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kr che" konnke man keinen Sachkundigeren wühlen als den eichstagsabgeordneten Universttätsprofessor Dr. es sau r r-Frankfurt a. M., der in den Fragen der Wirt schaft als Mann der Wissenschaft und als Politiker der Praxi» einen Ruf hat. In seiner klaren, bildreichen Sprache fesselte der Redner die Riesenversammlung, als er etwa folgende Ge danken von der katholischen Wirtschastsauffassung klar heraus« stellte: Es seien kaum 150 Jahre her, seit die Ideen des nationalen Wirtschaftsgedankens, die schon lange in der Welt waren, die Welt erobert hätten. Damals haben die Diskussionen um den Begriff des Kapitals eingesetzt, die noch heute sortdaucrn und die Menschen beschäftigen. Da mals habe die Entartung zum Mammonismus begonnen. Nach den Gesetzen des Marktes, also um den billigsten Preis, habe der Unternehmer nicht mehr nur die Materialien seiner Pro dukte gekauft, sondern auch die Mengen. Diese Men schen seien in ihrem Denken vor der Fabrik umgekehrt und seien aus der Wirtschaft in das Reich der Politik und des Klassen kam pfes geflüchtet. Es sei die große Aufgabe des katholischen Volkes, einer christlichen Wirt schaftsgestaltung nachzustreben, nicht in dem Wahn, als ob man so etrvas machen kann, sondern nur in der demütigen Einsicht, daß man so etwas finden könne. Das Ziel der Wirtschaft sei der Mensch und die Menschheit, und zwar der ganze Mensch. Wirtschastsmensch sein heiße also eine hohe Mission erfüllen, eine Gesellschastsmifsion. Wer aber als Wirtschastsmensch sich ganz dem verabsolutierenden Ecwinngesetz ergebe, habe die Mission der Wirtschaft verletzt. Nur wer seinen Verdienst suche ir» Rabmen des Dienstes am Volk, das groß« Ziel der Wirt. schaft, der sei im Einklang mit der Lehr, Christi. Wirtschaft sei Verantwortlichkeit, und nichts in der Wirtschaft sei verant wortlicher als die Handhabung der Macht des Kapitals. Der Glaube, das Kapital nur in Hinsicht auf den höchsten Zinscffekt gebrauchen zu müssen, versündige sich an dem Sinn der Wirt schaft. Heute überdecke das Gesetz der Wirtschaft alle Völker, so daß kein Mensch in diesem Wirtschastsraum irgendeine Wirt schaftshandlung vollbringen kann, ohne damit das Schicksal aller anderen Wirtschaftsglieder anzurühren. Darum sei die Hingabe des Menschen an das verabsolutierende Ecwinngesetz eine Versündigung am Schicksalssaden jedes anderen Menschen, und darum spürt man die Mission der Wirtschaft, die Gott der Schöpfer ihr zugeteilt hat, heute stärker als je. Neben dem alten Grundsatz „Ora et laboi-a", mit diesem Gedanken schloß der Redner, müsse man den Satz schreiben: „Ora laborave!" Mache deine Arbeit selbst zum Gebet, Katholik! Wirtschaftsmensch! Mach, daß dein Wirtschaftssystem durch mancherlei Opfer und Verzichte, ge paart mit Tüchtigkeit, ein Gebet sei zur Erfüllung der irdischen Mission der Wirtschaft. Auch diese Rede fand starken Beifall und hinterließ tiefe Eindrücke. Während der Rede war der Apostolische Skuntius Lesare Orsenigo aus der Tribüne erschienen. Er wurde nachträglich von der Präsidentin unter dem Beifall der Versammlung herzlich begrüßt. Nachdem die Präsidentin dem Redner gedankt hatte, gab der Vizepräsident Letterhaus ein Telegramm bekannt, in dem der 5ll. Bundestag der schivcizer Katholiken, der augenblicklich in Zürich zusammen« 1 getreten ist, seine Grüße entbietet. Leute, die heute kritisieren und leicht Agitationsanträge ein- bringcn, in denen die Bewilligung von Ausgaben gefordert wird, ohne daß das notwendige Geld bereitgestellt wird, machen sich die Sozialpolitik leicht. Das ist eine einfache Sache. Es fängt erst an, schmierig zu werden, wenn man gleichzeitig für die Einnahmen sorgt, und das ist unsere Aufgabe und Absicht. Wir müssen Reformen durchführen, wir müssen neue Belastun gen, wie wir sie in der Notverordnung vorgonommen haben, unsererseits dem gesamten deutschen Volke auferlegen. Wir haben andere Stände durch besondere Opfer an der Arbeits losenversicherung und ihrer Aufrechterhaltung mitinteressiert, und wir haben geglaubt, durch diese Tatsache und durch diese Politik der gesamten Arbeiterschaft Deutschlands am besten zu dienen. Diejenigen, die beiseite stehen. — lieber Agitation be treiben, als Verantwortung zu übernehmen in unpopulären Zeiten, dienen der Arbeiterschaft nicht, noch viel weniger aber diejenigen, die glauben, durch ein Chaos wieder zum Aufstieg zu kommen. Wir glauben, daß kein Stand, kein Beruf, keine Schicht der Bevölkerung ein solches Interesse an einer Ordnung und Stabilisierung unserer wirtschaftlichen und sozialen Lage und damit an der Grundlage für einen Wiederaufstieg hat, wie gerade die deutsche Arbeiterschaft. Ohne staatliche Ordnung gibt es keine Milderung der Arbeitslosigkeit und ohne Milderung der Arbeitslosigkeit keine Sicherung der Finanzen des Reiches, der Länder und Gemeinden, keinen Schutz der Arbeitslosenver sicherung. der Wohlfahrtsrenten und unserer sonstigen sozialen Leistungen. Gleich anschließend sprach Munster Stegerwald: An der von uns vertretenen Auffassung hat sich weder beim Kanz ler noch bei mir etwas geändert. Wir stehen nur vor der Frage: In welchen! Teinpo können wir das, wofür wir ein Menschen alter gearbeitet haben, verwirklichen? Wir befinden uns auf verschiedenen Gebieten in einem großen Gärungsprozeß. In den nächsten 20 bis 30 Jahren wird das, was durch den Krieg umgewühlt morden Ist, wird die Welt nach den verschiedensten Richtungen hin ein anderes Gesicht aufwciscn. In dieser Umge staltung der Welt, der Umgestaltung der wirtschaftlichen, politi schen und sozialen Zustände muß die christlich-nationale und insbesondere die katholische Arbeiterschaft zur stärksten Aktion aufgerufen werden, damit die Welt nicht gegen uns, sondern mit uns gestaltet wird. Den eigentlichen Abschluß der Generalversammlung Deut scher Katholiken bildete die öffentliche Schlußver- s a m m lung auf dem Hindenburgplatz, wo der Erzbischof von München, Kardinal Faulhaber, über das Thema „Unsere Kirche und unser Volk in unserer Zeit" sprach. Er wandte sich gegen die Berbolschewisierung des gesellschaftlichen Lebens in mate rieller und sittlicher Beziehung. Der katholischen Bevölkerung sei die Aufgabe gestellt, gegen diesen bolschewistischen Geist in Familie, Jugend und im öffentlichen Leben anzukämpfen. geben wird, soll die Kritik des Mandatsausschusses vorläufig abgebogen werden, so daß zunächst die englisch Palästina- Politik nicht weiter vom Mandatsausschuß behandelt wer den soll. Auf der Tagesordnung der Moniagssitzung des Völker bundsrates stehen sodann noch einige Fragen von geringerer Bedeutung: Der Bericht des deutschen Rats- Mitgliedes über die bisherigen Arbeiten des Wirtschaftsausschusses des Völkerbun des, über die Internationale Konferenz zur Vereinheitlichung des Wechsel, und Scheck rechts, der Antrag der finnlündischen Regierung, den In ternationalen Haager Gerichtshof als Appel- lationsin stanz für die Entscheidungen der verschiedensten gemischten Schiedsgcrichtshöse einzusetzen, ferner «in Bericht über die Regelung des Opiumhandel» sowie der Bericht der gemischten griechisch-bulgarischen Ausglrichskom- Mission. « In den vertraulichen Verhandlungen über die am Montag beginnende Europäische Konferenz tritt jetzt die Tendenz m den Vordergrund, die gesamte Behandlung der paneuropäischen Frage dem Völkerbund zu überlassen. Es stehen zur Zeit zwei Verfahren zur Auslvraibe: " 1. Bildung eines Ausschusses der Europäischen Konferenz unabhängig vom Völkerbund, der die Paneuropäische Konferenz als eine innereuropäisch« Angelegenheit weiter durcharbeiten und vorberciten soll. 7. Ausschließlich« Behandlung'der ganzen Frage tm Nahmen des Völkerbundes sowie Einsetzung eines Bölkcrbundsau». schusses, der die paneuropäische Frage als eine Etuzrlfrage de» Völkerbundes behandeln soll. „Ehrenwerte Männer" Antwort auf deutschnationale Verdrehungen. Die Deutschnalionale Partei hat am Sonntag vor den Türen einiger katholischer Kirchen in Dresden ein Flugblatt verteilen lassen: „Warum wähle ich nicht Zentrum." Gedruckt ist das Flugblatt im Berlage Hugenbergs, „August Scherl GmbH.", in dem auch das berüchtigte Skandalblalt „Nachtausgabe" und das an Nuditäten aller Art reichste Maga zin Deutschlands, „Scherls Magazin" erscheint. Man braucht sich also nicht zu wundern, daß das Niveau der Darlegungen dieses Flugblattes eliva das gleiche ist wie das der KPD.-Flug- blätter. Zwei Vorwürfe werden dem Zentrum gemacht, sie be- ziehen sich auf die Außenpolitik sFriedensvertrag und Erfül lung) und die Innenpolitik sStellung zur Sozialdemokratie). Hinsichtlich der Außenpolitik heißt es „An den Namen Erz berger Knüpft sich die ehrlose Kapitulation vor dem Feindbund". Die ehrenwerten Männer, die das Flugblatt versaßt haben, verschweigen, daß Erzberger im Aufträge der Obersten Heeresleitung gehandelt hat, daß er wider seinen Willen zur Uebernahme dieser Verhandlungen gedrängt worden ist und daß er di« Unterzeichnung selbst erst auf ausdrückliche Aufforderung der OHL vorgenommen hat. Selbst ein Gegner aber, der auch bei dieser Sachlage Erzberger eine Schuld bei mißt. sollte sich sagen, daß es unsagbar gemein ist, das Grab eines Mannes zu beschmutzen, der seine politischen Handlungen nach bestem Wissen und Gewissen eingerichtet hat und der um dieser Handlungen willen von Männern der gleichen politischen Einstellung, wie sie die ehrenwerten deutschnationalen Flug blattverfasser kundtun, schändlich ermordet worden ist Welcl-e moralische Berechtigung haben die Teutschnationalen überhaupt, die Außenpolitik des Zentrums als ehrlos zu bezeichnen? Bor der Annahme des Versailler - Vertrages las man's anders. Ta bestätigte im Aufträge der deutschnationalen Fraktion der Abgeordnete Schulz sBromberg) den Parteien, die für die Annahme des Antrags stimmten aus drücklich, daß auch die Nein-Sager die vaterländische Gesinnung der Ia-Sager ancrlrünnten. Und als es wirklich einmal bei einer Abstimmung auf die Stimmen der Deutschnationalen ankam, — bei der Abstimmung über de» Dawesplan — da stimmte die Hälfte der deutschnationalcn Fraktion für die „ehrlose" Ersllllungspolitik. Herr Hugcnberg aber fehlte in jener Sitzung, cs war zur rechten Zeit krank geworden! Und wie steht es denn mit dem Zusammengehen mit der Sozialdemokratie? Der Reichstag ist ja doch nur aufgelöst worden, weil Deutschnationale und Sozialdemo kraten zusammen gegen die Regierung Brüning Stel lung genommen haben. Hugeuberg steht in diesem Wahlkamps in einer Front nicht nur mit Hitler, sondern auch mit Breit scheid und Thälmann — das ist die Logik dieses Wahlkampfes! Herr Hugcnberg hat der Sozialdemokratie die Gelegenheit ge- geben gegen die Regierung Brüning, in der kein einziger Marxist sitzt, einen entscheidenden Schlag zu führen. Hilgen berg und die Deutschnationalen sind es, die die Bildung einer bürgerlichen Mehrheitsregierung im Reiche verhindert haben, die sture Haltung der Deutschnationalen ist einzig und allein Schuld daran, daß das Kabinett Müller überhaupt solang« gehalten hat! Nicht das Zentrum ist der Steigbügelhalter, sondern Herr Hugcnberg ist der Zutreiber der Sozial demokratie! Wie aber steht es mit der Regierungsmehrheit in Preu ßen? Die ehrenwerten deutschnationalen Flugblattschreiber vergessen, daß lange Jahre hindurch eine andere Mehrheit?- bilduug im Preußischen Landtag garnicht möglich war. Sie vergessen zu sagen, daß diese Koalition auf die preußische Sozialdemokratie einen mäßigenoen und segensreichen Einfluß ausgeübt hat. Es ist von den Führern der Alten Sozialdemo kratischen Partei in Sachsen oft hervorgehoben worden, daß sie keine andere Politik betreiben als die SPD. in Preußen. Und mit der Alten Sozialdemokratie sind auch die Deutsch nationalen in Sachse» in eine Koalition hineingegangen. Sie haben also dieselbe Koalitionspolitik getrieben wie das Zentrum in Preußen. Nur mit dem eine,, Unterschied: I» Preußen hat das Zentrum die Konfessionelle Schule gerettet und das Verhältnis zwischen Staat und Kirche in würdiger Weise geregelt — in Sachsen Ist die konfessionelle Schule zer schlagen worden und das Verhältnis zwischen Staat und Kirche nach wie vor in der Schwebe! Welche Frechheit ist es angesichts dieser unbestreitbaren Tatsaclien, wen,, die Flugblattschreiber behaupten: „Das Zen- , , trum ist durch sein Bündnis mit der Sozialdemokratie zum Förderer des K u l t u rb o l s ch e w i s m u s geworden". Genau ^ das Gegenteil ist wahr: die Koalitionspolitik des Zentrums ist der festeste Wall gegen den Bolscknnvismus jeder Art gewesen, mit dem weite deut'schnationale Kreise oft geliebüugelt haben. Und was den Kulturbolschewismus angeht, so ist uns ein ülrer- zeugter Kommunist, der den Gottesglauben als seinen Tod feind ansieht, als ehrlicher Gegner. lieber als Herr Hugen- berg, der das Christentum im Munde führt und durch Presse- Erzeugnisse wie „Nacht-Ausgabe" und „Schcrl's Magazin" die Moral des Volkes untergrübt und so dem Kulturbolschewismus die Wege ebnet. Die Verteilung dieses deulschiialionalcn Flugblatts vor katholischen Kirchen ist einfach eine Beleidigung der Katholiken. Hält man die katholischen Wähler für so dumm, daß sie einer Partei die Stimme gebe», die den fana- lischen Katholikenhasser Doch ring als Spitzenkandidat auf stellt? Glaubt man, die Katholiken haben vergessen, daß die deutschnationale Parteileitung bei Bilduug des deutschuatio- »alen Katholikenausschusses feierlich ihr Wort geget>c» hat. in allen katholische» Fragen ihren katholischen Mitgliedern Ge- Wissensfreiheit zu geben — und daß dann dieses Wort bei der Abstimmung über das P r e u ß e n k o n k o rd a t gebrochen worden ist? „Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht", lautet ein altes deutsches Sprichwort, die Deutschnationalen aber haln-n sich gerade in der Frage, die den katholischen Wählern^- , vor alle»! am Herzen liegt, als unzuverlässig erwiesen. Sie^i , haben nicht nur entgegen Ihrer feierlichen Zusicherung ihr«^ katholischen Abgeordneten ln einer katholischen Frage untere , einen Ihrer katholischen Neberzeugung widerstreitende,, Me. ^ wissenszwang gestellt, sie haben auch noch den Aboeordneten, der trotzdem nach seinem lOewissen zu handeln wagte, aus der Partei ausgeschlossen. Nur wer die deutschnalionale Partei- diszipliu für wichtiger hält als sei» katholisches Gewissen, kann am 1-t. September deutschnational wählen. Die katho lischen Wähler Sachsens werden am Wahltage den deutsch- nationalen Bauernfängern die rechte Antwort geben: Mit dem Stimmzettelfür Liste 3. für das Zentrum und Dr. Brüning! " Die Zahl der bei der Wirbelsturmkatastrophe aus Santo Domingo ums Leben gekommenen Personen wird auf nun mehr 5000 und der Schaden auf mehr als 30 Millionen Dollar geschäht * Der Mraf Zeppelin ist aus Breslau kommend Montag 7.35 Uhr in Friedrichshofen glatt gelandet. rveN-rbertch» der Dresdner Wett-rwarke Witterungsaussichten: Winde aus westliche» Richtungen. Zunächst von mäßiger Stärke, dann abslauend. Ansatlgs wol kig, hierauf vorläufig Bewölkiingsabnahme. Temperaturver hältnisse erst wenig geändert aber tagsüber stärkere Erwär mung. Zeitweise Niederschläge, die am Dienstag aiishören. Die Versammlungen am Sonntag Ununterbrochen rollten am Sonntag zum Deutschen Ka tholikentage aus allen Himmelsrichtungen die Extrazüge, heran, die immer wieder Zehntauscnde auf die festlich geschmückten Straßen brachten. Eine vorsichtige Schätzung der insgesamt ein- getroffenen Fremden dürfte mit 150 VOO nicht zu hoch gegriffen sein. Nahmen doch schon allein 130 000 am Festgottes- dlenste teil, den der päpstliche Nuntius im Beisein vieler Bischöfe zelebrierte. Das eindrucksvollste Bild des ganzen Ka tholikentages bot sich der begeisterten Menge, als Nuntius Orse nigo den päpstlichen Segen erteilte und auch Reichskanzler Dr. Brüning mit seiner Umgebung niederkniete. Gegen Schluß be wölkte sich der Himmel stark, doch blieb es trocken. Eine Kopf an Kopf stehende Menge säumte den Rückweg der Kirchensür- sten zum Dom. I» feierlicher Prozession nahten zunächst die Zöglinge des Bischöflichen Seminars, denen die Ordens- und Weltgeisllichkeit und das Domkapitel folgten. Im großen Ornat schritten Bischöfe dem Nuntius voran, die Malteser-Ritter in roten Galauniformen und die Fahnenabordnungen zahlreicher Vereine beschlossen den Zug. Im Anschluß nn den Festgottesdienst tagte eine Versamm lung katholischer Beamter, in der auch Reichskanzler Dr. Brüning sprach. Zu einer äußerst eindrucksvollen Kund gebung gestaltete sich die von etwa 8000 Menschen besuchte Ar beiter- und Münneroersammlung, auf der der Nuntius den päpstlichen Segen erteilte. Unter der großen Zahl der Reden erregten besonderes Interesse die Ausführungen von Reichskanzler Dr. Brüning und Minister Dr. Stegerwald. Reichskanzler Dr. Brü n i n g führte ctiva folgendes aus: Ich danke Ihnen von Herzen für diesen Empfang, den Sie Herrn Stegerwald und nur gemein sam bereitet haben. Ich sehe daraus, daß die katholische Arbei terschaft in schwerster Zeit an die Männer, vor allem an Steger wald, die ein Leben lang für die katholische Arbeiterschaft ge arbeitet haben, denselben Glauben hat wie in früheren Jahren. Die Arbeitslosigkeit schreitet als Gespenst überoll im Lande um her. Die Sozialpolitik ist nach der finanziellen Seite hin in ihren Grundlagen erschüttert. Wir, Stegerwald und ick), haben geglaubt, in die Reichsregierung eintretcn zu müssen, um das zu retten, wofür wir gemeinsam viele Jahre gearbeitet haben. Wir hätten es leichter gehabt, kritisch bei Seite zu stehen, aber mir haben uns im Interesse der Arbeiterschaft von ganz Deutsch land gesagt, jetzt müßten gerade wir in die Bresche springen, um die Sozialpolitik der vergangenen Jahre überhaupt zu ret ten, und wenn heute gegen die katholische Arbeiterschaft und ihre Führer von allen Seiten die schwersten Angriffe hageln, dann bin ich der festen Ueberzeugung, daß für unser Ziel, die finanzielle Gesundung unseres Vaterlandes herbeizuführen und damit die Sozialpolitik zu retten, ein volles Verständnis inner halb der katholischen Arbeiterschaft vorhanden ist. Diejenigen Wieder einmal Genf BSlkerbundsrak Genf, 8. September. Außenminister Dr. Curtius Ist In Begleitung der Ministe rialdirektoren Dr. Gaus, Dr. Ritter und Dr. Zechlin, des Ge sandten von Freytag und des Geheimrats Weizsäcker Sonntag um 12 Ubr in Genf eingetrosfen. Dr. Curtius begab sich, beglei tet von dem Gesandten Dr. Müller, in das Hotel Metropole, wo die deutsche Delegation ihren Sitz hat. Den Nachmittag be nutzte der Minister zu Besprechungen mit den Mitgliedern d^r deutschen Delegation. Der Völkcrbundsrat wird in seiner Erössnuiigssitzung am Montag vormittag nach der üblichen Geheimsitzung, die der Behandlung von Personal- und Haushaltsfragen gilt, den Palästina-Bericht des Mandatsaus schusses be handeln. Der Bericht übt, wie bekannt, scharfe Kritik an der englischen Palästina-Politik. Die Verhandlungen zwischen Hendrrson und dem sinnländischen Außenminister Pro- ropS, als dem Berichterstatter im Völkerbundsrat, haben jetzt zu einer gewissen Einigung geführt, durch die eine weitere Ausdehnung des Konfliktes vermieden wird. Der englische Außenminister Henderson wird dem Vaster- bundsrat, wie verlautet, ein« vorsichtig« und versönlicl)« Er klärung abgeben, nach der die künftige Palästina-Politik Englands hinter den Fragen der Vergangenheit zurücktreten müsse. Di« englische Regierung Hab« und werde alle Vorkeh rungen treffen, uni ühnlict)« Vorkommnisse zu vermeiden, werde den wirtsct)astlicl>eii Ausbau Palästinas fördern und sich für «ine Zusammenarbeit der lxide» Nassen in Palästina einsetzen. Durch die Zusicherungen, die Kenderson tm Völkerbundsrat ab-