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Sonnabend,denk September 1930 iUerlagsorti Dresden Anzeigenpreis,: Dis Igslpaliene Petitzeile SO gamiiien» anzeigen u.ZIellengeiiiche 20 Die Petitrekiamezeile. 80 mm breit t -ie, ,zcir Anzeigen auherhalb de« Verbrellungsgebietes 40 ^ die petitretlamezeile I .itO^k. Lrietgeb, 20 Jmgalle höherer Gewillt erlischt jede Nerpflichlung aus Lieferung sowie Erfüllung v, Änzeigei, Austrligen „, Leistung v, Schadenersatz, Geschüstlicher Teil: Krau» Bungartz, Dresden. Nummer 20k — 29. Jahrgang Erscheint «mal wöchtl. mit illusir. Gri»isbeilagen.Heimat und Well' und der Kinderbeilage .grohmni". sowie den Dertbkilagen ,Tt, Benno-ViatI", .Unterhaltung und Wissen', .?! ' Welt der grau", .Aerzllicher Ratgeber", »Das gute Buch". .Ftlmiiiud- Ichau", Monatlicher Bezugspreis S einschl, Bestellgeld. Oitizelnummer lo g, Sonnabend- u, Sonntagnummer 20 Ha»l>l!chrlslletter Dr. G. DeSeztlk, Dresdeii, ««eichiittsftelle, Drntt».Berlag: Germanta, ihr Bering „nk DriiNerel, Filiale Dresden, Dresden-?!, l, Bollerstrahe 17. .iernrii'LIiXS. Posllcherftonto Dresden 1-7-1-, ix,n»,bau' Dresden St, - ,71-i Kür chrislliche Politik und Kultur Redaktion »er Sächsischen Bolkszettung DresdaneAllstädt l. Pollerstrahe >7. nernritt 2MN imd 71012. Die Manöver in Loihrinqen Paris, -t, September, Die cirotzen französischen Herbstmcinöver in Lothringen hoben heute um Mitternacht begonnen, Die Ltriegslnge ist folgende: ..Seit mehreren Togen tobt eine Schlacht auf der Front Nitburg Trier- Saarbrücken zwilchen den blauen Armeen (Osten) und den raten Armeen (Weiten), Eine Ab teilung der blauen Armeen (südliche Heeresgruppe) konzentriert sich im Oberölfen und soll die rechte (südliche) Flanke der roten Armeen nngretsen, Die 5>, blaue Armee überschreitet die Vogesen südlich nom Donan und erreicht am K, September den Abschnitt Ehormes Roiiibsroillers—Raan-lEEtape, Sie hat die Aufgabe, am t, September nach Narben porzustotzen und nch des Höhenzuges bei Morhange. der Höhe Deine uno der Ort- schnjten Sainte cheneniüne und Dombnre zu bemächtigen. Der Veh.hlshnbcr bildet eine zehnte Arniee mit dem chauvtauartier Metz, die unverzüglich gegen Süaen vorslotzen soll, um diesen Aufmarsch zu decken," » Manöver gehören zum eisernen Nuckzeug aller Armeen und stehenden Heere der Wett, Ihre (große und militär- techniflhe Bedeutung richtet sich nach dem Umfang der Heers und der Modernität d--r Kriegsmittel, welche bei diesen theoretischen Kriegs-spielen eingesetzt werden. Wenn daher die französische Armee, die gröizle und bestansgerucketcke Europas, ihre Herbstmcinöver veranstaltet, so verstehen wir es, wenn fast alle Länder der Welt, ausgenommen die Zen tralstaaten, ihre MilitärattachSs nna Ntilitärmissionen zur Beobachtung entsenden, iOlleniger üblich ist es dagegen, das; man diesen Manövern das Aussehen einer d e in o n st r a t i v e n politischen Geste verleiht und mit der Konstruktion eines imaginären Kriegsfalles eine Drohung gegen ein bestimmtes Land verbindet. Ame rikas berüchtigte Flottenmanöver an den Philippinen, die früheren zarickischen Hseresubungen an der deutschen Grenze trugen durchaus den Eharakter einer kriegerischen Demonstration, welche automatisch Kriegsstimmung und Krisenbesorgnis in der Welt erregten. Was sollen wir jetzt zu den französischen Heerss- manövern sagen, welche sich hart an der deutschen Grenze und aus ehemalig deutschem Gebiet abspielsn. bei denen die „blauen Armeen" nichts als eine Umschreibung für ..deut sche Armeen" sind und in deren Anlageplan sogar deutsche Orte als A cb " n ? dieser Armeen genannt find. Wir wissen es langst aus den Artikeln PoincarSs und ans den Neden des Kriegs- I Ministers Magi not, dag Frankreich nach erfolgter Nheinlandräumung ->i n allem Ernst an e inen deutsch-französischen Krieg denkt und dag man selbst den wassenstarrenden Festungsgürtel an der französischen Ostgrenze und die mit ungeheuren technischen Hilfsmitteln ausgestattete französische Arniee für nicht aus reichend hält, um einem angeblichen deutschen „Ueber- raschungseinbruch" zu begegnen. Wir können diese In- vanonsangst mit keinen logischen oder militärischen Grün- ven. allenfalls mit historischen Reminiszenzen begründen, die heute angesichts der völlig veränderten Machtlage einer fernen Vergangenheit angehören. Frankreich hat mehr als alles getan, um sich durch Rüstungen, Bündnisse und Verträge zu sichern, und Deutschland ist weit über das in früheren Zeilen übliche Mag der Verpflichtungen hinaus- gegangen, um Frankreich jeden Zweifel an der Unantast barkeit der bestehenden Grenzen zu nehmen. Wozu haben wir Locarno abgeschlossen, das von England und Italien moralisch und militärisch garantiert wird, wozu den Kellogg-Pakt feierlich unterschrieben, der kriegerische Hand lungen der Kulluritaaten grundsätzlich ausschliegt. wenn dir Militärs von alledem keine Kenntnis nehmen und Feldzugspläne entwerfen, als ob es bis zum nächsten friich- iröhlichen Krieg nur nach ein Schritt sei? Hat Herr Briand nicht die Macht, Herr Tardieu nicht dis Ein sicht, in den Feldzugsplünen der Militärs mit dem Rotirnt Korrekturen voruinehmen und eine einmal nicht aus- zurottende Neruisidealogie nach den Rücksichten der Politik und der internationalen Beziehungen zu modifizieren? Die französische Armee kommt frisch aus den Alven- manovern zurück, bei denen strategische und technische Aus gaben gestellt wurden, die ihren Sinn nur bei einem Kriege gegen Italien beim «ren können. Die italienische Oefient- l'chkeit hat davon n!s ei"em inckreundlichen Akt gebührend Kenntnis genommen uno die ohnehin gespannten sranzö- itich -taüeniichen Beziehungen iiird dadurch nicht verbessert worden. Sollte nicht Deutschland, das abgerustet und mili tärisch schutzlos in, non einer solchen Demonstration noch närker betracken werden, die ihm vor Augen führt, wohin dne Verpilichtungen und Versvrechungen der Sieger des Weltkrieges hinächtlich des Rünungsansgleiches geführt haben? Diese Manüvergeiten liegen sich als wirkungsvolles Leitmotiv in die Reden der Staatsmänner entflechten, welche in Eens zur Abrüstung ein sehr ernsthaftes Wort zu sprechen haben. Die Sturmfolqen in Sank« Domingo Kundrrle an Todesopfern Neugork, ä, September. Der Umfang der Verwüstungen, die der Wirbel stur in in Santo Domingo ungerichtet Hai, lagt sich erst jetzt übersehen. Rach einen» Funkspruch Ser „Times" aus San Juan hat die Flngzenganskiarung ergeben, dag ungesähr drei Viertel der Mebände der Stadt Santo Domingo zerstört und der Rest stark beschädigt ist. Auch aus der Umgebung weiden große Sturm schaden gemeldet. Auf der kleinen englischen Fusel Lommiea der Auttllengruppe kamen über ?0 Personen um. Unter der Bevölkerung spielte» sich während des Wirbel- slunnes, der vier Stunden auhielt. furchtbare S äi r e ck e i! s s z e u e u ab. Die gesamte Armee wurde für die :>ietlung:aibei:e» ausgeboten. Die Beibmduiigeu der Siadt mit de» übrige» Teilen des Lundes sind unterbroä)en. Brücken sind zerstört und die Strotzen unpassierbar. Die Bezirke Djeva- vilku Dllarle und San Eartvs bilden glelchiaits einen Trüm- merhauie», Das städtische Irrenhaus wurde dem Erdboden gleub'gelliacht, und eine Anzahl Geisteskranker, die unverletzt davongekommel, waren, rainuen in der Stadt wild umher, bis sie schließlich von Militär wieder eingeiaugeu wurden. Der Berireier des Gouverneurs von Portorieo ha! die von« Orkan r>erwusteleil Gebiete überflogen. Rach seinen tele graphischen Mitteilungen hat es in Santo Domingo 8 UV Tote und zahtreietse Verletzte als Opser der Sturmkatastrovhe ge geben. Vom Innern der Insel sind bisher keine Meldungen eingelrosfen. Trotz aller Hilfeleistung aus der uninittelbaren Rachbar- lcliait und der umfassenden Hitse-aktion des amerikanischen Roten Kreuzes verschlimmern sich die Zustände in Santo Do mingo von Stunde zu Stunde, Es sehlt bereits an Wasser und Licht, das Hilsswerk munte daher in der Tunkelhett fortgesetzt werden. Auch zu Plünderungen ist cs schon gekommen und erste Anzeichen ausbrechcnder Epidemien machen sich bemerkbar. Nachdem der Wirüelsturm in den Bergen von Santo Do mingo den grotzlen Teil seiner Intensität verloren Hai. hält das Wctterbäro Sie Käste von Florida für nicht mehr gesährdet. Auch das Observatorium von Havana rechnet nicht damit, daß der Wirbelslurm Kuba noch erreicht. Die U ber-chwemmungen in Indien Shilkoug tDtstrikt Assams. 5, September Der Brahma putra ist in der Gegend von Rewgong über die User getreten, lieber l 00 OVO Personen sind durch die Ueberschwem- mung in Mitleidenschaft gezogen. Die Häuser stehen stellenweise vollkommen unter Wasser, GelreiSevorräte und Vieh sind von den Wassermassen fortgeschwemmt. Strotzen und Etsenbahnslreckeii sind beschädigt, Panik auf einer Neuyorker Untergrundbahn Reuqork, 5, September, Auf der Untergrundbahn ereig nete sich eine Panik, In einem vollbesetzten Zuge, der insbe sondere von aus dem Tkeater heimkehrenüen Publikum besetzt wur. gab es einen Kurzschlutz, bet dein zwei Männer schwer verletzt wurden. Unter den Fahrgästen brach eine Panik aus. In dem Gedränge nach den Ausgängen wurden vier Frauen zu Baden gerissen und verletzt. Die übrigen etwa 300 Insassen des Zuges kamen ohne weiteren Schaden davon. Kunst UN- Politik (Von unserer Berliner Schristleitung.) N. tt. Jeder Staat hat dem strömenden Leben seiner Staatsbewohner gegenüber die Pflicht des Schutzes und der Erhaltung. Auch dem geistigen Leben gegenüber, Aber er hat darüber hinaus die Pflicht zu prüfen, wie weit der Geist, der in den Staatsgrenzen sich seine Formen schafft, sein eigener Keift ist, Und er hat das Recht, dort einzngreiien, wo seine eigens Existenz bedroht oder ge fährdet wird. Wenn je, so ist jetzt der Augenblick für unseren Staat gekommen, alles zu vermeiden, was seinen Bestand unsicher macht und erschüttern kann. Seit dem Tage, wo die Regierung Brüning durch die Auslösung des Parlaments die Verantwortung voll auf sich genommen hat mit dem herkulischen Entschluß, über die Partei- und Sonder» interessen hinaus die Daseinsbeüingungen des Deutschen Reiches so zu stabilisieren, wie es zur Erhaltung des Staates notwendig ist, seit diesem Tage fühlen sich merk würdigerweise alle staatsfeindlichen Elemente wie auf den Plan gerufen. Ihre Zersstzungsarbeit wird zum System er hoben': die Zerstörung der Staatsordnung hat ihr eindeuttg offensichtliches Ziel erhalten. Zwar wühlten auch früher schon die Kräfte unter der Oberfläche: aber ihr Ventil hieß Fraktion und ließ dis Auseinandersetzung sich dort voll ziehen. wo sie sich mit den anderen Elementen des Staates messen mußten, im Parlament, Die bevorstehenden Wahlen sind besonders dazu angetan, allen Revolutionären die ge wünschte 'Ausrede für die Entfesselung hitzigster Agitations methoden zu verschaffen, die sie anictzen. wo immer sie können. Aber das Wesen unserer Wahlagitation ebenso wie das Wesen unserer Presse bringt gleichzeitig mit der Enr-esselung auch das notwendige Regulativ. In jeder Wahlversammlung bleibt Raum iür die Korreferenten. Und jeder Leitartikel steht öffentlich zur Diskussion. Aber eins Form der Agitation — es ist die modernste —- scheint aäsrüings unantanhar: Die Kunst, namentlich die der Luhne und des Films. Es gehört mit zu den Folgeerscheinungen des Liberalismus, daß seit langem die Klinir ihren Freibrief hat und tun und lassen kann, was sie will. Solange in der Kunst noch ä ck h e t i s ch e Kenchlspunkte vorherrschend waren, solange mir der Kumt Bildung und Erziehung vermittelt wurde, iclange war die Ker'ahr, dis aus der liberalen Kunckaui'anuna drable, nichr unmittel bar greifbar. Inzwischen aber ick 2er wichtigste Einbruch in ein rremSes Gebier geschehen! de: Einbruch in die Politik, Dis Methoden -owferrußiands bauen -chulo gemacht. Wie andere Geickesqeüiere, w ick auch das der Kunck nichts anderes geblieben, als Mittel zur Er- r e i ch u n q der volitischen Z i s l s e tz u n q. Rur langsam hat Liets Aunassung aut uns uüergcgri'-en, Ihr Schrittmacher-war dis fauch liberales Haltung oes Gros der heutigen Kunckgenießenden. die alles iür wuchtig batten, was neu uno interessant ist. Höher liegen 'ckion Sie An sprüche derjenigen, die an die Kunck ästhetische Maßstäüe legen. Nur so ick der beispiellose Erwlg und die hemmungs lose Zustimmung der deutschen Oenenrlichkeit gegenüber russischen Theatertruppen und russischen Bühnenmetboden, vor allem aber gegenüber dem russischen Film zu erklären. Die Neuheit der äußeren Form und Gestalt in der Kunst hat ebenso suggestiv auf breitere Schichten gewirkt, wie die filmische Vollkommenheit aus die Schar der Aeckheten. Daß sich aber unter diesem bunten und schönlinigen Gewand der Dolch einschlich, der nach dem Herzen unserer -raars- auffassung zielt, ist den meisten entgangen, Nock beute sincket man gerade bei den Parteien, die tonst die deutsche Republik als ihr eigenstes Werk und ihr besonderes Sorgen kind ausgeben, eine Harmlosigkeit und Blindheit jeder russischen Theatertiuppe. jedem neuen russischen Film gegen über. die nicht gut zu überbieten ick. Gegen diese Invasion Front zu macken, wäre aber noch ein Leichtes, hätten nicht inzwischen aus dem S-latskurver selbst die linksradikalen Elemente ibre e-genen Kunck- formen getrieben, die sich nähren vom Körper des S-aaies, und die doch nur ein parasitäres Dasein ''ubren. ^eit einigen Jahren haben sich, zumeick ai- Absplitterung 2er sozialistischen Theaterbeckrebunaen > B o l k s b ü b n e j, Splittergruppen gebildet, denen das tendenipetonte Drama bzw. die lendenzbelonie Regie -ihrer Siammdabne nicht radikal genug waren, und die. zunächst meb: unbewußt, die Kunst ihrer Darckellung unmittelbar in die Adaänaigke:: und den Dienck ibrec polui'chen lleberzeugung ckellien. Namentlich junge Elemente, wie die ..Gruppe junger Schauspiele r". baden immer wieder zu dieser Ent wicklung gedrängt. An Stocken griffen ne zumeist irgend welche Paragravhensrücke aus. die entweder der juristischen oder der moralischen Haltung des Staates ihre Auflassun gen eiUgegenhiellen. Ihr Mittel war die tendenzmaßig Die tieutifle Rümmer enlliali das Sl- Benno-Blatt, das SoiiNlagelilatt tu, vre Diözese Meitze».