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Wie,-v 864" verunglückte Die Bekundungen -es deutschen und holländischen Kapitän» »«rtta. IO Juli Der Führer des verunglückten Flugbootes I) 864, Pilcck Xuring, ist in Begleitung des Bordmonteurs Friedrich heute früh in Stralsund angekommen und wird noch im Lauf« des heutigen Tages in Berlin zur Berichterstattung bei der Direktion der Lusthansa einlreffen. Der Leiter der Seeflugabteilung, Schiller, der die Be satzung des Wals abgeholt hat, hatte in Nexö auf Bornholm noch den Kapitän des dänischen Motorschoners „Maja" ein gehend über sein« Beobachtungen bei dem Unglück befragt. In dem Bericht, den Schiller hierüber bereits der Lufthansa über mittelt hat, wird betont, daß der Führer der „Maja" es als völlig unmöglich bezeichnet habe, die Insasien des Flugbootes während des 2Kstundigen Schleppens an Bord des Schoners zu nehmen, weil bei dem hoben Seegang ein Zusam- menstoh, der auch das Hilfsschiss hätte in Gefahr bringen miisien, zu befürchten gewesen sei. Im übrigen be,tätigt er die Darstellung des Flugzeugführers über di« Vorgänge, die sich nach dem Kentern der Maschine abgespielt baden. Die Schilderung die der Kapitan des holländischen Motor seglers „Spes" gestern Abend einem auf der Insel Riens bei Greifswald eingetroffenen Vertreter der Lufthansa gegeben hat, lautet folgendermaßen. Die „Spes" konnte nicht helfen Die „Spes" sichtete südlich des Bornholmer Leuchtturms Due Ovde zuerst die „Maja" die die Notflagge gesetzt halte und im Kreise fuhr. Auf dieses Signal hin nahm der Motor segler Kurs auf das andere Fahrzeug, brauchte aber in der schweren S«e rund 1Z4 Stunden, um in di« Nähe der „Maja" zu gelangen. Hier sah die Besatzung der „Epes" zunächst den Kiel eines Bootes treiben, so daß sie glaubte, ein Fischkutter sei verunglückt, und bald darauf erblickte man den anscheinend leblosen Körper einer Frau mit rotblonden Haaren, die ein« Schwimmweste trug. Zweimal wurde von der „Spes"' aus der Versuch gemacht, die Frau mit einem Bootshaken berauszu- ziehen, aber beim zweiten Versuch hatte der scharfe Haken wohl die Schwimmweste beschädigt, denn sie ritz und im nächsten Augenblick sank di« Frau in die Tief«. Der Kapitän der „Spes" nahm an. es handele sich um eine Fischersfrau, di« mit auf dem Kutter gewesen sei, während es kn Wirklichkeit Fräulein Norirop, die Passagier!» des Flugbootes Da« waren die einriaen Beoback tu noen. die von dem cholländischenSchtff aus gemacht wurden, sonstige km waff» treibende Körper wurden nicht gesichtet. Bei Einbruch d«» Dunkelheit gab dann der holländische Kapitän dem Führer d«, „Maja'' durch Winken zu verstehen, daß er seine Fahrt fort setze. Für die „Spes" sei eine Teilnahm« an der Rettungs- anion auch deswegen schwierig g«w^en, weil d«r Segler statt der sonst übffcken Ladung von 250 Tonnen nur 50 Tonnen He» für die Staatliche Forschungsanstalt auf der Insel Riens ge laden hatte, also lehr hoch im Wasser lag. während anderen««»» stark Dünung nur immer ein kleines Blickfeld gestattet«. Der erste Bericht des Kapitäns der „Spes", der dem Lotsenkomman- deur oon Thiesiow am Eingang des Greifswalder Bodden er stattet wurde, lautet« dann auch dahin, das, sich südlich von Bornholm ein Schisisunglück ereignet habe. Erst bei d«r An kunst an der Insel Riens erfuhr der Holländer, daß an jener Stelle ein Verkehrsflugzeug verunglückt sei. Nokslgnale unmöglich Im übrigen ist es nötig, auf verschiedene Irrtümer hin- ziiweiien, die in Kommentaren zu den, Flugbooiungliick unter- laufen sind Wenn bemängelt wurde, daß der Funker des Flugbootes keine Notsignale gegeben habe, so muh erneut dar auf verwiesen werden, dosi nach dem Bericht des Flugzeug führers die Splitter des abaesprungencn Hinteren Propellers auch den kleinen Generator-Propeller zerstört haben, der di« FT.-Station mit Strom versorgt. Infolgedessen sei di« Funkeinrichtung lahm gelegt worden Wenn weiter behauptet wird, daß sich der Kurbelwellen- bruch, der die Notlandung auf dem Meere notwendig gemacht habe, wiederum an einem BMW-Motor ereignet haoe, so trifft es in diesem Fall nicht zu, denn die „O 864" war mit zwei Bristol-Iuviter-Motoren ausgerüstet. Nach einer Er klärung der Lufthansa handelt es sich um den ersten Kurbsl- wellenbruch überhaupt, der im Betriebe der Lufthansa bei einem Motor dieses Typs beobachtet worden sei. Mi« von zuständig«, Stelle mitgeleilt wird, hat das Reichsverkehrsministerium sofort «in« Untersuchung über die Katastrophe de» Flugboote, 0 864 ang«ordne1. Mit der Untersuchung ist der Reichskommisiar bei d«m Seeamt in Stettin, wo das Lustboot beheimatet war, beauftragt w»rd«i«. Wie schon jetzt amtlich mitgekilt werden kann, ist d«r Anlatz zum Unglück ei» Eeriebewellenbruch de« Hinteren Motors gewesen. Leipziger Sender Sonnabend. 12. Juli: 1200 Uhr: Schallplattenkonzert, 14 30 Uhr: BastelstunH« für die Jugend. 16.00 Uhr: Stund« der Jugendlichen. 16.30—17 40 Uhr: Kurkonzert aus dem „Weißen Hirsch", Dresden 18 00 Uhr: Funktxislelslund«. 18 20 Uhr: Deutsch, Dr. Arno Schirokauer: „Gestochene Wörter", 18.45 Uhr: Musikergeschichtcn von Albert Leitich 1900 Uhr: Direktor R. Frank: „Grundlagen und Entwicklung der Deutl«l>en Bau'parkassendcwegung". l92tO Uhr: Miütärkon^rt. 21.00 Uhr: Ueberlragung oon Berlin: Das Ftink-Hauj in Berlin. 22.00 Uhr: Zeit, Wetter, Presse. Bekanntgabe des Sonntags- Programms, Spork. Anschließend bis 24.00 Uhr: Tanzmusik aus Berlin. Kapelle Robert Gaden. deutsche Bezugsquellen geschätzt wird, dürfte di« Eintragung ln das Meßadceßbuch im Interesse eines jeden Ausstellers liegen. ) Voin Bornaer Bezirksoerbond. Der Bezirkstag des Bezirksverba,ü>«s Borna genehmigte den Haushaltsplan für 1930 und beschloß die Erhöhung der B i e r fl e u e r. Wei ber stimmte man der Aufnahme eine; Wohnungsbaudar lehens von 150 000 Mark und eines weiteren Darlehens von 100 00" Mark zur Förderung des Wohnungsbaus und zur Schaf fung von Aibeitsmögl-chkeiten zu Oiemnlk. rvlckrill. plsurn Kohlenslaubexplosivn Ziv«i Todesopfer. Zeitz. 11. Juli. Im Austiereitungsraum der Brikettfabrik auf der Grude Paul I in Luckenau ereignete sich gestern mittag gegen 12 Uhr eine schwere Kohlenstaubexplosion. Durch die bei der Verpuffung entstandenen Stichflammen wurden die Arbeiter Hampel aus Theißen und Schneider aus Slreckau getötet. Zwei andere Arbeiter wurden leicht verletzt. Einer von ihnen konnte bereits aus dem Knappschas'.skrankenhaus in Hohenmölsen ent lasten werden. tz. Reu« Rrastpostlini«. Am 12. Juli eröffnet« die Reichs- st den Betrieb einer neuen Kraftpost Chemnitz—Augustus- rg — Eppendorf — Mulöa — Frauenstein—Hermsdori—Moldau fTeplitz-Schönau)-Rehefeld—Altenberg—Geising. In Moldau besteht Anschluß an die Linie Teplitz-Schönau—NiklaÄ^rg— Moldau. tz Von Gesteinsinasten oerschüttet. In Hfichtentonn« wurde der 30jährige verheiratete Bergarbeiter Stork von hereinbrechenden Eestemsmasten verschüttet und g«totet. I. Folgenschwerer Zusammenstoß. Ein schwerer Unfall er eignet« sich am Donnerstag be:m Eilenbahnviadukt in der Gör- litzer Straße Der Schlosser Karl Sivadi aus Mittelherwigs- darf. der mit seinem Motorrad nach seiner Arbeitsstätte in Hirschfelde fahren noollte, stieß in schnellem Tempo mit einem Milchwagen so heffig zuiammen. daß er samt seinem Fahrzeuge zehn Meter weit sortgeichleudert wurde. Mit schweren Ver letzungen fand er Aufnahme im Krankenhaus. An seinem Auf kommen wird gezweifell. Kalholilche Kirchenmusik Leipzig sPropsteikircke St. Trinitatis). Sonntag. 13. Juli: 9 Uhr: Missa vocale 3. D Atoll, von Edmund Kretschmer für gemischten Chor und Orgel. O Domine Jesu Christi für gemisch ten Chor a capp. von Palestrina Die übrigen Meßteile Choral iVaiicana). Abends 6 Uhr: Fantasie aus der Suite Op. 20 für Orgel von Joses Haas. Konsequent. Die Richte des Papstes, die Gräfin Perse- chetti Ugotina. die Gemalin des nikaraguanischen Gesandtschasts- rates. weiaerte sich, eine den kirchlichen Vorschriften entspre chende Kleidung zu tragen Der Heilige Vater hat ihr darauf hin das Betreten des Vatikans uniersagt, was natürlich in ita lienischen Adelskreisen größtes Aufsehen erregt. Wenn nur auch alle die nötigen Konsequenzen aus dieser Handlungsweise des Heiligen Vaters ziehen würden! Aus aller Welk l. Großes Schadenfeuer. Durch den Brand eines Holz schuppens im Halböchschen Steinbruch in Kamenz wurden Sie dort untergebrochten Werkslokomotiven. Bohrmalch-nen uns Werkzeuge teils vernichtet, teils unbrauchbar gemacht. Ter Sachsäsiiden wird auf 25 000 Mark geschätzt. * Matter und Kind verbrannt. Wie aus Richnau, Kreis Schlochau gemeldet wird, brach in einem Schmiedegrundstück ein Feuer aus, das sich mit außerordentlicher Schnelligkeit auf das benachbarte Gemeindehaus, in dem die taubstumm« Schuks- machersamilie Jahn wohnte, ausbrcitete. Jahn und seiner Frau gelang es, durch das Fenster den Flammen zu entkommen ihr dreizehn Monate alles Kind war in dem brennenden Hause zurückaelasien worden. Bei dem Versuch ihr Kind zu retten fand Frau Jahn mit ihrem Kinde Len Tod in den Flammen. Dem uhneüen Eingreifen der Feuerwehr gelang es, zwei durch die Flammen bedrohte Nachbarhöse zu schützen. Das Feuer dürft« dadurch entstanden sein, daß brennende Holzspäne aus dem Schornstein des Schmiedehauses auf das Strohdach des Ge meindehauses geflogen sind uno das Haus in Brand gesetzt baden. * Ungeheure Hitze in Mittelasien. In Mittelasien herrscht «in« ungewöhnlich« Hitze, die «ine G l« t s ch e r s ch m e l z e her- voraeruzen hat. Der Wasterstand der Flüsse Piandsch und Vakschu ist infolgedessen stark gestiegen. Die Anlegestellen in Termez und Lharaikamar sind überschwemmt, der Dampser- vertehr wurv« eingestellt. * Eine ungewöhnlich« Hitze herrscht zur-eit in Ch ' kaao und Umgebung. In einigen Städten wurden 30 bis über 42 Grad Celsius gemeldet. Tie heiße Temperatur hat innerhalb zwei Tage» bereits 12 Todesopfer gefordert. * Bau einer neuen persischen Stadt. Das persisch« Parla ment hat «inen Vorschlag des Finanzministeriums angenom men, in der Nähe der im Mai dieses Jahres durch «in Erdb«b«pr zerstörten Stadt Talmas ein« neue Stadt z» bauen und sie nach dem Kronprinzen Schahour zu nennen. In Zukunft wird e« kein« Stadt namens Lalmas meh^ geben. Di« Sachverstand wen erklären, daß das ausgewählt« Gebiet von zukünftigen Erdbeben wab'^beinlich nicht mehr betroffen werden wird. * Sin zehnjähriges Mädchen oon einem Geisteskranken er mordet. Im Park der Grazer Irrenanstalt wurd« die zehnjährige Tochter des Anstaltsarztes Dr Mureich hinter einem Gebüsch ermordet ausgesunden. Unweit der Leiche sHid man «in Paket mit gekochten Kartoffeln Die Kartoffel» führten auf die Spur des Täters Man hatte nämlich o«n 59jahriqen Pflegling der Anstalt Joseph Krenn. der seit ,900 wegen Schwachsinns dort internier! -st, mit diesem Paket vo* der Arbeit heimkehren sehen. Auf bie Frage, warum er da» Kind getöter habe, erklärte er, die Begegnung mit dem Mäd chen habe ihn so in Wut gebracht, daß er das Kind mit seineuq Taschenmesser erstochen habe. * Sominerkleiüunq im Reichslag. Das Präsidium des Reichstags hat mit Rücksicht aus die neue Hiywelle, angeorü« net, daß die Wüstung des Vizepräsidenten o Kardorf, Herren in Sommerkleidung nickt auf oie Tribünen des Reichstags zu laßen, wieder auwelmben wird. Dresdner Schlacklviehmarkl Austrieb, 1 Ockse 1l Bullen. 11 Kühe, — Färsen, — Fres ser, 72! Kälber 40 Tcba'e, 610 Sckweine, zusammen: 14IZ Tck lackt ne re Preise: Rinder, Schaf« belanglos, Kälber: a> —. b> 70—70 il'3>, > 62-00 ilstOst St 54—60 s104), e> —, Sckivsin«: a, 70-00 TIO bl-61-62 !70i, c> 64 -65 lM. d) 63-65 G3>. e). st — Geichä'tsaang: Alles langsam Ueberstanü: 3 Rinder, davon 2 Bullen, 1 Kuh, aus-erdem 15 Schweine, einsach eine Beleidigung der protestantischen Glaubensüberzeu gung Auch in der Beurteilung der „Confessio" der Prokestanten und der „Corstutalio" der Katholiken wandte der Redner zweier lei Maß an Bei der Confessio wurde die Sorgfalt gerühmt, mit der sie, von dem ersten Entwurf «de» Torgauer Artikeln) an unter Zusammenarbeit Luthers, Melanchthons, des sächsischen Kanzler Brück u, a, immer wieder umgearbeitet worden ist Aber daß Eck die Eonfulakio sechsmal umarbeiten niuhle, wurde als Zeichen der Schwäche uno Unfähigkeit ausgedeutet! Dem Kaiser Karl V, den Luther selbst so ungemein gün stig beurteilt hat. wurde der Vortrag in keiner Weise gerecht Auf der einen Seile wurde behauptet, der Kaiser habe sich als Werkzeug der päpstlichen Politik mißbrauchen lassen, auf der anderen, der Kaiser habe die Verlesung der Confessio verhindern wollen, um den Kreisen entgegenzukommen, „die möglichst in der S'ille eine Eingung zu erzielen wünschten". Auch Melanch- thon hat zu diesen Kreisen gehört, und wurde deshalb in dem Vortrag kritisiert — Es kann wohl heute nicht mehr bezweifel' werden daß Kar! V j» Augsburg ernstlich eine Einigung wollte, schon aus pol.tischen Gründen Diese Absicht haben bie evange lischen Stände durchkreuzt, ebenfalls aus politischen Gründe» Der Vortragende drückte das so aus „Die evangeliscke» Stände blieben fest, fester als die Theologen," — Man bann auch ko sagen Wir aber halten es für ein nationales Unglück, daß da mals die Einigung nickt zustande gekommen ist. Der dreißig jährige Rc!igionskr>eg mit dem Reichsverrot der protestanti schen Fürsten, der Niedergang Deutschlands im 17 und 18, Jahr hundert niit all seinen bis in die Gegenwart wirkende» Folgen wäre Deutschland erspart geblieben, wenn in Augsburg nicht die politische Eigei brötelei der protestantische» Stände, sondern der Friedenswille Relanchthons erfolgreich gewesen märe. Der Braulkranz meiner Müller Bon Gertrud Graw. In meiner ermländischen Heimat, die als ei» katho lisches Eiland in der östlichsten Provinz unseres Reiches liegt, herrscht unter viele» anderen dieser schöne Brauch Zur Erstkommunion tragen, wie allerorts üblich, die Mädtsx» eine» Kranz, aber icht aus gebackenem Papier oder totem Stoff, sondern am Tage zuvor geflochten aus Myrlenzweiaen von der lebendigen Staude. Könnte es auch ein passenderes Sinnbild immerwährender Tugend und Treue geben als die Myrte ^:t ihren immergrünen Blättern? Und damit das Zeichen der Tugend und Treue nicht verwelkt, pflanzt das Mädchen von demselben Bäumchen, von dem der Kranz geschnitten, am Tage nach dem Fest mit eigener Hand ein Zweigiein in de» Grund. Wenn das Zweiglein wuchs und die Tugend blieb, ist es ein« besondere Freude und gilt es als Zeichen neuen Tugendiebens und künftigen Glücks, wenn nach vielen Jahren der Braut aus den Zweigen des neue», nun groß gewordenen Bäumchens der Iungsernsranz gewunden werden kann. Auch von der Brautkranzmrirre pilan-t man wohl ein Zweiglein ein und hält es im zungen Heim in guter Pflege. Das Myrtenbäumchen meiner Mutter stand im Eltern haus« allzeit in hohen Ehren und es hat ihm nie an Luit und Wasser gemangelt. De,, Brautkranz stlber bekamen wir Madihen heimlicherweise mehrmals zu sehen, offen ge zeigt aber zu ihren Lebzenen nur einmal Das war an einem Tag voll seligster St>mmu»g, Haustrau ichkeit und Sommersonne, Es war am S, M'argcnelenrag des Iastres, da meine älteste Schwester Ostern aus der Schule ^gekvm« men war, Ter Pater war in die Stadt gefahren, um Unterkunft für meim Schwester zu bereiten, die am nächsten Tag ihr Lehrerinnenstudium beginnen sollte Ta ballten sich wohl die Gefühle von Freude und Web. von Ver gangenheit und Zukunft in meiner Mutter zusammen, als wir zur Namenstagfeier meiner Scheuester beiiamme» saßen, Ta holte sie das ihr vom Pater geschnitzte Kästchen aus der Truhe ihres Zimmers, von der wir sibon wußten, daß sie ihr liebstes Kleinod barg; neben Bakers Hochzeits sträußchen ihre» Brauikrauz und ein Stück vom Schleier, dessen größere» Teil sie wohl vor Jahren gegen Sonnen licht und Luftzug und als gesegnete Tecke über ihr erste Kindlei» gespreitet hatte, Ta strahlte, als sie das Kleinod uns zeigte, a» jenem Coiniiiernachmittag ein so leuchtendes Licht aus den Augen meiner Mutter, daß schon meine Ktnderaugen es aussingen und es bis heute M n-rsore» Tos Kleinod in Mutters Kästchen, mit rosaro^i, Seide aus- gmchlage» und mir violetten Bändern verschnürt, baden wir Kinder später an stillen Ferientagen heimlicherweise noch mehrmals gesehen; aber wir haben das Schleierstück nicht auseinandergebreitet und den Kranz nicht aufgesetzt. Wir haben die Seid« und die vertrocknet-" Myrre nur ehrfürchtig und zaghaft mit den Fingern be rührt. Als Mutter und Pater gestorben waren, wurde das Kästchen mit Myrtenkranz, Brautschleier uns Sträußchen meinen Schwestern, die im Elternhaus blieben, überlassen. Wie die Wege doch sonderbar gehen aus der Welt. Als ich vor zwei Jahren wieder in meiner ermländischen Heimat weilte, haben wir im nahen Tors die meinen Eltern befreundete Lehrerssamilie besucht, über deren Tochter Iustina meine Mutter Taufpatin war. In deren Zimmer grünte ein krustiges Myrtenbäumchen am Fenster auf dem Weidengestell. Als ich es bewunderte, erzadltd Iustina, das Bäumchen sei ein Andenken an ihre Tauf patin. es sei auch aus deren Brautmyrke gewachsen; ihre Patin, meine Mutter, bade nämlich, wie sie ihr er-»HIt. der Borncht halber an ihrem Hochzeitstage zwei Zweiglein eingesteckt Und da hatte meine Mutter der Iustina. ihrem Patenkind, zur Erstkommunion das Bau misten geschenkt, weil die Lehrerssamilie aus Pommern war und die schöne ermländische Sitte nicht kannte. Ich muß das Myrtenbäumchen auf dem Gestell wohl arg bewundert haben, denn Iustina hat es mir beim Ab schied geschenkt und sich nur ein Zweigiein zurucklxh.tlte». Und dann baden wir es, sorgfältig ver 'ackt. einen Tag und eine Nacht und wieder eine» baibe» Tag durch Deutschland durch mitgetragen ins Trierer Land, und haben es im Gedränge des Zuges nahe bei uns gebasten und behütet, daß ihm aus der weiten Reise k»in Leid ge- schah. Nun steht es aus dem Fensterbrett unserer Stube und grünt und wachst, daß es eine Freude ist. Und nichts von dem, was ich aus He mat und Paterhaus besitze, ist mir so lieb wie das Myllenbäu»itt)e» von den» Brautkranz meine» Mutter.