Suche löschen...
Sächsische Volkszeitung : 10.07.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-07-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193007107
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19300710
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19300710
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-07
- Tag 1930-07-10
-
Monat
1930-07
-
Jahr
1930
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 10.07.1930
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
„Moskau revolutioniert die Wett" Eine Enkschlietzung -es Sorvjer-Kongrefses l.eiprig und Umgebung Erweiterung -er Wasseranlagen Leipzig. 8. Juli. Da der Wasserbedarf der Stadt dauernd im Steige» be- giissen ist. machen sich in absehbarer Zeit erhebliäie Erwei terungen der Wa s s e r io e r k sa n l a g e n erforderlich. Der höchste Tagesverbrauch ist von 02 000 Kubikmeter 1025 aus 125 0t«) Kubikmeter 1020 gestiegen, die gesamte Förderung in derselben Zeit von 21,', auf 3t,8 Millionen Kubikmeter. Die städtischen Anlagen in Canitz, Naunhof und in den Vororten, können bei normalcin Grundivasserstand 155 01X1 Kubikmeter täglich fordern. Bei einer weiteren Steigerung des Verbrauchs in gleichem Ausmaße würde die Leistungsfähigkeit der vorlian- denen Anlagen 10.33 erschöpft sein. Es ist deshalb geplant, entweder an der Nl u j-d e bei Wasewitz ein zweites P » ni p w e r k mit einer durchschnittlichen Fördermenge von Ott 000 Kubikmet r täglich zu erriä>ten, oder aber die Beteiligung der Stadl Leip^ g an dem vom Provinzialverband Sachsen und den Städten Halle und Merseburg geplanten mitteldeutschen R e m e > n s ch a s l s iva s s e r ive r k bei Düben an der Mulde oorzusehen. Verl)andlungen hierüber sind noch im Gange. Die finanzielle Belastung der Stadt würde bei beiden Projekten etwa 2,50 Millionen Mark betragen. Sodann soll in Probstheida, wo bisher Wasserbehäl ter mit 52 000 Kubikmeter Fassungsvermögen vorhanden sind, ein neuer Hochbehälter von 30000 Kubikmeter Fas sungsvermögen errichtet werden, so datz dort die reichliche Hälfte des höchsten Tagesverbrauchs angesammelt werden kann. Weiter sollen hier Kreiselpumpen eingebaut werden, um das Wasser unter erhöhtem Druck in das Verteilungsnetz pressen zu können. Die Kasten dieser Anlagen iverdcn auf 1,75 Millionen Mark geschätzt. Hinz» kommen noch einige kleinere Anlagen, insbesondere der Ausbau des Rohrnetzes in den Randgebieten und in dem eingemeindelen Thekla, mit einem Kostenaufwand von 300 000 Mark. Für sämllick-e Planungen ist mit 4,0 Mill. Mark Kosten zu rechnen. Ta die Wasserwerke bisher init Krediten in Höhe von 4.7 Mill. Mark belastet sind», würde sich die Schuldenlast auf 0,3 Mill Mark stellen. Zu ihrer Verzinsung und Vertilgung wären 1,1 Mill. Mark jährlich erforderlich. Um diese Lasten auszu- bringcn. schlägt der Rat eine Erhöhung des Wasser- Preises von 18 aus 21 Pfennig je Kubikmeter vor. Die Stadt verordneten werden in ihrer heutigen Sitzung zu der Vorlage Stellung nehmen. > Vorstandssitzung des Reichsverbandes Deutscher Edel pelztierzüchter. Am Dienstag fand im Hotel Astoria die Vor standssitzung des Reichsverbandes Deutscher Edelpelztier- züchter statt. Die Besprechungen waren interner Natur und werden in der Hauptversammlung am 0. Zull im Hotel Astoria fortgesetzt. 1 Der Reichskommissar für das Ausstellungs- und Messe wesen auf der JPA. Der Reichskommissar für das Ausstellungs- und Messewesen, Geheimrat Dr. Mathies vom Reichswirt- schasisminislerium, stattete heute der JPA einen längeren Be such ab. Geheimrat Dr. Mathies hat erst kürzlich die Weltaus stellungen in Antwerpen und Lüttich besucht, er erklärte aber die JPA als ganz besonders gelungen. Qiemnik. lvicksu, ?Isuen Die Ursachen -es Brückeneinskurzes Chemnitz, 0. Juli. Tie Erhebungen der Kriminalpolizei haben ergeben, das; die Brücke über den Chemnitzflutz im Jahre 1020 erbaut wurde, nachdem die technischen Berechnungen über die Tragfähigkeit und die sonstigen Bedingungen von den zuständigen Behörden, geprüft worden waren. Der Verliehe aus der Brücke zur Zeit des Unfalls hat eine Ueberlastung nicht hervorgerufen, die etwa den Zusammenbruch hätte verursachen können. Ebenso hat irgend ein Konstruktionsfehler an der Brücke nicht Vorgelegen. Es wird vielmehr angenommen, datz der Einsturz erfolgen konnte, weil die Balkenköpfe des westlichen Seitenteils, aus denen das Mittelstück der Brücke ruhte, morsch geworden waren und der Belastung nicht mehr standhalten konnten. Die Beschaffenheit der Balkenköpse war aber äutzerlich nicht sicht bar und konnte auch nicht wahrgenommen werden, weil der Fäulnisprozetz vom Innern der Balken her eingesetzt Halle. Die Klärung der Schuldfrage wird sich äußerst kompliziert gestalten mangels gesetzlicher Vorkehrungen und wegen des Feh lens instruktioneller Vorschriften über die Vornahme von Prü fungen an der Brücke. Die restlose Aufklärung mutz den ge richtlichen Instanzen überlassen bleiben. Das Ergebnis der kri- «owno, 8. Jult. Nach einer amtlichen Meldung aus Moskau wurde in der Montagsitzung des kommunistiscl-en Parteitages der Komintern für ihre Tätigkeit einstimmig das Vertrauen und der Dank der Partei ausgesprochen. Die Meldung hebt-hervor, datz der Be richterstatter Molotow mit stürmischem Beifall für seinen Bericht bedankt wurde. Nach einer eingehenden Aussprache wurde eine umfangreiche E n t sch l i c tz u n g einstimmig angenommen, in der es heißt, datz die politisch« Linie de, Kom intern voll und ganz von dem Partcigang gebilligt werde. Die Tätigkeit der russischen Sektion der Komintern habe wesentlich dazu beigetragen, datz es der Komintern gelungen sei, die Arbeitermassen in der ganzen Welt zunehmend zu revolutio« nieren. Die Entschlietzung lehnt sich im wesentlichem zunächst an den umfangreichen Bericht Stalins an, indem sie auf die wach sende Krise der Weltwirtschaft hinweist, die „den Anfang vom Ende einer verhältnismätzigen Stabilisierung des Kapitalismus" bedeute. Es handle sich diesmal um die tiefste und schärfste Krise, die die Weltwirtschaft je gesehen habe und die notwen digerweise zu neuen Kriegen führen müsse. Dieses sei die Krise des Systems. Die Entschließung weist auf den Kampf um die Absatzstärke, auf die steigenden Zollerhöhungen und aus die im Zusammenhang damit stehenden zunehmenden Klassenlämpse hin und sagt, das Proletariat beantworte die Offensive der Kapitalisten mit einer zunehmenden Steigerung der Streikbewegung. In zahlreichen minalpolizeilichen Ermittelungen ist heute der Staatsanwalt schaft Chemnitz zugeleitet morden. Bei dem Brückeneinsturz waren seinerzeit über 200 Personen in den Chemnitzflutz gefal len und an die 30 Personen mehr oder minder schwer verletzt worden. tz. Antennen rechtzeitig erden. Beim Auftreten eines hef tigen Gewillers schlug der Blitz in Plan schwitz in die An tenne eines Gutes, als der Besitzerssohn gerade im Begriff war. die Anlenne zu erden. Er hatte den Erdumschalter bereits um gelegt, wurde aber vom Stuhle ins Zimmer geschleudert. Nur einen Augenblick spätere Erdung hälle genügt, um den jungen Mann zu töten. 5?U5 der l,2U5itr Krelssängerfesk in Schirgiswalde Das sreundliel>e Spreestädtchen Schirgiswalde wies am letzte» Sonntag kunstvolle Ehrenpforten, grüne Girlanden und wehende Fahnen aus. Der 4. Kreis im Sängerbund oer Sächsischen Oberlausitz veranstaltete hier sein diesjähriges Kreis- süngersest. Tie örtlichen Vorarbeiten für eine glückliche Ab wickelung der Veranstaltungen hatte der Männergesangvcrein „.Harmonie" übernommen: er hat sie auch mit vorbildlichem Eifer durä)geführt. Im treuen Gedenken der im Weltkriege für die Heimat gefallenen Sangeebrüder erfolgte vormittags in einer kurzen, aber würdigen Feier eine Kranzniederlegung am Kriegerdenkmal. In den Mittagsstunden trafen die auswär tige» Vereine auf dem Festplatze ein, wo sie von der .Harmonie mit Wort und Sang begrübt wurden. Nach einer kurze» Ge- samtprobc und einem Feslzuge durch die schängeschmückten Hauptstraßen der Stadt begann um 4 Uhr ans dem Schutzen- platze das grotze Festkonzert. Acht Lieder bot der aus reichlich .3 0 0 Sängern bestehende Massenchor unter der festen und umsichtigen Leitung seines Kreislieüermeisters, Herrn Kantor Fäb o Id-Crostau. Ter Chor entledigte sich seiner Aufgabe mit bestem Gelingen, es war erfreulich fühlbar, daß allenthalben in den Vereinen gründliche Vorarbeit geleistet worden war. Leider war die Zahl der Zuhörer nicht allzu grotz. Anschliessend an das Festkonzert im Freien, fand im Schützen haus ein wohlgelungcner Sänger-Kommers statt. Mit dem Ge samtchor „In allen guten Stunden" wurde nach kurzen, herz lichen Begrützungsworten des Vorortvorsitzenden, Herrn Dattler- meister D ub i a n-Schixgiswalöe, eingcleilet. Oberlehrer Wer ner, der als Bundesvorsitzendor auch zu diesem Sängertresse» ersehnnen war, gedachte in seiner Einsührungsansprache zunächst in Dankbarkeit unserer nunmehr befreiten Brüder am Rhein, sodann auch des in ganz Deutschland so schön verlausen«» „Deutschen Licdertagcs" am Toiisttag vorher. Das Deutschland lied folgte, von allen begeistert mitgcsungen. Den Willkommen- Ländern habe dieser Wirtschaftskampf bereits zu politischen Kämpfen geführt. Der Parteitag stellt sodann die Richtigkeit der vom vorhergehenden Parteitag ausgcgebenen Richtlinien über die Entwicklung und Vertiefung der Reoolutionsbewegung in China und Indien fest und hebt hervor, daß diese Be wegung nunmehr auch auf Indochina. Kongo, Haiti. Palästina und andere Kolonien übergegangen sei. Unter der aktiven Beteiligung der russischen Sektion habe die Kom intern überall ihre Losung „Klasse gegen Klasse" zur Durch- sührung gebracht. Dem Faschismus und der saschisierten Sozial demokratie werde unerbittlicher Kampf angesngt. Schließlich tritt die Entschließung für eine Fortsetzung des Kampfes gegen rechts und links, gegen den Rationalfnschismus sowohl als auch gegen den „S o z i a l s a s ch i s m u s" sowie für die weitere Aufrechterhatung der Parole „Klasse gegen Klasse" ein und fordert, daß die Partei beauftragt werde, das Partei programm im Sinne der nach dem Bericht Stalins ausgenom menen Entschließung umzuarbeiten. Nach dem offziziellen Bericht ans Moskau über die Arbeiten des kommunistischen Parteitages steht als nächster Punkt der Tagesordnung das bisherige Ergebnis der Durch führung des Fllnfjahresplans zur Beratung. In der Nachmittagssitzung am Montag hat Kuschbyschew mit der Berichterstattung begonnen, die in der Dienstag-Früh- fitzung fortgesetzt werden wird. grüß der Stadt Schirgisivalde überbrachte Bürgermeister Vogt. In Schirgisivalde seien Sänger steis besonders willkommen. Ihnen obliege es, die kostbaren Schätze aus dem Seuischen Män- iiergcsang zu heben. Er schloß mit dem Wort: „Mein deutsches Land, mein deutsches Lied, in Ewigkeit dich Gott behüt!" Nun betraten zunächst die beiden Schirgisivalder Männergesang- vereine nacheinander die Bühne: beide brachten Proben des vor 100 Jahren in Schirgiswalde geborenen Komponisten Theodor He ntschel in ivohlausgefeilter Form zu Gehör. Masscnchöre. gemischte Chöre der Harmonie Schirgiswalde und wunderschön gesungene Einzelchöre der Männer Gesang Vereine Großpostwitz, Crostau, Cunewalde, Eintracht Eohland, Tauiwiiheini und Har monie Schirgiswalde süllien noch mehrere Stunden und gaben dem Festtag einen würdigen, stiinmungsvollen Abschluß. Nach der erlisten Mahnung, überall die Jugend wieder dem deutschen Liede zuzuführen, schloß der Kreisvorsitzenoe, Uhrmacheimeister Räinisch-Lallenberg, den Festakt. ze. I. Ein Opfer des großen Sturmes. Am Sonnabend, als der große Sturm tobte, hat eine ältere Witwe in Preit > tz den Tod gesunden. Sie wollte sich Wasser holen, wurde vom Orkan umgeworfcn und war sofort tot. Eigenartig ist es. daß es die erste Leiche in diesem Jahre ist, die beerdigt wurde. I. Tödliche Folgen eines Radunsalles. Im Großenhainer Stadlkrankenhaus ist am Montag der Auszügler Starke aus Großdobritz an den Folgen eines Fahrrndunsalles gestorben Der alte Herr wurde in der oorhergegangenen Nacht auf dein Hohlweg zwischen Kmehlen und Baselitz mit einem schweren Schädelbruch unweit seines Fahrrades aufgesunden Wirtschaft un- Bausparbewegung Uns wird geschrieben: Der BouspargeSanke kam gerade noch zur rechten Zeit nach Deutschland, um den weiteren Zer fall unseres Baugewerbes aufznhalten. Wer heute damit rech net. sein« dringlichsten Bauwünsche durch staailiche Hilse er füllen zu können, der hat sich von vornherein verrechnet. Bau markt und Bautätigkeit sind jetzt zur Hochsaison so stille wir ehedem zur Winterszeit. Kein Geld! Im Lager der Bausparer jedoch wird gebaut. Haus sür Haus entsteht, werden ausbezahlt mit den zur Verfügung gestellten Geldern aus dem großen Reservoir der Bausparkasse. Sa schiebt sich die Bauspar bewegung langsam, aber stetig und kraftvoll als ein gesunder Keil unter das bedrohte Gebäude unserer Wirtschaft. Einem der bedeutendsten Bersichernngsmalhematiker Deutschlands ist es nunmehr gelungen, ein ilkiusiiarsystem, ähnlich den Systemen der Lebensversicherungsgesellschasten, auszuarbeiten. Das ..Ba t c r ia nd s y jt e m". so benannt nach der „Balerland", Gemeinnützige Banspar A -G., Dresden-A. 1, Planenscher Platz, sagt den Bausparen!, wann sie. je noch ihren Leistungen, ihr Bangeld erhallen können Die bisherigen Systeme sahen wohl die kürzeste und längste Wartezeit vor, nie aber einen bestimm ten Zeitpunkt der Bangeidzuteiluiig. Schwalbensptel am Abend Don Peter Bauer Am Balkonbord kühlen sich, dichtgedrängt in weißen Holz küste» versammelt, die Geranien ihre Feuerköpse a» ersten Abendschatten. Sie haben sich berauscht an Sonnenglast wie an schwerem, goldperlenden Wein, daß ihnen die Glut in die Kronen stieg und ihre roten Ballen immer praller sich füllten, immer fiebernder brannten, als würden sie im nächsten Augen blick auseinanderberstcn und ihre zarten Blütenblätter wie Funken zerstieben. Nun beruhigt sich langsam ihr erhitztes Blut. Das Wehen eines sanften Windes macht Blumen und Bäume, Vögel und Menschen froh. Sein Atem ist feucht und kühl. Es hat irgendwo gewittert. Ein paarmal im späten Nachmittag waren die fernen Donner einer Wetterschlacht zu hören. Vereinzelte schwarze Molken, die hoch am grüngolden gebänderten und geäderten Himmel ziehen, kommen wohl von dort. Sir treiben wie versprengte Schiss« nach ausgetobtem Kampf. Ein Fenster strahlt den Glanz des verklärten Himmels in die Straße, der Stille und Friede lächelt. Aus einem anderem, das sperrangelweit ojsen steht, lärmt Radio in die Nachbarschaft. Lin kleiner Beamter läßt seine Mitmenschen an seinem Feier- »bendvergnllgen, Musik unzulänglich zu hören, liebevoll teil nehmen. Man sollte sammeln für ihn. Für einen guten Laut sprecher. Aber dann würde seine Hörerwut wohl noch wahl loser und unersättlicher sein. Endlich ist 'Pause, und die Sperlinge schilpe» schöner als je. Ein Schmulbenschwarm schießt plötzlich wie vom Himmel geworfen, reißenden Flugs in mein Blickfeld. Sie pseilen un glaublich schnell in Schleifen und Kurven auf und nieder. Bald vereinzeln sie sich und beschreiben, mit ruhigen Flügeln segelnd, schwebende Kreise, bald jagen sie einander mit tollem Flattern und wilden Zickznckstößcn. Niemals aber entbehrt dieses Gleiten und Wirbeln der Anmut und reizvollen Eleganz. Leicht wie eine Flocke im Wind wiegt sich der kleine Körper, der zwischen den langen, spitzen Flügeln und dem tiefgegabelten Schwanz kauin noch Schwere zu haben scheint. Dabei rufen sie schwatzend «nd zwitschernd einander ihre Freude und ihren Jubel zu. Ein langgezogenes scharfes „Ssri, Ssri" verrät, daß Mauersegler dabei sind, die ausdauerndsten Flieger in der Nähe des Men schen. Von früh bis spät liegen sie in der Lust, aus der sie im Fluge soviel Insekten aufschnappen, als sie Appetit haben. Sie sind ebenso unermüdlich als flink und ausgelassen. Eben noch hängen sie mit ihren scharfen Krallzchen an der senkrechten Giebelwand, an die sie im Fluge sich antlanimerlen, und schon wieder sind sie mit einem Flattern und einem Husch davon. Manchmal scheinen sie sich gruppenweise einander zu jagen, manchmal einzeln, oft überschneiden und kreuzen sich die Flug bahnen verschiedener Paare in verwirrendem Durcheinander, und dennoch berühren sich die tollkühnen Flieger niemals. Ein unvermeidlich scheinender Zusammenstoß wird im letzten Augen blick zum wunderrollen Schauspiel graziöser Lenk- und Äus- weichekunst. Schon schimmert am Firmament der rötliche Abendstern, der erste Bote der nahenden Nacht. Aber die Schwalben spielen noch immer hoch über Dächern und Schornen. Wie kleine schwarze Flocken erscheinen schließlich die fern sich tum- melnden Flieger dem Auge. Noch über dem aufsäulenden Rauch eines Schlots segeln und flattern sie, wie dieser eine klare, friedliche Nacht kündend und schönes Wetter sür den morgigen Tag. Dresdner Lichtspiele Von der Tatsache aus, daß in Europa in einem Jahr zwei Millionen Frauen das Opfer pfuscherischer Schwangerschasts- Mterbrechung werden, will ein wissenschaftlicher Film der Züri cher Universitätsklinik „Frauennot — Frauenglück", der jetzt in den U T - L i ch t s p i e l e n gezeigt wird, bewertet werde». In sehr eindringlicher Weise und an Beispielen aus dem täglichen Leben demonstriert er die hohe ärztliche Kunst unter Beachtung aller hygienischen Schutzmaßnahmen gegenüber dem nicht scharf genug zu verurteilenden Vorgehen heimlicher Pfuscherinncn Das vielumslrittene Problem des tj 218 des Strafgesetzbuches wird sachlich vom ärztlichen Standpunkt aus behandelt und eindeutig festgcstelll, daß eine Unterbrechung der Schwangerschaft nur erfolgen darf, wenn der Arzt sich davon überzeugt hat, daß das Leben der Mutter sonst gefährdet wird. Im übrigen bringt der Film einwandfreie Ausnahmen einer Kaiserschnittoperalion, einer normale» Geburt und einer Blut übertragung. U E. aber gehört die Aufführung dieses Filmes in den geschlossene» Kreis der reifen Frauenwelt! Im Capitol ist ein Filmstreifen von dem Kampf um die Wellmeisterschasl im Boxen zwischen Schineling und S h a r k e y zu sehen. Es ist ein Tatsachenbericht, der für Schmeling nicht gerade sehr günstig aussällt. Was man auf der objektiven Leinwand von ihm sieht, ist ein in allen Teilen des Kampfes unterlegener Kämpfer. Sharkey erscheint groß überlegen: systematisch deckt er, zunächst mit mächtigem linke» Haken, zur Abwechslung dann mit Serien nicht weniger gesähr lichen Rechten und Upperucts, Kopf und Kinn seines Partners. Gewiß ist der Elan, mit dem Schmeling trotzdem dauernd an greift, nicht zu verkennen. Unbestritten bleib! auch die Tatsache, daß er in der vierten Runde seine tapferen Angriffe noch ver stärkte und sichtlich offener und günstiger wirkt. Daß die Welt Meisterwürde, die Schmeling nach dem bekannten und viel erörterten Tiefschlag zuerkbnnt wurde, ihm nicht ganz verdient zusiel, beweist die schars ablehnende Haltung des Publikums. Es mutet deshalb grotesk an, wenn der Sprecher des Films dem neuen Weltmeister dauernd Lobeshynmcn spendet, die im Gegensatz zu dem stehen, was auf der Leinwand zu sehen ist. — Im Rahmenprogramm unterhalten einige Tonfilme aufs beste, so der Scherenschnitt-Tonsilm „Die Jagd nach dem Glück", der Micky Tonfilm „Jedermann seine Jazzband" und „Flock und Flickies spanisches Abenteuer". Das Prinzeß-Theater zeigt einen unbeschwerten Unterhultungssilm. Schon der Titel „D er Näch ste — bttt e" deutet darauf hin, daß es keine Probleme zu lösen gibt, viel mehr ein moderner „Haarformer Betrieb" eine besondere Nolle spielt. Karl Huszar-Pufsy charakterisiert den wohlbeleib ten Inhaber eines solchen Betriebes, Adele Sandrock ist die energische Tante vom Lande, auf deren Kosten der Inhaber zind eine Familie ldie in Wirklichkeit gar nicht existiert) lebt. Dar aus ergeben sich naturgemäß die komischsten Situationen, die ihren Höhepunkt erreichen, wenn die Tante zu Pferd stach Ber lin kommt, um nach der „Familie" zu sehen. Ueber alle Ver wicklungen hinweg wird aber alles zu einem harmonischen Ende geführt. Die Zwischentexte könnte» weniger drastisch sein, s« witzig sie an sich sind.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)