Volltext Seite (XML)
»umm«r r>7 - 2». Jahrgang Nkll'und der «inderbcllagr.8 h .Die Welt de« d'^!>.^^ä.geder. D°- M° Bvch' .8Um-un°. Hauptt»rt,I>etter^ Dr. «- D«»«»»*. Dresden. Freitag, den 19. September 1930 tverlaaSor», DrrSdta Sln,etgenprrts«: Die lgespallene petttzetie »«» 4. Familie,» anzeigen u.SIcllengesuche 2« 4. Die peiitrcliamejetle. 8« mn, breit. I ^e. Für Anzeigen autzerhalb de« Verbreitungsgebiete- 4» 4. diepeNlrcltamezeite I.ttttX. Rrtesgeb.»,»4. Im Fall, höherer Gewalt erlischt lede Verpflichtung aus Licsenmg samt» Erfüllung v. Anzeigen. Auslrügen u. Leistung d. Schadenersatz Geschüsllicher Leili Fra», ivnugarh, Dresden. Für christliche Politik und Kultur Redaktion der Sächsischen VolkSzrttnng DreSdoivAllstadl l. Palierstrahe N. Fernrut MU und 1I0I2. Kampf um den Aoggenpreis StützungssteUe gegen Daifsespekulativn Berlin. 18. September. In der Frage der R ogg e n st ü tz u ng Hot sich von Tag ,u Taa mit immer gröberer Deutlichkeit herausgestellt, datz eine umfangreiche Baissespekulation in Verbindung mit politischen Tendenzen gegen die Stützungsstelle betrieben wird. Die Mengen, die die Stützungsstelle cln>chlietz- lich der Terminkäufe aus dem Markt nehmen mutzte, haben mit 40 WO Tonnen täglich eine Höhe erreicht, die es völlig aus geschlossen erscheinen lützt, datz tatsächlich landivirtschaftliche Verkäufe auch nur annähernd in diesem Umfange den Angebo ten des Handels zugrunde liegen. In den acht Wochen von Mitte Juli bis Mitte September sind von der Stützungsstelle mehr als 700 000 Tonnen Roggen aufgenommen worden, denen allerdings auch Verkäufe voll mehreren 100 000 Tonnen gegen überstehen. Ein Angebot von mehr als 700 000 Tonnen Roggen — überwiegend aus Ostdeutschland — ist aber ein Vielfaches oon dem, was die Landwirtscl-aft selbst bei guter Ernte in diesem Zeitraum zum Verkauf bringen kann. Aus der Gülerbeive- gung-'.statistik geht hervor, datz selbst in den guten Ernlejahren 1028 und 1920 aus ganz Ostdeutschland in dem Zeitraum von Mitte Juli bis Mitte September noch nicht 250 000 Tonnen zum Versand gebracht morden sind. Wenn dieses Jahr hi geringerer Ernte dasDreifache «Nein von der Sttttzungsstelle ausgenommen wurde, so ist dies nur dadurch zu erklären, datz einerseits die Landwirte aus ihrer bedrängten Lage heraus sich mit den Verkäufen außerordentlich beeilt haben, andererseits aber von seiten des .Handels eine grotzangelegte Baissespekulation betrieben wurde, mit dein aus gesprochenen Ziel, die Stützungsaktion mit Angeboten zu über schütten und zum Zusammenbruch zu bringen. Die Getrcidepolitik des Reiches kan,, sich aber das Gesetz ihres Handelns nicht oon den Machenschaften der Baissespeku lation vorschreibe» lassen. Aus diesem Grunde hat man sich entschlossen, durch eine beweglichere Gestaltung der Stützung die ange- bolenen Mengen auf das alte Matz zurückzusührcn und den durch Spekulation verwirrten Markt wieder ins GleiclMwicht zu bringen. Die Landwirtschaft darf darauf rechnen, datz die Stützung auch weiterhin erfolgreich durchgesühr! wird, da man sich zu einer elastischen Taktik i» einem Augenblick entschlief;!, wo die finanziellen Reserven trotz der Baissespekulation des Handels und trotz der bedauerlichen Aufforderung gewisser politischer Kreise, Roggen jetzt forciert zu verkaufen, noch in Kraft sind. Abbau der KapitalerkragUeuer Der N e i ch s t a g sa u s sch u tz für die Wahrung der Rechte der Volksvertretung genehmigte am Mittwoch in einer Sitzung gegen die Stimmen der Sozialdemokraten und Kommunisten eine Regierungsverordnung, durch die die K a p i t a le r t ra g st e u e r für festverzinsliche Wertpapiere aufgehoben wird. Tic Verordnung gilt erstmals für Kapitalerträge, die nach dem 2. Januar 10M fällig werden. Die Verordnung, die oon der Regierung schon dem alten Reichstag vorgelegt worden war. konnte non diesem nicht verabschiedet roerden. weil an demselben Tage, an dem der Steucrau sschutz darüber beraten iva! ste. der Reichstag o.i-ge löst wurde. Tie Zusammensetzung des Uchenvachm'gsa, sichnnes entsprich' noch der Fraktionsstör Ke d s ausgelösten alte n Reichs tags. Das preußische Sta a t ? m i n i st e r: u :n hat in einer Sit ung Sie Notverordnung«,, . es Reichspräsiden ten über die Einst: hrnng der Ge m cind ege tränke st euer und Ser Bürge, - stener verabschiedet. Am KO. Sepieinber w ird nun- wehr der preußische Staatsrat iöer die Vorlagen ive ter ent- scheiden. a MacDonalüs große Aufgabe Die Beratungen über die Bekämpfung der ArbeitsloUakerl in England London, 18. September. Sämtliche Mitglieder des Kabinetts, mit Ausnahme des in Gens weilenden Autzenministers Henderson, hielten gestern eine mehr als vierstündige Sitzung ab, der heute und wahrscheinlich auch morgen weitere Kabinettösitzungen folgen werden. Ter Premierminister beabsichtigt, heute nachmittag mit Lsyd George zusammenzutresscn, um Pläne zur Behebung der Arbeitslosig keit zu erörtern. Aus der Tatsache, daß Macdonald nun auch den Führer oer Liberalen Partei zu den Beratungen über die Frage der Arbeitslosigkeit hinzuzieht, kann man erkennen, als wie ernst man in englischen Regierungskreisen das Problem der Arbeits losigkeit ansieht. Die Zahl der Arbeitslosen beträgt in England gegenwärtig 2 140 000. das sind rund eine Million mehr als im Vorfahr. Binnen der letzten Woche betrug die Zunahme 80 000 'Mann. Man befürchtet, datz während des Winters die Arbeits losenzahlen weiter onsteigen könnten. Offenbar ist nun die Regierung entschlossen, mit außerordentlichen Mitteln gegen diese bedrohliche Entwickelung oorzugehen. Beschlüsse der französischen Sozialisten Paris, 18. September. Der Denvaltungsausschutz französischen sozialistischen Partei hat in einer Tagesordnung gegen die Maßnahmen protestiert, die gegen die polnische,, So zialisten ergriffen worden sind. Die Tagesordnung erklärt sich mit der polnischen sozialistischen Partei in ihrem Kampfe für die Demokratie und den Frieden solidarisch Di« französischen Sozialisten iverden aufgefordert. allenthalben gegen die Diktatur ,n Polen zu manifestieren. Außerdem wurde mit dem Exekutioausschutz der sozialistische» Internationale vereinbart, im Oktober große Kundgebungen zugunsten der ? rgn n i s i e r i> ,i g d e s Friedens und der Abrüstung ab- zuhalten. Die sozialistischen Parlamentarier welche,> vom 25. bw 28. Oktober besonders über diese Fragen in der Oesfent- l-ckkeit spreche». Streik in Barcelona Madrid. 18. September. Nachdem schon in den letzten Wochen an verschiedenen Orten Spaniens mehr oder weniger beoeuiende Streiks au'geslackert waren, ist es setzt in Barce lona zu einer Ausstandsbewegung gekommen, die man mit großem Ernst ansehen mutz. Zunächst sind sämtliche Arbeiier des Baugewerbes und verwandter Zweig« in d-n Streik getreten. Ihre Zahl beläuft sich auf mehr als 40 000. Es wird damit gedroht, datz. wenn eine Einigung mit den Unternehmern i n Lause dieser Woche nicht erfolgen sollte, in 'Barcelona der Generalstreik nnsgerufe» werden würde. Die politische Bedeutung des Barcelönenser Streiks erhellt ganz klar aus der Vertilgung der Regierung, datz die Vorzensur über die Presse in der Provinz Barcelona bestehen bleiben soll, rvahrend im übrigen heute abend um 19 Uhr die Zensur in Spanien aufgehoben wird. Paris, 18. September. Wie aus Barcelona gemeldet wird, haben sich die Gemeindearbeiter der Streikbewegung angeschlagen. Man befürchtet daß auch die Autodroschken- Cliaufseure uiid die Angestellten der Untergrundbahn mit ihnen gemeinsame Sache machen werden. Zahlreiche Zwischenfälle sollen im Laute des gestrigen Tages zu verzeichnen geivesen sein. Sitzung des schlesischen Sejm Kattoivitz, 17 September. In der gestrigen Plenarsinuna des Schlesischen Sejms wurde über den Haush »stsvlan lONOZi debattiert. Der Woje- wode Graczgiiiki »ährte dabei gus. daß sein Bemühen stets dahin ziele, das Programm der breiten Maste der Bevöl kerung. mit der zusammen er im Ausstgnd gekämpft habe, zu verwirkliäen. Die politischen Voraussetzungen, unter denen der Sejm seine Tagung begonnen habe, seien ungünstig, dg sie in die Zeit der Wahlvorbereitung füllen. Es sei notwendig, die unheUschwangere Atmostchäre vom Sejm sern,zuhalten. denn dieser bube in der nächsten Zeit lehr wichtige Ausgaben zu er- siisten. Der schlesische S"sm sollte sich nicht in die Staats politik eiiimisä>en. Der Wastuvode forderte den Seim aut. mit ihm n,lammen arbeiten, weil andernfalls ein Zustand ein- treten könne, über den er jetzt nicht reden wolle. Dien« An- wielnng auf eine Auslosung auch des schlesisäzen Seims wurde von aen Abgeordneten der Opposition mit lebhaften Zwischenrufen auigeiiommen. Rückwirkungen Die Mehrheiisbil-ung im Reich und die deuischen Länder Am letzten Tage des Septembers tritt bekanntlich der Sächsische Landtag nach der Herbstpause wie der zusammen. Die vordringlichste Aufgabe, die er zu lösen hat, ist die Bildung einer ordnungsgemäßen parla mentarischen Negierung. Fm Hinblick auf die Wechsel wirkungen zwischen Reichs- und Landespolitik ist aber nicht zu erwarten, daß die Regierungsfrage in Sachsen früher geklärt werden wird als im Reich. Kommt im Reiche eine Kombination zwischen der jetzigen Regie- rungskoolition und der Sozialdemokratie zustande, dann könnte vielleicht auch iu Sach'en für eine ähnliche Kom bination der Weg frei werden. Andernfalls ist nicht abzu sehen. wie eine regierungsfähige Mehrheit Zustandekom men soll, solange die Staatspartei sich nicht zur Teilnahme an einem Nechtsblock entschließt. Zu einer solchen Aenderung in der Haltung der Staatsparte: bestehen aber keine Aussichten. Tenn das Wahlergebnis vom 14. September hat gezeigt, daß es auch bei einer Neuwahl den Rechtsparteien nicht gelingen durste, die Staatspartei aus ihrer Schlüsselstellung zu drängen. Wäre am l4. September Landtaaswahi ge wichen, dann Hütten die Rechtsgruppen von oer Bolkspar- rei bis zu den Nationalsozialisten wie bisher 40 Mandate behalten — daß die anoeren Rechtsgruppen dabei vier 'Mandate an oie Nationalsozialisten verloren ballen, än dert nichrs an der Sache. Tie marr.stische Linke sSPD. und KPD.) aber wäre von 45 aus 40 Manüale gewachsen und die Entscheidung hatte nach wie oor bei der Staals- parlei gelegen. Sie von 5 Mandaten 4 behal'.en häkle. — Allerdings wäre bei einer solchen Neuwahl auch die Mehr, heit der von der Staatspartei angeslreblen Koolition von Ser SPD. bis zur Wirtschaftsparlei von 55 auf 50 Man date gesunken. Es ist also doch möglich, daß die Nationalsozialisten nach dem Wort des Tr. Frick handeln: ..Wir werden so oft zur Wahl gehen, bis wir unseren Willen durchsetzen", und nach Zusammentritt des Sächsischen Landtages er neut seine Auflösung verlangen werden. Em solcher An trag würde aber nur bei den Kommunisten Unterstützung finden. Es darf also als sicher geilen, daß :n Sachsen auch nach Wiederbeginn 2er Arbeiten im Landtag zunächst alles beim Allen bleiben und eure Klärung erst dann em. treten wird, wenn sich die Farm der Mehrnettsönduna in, Reichstag erkennen läßt Sachsen ist.micht das emzige Folgen der Re.chslaaswahl zu spu ut'ch.e Land, das d'S benaninil. ,D:e For derung der Rechrsopvoukldn. die Neubildung der Regie rungsmehrheit im Reich und in Preußen aie.chzeittg vorzunchmen. rückt dickes Land und stme Re neruna in den Mittelpunkt des Interesses. Hugenbera und 'e ne An hänger werten bekanntlich dein Zentrum vor. es benütze den Dualismus Preußen—Reick zu einer ..Schaukelpoli tik" und ziere Vorteil davon, hier Mit der Rechnen und dort mit der Linken regieren zu können. T:e Wahrheit ist. daß dieser Gegensatz zwischen der Mebrheilsöiidung im Reick und in Preußen, so ost er zutage getreten ist. stets eine Belastungsprobe für das Zentrum dargestellt hat. Pon seiten der Zentrumstührer sind gerade vor der September-Wahl sehr ernste Worte an die Adresse der preußischen Sozialdemokratie gerichtet worden. Kaas uns Heß haben betont, daß das Zentrum eine polttiiche Krise in Preußen als unvermeidlich ansehe, wenn die So- zialdemokratie ihre skrupellosen persönlichen Angriffe gegen die Zentrumsführer in: Reich nicht einsteüe. In der Tat hat daraufhin die sozialdemokratische Agitation 'ich bemüht, die persönlichen PerungiiMlckungen. vor allem gegen Brüning und Stegerwald. die :m 'Anfänge des Wahlkampfes das ...Hauvtargumen:' gegen das Zentrum bildeten, auszuschalten. Und der preuß/'cke Ministerprä sident Braun bat in dem bekannten Frage und Antwort- spiel kurz vor dem Wahltag and mit großem Nachdruck nach der Waal die Bereitschaft der SPD. zur Mitarbeit im Reich betont. Die weitere Entwicklung in Preußen wird also da. von abbangen. ob im Reiche in irgendeiner Form eine Zusammenarbeit der Mitte und 2er Sozialdemokratie er- möglichr wird. Käme eine solche Zusammenarbeit nicht zustande. Sann ist mir Sicherheit vorauszusagen, daß der Bestand Ser letzigen Regierungskoalttion in Preußen pro- blematisch werden muß. Das würde sedensalls LanStags- auflösung und eine Krise für Preußen bedeuten. Bisher war im Preußischen Landtag noch nie eine sichere Mehr»