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OnternaltunL und V^issen ?07 — 7. 86s>semli6i' 1^30 ^ s-stic'lasmriir' Vc>n<e?r>iti .^Lcli-i^^s Voikx^eitun^ dkinesLsctie Astronomie Oer alte Kalender Lktira» — ^»Iroaomie unä ^kerzlaalrv — Soaaea-, ^Vasser- ui>6l keuerulirer» Nicht allzu viel ist bei uns etwas bekannt von der chinest- schcn Astronomie und Zeitmetzkunde. Sie sind einige von den wenigen Gebieten, über die nicht nur wenig in der europäi schen, besonders nicht in der deutschen Literatur zu finden ist, sondern über denen auch ein geheimnisvolles mystisches Dunkel schwebt. Die chinesiscl-e Astronomie und Zeitmetzkunde ist ur alt, ja älter als alle Uranfänge unserer technis<l>en Erfindun gen, älter als die europäische Astronomie, ja älter als di« europäische Kultur überhaupt. So wird es manchen in Erstaunen sehen, der stolz ist auf die wissenschaftlichen Errungenschaften unserer Zeit, wenn er hört, datz bereits im Jahre L700 v. Ehr. unter Huang Ti die Grundlage zu dem sogenannten 60er Zyklus, dem heute noch bestehenden Kalender, gelegt wurde, daß im Jahre 2350 v. Ehr. unter Pno die astronomische Bestimmung der Zeitrechnung er folgte, datz 1115 v. Ehr, die erste Datierung einer Sonnen finsternis und der Beginn einer nach damaligen Begriffen exakten Datierung geschah und im Jahre 104 o. Ehr. sogar schon eine Reform der alten Zeitrechnung erfolgte. Wie sehr man dem Monde und der Sonne im alten China schon Beachtung schenkte, geht daraus hervor, daß in der ältesten chinesischen Zeichenschrift, die für den Mond und die Sonne üblichen Zeichen als Sichel und Sck>eibe in allen mög lichen Variationen verwendet wurden. Wie gute Beobachter die alten Chinesen waren, geht daraus hervor, datz sie nicht nur sichtliche Bewegungen am Himmel, wie Wechsel der Jahres. Zeiten. Meteore, Feuerkugeln, Blitze und dergleichen sahen, sondern auch solche, welche nur periodisch wledcrkehrten. Die älteste auf uns überkommene Messung der Ekliptik beispiels weise wird dem Chinesen Tchcou Kong zugeschricben. Aus all diesen, wenn auch spärlichen geschichtliä-en Daten der chinesischen Astronomie ergibt sich, daß die Chinesen die ver. schiedcncn Himmelscrscheinungen nicht nur mit mystischen, astrologischen oder gar abergläubigen Zwecken verbanden, sondern diese Erscheinungen, besonders die Bergungen von Sonne und Mond und den Wechsel der Jahreszeiten in nutzer- ordentlich großem Matze auf das praktische täglich« Leben über trugen. Der alte chinesische Kalender, der seit dem 1. Januar 1012 durch Sunyatsen durch die Einführung der christlichen Zeitrechnung verdrängt wurde, basierte auf den Mondmonaten von je 29 und 30 Tagen, so datz ein Jahr zu 12 Mondmonnten 354 oder 355 Tage hatte. Der Anfang des neuen Jahres mutzte aber stets so fallen, roenn die Sonne in der Aquarius eintrnt. Wenn nun dieses nicht eintrat, wurde noch ein 13. Monat eingelegt, um den Widerspruch auszu gleichen. Dieses war natürlich stets ein Anlatz zur Freude bet den Landlords, weil sie dann höhere Pacht bekamen. Jeder chinesische Monat fing mit dem Neumond an. Diese Tatsach« konnte jeder Analphabet und Unwissende feststellen und sich in der Zeit orientieren. Kein Wunder, datz heute in China die grotze Maste sich mit der neuen Zeitrechnung absolut nicht be freunden kann. Jeder Monat des chinesischen Kalenders hatte zrvci Festlichkeiten, die sich meist auf das Wetter und die Ernten bezogen. Das Zentralobservatorium in Peking fixierte diese Tage, wann es regnete, wann es heitz, kalt, frostig oder inxneerg war, wann ver mcrs uns vroggen gepxumzr weroen konnte, wann geerntet lverdcn konnte usw. Diese Wissenschaft wurde gehcimgehnlten. Alle Bauern im weiten China richteten sich nach diesen Pekinger Angaben und schwören auch heute noch auf die Exaktheit dieser Vorhersagen. In hervorragendem Matze waren di« Erscheinungen des Himmels bei den Chinesen der Anlatz zu abcrgläubiscs>er Be tätigung. Besonders Lei der breiten Masse ist dieser Aberglau ben zu finden. Die bei den Priestern herrschende Kunst der Geomantie, die Eigenschaft, aus den Sandfigurcn wahrzusagen, futzte auf dem Glauben an die zwei vermutlicl)en Erdströme, bekannt unter dem Smnbol Drarbe und Liaer. die ia bekanntlich Einsame Kirche Dicht a» der K rche im Schne» Höchen zwei Bäume wie Wächter. Alie, vergess'ne Geschlechter Schlafen am nahen See. Nachts flieg n Bügel leise iiber dem frommen Haus, Sehen wie Geister aus, Miide von ewiaer Reise. Niemand ge>raut sich dicht An die zerbröch»lnde Mau r, Immer bezwingt ein Schauer Jedes Spähergesicht. Aber »ianchina> in Nächten Lugt an der Kirche e n Reh. Lächelt im i'esen Schnee Uber dem Grab des Gerechten. ^ttkarlne«i lNickncr in der chinesischen Heraldik immer wiederkehren. Ein geschulter und gewandter chinesischer Beobachter konnte diese Strömungen angeblich beschreiben und beobachten mit Hilfe einer Art Kom- patz, durch die Richtung von Wasserläufen, durch die Farbtöne des Erdreichs, durch das Wachsen gewisser Pflanzen aus,diesem oder jenem Grund, durch das Aufsinden von Elementen u. a. Mit Hilf« dieser Mittel bestimmten sie den Vegräbnisplatz, um von ihm schlecht« Geister fernzuhalten u. a. Die Errichtung einer Mauer vor dem Eingang des Hauses, das Aussteller: von Löwen, und Hundefiguren vor das Haus, das Verzieren der Dachfirste mit Teufelsfiguren diente dem Fernhalten der kos mischen, bösen Geister. Man baute Brücken in Zick-Zack, kleidete Knaben wie Mädchen nur mit dem einen Zweck, dies« kosmischen Geister fernzuhalten. In enger Verbindun» Astronomie standen auch die Tempel unl> andere GelMude. Im ganzen Lande, besonders aber in der ehemaligen chinesischen Hauptstadt Peking, be fanden sich Altäre, die nach den vier Himmelsrichtungen benannt waren. In Peking gibt es einen Tempel des Universums. Der. berühmte Himmelstempel und der Himmclsaltar in Peking diente zur kaiserlichen Zeit dazu, in bestimmten Jahreszeiten Feste zu sehen, welche aus Ernten und glückliches Gedeihen Be zug hatten. Diese Bauten waren nach streng astronomischen Prinzipien erbaut. Auch die berühmte „Verbotene Stadt", in welche kein Unberufener eiudriugen durfte, war nach ähnlichen Prinzipien angelegt. Auch die rote Farbe des Anstriches und die bunten Porzellandächer hatten astronomische Bedeutung. Diese Erscheinungen hier im einzelnen zu erörtern, würde zn weit führen. Eine nicht unbedeutende Nolle im Leben der Chinesen spielte auch von altersher die Z e i t m e tz k u n d e. Allerdings kannte China keine Erfindung auf dem Gebiete der Uhrtechnik, welche der europäischen gleichküme. Wohl die bekanntesten astronomischen Instrumente der Chinesen sind diejenigen in dem alten Observatorium in Peking aus der Mongolenzeit. Die Jesuiten rekonstruierten sie im 17. Jahrhundert zur Voll kommenheit. Ein Teil dieser Instrumente wurde in den Boxer» ausständen nach dem siegreichen deutschen Feldzug in China nach Potsdam gebracht, von wo sie nach dem Versailler Ver trag wieder nach China zurücklransportiert werden mutzten. Der Chinese bediente sich auch schon seit undenklichen Zelte» einer Uhr. Die Vorliebe für die Uhr ging oft bis zu einer Leidenschaft. So besatz die letzte Kaiserin nicht weniger als 300 seltener, allerdings aus Europa eingesiihrte, mechanische Spieluhren, die man heute noch in den Pekinger Museen sehe» kann. Diese Uhren haben aber nichts mit der alten chinesischen Uhrcntechnik m tun. 'zn uralten Zeilen spielte bei den Chinesen als Tages zeitmesser der s ch a t t e n w e rf e n d e Stab oder Gnomen eine Rolle. Sie kannten den Gnomen schon, wie aus dem allen Buche .Tschcou Pay" hervorgeht, 500 v. Ehr., und zwar war dieser schattcnwcrfende Stab an der Spitze mit einem Loche ver sehen, um damit die unscharfe Schattenspitze zu brechen. Au» diesem schattenwerscnden Stabe entwickelte sich die Sonnenuhr, wie man sie in einigen sehr guten Exemplaren in der Ver botenen Stadt und in der Klassischen Halle des Konfuzius sehen kann. Sehr viel im Gebrauche waren auch die Wasser uhr e n. die aus dem Prinzip beruhten, datz eine gegeben« Menge Wasser immer dieselbe Zeit gebrauchte, um aus einem höher gelegenen Gesätz in ein tieferes zu gelangen. Bis vor wenigen Jahren befand sich noch auf dem berühmten grotzeq Trommelturm in Peking eine sehr komplizierte Wasseruhr, welche einen Mechanismus bewegte, der eine Glocke in (Sang setzte, die von zwei Figuren angeschlagen wurde. In Kanlo» bcsand sich eine berühmte Wasseruhr, welche vier Schalen besag, von denen sich jede während einer Wache, das find zwei Stun- den, füllte. Jede Schalensüllung wurde durch einen Nacht- wächter in der Stadt verkündet, ileberhaupr waren die R acht» Wächter, welche die Stunde in China nach dem Stande der Wasseruhren bei Nacht kündeten, sehr beliebt. Sie verwendete» zur Zeitankündiguug Bambusstäbe mit stets wechselndem Rhythmus Spüler dienten für die Zeilverkündung Trommel- und E l o ck e n t ü r m e, die man heute noch in ganz China findet. Man bediente sich in früheren Zeilen auch gerne der Feucruhren. Diese bestanden aus leicht brennbaren Stäb chen, ähnlich der für Tempelopfer verwendeten Räucherstäbchen. Diese Stäbchen waren mir Siundensrrichen versehen. Alan ver wendete sie auch gerne zu Weckeruhren, welche aus flache» I^ON arbeitet 8icb empor In der vergangenen Woche ist der amerikanisch« Filmschauspieler Lou Lhaney, der Meister der tausend Masken, an den Folgen einer Erkältung, die er sich bei Filmaufnahmen zuzog, gestorben. Der folgende Artikel, der kurz vor dem Tode Lon Chaneys geschrieben wurde, «rMlt von dem phantastischen Lebenslauf de» amerikanischen Filmstars. Lon Chaney, „der Mann der tausend Möglichkeiten", ist heut« ein berühmter und allgemeinbekannter Hollywood«! Film star. Nicht immer war dies aber so. Es gab noch «in« Zeit, wo der heute 47 Jahr« alt« Lhaney — er wird es uns hoffentlich verzeihen, datz wir dies verraten haben — noch nicht an den Film oder Theater dacht«, sondern nur daran, datz die p. t. East« mit genügend Geschicklichkeit ohne Augen. Mund und Nase in Mitleidenschaft zu ziehen, den Seifenschaum fest und dicht auf ihr Gesicht ausgeschmiert bekommen. Denn, „der Mann der tausend Möglichkeiten" war In seiner ersten Jugend Figarslehrling und hatte nur ein« Möglichkeit, einmal, statt mit dem Pinsel, auch mit dem Rasiermesser das Gesicht fremder Menschen bearbeiten zu können. Zum Film kam er erst viel später, und zwar aus recht sonderbaren Ab- und Umwegen, Lous Vater war Figaro, und darum sollt« er auch dasselbe werden. Aber, der Knabe lernt« das Handwerk nie aus, den» als der Vater starb, mutzte Lou zu Hause die Mutter pflegen. Da die Mutter taubstumm war, könnt« sich der Sohn mit ihr nur durch Zeichensprache verständigen. Diese Zeicheu- spracl-e, behauptet man, hatte in Chaney di« schauspielerischen Talente entwickelt. Als Itijcihriger mutzt« er sich sein Brot allein verdienen. Erst wurde er Fremdensührer, dann Bergbauarbeiler, Zimmer maler und zuletzt der Gehilse eines kleinen Tapeziermeisters. Eines Tages geschah in seinem Leben ein« grotze Aendemng. Er t«r»t« de» Direktor ei»«r Reiieopeigeiellschajt kennen »n- wurd« als Requisiteur für dies« Gesellschaft engagiert. Mit der Opernstagione bereist« er nun di« meisten Staaten Nordamerikas. Während dieser Reise wurde in Chaney der Wunsch leben dig, auch selbst einmal Theater zu spielen. Sehr bald bot sich ihm hierzu auch Gelegenheit. Der Verband der Theaterrequisi teure gab «in« Borstellung. Eine lustig« Oper namens „Said Pascha" wurde aufgefühlt. Lhaney bekam darin «ine Rolle, erntet« Erfolg und war glücklich, überglücklich. Bei dieser Ge legenheit ist auch zu erwähnen, datz der gefeiert« Filmstar auch noch heut« Mitglied des Verbandes der Theaterrequisiteure ist. Der Erfolg seines ersten Auftretens war Schuld daran, dag Chaney mitsamt seinem Bruder im Jahre 1907 «in« eigen« Theatergesellschaft gründet«. Allerdings fiel er mit seinem „Fra Diavolo" glänzend durch. Aber di« Theatergrüudung hatte auch «in« gute Seit«; er heiratet«. Und dies hatte er tatsächlich nicht zu bereuen gehabt! denn Chaney ist einer der seltenen Filmstars in Hollywood, die innh lein einziges Mal sich scheiden ließen. Als sein Sohn — der heut« in Los Angelos Rechtsanwalt ist — geboren wurde, gab Lhaney das Wandern auf und nahm in Los Angeles bei einem Theater ein Engagement an. Dieser Schritt, wozu er sich so schwer entschlossen hat, gereicht« ihm zum Glück. Er war, als der Film sein« ersten „Gehversuche" macht«, als Hollywood noch kein Filmparadies war, schon in Los Angeles und kam dadurch gleich von Anfang an mit dem Film in Kontakt. Zuerst wurde er in einem Wildwestdrama der Universal als Statist beschäftigt. Aber man erkannt« bald sein« Fähig keiten und gab ihm die ui«rhört groß« Gage von 100 Dollar wöchentlich. Ganze sechs Jahre blieb Chaney bei der Universal und verließ sie dann, weil — di« Direktion sein« Gag« nicht auf 125 Dollar er höhe ».wollte. Nun kam er zum Paramount und spielt« dt« Hauptrolle der „Miracle Man". Nach dem Erfolg dieses Filmes halte die Universal nichts anderes zu tun. als Lhaney schleunigst wieder einen Kontrakt anzubieten. Chaney ging auch zuruck, erntete dort «inen Erfolg nach dem anderen und sein Name zählte bald zu den bekannteste». Nun will aber Chaney. wie es die Hollywoodei Eingeweih ten wissen wollen, nichts mehr vom Film wissen. Man behaup tet, datz er kürzlich erklärte: „Ich werde mich vom Film zurück ziehen und ein Fahrkcirtenbüro eröffnen." Aber, die Freund« Chaneys Filmkunst müssen nicht befürchten, datz dies geschehe» wird, denn aller Wahrsclieinlichkett nach wurde diese Idee nur in der Kanzlei des Reklamemanagers zum Gebrauch für da» Publikum geboren. Tirurrin» bloaaev. Lin Bruder Dürers. — Äcocewl Dürers jüngerer Bruder Hans, gleichfalls Maler, ist zehn Jahre nach ihm in Krakau ge storben, als Hofmaler des Polenlönigs, Sein künstlerijche» Werk, das bisher trotz vieler alter Bezeichnungen mit dem Mo nogramm H. D. ganz unklar geblieben ist. hat jetzt der Leip ziger Kmnstgeiehrte Prof. Hermann Beenken iestgesteUr. Da nach ist Hans Dürer in den Bildern, die sich in Krakau. Augs burg und Wien erhalten haben, und in seinen Zeichnungen i» London und Erlangen keineswegs ein Ge'olgsmann eines großen Bruders, sondern des Regensburger Meuters Albrecht Altdorfer, des Führers des sogen. Donaustils. ^Dei fehlendem Können im Ausbau des Raumes und Lei der Figuren charak terisiert ihn die Neigung zur Slimmungsiandichaft — die Vision einer Stadt, die sich im Hintergründe in ruckendem Lichte unter LBolken- und Gebirgsietzen aus dem Dunkel löst, erinnert Beenken air die magischen Sradtlandsthaiten eines Greeo —, dann eine seine, ins Kleine und Prickelnde gehende Linearität und das hemmungslose Nachgeben gegenüber der Neigung. Orna ment und ornamenlähnliche Form wie selbstherrliches Unkraut wuchern und wachsen zu lasten. Eine starke malerische Neigung iibersprüht bei ihm alle Oberflächen. Aber als Hans Dürer den künstlerischen Boden Deutschlands verließ, um nach Polen zu gehen, als er, ein im Grunde schwaches und anlehnungs bedürftiges Talent, in der Fremde auf sich gestellt war, da ist die malerisä-e Empfindung, die seinem Werk allein einen Reiz zu geben vermochte, verdorrt. Das Problem Hans Dürer erhalt seinen eigentümlichen menschlichen Reiz dadurch, datz bel ih» nach Einflüsse» seines Bruders ziemlich vergebens gesucht wird. Es ist, als habe sich Hans Dürer von allem, ums den, Albrecht Dürer künstlerisch wichtig und wertvoll Ubjicht.»»tz Bewuktiein Lurückaetoaeu.