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tztner Geringfügigkeit «in Stück glühendes Eisen an den Kopf geworfen. Dem Lehrling wurde das Ohr durchschlagen, auch erlitt er Brandwunden im Gesicht. Das Gericht verurteilt« Diirkler wegen gefährlicher Körperverletzung zu zu 200 RM. Geldstrafe oder 14 Tagen Gefängnis. virmnlk. lvtcstsu. ?1nurn Das Erdbeben in Plauen regillriert Plauen i. B„ 26. Juli. Die Erschütterungen in Süditalien sind von der vogtlän- bischen Erdbebenstation sehr gut ausgezeichnet worden. Die Erd stöße dauerten 14 Minuten, die Hauptphase, innerhalb deren drei größere Erschütterungen folgten, 4 Minuten. Der größte Ausschlag im Seismogramm zeigte 40 Millimeter Ab weichung. Daraus war deutlich zu erkennen, von welcher,Stärke das Erdbeben gewesen sein muhte. h. Stillegung der Bomag. Die Vogtländische Maschinen fabrik in Plauen legte am Freitagnachmittag mit Schluß der Schicht ihren Betrieb vollständig still, weil sie den Arbeitswil ligen, die in einer Zahl von etwa 200 vorhanden waren, nicht zumuten kann, unter dem täglich wachsenden Terror und nach den erfolgten schweren Mißhandlungen seitens der Streikenden weiterzuarbeiten. tz. Der neue Intendant plauener Stadttheaters. In der Ratssitzung wurde aus einer großen Anzahl von Bewerbern der Direktor des Stadttheaters in Göttingen Paul Stieglcr zum Intendanten des Stadttheaters in Plauen gewählt. Er stammt aus Hannover und war bereits 1910 bis 1912 am hiesigen Stadt theater als Heldenbariton tätig. Er wird im August sein Amt antreten. tz. 50 Kleinwohnungen für Zwickau. In Zwickau sollen aus den Mitteln des Arbeitsbeschaffungsprogramms des Reiches 50 Kleinwohnungen errichtet werden. Davon stehen vom Reich 200 000 Mark zur Verfügung, so daß noch 150 000 Mark durch Hypotheken beschafft werden müssen. Die Stadt wird das Ge lände voraussichtlich in Erbbaupacht hergeben. tz Unregelmäßigkeiten in einem Arbeitsamt. Im Crim- mitschauer Arbeitsamt sind bei einer Nachprüfung durch das Landesarbeitsamt Unregelmäßigkeiten festgestellt worden. Der Verdacht fällt auf zwei Beamte, darunter einen, der als Er werbsloser im Arbeitsnachweis eingestellt worden war: sie be finden sich in Urlaub. Es handelte sich, nach den vorläufigen Feststellungen, um mehrere tausend Mark. tz Wegen 38 Diebstählen verurteilt. Wegen vollendeten schweren und einfachen Diebstahls wurde am Freitag in Plauen der 22 Jahre alte, bereits mehrfach vorbestrafte Arbeiter Max Otto Frenzei zu 6 Jahren Zuchthaus verurteilt. Er hatte sich wegen 38 Diebstählen zu verantworten. Seine Frau und ein 18jähriger Bäckergeselle erhielten wegen Hehlerei bzw. Beihilfe Gefängnisstrafen. tz. Opfer der Autoraserei. In der Nacht zum Freitag er eignete sich in der von Autofahrern gefürchteten Kurve der Neu marker Chaussee in Römersgrün bei Werdau ein schweres Autounglück. Der Kaufmann Kolb aus Werdau fuhr mit den, Auto seiner Vertreterfirma aus Richtung Neumark kommend noch Werdau und muß kurz vor der Kurve bei hoher Geschwin digkeit plötzlich stark gebremst haben, wodurch sich der Wagen iiberschlug. Der Führer lag etwa 3 Meter entfernt vom Wagen auf der Straße. Er wurde von einem in der Nähe besindlicl>en Radfahrer, der durch den furchtbaren Krach aufmerksam gemacht wurde, bereits tot aufgefunden. Ku5 der i.su5itr Ein Oberlausitzer Volksfest Bautzen, 26. Juli. Das viert« Oberlausitzer Bundesschießen des Oberlausitzer Schiitzenbundes, dem die Schützengesellsäiaften in nerhalb der Kreishaupimannschaft Bautzen angegliedcrt sind, wird von Sonntag, den 10.. bis mit Donnerstag, den 14. August, in Bischofswerda abgeholten werden. Die Durchführung desselben ist der dortigen Priv. Schützengefellschaft übertragen worden. Es ist das erstemal, daß ein Schützenfest in derartigem Ausmaße in Bischofswerda stottsindet. Das erste Bundesschie ßen fand 1924 in Bautzen, das zweite 1926 in Zittau und aas dritte 1928 in Löbau statt, wobei sich stets etwa 1500 Schützen aus der ganzen Oberlausitz beteiligten. Mit derselben Zahl wird auch dieses Mal außer den übrigen Besuchern ge rechnet. Besonders sehenswert dürfte vor allem der große Fcst- zug am Sonntag. 10. August, werden. ^ Gegen Litauens GewallpolMK Vor einer Beschwerde des Memellandes in Genf Memel, 25. Juli. Die Plane »er Nlauischen Regierung, durch besonder« Ge. fetze die memelländisch« Autonomie vollkommen aus,„schalten und die Regierungsgewalt in die Hände de» litauischen Sou- verneur» zu legen, haben im Memelgebiet größte Empörung hervor,erufen. Die maßgebenden Kreise find der Ausfassung, daß nunmehr eine Beschwerde in Gens unausbleiblich ist. Die kürzlich vom Landtag ernannte Kommission zur Wahrung der Antonomirrechte wird daher in kürzester Zeit den Ratsmächten, denen das Recht ,»steht, Verletzungen der Memelkonnrntion vor drm Pölkerbundsrat zur Sprache ,« bringen, eine Beschwerde- fchrift überreichen, in de» alle Punkte, in denen die Autonomie verletzt worden ist, ausgesührt werden sollen. Man hasst, daß der Bölkerbundsrat sich noch ans der Srptembertagung mit der Memelbeschwerde besassen wird. In letzter Zeit haben sich die ttebeegilffe Litauens gegen >ie Autonomie gehaust. Der memetlänhische Landtag ist voll- 'ommen ausgeschaltet. Die von ilmi gefaßten Beschlüsse und 'besetze werden vom Gouverneur wck; anerkannt. Der Präsi dent des Landesdirektoriums, Kadglehn. der vollkommen unter litauischem Einfluß steht und dem der Landtag bereits wr zwei Monaten das Mißtrauen ausgesprochen hat. befindet zch immer noch im Amt. Der Gouverneur weigert sich, einen «Präsidenten zu ernennen, der entsprechend dem Autonomie statut das Vertrauen des Landtages besitzt. Unter diesen Um- fänden ist die Verwaltung des Memelgebiets schon heute voll- Aminen in litauische Hände iibergcgangen. Durch die von der Kswnoer Regierung geplanten Gesetze soll dieser Zustand ver. ^wiat werden. Auch in Fragen der Finanzen, der Gerichts- barkeit und der Schul« Ist dle Autonomie schwer verletzt worveW» Durch eine rücksichtslose Pressezensur und durch den völlig u«u gerechtfertigt verhängten Kriegszustand wird jede Meinung« außerung verhindert und die Freiheit der Memelländer in de« gewalttätigsten Weise unterdrückt. Die Memelländei erwarten, daß der Völkerbund endlich der litauischen Gewaltpolitik ein Ende macht und die Autonomie in allen ihren Punkten wiederherstellt. Schlesischer Sejm-Konflikt belgelegt Kattowitz, 25. Juli. Der heutigen polnischen Morgenpresse zufolge ist der Koim slikt zwischen dem schlesischen Sejm und dem Wojewoden bei, gelegt. Gestern konferierte der Vertreter des Wosewode^ N:zewojewode Zuramski. mit dem Vizemarschall des schlesi. scheu Sejm, Rogaczak. in dieser Angelegenheit. Der Vize, wojewode erklärte, daß di« Regierung mit den Vorschlägen de, Oppositionsparteien, die die Möglichkeit einer Behebung de, Konflikt» vo^sehen, einverstanden sei. Die Einberufung de, Session des schlesischen Sejm ist in der zweiten Hälft, des August zu erwarten. Wie weiter verlautet, wird die Regierung alsbald nach dem Wiederzusnmmentritt des Sejm ein vorläufiges Dudgei für 1930/3l vorlegen und noch i,n Lause der Session auch da, vorläufige Budget für 1931/32. Eine andere Vorlage enthüll das Projekt des organischen Statuts für die Wojewodschaft Schlesien. Vorbildliche Wohlfahrtspflege In der letzten Sitzung des Bezirksausschusses Löbau. gab Herr Amtshauptmann Dr. v. Burgsdorff das Ergeb nis einer Informationsreise nach dem Kreise Kalau bekannt, dessen Organisation auf dem Gebiet der Wohlfahrtspflege vor bildlich ist. Die Erfolge werden hauptsächlich auf den Umstand zurückgesührt. daß im Kreise Kalau amtliche Wohlfahrtspflege und private Wohlfahrtspflege gemeinsam und Hand in Hand arbeiten zum Vorteil der gesamten pflegebedürftigen Bevöl kerung. I. Der Besuch der lausitzer Kurorte. Der Tiefstand der wirtschoftlick-en Konjunktur wirkt sich auch im Besuch der Kur orte des Zittauer Gebirges aus. Es besuchten in der dritte» Iuliwoche 1930: Orchin mit Hain 1233 Parteien mit 2059 Per scmen (1929: 1530 Parteien mit 2373 Personen). Ivnsdorf 932 Parteien mit 2179 Personen (2139 Parteien mit 3010 Personen), Lückendorf 446 Parteien mit 709 Personen (182 Parteien mit 780 Personen). Waltersdorf 322 Parteien mit 444^ Personen (341 Parteien mit 462 Personen). I. Blitzschlag in eine Viehweide. Während eines heftigen Gewitters, das am 24. Juli über Ostritz himveggiug, schlug in der Nähe der Schule der Blitz in eine Viehweide und traf einen Bullen. Das starke Tier wurde so schwer verletzt, daß es abgestochen werden mußte. l. Ei» Anwesen niedergebrannt. In der Nacht zum Don nerstag brannte in Ruppersdorf (Oberlausitz) das aus Wohnhaus. Stall und Scheune bestehende Anwesen des taub stummen Böttchers Ernst Richter vollständig nieder. Die Brandursache konnte noch nicht sestgestellt iverden. „Welenswillens" zum ..geozentrischen Kürwillen". das geben»- gesetz der menschlichen Gesellschaft lmt Tönnies dort zum ersten! Mole begründet. Seine Gescllschnftslehre. die in der Ans* cinandersetzung mit der Rechtsphilosophie gereist ist. heil Tönnies in seinen keriilpnten Arbeiten über die Entwicklung der sozialen Frage, über die Kritik der össentlichen Meinung, über das Viesen der Soziologie niedcrgclegt. Ein philo- saphisck-er Kopf, hat er eine philosophisch« Terminologie in psychologischsozialer Ansicht geschaffen. BesondereVerdienste hat sich Tönnies um die Kenntnis von Hobbcs erworben, dessen Handschristen er im Britischen Museum entdeckt hat — in, Kriege hat er dann über englisch Weltpolitik in englischer Be leuchtung. über den englisch» und den deuilchn Staat viel beachtete Schriften veröffentlicht. Der Sahn eines Schleswiger Hofbesitzers, der einst in Husum zur Schule gegangen ist. hat er Theodor Storm. dem großen Husumcr. eine Arbeit gewidmet. Seine soziglreforinerischc Leistung wurde im Ausland, besondere in den angelsächischn Ländern, früher anerkannt als bei uns. Zum 75. Geburtstag von Ferdinand Tönnie» — Geheim rat Ferdinand Tönnies in Kiel, der Präsident der Deutsch» Gesellschaft für Soziologie, begeht am Sonnabend (20. 7.) seinen 75. Geburtstag. Tönnies kann als einer der Begründer seiner Wissenschaft gelten: 1887 ließ er. mit 32 Jahren, sein Buch über Gemeinschaft und Gesellschaft erscheinen, das heute klassisch Geltung hat. nachdem es jahrzehntelang unbeachtet geblieben ist. ja seinem Verfasser noch nicht einmal ein Ordinariat hat einbringen können — Tönnies mußte 58 Jahre werden, bis ihn das Kultusministerium zum ordentlichen Pro fessor für wirtfchaftlich Slaatswissenschaften beries. eine Pro fessur, die er inzwischen mit derjenigen für Soziologie ver tauscht hat. Der Weg von den gemeinschaftlichen Lebensformen zu den gesellschaftlich» Kontraktbindunaen. den Gegensatz des Keine Rückkehr König Ferdinands Sofia, 25. Juli Die Bulgarische Telegraphenagcntur teilt mit: Trotz nmd licher Dementis tauchen von Zeit zu Zeit in einigen Auslands, zeitunge» Gerüchte von einer Rückkehr des ehemalige» Kck>>g» Ferdinand nach Bulgarien auf. Die kürzlich Reise des Mini sterpräsidenten Liaptschesf diente einigen Blättern zm» Vor wand. um wiederum die bevorstehende Rückkehr des Königs anzukündigen, der angeblich mit dem Ministerpräsidenten eine Zusammenkunft in Dresden gehabt habe. Wir sind ermächligt, sowohl die Meldung von einer Rückkehr des ehemaligen Kö nigs Ferdinand wie auch die Meldung von seiner angeblichen Zusammenkunft mit dom Ministerpräsidenten Liaptschesf als tendenziös und völlig erfunden formell und kategorisch zu de mentieren. * -Irth und Weller ln Croydon gelandet. Dle beiden denk^ schn Flieger Wolfram Hirth und Oskar Weller, die am Don nerstag siirh von Berlin gestartet und am Don- a»f dem Flugplatz ln Croydon gelandet. Sie werden noch a,n Freitag von Croydon nach Hanworlh auffteigen und mach» den Entschluß, für den Start zum Viasserflug von den dort ein gehenden Ltzetterberichten abhängig. Ihre bisherige Absicht, ging bekanntlich dahin, für den Atlantik-Flug den Weg über die Orkney-Insel, Island, Grönland und Neufundland r» nehmen. «Ith aver auch so: Ich trage karierte Hosen mit Ledergamaschen, eine blau« Jacke und Sportskapp« Ich konnte den Brief nicht mehr zu Ende lesen. Da, war «No der einzig« Gönner, der sich gefunden hattet Aber die ganz« Geschichte ging doch noch gut aus. Mein Dreund hatte einen alten Bekannten, der schließlich die Bürg thnft über die 600 Mark übernahm, falls wir nicht 200 Ab nehmer finden konnten. Und das Buch wurde gedruckt. Jetzt steht r, schon fett Wochen in der Auslage unsere, befreundeten Buchhändler«. der ein paar Stück in Kommission genommen' hat. und daran lchnt ein Zettel: Autor lebt am Platze." Ver- «r»ft wende bt» jetzt aber noch nutzt ei» Exemplar. Vom gewöhnlichen Menschen Do« F. Eckhard» Auch ich bin In Arkadien . . . nein, auch ich dachte einmal, daß ich «in geborenes Genie wäre. Ich zeigte aber auch wirk lich genial« Anlagen: dieser Ansicht waren nicht nur meine Eltern (natürlich ohne es mir zu sagen), sondern auch meine Lehrer. Dann kam aber so ein« Zeit, in der ich vom Zweifel verfolgt wurde: täglich stand ein Gespenst vor mir, das mir einflüsterte: Du wirst so wie all« anderen, ein gewöhnlicher Nlltagsmensch! Der Uebergang ging langsam, aber er vollzog sich, und schließlich, nach Jahren war ich wirklich ein ganz gewöhnlicher, einfacher Mensch. Aber da fiel mich ein Ekel an, nicht vor mir selbst, wie Sie jetzt vielleicht meinen könnten, nein, vor allen anderen Menschen, die sich einbildeten, etwas Besseres zu sein. Schiller hat ja einmal ein sehr schönes Gedicht darüber gemacht: „Zu etwas Besserem sind wir geboren!" Aber jetzt sehen Sie sich nur die Leute an: Jedes klein« Schreiberlein glaubt, es hätte Univerfltälsprofessor werden sollen, der arme Bankbeamte fühlt sich zum Opernsänger berufen, die liebe Tippmamsell will Greta Garbo Konkurrenz machen und der Fleischcrgesell« denkt, an ihn» sei «in Meisterboxer verloren gegangen, und all« benehmen Ich, als seien sie wirklich so groß, wie di« erträumten Vorbilder. Kennen Sie da, Lied vom verkannten Genie? Wenn solch« 8e»t« Ihne« di« Hand geben, wen« Sie mit Ihnen sprechen over geschäftlich mit Ihnen etwas zu tun haben, immer kommt es zum Ausdruck: ich bin das, aber ich sollt« eigentlich jenes sein. Man wird nicht immer gleich davon sprechen, manche sind ja auch so geschwätzig, daß sie es gleich erzählen, aber wenn Sie eine Woche, einen Monat, ein Jahr mit ihnen verkehren, einmal kommt der Tag, meist aber der Abend, der Spaziergang, di« Unterhaltung, bei der sich die Zungen lösen und man Ihnen fast unter Tränen gesteht, wen Sie eigentlich vor sich haben. Das habe ich damals vorausgesehen, eigentlich mehr vor ausgeahnt. denn dies« Erfahrungen hatte ich noch nicht. Ich nahm mir daher vor. ein ganz gewöhnlicher Mensch zu sein. Ich ließ meine Haar« kurz schneiden, versucht« möglichst ordentlich gekämmt Herumzugetzen (ohne dabei ein Geck zu sein), auf di« Desatzr hin, daß man sagen würde, ich hätte «in« gewöhnliche, ja gemem« Physiognomie, stumpf« Stirn, nein, das wollt« ich ja gerade! Ich bemüht« mich auch, meine Launen (Künstler- launen!) abzulegen, nicht mehr zu jeder Verabredung mindestens ein« halb« Stund« zu spät zu kommen, auf der Straße nicht pfeifend und in di« Luft sehend daherzulaufen, all« Greise und Kinder glatt umrennend. Ich bemühte mich auch beim Verkehr mit anderen Menschen nicht mehr das verkannte Genie zu spie len, nicht den, de? sich herabläßt, um mit anderen zu sprechen. A propos sprechen, das versucht« tch so zu tun, daß es jeder Mensch verstehen konnte, nicht wissenschaftlich« Phrasen zu drehen, die es sofort klar machten, daß ich der Fachmann und der ander« der Stümper, nun. sagen wir, der Lai« sei. Wenn ich von anderen Menschen sprach, versucht« ich. nicht gerade ihre heikelsten Seiten zu kritisieren, sondern sie lieber von der besten Seit« zu schildern, mein eigenes Schicksal beurteilte ich schließ lich auch immer von der rosigen Seite, und es war auch gerech: so. denn ich pachte ja doch immer die Erfahrung, daß alles für mich gut war. wie es abiief. Ich hielt mich also tatsächlich nicht mehr für ein verkanntes Genie, sondern für einen Msnschen, wie all« anderen. Es ist nicht zu bestreiten, daß wir alle genial« Anlagen haben, in dieser oder in jener Richtung, di« «inen sind musikalisch, die anderen zeichnerisch begabt, es gibt geboren« Techniker, Kauf- leute, Diplomaten usw. Wir wir aber einmal zu fassen ver- s»-ke»r. daß Deutschland zumindest hunderttausend musikalisch« Menschen, «ine Million Geschäfts-Talente, fünfzigtausend ge boren« Diplomaten, hunderttausend Menschen mit ausgesprochen t«chnisck>er Begabung hat, und wenn wir diesen Maßstab gar erst auf di« ganze Welt übertragen wollten, was sind mir dann noch mit unserer besonderen Veranlagung? Haben wir dann noch das Recht. Anspruch zu erheben auf eine bevorzugte Stellung unter unseren Mitmenschen? Ein Satan fitzt in uns. der uns antreibt, etwas Anderes zu sein, als wir wirklich sind. Wir werden aber auch dazu er zogen! Verherrlichen wir nicht selber das Genie, den Künstler, den Politiker, di« schön« Frau in einer ganz unerhörten Weise, daß es unwillkürlich in uns juckt und brennt, auch so etwas z» werden? Aber ist denn der Künstler, der groß« Staatsmann, kurzum das Genie (manche werden sagen: der reüssiert« Mensch) wirklich so etwas so Anderes, als wir anderen Menschen? Dürer war doch auch ein einfacher Mensch, dir Meister de« Mittelalters baben nicht einmal ihr« Namen in ihr« Schöpfun« gen eingeichricben, weil sie ihr« Person dabei sur ganz unbe deutend hielten, Adalbert Stifter hat sich für einen begabten Dilettanten gehalten, als er seine Meisterwerke schrieb! Haben nicht wir erst das Genie zur Einbildung erzogen und habe» wir uns nicht unser« eigen« Grub« dabei gegraben? Ich bin aber ganz von meinem ursprünglichen Thema ab» gekommen! Ich Hab« also versucht, ein ganz gewöhnlicher Mensch zu sein. Vielleicht steckt« ja schließlich darin auch nur wieder ein Schwäche, «ine Sucht nach dem Extrem, wie mußte »ich ein armer Spießbürger in der Welt der Genies ausnehinen? Einen großen Vorteil bracht« mir aber die ganze Sache doch: ich wurde nämlich ein zufriedener Mensch! " Fleiß der Hausfrau. Die Frau Barbara hatte den Buben ihrer Nachbarin ziemlich gründlich geprügelt, und nun stand st« als Angeklagte vor dem Bezirksgericht. — „Der Lausbua war frech und hat int' »'schimpft!" verteidigte sich die Uebeltätectn temperamentvoll. Der Richter fiel ihr ins Wort: „Sagen Si< inal. liebe Frau, haben Se selbst auch Kinder?" — „Und ob — fnnfe!" — „Fünf Kinder?" staunte der Herr Rat, „ja. wozu prü geln Sie dann eigentlich den Bube» der Nachbarin, wenn St« so reichlich eigenes Erriebunasmaterial beliken?"