin" wieder in Friedrichshofen. Das Luft schiff „Gras Zeppelin" ist von seiner Landungssahrt nach Leip zig und Görlitz am Montag früh 4 Uhr über Friedrichsliafen zurückgekehrt. Die Landung erfolgte um 7,03 Uhr glatt und ohne jeden Zwischenfall aus dem Werstgelände. Noch Schilderungen der Fahrtteilnehmer halte das Lustschifs auf seiner Rückfahrt von Görlitz über Hof und Nürnberg nach Fnedrichshascn einen äußerst schweren Sturm zu bestehen. Trotz heftigster Gegenwinde und Gegenböen fuhr das Lustschifs jedoch sicher und ruhig. * Schadenfeuer Im Freilichttheater. Bei einem gestern aus unbekannter Ursocl>« ausgebrochenen Brand« im Freilichttheater aus dem Wartberg in Pforcheim wurde Li« 3000 Personen fassende Zusä>a»erlribüne mit den Garderobe- und Wirtschasts- räumen vollständig ringeäschert. Der Sä)aden wird auf etwa IW 000 RM. geschätzt. Grotz-Prozetz verlagl Vertreter -er katholischen und evangelischen Kirche sollen gehört werden Berlin, 6. Ok'ober Großer Andrang namentlich jugendlicher Mal- und Kunst- beflissener zum Schwurgcrichtssaal, in dem heute endgültig die Eotteslästerungsanklage gegen den Maler George Groß und seinen Verleger Herzseld erledigt werken soll. Am 10. Dezem ber 1023 hat das Schöffengericht Charlottenburg die Angeklag ten aus dem Gotteslüstcruiigsparagraphcn anstelle einer an sich verwirkten Gefängnisstrafe von je zwei Monaten zu je 2000 M. Geldstrafe verurteilt. Der Verurteilung zugrunde lag das Bild Nr. 10 aus der vom Verleger Herzfeld verlegten GroMen Mappe „Hintergrund". In diesem Bild ist der gekreuzigte Christus dargestcllt, Kommißstiefeln an den durchbohrten Füßen, eine Gasmaske vor dem Antlitz, ein erhobenes Kreuz in der linken Hand. Das Vild trägt die Unterschrift „Maul- Halten und weiterdienen". In der Berufungsinstanz unter Vorsitz des L.rndgerichis- dircktors Siegelt erzielten die Angelegten einen au'sehen- erregenden Freispruch. Das Reichsgericht aber hob auf die Revision der Staatsanwaltschaft hin das sreisprcchende Urteil auf. weil es den Freispruch als im Widerspruch mit der Urteils begründung stehend ansicht. Die nochmalige Verhandlung findet wieder unter dem Vorsitz des Landgerichtsdircltors Siegert statt. Nach Verlesung des Urteils erster Instanz betont der Ange- klagte Grosz, daß er den ihm im Urteil unterstellten Vorsatz, das religiöse Gefühl zu beleidigen, nicht gehabt hätte. Er wäre ein satirischer Zeichner, und seine Gabe, die Mensche» häßlich zu zeichnen, wäre wohl geeignet, schon das Schönheitsgcfühl zu be leidigen. Nicht Christus oder seine Lehre hätte er treffen wollen, als er Christus als leidenden Menschen dargestellt hätte, sondern die falsche Anwendung seiner Lehre. Ein Geplänkel zwischen Staatsanwalt und Verteidiger folgt über eine Vorstrafe des Malers wegen Verbreitung unzüchtiger Schriften und über die Kenntnis oder Nichtkenntnis des Malers von der Ausstellung einer Kopie seines Christusbildnisses auf deL „proletarischen Freidenkerausstellung". Es ergibt sich, daß George Grosz die Ausstellung der Kopie durch Frankenthal und Pariser, gegen die ein Verfahren schwebt, durchaus fernsteht, und das, die Vorstrafe nach Höhe und Anlaß nicht erheblich ist. Dann kommt der Vorsitzende mit einer überraschenden An» regung. Er ist der Ansicht, daß das Reichsgericht bei der Auf hebung des Urteils die Kardinalfrage nicht entschieden hätte, ob der Tatbestand des 8 16« erfordert, daß die berufenen Vertreter der Ncligionsgesellschaften sich verletzt fühlen, oder ob schon die Tatsache, daß einfache Menschen sich in ihrem re igiösen Gefühl verletzt kühlen, genüge. Landgerichtsdirektor Siegelt regt an, berufene Vertreter der beiden christlichen Par teien zu hören. Der Anklagevertreter dagegen ist rechtlich der Ansicht, dah aus der Reichsgerichisenischeldung ganz klar hcrvsrginge, daß es für den Tatbestand des 8 16« nur darf ankäme, ob das reli giöse Empfinden eines einfachen religiösen Mensichen verletzt würde und ob der Zeichner mit solcher Wirkung rechnen mußte. Der Verteidiger würdigt zwar di« Anregung des Vorsitzenden, hält die Anhörung von Vertretern der katholischen und prote stantischen Kirche aber nicht für erforderlich. Die Regierungs- en.s4>eidung gestatte ohne weiteres den Freispruch. Wie ja ge rade auf Grund dieser Entscheidung im großen Waldenburger Gotteslästerungsprozeß Freispruch erfolgt wäre. Der Vertei diger weist auch auf Ausführungen der „Rhein-Mainischen Zei tung" hin. di« seinerzeit für den Freispruch des Malers Grosz durchaus Verständnis gefunden hätte. In läng.r-.r Beraiung wird Vertagung beschlossen. Zur nächst:,: Verhandlung sollen geladen werden von den katho- liscl>en und evangelischen Neligionsgcsellschaften zu benennende Vertreter, dazu als Sachverständige neben Reichskunstwart Dr. Redslob noch Geheimrat G. Kahl. L.'' Kehrt Major Pabst zurück? Wien, K. Oktober. Die Stäatanwaltschaft hat das beim Wiener Bundesgericht anhängige Verfahren gegen den früheren Bundessiihrer der Heimwehren, Major Waldemar Pabst, eingestellt, weil ein strafbarer Tatbestand nicht vorlicgt. Wie das christlich-soziale „Wiener Montagsblatt" erfährt, wird Major Pabst schon in den nächsten Tage» nach Oesterreich zuriickkehren. Eine dies, bezügliche Entscheidung stehe unmittelbar bevor. Der frühere Handclsminister Dr. Schuster erklärte dem Herausgeber einer hiesigen Korrespondenz über die in Bildung begriffene Mittelpartei, deren Listenführcr Dr. Schober sein wird, dah die Teilnahme der Eroßdcuisihen Volkpartei, eines Teils Ver Nationalsozialisten, der Gewerbepartci, vielleicht auch des Landbundes, zumindest in Wien, sowie von Splitter parteien des freiheitlichen Bürgertums gesichert sei. Ferner seien nach Kundgebungen aus der Christlich-Sozialen Partei über die Unzufriedenheit mit den letzten Vorgängen auch von dieser Seite eine namhafte Anzahl Stimmen zu erwarten. Die Mittelpartei werde im ganzen Bundesgebiet amtreten, aber nur dort, wo sie Aussicht auf Erfolg habe. Dr. Schober werde zur Aufstellung des Parteiprogramms Mitte dieser Woche wieder in Wien cintrefsen. In der Zeit des Wahlkampfes werde Dr. Schober das Präsidium der Wiener Polizei seinem Stellvertreter übergeben, um sich, nicht Vorwürfen der Christ lich-Soziale ' o»---"'el-en. Mihalake -er Nachfolqer Manius? Bukarest, 7. Oktober. Der König empfing gestern nach mittag den bisherigen Landwirtschaftsminister Mihalake und den bisherigem Iustizminister Iunian. Abends fand eine Be sprechung der Führer der nationalen Bauernpartei statt. Maninu berichtete über seine Audienz beim König und seine Bemühungen, ihn zur Annahme seiner Demission zu bewegen. Mihalake erklärte sich bereit, bie Bildung des neuen Kabinetts zu übernehmen, falls ihm der König den Austrag erteile. Alle Führer der Partei versicherien ihn ihrer vorbehaltlosen Unter stützung. Slahlhelrnlag in Koblenz Kobleng. 6. Oktober. Der Stahlhelmtag fand seinen Höhe punkt am Sonntag. Trotz des ungünstigen Wetters fanden sich die Bewohner von Koblenz und Umgebung zahlreich auf den Straßen ein und umsäumten den großen Exerzierplatz aus der Kartause. 5 Flugzeuge kreisten über den Feldgrauen. Pfarrer Coerper-Koblenz hielt die Gedenkrede auf die Toten des Welt krieges. Bundesführer Seldte führte u. a. aus: Die Ent- sä>eidung über Deutschlands Schicksal wird nicht von Parlament und ijiarteicn getroffen iverden, sondern allein von den starken und gesunden Kräften, die sich außerhalb des parlamentarischen Wirkungsfeldes in stoßkräftiger Form gesunden und gebildet haben. Unter diesen Kräften soll und wird der Stahlhelm in der ersten Linie stellen. — Um 16 Uhr zogen die Formationen der Etahlheimer an ihren Führern vorbei. Der Bundesvor stand hatte am Sonnabend eine Entschließung angenommen, in der es u. a. heißt: Für den Stahlhelm gibt es keine Ruhe, bis endlich di« Revision der Verträge durchgeseht ist. Hinweg mit der unsruchibaren marxistischen Diktatur in Preußen. Wer Preußen hat, hat Deutschland. Der Reichspräsident als Reichs verweser soll in Zukunft auch dos Amt des preußischen Staats präsidenten innehaben. Französisches Echo O. ?. Pa-.s. S. Oktober. Das große Stahlhelmtreffcn hat in Pari» stärkste Auf« tnerksamkett erregt. Es ist das politische Ereignis des Tages. „Die Mobilisierung am Rhein", als solche wird die Kund- und dir Reden, die dabei gehalten wurden, dem mißtrauischen französischen Interesse «in eindeutige» Vild. Die Warnungs- rufr der gesamten Presse sind einhellig Zwar ist die unmittrl- k-rc al'ß-rnf"-".<.- kn'chs.;.-:-, - "--nckrtt.'-- an dem. was fick innerhalb des deutschen Staatsgebietes avsptelt, unangebracht und in ihre Grenzen zu weisen. Andererseits können Aeuße- rungen wie diejenigen, die Oberstleutnant Düsterberg machte, indem er verlündcte, „wir vergessen nie die Deutschen von Elsaß-Lothringen!", nicht verfehlen, den Argrvohn in Paris mit erneuter Heftigkeit wach,Zurufen. Das gleiche gilt von Aussprüchen des Herrn Seldte, der freien Raum für Deutsch land nicht nur nach Oste», sondern auch nach Westen ver langte. „Was wird in Anbetracht dessen aus der freiwillig über nommenen Verpflichtung, die Westgrenzen zu achten?" fragt der „Temps", und wiederum sucht man in Paris die Gesin nung des Reichspräsidenten mit den Worten, die aus dem Munde der Stahlhclmführcr fielen, zu identifizieren. In einer sophistischen Beweisführung schreibt daher der „Temps": „Das Ernsteste ist, daß der Stahlhelm, dessen Absichten jedermann kennt, öffentlich durch den Präsidenten Hindenburg geschützt wird und von den Männern, die in der Leitung der allge meinen Politik Deutschlands offizielle Verantwortung tragen, ermutigt und gcstiitzt wird. Wenn man die Stellung kennt, die der Stahlhelm in der Kampagne gegen die Politik des verstorbenen Stresemann einnahm, in der Be wegung gegen die Ausführung der Verträge, in der jüngsten Wahlkampagne, so kann man nur eine tiefe Ueberraschung über das Wohlwollen und die tätige Sympathie äußern gegenüber einer Vereinigung, welche kategorisch den Friedensgeist be kämpft und offen'das Ziel der Parteigänger der Hohenzoller« gegen das verfassungsmäßige Regime betreibt." 1 Das Schicksal -es Sächsischen Lan-lages Dresden, 7. Oktober. Die heutige Landtagssitzung begann mit einer Rede des Sozialdemokraten ffdel, der sich zunächst scharf gegen die Na tionalsozialisten wandte und daran erinnerte, daß Straßers Gesinnungsgenosse Dr. Dinier Straßer als einen pöbelhaften Flachkopf bezeichnet habe. Edel wandte sich gegen die Tenden zen zur Bildung einer Rcchtsregierung und ebenso gegen die Taktik der Kommunisten, den Landtag aufzulösen sZuruf: Well ihr verliert!) Edel sprach sich gegen die Auflösung des Land tags aus, sie sei nur eine Schändigung des Ansehens des Parla mentes. Während der Rede Cdels war das Haus sehr unruhig. Der Präsident muhte mehrere Ordnungserufe nach rechts und und links erteilen. Der erste Schnee im Schwarzwal- Freiburg, 7. Oktober. Der stetige Temperaturrückgang der letzten Tage hat in den Höhen über 1000 Meter im Schwarz walde zum ersten Male Temperaturen unter Null gebracht. Auf dem Feldberg hielt sich die Temperatur um den Nullpunkt herum. Die Niederschläge sielen erstmals als Schnee und schufen eine geschlossene Schneedecke von etwa 10 Zentimeter, die infolge der Verwehung an manchen Stellen stärker ist. Das stürmische Wetter der letzten Tage hält unvermindert an. Auch heute morgen setzen sich die Schneesälle fort. * Oesterreichs Beileid zum Flugzeugunglück in Dresden. Der österreichisch« Bundesminister für Handel und Verkehr hat dem Neichsverkchrsministcr aus Anlaß des Ungiücksfallcs der Luft-Hansa-Maschine D 1930 in herzlichen Worten seine Teil- nähme ausgesprochen. In seinem Danktelegromm hat Reichs, verkehrsminister von Gudrard der Hoffnung Ausdruck gegeben, daß es der bewährten Zusammenarbeit der deutschen und der österreichischen Luftfahrt gelingen möge, in Zukunft den Luft verkehr vor derartigen Katastrophen zu bewahren. * Wieder ein Schülerselbstmord. Ein lOjähriger ausivär- tiger Schüler einer Lehranstalt aus Halberstadt, hat sich aus Furcht vor der väterlichen Strafe im Physiksaal der Schule mit Gas vergiftet. Der Pater des Knaben hatte vor kurzem von der Schule ein Schreiben erhalten. Der Junge war hieraus von seinem Vater gezüchtigt worden und wagte cs wahrschein lich nicht, mit seinem schlechten Zeugnis nach Haus« zu fahren. Wetterbericht -er Dres-ner Wetterwarte Witterungsaussichten. Von zeitweiligem Aufklaren abge sehen, vorwiegend wolkiges Wetter. Winde aus westlichen Rich tungen, an Stärke abnehmend. Vorherrschend kühl, im Gebirge sehr kühl. Nur im Flachland« in den Mittagsstunden gemäßigt« Temperaturen. Wilterungsbesserung wahrscheinlich nicht länger als 24 bi» 8« Stunden vorhaltend.