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»«««er >53 Söchsische Dolkszettung II. I«It I»»3 Sorgen der Reichsbahn Zu den Sorgenkindern des Deutschen Reiches gehSrt Kit Anfang dieses Jahres gairz zweifellos die Reichsbahn. Infolge der verschlechterten Konjunktur ist ein dauernder Berkehrsrückgana eingetreten, der in den Monaten von Januar bis Juli ein Einnahmerilckgang von 310 Mill. Reichsmark verursachte und der, wenn keine grundlegende Aenderung der wirtschaftlichen Konjunktur eintritt, sich bis zum Jahresende auf etwa 500 Mill. Reichsmark er höhen dürste. Daraus ergibt sich die zwingende Notwendig, reit, den Haushalt der Reichsbahn zu sanie, ren. In der gestrigen und vorgestrigen Verwal tung s ra t s s i k u n g der deutschen Reichs bahngesellschaft in Stuttgart hat man jedock er freulicherweise darauf verzichtet, die Frage der Güter» tariferhdhung. die von der Reichsbahn von kurzem erneut gefordert worden war, zunächst weiter zu verfolgen. Auch wir sind der Ansicht, daß jede neue Tariferhöhung der Reichsbahn die ungeeignetste Maßnahme Ist, dag Defizit zu decken. Abgesehen davon, daß bei Durch führung einer solchen Maßnahme eine verstärkte Ab wanderung des Frachtverkehrs von der Eisen bahn auf den Kraftwagen zu erwarten ist, und jede Tarif erhöhungspläne der Reichsbahn neue Unruhe in di« Wirtschaft bringen muß, könnte die Wirtschafts politik der Reichsregierung, die auf einen Abbau des Preisniveaus abzielt, nicht unerheblich beein trächtigt werden. Auch die Vereinigung der Jndustrie- und Handelskammern des Niederrheinisch-Westfälischen Industriegebietes hat die Reichsbahnverwaltung und den Neichsverkehrsminister angesichts der Eesamtwirtschafts« läge dringend davor gewarnt, den Gedanken einer Tarif erhöhung weiter zu verfolgen. Man wird daher von der Reichsbahn erwarten müssen, daß sie zunächst nach an deren Auswegen sucht, das Defizit zu verringern. Sie wird also, wie beim Reich, noch einmal ihre Ausgaben auf Ersparnismöglichkeiten gewissenhaft zu überprüfen haben und die Vorschläge der Industrie- und Handelskammern zur weiteren Rationalisierung auf ihre Durchführbarkeit und Zweckmäßigkeit ernstlich zu untersuchen haben. Auch ihre bisher mit Recht sehr vor sichtige Abschreibungspolitik wird daraufhin nachzuprüfen sein, ob eine Lockerung der jetzigen Grund sätze ohne Gefährdung der Kreditfähigkeit möglich ist. Auch eine teilweise Auflösung der in den letzten Jahren ange« sammelten stattlichen Reserven könnte zur Belebung ihrer gegenwärtigen finanziellen Schwierigkeiten beitra gen. Selbstverständlich können solche Maßnahmen nur in sofern verantwortet werden, als die Betriebssicher heit der Reichsbahn nicht gefährdet und die Kredit fähigkeit dieses größten deutschen Unternehmens nicht beeinträchtigt wird. Denn die Verletzung dieser Grundsätze würden nur eine spätere Sanierung, die dann kommen müßte, erschweren und von einschneidender Wirkung auf die Wirtschaft sein, der die Reichsbahn zu dienen hat. Infolgedessen werden die oben genannten Maßnah. men kaum dazu ausreichen, um das bereits vorhandene und in diesem Jahr noch zu erwartende Defizit zu beseiti- gen. Dann bleibt unter den gegenwärtigen Umständen als letzter Ausweg nur noch eine Senkung der Per sonalausgaben übrig, die sich im vorigen Jahr auf über 3 Milliarden Reichsmark bezifferten. Da die Reichsbahn von sich aus jedoch nicht die Möglichkeit hat, eine Senkung der Personalausgaben durch Abbau der Ge hälter durchzuführen, da deren Höhe durch die allgemeine Beamtenbesoldunqsordnung festgelegt ist. und die Löhne ebenfalls durch einen noch bis zum 31. März 1931 laufen den Tarifvertrag gebunden sind, war bisher ein Vorgehen nach dieser Richtung für die Reichsbahn unmöglich. In folgedessen hat sie sich gezwungen gesehen, in den letzten Wochen in größerem Umfangs A r b e i t e r e n t l a s s u n - gen vorzunehmen, um auf diese Weise das Personalko'nto zu entlasten. Ungerecht wäre es jedoch, die Kosten des Konjunkturrückganges allein auf einen Teil der Arbeite,'cka't ab'»>"äs'en. die sie in Form von erhöhter Reich und Kriegsbeschö-igie Keine neuen Anträge mehr Der Reichstagsausschuß für Kriegsbeschädlglenfragen hat am Mittwoch die Beratung der 8. Novelle zum Reichsocrsor- gungsgesetz und der 5. Novelle zum Verfahrensgcsetz in Ver sorgungssachen beendet. Er behandelte dabei gerade die wichtig sten Bestimmungen dieser beiden Novellen, deren Beratung bis zum Schluß zurtickgestellt worden mar. Der stärkste Eingriff der 6. Novelle zum Rcichsversorgungs- gesetz in das bestehende Recht liegt darin, daß praktisch jeder neue Antrag aus Rentenversorgung, Heilbehandlung, Erteilung eines Beamtenscheins und jeder Feststellungsanspruch von Kriegsteilnehmern vom Zeitpunkt des Inkrafttretens der No velle an ausgeschlossen sein soll. Dasselbe gilt für Anträge auf Gewährung von Elternrenten. Solche Anträge können nicht mehr gestellt werden von Eltern derjenigen Kriegsteilnehmer, die schon vor dem 1'. April 1927 gefallen oder gestorben sind. Der Antrag auf Elternrente ist vielmehr nur noch zulässig von Eltern solcher Kriegsteilnehmer, die erst nach diesem Zeitpunkt gestorben sind, aber auch dann nur, sofern die Voraussetzungen für die Gewährung der Elternrente innerhalb einer Frist von drei Jahren eintreten. Die Novell: zum Bersahrensgesetz schränkt die Rekurs möglichkeiten so erheblich ein, daß innerhalb von etwa zwei Jah ren die Tätigkeit des Reichsversorgungsgerichts im wesentlichen abgeschlossen sein dürfte. Höchstens ein Senat wird dann an Stelle der bisherigen 26 Senate und des bayerischen Landesver sorgungsgerichts noch erforderlich sein. Die beiden Novellen wurden gegen die Stimmen der Sozialdemokraten und der Kommunisten nur mit den Stimmen der Regierungsparteien und der Deutschnationalen im allge meinen in der Fassung der Regierungsentwürfe angenommen. Die Regierung erklärte zu Protokoll, daß sie Elternbeihilsen und auch Krlegsbeschädigtenrenten i» gewissen Fällen noch im Wege des Härteausglelchs gewähren wolle. Eine wesentliche Aenderung bedeutet es, daß der Ausschuß das Inkrafttreten der Novellen erst mit dem Tage der Verkündung beschlossen, also die rückwirkende Kraft vom 1. April d. I. beseitigt hat. Die seitdem schon gestellten Anträge müssen also noch zur Entscheidung gebracht werden. Von Bedeutung ist ferner, daß alle gegenwärtig beim Reichsversorgungsgericht schwebenden, aber noch nicht erledigten Verfahren unter die neuen Bestimmungen fallen. Soweit cs sich um Rekurse von Beschädigten handelt, sollen sie, wie die Re gierung im Ausschuß erklärte, an die Hauptversorgungsämter zurückgegeben werden, die ihrerseits zu prüfen haben, ob die in der Rekurstchrift angeführten Tatsachen eine Aenderung ihrer Entscheidung und gegebenenfalls die Erteilung eines neuen Be scheides rechtfertigen. Bei ablehnender Haltung des Hauptver- sorgungsamtos hätten dann die Beschädigten also die Möglich keit, noch einmal eine Entscheidung zwar nicht des Reichsversor gungsgerichts, aber doch des Versorgungsgerichts herbeizufiih- ren. Rekurse, die der Fiskus gegen Entscheidungen der Versor- gungsgerichte eingelegt hatte, weil sie zugunsten der Kläger aus gefallen waren, werden dagegen hinfällig. Hier soll es also bei der Entscheidung der ersten Instanz zugunsten der Antragsteller bleiben. Es handelt sich um mehrere zehntausend Fälle, mit denen sich das Reichsversorgungsgericht künftig überhaupt nicht mehr zu befassen braucht. Es ist anzunehme», daß das Plenum des Reichstages ent sprechend den Anträgen des Ausschusses beschließen wird. Damit wird das Kapitel der Kriegsbeschädigten Versorgung endlich — zwölf Jahre nach Kriegsende! — abschließend geregelt. Diese Regelung mag zu manchen Härten führen, die auszuschalten auf dem Wege des Härteausgleichs möglich sein wird: sie war aber im Interesse der Klarstellung der Reichsfinanzen unbedingt not wendig. Die Pension Moldenhauers Im Reichsrat liegt ein Antrag des eyemaligen Neichs- finanzministers Dr. Moldenhauer vor, in dem der Ncichsrat er sucht wird, das Dicnstalter des ehemaligen Ministers heraus zusetzen, so daß er in den eGnuß der Vollpension gelangt, die ihm noch nicht zusteht. Dieses Verlangen Moldenhauers hat in der Oeffentlichkeit unliebsames Aussehen erregt, und auch scharfe Kritik hervorgerusen. Zunächst zur Sache. Kürzlich hat der Reichstag das Ministerpensionsgcsetz verabschiedet. In diesem Gesetz wird den Ministern eine feste Pension aus Lebens zeit nur unter ganz bestimmten Bedingungen zugesprochen. Sonst wird ihnen nur ein Uebergangsgeld zugebilligt Rein formal gesehen ist Dr. Moldenhauer im Recht, wenn er sein Ersuchen an den Reichsrat gerichtet hat, weil trog des oben genannten Gesetzes vorgesehen war, daß die Mitglieder des Kabinetts, die beim Erlaß des Gesetzes noch im Amte waren, das Recht haben sollten, ihre Pensionsverhältnisse noch nach dem alten Gesetz zu regeln. Dr. Moldenhauer aber hatte besser daran getan, seinen hier vorliegenden Fall nicht unter dem Gesichtspunkte des formalen Rechts zu sehen, sondern unter dem Gesichtspunkt der psycho- logischen Wirkung und der finanzpolitischen Lage. Gewiß würde die erhöhte Pension Moldcnhauers kein Loch in den Etat reißen. Aber das ist nicht entscheidend. In einem Zeitpunkt, wo von weiten V>-"rkreisen erhebliche Opier verlangt werden, ist es eb^ so .psychologisch wie unrichtig, außergewöhnliche Ansprüche nkt"»! he' ">. Wir sind der Meinnon. daß das gute Beispiel von oben kommen muß — nicht das Aergernis. Hier aber ist ein Aergernis. Arbeitslosigkeit zu tragen haben würde. Daher hat denn auch der Präsident des Verwaltungsrates, Herr v. Sie mens, in seinem bekannten Schreiben an den Reichskanzler, die Ncichsregierung aufgefordert, da für Sorge zu tragen, eine dauernde Verbesserung der Be- triebsrechnung der Reichsbahn herbeizufiihren. Nach Lage der Dinge kann es sich hierbei nur um einen Abbau der Beamten ge Halter und eine Senkung der Lohn kosten handeln. Die Reichsbahn Hütte freilich besser daran getan, wenn sie diese Wünsche und Forderun gen in dem Schreiben sowie in dem Kommunique der gestrigen Verwaltungsratssitzung klar und deutlich zum Ausdruck brachte und es nicht der Reichsregierung über lassen würde, diese gewiß unpopulären, aber wohl unver meidlichen Maßnahmen der Oeffentlichkeit zu unterbreiten. Im Rahmen der allgemeinen Preis- und Lohn senkungsaktion wird es unter den gegebenen Umständen für die Reichsregierung unmöglich sein, einer neuen Tarif- l erhöhung der Reichsbahn ihre Zustimmung zu geben. In» «MM solgedessen wird auch ste sich bei dem erheblichen Defizit mkl der Frage der Senkung der B e a in t e » g e h ä l t e r der Reichsbahn ernstlich zu beschäftigen haben. Diese würde aber nur in dem Umfange zu verantworten sein, als alle übrigen Ersparnisse und Nationalisierungsmöglich keiten von seskn der Reichsbahn voll ausgenutzt und aus geschöpft worden sind. ' Rauscher bei Wysocki. Am Dienstag wurde der deutsche Gesandte Rauscher vom stellvertretenden polnische» Außen minister Wyivcki empfangen. Wie verlautet, ist hierbei di« Frage der gemischten deutsch-polnifck>e» Erenztommisjion er örtert worden. s. Nur jeder dritte Zimmerer hat Arbeit. Nach der leisten, iin sächsischen Zimmerergewerbe vvrgeiwinmenen Erhebung ,28. Juni) waren vvn 17 901 Persanen 19 782 arbeitslos. Dies ent spricht einer Arbeitslosigkeit von 60,2 Prozent gegenüber einer solchen von 61,4 Prozent einen Monat zuvor. Um Nosre'ele Wa» lehrt ihre Rettung? Prof. Dr. Hermann Schmitz, der durch einen offenen Brief an den preußischen Ministerpräsidenten für die Erhaltung d'cr Büste der illojrelete in Berlin eingetreten ist, veröffentlicht jetzt in der „Kunstauktion" einen neue» offenen Brief an Staatsministerinin und Landtag. Er betont, daß der Erfolg dem gesunden öffentlichen K u n st g« w i s se n zu verdanken ist. Den Museumsvorslünden ist cs eine Mahnung, bei dem Austausch öffentlichen Kunstgutes äußerste Vorsicht walten zu lassen. ÄVas soll der einfache Mann von einer plötzlichen relativen Bewertung kurz vorher noch hochgepriesener'Vierte denken! Möge ein noch so großer Teil der Huldigungen des Publikums vor dem Kops der Königin auf Mode und Sensationslust zuriickzufiihren sein, mag die Ver ehrung in noch so sentimentalen Formen, wie in der Nieder legung von Blumenspenden vor der Büste und dergl. sich ge- äußert haben, das nwseniliche ist die Tatsache daß das Volk i» seinen breitesten Schichten mit warmherziger Liebe für das Werk sich eingesetzt hat, mit einer Stärke, die in einer Epoche des mechanislyen und materiellen Denkens und der Wirtschaft lichen Nat überraschend ist. Auch die ägyptische Regierung und das ägypiische Volk werden sich dieser tleberzeugung nicht ver schließen. Von einer Vernachlässigung eingeganaeiier Verpslich junge» rann schon deshalb keine Rede sein, weil Tausckrgeschüfle dieser Art selbstverständlich nur abgeschlossen werden können lintcr dem Vorbehalt der cinzuholenden, Genehmigung des der Volksvertretung verantwortstcken Ministeriums. Wie manche schwer ent kehrticl>e» Kunstwerke — so führt Prof. Schmitz weiter aus — aus unseren Schlösser» und Museen — auch außerhalb der preußischen Staatsmuseeil — es sei an Vteimar. Nürnberg und Köln erinnert — die m den letzten beiden Jahrzehnten al^grmeben sind, wären dem Land« be« rechtzeitiger Ausklärung der Kennerkreise erhalten geblieben. Man denke an die Abgat>e der Watteaus ans den Schlössern, der berühmten Sevrcsvasen und bronzegefaßten Porphyrvasen aus dem Berliner Schloß, der herrlichen Ruinenlandschaft Jakob van Ruisdaels ans der Berliner Galerie, des Hausbuchmeister bildes aus der Karlsruher oder des wundervollen lächelnden Mädchens von Leibl aus der Kölner Galerie, welche beiden letzteren Bilder allerdings aus dem Handel inrückaercttet wer- ven konnten, bevor st« die Grenzen des Landes uderschrttten hatten. Wenn die Museen diese Tauschgeschäfte damit begrün den, daß ihre Etats zum Ankauf beschnitten wären — was doch auch in diesem Jahre in Amerika eingctreten ist —, ko ist ihnen darauf zu erw-deru: die durch Generationen k,»durch angesam melten Schütze in unseren Museen, wozu noch Schlösser und Kirchen hinzukommen, harren großenteils nach i» so hohem Maße der lebendigen Ordnung, der Fruchtbarmachung im Dienste der Wissenschaft und der Volksbildung, daß in Zeiten schwerer Wirtschaftsnot die Vermehrung der Sammlungen ruhig ein langsameres Tempo einschlagen kann. Hüten wir uns vor allem, bedeutenden Besitz fartzugeben im Tausch gegen Objekte, die der Füllung von Lücken dienen sollen, denn Vollständigkeit erreichen — im Sinne von naturwissenschaftlichen Sammlungen —kann niemals Aufgabe eines Kunstmuseums sein. Indem mit Bestimmtheit zu erwarten ist, daß der Kamps um die Nofretete eine Revision in unserer Stellung zu den Tauschgeschäften der Museen herbeifllhren wir-, wird er aber auch, wie zu hofsen, sür unser gesamtes öffentliches Kunstleben weittragende Bedeutung gewinnen. Was wäre an wertvollen künstlerischen Bauten in den letzten Jahr zehnten bei rechtzeitiger Belehrung der Oefsentlichkeit zu retten gewesen, angefangen von der Zerstörung des köstlichen Char lottenburger Opernhauses von Langhaus d. Ae. im Charlotten burger Park, die noch in die letzte kaiserliche Zeit fällt, bis zur Verunstaltung des sriderizianischen Opernhauses und der völlig grundlose» Niederlegung der Spittelkotonnaden in den letzter Jahren. Schon drohen weitere Abbrüche bedeutender Gebäude und Eebüudegruppen im alte» Berlin, wie des Palais Ephraim, des Palais' Kreuz, der städtebaulich bemerkenswerten Umgebung der St. N.colaikirche — selbst die Freilegung deo Brandenburger Tores und die Beschneidung des Tiergartens wir- immer nach ernstlich erwogen! ^Heimat pflege und Denk malschutz sin- von ernster Sorge erfüllt durch die fortschreitende Parzellierung und Bebauung der See- und Flnßuscr. der Wie scn- und LCaldlaiiMiaften im Umkreise Berlins und anderer Grosistädte. selbst vor den sog. Dauerwaldungen wird nicht halt gemacht, und die in der Richtung auf eine künstlerische Landes planung liegenden Grun-gedanken des im Entwurf lange fer tigen preußischen Städlebaugesetzes scheinen nur aus dem Papier zu bleiben. Eben schwebt sogar der Plan, am Grunewal-see in Verbindung mit dem Jagdschloß Joachims II. ein Freilicht museum mr deutsche Volkskunde »» errieten, was zur Erkal tung eines Der wenigen gem,»no landsa,«.ül,cb charak teristischen Fleckchen Erde am Rande Bert,,,-:- oerbindert wer den muß. wie dringend wünschenswert die Schonung ciner dentschen Museums dieser Art — aber an geeign- 'rer Stelle — Die Erhaltung der Nofretete — mit vielem Gedanken schließt das offene Schreiben — eröffnet so die Hoffnung aur eine bessere Zukunft für die Bestredungen um Erkaltung, Pilege und Nutzbarmachung der künstleriicken Kulturgüter des vreun Icken Staates zum besten des Volkes, und wie man von einem Fluch des Tutenchamon spricht, so wird man vielleicht in Zuknnst un Rückblick aus diesen Kampf einmal non dein Segen der N'oäeleie sprechen. Völkerwanderungs-Kunst im Berliner Museum. — Was die Lcrmaneu in der Vötterwandcrungc.mt auf dem Bode» Ani tas gejcha,fen haben, gehört heute -u den groben SeUeicheien: fast alle Spuren der Anwesenheit germanischer Stämme im Süden des Mittelmeeres sind zugrunde aeaangen. Nun ist e>n neuer Markstein für die räumliebe Ausdre nuig der Kunstübung der frühmittelalterlichen Varbarenoölker aume taucht, im Berliner Kaiser Friedrich Muieum Es iü ein ger manischer Schnallenbeschiag. der ä» Aeguoien. in Uurar En Berlin erworben worden ist: ans Brause, mit farbigem tä> a-> aitsgclegt. mit eitler vierdlättrigen Noieite in der Mitte. Di.'e rechteckige Beschlagplalte kommt auch saus, der chinterla'ü'n- schaft germanischer Stamme des »»d 6. Jabrhunderls vor und gehört zum gemcingerinanüchen Formensckan. Man kennt sie z. B. aus R u ß I a n d . aus K erlich, aus il » g ar » . vor allem aber aus Tunis und Algier in Funden, die mit der o-err- schast der Vandalen in Nord Afrika l 129—in Zummmen- hang gebracht werden. Die Verbindung farbiger Gläser und Steine zur Flächenvcrziernng wurzelt, wie Dr. I. Werner in der Zeitschrift der Berliner Museen ausfiihrt. nicht in lur antiken Ueberlieseruiig. sondern ist letzten Endes ein Ansdruck östlich barbarischen Stilgefühls. Unter den germanischen Stämme» wurde diese Art der Inkrustation zuerst den Gote» in Süd-Rußland durch das Kunslhandwer! der Sarmaten am Bosporus vermittelt, durch die Völkerwanderung kam sie nach Europa und so nun auch nach Afrika. Der Stil blieb immer auf die herrschen«!»« Oberschicht beschränkt und wurde die Grund lage für di« europäische Kunst des frühen Mittelalters. Der Besitzer ist vielleicht ein Germane gewesen. der damals nack Aegypten gekommen ist.