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^ ^ 1 Sonntag» den 7. September ISZlf tveelagsort» Dresdea Mnzetzenprets,: Die Igelvalicne peNtjeile SU Familie,« onzeigen u.Slellennesuche !iu z. Die pelitreliamezetie. «s mm breit. t .«. Für Anzeige» aukerhalb de« Verbreitungsgebiete» 4<» Z. die petUrctiamezeUe I.tt»^. Brtesgeb.NitZ. Im Full, höherer Gewalt erlischt lebe Verpflichtung auf Licsening svwl« Erfüllung v. Anzeige» - Austrügen u. Leistung v. Schadenersatz, Geschäftlicher Teil: Frau« Bungartz, Dresden. Nummer 2V7 — 2». Jahrgang erscheint kmat wöchtl. mit Musik. Graltsketkagen.Heimat un» Weil' und der Ninderbciiage .Frohmut', sowie den Tertbeiiagei, -Et. Benno-Btatl'. .Unterhaitung und Wissen'. .Die Welt de« grau', .«erzliichcr Ratgeber'. .Da« gute Buch'. .Ftlmrund» tchau'. Monatlicher Bezugspreis 3 einschl. Bestellgeld. Ltnzcinummcr 1<» .s. Sonnabend- u. Sonntagnummer SV 4» Hauptichristteiler: Tr. B. Tesczhk, Dresden, Weichäslsstelle, Drucku.Verlag; Germania. Si^r». >iir Vertag und Druckerei, Filiale Dresden, DreSden.A.l. Polierstraste 17. FernrniLlML Posticheckionio Dresden 7703. Bnnttonto «tadtbant Dresden Sir UI7I!> Für christliche Politik und Kultur Revaktlon Ver Lachsijchen Volk-zeitung DreSüsn.Mlstadl 1. Polierltrasic -x^rnrn- unk« > «u o FZ .) . Der 14. September Von Alois Für st zu Löwen st ein (Kleinheubach). Der äußere Hergang der Entwicklung ist bekannt. Die Fi nanzen des Deutschen Reiches sind hart am Zusammenbruche. Von Monat zu Monat müssen die Großbanken aushelfen, damit die Gehälter der Beamten pünktlich gezahlt werden können. Die Ansprüche der Arbeitslosenversicherung übersteigen die dafür bereiten Mittel. Die katastrophale Lage der Landwirtschaft schreit nach Hilfe. Ueber die Notwendigkeit, dem Reich und den Ge meinden neue Einnahmequellen zu erschließen, und zwar sofort, besteht unter den Politikern ebensowenig Zweifel wie unter den Männern der Wirtschaft. Schon unter der vorigen Reichsregie rung hatte der Finanzminister Hilferding, Sozialdemokrat, Steuervorlagen eingebracht, die Ordnung in die Reichssinanzen bringen sollten. Das Zentrum hat die Vorlagen unterstützt, Hil- serdings eigene Partei hat sie zu Falle gebracht. Das gleiche Schicksal erfuhr der Gesetzentwurf der Regierung Brüning, und damit war alle Hoffnung beseitigt, dem Lebensbedürfnisse des Reiches auf parlamentarischem Wege zu genügen. Auf Geund des Artikels 48 der Reichsverfassung, der den Reichspräsiden ten ermächtigt, bei erheblicher Gefährdung der öffentlichen Si cherheit und Ordnung die zu ihrer Wiederherstellung nötigen Maßnahmen zu treffen, wurden jetzt die Steuergesetzs durch Not verordnung erlassen. Der Reichstag hat sie sofort außer Kraft gesetzt gemäß einer Bestimmung des gleichen Artikels. Die Auf lösung des Reichstages war die Antwort de» Reichspräsidenten, der nunmehr durch eine neue Notz>erorhMNgAdiqenigen Maß nahmen in Kraft setzte, die der Regierung sikr Nufrcchterhaltung eines geregelten Ganges der Staatsmaschtne, für Durchführung der Arbeitslosenfürsorge und für Linderung der schreiendsten Not in den östlichen Reichsteilen unabweislich schienen. Der neue Reichstag wird sich vor die schwere Frage gestellt sehen, ob er die dann schon seit Wochen in Kraft befindlichen Gesetze wieder aufheben und die deutsche Wirtschaft endgültig in Scher ben schlagen will. So scheint cs, als gehe der Wahlkampf um wirtschaftliche Fragen. Es geht auch um sie, vielmehr um die Entscheidungs frage der Wirtschaft: Muh die öffentliche und die private Wirt schaft im Deutschen Reiche zusammenbrechen oder kann sie lebensfähig erhalten, hinübergerettet werden in bessere Zeiten? Unmittelbar damit hängt die zweite Frage zusammen: Staat liche Ordnung oder Umsturz? Es geht auch darum. Zweifellos sehen die Kommunisten die gesamte politische Lage im Lichte dieser letzten Frage. Und da sie den Umsturz wollen, hat ihr politisches Verhalten Sinn. Vielleicht wollen auch die Natio nalsozialisten, vielleicht wollen Hugenberg und seine Unent wegten den Umsturz, das Chaos, aus dem eine neue Welt geboren werden soll. Nur solche Unterschiebung rettet ihre Politik vor dem Vorwurse vollendeten Unsinns. Nicht jeder, der sich für Ordnung gegen Umsturz entschei det, ist deshalb begeisterter Liebhaber gerade der Form staat licher Ordnung, wie das heutige Deutsche Reich sie bietet. Er lehnt vielleicht grundsätzlichen RepublikayMnus ebenso ab, wie er jedweden Zentralismus ablehnt. Er die in langen Zeiten bewährten Autoritäts- un men als Zukunftsideal in der Brust. Aber man Politiker sein, dabei als Christ an die Parabel v und an beherzigenswerte Worte des Völkerapos! gibt keine vernünftige Ideenpolitik auf weite kreten Verhältnissen und Gegebenheiten n Bessere Zukunft läßt sich nur organisch dur'äf^orlMllM Mei terbildung des Gegebenen erreichen. Manchmal britD^E) die Gewalt, das Schwert, das den gordischen KnoteNSMßaut, die Besserung. Aber wer wagt, von der Gewalt für das heutige Deutschland etwas zu hoffen? Ganz abgesehen von der Frage nach dem Wo der Gewalten, die stark genug zu entscheidenden Aktionen wären. So wie die Dinge liegen, würde der Versuch eines Gemaltslreichs ein Experiment auf Leben und Tod. das wahrscheinlich im Chaos enden würde. So wie die Dinge liegen, würde ein Umsturz der staatlichen Ordnung durch die radikalen Parteien im Augenblick des inneren Zusammenbruches dieser Ein Work unseres Bischofs zur Reichslagswahl „Am 14. September finden die Wahlen zum Deut schen Reichstag statt. An diesem Tage wird da» deutsch« Volk jene Vertreter wählen, welche die politischen Ge schicke unseres Vaterlandes zu bestimmen haben. Große Entscheidungen stehen bevor. Der neue Reichstag wird nicht nur Finanz- und Wirtschastssragen von unge heurem Ausmaße zu lösen haben, er wird auch vor ent scheidende Fragen kultureller Art gestellt werden. Es sind Kräfte am Werke, die auf dem Wege der Gesetzgebung die Lockerung der Ehe und Familie, der Sitte und Gesellschaftsordnung erstreben. Das Leben des ungeborenen Kindes soll nicht mehr heilig sein, der Eid soll seiner religiösen Weihe entkleidet werden, die Schule soll selbst für die christlichen, katholisclM Kinder auf eine «religiöse, weltliche Grundlage gestellt werden. Tie auf das Diesseits allein gerichtete Scheknkultur sucht im neuen Reichstage die Herrschaft zu gewinnen. Ob der Prozeß der Entchristlichung des öffentlichen Lebens weiter um sich greifen soll oder nicht, wird der neue Reichstag zu «ltstheiden haben. Möge e» dem neuen Reichstage gelingen, die fchrcclr. liche Arbeitslosigkeit vor dem Winter zu bannen, möge er durch gerechte Gesetze das Wohl des Volkes fördern, möge er aber auch für die christliche Sitte in Familie und Gesellschaft eintreten, denn das sind die erprobten, trag fähigen Fundamente des Reiches und des Volkes. Ubecr diese Fragen entscheiden die Wahlen am 14. September. Es ist Pflicht eines jeden Katholiken, nach seiner Gewissensüberzcugung Stellung zu nehmen. Die Katholiken können nur für solche Kandi daten stimmen, die für die Ideale und Rechte unserer katholischen Weltan. schauung bewußt und überzeugt ein« treten. Ach fordere darum alle Katholiken auf. sich an der Wahl vollzählig zu beteilige» und ihre Stimme nur sol chen Männern und Frauen zu geben, welche die Gewähr bieten, daß sie im Sinne katholischer Weltanschauung arbeiten werden. s Christian Schreiber, Bischof von Berlin, Apostolischer Administrator der Diözese Meißen. Dieses Vischofswort wird am Sonntag, den 7. Sep tember von sämtlichen Kanzeln der Diözese Berlin ver lesen. Es ist ein Vischofswort, das in die Herzen aller Katholiken dringen muß, das zur Pflichterfüllung mahnt und sie auffordert, sich nach ihrem katholischen Gewissen zu entscheiden. Kein Katholik darf an diesem entschel- dungsschweren Tage der Partei der Nichtwähler ange hören! Keiner darf glauben, daß diese politische Entschei dung nichts mit seiner Weltanschauung zu tun habe! Tie Katholiken unserer Diözese wissen, in wie mannhafter Weise Bischof Dr. Schreiber vor den Kom munalwahlen im Jahre 1929 hervorgetreten ist und zur Wahl der Männer und Frauen aufgefordert hat. dis durch ihre Vergangenheit und durch ihre Taten sich als echte Anhänger und Vorkämpfer katholischer Weltan schauung bewährt haben. Seine Worte, die damals vor führenden Berliner Zentrumsmännern gesprochen worden sind, gelten auch heute noch. Wie dainals Bischof Schreiber, so haben in den letzten Wachen zahlreiche Kleriker-Kan- ferenzen in allen Teilen des katholischen Deutschlands dem Zen t r u m ihr Vertrauen ausgesprochen. Das katho lische Deutschland sieht heilte mit größter Klarheit, in welchem LoM sMe geistlichen Führer stehen. Nicht ahne Atome,Hkst Bischoj Dr. Schreiber in jener eye 1!)23tzgesagt, erFvsirde gern andere Parteien ncn- dieMch neWi dM^Zentrum Verdienste um die Wahrung katholischer Interessen errungen, hätten. Man müsse ihm aber diese Verdienste erst zeigen. — In der Tat, welelie Partei will neben dem Zentrum (und seiner nur in den bayrischen Wahlkreisen verlietcueu Schwester- partei, der Bayrischen Boikspartei) sich irgendwelcher Verdienste um den deutschen Kathalizisnius rühme»? Etwa die Partei der Dissidenten, die SPD., die in Sachsen den Versuch gemacht hat, den Katholiben ihre wenigen Be kenntnisschulen zu nehmen? Oder die Partei des Evan gelischen Bundes, die Deutschuatianale Boikspartei, deren Spitzenkandidat in Südwestjachsen ein Dr. Doeiping ist, der das furchtbare Wort gesprochen hat ,,Au Rom sterben die Völker", und deren Preußeiisraktioi, ihre katholischen Mitglieder zwang, gegen das Kanbardat zu stimmen? Oder die Deutsche Volksporlei, der das unbestrittene Verdienst zukommt, immer wieder das Reichsschuigesetz verhindert zu haben? Oder eine andere liberale Partei, oder gar eine der Interessengruppen, die vom Geiste der Eigensucht leben und daher dem Geiste der katholischen Weltanschauung einfach entgegengesetzt sind? Nein, cs kann gar kein Zweifel herrschen, in wel cher Richtung die katholischen Wähler am I I. September durch ihr Gewissen gewiesen werden. Sie folgen der Mahnung ihres Bischofs, sie gehen zur Wahl. Und wäh len so, wie cs ihnen ihr Gewissen gebietet: Z e n I r u m. Keuke: Heimat und Welt (AU. Wochenbetloqe) Unterhaitung und Wissen Filmrundschau Turnen. Sport und Spiet :dig — nicht mit dem endlichen Siege des ms Katastrophenpolitiker der Rechten er- n mit dem Siege des Bolschewismus. Denn Weltkrieg und seine Folgen, der unleidliche Druck des Aus landes, die Inflation, die wirtschaftlicke Not und die Entfesse- lung der christusfeindlichen Mächte haken große Teile des deut schen Volkes reif gemacht für die Ideen des naken Ostens. Für jeden Bolschewismus, auch für den religiösen. Darum gekt es in diesem Wahlkampfe letzten Endes auch um die christliche Kultur des deutschen Volkes. Das muß nun nicht notwendig so verstan den werden, als würde der neue Reichstag, in dem etwa die radikalen Parteien von rechts und links die Mekrheit erlangt hätten, nun gleich nach russischen Rezepten regieren. Die bis her zusammen wirkten, würden wohl erst untereinander den Kampf auszufechten haben. Aber wer möchte dem mit Wotans- Kult bedenklich durchsetzten Deutschchristenlume der äußersten Rechten die Verteidigung der heiligsten Güter des Volkes gegen das Antichristentum der äußersten — nur der äußersten? — Lin ken anvertraucn? Deutschland braucht bis auf weiteres eine auf die Volks vertreter sich stützende Regierung: braucht freilich ein Parla ment, das sich klar ist, daß sich das deutsche Volk politische Ver tretungen wie die letzten nicht mehr lange gefallen lassen wird. Wenn es so weiter geht wie bisher, datz jede Entscheidung mit einem Blick aus den eigenen Vorteil getroffen wird, ob ick Ab geordneter nicht mein Mandat riskiere, ob ich Partei Au:acht habe, zur Macht zu gelangen: wenn eine Pariei. die gerade in der Opposition ist. die lebenswichtigsten Vorlagen ablelmi d:e sie selbst für richtig hält und für die sie vorgestern, als sie noch in der Regierung sah. selbst gestimmt hat — daun wir) zu guter Letzt dem Volke jede Form der Autokratie lieber sein als solche Demokratie Der Vorwurf, der in diesen Sätzen liegt, richtet sich aber nicht nur gegen die Parteien, nickt nur gegen rinseren Parlamentarismus, sondern in erster Linie gegen das Volk selbst, gegen unsere verstrickte deutscke Krähwinkele: Wenn der Abgeordnete, wen» die Partei immersort nack dem Wilsier schielen, so doch nur, weil sie fürchten, daß der Wäbler ihnen den Entschluß nach ekrlicher eigener Ueberzeugung nicht erlaub: Wie will ein Volk politisch worwäns Kon,men. das ui eine!» Augen blick, der nach Sammlung der Kräfte schreit, eine ..Partei der Ledigen" und eine „Sportler- und Turnerpariei" gründet! Deutschland braucht eine Boikspartei. die eine regierungs fähige Mehrheit bilden kan» und deren Mehrheit die Ver antwortung spurt, die auf ihr ruht, und die gewillt ist, sie zu tragen, ob das nun populär macht oder nicht Eine Volks vertretung, die dem Reiche gibt, was es braucht, um zu leben und allmählich wieder in die Höhe zu komme» Eine Volksver tretung, die den Mut hat, zu sparen, und muhte sie an den