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Den DeulschnaNonalen ins Stammbuch Die Anlikonkordaksparlei Kardinal Faulhabers Urleil Die deutschnationalen Katholiken von Ber lin-Friedenau haben in einem längeren Schreiben den Bischof von Berlin filr die deutschnationale Politik einzuneh men versucht. Sie hoben dabei des Bischofs Worte, die sich mit der Abwehr des «religiösen Sozialismus und des neuen Heiden tums befaßten, zugunsten der deutschnationalen Kulturpolitik ausgelegt. Die richtige Antwort hierauf Hot ihnen Kardinal von Faulhaber auf dem Katholikentag in Münster gegeben. Er erklärte dort kategorisch: Wer gegen das Konkordat stimmt« oder heute sür di« Abschaffung der Konkordate stimmt, welche die friedliche Zu sammenarbeit zwischen Staat und Kirche ermöglichen, hat die katholisch« Linie verlassen. Richtet sich dieser Ausspruch nicht in erster Linie gegen jene deutschnationalen Katholiken, die nicht den Mut aufgebracht haben, .Herrn Hugenberg in den Arm zu fallen und entgegen seiner alldeutschen Voreingenommenheit sich offen als Katholiken für das Konkordat zu bekennen? Das Urteil des Kardinals Faulhaber trifft sie mit seiner ganzen Schwere! Jene deutschnatio nalen Katholiken, die heute immer noch die Anti-Konkordats- politik Hugenbergs unterstützen, haben sich in der Tat „außer, halb der katholischen Linie" begeben. Der Ausspruch des Kardinals weist den Wählern die Rich tung: Keine Summe einer nationalistischen Partei, die gegen das Konkordat auftrat und dagegen stimmte! Der Spitzenkandidat D. Doehrlng Der als anti-ultramontaner Hetzer berüchtigte Dom- und ehemalige Lberhofprediger D. Do eh ring, der es bei den Wahlen im Jahre 1928 noch für notwendig hielt, eine deutsche R e f o r m a t i o n s pa r t e i zu begründen und der aus dem Evangelischen Bund austrat, weil ihm dessen antirömisck>e Note noch nicht selzarf genug war, hat sich jetzt wieder zurDeutsch - nationalen Partei zurückgefunden. Er ist als Spitzenkandidat der Deutschnationalen in Ehemnitz-Zwickau aufgestellt worden. „Man darf sich mit Recht fragen, wer sich hier eigentlich gewandelt hat. Wer die Entwicklung der Deutschnationalen in den letzten Monaten verfolgt hat, weiß auf diese Frage die Antwort zu geben. Unter Hugenbergs Führung haben sich die Deutschnationalen derart radikalisiert, daß sie von Herrn Toehring sogar seiner Freundschaft und Bundesgeuossenschaft für würdig befunden wurden. Den deutschnationalen Katholiken mutet man zu, in einer Reihe mit einem Mann den Wahlkampf zu führen, der das Papsttum und die katholische Kirche auf das schmählichste beschimpft Hot. Deutschnationale Katho liken Arm in Arm mit einem Prediger, der sich folgender Aus sprüche rühmen kann: Man verschone uns also mit der Geschichtsfäl- fchung, die Einheit der deutschen Nation sei durch Luther gespalten worden. Der Tod der deutschen Einheit steht seit st>23 im Schuldbuch Roms. . . . Was die Kurie seit Fahr und Tag schreibt, ist der ausgesprochene Kampf gegen Sir d e u t s ch e K u I t u r. . . ." Tie Warle, die der .Heilige Baier aus Anlaß der Heilig, sorechung des Petrus Canisius auswrach. wurden von D. Toehring als die Sprache des Antichrist;" bezeichnet. Fn einer Predigt, die Toehring im Berliner evangelischen Tom vor einem Publikum von Parlamentariern hielt, erklärte e: wörtlich: „Deutsche Realerunasmänner und Volksvertreter seid auf der Hut: an Rom sterben die Völker, an Christus leben sie auf! Der Papst kann uns nichts geben, die Bibel olles. Männer brauchen wir vom Schlage Martin Luthers, Kinder des Glaubens und Helden der Tai". Diese gehässigen Worte Doehrings riefen sogar bei den damaligen Deutschnationalen derartige Beklemmung her- vor, daß sie ausdrücklich von ihm abrückten und erklärten. Herr Toehring sei nicht Mitglied der Teulschnationalen Bolks- parie!, er sei Herausgeber der „Täglickzen Rundschau", die engste Beziehungen zur Deutschen Bolksportei unterhalte. Aber heute ist Toehring deutschnalionaler Spitzenkandidat und die deutschnationalen Katholiken werden von Herrn Hugen berg angehallen, einen fanatischen Romhasser und Pa pst feind zu wählen. Wirkliche Katholiken, die nickt „außerhalb der katholischen Linie" st ehe n wollen, können deshalb keiner Partei ihre Stimme geben, die einen D, Toehring als Kan didaten auf st ellt. Kugenbergs „Christentum" In dem erwähnten Schreiben deulschnationaler Katholiken an den Bischof von Berlin wird behauptet: „Das Zentrum ist uns keine Garantie mehr dafür, daß nun wirklich der Entchristlichung unseres öffentlichen Lebens mit allem Nachdruck Einhalt geboten werde." Merkwürdige Katholiken, die es besser wissen wollen als ihre Bischöfe! Wie sieht aber Hugenbergs Thristenlum aus? Der bekannte evangelische Sozialpolitiker und Theologe Liz. Mumm schrieb in einem Brief an den Hauptschriftkeüer der „Berliner Nachtausgabe": „Die gesamte Tonlage der „Nachtausgabe" ist verderb lich — ebenso die schlüpfrigen Anzeigen in manchen Blattern des Scherlverlages. Je weiter verbreitet solches Trugblatt ist, je verderblicher wirkt es durch gelegentlich dort befindliche Erzählungen, wie „Urlaub von der Ehe". Kinder muß man von einem solchen Blatt fernhasten. Ihre Nedaktionsführung ist zersetzend. Der Anzeigenteil nicht Entgleisung, sondern System der Redaktion und Führer, auch des Verlages." Dem Ruse der Lewziger Zenlrumsortsgruvve war am Montag eine stattliche Wählerschaft geiolgt, um sich über Ursache und Beüeuluug der Seviemberwahlen von unserem Lauoesvor- sitzenden Herrn P'arrer L. Kirsch-Reichenbach und Herrn Reichsgeneralsekrelär Dr. Vockel-Berlin referieren .zu lassen. „Tie äußeren Ursachen der Reichstagsauflüsung, so führte Pfarrer Kirsch aus. sind uns ja allen bekannt, wichtiger ist es ihre Bedeutung zu erfassen. Ter Sinn dieses politischen Kampfes liegt in der Gestaltung der deutschen Zukunft. Der Ist. September wird von schicksalhafter Bedeutung sein. In kurzen Worten rief der Redner nochmals den Gang unserer finanziellen Entwicklung, besonders die der Reparationen. ins Gedächtnis zurück. l!>28 haben Reichskanzler Müller und Streiemann in Gens die ersten Fühler ausgestrockt. um eine Revision der Taweszahlungs- sormeln zu erreichen. Prälat Kaas hat damals gewarnt. Sa der Zeitvunkt zu «ruh gewählt sei. Trotzdem setzte man sich in Paris und im Haag zusammen und schuf den Paungpian. der das Reruirationsnrobstm endgültig lösen soll. Die Kämpfe um Annahme oder Ablehnung des Plaues steilen den Ausgangs punkt der heutigen politischen Lage dar. Was sollte das Zen trum damals tun? Ablehnung hätte Katastrophenvnlitili be deutet. da wir 7lM Mill. Mark an Reparationen hätten nack- zahlen müssen und die Rheinlandbeireiung wäre wieder in die vertragsmäßige Ferne gerückt. Auf der anderen Seite verlangt« aber eine verantwortungsvolle Staatspolitik, daß die Reichs finanzen geordnet werden, ehe man diese neuen internationalen Den Klassenkamps schüren Sozialdemokraten, Kommunisten und Nazis! Aufschrift eines sozialdemokratischen Wahl- Transparentes: „Bürgerbiock und sonstiges Pack, alles in einen Sack!" Wem aber ist mit dein Klassenkampf ge nützt? Etwa dem Arbeiter? Deutscher Arbeiter, sehe Dir die Großverdiener in SPD., KPD. und Hitler-Partei an! Gesunde Sozialpolitik läßt sich niemals im Wege des Klassenkampfes erreichen. Die Brücke zur gemeinsamen Arbeit für Volk und Staat schlägt nur das Zentrum! Tie Antwort darauf lautete. „Rein nationale und ethische Blätter sind zum Sterben verurteilt. Wollen wir Erfolg, so müssen wir an die Masse heran, selbst unter dem Deckmantel eines Tkandalblaites". Dieser Schrifnvechiel ist Beweis für die kulturelle Z e r st ö r u n g s a r b e i t. die Hugenberg Tag für Tag ..leitet"! Feder erkennt das, nur Sie weniae» Katholiken nickt, die noch immer unter dem chriskstchen Mäntelchen Hugenbergs den Pseroeluß nicht sehen. Selbstbewußte, aufrechte Katholiken wählen am Ist Sep- tencker weder Hugenberg noch D. Doehring. Keine katho lische Stimme der Antikonkordats Partei! Keine katholische Stimme für die Kulturpolitik des „Luther rings" und aer Nachtausgabe! Tie katholischen Wähler er teilen am Ist September aus die unverfrorenen Anzapfungen der Deutschnationalen. die gegen die katholischen Interessen arbeiten, aber Katholische Stimmen fangen möchten, die Ant wort mit dem Stimmzettel für Liste 3 (Zentrum)! Bernilichtungen übernimmt. Tas führte das Zentrum zur so genannten Funktimvolltik: Ohne Finanzsanierung keine An nahme des Poungplancs. Seit diesen Tagen steht auch Dr. Brüning in vorüen'ier Kainpireche. Fn nuederkvstcn Vermiltliiiigsvoischlüge» ver suchte er damals Soualdcmvkratie uns Bo,kspar:ei eniander näher zu bringen. D:e Deckung der letzten ÜU Milk. Deiizit durch eine Arbcnslvseiwenicherungsrsivrm brachte die Entschei dung. Tie sozialüemokratnchen Führer stimmten den Vorschlä gen Brünings zu. das Bonzentum der Sozialdemokratie aus dem Reiche aber siegte über die politische Bernunit Müller batte nicht den Mut in offener Schlacht zu Kämpfen, da der Dolchstoß seiner Parteifunktionäre seine Wirkung schon zelan. Brüning übernabm aas traurige Erbe, nicht aus sthraeiz, sondern um des Volkes und Staates willen. Tie vom Reichs präsidenten garantierte Finauzsainerung wurde nun tatürätzig vorwärts getrieben. So konnten d:e ersten Steuergeü'tze ge macht werden, nm der ersten 'Rot zu steuern. Tis steinende Belastung der Arbeitslosenversicherung brachte aber bald neue Schmierigkeiten, neue Maßnabmen erforderten. d>e uns ja aus den Notverordnungen bekannt und. Alle diese Steuern und Reformen sind nur von der Re gierung Müller tibernommen. Damms rvgren sie geplant, heute durchge'übr:. Warum führt die Sozialdemokratie da einen so dewagcai'chen Kampf gegen die Brüningregierung? P'arrer Kü'sch verstand es ausgezeichnet, Ger das wahre Gesicht der „einzigen Arbeiterpartei" zu beleuchten und sie Versammlung ließ olzmals :hre Zustimmung erkennen. Nicht muider Seut- Das Leipziqer Zentrum im Wahlkam vf Für Brüning, Liste 3! Der Dorsleusel Bon Heinz Steguweit. Es ist seltsam, daß sich diese Geschichte am gleichen Ort fast zugetragen hat. wo weiland Herr Johann Bückler mit dem Spitznamen Schinderhannes sein Wesen trieb, oder auch sein Unwesen. Denn der böse Held unseres Aben teuers war auch ein Räuber von Beruf, man nannte ihn km ganzen Hunsrück von Kastellaun bis Boppard nur noch den Dorfteuiel. ließ sich doch der Gauner nicht fassen, mochte er nun die Bäume aus den Wäldern oder die Pferde aus den Ställen holen. Und immer trug er scharfe Waffen in seinen Taschen, gewetzte Messer und zwei Parabellum- pistolen, deren Magazine unerschöpflich schienen, sobald der Kerl es mit seinen Verfolgern zu einem Gefecht kommen ließ. Wie gesagt, unfaßbar und unauifindiich war der Dorfteufel, seit sieben Wochen schon: vielleicht hauste er in einer Höhle, vielleicht horstete er wie ein Raubvogel auf steilen Felsen oder dichten Baumkronen, ein Mirakel, ein scheußlicher Baueruschreck. Man war schon so veräng stigt. auf allen Gütern und Dörfern, daß kein Haus ohne männlichen Schutz gelassen wurde, sogar das fromme Domenstift nicht weit von Simmern mußte seinen Ehrgeiz aüfgebeii, sich selber ohne »läuuliche Obhut verwalten zu können. Darum wohnte seit zwanzig Tagen ein kräftiger Kaplan im Gartenhaus, eilt Mau», dem jedes bleiche Fürchten fremd war, der item nicht nur beten kvuute, son dern auch, falls es nötig werden sollte, eine gründliche Faust zum Zupacken besaß. Da geschah es denn, daß eines Mittags im Damenstist zum Essen geläutet wurde, und wenn dieses Glöckchen im Turm seine Stimme erhob, war es seit Fahren üblich ewesen. auch den Tieren de» Hauses ihr Futter zu reichen: en Hühnern und Ziegen, der Kuh und dem braven Pferd, da» zuweilen vor einen Kutschwagen gespannt wurde. Man mut» die» wisset», weil e» im Verlauf unlerer Ee- schichte eine Rolle spielen wird, von der wir später noch hören sollen. Das Glücklein läurete also zum Mittagessen, die alten Stiftsdamen setzten sich zu Tisch, die großen und kleinen Tiere im Hof freuten sich ihres Futters, aber einer fehlte im Haus: der starke Kaplan! Die Gärtnerin sagte, der fromme Herr sei eben mit dem Zweirad an der Hand zum Hoftvr hinaus gegangen: uns die Pförtnerin, die ihn darauf anrief, erhielt den Bescheid, er müsse nach Kastellaun zum Schuster, er sei aber in einer Stunde spä testens zurück. Die Damen des Stins entsetzten sich ob die ser Antwort, sie fragten den Kaviaii, was denn werden sollte, falls der Dorsleusel plötzlich mir leinen Pistolen aus der Bildfläche des preisgegebeiien Anwesens erschiene ? Doch der geistliche Herr rechtfertigte sich solchermaßen: „Seht meine Stiefel an. die Sohlen haben Löcher, ich muß endlich Schuhe kaufen in Kastellaun: aber ich bin bald zu rück, warum soll der Räuber ausgerechnet in dieser einen und einzigen Stunde das Stift überfallen!'" Darauf schwa- ,z um der Kaplan aus sein Rad und fuhr nach Kastellaun. wäorenS die Frauen das Hoslor abrie gelten und sich mit ängstlichem Zittern wieder an de» Mil» tagslisch setzten. Kaum halten sie aber die Suppe gelöffelt, da schrie die Pförtnerin schon Zeter und Mordio, denn über die Mauer des Gartens war ein Kerl gesprungen, ein bär tiges Scheusal mit Sommersprvsseir und einer feurigen Säufernase: der Dorsleusel! Er war kein schlechter Spion gewesen, warum hatten ihn die Stiftsdamen auch an die Wand gemalt? Der Gauner verging sich zuerst wie ein Tollwütiger an den Bäumen des Parks, er hieb die Efeu- ranken ab, er warf die Katzen mit Steinen, und dann klet terte er in den Pferdestall, um sich die Stute zu holen. Das arme Tier schnaubte wütend, es wurde ja von seinem Hafer gerissen. Und keiner wagte es, den Spitzbuben zu hindern, der flink das Hoftor sprengte, um dann das ge- stohlene Pferd ohne merkliche Hast am Halfterriemen zu entführen. Die Stiftsdamen atmeten zwar auf. aber das Essen ruriane nichr mehr, alle Genauer waren noch grün vor Schrecken, was würde aus Lieselotte werden, Ser armen Stute? Der Dorfteuiel hatte inzwischen versucht, sich rittlings auf den Gaul zu schwingen, aber er stieg bald wieder aö, war doch das Unterholz Ses Waldes zu niedrig, nm einem '.eilenden Menschen freie Bahn zu gewähren. Darum zog der Räuber sein PferS am Halfterriemen fort, fast eine kalbe Stunde weil, keiner konnte ihn sehen, die Tannen stanoen hier dicht, auch schlich der Dorfteufel abseits vom Wege. Mittlerweile war der Kaplan wieder ins Stift ge kommen, die Frauen empfingen ihn weinend, einige mach ten ihm auch Ponvürse. Fn der Tat: der Stall war leer. Sie Hühner uns Gänse stoben scheu vor jedem Men schen auseinander, und die Ziegen meckerten immer noch ansgeregt in der Scheune. Dem Kavian war n hl froh zuninle, hätte er den Spitzbuben doch wenigstens verireibmi können! Indessen kam dem frommen Herrn ein anderer Gedanke, dessen Pfiffigkeit sich ja erproben ließe. Er ging nämlich an die Krippe in Lieselottens Pierdesrall. und dort sah er. daß der arme Gaul nicht einmal die Halite jener Haferportion baue fressen können, die er alltäglich pach dem Läuten des Fniterglöächens '-u empfangen gewohnt war. Seil Jahren schon! Und da der Kaplan als gedien ter Soldat wußte, daß gute Pferde das fernste Troinperen- signal verstehen lernten, sann er darüber nach, ob das Läuten des Fniterglöckchens nicht ebenso ein Signal sein könne wie der Ruf einer fernen Trompete? Der Dorsleusel hatte mit seinem Pferde das Ende des Waldes erreicht, nun lagen die liefen Bäume hinter ihm, da meinte er. reilenderweise käme man schneller vom Fleck, zumal ja kein Unterholz mehr zu fürchten war. Also sprang er der Stute ins Kreuz, trabte hundert Meter weit ohne Sattel und dennoch sicher wie ein Zigeuner, als hin- ter seinem Rücken eine Glocke läutete, ganz weit und fest lich. Im gleichen Augenblick tanzte Lieselotte auf den Hinlerhufen. sie ließ sich von ibrem Reiter keinesweg»