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Onter^Llltuirs V^i886n »Ir. 172 — 27. ^ull 1Y30 LLclisisclis VoNrsreitun^ akrt ans Lnäe 6er Veit Nur^l» «Uv 8trom»^»i>vIIvi» äer »or«!»oIiHvv«!i»cI»ei» Ströme — Vntvr I«»ppv!» unö Nvnntierei» Jukkasjärvi (Nordlappland), Ende Juni 1S80 Das ,,^nde der Welt" ist heute auf leidlicher Autostraße zu erreichen, wenn auch außerhalb des lappländischen Erzzentrum» Landstraßen mangels ausreichender Benutzung nicht zu finden sind. Motorboote auf den Strömen im Sommer und Renntier» schlitten im Winter, die quer über die baumlosen Steppen fahren, ersetzen die Landstraßen. Es hat sich seit vierhundert Jahren kaum etwas geändert in Lappland, nur zur Stromfahrt benutzte man an Stelle der Motorboot« dereinst eben Ruderbote, mit denen man bei geschickter Ausnutzung der Strömungen und bei Umgehung der Etromfälle auch stromaufwärts fahren kann. Eine Stromschnellenfahrt auf den Torneälv — «0 Klm. mit 78 Meter Gefälle in drei Stunden — gehört zu meinen schönsten Erlebnissen. Und dann hat Lappland seit 30 Jahren seine Eisen bahn, die Erzabfuhrbahn Lulea—Eällivare—Kiruna—Narvik, auf der auch ein Personenzugpaar pro Tag von und nach Stock holm verkehrt. Die Lapplandbahn ist immerhin di« zweitnörd lichste Eisenbahn der Welt, und das will etwas heißen. Sie dient in der Hauptsache dem Abtransport der „schlafenden Milli onen". In Lappland versteht man allerdings zweierlei darunter, erstens die ungeheuren Erzvorräte, die noch für Jahrtausende reichen, und zweitens die Millionen und Abermillionen von Mücken, die im Juli und August aus den riesigen Sümpfen steigen und in dieser Zeit ein« wahre Landplage sind An dieser Eisenbahn liegt auch — immerhin seltsam anmutend — der Bahnhof ..Polarkreis". Und bald hinter dieser Etntlon hört die Nadelwaldgrenze auf. Nur an wenigen 6teilen gibt es dann noch Nadelwaldenklaven. Man sieht nur »och verkrüppeltes Birkengestrüpp, dazwischen Millionen ge fallener modernder Baumstämme, um die sich niemand kümmert, weil der Abtransport nicht lohnt. So hat sich aus modernden Stämmen allmählich eine Humusschicht gebildet, auf der üppig das Renntiermoos gedeiht. Wenn man hinter Kiruna tu die Gegend des Torneträsk kommt, eines 70 Kilometer langen, malerischen Gebirgssees, der an den Lago Maggiore erinnert, hört auch der Birkenwuchs auf. Di« Natur ist zu Stein und Wasser geworden. Darüber thronen die Luch im Sommer von 700 Meter Höhe ab eis« und schneebedeckten Gipfel des lapp ländischen Hochgebirges. Erst aus norwegischer Seite löst sich dies« Totenlandschaft in wilde Fjorde mit lieblichen Inseln auf. Lappland ist ein« geradezu ideale Landschaft für Winter sport, darum sehr viel von Schweden, aber auch von Deutschen gern aufgesucht. Trotz der fehlenden Sonne, die im Winter zwei Monat« lang gar nicht zu sehen ist, verbreitet der Schnee genug Helligkeit. Dazu kommt die Pracht des Nordlichtes. Di« Temperatur ist erträglich, da scharfe Winde im Winter fehlen. Das Wintersportzentrum ist Abieko. Daneben find noch andere Orte, darunter Björkliden, zu nennen, wo 80 Arbeiter, die beim Lau der Hochgebirgsstrecke der Lapplandbahn, die hinüber zum norwegischen Narvik führt, durch Felsstürze und Lawinen ums Leben kamen, begraben liegen. In Lulea liegen die Verschiffungsanlagen für di« Berg werke von Eällivare. Sechs Monate lang im Jahre ist der Hafen von Lulea eisfrei, in der übrigen Zeit wird auf Lager gekahren. Kiruna dagegen, 200 Kilometer nördlich des Polar kreises gelegen, benutzt den eisfreien norwegischen Hafen Narvik zur Abfuhr. Der größte Teil des lappländischen Erzes geht ütt-r Stettin, Emden und Rotterdam nach Deutschland, wo es im N.ihraebiet und in nN'-d Einen? Flotten der Gesellschaft, di« fast den ganzen Erzabbau in Lappland in der Hand hat und die nach den beiden riesigen Erzbergen bei Kiruna „Luossavaara—Kiirunavaare Aktiebolaget" firmiert, führen den Transport aus. Mit geringen Ausnahmen wird das Erz im Tagebau gewonnen. Die Schweden in den Erzgebieten — in den anderen Teilen von Lappland gibt es nur Lappen — lächeln immer etwas maliziös, wenn man nach Lappen und Renntieren fragt. Im Winter weiß man ungefähr, wo di« Lappen ihre Zelt« aufge- schlagen haben, im Sommerdagegen, in der Zeit der Mitter nachtssonne, hängt das ganz von den Weideverhältnissen für die Renntier« ab. Auf dem Bahnhof Kiruna kann man zunächst die Liste der — toten Rennticre bewundern. Es werden im Monat von den 80 Erzzügen, die pro Tag verkehren, etwa 80 Renntiere überfahren. Die Lappen kommen dann und beanspruchen Scha> denersatz, der ihnen von den Staatsbahnen ohne weiteres ge währt wird. Ein« schöne Nebenausgabe, aber die Renntiere wollen sich durchaus nicht an die Eisenbahn gewöhnen. Nördlich von Kiruna liegt in versponnener Einsamkeit an wunderschönem See das Siedlerdorf Jukkasjärvi. Hier vermutete man noch vor 280 Jahren das Ende der Welt. Ab seits vom Dorfe steht die Lappenlirche. Von weit und breit kommen hier an hohen Festtagen die zum Christentum bekehrten Lappen zum Gottesdienst. Im Jahre 1681 kamen die ersten Nichtschweden nach Jukkas järvi, drei Franzosen, darunter der Lustspieldichter Regnard Unter beispiellosen Strapazen waren sie bis hierher vorgedrungen. Nun glaubten sie am Ende der Welt zu sein. Dieser Meinung gaben sie in lateinischen Hexametern Ausdruck, die sie in eine Holztvsel brannte» und ln der Kirche aufhängten, wo st« noch heute zu lesen find. Sie künden in ihnen, daß Gallien sie geboren habe, daß sie in Afrika gewesen seien, aus dem Ganges getrunken hätten, ganz Europa mit ihren Augen geschaut, die ganz« Welt z» Master und zu Lande durchstreift hätten und nun hier am End« der Welt ständen. Co geschrieben am 18. August 1081. Aber schon im Jahre 1718 kam der französische Geschichtsschreiber De la Montreay, dem Karl Xll. für geleistete Dienst« di« Erlaubnis zu der Reif« gegeben hatte, nach Jukkasjärvi, drang weiter nördlich zum Torneträsk vor und strafte seine Landsleut« ln einem Spottverse Lügen, den er neben deren denkwürdiger Tafel anbrachte. Er sei 60 Meilen weiter nördlich bis zum Torneträsk vorgedrungen und noch immer sei die Welt nicht z» Ende gewesen. Auch Celsius und LinnS kamen bis Jukkasjärvi, kehrten aber hier wieder um. Besuch im Lappendors. „Burrtst" grüßt di« Lappenjugend. „Guten Tag". Dann geht man ins Zelt, setzt sich aufs Moos polster und wartet auf den Kaffee mit Salz (Hui), der mitten im Zelt, das einen Rauchabzug hat, über dem Feuer bereitet wird. Erst nach dem Genuß der ersten Tasse Kaffee wird die Unter haltung eröffnet. Man schüttelt sich nicht die Hand, sondern legt sie auf den Rücken des zu Begrüßenden und sagt „Gott grüßt dich aus., (folgt Name des Ortes, in dem der andere wohnt.) Gesprochen wird nicht viel, denn der Lappe ist schweigsam und mißtrauisch von Natur. Ueber die Zahl seiner Nenntiere — es sind meistens gegen 800 Stück — gibt er ungern Auskunft Co sitzt man denn, trinkt Kaffe« mit Salz und schweigt. Webe dem, der vergißt, seine Taste umzudrehen, wenn er genug von dem herrlichen Getränk hat. Solange er es nicht tut wird weiter eingeschenkt. Man kann auch sehr streng schmeckende, sehr fettige Renntiermilch haben und gebratenes Renntierfleisch, das nicht übel schmeckt. Zum Schluffe ein Beittag zur Psychologie der Lappen. Frag«: „Was tust du denn im Winter den ganzen Tag im Zelte?" Antwort: „Ich sitze und denke." Frage: „Und wenn dir das Denken zu langweilig wird?" Antwort: „Dann sitze ich nur." l, ö, kuirk IVlrrrutei» ^eelrnilrr kortsrekritte »m Die Geschwindigkeit der Schisse ist von wesentlichem Einfluß auf die Wirtschaftlichkeit des ganzen Rccdercigeschästes. Jede Erhöhung der Geschwindigkeit ermöglicht schnellere Uebersahrten, also mehr Reisen in einem Jahr, und damit einen größeren jährlich gefahrenen Frachtraum bzw. eine größere Zahl be förderter Fahrgäste. Freilich stellen sich jeder Geschwindigkeits- erhöhung recht erhebliche Hindernisse entgegen, deren Nicht beachtung die angestrebte höhere Wirtschaftlichkeit wieder aus zehren würde. Jede Eeschwindigkeitssteigerung erfordert näm lich bei sonst gleichen Schissen eine Vergrößerung der Maschinenanlage und de» Brenn st ofsver. brauch es. Anlagekapital und Betriebskosten werden also er höht; der nutzbare Frachtraum dagegen verkleinert. Der Reeder, der ein Schiss bestellt, und der Schissbauer, der es bauen soll, stehen also bei jedem Neubau, sofern cs sich um einen noch nicht ausgesührten Typ handelt, vor der schwierigen Frage: soll der Frachtraum aus Kosten der Geschwindigkeit oder die Geschwindig keit aus Kosten des Frachtraumcs vergrößert werden? Lang jährige Erfahrung, die Bedürfnisse des eigene» Reederei betriedes und schließlich auch das Verhaktem der Konkurrönz geben neben anderen Faktoren den Ausschlag bei diesen schwie rigen Ucberlcgungen. Am einfachsten gestaltet sich die Frage nach erhöhter Geschwindigkeit, wenn der Schiffbauer dem Reeder Mitteilen kann, daß er eine solche ohne jede Vergrößerung des Anlagekapitals, ohne jede Verminderung des Frachtraumes und ohne erhöhten Brennstoffverbrauch in Aussicht stellen kann. Wenn ihm also dank technischer Fortschritte eine Eeschwindig- keitserhöhung gelingt, ohne dafür die angeführten Nachteile in Kauf nehmen zu können. In dieser angenehmen Lage befindet sich der Schiffbau seit einigen Jahren. Neue Schiffs- und Ruderformen, Leitapparate vor den Schrauben, die Anwendung hochgespannten Dampfe, und die Kohlenstaubfeuerung, doppeltwirkende Motoren und di, Anwendung von Abdampfturbinen bei Kohlendampfmaschinen- antrieb ermöglichen tatsächlich eine Erhöhung der Geschwindig keit ohne Inkaufnahme der sonst üblichen Nachteile. Als ein sehr beachtenswerter schiffbautechnischer Fortschritt muß zunächst die Maier-Sckiiifsform angeführt werden. Dies v!e Hsu80r6nun§ Don Jmre Kalos,z Hausgehilfin (tritt ein): Bitte, ein Herr ist draußen, der mit dem Herrn zu sprechen wünscht. Hausherr: Was für ein Herr? Hausgehilfin: Er behauptet, in Ihrem Haus in der Karpfensteingasse zu wohnen. Hausherr: Mit einem Wort, kein Herr, sondern «ine Wohnpartei. Sicherlich hat er lein Geld für die Miete und will um Aufschub bitten. Mieter (tritt ein): Verzeihung, von einem Aufschub ist keine Rede. Ich bezahle die Miete sehr pünktlich. Das i t in der ganzen Karpfensteingaste bekannt. Hausherr: Sie wohnen also in meinem Haus in der Karpfensteingasse? (Er winkt der Hausgehilfin, sich zu entfernen.) Mieter: Kennen Sie mich denn nicht? Ich wohne schon seit fünf Jahren dort. Zweiter Stock, Tür drei. Hausherr: Bedaur«, ich erinnere mich nicht. Man hat so viele Sorgen und Unannehmlichkeiten. Ich kann nicht jede einzeln« Wohnpartei kennen. Ich habe hier in der Stadt noch acht Häuser. Mieter: Armer Mann! Hausherr: Also bitte, womit kann ich dienen? Mieter: Mein Herr, ich komme zu Ihnen im In terests der Ruhe und des Friedens in Ihrem Hause. Nicht wahr, Sie haben ein Recht darauf, jenen Inwohner, der sich gegen die Hausordnung vergeht, der die Rübe des Hau ses stört, auf das energischeste und strengste zurechtzuweisen? Hausherr: Nun, das hängt davon ab, was sich die ser Inwohner zuschulden kommen läßt. In gewissen Fallen, wenn es berechtigt ist ' Mieter: Bitte, das ist hier der Fall. Hier ist ein dringendes und energisches Einschreiten nötig. Denn in Ihrem Haus wohnt eine Dame, die derart unerhörte Skandale verursacht... Hausherr: Eine Dame? Mieter: Man drückt sich schon aus Anstand so aus. obwohl es diese Frau wirklich nicht verdient. Dieses Weib ist eine Furie, bitte, eine Furie. Was soll ich Ihnen sagen? Dieses Weib hat die Papageienkrankheit. Hausherr: Wieso? Mieter: Sie schreit in einem fort. Wenn diese Frau einmal mit jemand zu zanken beginnt und ihre Stimme losläßt, erzittert das ganze Haus, und von den Wänden fallen die Bilder herunter, denn sie glauben, es gäbe ein Erdbeben. Hausherr: Sie zankt? Mit wem? Mieter: Mit einem jeden. §In erster Reihe mit ihrem Gemahl, der doch so ein seelensguter Mann ist. Misten Sie, weshalb die Frau letzthin mit ihm geschrien Hat- Hausherr: Nun? Mieter: Weil im Nachbarhaus ein Bekannter von ihnen den Haupttreffer gemacht hat. Hausherr: Nun, und? Mieter: Daraufhin begann die Frau: „Warum kannst nicht auch du einen Haupttreffer machen? Weil du ein ungeschickter Lümmel bist." Darauf entgegnet« der arme Ehemann: ^Mber Weibi, ich kaufe doch auch immer ein Klassenlos. Was kann ich denn sonst noch tun?" — „Was du tun kannst?" sagte die Furie. „Warum gehst du der Sache nicht «in wenig nach?'^ Hausherr: Schrecklich. Mieter: Das ist doch gar nichts. Was sie aber erst mit den Hausgehilfinnen aufführtI In dieser Minute tritt die Hausgehilfin den Dienst an. in der nächsten Mi cule wird sie schon von der Frau angebrüiil, die ihr die Zeugnisse zurückgibt. Der.geplagte Ehemann ißt zum Bei spiel sehr gern harte Eier. Und er ist dennoch gezwungen, weiche Eier zu essen. Hausherr: Warum sollte er denn nicht harte Eier essen können? Mieter: Bleibt denn bei ihnen eine Hausgehilfin so lange auf dem Posten, bis die Eier hart gekocht sind? Das ist aber noch gar nichts, bitte, was aber diese Frau erst all nächtlich mit ihrem Gatten aufführtl Hausherr: Was? Mieter: Sie zankt mit ihm auch jede Nacht. Hausherr: Warum? Mieter: Weil er spät nach Hause kommt. Hausherr: Und warum kommt er spät nach Hause? Mieter: Weil sie mit ihm immer zankt. Und diese Frau brüllt jede Nacht derart, daß alle Nachbarsleute aus dem Schlaf aufwachen. Zu einer Hölle ist das Haus wegen dieser Frau geworden. Ich frage Sie also: muß man so etwas dulden, wozu gibt es dann eine Hausordnung? Hausherr: Also bitte, ich werde der Sache nach, gehen, und wenn es sich tatsächlich so verhalten sollte . . . Mieter (gierig): Dann? Hausherr: Dann werde ich aus das energischeste Ordnung machen. Mieter (mit Lberströmender Freude): Wirklich'' Mein Herr, das ganze Haus wird Ihnen dankbar sein, be- sonders aber der zweite Stock, die unmittelbaren Nach, barn, und ganz besonders ich, den Sie zu einem glücklichen Menschen machen werden, sobald Sie dieser Furie das Hand, werk gelegt haben. Hausherr: Sie sind sicherlich einer von den Nach barn? Mieter: Keineswegs, bitte. Ich bin der Gatte. dein vngaiiscksn von blauru» dlersl.)