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Summer 1S8 — 2«. Jahrgang hetn« «mal wlchtl. mit klluNr.GkaU1b«lIas«n ^eNnat UN» »»und der kinderveilage .Frohmut^, sowie den reitbeUoge, , ««nno-Blatt», »llnlrrdaltung und Wissen-, .Die «eU de, U^. Il,r»Mcher riatgeber-, .Da» gute Buch'. .Filmrunv u". Monatlicher U,,,g»pr«i» 3 SV. «inschl. «ellellgelh nuunner 10 4 Sonnadend- u. «onnlapmmmer it« H HaudttchriMeUer! De.«. »««eetzl. Drei de» Sächsische Freitag, den 11. Juli ISZg -vertan-orti Dr»»d«a «»,eiaenvr«>iei Die i«ewa»ene Petit,eile »v 4, FanlU-en- an,e>g«n u. StellenqeUiche LU 4. Die Peiiir«Naine,e»a -iii inm beeil. » F». Für einen außerhalb de» Perbrell»»n»nebicte« ««»4 kie Petilrellainezetle l.!»«^. Brieiqeb.»«^. Im Falle HSHerer Gewalt «rlischl jede «erMchiung aus Lielerun, !«wl« Srllllluna b. «n,eigen.IlusirSaen u. VeiNlmg d. «chadenerlatz, »»'««ltliaier Dell Fea», «unaard. D,»,den. tLesch «ist« stell«, Dealt «.Verlag: Germania. für «erlag und Drucker«t.Filiale Dretden, Dre»den.st.l. Polierslratz«,?. Fernn,»21012. Bostlchecklonlo Dresden >703, Bankkonto «tadtdaak Dresden Nr. «Nt» Für chrislliche Polikik und Kultur iUeoaktton de» Laa,sita>en VolkSzeltuna DreLden»Mtslad! t Pollerstranc It. Fernrin MN ,md »1012. ISO Bergleute im Kohterisüuregas erstickt — Die Retlungsarbeiten eingestellt Neurode sSchlesien), 10. Juli. Ein furchtbares Unglück hat fick, gestern nachmittag 4 Uhr aus de», Kurt-Schacht der Wenzeslaus-Grube in Hausdors bei Neurode durch einen Kohlensäure-Ausbruch ereignet. Der Aus bruch der Kohlensäure ist vermutlich durch «inen Sprengschutz ousgclöst worden, der ein Gasnest öffnete. Die Gase verbrei teten sich mit ungeheurer Geschiviudiglreit im ganzen Revier. Die vor Ort mckcftenden Bergleute stürzte» sofort besinnungs los zusammen, nur einige von den Schleppern, die weiter ent fernt von der Unsallslelle arbeiteten, konnten sich reiten und die Belegschaft der Nacl-barreviere alarmieren. Sofort wurden die Wettertüre» zu dem Ungliicksrevier abgedichtet, ober auch in den Nachbarrevieren erlitten eine Anzahl von Leuten Gas vergiftungen Erst heute ist es möglich, einen klaren Ueberblick über die Situation auf dem von dem Kohlensänrearisbrnch getroffenen Scisacht der Wenzeslaus-Grnbe zu gewinnen. Bon der 193 Man» starken Belegschaft der Abteilungen 17 und 18 konnten bisher nur 49 gerettet iverden, die im Neuroder Knappschasts- lazarett Aufnahme fanden und für die nach ärztlicher Ansicht auch noch keine Lebensgefahr besteht. An Toten wurden 81 geborgen. Alle, die bisher noch nicht über Tag beför dert werden konnten, befinden sich in der Abteilung 18. die vollkommen unter Kohlensäuregas liegt, weshalb die Netiungs- arbeiten nachts um 12 Uhr abgebrochen wurden, da ein weiteres Vordringen der Netiungsmannschaft mit Lebensgefahr verbunden war. Die Leitung der Rettungsaktion ist der An sicht. daß sämtliche »och unter der Erde befindlichen Bergleute als tot zu betrachten seien. Es ist demnach anzunehme», datz die ^ Zahl der Todesopfer über 139 E Miragen wird. Im Laufe des Vormittags sollen aus Berlin ^ Vertreter -es Ministeriums in Hausdorf ankommen, um die ^ Untersuchung zu leiten. Wann es möglich sein wird, die Net- 42 tungsarbeiten fortziisetzen, stcht-zur Zeit noch nicht fest, da erst « der Versuch unternommen werden mutz, den Kohlensäuregasen ^ in der Mteilung 18 Abzug zu versä>affen. Von der Rettungs- mannscl)aft sin- einige Personen schwer verletzt. Im Knappschaslslazarett wurden 39 Tote aufgebahrt, von denen bisher 61 identifiziert werden Konnten. Da es an Raum mangelte, mutzten die Toten zum Teil im städtischen Kranken haus untergebracht werden. Die Erregung unter der Bevöl kerung ist naturgemäß sehr grotz. Heute früh ist die Belegschaft nicht cingefahren, sondern trat, obwohl sie aus der Grube er schienen war, den Heimweg an. Das Neuroder Revier ist. wie van fachmännischer Seite mitgeteilt wird, von Kohlensäure-Ausbrüchen besonders ge fährdet. Bereits 1927 hat sich ans der Wenzelaus-Grube ein ähnliches Unglück ereignet, das acht Todesopfer forderte. Es mutz eine strenge Untersuchung gefordert werden, ob die zuständigen Stellen aus dieser ersten Katastrophe alle notwendigen Folgerungen gezogen haben. Einen so starke» Ausbruch der Kohlensäure, wie er bei der gestrigen Kata strophe erfolgt ist, hat inan in europäischen Revieren überhaupt noch nicht beobachtet. Die Katastrophe non Neurodo ist eine der größten, die in der Geschichte des Bergbaus überhaupt zu verzeichnen sind. Die gesainte deutsche Oefsentlichkeit wird in niges Mitgefühl ergreifen mit den Familien, die von diesem fürchterlichen Unglück in Mitleidenschaft gezogen sind. Man darf erwarten, daß dieses Mitgefühl auch in staatlichen und privaten Hilfsmaßnahmen für die Hinterbliebenen der Toten, über die durch die Katastrophe bitterste Not gekommen ist, sei neu Ausdruck finden wird. Anteilnahme Sachsens Dresden, 19 Juli. Der sächsische Ministerpräsident hat namens der Regie rung dem preußische» Ministerpräsidenten telegraphisch die herzlichste Anteilnahme an dem Grubenunglück in Schlesien ausgesprochen. Der Sleuerausschutz beröl Das Deckung Programm sott durch Initiativanträge ergänzt werden Berlin. 10. Juli. Heute tritt endlich der Steuer-Auhschutz zusammen, um über das Deckungsprogramm der Regierung zu beraten. Diese Beratung sollte noch dem Willen der Regierung und oes l.-Reichstagsprüsidiums ursprünglich schon am Dienstag erfol- t 'Ken; die Acnderungsivünsche der Fraktionen haben aber die (. .Verölung uni zwei Tage verzögert. jSolche Aeiidcrungswünsche ^sind hauptsächlich von seiten der DeutsctM Bolkspartci vor gebracht worden, es ist also schwer verständlich, wie ausgerech net ein der Bolksrxirlei nahestehendes Biatl wie die „Leipziger Neueste» Nachrichten" den Vorwurs erheben kann, die Regie rung sei an der Verzögerung schuld. D. Red.) Für die Erledigung der S t e u e rg e se h e. der Aendernng der Eozialreform. der Osthilke und sür die Fertigstellung des Etats stehen also insgesamt noch zehn Tage zur Verfügung. Denn am 19. Juli tritt der Reichspräsident seine Rhcinlandreise an, mit der die offiziellen Feier» im bisher besetzen Gebiet ver bunden sein werde», uns es darf als ausgeschlossen gelten, das; der Reichstag während dieser Reise weitertagt. Der Zwang, bis zu diesem Tage das feststehende Arbeitspensum.zu erledige», wird die Fraktionen des Reichstages hoffentlich endlich zur Vernunft bringen! Daß dasKabinett gewillt ist. von sich aus alles zu tun. um die Beratungen zu beschleunigen, kann man schon daraus ersehe», daß es am Mittwoch nicht weniger als d r e i S i tz u » - gen abgehalten hat. In der ersten dieser Sitzungen, die am frühen Nachmittag stattsand. hat das Kabinett beschlossen, an dem bisherigen Deckungsprogramm sestzuhalte». aber in Fra gen zweiten Ranges Ergänzung durch Initiativ-Vorlagen zuzu- lassen. Diese Ergänzungen solle» vor «Ile», die Wünsche der Deutschen Bolkspartei befriedigen. Geplant ist zunächst, wie berichtet, daß der H 193 des A rb e i t s l a s e n v e r s i ch e - rungsgcsetzcs folgenden neuen Absatz erhält: „Der Höchst- betrag der Reichsdarlehen an sie Reichs»,»sialt für Arbeits losenversicherung mutz von, 1. April 1981 ab jeweils im Haus haltgesetz festgesetzt werden " — Ferner soll sestgetegt werden, daß Sie Ersparnisse >m Reichsl)aushalt „mindestens 109 Millionen Mark" betragen müsse». Die vom Reichsflnauz- ministcr Dietrich in Aussicht gestellte Summe der Ersparnisse soll also »ach Möglichkeit überschritten iverden. — Zum dritte» sollen die Gemeinden «ruiächligt iverden, vom 1. Oktober 1980 ab «ine Bürgerabgabe lKopssteuer) zu erheben. Diese Kopfsteuer soll mindestens 0 Mark im Jahre betragen, steuer pflichtig sollen alle wahlberechtigte» Personeil sein. Für Ehe frauen soll nur sie Hälfte des normale» Satzes erhoben werden Vom 1. April 1981 ab soll diese Bürgersteuer zur Sen kung der Realsteuern Vsrivendung finden. Am Spätnachmittag traten die Fraktionen zusam men. um zu diesen Vorschlägen Stellung zu nehmen. Zentrum. Wirtschaftspartei. Ehristlichnationale und Deutsche Volkspartei nah,neu diese Vorschläge, ivenu auch unter Bedenken 0». Eben so die Bayrische Volkspartei, die aber die Kopfsteuer ablehnl. und die Demokraten, die gleichzeitige Einsührung einer Schank verzehrsteuer fordern. Das Kabinett hatte sich, während die Fraktionen tagten, in Anwesenheit des Reichsbankprüsidenten Dr. Luther mit den geplanten Maßnahmen zur Ankurbelung der Wirt schaft besänftigt. Am Mend nahm das Kabinett in einer dritten Sitzung, die bis gegen Mitternacht dauerte, von den Beschlüssen der Fraktionen Kenntnis. In den Beratungen des Steuerausschusses mutz es sich nun zeigen, ob für das durch die erwähnten Initlativ-Anträg« geänderte Deckungs- Programm eine Mehrheit z» finden ist oder ob ein Teil dieses Programms gemäft Artikel 48 der Verfassung aus dem Berordnunasweg« durchgeführt iverden mutz. Bon -er Antivort die auf diese Frag« gegeben wird, kann das Schick sal des Reichstages abhängen. Angesichts des kurzen Zeit raumes, de,- für di« Beratungen noch zur Verfügung steht, darf man aus rasche Entscheidung rechnen. Landtags Anfang Dresden. 10. Juli. Unter höchst ungünstigen Vorzeichen beginnt heute der neue Sächsische Landtag seine Arbeiten. Die var der Auflösung des alten Landtages von uns an dieser Stelle oft wiederholte Voraussage, daß eine Neuwahl des Land tages im Zeichen der Wirtschaftskrise und der drückenden Erwerbslosigkeit noch schwankendere Mehrheitsverhäll- nisse schaffen müsse als im alten Landtag, hat sich ia prompt erfüllt. Dies ist ein Landtag, in dem Mehrheiten nur m a t h e m a t i s ck errechnet werden können -- dazu, das; irgendeine davon sich praktisch verwirklichen läßt, besteht zunächst keine Aus sicht. Ein ..Rechtsbiock" ist unmöglich ohne die Stimmen der Demokraten, die diesen Rechtsbiock abiehnen. Und eine „Große Koalition" ist unmöglich ohne die Stimmen der Wirtschaftspartei, die ihrerseits diese Große Koali tion ablehnt. Die Vorverhandlungen, die in den Tagen seit der Wahl stattgefnnden haben, sind so gut wie völlig ergebnislos geblieben. Die Dentschnationalen Habei, die Initiative zur Bildung einer „Marxisten- freien" Regierung ergriffen, aber bei den Volks nationalen (Mahraun-Grnppe) und oen Demokraten keine Gegenliebe gesunden Nationalsozialisten, Land volk, Wirtschaftspartei, Volksrechtpartei. Christlichsaziale und Deutsche Volkspartei sind der Einladung gefolgt. 40 Mandate werden von diesen Parteien repräsentiert Alle Beschlüsse, die in diesem Kreise gefaßt werden, sind also wirkungslos, wenn sie nicht die Unterstützung der Demo kraten finden. Auf diese Unterstützung aber wollen sich die Demokraten, wie wir gestern berichten konnten, in keiner Form einlassen Der deutscknationale Mm:stcc- präsident, die nationalsozialistischen Innen- und Arbeits- minister iverden also vorläufig ein Traumbild bleiben müssen. Ans der anderen Seite ist überhaupt noch kein ernft« Hafter Versuch über die Große Koalition gemaut worden Offenbar will man erst die Perhandnmcieu der Recktsparteien sich tatlaufcn lassen Die Sozialdemokra tie hat durck ihren bekannten Be'ckluß den Anspruch er hoben, die Führung einer solchen Regierung zu überm.':;- men, und für den Posten des Ministerpräsidenten den ehemaligen Innenminister Lipinski nargeschlagcn. Darf es schon als fraglich gelten, ob die in Frage kommenz.erc bürgerlichen Parteien mit diesem personellen Porsch'ag einverstanden sind, so sind Berge von Schwierigkeiten zu erwarten, wenn über die sachliche Grundlage einer Reaie» rung der Großen Koalition in Sochsen beraten werden sollte. Hinzu kommt, daß die Wirtichaftsvartei. die tür die Große Koalition wohl unentbehrlich wäre, bisher kei nerlei Geneigtheit gezeigt hat, eine solche Mehrheitsaft- dung mitzumachen. Es liegt nahe, daß die Wähler -- die ja allerdings selbst diesen Muster-Landtag Iusammengestelli haben — sich verwundert fragen, was das eigentlich ftir Dinge lind, über die man sich so schwer einigen bann Wir bezwciftln, ob die sächsische Wählerschaft das weiß Denn im Wahl- Kampf hat die Mehrzahl der jetzt im Landtag vertretenen Parteien von allen möglichen und unmöglichen Dingen geredet — nur nicht von den Aufgaben, die der zu wählende Landtag zu erfüllen hat Diese Ausgaben. >i"d: Führung der Landesverwaltnng, Sorge sür die geft'ftge und sittliche Kultur der Bevölkerung, insbesondere für die Erziehung des Nochwuchses, Wohlfahrtspflege. Wah. nungsban, Förderung der sächsischen Wirtschaft. In allen diesen Dinge» — wenn man etiva von der Kulturpolitik absieht — sind der zu bildenden sächnsckcn Neuerung enge Grenzen gezogen durch das Reichsreckt vwr.- Mini, ster Frick in Thüringen beweist, daß man von dft"'en vor- gesteckten Grenzen nur schwer obne Bruck der Berftissung und ohne das Land in eine endlose Reibe vau Prozeßen zu verwickeln, abwcichen kan». Die Ausgaben, die die sächsische Regierung und die der Säckiftcke Landtag zu lösen hat. sind in erster Linie reine B^rwaftnugsnoac,,. Es ist unverantwortlich, um solckcr Dinge misten ein Spiel aufzuführen, wie es während der ätzten Wacken begannen hat und wie es jetzt in: Landtage forlgesührt werden dürste. Wenn beute im Landtag 14 Natwnaliaziaüftk'n und 13 Kommunisten sitzen, a!;o 27 Vertreter von Parteien, die den Parlamentarismus überchauot atstehnen. wenn man weiter bedenkt daß LO Prozent der Wähler a,n 22. Juni sich der Stimme enthalten habe:: — dann dar) man ruhst, sagen, daß gut d e Hälfte der l icknici»:, Wäh ler diese Art von Pa: lamentslp'.ele'ml. a e sie der Sich-