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Sächsische Volkszeitung : 09.07.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-07-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193007094
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19300709
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19300709
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-07
- Tag 1930-07-09
-
Monat
1930-07
-
Jahr
1930
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 09.07.1930
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Sin Dors abgebrannl Kascha«. 0. Juki. In der Gemeind« Gerlachhof brach ein Feuer aus, das vierzig Gehöft« vernichtete. Da di« Einwohner aus entlegenen Feldern arbeiteten, konnten di« Rettungsarbeiten nicht sofort ausgenommen werden, so das, das ganze lebend« und tote In. vcntar mitverbrannte. Nach den bisherigen Feststellungen sind drei Personen umgekommen. Da weder in der Ort schaft noch in der Umgebung «ine Telephonverbindung besteht, traf die Feuerwehr erst zwei Stunden nach Ausbruch des Feuers ein. Bon den Gebäuden konnte lediglich dteKirch« und dieSchul« gerettet werden. Der Brand ist in einem schadhaften Kamin entstanden. Der Schaden ist nur In ge ringem Umfange durch Versicherung gedeckt. Das Dorf, das «17 Einwohner ruthenischcr Nationalität zählt, ist arm und aus rasche Hilfe angewiesen. «inen Begriff geben von Deutschlands Vergangenheit und die Ausstellung und vieles andere möge die Tatsache übermitteln, wie eminent tätig Deutschland auch in der Gegenwart lei. Der Redner schloß mit dem Wunsche, daß der Besuch die Bezichun- n der beiden Länder stärken und festigen möge. — Der Leiter s Neuyorker Gesundheitsamtes, Dr. Pick, sprach den Dank für den freundlichen Empfang aus. Ausländischer Besuch auf drr Internationalen Hygiene- Ausstellung. Der bulgarische Ministerpräsident Exz. A. Liap- tschew und der frühere bulgarische Gesandte Exz. St. Tcha- prachikow haben in Begleitung des hiesigen bulgarischen Konsuls die Internationale Hygiene-Ausstellung und das Deutsche Hygiene-Museum eingehend besichtigt. Ebenso besuchte der Leiter der Technischen Abteilung des Aegyptischen Gesund heitsamtes Dr. Muhamed Saki Schabt aus Kairo die Inter nationale Hygiene-Ausstellung und das Museum. : Die städtischen Kinderheime Bärensteiner Straße 8 und Bodenbacher Straße 29 werden während der großen Schulferien vom 14. 7. bis mit 16. 8. 1930 geschlossen; alle übrigen städti schen Krippen und Kinderheime bleiben geöffnet. Die Kinder der geschlossenen Heime werden während dieser Zeit in benach barten Heimen ausgenommen. Die städtischen Kinderhorte und Hilfsschulhorte sind während der diesjährigen großen Schul ferien geschlossen. : Der allgemeine Dresdner Einzelhandelsverband hat die mit den Angestellten-Gewerkschaften abgeschlossenen Gehalts tarife zum' 31. d. M. gekündigt. Dieser Kündigung hat sich auch der Bezirksausschuß des Kleinhandelsverbandes für Dresden und Umgebung angcschlossen. : Wiedersehensfeier ehemaliger Schützen 108. Der Landes verband ehemaliger Schützen 108 veranstaltete am Sonnabend und Sonntag in Dresden seinen Schützentag, an dem zahlreiche ehemalige Regimentsangehörige teilnahmen. Auf dem Begrü- ßungsabcnd am Sonnabend, der im großen Saal des Ausstel lungspalastes abgehalten wurde, bemerkte man unter den zahl reichen Teilnehmern den General der Infanterie Edler von der Planitz, Generalleutnant von Schmieder als Vertreter des Prin zen Johann Georg, die Generalmajore Hans und Conrad von Coppenfels u. a. Von Neichswchrseite nahmen u. a. der Stadt kommandant von Dresden, Oberstleutnant Ehrig, und der Füh rer der Traditionskompagnie, Hauptmann Richter, an der Feier teil. : Tie Bekämpfung von Waldbränden. Zu den in erschrek- kender Zahl auftretenden Waldbränden nimmt die Technische Noihilfe in einer Zuschrift Steilung. Die sehr beachtenswerten Anregungen betonen die Notwendigkeit einer einheitlichen Orga nisation. Die Zahl der Feuerwachttürme in Wald und Heide bedarf einer Vermehrung. Die Schnelligkeit ausreichender Hilfe ist das beste Mittel einer wirksamen Bekämpfung. Die Be mühungen der Technischen Nothilfe gehen dahin, eine Sonder gruppe auszugcstalten, die infolge ihrer Zusammensetzung und Ausrüstung den höchsten Anforderungen gewachsen ist. : Lehrgang für Beerenweinbereitung. An der Weinbau versuchs- und Lehranstalt der Landwirtschaftskammer, Oberlötz nitz, findet am Freitag, den 11. Juli, vormittags beginnend, der diesjährige Lehrgang für Bcerenweinbcreitung und Herstellung von Fruchtsäften statt. : Chronik der Unfälle. In der Nacht zum Sonntag wurde «m der Ecke Blascwitzer und Fürslenftraße ein Mechaniker von einem Personenkraftwagen überfahren. Schwerverletzt mußte der Verunglückte dem Krankenhause Iohannstadt zugeführt werben. — In der Nacht zum Montag stieß auf dem Postplotz «in Motorradfahrer mit einem Kraftwagen zusammen. Der Motorradfahrer erlitt lebensgefährlich« Verletzungen. Er wurde ins Friedrichstädter Krankenhaus gebracht. — An der Ecke Siebcnlehner und Hohenzollernstraße streß ein Motorraafahrer, der sein Kind auf dem Soziussitz mit sich führte, von hinten gegen einen Autobus und kam zum Sturz. Das Kind erlitt schwere Verletzungen und mußte ins Krankenhaus gebracht werden. Der Fahrer erliit ebenfalls erhebliche Verletzungen. — Ins Iohanniterkrankenhaus in Heidenau mußte ein 28 Jahre alter Motorradfahrer aus Bärenhecke eingclic'ert werden, der am Sonntagvormittag mit seinem Fahrzeug zum Sturz gekommen ivar und schivere Verletzungen erlitten hatte. Neue Kandgepückaukbervahrung auf dem Kaupkbahnhof Dresden, 8 Juli. Am Montag, den 7. Juli, ist auf dem Hauptbahnhof Dresden »n Durchgang 4 eine weitere, dritte Handgepäck-Aufbewahrungsstelle eröffnet worden. Damit wer den die Schwierigkeiten, die sich aus der bisherigen Uebersüllung der Aufbewahrungsstellen von Zeit zu Zeit ergeben haben, be seitigt. Durch die Eröffnung der Handgepäck-Aufbewahrungs stelle 3 wurde soviel Platz geschaffen, daß auf dem Hauptbahn hof Dresden von Inhabern von Zeitkarten künftig auch ein sitzige Zwelräder mit Ausnahme von Fahrrädern mit aufgebau tem Hilfsmotor und Krafträdern gegen Lösung von Karten für Fahrradaufbewahrung regelmäßig abgegeben werden können. d. Tarifkündigung In der Wandplattenindustrie. Wie ver lautet. haben die Arbeitgeber der Meißner Ösen- und Wand- plaltcnwcrke den bestehenden Lohntaris zum 31. Juli gekünoigt. Nach einer Mitteilung des Fabrikarbeiterverbandes wird in den nächsten Tagen die Tarifkommission sowie die Branä-enleitung zu der Kündigung Stellung nehmen. Raupenschodcn an Kohlgewächse,,, wie sie in den letzten Jahren durch die Raupen der Kohlsä-abe und des Kohlweiß lings verursacht wurden, lassen sich um so leichter bekämpten, je früher man sie entdeckt und die nötigen Bekämpsungsmaß- nahmen ergreift. Wer daher beginnenden Raupenfraß oder auch nur starken Flug von Kohlweißlingsfaltern beobachtet, erbitte ungesäumt kostenlos Rat über die Bekämpfung des Säsiidlings. möglichst unter Einsendung von befallenen Pflan zen, unter Beifügung des einfachen Briefportos von der Staat!. Hauptstelle für Pflanzenschutz. Dresden-A. 16. Stübelalle 2. Gartenhaus. (1—3.) Braune Flecke» aus Kartosselblättern, die schnell an Größe zunchmcn und ost in wenigen Tagen zu einem völligen Ab- sterben der Blätter und Stengel führen, werden durch den Krautfäulepilz verursacht Die Krankheit tritt in feuchten Sommern oft so verheerend auf. daß die Ernte dadurch erheb lich herabgesetzt wird. Ueberdies sind die Knollen von geringer Güte; sie weisen trockenfaul« Stellen aus und Hallen sich schlecht. Um solchen Verlusten vorzubeugen. werden die Kartoffeln in Amerika, Holland und anderen Ländern im Jul! und August 2—3 mal mit Kupserkalkbrühe gespritzt. Diese Maßnahme ver dient auch bei uns, wo sie bisher kaum bekannt ist. allgemeinere Beachtung. Nähere Anweisung hierzu erbitte man unter Bei fügung des einfachen Briefportos von der Staatlichen Haupt stelle für Pflanzenschutz, Dresd«n-A. 16. Stübelallee 2. (1—4.) s. Aenderung der LandesprUfungsordrkking für die Ge- meindepolizei. Die sächsische Regierung plant eine gründliche Aenderung des Prüfungswesens für die Polizcibeamten. Von den Frühjahrsprllfungen 1930 ab ist an Stelle der bisherigen zwei Prüfungen nur noch eine Veförderungsprüfung abgcnom- men worden, doch handelt es sich nur um eine vorläufige Maß nahme. s. Ueberschreitung der Polizeistunde — nur Uebertretung. Nack; dem am 1. Juli in Kraft getretenen neuen Gaststältcngesetz könne» Ueberschreitungen der Polizeistunde in Sachsen jetzt wieder als Uebertretungen geahndet und durch das sog. abge kürzte Strafverfahren erledigt werden. Die Strafe, die dem bei einer Ueberschreitung der Polizeistunde Betroffenen von der Polizei In abgekürztem Strafverfahren abverlangt wird, kann praktisch als eine Art Hockersteuer gewertet werden. Dresdner Schlarbwiehmarkl Dresden, 8. Juli Austrieb: 96 Ochsen. 308 Bullen, 308 Kühe, 44 Färsen, 9 Fresser, 753 Kälber, 808 Schafe, 2239 Schweine zusammen 4066 Schlachttiere. Preise' Ochsen: a> 1. 67—61 (107). 2. 60—65 (101), b) 1 44—48 ,92. 2. 37—41 (83), c). d) —. Bul len: a) 66—60 ,98). b) 60—64 ,96), c) 44-48 (89). dl —. Kühe: a) 48-61 (90), b) 41-47 (86). c) 36^,0 (80). d) 26—31 (76). Färsen: a) 62—68 (102), b) 46—61 ,96). Fresser: a) —. Kälber: a) —, b) 63—76 (116), c) 60—67 (106), d) 60-68 (98). c) —. Schafe: a) 1. —, 2. 64 —68 (132), b) 66- 62 (126), c, 46—63 (113), d) 40-46 (111). Schweine a) 68-69 ,73), b) 60-61 (78), c) 63—64 (861. d) 62-64 (87), e) 60-412 (87). f) —. g) 60—64 (89). Ueberstand: 4 Rinder, davon 2 Ochsen, 2 Kühe, außerdem 67 Schafe. Geschäftsgang: Rinder mittel, Kälber mittel, Sä)afe langsam, Schweine mittel. l.«iprig un«I Umgebung Aus dem Skadkparlamenr Leipzig. 8. Juli. Die Stadtberordneten beendeten am Mon tag die Generalaussprache zum Haushaltplan für 1930. Nach dem in der Freitagsitzung der Finanzdezernent. Bürgermeister Hofmann, der Vorsitzende des Finanzausschusses, Stadto. Kirmse, und die Vertreter der großen Fraktionen gespro chen halten, kamen am zweiten Beratungstnge die kleinen Par teien bei schwach besuchten Tribünen und unter sehr geringer Anteilnahme des Hauses ausgiebig zum Wort. In mitternächti ger Stunde nahm man gegen den Widerspruch der Kommunisten einen Antrag auf Schluß der Aussprache an und verzichtete darauf, die vorgesehene zweite Rednergarnilur anzuhören. Die Abstimmungen erfolgen am Mittwoch. Eine Tagesordnung von 30 Punkten wurde dann noch bis auf wenige Punkte, über die eine Aussprache gewünscht wurde, im Eilzugstempo erledigt. In der Mittwoch Sitzung soll probe weise ein Rednerpult ausgestellt werden. Man hatte in einer der letzten Sitzungen bei der Beratung über die Verschär fung der Geschäftsordnung die Errichtung einer Rednertribüne beschlossen. Man erhofft davon eine straffere Abwicklung der Stadtverordnetensitzungen und eine Hebung des Niveaus dei! Aussprachen. 25 LM-Sonderzüge zur Herbstmesse In der kürzlich abgehallenen Konferenz über die für die Leipziger Herbstmesse (31. August bis 5. September) noiwendi- gen Sonderzllge wurde beschlossen, 25 LM Sonderzüge einzu legen, während zur Herbstmesse des letzten Jahres 21 LM Son derzüge gefahren wurden. Neben diesen LM Sonderzügen mit Fahrpreisermäßigung werden ungefähr 300 Züge als Vor- und Nachzüge zu dem fahrplanmäßigen Verkehr ohne Preisermäßi gung gefahren. Die LM-Sonderziige nehmen ihren Ausgang in Basel, Frankfurt, Saarbrücken, Meiningen, Stuttgart (zwei), Nürnberg (zwei), Koburg (zwei). München (zwei). Beuthen und Oderberg, Hamburg-Altona (zwei), Bremen, Münster, Bielefeld, Köln (zwei), Düsseldorf, Dortmund, Solingen, Aachen und Rot terdam-Amsterdam. ) Weitere billige Tage auf der IPA. Die IPA Leitung hat sich entschlossen, besondere Maßnahmen zu ergreifen, um allen Kreisen der Bevölkerung einen wiederholten Besuch der Aus stellung zu ermöglichen Cie hat beschlossen weitere besondere billige Tage einzuführen, und zwar wird künftig jederMitt - woch ein solcher billiger Tag sein. Der Eintrittspreis wird an diesem Tage statt sonst 2 Mark nur 1 Mark betragen. Er gilt für die gesamte Ausstellung. ) Opfer der Hitze. Einen Hitzschlag erlitt am Sonnabend, nachmittag der Bäcker Paul Höf er. Im Diakonissenhaus ist Höicr nach wenigen Stunden verschieden — Ferner brack am Sonnabendnachmitiag in einem Wagen r-er elektrückien Stra ßenbahn. an der Endstation der Linie 10 in Connewitz, eine ältere Frau plötzlich zusammen. Die Sanirätsmannichait konnte nur noch den bereits eingetretcnen Tod ieslslellen. ) Lagerbrand im Postamt. Kurz vor Mitternacht enistand im Postamt II in der Brandenburger Straße ein Lagerbrand, der aber bereits noch einvicrlelstündiger Tätigkeit der Feuer wehr gelöscht werden Konnte. Der Scl)aden ist unbedeutend. > Einbrecher am Werk«. In einer der letzten Nächte statteten Einbrecher einem Möbelgeschäft in Leipzig-Siötkeritz einen Besuch ab Sie werden sicher nicht wenig enttäuscht ge» ivesen sein, als ihnen trotz ihrer „schweren Arbeit" — sie er. brachen mehrere Schränke und ein Rollpult, wodurch oroßer Sachschaden entstanden — lediglich ein 4>aar schwarze hohe Herrenschnürschuhe und eine Mark Bargeld in dis Hände fielen. Von den Tätern fehlt jede Spur. — Am Sonntagabend bemerkte eine heimkehrend« Hausangestellte beim Be'reten der Wohnung ihres Arbeitgckrers zwei unbekannte Männer in der Diele. Einer flüchtete in ein Zimmer, während der andere dem Mädchen eine Pistole vor das Gesicht hielt und dabei „Halt!" rief. Die Angestellte ergriff die Flucht in ein anderes Zimmer und stieß dort wieder mit einem der Täter zusammen. Durch den Anprall stürzte sie zu Boden und wurde ohnmächtig Nach- dem sie sich erholt halte, ries sie telephonisch Hilfe herbei. Eine von der Polizei vorgenommene Absuchung blieb erfolglos. s. Erhöhung der Standeoamtsgebührenlk Im Hinblick auf die Einführung der sog. Hinweise in den Standesamtsregistern hat der Vorstand des Sächsischen Gemeindetages beim Ministe rium des Innern eine zeitgemäße Erhöhung der standesamt lichen Gebühren beantragt. Das Ministerium hat bisher noch nicht geantwortet. Theater und Musik Die Staatstheater vor neuen Aufgaben. Die Staats- oper Dresden bringt als Abschluß der Erneuerung des Nibe lungenringes am 13. Juli in neuer Inszenierung Götterdämme rung unter musikalischer Leitung von Fritz Busch, in der In szenierung von Otto Erhardt und mit Szenenentwürfen von Oskar Strnad heraus. — Das Schauspielhaus bringt >in den ersten Monaten der nächsten Spielzeit die Uraufführungen folgender Werke: Die Komödie „Sturm im Wasserglas" von Bruno Frank, das Lustspiel „Tempo über hundert" von Franz Cammerlohr, das Drama „Marsa" von Otto Erler und die Ko mödie „Journalist über Bord" von Robert Grötzsch. Zur Erst aufführung wurden erworben: Das neueste Werk Ferdinand Bruckners „Elisabeth von England", die Historie „Cäsar und Kleopatra" von Bernhard Shaw und das Schauspiel „Nachtasyl" von Maxim Gorki. Auf dem Gebiete des klassischen Dramas ist vor allein die Neueinstudierung der beiden Teile von Goethes Fällst geplant außerdem „Gyges und sein Ring" von Hebbel und Kleists „Penthesilea". Für einen Zyklus deutscher Lust spiele, der gegen Ende der nächste» Spielzeit stattfindc» soll, sind u a. folgende Werke in Aussicht genommen, deren Erstauffüh rung oder Neueinstudierung im Verlaufe der Spielzeit erfolgen wird: „Der zerbrochene Krug" von Kleist, „Lconore und Lena" von Georg Büchner, „Aipenliönig und Menschenfeind" von Fer dinand Raimund, „Der G'wissenswurm" von Ludwig Anzen gruber und „Ter Biberpelz" von Gerhart Hauptmann. Wegen der Uraufführung eines modernen Weihnachtsmärchens sind die Verhandlungen zur Zeit noch nicht abgeschlossen. Staatsopcr. Von „Siegfried" Hörle ich den zweiten «kt. Die szenischen Eindrücke, ausgenommen der Beleuchtung, konnten auch bei der Wiederholung keine günstigere Beurteilung puslösen. Wir müssen uns auf unsere früheren Auslassungen sestlcgen. Reiner Minien gab als „Siegfried" erneut be stechende Probeii seines gesanglichen und darstellerischen Talents. Eduard Habich war als „Alberich" eingesprungen und gab in Spiel und Gesang ein fesselndes Bild. Den „Waldvogel" betreute mit schöne» Stimmitteln Anny F r i n d. Für Ivar Andresen sang mit bewährter Künstlerschaft Willy Bader den „Fafner". Der Besuch war mäßig gut, aber der erste Rang zeigte die ge wohnte Leere Tie Theatervcrbände werden die Kassen nicht füllen. Es muß das allgemeine Interesse für die Oper wieder gewonnen werden. Dazu kann aber nur eine Herabsetzung der Eintrittspreise verhelfen. —Ist— Residenzthcater. Sommerliche Spiclplannöle pflegen immer dann erst akut zu werden, wenn das Wetter draußen dem Thea ter besonders abhold ist. Dann versucht man es mit erprobten Lacheffekten und cs zeigt sich stets aufs neue, daß das der rich tige Weg ist. So verfiel man diesmal auf den Neal-Fernerschen Schwank „Der müde Theodo r", der vor Jahren schon ein mal die Sommerattraklion des Residenztheaters war. Damals gab der allzufrüh verstorbene Anton Franck die Titelrolle. Seine prachtvolle Situationskomik ist mir gerade in dieser Rolle noch gut in Erinnerung, aus der er überhaupt erst „etwas machte", lieber das Stück selbst muß sogar ein ooraussetzungsloses Pu blikum beide Augen zudrücken. Es ist reichlich roh gezimmert und hier helfen nur Milderungen, wenn etwas Ersprießliches herausspringen soll. Aber aus der Grundidee, daß ein von der teuren Gattin pekuniär sehr kurz gehaltener Vokativus, um eine seitcnspringcrische Ehrenschuld tilgen zu können, sich als Nachtkellner verdingt und infolgedessen tagsüber daheim die „Schlafkrankheit" hat, ergeben sich so tolle Verwicklungen, daß man im Hochsommer, wo nachdenkliches Theater zur Unmöglich keit wird, gefangen genommen wird und sich in das Konzert der Lacher fast widerwillig einfügt. Gelacht wurde nämlich gestern abend und gekreischt obendrein, daß die dabei beteiligten Mus keln schmerzten. Fleck ist freilich kein Anton Franck, aber er wußte Rat: er spielte seinen Theodor einfach sächsisch und die Sache klappte. Ida Kattncr war die Gattin, man weiß, wie sie das macht, und Langer und Teller vervollständigten das Komikerguartett mit Spiellaunc. Ursula Rot her, Käthe Kaiser, Steffi Riva, Lisa Zimmermann, Ieß und Jan da hielten im übrigen'den tollen Betrieb aufrecht, dem Fischer als Spielleiter Leben verlieh. Er hätte auch dafür sorgen sollen, daß die wahrlich nicht zeitgemäße Verspottung der egrilaliven Krankenpflege, die sich die Autoren geleistet haben, unterblieb. Zck. Ausstellungstheater. Eine recht freundliche literarhistorische Reminiszenz bereitete das Ensemble Aenne Schönstedts den lei der nicht allzu zahlreich erschienenen Zuschauern der Sonntags- vorslellung Man gab des Andreas Gryphius Absurda Comica „Herr Peter Sguenz", jenes vortreffliche Rüpelspiel, das sich an die Theaterszenen des „Sommernacktstraums" anlehni und heute noch recht bühnenwirksam ist Das Tragieren der „jämmerlich schönen Komödie", das vor einer durchreisenden Majestät erfolgt, ist eine der größte» Köstlichkeiten in der ge samten deutschen Literatur und es war zu verwundern, daß nicht mehr Schüler eine so seltene Aufführung besucht haben. Vielleicht bringt man sie Ihnen vor den Ferien noch einmal extra! Gryphius. bekannt als der bedeutendste deutsche Lyriker seiner Zeit, war damals auch der einzige Dramatiker von Namen. Hätte er sich nicht die unglaublich dummen dramati schen Regeln eines Opitz zur Richtschnur dienen lassen, so wäre sicher auch das eine oder andere seiner ernsten Dramen noch heute spiclbar. So kennt man heute nur noch zwei komische Stücke, eben den gestern aufgesührten Peter Sguenz, die Satire auf die Handwerkcrpoeterei der damaligen Zeit, und den „Horribilicribrifax", die Verulkung des aufschneiderischen und gesinnungslumpigcn Offiziers im Dreißigjährigen Kriege. Beide verdienen erhalten zu bleiben. — Unter Max Eckhardt spielte man mit großer Liebe und recht ansehnlichem Können und Stilgefühl. Das gilt ganz besonders von Walter Zickler. Er gab die Titelrolle und stellte einen der von Gryphius oft ge zeichneten verbildeten und anmaßenden Pseudo Gelehrten auf die Bühne, daß man seine Freude hatte. Schon vor der Auf führung zog er mit seinen Handwerkern im Ausstellungsgelände umher und hielt eine famose Werbe-Ansprache Karl Maile» nicht gleich lustig, war der Pickclhäring, Ernst Sch icke tanz, dieser Tausendsasa, der besonders mimisch höchst ulkige Schmied, Wildersinn „eine Wand von Rang". Hans Prost der sehr stimmbegabte Löwe, Otto Thieine hervorragend als spucken der Brunnen und Rudolf Müller ganz so ncckisH als Thisbe wie die Travestie ec will. Das zuschauendc Königspaar und den Marschall spielten Hans Girnth. Ella Heyn und I Stein metz trefflich Man unterhielt sich an dem herrlichen und nicht zu heißen Sonntag wirklich prachtvoll im Aussleliungstheater Zck.
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