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Sächsische Volkszeitung : 01.10.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-10-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193010019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19301001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19301001
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-10
- Tag 1930-10-01
-
Monat
1930-10
-
Jahr
1930
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 01.10.1930
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Steigende Wohlsahrlslaslen DI« vezirksoerbänd« fordern Hilfe. Dresden, 30. September. Tie ungeheure Belastung der Vezlrksoerbände durch Wohl fahrtsausgaben. die sich darin ausprägt, daß jetzt von 1000 Ein wohnern 9,8 unterstützt werden müssen gegenüber 1.S Personen Im August vorigen Jahres, hat, wie wir erfahren, den Verband der Sächsischen Bezirksverbände bewogen, die Regierung drin gend um schleunigste Einleitung einer Hilfsaktion des Staates für die Bezirksoerbände und Bezirksgemcinden zu bitten. entstand, die Frage ließ die Menschen nicht los. ob Christus der Sohn Gottes sei. Heute sind die Gründe der Gegner viel ober flächlicher, viel dürftiger als damals. Heute aber ist die breite Masse tiefer durch die Ueberzeugung hindurchgegangen, es gibt keinen Gott, kein Jenseits. Erschütternd ist es, solche Worte zu hören. Heute arbeitet man nicht mehr mit Beweisen, mit dem Anführen von Gründen, sondern man hat die Ueberzeugung: es gibt keinen Gott. Die Masse ist nicht aufs Denken eingestellt, aber sie schwört förmlich: es gibt keinen Gott. Dieser Zustand ist viel trostloser als der vor 50 Jahren. Die Wissenschaft hat sich beruhigt, sie hat einsehen gelernt, daß sie die letzten Rätsel nicht lösen kann und spricht laut: Mea culpa. Es bahnt sich der Zu stand an, daß der Unglauben mit sich reden läßt. Der Menschen geist hat ein klein wenig von seiner Verstocktheit ausgegeben. Dann kommt Gott mit seiner Gnade und in der Menschenseele bricht sich die Ueberzeugung Bahn, daß sie von Natur aus christ lich ist. Der Unglaube unserer Tage ist die Wirklichkeit auf der flachen Hand. Er kämpft fanatisch für die Wirklichkeit, für alles, was er erfassen und errechnen kann, aber alles Ueber- natürliche existiert für ihn nicht. Unsere Zeit hat sich selbst das Sinnbild geschaffen, was sie lehrt und glaubt, sie will keine Ge heimnisse, will alles entkleiden, alles enträtseln, alles entblät tern, sie kämpft um die moderne Sittlichkeit. Nichts hat Gel tung, was nicht wirklich ist. Man schlägt alle Türen ein, zu jedem Geheimnis und steht stets vor neuen Türen. Man dringt vor zu den Geheimnissen des Weltalls, wo man glaubt, den Kern der Wirklichkeit und Wahrheit gesunden zu haben und steht zuletzt wieder vor riesengroßen Geheimnissen, weil man nie die Wirklichkeit findet, sie nicht finden wird, trotz allen Erfas sens und Zergliederns, was die Augen sehen wollen. Die letzte Wirklichkeit kann niemals gefunden werden, sie muß uns selbst entgegentreten. Und diese Wirklichkeit ist Gott. In ihm leben wir, bewögen wir uns, sind wir. sagen begnadete Menschen, aber man achtet sie nicht. Unruhig ist unser Herz, bis es ruht in Gott, und Gott ist die große Wirklichkeit. Wenn er das Menschenherz erfüllt und entflammt, dann schaut dieser Mensch alles in allem, dann beherrscht dieser Mensch die ganze Welt. Er kann alles, er fürchtet sich vor nichts. Er wird zum Eroberer des Weltalls. Wer Gott so nahe gekommen ist, meidet das Stäubchen der Sünde, denn wer in Christus bleibt, sündigt nicht. Gott hat die ses Wesen ganz erfüllt. Ihm ist alles nichts außer Gott. Kein Mensch ist so bereit, auf irdischen Trost zu verzichten, wie der von Gott getröstete, und kann er nicht für Gott leben, dann will er für Gott sterben. Das ist die ganze Wirklichkeit, die in eini gen wenigen Menschen Gestalt angenommen hat. Wir alle sollen den Hunger nach seiner Größe hineinstreuen in alle Völker und Schichten der Gesellschaft, denn wir wollen eine glückselige Wirk lichkeit. Was nützen alle Waffen, alle Erkenntnisse, wenn sie uns nicht befriedigen und beruhigen. Die Fanatiker der Wirklichkeit sind alle unzufrieden. Für wen streben sie und was erstreben sic? Sie arbeiten für die Zukunft. Niemand ist mit dem gegen wärtigen Augenblick zufrieden, nicht der Sozialist, nicht der Kommunist, nicht der Nationalsozialist. Sie alle tragen ein Reich der Zukunft im Herzen. Aber hier fängt die Unwirk lichkeit an. Sie täuschen sich eine „Fata morgana" vor, um über den krassen Alltag hinwegzukommen. Und wenn sie ihr Ziel nicht erreichen, dann ihre Kinder. Millionen von Men schen werden mit geballter Faust begraben, weil sie nicht fanden, was sie suchten, aber Kinder und Kindeskinder nehmen die rote Fahne auf und folgen ihr mit verstärkter Leidenschaft. Sie schlagen um sich, um schneller das Ziel zu erreichen, aber ihr Glück hat keinen Bestand, ihr Weg führt hinab ins Tal des Un glücks. Für wen haben sie gearbeitet? Wieviele Menschen sind die glücklichen Sieger dieses Kampfes und Streites? Es ist eine winzige Zahl. Das Christentum will das Reich der Zukunft aufbaucn nicht vor, sondern hinter dem Grabe und die Beweise für dieses Glück sind zahlreicher, als die der andereil. Die katho lische Kirche erbarmt sich aller, die lange gelitten, da sie wissen, wofür, und sie hat damit mehr getan, als wie jene, die Haß ge sät haben, denn solche verbauen dem Mcnschew die Zukunft. Unser Glaube sagt uns. daß mit dem Tode nicht alles aus ist. Gewiß stellt die katholische Kirche wie der Unglaube auch einen Wechsel für die Zukunft aus, aber nicht für eine Zukunft, die durch ein Meer von Blut und Tränen führt, sondern für den Frieden, für das Glück in Gott. Denn in Gott leben wir, bewegen wir uns und sind wir. Alles was wir inerlich für Gott erlitten, erlebt und erstrit ten haben, das ist der Sinn der katholischen Kirche. Wir hören Heimatklänge, die schon lange verschüttet oder die unter den Sorgen des Alltags niedergeschmettert waren. Das soll wieder ausgcrichtet werden. Das ist die große Wirklichkeit, der Sinn des Katholikentages. Die Päpste haben sich gegen die . Laisie rungsbewegungen unserer Tage gewendet, damit wieder die ganze Welt von den Kräften der Religion durchflutet wird. Religion ist uns kein bloßes Fach in der Schule, keine Einzel erkenntnis. Die Schule soll den ganzen Menschen erziehen, aber einen Christenmenschen, einen katholischen Menschen. Des halb ist es ungenügend, wenn in einer Stunde nur von Gott ge redet wird. Wenn wir von der Bekenntnisschule reden, dann wollen wir alle Oberflächlichkeit beiseite lassen. Es genügt nicht, wenn der Lehrer mit den Kindern denselben Glauben be sitzt und wenn alle Eintragungen Schlüsse auf katholische Ab stammung zulassen. Das sind Dinge, die man vom Staat er kämpfen kann. Was wir aber unter der Bekenntnisschule ver stehen, dafür ist der Staat kein Organ. Die Bekenntnisschule ist uns ein Heiligtum, nicht, wo das Morgengebet und ein frommes Lied geduldet wäre, sondern es ist die Stätte, wo katholische Christen, Jünger des Herrn, erzogen werden. Der so vor den Kindern steht, wächst in die Höhen des Priester tums hinauf. Wenn solche jungen Menschen herangezogen wer den, dann wird die Kirche bald wieder Triumphe feiern, dann wird bald das ganze Leben mit Religion durchglüht und durch drängt sein, dann wird uns Gott alles sein. Wir Menschen leben nicht von Idealen und Zielen, sondern von Taten. Der moderne Mensch fragt: Wo sind die Taten der Kirche. Er hat Augen und sieht nicht, daß er jeden Tag an kirch lichen Anstalten vorbeigeht. Warum will er sich nicht klar machen, was hinter diesen Mauern vorgeht, warum man ein Leben lang zwischen Schmutz und Aussatz zubringt, warum man auf Vater und Mutter, auf die Heimat, auf alles verzichtet. Sind das keine Opfer, ist das alles nichts? Sind damit nicht auch Opfer der katholischen Familie, des Vaters, der Mutter, der Geschwi ster verbunden? Ist das nicht echter Opfergeist? Und die Taten der Missionare, ist das alles nichts? — Vielfach wird die Stel lung des Katholiken zum Staate nicht verstanden. Der reine Staatsmensch wirst dem überzeugten Katholiken viel fach Lauheit in diesen Dingen vor. Wie kommt das? Der über zeugte Katholik beugt sich nicht der Staatsallmacht. Das aber tun die meisten Parteien. Dem Katholiken ist das fremd. Der Staat ist nicht Gott und Gott ist nicht der Staat, aber im Staate soll der Geist Gottes lebendig sein. Der Christ wahrt eine ge wisse Entfernung vom Staate, weil er noch höhere Dinge kennt, die ihm in seinen heiligsten geweihtesten Stunden offenbar wer den: die himmlische Heimat. Aber bei allen bewegten Zeiten sind es Katholiken gewesen, die wertvollste Rettungsdienste lei steten, während andere, die so gern das Wort national nur für sich gelten lassen, tatenlos beiseite standen. Der katholische Volksteil sieht ihnen ohne Furcht entgegen, denn den Katholiken ist der Weg klar vorgezeichnet: Das Volk mutz gerettet werden. Da sollte man bewundernd stehenbleiben vor der katholischen Weltanschauung. Und wer ehrlich sehen will, der muß es zugestehen: Die katholische Kirche unserer Tage hat dem deutschen Volke viel gegeben. In den Tabernakeln der Welt werden viele Hostien ver wahrt und jeden Tag wird in viele Kelche der Wein geschüttet. Aber das alles vereinigt sich zu dem einen Christus. Millionen von Menschen stehen zur katholischen Kirche, aber ein Herzschlag eint sie, ein Glaube, ein Gott. Die Kirche ist berufen, die Menschheit zu erziehen zu Brüdern und Schwestern. Wenn die Menschheit Gott ablehnt, wir harren aus, wir bleiben treu, wir stemmen uns dem Unglauben entgegen und gebieten halt vor dem Kreuze des Gottessohnes. Die Ausführungen wurden mit großem Beifall entgegen genommen. Im weiteren forderte Kantor Günther die Be sucher der Festversammlung auf, sich ebenso zahlreich an der Einweihung der neuen katholischen Schule in Leutersdorf am 12. Oktober zu beteiligen. Pfarrer Schindler sprach in seinem Schlußworte den Dank aus, allen Teilnehmern, allen Rednern, allen Milwirken den. Unvergeßlich werde allen dieser Tag bleiben. Unter gro ßem Beifall der Versammlung gab er ein Telegramm von Bischof Dr. Schreiber bekannt folgenden Inhalts: „Dem Lausitzer Katholikentag und der Zittauer Iubelgemeinde sendet herzliche Grüße und bischöflichen Segen Christian, Bischof von Berlin." Ein Wort über die musikalische Ausgestaltung der Feier. Die Stadtkapelle Zittau hatte den instrumentalen Teil der reichhaltigen Bortragsfolge übernommen und bot in der Wiedergabe der Jubel-Ouvertüre von Keler-Bela, des Krönungsmarsches a. d. Oper „Die Folkunger" von Kretsch mer, einer Paraphrase über das Lied „Au? der Jugendzeit" von Radeck und einer Fantasie aus den „Meistersingern" präch tige Unterhaltungsmusik, die sich wirkungsvoll in den Rahmen einpaßte. Der Zittauer Pfarrcäcilienverein iiberlraf sich an die sem Tage wieder einmal selbst. Man hörte von ihm einen Chor aus dem Oratorium „Bonifatius" von Wiltberger, das „Alleluja" von Kromolicki, beide mit Orchesterbegleitung, und den gemischten Chor „Du bists, dem Ruhm und Ehre ge bührt" von Haydn. Man weiß ja längst, daß Meister Berger ein berufener Chorleiter ist, der seinen Chor auf erstaunliche Höhe geführt hat. Daß man auch den Volksgesang zu seinem Rechte kommen ließ in den beiden Liedern „Wir sind im wah ren Christentum" und „Den Gruß laßt erschallen" sei anerken nend hervorgehoben. Manche hatten vor diesem Tage gebangt, weil sie nicht an einen Erfolg glauben wollten. 1200—1500 Besucher fanden sich ein, geeint in demselben Denken und Wollen und erlebten einen Tag, der noch lange nachzittern wird und von rechtem Erfolge gekrönt sein mag. Mag jeder für seine Person sich voll und ganz dafür einsetzen! Lusaticus Dresden und Umgebung Kein Ausgleich -es Kaushallplanes Dresden, 29. September. An der gcmeinschaftliä)en Sitzung des Rates und der Stadtverordneten, in der der Vorschlag des Einigungsausschusses zu behandeln war, nahmen 35 Stadträte und 70 Stadtver ordnete teil. Die Sitzung hatte das vorauszusehende Ergebnis. Der Stad trat nahm sämtliche Steuern an, dagegen stimmten die Stadtverordneten nur der Schankerlaubnis steuer und der Gemeinüebiersteuer zu und lehnten mit verschiedenen Mehrheiten die Katzensteuer, die Hunde steuer, die Getrünkesteuer, die Bürgersteuer und die Musikinstru- mentensteuer ab. Die Abstimmung dauerte beinahe 1 Stunde. Ihr ging eine mehr als vierstündige Debatte voraus, in der die einzelnen Parteien noch einmal ihren Standpunkt Verlegten. Wie üblich, machten die kommunistischen Stadtverordneten und Stadlräte endlose Ausführungen: Rußland wurde wieder als das gelobte Land hingeslellt. — Im Lause der Aussprache kam es auch wieder einmal zu lebhaften Auseinandersetzungen zwischen den Kommunisten und dem Vertreter derZentrums- partei, der gegen den Stadtrat den Vorwurf der Be nach, teiligung der Organisationen der konfessionellen Wohlfahrtspflege erhob. Zu der Abstimmung ist noch zu bemerken, daß der früher abgelchnte Beitrag des Stndtrates zu den Kosten der Ordnungs polizei im Betrage von 3 300 000 NM. gegen die Stimmen der Sozialdemokraten und Kommunisten angenommen wurde. — Die gemeinschaftliche Sitzung erreichte gegen Mitternacht ihr Ende. Nachdem die Steuern abermals durch die Stadtverordneten abgelchnt worden sind, wird der Rat die Entscheidung der Ge- meindekammer herbeiführen, um das noch offenbleibende Defizit von rund 414 Millionen Mark zu decken. Ob und in welchem Umfange die Gemeindekammer auf die Einsührung der Musikinstrumentensteuer der Katzen- und Hundesteuer zukom men wird, muß abgewartet werden. Die Ungerechtigkeit gerade dieser Steuern liegt auf der Hand. Bedenklich ist auch, daß ihr Ertrag gar nicht gesichert ist, weil man annehmen muß. daß sehr viele Tierhalter die Steuern nicht ausbringen können und z» einer Beseitigung der Katzen und Hunde kommen werden. Die diesjährigen Haushaltplanberatungen haben deutlich bewiesen, daß die schlechte Finanzlage der Stadt nicht allem durch neue Steuern, sondern nnr dnrch die allergrößte Spar- samkeit in allen Zweigen der Stadtverwaltung beseitig: wr^n kann. sSluf den Verlauf der Sitzung kommen wir noch aus führlicher zurück. D. Red.) : Feuer in der Hygiene-Ausstellung. In der Nacht zum Montag bemerkte ein auf dem Platz der Nationen stationierter Wächter der Wach- und Schließgesellschaft im Internationalen Restaurant eine» Feuersärein. Er alarmierte sofort die Feuer wehr, die kurz- darauf mit vier Fahrzeugen an der Brandstelle erschien. Inzwischen bekämpften einige Wächter das Feuer, welches eine Wand im sogenannten arabischen Cafe ergriffen hatte, mit einem Minimax-Handseucrlöscher erfolgreich. Die Feuerwehr hatte etwa eine Stunde mit den Lösch- und Auf räumungsarbeiten zu tun. Das Feuer ist vermutlich durch glimmende Uebcrreste einer Zigarette entstanden. Pädagogische Akademie für Berlin Zur Neuordnung der Lehrerbildung In Preußen. Die Neuordnung der Lehrerbildung in Preußen ist bereits so weit fortgeschritten, daß an 15 Orten Pädagogische Akademien errichtet wurden. Von diesen sind Bonn und Beuthe« sür Katholiken bestimmt. Die anfangs langsam einsetzende Neugründung wurde zu Ostern 1930 beschleunigt, weil sich aus den schulstatistischen Berechnungen ergab, daß der Bedarf an Lehrern für evangelische Schulen zu Ostern 1932 durch die bis herigen Akademien nicht mehr gedeckt werden konnten. Z-u Ostern 1931 ist die Gründung roeiterer Akademien in Berlin geplant. Anfangs rvar wohl beabsichtigt, drei Akademien nach Berlin zu legen, und zwar je eine zur Ausbildung von Lehrern an evangelischen, katholischen und weltlichen Schulen. Diese Absicht des Ministeriums für Wissenschaft. Kunst und Volksbil dung wurde von liberaler Seite stark bekämpft und die Grün dung einer simultanen Akademie befürwortet, die sür alle Lehrer bestimmt und in ihrer Größe eine Ausnahmestellung unter allen anderen Akademien einnehmen sollte. Nach Presse meldungen hat das Ministerium sür Wissenschaft, Kunst und Volksbildung jetzt die Gründung einer simultanen Akademie in Berlin—Köpenick und einer katholischen in Berlin- Spandau in Vorschlag gebracht, da man den Widerstand gegen die simultane Lehrerbildung auf katholischer Seile kannte. Dieser kam deutlich und entschieden bei den Verhandlungen über die Neugründung der simultanen Akademie in Frankfurt o. Main im Jahre 1925 zum Ausdruck. In diesem Kampfe wurde di« Zentrumssraktion des Preußischen Landtags m ein- wütiger Weise vom Episkozrot, vom katholische» Volke und von den Vereinen katholischer Lehrer und Lehrerinnen unterstützt. Als sich trotzocm eine Mehrheit für die simultane Akademie im Landtag fand, legte das Zentrum Beschwerde beim Reichs- Minister des Innern ein, der eine Entscheidung des Staats gerichtshofes herbeiführte, die erklärte, daß „die Errichtung einer paritätischen Akademie in Frankfurt a. Main nicht gegen die Reichsoerfassung verstößt". Vorher hatten sich di« Bischöfe von Limburg und Fulda und der Fürstbischof von Breslau, Kardinal Bertram, als Vorsitzender der Fuldaer Bischoss- konsercnz in einer Eingabe gegen diese Art der Lehrerbildung gewandt und erklärt, daß sie nicht in der Lage seien, einen be sondere» Dozenten für katholische Religion an diesen Akademien zu bestellen und den dort vorgebildeten Lehrern nicht die miss:» canonica, den kirchlichen Lehrauftrag zur Erteilung des Reli gionsunterrichtes, erteilen könnten. In einem Hirtenschreiben warnten dann die Bischöfe van Fulda und Limburg vor dem Besuch dieser Akademie. Jetzt haben sich bei der Unterbringung der die Akademie in Frankfurt o. Main absolvierenden kaiho- lischen Lehrpersonen an katholischen Schulen Schwierigkeiten ergeben. Mit Rücksicht ans diese eindeutige und entschiedene Stellungnahme des katholischen Volksteilcs scheint der Plan einer einzigen simultanen Akademie für Berlin fallen gelassen und der oben gekennzeichnete, neue, ausgestellt zu sein. Gegen diesen wird von evangelischer Seite lebhafter Wider spruch erhoben. Ein deutschnationaler Antrag verlangt, daß in den Haushaltsplan in erster Linie Mittel zur Errichtung einer evangelischen Akademie in Groß-Berlin eingesetzt werden. Auch die Berliner Stadtverordnetenversammlung wird sich auf Gruna eines volksparteiiiäien Antrages mit der Angelegenheit beschäf tigen müssen. Vo„ evangelischer Seite wird befürchtet, daß sich die simulkane Akademie in Berlin zu einer vornehmlich welt lichen gestalten wird, da mit dem Besuch von Katholiken en,- weder gar nicht, oder nur in verschwindend kleiner Zahl zu recknen ist. Das kommt in den Kleinen Anfragen der Wirl- schaftspartci und der Partei des christlich-sozialen Volksdienstes zum Ausdruck. In dieser simultanen Akademie sieht man nicht die Wahrung evangelischer Belange. In einer dieser Anträgen wird ausgeführt, daß „die geistig-religiöse und weltanschauliche Bildungsmöglichkeit durch den simultanen Charakier gehemmt wird" Wir können dem nur znstimmen. * Anders dagegen müssen wir uns zu den Stimmen ver halten, die sich mit Spandau als Sitz einer katho lischen Pädagogischen Akademie beschäftigen. Nach Mitteilung der „Deutschen Zeitung" vom 7. September 1930 hat die Vereinigung der Christlich-unpolitischen Elternbeiratsmit- glieder und der Evangelische Elternbund eine Entschließung gefaßt, die im Interesse des konfessionellen Friedens vor oer Errichtung einer katholischen Akademie in Spandau, gerade in der Stadt, von der aus einst die Reformation ihren Einzug in die Mark Brandenburg gehalten hat, und in den Räumen, die ursprünglich die Lehrerbildungsstätte des evangelischen Alt- Berlins gewesen ist" Don anderer evangelischer Seite wird nach dem „Reichsboten" in einer Eingabe an das Ministerium sür Wissenschaft. Kunst una Volksbildung am Schluß ausgeführ!: „Es wäre geradezu ein Schlag ins Gesicht für unsere evange lische Bevölkerung, wenn gerade das evangelische Spandau, die Wiege der Reformation im brandenburgisch-preußischen Staate, der Sitz einer katholischen Pädagogischen Akademie würde D'e Umwandlung dieses Seminars müßte nicht nur die evangelische Bevölkerung unseres Bezirks, sondern die ganz Berlins, ja die des ganzen Preußenlandes aufs tiefste verletzen." Hierzu einige sachliche Bemerkungen.' Eine katholische Akademie >n Spandau wird an der geschichtlichen Tatsache der Reformation nichts ändern, und eine Beunruhigung der evan gelischen Bevölkerung kann in diesem Zusammenhang ernstlich nicht erörtert werden. Das evangelisckie Lehrerseminar ist mit der Tradition Spandaus noch nicht allzu eng verknüpft: denn vor nicht allzu langer Zeit wurde es erst von der Friedrichstraße nach dort verlegt. Demgegenüber sei hier folgendes fcstgestellt: Das katholische Lehrerseminar in Breslau, das auf der Tominsel und im Selmttcn der Domtürme liegt und auis engste mit dem Katholizismus Breslaus und Schlesiens verbunden war, ist in eine evangelische Akademie umgewandelt. Es ist nicht bekannt, daß von katholiscl)er Seite irgendein Widerspruch dagegen erhoben wurde. Zudem sott Spandau nicht nur den Nachwuchs an katho lischen Lehrpersonen für Berlin, sondern für den ganzen Ollen rechts der Elbe liefern. Was gegen Spandau angeführt wird, könnte so bei jeder Stadt des Ostens, der Diaspora des Katholi zismus. gesagt rverden. Berlin mit seinen 403 780 Katholiken bildet darin den Kernpunkt wie kaum eine Stadt des Ostens. Auch in wirtschaftlicher und verkehrstechnischer .Einsicht muß sich die Wahl für Berlin entscheiden. Eine für alle gemeinsame Akademie in Berlin kommt für uns Katholiken überhaupt nicht in Frage. Zudem wird der Bisckof non Berlin zu einer simul- tonen Akademie keine andere Stellung einnehmen, wie die Bischöfe von Limburg und Fulda und die Fuldaer Bischofs- Konferenz. „vorausgeahnte Erfindungen und Entdeckungen" In alten Romanen" ist dos Thema eines Rundsunkvortrages den Herr Dr. Robert Stein, Lcixnig, am Mittwoch, den 1. Oktober. 10 Uhr im Programm des Mitteldeutschen Senders halten wird.
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