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Nummer 158 — 29. Jahrgang «eich»»" »mal w»«n. mit Muke.»«»»»« U«g,n ^eimotu»» «»>!' und der «inderbeUage .Hrohmut-, sowie de» »«„betl-ae, ,*>. Benno-Matt'. .IZmerdaNnn« und Wils»»'. Dt« Ke» de, grau». «erzlUchei MntgederV .Da» «nie Au»> .HUmrim». l«au'. Monaincher «e„,,p»»>» S Mt. «Inlchl. Bestellgeld >»»««>„ummel IN 4 Sonnabend- u. Tonnsagmnnmer SV ^ H-ui't'wi'stlen« G. zx««- li.ede«. Sächsische Sonnabend, den 12. Juli 1939 «te«>»,»»et, »,,«»«» »„«laeopreis«. Die tgespatlrn« Petit,eile H« ».HEtttev» an,eigen „.Stellengesnide St» 4- Die PeMr«ttamr,«tIe, 8»mn> breit. 1 HNr «»zeigen anßerhald de» BerdreitinigSgeblele« 40^. diePetitreNomezeUel.»»^». Brie>ged.»«»<. Im Halle »»derer »«Walt «ritscht sede «erpfllchtung auf Lteserung i»»t« «rfllllnng », «n,eigen.«ustrkgen u. LeiNung ». Schadenersatz, «etchsiMichee Vell !»»»>,, vaneerd. »eschtts,»stell«, Drnitn.sverlag! «rrmania. v.--». tllr Bering und Drnikerei, Hiiial« Dresden. Dresden-«.!. PolterslrakeN. Henirn'LINI-?. PoMSeiklonIo Dresden rlloz. Bnnssomn Sttadtbnn Deeaden -I, n,7>o Für christliche Politik und Kultur Stedaketo» de» Sttchstschen >v«l»»,««»»«, DreSden^lllsiad! t Potterltrotze >7. Hernrm ATIII und,1012. Frankreich lockl Italien Französischer Flolkenbau vorlüusig eingestellt — Schöne Worte Briands Flollen und Kolonien Paris. 11, Juli. Aussenminislcr Briand erklärte im Aussenausschuss der Kammer u. a. die s r a n z ö si s ch - i t a l i e n t s che n Be sprechungen seien nur deshalb unterbrochen worden, iveil die politische Aimosphnre insolfl« flewisser Kundgebungen getrübi fleivesen lei Frankreich werde bis zum Dezember kein neues Kriegsschiss auf Kiel legen. Dieser Beschluß bedeute die Aus- rechterhalliMfl des Status quo während der zwischen beiden Regierungen schwebenden Verhandlungen. Aus die allgemeine aussenpolitische Lage übergehend. erklärte Briand, das; nach seiner Aufsassung in Europa kein Krieg möglich bezw. zulässig sei. Er lege Wert daraus, zu betonen, das; die politische Aimosphäre durch die .Haltung Frankreichs nicht getrübt iverde. Wenn Frankreich grösste Ruhe beivahrc, so könne es — weit davon entsernt, sich etnxis zu vergeben — gleichzeitig seine Stärke und seinen Friedenswillen tnnveisen. „Echo de Paris" will in Ergänzung dieser Ausführung?» berichten können, das; Briand auch erklärt habe, noch vor Ad lons des Jahres sei «ine weitgehende Entspannung in den sran- zvsisch-italienlschen Beziehungen zu erwarten. Es sei völlig unnütz an den Völkerbund zu appellieren, um den Konflikt zu regeln, der seiner Ansicht nach dadurch nur noch verschärft werden würde. Er sei Überzeugt, dass i« der Flottensraqe, wie auch Uber Tunis und Trlpolltanien eine Verständigung möglich sei. Als Verhandlungsmethode komme diejenige in Betrachi, die Rom genehm sei. entweder Verhandlungen von Regierung zu Regierung oder Verhandlungen zwischen Sachver ständigen, Die französische Regierung wünsche, das; alle schwe benden Fragen gleichzeitig geregelt würden. London. 11, Füll. Wie der Pariser Korrespondent der Times meldet, hat Briand gestern atienü eine offizielle Mitteilung an Henderson gesandt, in der er ihn von dem Beschluss der französischen Negierung unterrichtet, vor Ende des Jahres keine Schisse auf Kiel zu legen, um die Flottenverl>andlungen mii Ilalien zu fördern, Times fügt redaktionell hinzu, die fran zösische Negierung weise in ihrer Mitteilung darauf hin. das; der Beschlus;, den Schiffsbau einzustclle», nicht als Annahme des italienischen Anspruchs auf sstarität ausgelegt werden dürfe und dass die Hanptargumente in dem italienischen Memoran dum weiterhin für Frankreich unannehmbar seien. — In einem Leitarnkel bezeichnet Tinies den Schritt der französischen Re gierung als „sehr willkommene Nachricht" und als äusserst proklische Geste" und bemerkt, die französische Antwort bilde einen wertvollen Beitrag für gute internationale Beziehungen. Flollenverlrag vor dem amerikanischen Senat Washington, II. Juli, Der Senat nahm gestern einen Amrag a». in dem Präsi dent Hoaver aufgcsordeil wird, alle Dokumente über den Lon doner Flotlenverlrag deni Senat zur Einsicht zu überlassen. Der Antrag wurde mit 53 gegen 4 Stimmen angenommen. Trotz dem ist tatsächlich ein Sieg der Regierung zu verzeichnen, denn der Antrag wurde var seiner endgültigen Annahme mit 38 gegen 17 Slimmen dahin abgeäudert, das; der Präsident auige- fardcrt muH. die Akten vorznlegen. „falls es mit dem öffent lichen Imeresse vereinbar" sei. — Dies gibt der Regierung di« Möglichkeit, die ihr bedenklich erscheinenden Aktenstücke zu- rüelizuhalten. Nalurrechl? Eine fozialislische Stimme gegen die Abtreibung Durch dt« Aufführung der sogenannten Abtreibungsstücke „Tyankali" von Dr. Friedrich Wolf und „8 218" von Dr. ErödS, wird die öffentliche Aussprache über diesen Para graphen, dessen Abschaffung bckcnnAich von linksstehenden, vor allem von sozialistischen Kunse« gefordert wird, dauernd in Flug gehalten, Piscator, ser Leiter des nach ihm ge nannten Schauspielerkolleklch» bemüht sich, letzte propagan distische Wirkungen aus dem künstlerisch wenig wertvollen Stück des Arztes Dr. Cröds h-iauszuholen. Piscator schwebt als Ideal das politisierte Theater vor. das bewusst tendenziös aus die Massen wirken soll, das die politisch radikale Idee, nur wenig künstlerisch überformt, unmittelbar an die Ocssentlichkelt herantragen soll. Die Bühne wird zum Diskussionspodium, zur parlamentarischen Szene, in der das Publikum durch Teilnahnre an der Aussprache mitagiert. So endete z. B. im Berliner Wallnertheater die Piscatorsche Aufführung von 218" in eins lebhafte, meist von Aerzten geführte Diskussion, die natürlich in die Forderung, den 8 218 abzuschassen, ausklang. Seit einigen Wochen bereift nun Piscator mit seinem Kol lektiv die Provinz, an welche die hauptstädtischen Errungen schaften weitergereicht werden sollen. Der thüringische Kultus minister D r, Frick hat das Gastspiel Piscator» untersagt, und sein Verbot mit christlichen Anschauungen begründet, die der Abtreibungspropaganda entgegcnstchen. Er hat sich dabei als ein Teil jener Kraft erwiesen, die das Böse (von unserem poli tischen Standpunkt aus betrachtet) will, doch das Gute schasst. Immerhin dürste diese unerwartete Bundesgcnossenschast wahr haft christlich denkenden Kreisen etwas peinlich erscheinen. An vielen Orten, besonders eindrucksvoll in Saarbrücken, hat die christliche Bevölkerung gegen die Ausführung von „8 2l8" pr 0 te stiert, Diefe Proteste sind von der sozialisti schen Presse meist nls Ausfluss bürgerlicher Reaktion und Rück ständigkeit abgetan morden. Die Majorität der führenden sozialistischen Kreise betrachtet die Freigabe der Abtreibung als eine Forderung der politischen und ökonomischen Emanzipation des Proletariats. Die freie Geburtenregelung wird als Vor, aussetzung für die Ausartung des Volkes hingestcllt. Frau Abg. Toni Pfuelf beklagte es in ihrem Vortrag, der von der Freien Sozialistischen Hochschule in Berlin veranstaltet wurde, dass die sozialistischen Genossen sich in den Fragen der Sittlichkeit und Moral noch nicht so stark von der bürgerlichen Ideologie befreit hätten, wie es auf politischem und ökonomischen Gebiet bereits geschehen sei Der „Vorwärts" schliefst sich solchen Gedanken- güngen vielsach an. Im „Abend-Vorwärts" vom 17, Oktober 1929 z. V, wird die freie Geburtenregelung, wie schon oben an gedeutet. als Voraussetzung für die Ausartung des Volkes an gesehen. Mit grosser Eeburtlichkeit gehe in vielen Fällen eine Erhöhung der Krankheitszisfer einher. Die Tendenz zur Ge burtenregelung habe keineswegs den Sinn, den Willen zum Kind zu unterdrücken. Gefordert werden müsse aber eine Um stellung der Sittlichkcitsbegrisse, besonders hinsichtlich der freien Mutterschaft. — Wir entsinnen uns weiter, wie eindeutig scharf der frühere Reichsarbeitsminister Wijsell die Abschaffung des 8 218 forderte: „Eine Beseitigung des unbedingten „Gebär- zwanges" ist im Interesse der Volksgesundhcit und des sozialen Ausstieges zweifellos geboten," Hier erscheint, wenn man es einmal etwas krass formulieren will, die Abtreibung als Mittel des Klassenkampses gegen die bürgerliche Gesellschaft. Wie ungeheuerlich sich solche Auffassungen vom Boden der christlichen Sittlichkeit und des Naturrechtes entfernen, dessen wird man erst inne. wenn man die mutigen Ausführungen des sonst aus sozialistischem Standpunkt stehenden Leiters der Saar brücker Volkshochschule, D r. Oskar Hammelbeck, in der „Sozialistischen Volksstimme" lRr. 146) Saarbrücken, da« nebenhült. Es ist unseres Wissens das erstemal, dass von sozia listischer Seite die Abtreibungsfrage ohne politisch-demagogischen Beigeschmack, rein vom Natnrrecht her betrachtet wird. Um so gewichtiger muss uns diese Stimme sein im Kampf gegen den sexuellen Liberalismus innerhalb der sozialistischen Bewegung. Dr. Hammelbeck formuliert seinen zwischen den Partei meinungen ruhenden Standpunkt kurz in folge idem Satze: „Abtreibung darf nicht sein, doch der entsetzliche Paragraph" l2I8, der, wie Hammelbeck später meint, mein keine Verbrecher, sondern nur arme, gehetzte Frauen trifft) „muss fallen." Dr. Hammelbeck erkennt an. dass die ablehnende Haltung der Parteien der Rechten und des Zentrums gegen alle Freigabe der Schwangerschaftsunterbrechung ähnlich wie bei der Ehe- scheidungsresorm mit Notwendigkeit einem „ur mensch lichen Sittengesetz" entspreckze. Es versteht sich von selbst, dass Dr. Hammelbeck als Sozialist nicht unterlässt, die Sünden der liberalen Gesellschaft zu gcisseln, welck-e die heutigen sittlichen Zustände verursacht hat. Die Ungeheuerlichkeit der gegenwärtigen sittlichen Auffassungen liegt für Dr. Hammelbeck darin: „Menschen sind I» der natürlichen Sicherheit ihres inneren Menschentums so abgestumpft, dass die Abtreibung kaum mehr als eine unanaenehme. körperliche Verrichtung, als das Dir heutige Nummer enthält da» St. Bean»-Bt«tt, da» Sonntagsbtatt ftir die Diözese Meißen. Der Umfang -es Kaus-orser Unglücks 151 Tvle» davon liegen noch 90 im Kohlenschukt begraben Neurode. 11, Juli. Die Arbeiten zur Bergung der Toten in Hausdorf nehmen ihren Fortgang, Im Laufe des Dannerstagnachmittags gelang es. noch elf Bergleute der Abteilung 17 aus dem Kurt-Schacht zu berge». Im Laufe des Nachmittags gelang es endlich, eine der Wettertüren zu öffnen, unter der fünf Tote gefunden wur den, Durch eine zweite Rettungsaktion konnten noch sechs Tote geborgen werden. Obwohl es der eifrigen, ununterbrochenen Arbeit der Rettungsmannschaften gelungen ist, weiter vorzu dringen, ist doch noch nicht der „Strebs", der eigentliche Stol leneingang. erreicht, da immer noch die Gase das weitere Vor dringen verhindern. Im Laufe des Donnerstags ist der Ober präsident von Niederschlesien, Lüdemann. an der Unglücks stelle eingetrofsen. Die Verwaltung der Wenzeslausgrube gibt Zahlen an. die nunmehr endgültig zu sein scheinen. Danach arbeiteten im Gcsnmtschacht 224 Mann, Hiervon waren ungefährdet 14, so datz 2lü llbrigbleiben, die Im Elnbruchsgrbiet arbeiteten. Von diesen sind 19 Mann unverletzt gerettet morden und konn ten sich sofort in ihre Wohnungen begeben. Verletzt ins Laza rett gebracht worden sind 49 Mann, so daß also insgesamt 59 Mann gerettet worden sind. Tot sind 151 Bergarbeiter, und zwar: 82 Mann der eingeschlossenen 17. Abteilung, Bon die sen sind bisher 12 herausgeschafft worden, 70 sind noch einge- schlosscn. 55 Mann gehörten der 18. Abteilung an, 9 Man» waren im Schacht beschäftigt, ferner konnten 1 Mann bei der dritten Maschinenabteilung und 4 Beamte ebenfalls nicht ge rettet werden. Gegen 20 Uhr fuhr wieder eine Bergungsgruppe von 20 Mann in den Schacht ein. Die Gase sind zum grossen Teil ab gezogen, so dass jetzt ohne Maske an die Aufräumungsarbeiten gegangen wird. Die Aufräumungsarbeiten sind sehr schwierig, zumal sich die Lage oft ändert. Die noch nicht geborgenen Berg leute sind mit einer starken.fast 1 Meter hohen K oh l e n st a u b sch i ch t bedeckt. Die Bergungsarbeiten schritten eben deshalb bisher so langsam vorwärts, weil der Kohlenstrebs, in dem sich der grösste Teil der noch eingeschlvs- seuen Bergleute befindet, 300 Meter unter dem Erdboden liegt und die Stelle, auf der der Haupteinbruch erfolgte. 1000 Meter von dem Eingang des Schachtes entfernt liegt, Nachmittags fuhr einer der 49 geretteten Bergleute, Franke, der nur leicht verletzt war, mit in den Unglücksschacht ein, um vielleicht an Ort und Stelle Näheres über das Unglück sagen zu können. Er hielt aber dies« Nervenprobe nicht aus, erlitt einen Nervenschock und musste von zwei Sanitätern von der Stätte des Grausens sortgesührt werden. Ueder die Ursache des Unglücks weiss man auch setzt nur, bah es sich um einen Kohlensäureausbruch von unheurem Aus mast bandelt. Weitbin oernekwbar war der dumpf« Knall, so dass di« an Kohlensäureausbrüche gewohnt« Bevölkerung jähes Entsetzen befiel. Die Bergleute, die nach getaner Arbeit sich im Kreise ihrer Familie oder Kameraden befanden, stürzten eilig nach der Grub«, als von schreckensbleichen Lippen, die nur stammelnd von dem Unglück Kund« gaben, der Alarmruf er tönte, Der Steiger Schwerdtner von der 17. Abteilung fuhr seiner Abteilung sofort nach, um noch zu retten, was zu retten war. Aber er konnte nicht helfen, als erstes Todesopfer wurde er geborgen. Der Steiger Hoffmann geriet bei dem Rettungs versuch in eine Starkstromleitung und fand gleichfalls den Tod. Die Bevölkerung ist verzweifelt. Fast an keinem Haus ist der Todesengel vorübergegangen. Hier beklagt man zwei, dort drei Tote, dort sind es gar acht. Die Wöchnerin, die entbindet, ruft »ach ihrem Mann, der den Tod fand. Viele hat das Leid starr gemacht. Sie schlichen sich in ihren Häusern ein. Andere gehen mit tränenbefeuchtetem Gesicht durch die nächtlich stillen Strassen von Hausdorf. Es ist ein Bild des Elends und Jammers, was diese an sich schon an Not und Elend gewohnte Bevölkerung betroffen hat. Vor dem Kriege betrug die Beleg schaft des Kurt-Schachtes, des Ungliicksschnchtes, 1400 Mann. Nach dem Kriege setzten die Entlassungen ein, setzte die Not ein. Noch vor kurzem sind 400 Bergarbeiter entlassen worden. Einige der Verunglückten standen vor der Entlassung, sie wussten da von, und nun hat sie doch das Bergmannslos ereilt. Niemand war aus das Unglück vvrbereitet. Da immer mit der Gefahr der Kohlensäureausbrüche ge rechnet wurde, hatte man sich auf sie eingestellt und sie all mählich reguliert. Man sorgte durch das maschinelle Schräm verfahren, ein Entlüstungsverfahren, für das Abziehen der Gase. Oder man brachte durch Erschlltterungsschiessen mittels elektri scher Fernzündung die Gase rechtzeitig zur Entladung. Noch am Sonntag hatte man die Grube durch das Erschütterungsschiessen gereinigt, so dass niemand an die Möglichkeit eines Kohlen säureausbruchs dachte. Und nun haben sich die Naturgewalten als stärker erwiesen. Fest steht, dass der Kohlensäureausbruch auf dem Kurt-Schacht in Hausdorf, einem Ncbenschacht, auf dem zur Zeit nur Deputatkohle gefördert wird, erfolgte, sich aber dann mit ungeheurer Geschwindigkeit nach Mölke, dem Haupt schacht. zuwandte. So befinden sich die Eingeschlojsencn noch im Kurt-Schacht, während die im Hauptschacht Befindlichen bereits geborgen werden konnten. Vom Mölke-Schacht aus, der besser ausgebaut ist als der Kurt-Schacht, werden auch in erster Linie die Bergungsarbeiten unternommen. Von hier ist auch der grösste Teil der Toten geborgen worden. Für die Geretteten wird nach besten Kräften gesorgt. Sie befinden sich in Neurode, Ludwigsdorf und Mariahilf in den Krankenhäusern, und man hofft, wenigstens sie am Leben erhalten zu können.