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Sächsische Volkszeitung : 26.09.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-09-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193009264
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19300926
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19300926
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-09
- Tag 1930-09-26
-
Monat
1930-09
-
Jahr
1930
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 26.09.1930
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Am »ie Wohlsahrlserwerbslosen Die Rückwirkungen aus die Landkreise. Dom Landkreistag wird uns geschrieben: Die Betreuung der Wohlfahrtserwerbslosen bildet für Ge- msinden und Kreise augenblicklich das schwierigste Finanzpro blem. Der Präsident des Deutsch» Landkreistages, Dr. von Stempel, bringt in der „Zeitschrift sür Selbstverwaltung", Nr. 18 vom 16. September 1930, interessante statistische An gaben. Aus diesen geht hervor, das; neben den Stadtkreisen auch die Landkreise als Bezirksfürsorgeverbände in wei testem Matze von der Sorge für die Wohlfahrts erwerbslosen betroffen werden. Die Entwicklung in den Landkreisen hat jedes vorauszusehende Matz überschritten und die Etats der Kreise vollständig über den Hausen geworfen. Aufschlussreich sind die Zahlen für den Kreis Mors. Hier wurden betreut: am 31. 7. 1928 146 Wohlfahrtserwcrbslose am 31. 3. 1929 190 Wohlfahrtscrwerbslose am 31. 7. 1929 183 Wohlfahrtserwerbslose am 31. 3. 1930 416 (-^ 100 Proz.) Wohlfahrtserwerbslose am 30. 8. 1930 (— 207,6 Proz.) Wohlfahrtserwerbslose Für die spatere Zeit gestalten sich die Zahlen nach den Berechnungen des Arbeitsamtes folgcndermatzen: «in 31. 7. 1930 1266 --- 282,5 am 31. 8. 1930 1602 --- 359 am 30. 9. 1930 1886 --- 423 am 31. 10. 1930 2313 --- 518 am 30. 11. 1930 2609 --- 586 am 31. 12. 1930 2902 --- 681 gegenüber dem Stande vom 31. 3. 1930 ( — 100). Die Fürsorgcauswendungen betragen am 31. 12. 1930 in diesem Kreise 1,1 Million mehr als sür das Rechnungsjahr 1929. Davon entfallen auf den Kreis 770 000 Mark, auf die kreisangehörigen Gemeinden 330 000 Mark. Da der Kreis Mors aus Reichsstcucrübcrweisungen nur 710 000 Mark erhält, übersteigt die vorstehende Belastung diese Summe noch um 60 000 Mark. Im Kreise Bitterfeld werden am 30. 9. 1930 von 1000 Einwohnern 135.65 Wohlfahrtscrwerbslosenuntcrstiitzung beziehen, das sind 13,56 Prozent der Bevölkerung. Bis zum Ende des Jahres wird sich diese Zahl auf 20,46 gesteigert haben. Daraus ist zu ersehen, datz, wenn nicht seitens des Reiches in irgendeiner Form Abhilfe geschaffen wird, eine Reihe von Landkreisen in kürze st er Fristom Ende ihrer Finanz Kraft angelangt sein werden. Die Forde rung der Landkreise nach einer wirksamen Reichshilse ent springt einer brennenden Notlage, deren Beivältigung ihnen aus eigener Kraft nicht mehr möglich ist. Es handelt sich mit hin für die Kreise geradezu um eine Lebensfrage, und vom Reich mutz erwartet werden, das; cs unverzüglich Maßnahmen ergreift, eine wirksame Verminderung der kommunalen Be lastung durch die Wohlsahrtseriverbslosen herbcizusühren, um den drohenden sinanziellcn Zusammenbruch der Kreise «bzu- wenden. vr. Marx über das Wahlergebnis Der Berliner Korrespondent des „Excelsior" hat den frühe ren Reichskanzler Dr. Marx um seine Ansicht über die Wahlen befragt. Dr. Marx erklärte: Die Wahlen haben dieses Mal nicht die wahre Ansicht des deutschen Volkes zum Ausdruck gebracht. Sie haben höchstens einen Zusn ad momentaner Verwirrung widergespiegelt. Ein grosser Teil der Wähler, der von einer Art Fieber befallen war, wird bald wieder zur Vernunft kom men. Die über ihre Erfolge erstaunten extremgerichtelen Ele mente sind bereits stark cingeschüchlert. Die Notwendigkeit, vor die sie jetzt gestellt sind. Beweise für ihre positive Arbeit zu er bringen, nachdem sie sich in einer fortgesetzten und leichten Kri tik an dem gegenwärtigen Staat gefallen haben, bringt sie in öutzerste Verlegenheit. Meiner Ansicht nach liegt kein Grund vor, sich auf katastrophale Ereignisse gefatzt zu machen. Gewiss hat die gegenwärtige Regierung sehr schwierige Probleme zu lösen. Die grosse Koalition scheint allein nicht auszureichen, um der Regierung eine sichere Mehrheit zu geben. Ich glaube aber nicht an einen Gewaltstreich. Man darf immerhin nicht verges sen. datz einer Opposition von 13,5 Millionen Stimmen 22,6 Millionen Wähler gegenüberstchen, die bereit sind, den Staat und seine Einrichtungen zu verteidigen. Die Republik befindet sich nicht in Gefahr. Schupo und Reichswehr sind durchaus zu verlässig und werden jedes Komplott gegen den Staat, von welcher Seite es kommen möge, durchkreuzen. In der Person des Reichspräsidenten von Hindenburg besteht ferner die grösste Sicherheit gegen jede Uebcrraschung. Kamps gegen -Le Dresden, 26. September. Anlässlich seiner Tagung in Dres den hatte das Sächsische Rote Kreuz zu einer Besichtigung der Heilstätte des Instituts sür Wirbelt uberkn lose ein geladen. Es ist ein verhältnismässig kleines, aber recht schmuckes Krankcnhcim, das das Denische und Sächsische Note Kreuz mit Unterstützung des Reiches und insbesondere auch der sächsischen Negierung in Klotzsche bei Dresden geschossen haben. Trotzdem hat dieses Institut, vorläufig dos erste und einzige seiner Art, bereits unendlich viel Gutes geschossen und vielen Menschen Gesundheit und neuen Lebensmut gegeben. Wie der Leiter des Institutes, Dr. v. Finck, in seiner kurzen einleitenden Ansprache an die Dersammelten erklärte, ist er bei der Behandlung der Wirbeltuberkulose von ganz neuen Gesichtspunkten ausgegangen. Er steht nicht auf dem Stand punkt, das; die Wirbeltuberkulose ohne Buckelbildung nicht heil bar sei. Sein Ziel geht dahin, den Buckel zu entfernen und die durch die zerfressenen Wirbel entstandene Lücke dadurch aus zufüllen, datz die Wirbelsäule entsprecliend zusammengepretzt wird, bis sich die Knochen wieder berühren. In bezug auf die Heilung der Tuberkulose ist Dr. v. Finck ebenfalls ganz neue Wege gegangen, indem er auf dem Standpunkt steht, datz die Tuberkulose nur durch Liegen geheilt werden Kanne. Die dadurch bedingte Schwächung der lebensunwichtigen Mus keln sei eine Notwendigkeit, weil der Organismus bei der Unterernährung während der Krankheit diejenigen Kraststosfe, die zur Erhaltung der lebenswichtigen inneren Organe und zur Bildung von Kampfmitteln gegen die Bazillen dienen, aus den in den Muskeln aufgespeichcrtcn Vorräten herausholen könne. Das gelinge ihm aber nur mährend der Muskelruhe. Tie Be fürchtung, datz die Muskeln infolge des langen Liegens der Kranken — eine Behandlung dauert 14 bis 2 Jahre — ge schwächt blieben, sei durch die Erfahrung widerlegt. Sobald die Tubcrkclbazillen unwirksam gemacht seien, füllten sich die Muskeln wieder auf und das Wiedergchenlerncn biete gar keine Schärfere Erhebung von Steuern Das sächsische Finanzministerium hat beobachtet, datz die Ablieferungen an Staats-Grvnd- und Mietzinsstencr seitens der Hebebehörden vielfach unzureichend sind, hauptsächlich, weil die Erhebung dieser Steuern auch in solchen Fällen, wo die durch die jetzigen Wirtschastsverhältnisse gebotene Nachsicht nicht am Platz ist, nicht allenthalben mit dem der allgemeinen Finanz lage Rechnung tragenden Nachdruck betrieben wird. Das Fi nanzministerium macht nunmehr den verantwortlichen Stellen zur Pflicht, alle Matznahmen zu ergreifen, di« geeignet erschei nen, den geordneten Steuereingang zu gewährleisten. Bor allem sollen die Vorstände der Hebcbekärden hierfür sorgen. Gegen säumige Behörden soll mit allem Nachdruck vocgegangen werden. Kommunistische Aqiralionsarilräge Die Kommunisten haben im Landtag verschiedene neue Agitationsantrüge eingebracht, deren erster eine Anweisung an die Gemeinden verlangt, das; sie die Kosten für die Rezepte und die Gebühren für Krankenscheine von je 0,50 NM. sür die Mit glieder der Ortskrankenkassen übernehmen sollen. Der zweite Antrag verlangt die Aufhebung der Beiträge der kleinen Land wirte zur Landwirtschastskammer. Ein dritter Antrag verlangt die Schaffung von Radfahrwegen und der vierte Antrag wendet sich gegen die Verschlechterung von Bildungsmöglichkeiten. Die Skaaksparkel wird mil Demokraten fundier! Wie die Sächsisch-Böhmische Korrespondenz erfährt, hielt die Deutsche D.moiiratische Partei am Mittwoch in Dresden eine Landes-Parteivorstandssitzung ab, die aus allen Teilen Sachsens stark besucht war. Ter Landesparteivorslaud beschlos; u. a. folgendes: „Die Deutsche Staatspartei mutz organisatorisch fundiert werden und zwar unter möglichst starkem Einbringen des demokratischen Mitgliederbestands in die Slaatspartei und alle ihre Organisationen. Es ist notwendig, das; zwischen dein über die Auflösung der Deutschen Demokratischen Partei bc- schlietzenden Parteitag und dem begründeten Parteitag der Deutschen Staalspartei ein längerer Zwischenraum von etwa I vier Wochen liegt." Wirbeltuberkulose Schwierigkeiten. Wie Dr. v. Finck durch Röntgenbilder nachiveisen konnte, hat er nicht nur erreichen können, datz die weitere Vernichtung der Wirbelsüulenknochen aushörte, sondern das; sich neue Knochen bildeten und der Wirbelsäule neuen Halt gaben, so das; der gehellte Patient ohne jedes Hilfsmit- t e l leben und seiner Beschäftigung nachgehen konnte. Als geheilt gilt der Patient bereits, wen» der Buckel beseitigt und die weitere Vernichtung der Wirbelsäule aufgehörl hat. Bis zur Bildung der neuen Wirbelsäulenknochen wird der Körper des Patienten durch ein besonderes Korsett gestützt. Wie Herr Dr. v. Finck noch anssührte, ist es natürlich wichtig, das, die Erkrankten möglichst früh i» Behandlung kommen, wobei das Lebensalter an sich keine Rolle spielt Nur in Ausnahmefällen gelinge es, eine Heilung zu erzielen, wenn der Krankheits- beginn mehr als vier Jahre zurückliege. Nicht untersckä.tzt werden dürfe bei der ganzen Behandlung auch die psychologische Seile. Ein im Anschlutz an den kurzen Vortrag vorgenommener Rundgang durch das cinsach. aber sehr freundlich eingerichtete Heim war mehr als alle Worte geeignet, davon zu überzeugen, datz es sich bei diesem Heim wirklich um ein autzcrordenllich verdienstvolles Werl; handelt. Alan darf ohne Ileberlreibung sagen, das; hier manches Menschenleben nicht nur dem Siechtum, sondern dem sicheren Tode entrissen worden ist. Dabei hat die Leitung alles getan, um den Patienten die lange Liegezeit so erträglich wie möatich zu machen und den Charakter des Kran kenhauses möglichst zu verwischen Bei einigermatzen gutem Wetter liegen die Patienten auk den grotzcu überdachten Veran den des Heinis. Durch sinnreiche Konstruktionen eines den be sonderen Verhältnissen des stets liegenden Patienten nnnevatzten Krankenlischcs ist diesen die Möglichkeit gegeben sich mit Lesen, Handarbeiten und dergleichen zu beschäftigen, während die schulpftichtigen Kinder regelmässig durch eine staatlich geprüfte Lehrerin betreut werden. !.riprig und Umgebung Endgüttioes Ergebnis im Wahlkreis 29 Leipzig, 21, September, Nach den Feststellungen des Wahlkreisausschusses eMmIlen auf den Wahlkreis 8 Mandate, und zwar erhalten SPD. 4, KPD. 2. DBP 1 und NSDAP. 1 Mandat. Es verbleiben 347 888 Reststiinme», die dem Wahlkreisverbandsvorschlag und weiterhin dein Reichswahlvorschlag zugeführt werden. Die auf die einzelnen Parteien entfallenen Stimme» betragen nach dem endgültigen Ergebnis' Soz. 288 370, DNPP. 30 727, Zentrum 5277. KPD. 142 251, DBP 77 654, Ehr.-Soz Bg. 4110, Slaatsp. 26 222, Wirlschp 57 064, NSDAP. II5 987, Sachs. Landv. 31134, Valksr. 21 752, Kons. Bp. 9514. Ehr.-Soz. Bolksd. 10 008, Freib 1124, Poln. 135, Hausb. 1559. Tie Zahl der Stimmberechtigten stellte sich auf 916 871. Abgegebene Stimmscheine wurden 21817 gezählt. Die Zahl der ungültigen Stimmen betrug 7841, die der gültigen Stimmen 827 988. Im Stadtkreis Leipzig wurden gezählt für die Soz. 158 601 Stimmen, sür die DNPP. 10 718. Zentrum 3769. KPD, 83981. DBP, 59 152, Ehr.-Soz, Pg, 2641, Stoalsp, 15291, Wirt schaftspartei 23 707, NSDAP, 62 559, Landv, 670, Vvtksr, 14 468, Kvns, 6505, Bolksd 5116, Freib, 664, Poln, 85, Hausb. 431. Stimmberechtigt waren 503 050 Personen. Tie Zahl der ab- aegebenen Stimmen beträgt 10 688, ungültig sind 4296, gültig 454 421, ) Abgelehnle Steuer», Tie Stadtverordneten lehnlen nach inehr als süiifstülidiger Sitzung die Erhöhung der Biersteuer und die Einführung der Gemcindegetränkestcuer und der Bür- gerslcucr ab, ) Die Rochlitzer Bcainien machen keine Ucbcrstunden mehr. In ihrer letzten Sitzung fassten die Stadtverordneten den Be schlutz, die Rochlitzer Beamten im Rathaus keine Ucberstunden mehr macken zu lassen, Arbeiten, die keine besonderen Kennt nisse verlangen, sollen durch augenblicklich autzcr Beschäftigung stehende Angestellte besorgt werde», ) Allerlei Dlebesbcute. Zwei Kachelöfen wurden aus einem Neubau in der Klara Wieck; Slratze in Leipzig Schöneseld von Dieben forlgcschleput, allerdings noch nicht zusamniengesctzle Oese», sondern das Material, das aus 21 Ecken, 23 Kacheln und den Hauben bestand, — Ein ähnlicher Diebslakl wurde in einem Neubau au der August Müller Slratze in Knautkleeberg verübt. Die Kunst der Köhlen und Felsen «usstellung der Mannheimer Kunst Halle. Die derzeitige Ausstellung der Mannheimer Kunst- Halle: „Die Kunst der Höhlen und Felsen" tsl von besonderer kulturhistorischer Bedeutung, Einen allge meinen Wert, einen wichtige» Anziehungspunkt erhält sie durch die Darbietung der Felsbilderkopicn, die die südaiiierikanischc Forschunascxpevition von Leo Frobenius (1928 h>» 1930) mitgebracht hat. Tausende, Zehntausende von Jahren sollen die einzelnen ier in technisch ausgezeichnet gemachten Nachbildungen vor- icgenden Höhlen- und Felsenzeichnungen Südsrankreichs, Spaniens und Afrikas alt sein. Naturgemäß beherrscht da an gesichts der grotzartigen Vollendung, die einzelne Werke aus zeichnen, den Beschauer die dumpfe Frage: Was ist mit der sogenannten „Entwicklung" der Menschheit?, eine Frage die ja auch angesichts der ungeheuren Leistungen der alten Aegyptcr oder Asiaten oft genug gestellt werden kann. Mutz diesen im posanten Leistungen gegenüber nicht manches, das mir als „Er rungenschaft^ bewerten, recht schwach und verwässert erschei- neu? Zehntausend« von Jahren soll ein Bison-Bild alt sein, eine großartige, formal wie psvchologisch reifste Leistung, die wir heute in dieser Ursprünglichkeit und Klarheit des Erfassens der wesentlichen Momente sür fast unmöglich halten könnten. Wie leicht fällt es da, auf ein Ressentiment zu verfallen und den beliebten Satz auch für di« Kunst anzuwenden: datz alles schon einmal dagewesen ist und nur einem ewigen Lllechsel und einer Wiederkehr unterliegt. Das noch mehr wenn wir auf einer alten Höhlenzeichnung Frauengestalten finden, die ganz überraschend aus ein Haar — selbst in der Schlankheit der Ge stalt und der modischen Kleidung — unserem derzeitigen Mode ideal entsprechen. Künstlerisch gesehen, stehen als Qualitätsleistung di« TI e r- darstellungrn hier im Mittelpunkt. Datz sich gerade bei den besten Werken der ganze Ausdruck der Form und des Lvesens des Tieres auf knappst« Umrisse beschränkt, soll ja nicht dazu ver leiten, darin «inen Ausdruck von „Primitivität" zu sehen, Man darf nie vergessen datz knappste Ausdruck-weise In allen Fällen am schwierialten iit und das größt« Können und Willen ver langt. Dies« Tiere in den alten Höhlen und Felsen sind mit unter von rührender Einsalt, beseelt, von animalischer Lebens freude und Energie, Ein Lama steht da wie ein Modell brav, wt« wissend, datz es abkouterfeit wird. Ganz entzückende Giraffen recken ihre dekorativen Hälse, Ein Stier blickt sich «er-tzt um: wer wagt cs, nur vor die Hörner zu kommen? Das plumpe, runzelige Rhinozeros macht gar kampscsmntige Bewegungen: sicht man doch aus dieser Darstellung, wie ge fährlich dieser Gegner werden kan», Elefanten spiele» in grotesker Laune, Strauße pludern sich hochmütig, «in Tiger greist einen Elefanten an, ei» Asse überlätzt sich beschaulicher Melancholie. Dazwischen wirbeln in den (ost zehn Meter langen) Bildern der Forschungsexpcdilion langbeinige, diinn- lcibige Menschen, deren Umrisse nur nach möglichster Erfassung der Bewegung zu streben scheinen, Jagd, Vcrmmmlung, Kampf sind hier die Houptmotvie, Phankastisch« Gestalten, formlose Gebilde künden undeutbaren Mythos. Landschnstcn dehnen sich weit, hügelig und steinig ans. Eigentümlich sind die verschie denartigsten Baumsorten, die hier in diesen entweder gemalten oder cingeritzten Arbeiten vervielsältigt erscheinen. Eine wichtige Arbeit hat diese Expedition geleistet. Sind doch diese Reste alter Kultur- und Kunstäutzerungen vielfach der Vernichtung überantwortet. Viele Fragen allerdings' wie alt, woher? stehen noch osfen. Immerhin ist «in grotzer Schritt zur Klärung dieser Fragen getan, wenn Frobenius als nächstes Ergebnis die Feststellung einzelner bestimmt erkennbarer „Stile" buchen zu können glaubt, Di« Arbeit der Künstler, die di« wertvollen Kopien schufen, sei ebenfalls als glückliches Ergebnis vermerkt. Das Mannheimer Schlotzmuseum zeigt zu gleicher Zeit «ine Ausstellung Mannheimer Kupferstecher der Barockzeit, eine für das deutsche Kunstleben gleichfalls hochintercssanle Ucbersicht über ein einstmals berühmtes Gebiet der Kunstpslege am kurfürstlichen Hos des kunstsinnigen Earl Theodor. Di« Mannheimer Kupferstecher, die 1900 durch das Buch Max Oesers (Kupserstichlunst zu Mannheim im 18. Jahr hundert) neu entdeckt wurden haben in England und Frankreich erlernt« Methoden des Kupferstichs in Deutschland neu an gewandt und ausgcbaut. Heinrich Sintzenich, der später noch Berlin übersicdelte, ist der namhaftest« und wohl auch bedeutendst« von ihnen geworden. Diese Ausstellung gibt viel künstlerische Schönheit und Feinheit; auch viele kulturhistorisch interessant« Einblicke.... Man muk nur bedenken, dotz der Kupferstich eine der vornehmsten Bcrvielsälttgungsincllwven jener Zeit gckwescn ist, 1>r. IV. ovi-ee. Das erste internationale Nruckner.Hcst. — Das Programm des von der Internationalen Bruckner-Helellscliaft vom 27. bis .11. k:o!i«.'r in Lunchen veranstalteten crsttn internationalen Bruckner-^estes umi'.nn Bufsüt>ru",qcn der k. und i». Symphonie durch die Münchener Philharmoniker un:er S<bo!k der 8. und 9. unter Zxiu>c§ger. der l>.M'oll Mei>e untör Menn-ricb nad Lor *5 Mcll. Messe unter ^rderich, schlrchl.ch des Streichauinrcus in r ditr.h de's Quartett Skonto. Bon Millcakovich Morold v'ird einen Borlr.ifl über ..Bruck ners Sendung" halten. d:c Bavcrnche Staat orer ein B^aguelnhes Werk als lestoo'-stellung zur Bi.i'i'br-.-i"? !>ri""<-:. Dresden, Künstlcrhans. Die Buchhandlung am Fürstenplal; von Berta Tegge veranstaltete am Dienstagabend e:ne» literarisch-musikalischen Tee. Tr. Schulze- M a i z i c r hob in seinen einleitenden Worten hervor, dotz die beklemmende Kulturzerfahrenhcit durch herzhafte Fühlung nahme zu überwinden sei, datz das viele Treffliche ouf der Wett missverstanden und bekämpst werde und datz der heutige Abend ein Versuch zu jener Fühlungnahme, die eingangs eriväbnt wor den sei, sein solle Unsere heutige Zeit sei ein Zeitalter der Ber- mittlung. — Datz der Versuch immerhin ein Gedanke ist. dein sich nachgchcn lässt, zeigten der außerordentlich gute Besuch sder schwarze Saal war dicht gefüllt) und auch die geschmackvolle und vornehme Art der Darbietungen Eine Anzahl Musikdeslis- sener (wohl Liebhaber, denn leider nennt das Programm keine Namen) spielten Instrnmenlatwerke von Nietzsche (Ecce Homo), Abaco tAdsgio), Dvorak (Humoreske) mit guter Einfühlung, die bekannte Konzertsüngerin Doris Walde sang zu Nietzsche die Sopranparlie und lieh ihre klangschöne, gut gepflegte Stimme ansprechenden Gesängen van Gerda Kvch und G M Berg, Lite rarische Abwechslung brachten Fritz Di ettrich (Hosen) und Franzis G e r n o t h - E d e r, die u, a, Szenen aus Hebbels „Ju dith" und Rilke „Die Blinde" mit farbenreicher Svrechtechnik und starkem dramatischen Ausdruck vortrug, — Hier und da machen sich starke Bestrebungen bemerkbar, das Ilebcrmuchern mechanischer Musik und Sprechvortrage einzudüinmen und die lebendige Kunst wieder zu erneuern, Bietleicht sind dergleichen Veranstaltungen auch von Nutzen. Iedensntls fanden die Mil wirkenden sehr lebhaften Beisatt und wurde-» auch durch Blu- niengabcn geehrt. Man wird der Entwicklung der Abende von Berta Tegge mit Interesse entgegcnsehen können. Die Schreib weise des Programms in „guslas nageI"-Nachahinung dürste aber noch verfrüht sein, —Ist —
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