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Sächsische Volkszeitung : 09.07.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-07-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193007094
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19300709
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19300709
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-07
- Tag 1930-07-09
-
Monat
1930-07
-
Jahr
1930
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 09.07.1930
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Wie wir- die Ernte? Flurbegehung -es lan-wirlschasMchen Vereins Schirgiswal-e virmnllr. lvlcksu. Das Äeimalfefl -er Sla-l Meerane Meerane. 8. Juli. Wohl selten ist ein Heimatfest so sehr bis In alle Einzelheiten vorbereitet worden, wie dies bei dem Heimatfest der Stadt Meerane der Fall war, wo seit zwei Jah ren die Festausschüsse an der Arbeit gewesen sind. Unter der Leitung des Hauptausschusses war jede Straße nach einem ein heitlichen Plan dekoriert worden, so daß jede Straße ein ande res Fahnenbild bot. Alte Stadttore sind neu erstände«» Der Bismarck-Platz war in einen Blumengarten verwandelt, der Marktplatz über und über mit Fahnen und Wimpeln, behängen. Am Marktplatz spielte sich das Marktfest ab. — Die Eröffnung des Heimatfestes ging am Sonnabendnachmittag auf dem Markt vor sich. Abends gab es im Hause der Turngemeinde Kommers und im Dolkshaus ebenfalls einen solchen. Ein Hcimatfestspiel war mit diesen Veranstaltungen verknüpft. Die hereinbrechende Nacht sah die Stadt Meerane in ein einziges Lichtermeer ge taucht. Städtische Gebäude und Kirche waren von Scheinwerfer licht umflutet, das Rathaus hatte tausende von elektrischen Bir nen angcsteckt: es gab kein Gebäude, das nicht sür Festbeleuch tung gesorgt hätte.— Bus dem Kriegcrfrledhof fand dann am Sonntag die Kriegerehrung statt. Mehrere Ausstellungen zeigten in sehenswertem Rahmen das von der engeren und weiteren Heimat Gebotene. Am Sonntagnachmittag setzte sich dann der imposante historische Festzug in Bewegung: Industrie, Handwerk, Handel und Gewerbe waren mit prächtigen Fest wagen vertreten. Bis spät In die Nacht hielt dann das Volksfest an. Mit einem Kinderfest am Montag, an dem 2700 Kinder teilnahmen. klangen die Festtage aus. Vogklün-ischer Bunvesfänqerkag Am Sonnabend und Sonntag fand in Auerbach das 12. Voglländische Sängerbundesfest statt. Die Stadt war reich geschmückt. Eröffnet wurden die Feierlichkeiten mit dem sech sten ordentlichen Bundestag des Vogtländischen Sängerbundes. Die Regularien wurden reibungslos erledigt. An Stelle des bis herigen stellvertretenden Bundesoorsitzenden Hoehle sPlauenj, der sein Amt niedcrgelcgt hat, wurde Kaufmann Gorgaß sPlauenj gewählt. Das erste Festkonzert fand am Sonnabend abend in der Festhalle statt. Unter Leitung des Bundeslieder meisters Hertel sPlauenj bot der Kesamtchor zwei Chöre zum Gedächtnis der gefallenen Sangcsbrüder. Ausgezeichnet sang auch die Arbeitsgemeinschaft der Männergesangvereine Auer bach unter Leitung von Kantor Wege. Bürgermeister Malzahn eröffnet« den Festkommers mit einem Willkommensgruß Auer bachs. In dem Festzuge am Sonntagnachmittag wurden 100 Jahnen und zahlreiche Festwagen mitgeführt. Mit einem zwei ten Festkonzerte und einem Abschiedskommers schloß das Fest. tz Bürgermelsterwohl in Chemnitz. In der Stadtverord- netensitzung am Montag wurde Dc. Hartwig mit 31 gegen 21 Stimmen zum zweiten Bürgermeister gewählt. Ferner wurden wiedcrgewählt Stadlbkiurat Otto und Stadtrat Dr. Kilian. Bür germeister Dr. Hartwig stammt aus Meißen und kam 1003 als Polizeiasscssor nach Chemnitz. Er steht lm 58. Lebensjahre. tz Verkehrsunjälle im Vogtland. Der Polier Herbert Albert Dietzel aus Zeulenroda fuhr an^r Peripherie Plauens an einen Baum und zog sich beim Sturz von seinem Motorrad Verletzungen zu, daß er Ausnahme im Krankenhaus finden mußte. — Auf der Staatsstraße von Sohl nach Mühl hausen stieß ein Leipziger Krastwage», d>er aus Marienbad kommend aus der birken Straßenseite swie in der Tschechoslo wakei ublichj fuhr, mit einem Auto aus rllad Elster zusammen, das schwer beschädigt wurde. Personen sind nicht zu Schaden gekommen. — In der Nacht zum Sonntag fuhr ein Kr-atn-a----,, au! der Straße Schöirberg-—Bad Brambach in ein Motorrad aus Schünberg hinein. Der Motorradfahrer Paul Fisch-'-' —- u- mit emem Schäde.'bruch und andere» Berletzungen dem Plauener Krankenhaus .zugeführt rverden. — Der ^Bauunternehmer Frommberger aus Pöllwitz fuhr in Pausa mit seinem Motor rad gegen eine Straßen1>arr4ere und wurde schwer verletzt von hin'ukomcmnden Personen aufgefunden und dem Krankenlxnw in Grei.z -.ugeiührt. — In Weischlitz fuhr der 12 Jahre alte Sohn Herbert des Bahnbeamten Ernst mit seinem Fahrrad gegen ein Laslfahrzeug. 'Bei dem Sturz trug er derart schwere innere Verletzungen dano», daß er kurze Zeit darauf verstarb. tz Todessturz aus der Tenne. In Mühlhausen ver- ungluchte ein LOjähriger Gutsbcsitzeressohn tödlich. Er ivollle in der Scheune junge Taube» holen, stürzte dadci jedoch mehrere Meter tief ab. Der junge Mann schleppte sich noch bis zur Woh nung. wo er einen Gehirnschlag erlitt, der den sofortigen Tod zur Folge Halle. Schlrgiswalb«, 7. Just. Der Landwirlsch. Verein Schirgis- walde und Umgebung veranstaltete am Freilag unter der Lei tung des Herrn Professor Dr. S ch e I l e n b e rg e r-Bautzen ein« mehrstündige Flurbegehung. Die Beteiligung aus den Reihen der Landwirte war trotz der säst unertrnglichen Hitze eine recht gute. Ausgehend vom Krostauer Erbgericht führte der Weg über die Fluren des Kalle nberger Berge« durch den .Hag nach Kirsch« u. Immer wieder erhielten die Teilnehmer Fachurteile über den Stand de» Fcldfrüchte, Auf klärung und Belehrung über die geeignete Umgehungsart, über die tierischen und pflanzlichen Schädlinge und deren sachgemäße Bekämpfung. Mit der Besichtigung der Kirschouer Fluren nördlich der Bautzener Straße, endete der Lehrgang, im Freien, zu nennen: als Veiveis für seine Güte ist die Tatsache zu werten. Das draußen Geschaute faßte der Kursusleiter in einer >m Erbgcricht Kirschau sofort sich anschließenden Sitzung kritisch zu sammen. Auf Grund seiner Kenntnis der ganzen Obcrlausitz erklärte Herr Professor Dr. Schelle nberger den hiesigen Stand der Feldfrüchte als recht z u f r i e de n st e l I e n d. Gewiß sind die Spuren der nun bereits Uber zwei Jahre währenden Trockenheit überall bemerkbar. Als ein bciriährtes Mittel gegen das starke Lagern des (tzetreides empfahl der Redner stärkere Gaben non Phosphorsäure, Kali und Kalk und Zurück haltung in Stickstofsgabeu. Infolge der lzeutigcn .Hochzüchtung auf Bestockung«sähigkcit ist bei alle» Getrcidearten die Aus- Kur cker l.su5ik Nikolaus Bedrichs letzter Gang Ralbitz, 8. Juli. Am Sonntag wurde Pfarrer ein. Nikolaus Bedrich auf dem hiesige» Kirchhof feierlich beigesetzt. Er hotte ei» Aller von 70 Jahren erreicht, wie es der Psalmist dem Mensck>en zuspricht. Am 20. September v. I. beging er seinen 70. Geburtstag im Kranken!)au« zu Räckelwitz, wo er seit zehn Jahren unter Obhut der Barmherzigen Schwe stern seinen Lebensabend verbrachte. Wegen andauernder Ner venkrankheit mußte er vorzeitig i«. den Ruhestand treten. Zu nächst suchte er jahrelang Heilung im Sanatorium Weißensce bei Berlin. Wenig gebessert kehrte er in seine Heimat zurück und nahm seit 1!>20 dauernden Aufenthalt in Räckelwitz. Don hier aus wurde seine sterbliche Hülle ain Freitag nach Rolbttz überführt, wo er fast ei» Menschenalter als Seel sorger und Parochus gewirkt l>at und wunschgemäß auch, dort begraben sein wollte. Vom Pfarrhause, dos in der Zeit seiner Wirksamkeit neu erbaut wurde, trug man ihn zur Kirche. Nach dem Totenoffizium zelebrierte Erzpriesler Sauer unter Assistenz von Pfarrer K u r z e ,-Räckelwitz, und Kaplan Mül ler, Ehros! witz, ein feierliches Requiem, das ein Lehrcrchor durch die lateinische Messe mit Orgelbcgleitung besonders würdig gestaltete. Beim anschließenden Trauerzug gaben etwa 15 Kon fratres — darunter Prälat Sauer als Vertreter des Bischöl Irch'N Ordinariats und Propst Matschck als Derlreler des Klosters Et. Marienslcrn denr Verstorbenen das Ehrengeleit. Weiter begleiteten sämtliche Lrlsvcrcine mit Fahnen und eine überreiche Traucrgenieinde, zumeist Parochiane», die ihrem einstigen Pfarrer die letzte Ehre erweisen wallten trotz der mü- läglichcn Sounenglut, Pfarrer Bedrich aus dem letzten Weg. Die Begräbuisseierlichkeilen leitete der Ortspfarrer unter Assistenz und der Lehrcrchor sang dein snllxeren Ortsschul, inspeklor und ivahrhasten Berufsfreunde einen harmonischen Sä>eidcgruß ins offene Grab. Von einer Grabrede gründe. besonderen Wunsch des Verstorbenen abgesehen: Erzpriesler Eaner danlrte für das zahlreiche Geleit, i»sbeso»dere den Schwester» des Krankenhauses und Freiherr» uo» Fürsteni>erg sür die dem Verstorbenen erwiesene Liebe, Er entwarf da»» ein kurzes Lebensbild des Aersto'beueu, Pfarrer Bedrich >rmr 1850 in S ch nr e r l i tz be! Roseuthal geboren. Rach dem früh- zeilige» Tode des Micro übcrsiedelie die Mutier mit den beide» Söhnen »ach Bautzen und mancher Insasse de« früheren katho lischen Seminars wird sich noch gern Uiid danklxrr der „Mnlter Bedrich" erinnern, die anch den fremde» Kindern eine ivahr- saat stark herobzusetzcn. Als der beste Roggen ist der PetkuseA daß er 05 Prozent der Roggcnanbaufläche Deutschlands füllt. Der Blascnfuß hat in der hiesigen Gegend wenig S«l>aüen an« gerichtet: da ihm mit ci>«mtsch«n Mitteln nicht beizukommen ist, so ist ein sofortiges Unterbringen des Stoppcs dringend an,zu- roten. Unter den Weizenartcn l-aben sich der Salzmünder Eiandart und Salzmünder Ella sür unser« Berggcgcnd als be« sonders gut und winterfest beivährt. An Stelle des säst unver käuflichen .Hofers empfahl der Redner den Anbau eines Ge« menges van -10 Prozent Gerst» und 60 Prozent Gelbhaser. Ter Stand der Kartoffeln wurde al« sehr gut bezeichnet, hierbei wurden die. neuen gclbslcischigen Sorten „Erdgold" und „Ankerscgcn" ivarm empfohlen. Ernste Worte widmete Herr Dr. Scl>ellcnberger der de»Isci>en Roggen not. Es wird selbst sür den kleinsten Landwirt eine Notwendigkeit, seine gewohnte Roggcnaiibauflnche zugunsicn des Weizens wesenilich einzuschränken. Die Not zwingt ferner dazu, sremd- ländifche Futtermittel zu meiden und dafür das Benötigte in der eigenen Wirtschaft selbst zu er,zeugen. — Das Gesamturteil irwr für die hiesigen Landivirle sehr anerkennend, sie haben es verstanden, die Ergebnisse der Wissensämli mit der Praxis nutz, bringend aiizmvenden — Professor Dr. Schellenberger erntete reichen Beifall und herzlichen Dank. Mit einem kurzen Niick- blick ans die Vereinstöligkei! im verflossenen Jahr beschloß der Vereinsnnrsitzende, Sladtrat Josef G r o h m a n n , Schn-gis- walde, die interessante und wertvolle Veranstaltung. ze. hafte Mutter ivar. Beide Söhne sollten den geistlicl>en Beruf ergreife». Doch der älter« — Michael — mußte wegen Krank heit schon nach drei Jahren das Sluaium ausgeben und starb bald darauf. Der jetzt Verstorbene beendete seine theologisciien Studien an der Prager Universität und wurde 188-1 zum Priester geweiht. Zunächst fnngierre er ais Kaplan in Ralbitz und Nebel« schütz, um schließlich 1888 endgüllig als Piarrer die Parochie Ralbitz zu betreuen. Während seiner Amtszeit mnrde — wie bereits erwähnt — das neue geräumige Psarrhans und der jetzt iveithin sichtbare Turm erbaut, die Kirche innen und außen renoviert und ei» neues Glockengeläut angeschafft, dessen eherne Stimme sür ihn zum letzten Mal« erscholl. Der Verstorbene war ein äußerst gewandter und fruchllxrrer wendischer Schrift steller, der zumeist unter dem Pseudo»»!» „Radlubin" schrieb. Seine Arbeiten wurden ivegen ihrer Volkstümlichkeit sehr gern gelesen. Leider >>at die dauernde Kianklieit seine literarische Tätigkeit sehr bseintrüchiigt und so hat er noch verschiedene unfertige Manuskripte hinterlassen. Seinem „Erzähler" wird das wendisclze Volk ein dauerndes Gedenken bewahren und ei wird sortleben in seine» Werken. l. Tagung der sächsischen Ziegen,zllchter. Am Sonnabend und Sonnlag hielt der Landesziegenzuchloerband Sachsen seinen Verbandstag, verbunden mit einer Landesziegenschau und der Feier des zehnjährigen Bestehens des Landesverbandes, in Bautzen ab. Nachdem am Sonnabendnachmittag die Ziegen schau eröffnet morden war, krackte der Abend einen Bcgrtt- ßungskommers, in dessen Verlaus der Landesverbandsvorsitzend« Oberlehrer Purgkhardt lZiv'ckauj über „Die Lage der sächsische« Ziegenzucht" sprach. Die eigentliche Tagung fand am So»nla> statt. Nach dem Bericht des Oberlandmirtschaftsrates Dr. Marx sind d«m Verband 128 Vereine mit -1856 Mitgliedern angeschlos sen Ganz Sachsen hatte Ende 1028 136 302 Ziegen aufzuwei sen. Sodann sprach Dr. Marx über „Die Züchtungskunst unter besonderer Berücksichtigung der Leistungszucht unserer sächsi schen weißen und bunlen Edelziegcn". — Zum Ort der nächst« jährigen Tagung und Ausstellung wurde Chemnitz bestimmt. I. Ausstand wegen Lohnabbau. Wie die Dresdner Arbeiter stimme meldet, haben die Weber der Textilfirma Aug. Lesche jr. in K a in e n z einstimmig beschlossen, in den Ansstand zu treten, ivell die Firma versucht hatte, die Akkordstundenlöhne herab zusetzen. l. Bestrafte» Brandstifter. Das Schwurgericht Bautzen ver urteilte den 37 Jahre alten Kriegsbeschädigten Arbeiter Willy Mohanlt aus Bautzckx der am 20. März das städtische Ob» dachlose»ns»l in Bautzen vorsätzlich in Brand gesteckt hatte, zu 1 Jahre» Zuchthaus und 5 Jahren Ehrenrechtsverlust MWkillWdeMWllWerS Roman aus dein heutigen China von Erich v. Salzmann VVsi/rlFl- -L vtXXL MlUlo» VvelNU lvl. Fortsetzung 1 Wieder griff der Alte nach der schweren Brille, die ihm aus den Najenrücke» drückte. Er rückte sie zurecht. „Den Becher erkenne ich schon, wenn ich ihn sehe. Bon Bcgleitdokumenten habe ich nie etwas gehört. — Doch nun zeig mal her. was ihr da habt* Mst'e reichte Tai die eingewickelte Figur. Er wickelte sie aus und stellte sie aus das Marmormittelstück des Schwarz- halztischcs. Wieder ruckte der Alte an der Brille. Dann schlürste er näher Er besah sich die Figur von allen Seiten, trat zurück, hob die slack)« Hand an die Stirn und beschattete die Annen. DaDnn ging er wieder heran und nahm die wundervar ebenmäßige Figur mit de» vollende ten Linien in die Linke. Mit der rechten Hand suhr er über de» Kops u»d dann über die fein gewölbten, matt- glänzenden Fläche, des Rückens. Mit den Daumen strich er aus den Arme» entlang. Da kam ihm der Gedanke: Das ist die Figur, das ist einer von den berühmten goldenen Buddhas des Kaisers Wang Li aus der Mingdpnastie. „Schön, sehr schön, Gautama. Das ist Arbeit der Mliigdpuastie. Das war nie in Tibet. Das kommt aus der Verbotenen Stadt." „Nein, meine Großlamas sind vo» Lhasa direkt »ach Indien gereist, waren in London und gehen jetzt zurück. Sie waren nie in Peking " „Und das wollen die verkaufen? Mas wollen sie dafür haben?" „Zehntausend Dollar", warf Tai hin. „Junger Man», wissen Sie, was zehntausend Dollar sind? Das Ergebnis einer Lebensarbeit. Zehntausend Dollar sind nicht so leicht verdient." Wieder besah er die Figur, wieder streichelte er sie. Dan» ritzte er sie, holte Scheidewasser und beträufelte sie am Rand der Sitzslüche. die mit einer vergoldeten Kupfer platte geschlossen war, tn die das tibetanische Rad der tt-erechtigkeit eingezeichnet war. Der Alte bog den Kopf hin und her. Schließlich holte er die Silberwage. Be dächtig zog er das Gegengewicht hin und her und stellte vorsichtig Vas Gewicht des Buddha fest. ,.Zehntausend Dollar, zehntausend Dollar," murmelte er. „das muß man erst überlegen. Das ist viel Geld Zehntausend Dollar ist die Figur nicht wert. Wen» ich so viel Geld von einer Bank auszahlen lasse, bekommt die Hankauer Polizei Krämpse, wittert irgendein dunkles Geschäft, in das sie ihre schmutzigen Finger stecken kann. Die Figur ist dreitausend- siebenhundert Dollar wert. Ich biete dir tausend Dollar und werde dir einen Schein ausstellen, nach dem ich dir weitere zweitausend Dollar in zwei Raten zahle, wenn die Figur verkauft ist. Das wird nicht leicht sei», es wird lange dauern," Tai fühlte sich sehr erleichtert. Das Gescktzrst kam also in Gang Natürlich verlor man an der goldenen Figur, aber es erschien ihm, als ob man de» Alte» da in dunkle Geschichten milverwickelte, was für ihn nur von Nutzen sein konnte „Lehrer Wön, zahle mir jetzt fünfzehnhundert Dollar, meine Lamas brauchen sofort Geld. Wie soll denn der Nest nach Tibet gelangen, oder könntet Ihr das Geld hier auf einer engliscltz:» Bank deponieren? Die chinesischen sind mir nicht sicher genug. Vielleicht könnte ich auf der englischen Bank einen Barvorschuß bekommen?" „Das ist leicht zu machen " „Lehrer Wön. könnten Sic das Geld hierauf der engkiscl>en Chartered B ink deponieren?" ^ „Ja, das kann ich, dann merkt die chinesisM Polizei nichts, dann sind wir sicher." Nochmals fragte Tai: „Also fünfzehnhundert Dollar sofort?" Der Alte wand sich, da war die Versuchung, er war sich der Gefahr, in die er sich mit dein Ankauf dieses Stückes begab, voll bewußt. Aber benachrichtigte er die Polizei, dann bekam er gar nichts und hatte die Unannehm lichkeiten dazu Er konnte sicher sein, sofort Käufer für das wunderbare Stück zu finden. Er würde wohl hundert Prozent, vielleicht auch zweihundert Prozent daran ver dienen. Der amerikanische Thcf der englisch-amerikanischen Tabakkompani«, oder der javanische Generalkonsul würden e« nehmen, vielleicht sogar der reiche russisch« Teehändler. Der Chef der Hongkong- und Schanghai-Buhn kam auch iu Frage. Käuier würden schon da sein, denn sic wollten doch alle ihre Namen in den großen Museen der westlichen Länder bei den Schenkungen verzeichnet wissen. Wieder wog Wön die Figur in der Hand, stellte sie hin. betrachtete sie. Er liebte sie schon. In seinem alten, erkalteten Herzen stieg eine Leidenschaft für diese herr lichen Linien auf Solch Kunstwerk konnte nur unter der Mingdynasiie erstehen, unter ihren raffinierte», den Luxus liebenden Kaisern. Soich verfeinerter Geschmack war längst dahin Es hatte Iahriausende gebraucht ,ih» zu entwickeln. Jetzt zerschlug ihn eine grausame, sinnlose Revolution, und die Kunstwerke- der Alle» wanderlen in die Häuser der Neichen Amerikas und in die Museen Europas. „Also gut, ich werde die zwalshundert Dollar zahlen, und zwar in drei Schecks zu je vierhundert Dollar, damit es iilchi ausfällt. Der Nest, zweitausend Dollar, wird nach dem Perkauj der Figur in zwei Raten geznklt " Tai erwiderte nichts mehr, die Art und Weise des alten Mannes war jo bestimmt und klar, daß das Geichäft erledigt war. Ihm blieb nichts anderes als Annahme, denn die Ablage ltzitte ilm bei der Kenntnis des Alten in die größte Gefahr gestürzt. Won bat den beiden setz» die runden Schwarzholz hacker mit den Marinoreinlagen >um Sitzen an Er rief noch Tee und Zigaretten. Die alte Frau hüstelte hinter der Tür. „Kamm herein, alte Hsiang" Er stellte vor: „Hier ist meine Frau Bring mir das Scheckbuch " Nßähreiid er sorgfältig ülierlegciid und immer wieder zögernd den Scheck auszusiille» begann, sagte er, in die höfliche Anredesorm vcrsnllend »nd das vertrauliche „Du" verlassend: „Darf ich nochmals »m Ihre» werien Namen bitten? Sind Sie aus der Mak eingenihrt, oder soll ich den Scheck aus Ihre Lamapriester ausstellen? Sind Sic bekannt?" „Nein," cntgegncte Tai unsicher, er hatte diese Schwie rigkeit nicht vorausgeiehen. „Ich habe kein Bargeld zu Hause," meinte der Alt«. „Es sind schwere Zeiten, man muß sich vorjehcn " „Dann stellen Sie bitte den Scheck ohne Namen au», vielleicht löst mir das fremde Hotel den Scheck ein." lgorllrtzun« folgt»
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