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Der „katholische" Kugenbera Keldenmul "Hilgenberg kann ekn Verdienst für sich in Anspruch nehmen, in den wenigen Jahren seines diktatorischen Regi mentes seine Partei zu immer größerer politischer Bedeu tungslosigkeit hinabgcführt zu haben. Daß er unter diesen Umständen große Mühe hat, schmackhafte Wahlparolen zu entdecken, kann man verstehen. Nicht zu verstehen aber wäre es, wenn trotz der Vorgänge, die sich in den leisten Jahren in der Politik ereignet haben, noch heute namhafte Wählerkreise auf die Propaganda hereinfallen würden, die Hugenbergs Restpartei, nachdem ihn namhafte, füh rende Protest an st isch gläubige Kreise ver lassen haben, nunmehr unter den Katholiken mit ihrer angeblich hundertprozentigen Vertretung der christlichen uno auch der katholischen Interessen macht. Die Persönlichkeiten, die an der Spitze des einstigen deutschnationalen Katholikenausschusses stan den, und die dann vor aller Öffentlichkeit die Niederlegung ihrer Aemter damit begründeten, daß sie unter hugenbergs Leitung die berechtigten ka tholischen Interessen in der deutschnatio« aalen Volkspartei nicht mehr gewahrt ehen, sind unverdächtige Kronzeugen. Durch einige Mne Redensarten, wie man sie jetzt von deutschnationaler Seite her vor der Wahl liest, schafft man Tatsachen, wie die llblehnung des preußischen Konkordates durch dir deutschnationale Volkspartei, nicht aus der Welt? Wir müssen uns nur wundern, daß es trotz alledem noch' Katholiken gibt, die — nur um ihr Gewissen zu beruhigen! u- in einem offenen Brief an den Bischof von Berlin die geradezu ungeheuerliche Auffassung yu vertreten wagen? das Zentrum biete ihnen keine Gewähr dafür, daß seine Abgeordneten im Parlament im Sinne der katholischen Weltanschauung arbeiten, dagegen sorge die deutschnatio nale Bartel dafür, daß „ein Ausgleich der Interessen beider christlichen Kirchen erfolge"; dagegen stehe die deutschnatio- nale Partei voll und ganz auf dem Boden des bischöflichen Erlasses, der kürzlich von allen Kanzeln verlesen worden sei. In Münster hat ein Kardinal, dessen Person über alle „parteipolitische Verengung", die man uns Katholiken kusgerechner aus Hugenbergs Lager zum Vorwurf macht, Locherhaben ist, das Wort gesprochen: Wer gegen das Konkordat stimmte, hat die katholische Linie verlassen! Wir meinen, man sollte wissen, auf wen sich dieser klare und entschiedene Satz bezieht. Wer es noch nicht weiß, der kann sich bei dem einstigen deutsch nationalen Landtagsabgeordneten Goldau erkundigen, der von den Freunden Hugenbergs aus der Partei heraus- eworfen wurde, nur weil er erklärte, nicht gegen das lonkordat und nicht gegen sein Gewissen stimmen zu vnnen! Man muß wirklich staunen, wenn man gewisse Flug blätter des Hugenbergkonzcrns liest, in denen sich die heu tigen Restdeutschnationalen nach wie vor als „die besten Hüter der katholischen Interessen" in Empfehlung bringen. Das sind doch dieselben Leute, die im Landtage einen An trag des Zentrums, in Frankfurt eine katho lische pädagogische Akademie zu schaffen, zur Ablehnung verholfen haben. Das sind doch dieselben Leute die in Osterode die berechtigten katholischen Anträge auf Einrichtung einer katholischen Schule nieder- stimmten, die in Oppeln ihre Stimmen lieber einem sozialdemokratichen Oberbürgermeister gegeben haben als einem Katholiken, ebenso in Hindenburg. In Oldenburg sollte kürzlich der Staatspräsident ge wählt werden. Die Deutschnationalen lehnten den Zen trumsminister Driver ab, weil er Katholik ist. So sieht die Wahrung der katholischen Interessen durch die Deutsch nationalen fn Wirklichkeit aus. Natürlich erfahren davon die ,,Lokal-Anzeiger"-Leser nichts. Das wäre auch schön dumm, so etwas preiszugeben. Wenn man in dem offenen Brief an den Berliner Bischof aber weiter den an dieser Stelle schon einmal widerlegten Vorwurf wieder- kindet, daß sich das Zentrum im Preußischen Landtage da für eingesetzt habe, daß den Freidenkern die Rechte einer öffentlichen Körperschaft verliehen werden sollen, so wird hier nur der sehr dankbar zu begrüßende Beweis erbracht, daß die- Schreiber des Friedenauer Briefes über di« politischen Vorgänge, die sie zur Verdächtigung der katholischen Parlamentarier benutzen, einfach nicht informiert sind. Das Zentrum hat im Preußenland tag nicht «inen Antrag eingebracht, den Freidenkern die Reckte einer öffentlichen Körperschaft zu verleihen. Das Gegenteil ist wahr. Das Zentrum will verhtn. dern, daß die Freidenker auf dem Wege über eine ein fache Ministerialverordnung, wie es bis her möglich war, in den Genuß der öffentlichen Körperschaftsrechte gelangen und verlangte statt dessen, daß die Frage der Verleihung dieser Rechte den Beschläf fendes Landtagsplenums — dort gibt es für dis Freidenker keine Mehrheit — Vorbehal ten bleibe. Der Landtag hat den Zentrumsantrag mit Hilfe der Deutsch nationalen angenom men. Denn das Ziel dieses Antrages ist eben die Ver hinderung der von uns fcharf bekämpften Forderung der Freidenker. Selbst aber wenn man von der Vertretung der katho lischen Interessen durch die Deutschnationale Volkspartei einmal ganz absieht, und nach der Vertretung der allgemeinen christlichen Interessen forscht, kommt man zu eigenartigen Ergebnissen. Im Straf, rechts au sschuß des Reichstages hat der deutsch nationale Abgeordnete Strath- mann den Eid ab ge lehnt. Als es sich dort um den Schutz der Religio nsgesellschaften handelte haben sich Zentrum und Bayerische Volkspartei allein bemüht, eine günstigere Fassung durchzusetzcn. Wo sind die Verstöße gegen die katholischen und christlichen Interessen, durch die sich das Zentrum in den Augen ge wisser Deutschnationaler schuldig gemacht haben soll? Wo aber waren die Deutschnationalen, die für die christlichen Forderungen eingetreten wären? Eine Antwort wird man uns für immer schuldig bleiben. Wenn das Zentrum in verschiedener Hinsicht im Kampfe für Christentum und Kirck-e nicht mehr durchzusetzen vermochte, so ist das die Schuld der Katholiken, die noch heute abseits stehen und sich in negativer Kri tik gefallen. Das Kapitel „Christentum in der Deutschnationalen Volkspartei" hat neuerdings noch eine ganz besondere Seite: Die engen Beziehungen, die Hugenberg zu den Nationalsozialisten unterhält. Diese sind in letzter Zeir immer deutlicher in die Erscheinung getreten. In Stuttgart hat Hugenberg erklärt, er wisse eines ganz genau, nämlich das, daß die Nationalsozialisten mit ihm gemeinsam in dem neuen Reichstag unter allen Umständen dafür sorgen würden, daß das Zentrum nicht mehr „eine Schaukelpolitik" zwischen rechts und links werde treiben können. Die Antwort auf den Vorwurf der „Schaukelpolitik" hat Hugenberg bereits durch den Kanzler selbst bekommen. Uns berührt mehr der geistige Konnex zwischen Hitler und Hugenberg, der im Zusammenhang mit dem so stark betonten Christentum eine eigenartige Beleuchtung erfährt. Die Verwandtschaft der beiden Nationalismen auf der äußersten Rechten mag viel leicht mit der Ethik des Ccherlverlages. der ja dem Hugen- bergschen Christentum besonders nahe steht, nicht sonderlich kollidieren. Mit dem katholischen Denken und Empfinden ist die Vertauschung oder Identifizierung des Hakenkreuzes mit dem Kreuze Jesu Christi unvereinbar. Auch das hat Kardinal Faul ha der in Münster klar und entschieden zum Ausdruck gebracht. Der Scherl oerlag und sein hoher Gebieter, der an den katholiken freundlichen Flugblättern nicht ganz unbeteiligt ist, darf überzeugt davon sein, daß seine Autorität mit der eines der höchsten Würdenträger der katholischen Kirche in Deutsch land nicht konkurrieren kann. Unter Würdigung aller dieser Umstände berührt uns im Zentrum die Kampfansage Hugenbergs und seiner Tra banten herzlich wenig. W i r sagen keinen Kampf an, sondern wir im Zentrum gehen unseren Weg, den wir zum besten unseres Volkes als richtig erkannt haben, ruhig und entschlossen weiter. Das scheint uns auch die wirklich zugkräftige Wahlparole zu sein. Es wird ja die Zeit kom men — und sie scheint gar nicht mehr so weit zu sein — wo die Hugenbergleute zu zeigen haben werden, wie rveit sie willens sind, für die Erhaltung des christlichen Geistes im deutschen Volke und in der Gesetzgebung offen einzu- kreten. Wir können uns nicht daran erinnern, daß ihre Presse gegen das Eindringen bolschewistischer Theaterstücke und Filme Sturm läuft, und wir können uns auch nicht daran erinnern, daß die deuischnationale Fraktion und Partei in der Unantastbarkeit und Heiligkeit der Ehe eine einheitliche .Haltung einnimmt. Um aber einen Augenblick auf das außennolitische Gebiet überzugehen: Sind nicht deuischnationale Politiker die eifrigsten ZKrfech- ler der Idee, sich mit dem r u s s i s ch s n s o w j e 1 i st i s ch e n Militarismus zu verbünden? Herr Hugenberg kann sagen, was er will: Wenn der Kampf um die christlichen Güter erst in voller Stärke entbrannt sein wird — dann wird es das Zentrum sein, das den starken Wall bilden wird, der nicht überschritten werden kann. Wer uns kennt, weiß, daß wir ein nicht zu verachtender Gegner stkid. Man erzählt sich eine schöne Geschichte von Napoleon und seinem Offizier. Nach der Schlacht von Wagram schritt Napoleon die Reihe der schwerverwundeten Offiziere ab. Tröstend redet er einen an, der den rechten Arm verloren hat. Die Begeisterung reißt diesen tapferen Krieger hin. „Mein Kaiser," sagt er, „einen Arm habe ich im Kampf verloren: wenn Sie es wünschen, werde ich mir selbst den anderen Arm abschlagen." Und in der Satire heißt es weiter: Als Napoleon ungläubig lächelt, packt der ein armige Offizier das Schwert und haut sich mit einem Hieb den Arm ab, der ihm noch verblieben war. So wie dieser Offizier steht Hugenberg vor seinen Wählern. Er hat sich in der letzten Rcichstagsschlacht zwei Arme abgehauen: den Grafen We sta r p und Minister S ch iele. Vor ihn tritt nunmehr sein nationalistisches Phantom. Es will ihn trösten. Einen Arm hat Hugenberg nicht mehr zu ver lieren. Da aber sein nationalistisches Phantom ebenso un gläubig lächelt wie Napoleon, und Hugenberg nichts mehr an sich selber zu zerschlagen hat, ergreift der schwerblessierte Hugenberg das Schwert, um damit dem Zentrum >en Garaus zu machen. Das ist mehr wie Heldenmut! Or. kcksx Ovnn-clilee. Aaische Verichlerskrllmig Der „Vorwärts" bringt einen sehr ungenauen Bericht über eine Z e n t r u in s v e r s a m in l u n g in Dortmund: dar nach sott Stegcrwald die Sozialdemokratie unsachlich an gegriffen haben. In Wahrheit hat Stegcrwald die Schwie rigkeiten für dauernde Koalitionen im Reich auseinandergcsetzt. Auf einen sozialdemokratischen Zwisck>enruf „Warum gehts denn in Preußen?" antwortete Stegcrwald: „Im Reich müssen die dicken politischen Brocken wie Außen politik, Wirtschaftspolitik. Finanzpolitik, Sozialpolitik usw. er ledigt werden, während in Preußen Posten zu vergeben sind. Wo etwas cinzuheiinsen ist, sind Koalitionen stets leichter als dort, wo Opfer gebracht werden müssen. Mit Un- sachlichkeit haben Stegerwalds Bemerkungen wirklich nichts zu tun. 197. Sächsische Landes-Lotterie 5. Klasse — Ziehung vom 12. September — 11. Tag. <Ohnc Gewähr.) 5000 Marli: 58702 897,78 OH 127, 112211. 3000 Marti: 18078 4-1701 00800 03200 07048 80170 89034 102827. 131008 140122. 2030 Marli! 77.20 0217, 17003 20730 20730 33300 33012 40310 7)3000 737.08 77,887, 82840 80404 00272 07800 00000 10207,0 127170 111150 11317,3 14707.0 17.07,00 17.0328. 1000 Mark: 3100 77,02 14033 10008 22070 27.212 27120 20200 31300 32881 41800 41243 40078 7,7383 7,0023 01087, 03127, 087,27, 7047,7, 70803 72131 71378 77342 0I0I8 00800 00132 100103 I01I00 1007,20 110207. 133302 1.37,87,3 13037 0 1 30020 110310 1127,20 17,00-0. 500 Marli: 34 37! 1101 1800 217-4 3480 70-3 121 >0 >0723 10027 1-1377 24174 27,704 20232 31019 37,073 30108 37332 40180 7,0710 7,010 1 7.078 1 00431 02802 00178 71100 71000 72130 73104 74 870 8 437.2 87,307 87,002 8040 1 0 1 030 »1428 07.878 00730 0817.1 10.217, 103207 103881 100154 111101 114721 1177.70 121702 122410 120120 128001 1307,47 131010 138070 111244 141821 140081 147007, 17.7,1 >8 157885. 400 Marli: 4350 4717, 7000 8710 11178 13100 15118 17708 18008 20002 21853 24220 27130 20003 30120 3207 1 35350 37,852 35302 38117 42181 42307 43100 II100 48012 7,0401 7.2033 52228 52174 54613 7.7200 7,7804 7.8137 7,0815 00010 01720 02005 01-04 07224 07203 08018 70202 71028 71340 72101 77,014 70807 78017, 78012 70071 80087, 82717 83281 87,827 8007,0 88077 02203 03057, 03204 07,387 0717,8 07178 07327 100210 101130 102008 10-V33 100220 108227 10007,4 115700 110872 117530 118510 122738 133350 121023 127001 130170 131086 132003 133O30 1310,85 13430«! 134537, 130003 1:1,-843 130807, 11037,8 14273«! 11287,0 142812 I I1115 110053 1IOOIO 147050 148081 151480 17,3800 1530.10 15 1010 17 1030 17.4437. 17,7.040 17,4207 17,0104 17,0817 157010 157738 I50-I I 1505-0 150230 78050 153275. verantwortlich >IIr Poll»! »nd Feuilleton Ur. 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