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Sächsische Volkszeitung : 01.08.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-08-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193008010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19300801
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19300801
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-08
- Tag 1930-08-01
-
Monat
1930-08
-
Jahr
1930
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 01.08.1930
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Diözesannachrlchlen Angeslellt werden mit Wirkung vom 15. August 1930 die Reupriester: Rudolf Anger, Cheiiinih, als stellver tretender Koplon an der Hos- und Propsteilrirche in Dies- den; Friedrich R e m y , Monzelen, als 2. Kaplan an der Et.-Joseph-Pfarrkirche in Chemnitz i. Sa. und Dr. phil. Clemens T i l m a n n , Darmstadt, als Kaplan an der Et,-Joseph Pfarrkirciie in Dresden-Pieschen. n MW»MMMWWMW^^WW»MWNWWWMW^»MWW Der Ernlemonal Mit dem Monat August beginnt der letzte Sommermonat. Was wird er bringen? Allgemein wird Zehnlichst nach Son nenschein verlangt. Denn der Juli war nach der vorsom merlichen Hitze eine einzige Enttäuschung, Warmes Sommer- weiter braucht jetzt vor allem der Landwirt, Denn der Au gust ist der Monat der Ernte. Wie ängstlich der Landwirt das Wetter beobachtet, geht schon aus der Bauernregel hervor: „Der Sonne im August ist nicht zu trauen." Der altdeutsche Kalender trug der wesentlichsten Bedeutung des achten Monats des Jahres Rechnung, indem er ihn Ernte- oder A ehren monat nannte. An die Ernte erinnert auch die Bezeichnung Arant Monat sAehren-Monat). Im vorjulianischen und auch noch im julanischcn Kalender war der August nicht der achte, sondern der sechste Monat: er hieh deshalb Sextilis. Sei nen Namen Augustus erhielt er im Jahre 7 v. Ehr. vom Kaiser Augustus bet Berichtigung des Schaltwesens. Der Kaiser gab diesem Atonal deshalb seinen Namen, weil er in ihm die meisten Schlachten gewonnen hatte. Der 1, August gilt vielfach als Un gluckstag. weil aus ihm Satan aus dem Himmel gestotzen wurde: früher wurde am 1, August in der Leibmesse dem Herrn des Himmels Brot aus neugeerntetem Korn geopfert. In der Kirche ist seit dem Jahre 440 das Fest Petri-Kettenfeier mit diesem Tage verbunden. Dreien unc! Umgebung Dorbereikungen zur Reichslayswahl Dresden, 3t. Juli. Die Sächsisä-e Ctaatszeitung veröffentlicht die Beiord nung des Gesamtministeriums zur Durchführung der Ne i chs tag s wa h l. Nachdem der Reichsminister des In ner» durch Verordnung vom 21. Juli 1930 bestimmt hat. datz die Stimmlisten und Stimmliarteien vom 24, bis 31. August 1930 auszulcgeu sind, werden nunmehr die Gemeindebehörden an- - gewiesen, unverzüglich mit der Berichtigung oder Neuausstel lung der Slimmlisie» und Stimmliarteien zu beginnen, und dafür zu sorgen, das; diese Arbeiten rechtzeitig vor Beginn der Auslcgungssrist beendet sind. Werden die beim 2. Volksent scheid ..Freiheitsgesetz" gebrauchten Stimmlisten und Stimm liarteien wieder verwendet, so ist vor ihrer össciitlichen Aus legung dafür zu sorgen, datz ans ihnen die Beteiligung am Bollisentscheid nicht mehr zu erkennen ist. Bei der Abstimmung ist dafür zu sorgen, datz seglicl)« poli tische Propaganda im Abstimmungsrauine unterbleibt. Der Abstimmungsvorsteher soll die Beisitzer unter Berücksichtigung der ixr schiede ne» Parteien berufen. In Kranken- und Pflege- anstalten ist darauf zu achten, datz seitens des Pflege- und Wartet>crso»als nicht in der Form der Anbietung von Hilfs diensten bei Ausfüllung des Stimmzettels unzulässige Wahl- beeinslussungen Vorkommen. Bei allen auf eine getrennte Stimmal'gabe' abzielenden 'Anordnungen ist lx'sondcrs sorgfältig zu prüfen, ob eine getrennte Stimmalxzabe ohne Gefährdung des Wahlgeheimnisses angcordnet werden kann. Eine Tren nung der 'Wahlberechtigten »ach Geschlechtern kann zur Ber- mcidung einer Verletzung des Wahlgeheimnisses nur s» solchen Gemeinden vorgesehen werden, die nach ihren Gesamtverhält- nissen hierzu geeignet sind, wo durch die Grütze der Stimm bezirke und bei Berücksichtigung aller Verhältnisse eine Gefähr dung der Geheimhaltung der Wahl ausgeschlossen ist. Zu K r e i swah 11 c i t c r n wurden ernannt: im 23. Wahlkreis Dresden-Truhen. Oberregierungsrat Dr. Kuntze- Drcsden sStellvertreter Oberregierungsrat Dr. v. Haase Dres den), im 29. Wahlkreis Leipzig Dberregierungsrat Hempcl- Leipzig sSlellv. Reg Rat Dr. Rupä-Leipzig und Reg,Mat Teich- mann-Lewzig). im 30, Wahlkreis Ehemnitz-Zwickau Bürger meister Dr, Härlwig-Ehemnch, sStellv, Cladtrat Dr, Dicterle- Ehemnitz) AterbandsuxrhIIeiter sür de» Wahlkrcisverband Sachsen ist der Kreiswahlleiter für den 23. Wahlkreis. Dber- regierungsrat Dr. Kuntze. Oberregierungsrat Dr. v. Haase Ist auch sür dieses Amt sein Stellvertreter. 42 - Millionen - Anleihe -er Sächsischen Werke Dresden. 31 Juli. Die Staatliche A,-G. Sächsisclie Werke hat die Aufnahme einer bprozentige» Anleihe von 10 Mill. Dollar bei der National City Bank of New Park ab geschlossen. Die Anleihe ist am Mittwoch zu 971L Prozent auf gelegt worden. — Wie wir erfahren, hat die Beratungsstelle sür Auslandeanleihen zugestimmt und der sächsische Staat, wie bei den früheren Anleihen der Gcsellscliaft. die Elaatsbürgschast übernommen. Die Anleihe laust nur auf zwei Jahre und kann jederzeit nach Mägiger Kündigung zurückge.zahlt werden. Unter Abrechnung der Vergütung an die Bank ergibt sich eine tat sächliche Verzinsung von 0,35 Prozent, also erheblich weniger, als bei den beiden ersten Amerika-Anleihen der Gesellschaft. Die Gesamtsumme der amerikanische» Anleihen deläust sich bei der Gesellschaft auf rund 170 Mill. RA!, bei einem Kapital von 100 Mill. RA!. Dieses Mißverhältnis hat zu Gerüchten über eine Kapitalerhöhung Ansatz gegeben, doch kommt sie, wie wir erfahre», auf absehbare Zeit nicht in Frage. Es ist nur. wie schon im Landtag erwähnt, lür später eine Kapitalerhöhung in der Form geplant, datz sich sächsische Gemeinden an dem Unternehmen beteiligen. Angesichts der traurigen Finanzlage der Gemeinden kommt aber eine solche Beteiligung vorläufig nicht in Frage. Arbeilslofigkeik in der Texkilinduslrie Eine wichtige Gewerkschaststagung. In den Tagen vom 3.-7. August findet in Dresden, wie schon kurz gemeldet, die zehnte ordentliche Generalver sammlung des „Zentralverbandes christlicher Textilarbeiter Deutschlands" statt. Die Generalversammlung, aus der die Vertreter von zirka 80 000 organisierten Textilarbeitern zu den schwebenden gewerksci-astlichen und sozialpolitischen Fragen Stellung nehmen werden, erhält eine besondere Bedeutung da durch, datz das Problem der Arbeitslosigkeit in der deutschen Textilindustrie in den Mittelpunkt der Beratungen gestellt worden ist. Professor Tr. Brauer von der Universität Köln wird in einer Erössnungskundgebung grundsätzlich über das Problem ,.K u l t u r g e f ä h rd u n g dura, Arbeitslosigkeit" referieren. Von matzgeben den Verbandssührern erfolgt dann eine Darlegung der Ursachen, Entwicklung und des gegemvartigen Standes der Arbeitslosig keit in der deutschen Textilindustrie und der Mittel und Wege, die der 'Verband zu ihrer Ueberwindung für geeignet hält. Wie stark die deutsche Textilindustrie in den letzten Jahren von der Arbeitslosigkeit betroffen morden ist. zeigt die Tatsache, datz nach den Erhebungen des christlichen Textilarbeitervcrbandes in den letzten Jahren der Hundertsatz der Arbeitslosen und Kurz- arbeiter im Verlmndc zwischen 30,7 und -1-1.5 Prozent schwankte. Ursache dieser starken Arbeitslosigkeit in der Textilindustrie war allerdings nicht nur der Rückgang der Konjunktur im all gemeinen und in der Textilindustrie im besonderen. In her vorragendem Matze ist vielmehr darüber hinaus die deutsche Texiilindustric in den letzten Jahren durch grundlegende struk turelle und organisatorische Wandlungen und durch eine in autzerordcntlich starkem Matze durchgesührte Rationalisierung und Kapazitätssteigerung beeinflußt worden. Ohne Zweifel werden die Dresdner Beratungen des christ lichen Textilarbeiterverbandcs. der sich mit diesen Fragen be schäftigt. iveit über den Kreis der Beteiligten hinaus, von großem Interesse sür die Allgemeinheit sein. : Spende für die Opfer von Neurode. Der Rat zu Dres den lx'schlotz in seiner letzten Sitzung, für die Hinterbliebenen der lxüm Grubenunglück in Neurode ums Leben gekommenen Bergleute au? der " Ratsverfügungssummc eine Spende von tausend Reichsmark zu gewähren. : Nachlaß- und Maschinen-Bersteigcrung. Sonnabend, den 2. August, vormittags von 8,30 Uhr ab werden vom Fürsorge amt. Könneritzstratze 29. Erdgeschoß, links, zu verschiedenen Nachlässen gehörige gebrauchte Möbel- und Einrichtungsgegen stände, ferner 1 kompl. betriebsfertige Leitspindeldrehbank, eine kompl. betriebsfertige Langhobelmaschine sür Eisen. 1 Lang hobelmaschine sür Eisen sauseinandergenommen), sowie etwa von 10 Uhr ab verschiedenes Geschirr, Gläser, Lampen. Kissen, Decken, versch, Kleidungsstücke und anderes öffentlich verstei gert, Sämtliche Sachen sind gebraucht. Zutritt zum Versteige- rungslaaer von 7.30 Uhr ab. Günstiger Wasserstand der Elbe. Die Elbschifsahrtsgesell- sci>Uten geben Ixkannt. datz der vor einiger Zeit unterbrochene rcgclmätzijze Schifsahrtsbetricb wieder ausgenommen worden ist. Die reichlichen, allzu reichlichen Niederschläge der letzten Tage und Wochen haben der Elbe so viel Wasser zugcführt, datz sür die Schiffahrt keine Hindernisse mehr bestehen. Arbeiknehmerzählung Der Rat zu Dresden macht bekannt: Nach der Verordnung des Arbeite- und Wohlsahrtsministeriums vom 30. Juni 1930 findet in diesem Jahre die Zählung der gewerblichen Arbeitnehmer am 1 August 1930 statt. — Bei der Zäh, lang sind zu berücksichtigen: Betriebe, in denen 5 und mehr Arbeitnehmer sArbeiter und Angestellte) beschäftigt werden. — Sämtliche mit motorischer Kraft sDampf, Wind, Wasser. Gas und Elektrizität usw.) betrieben« Anlagen, auch wenn in ihnen weniger als 5 Arbeitnehmer sArbeiter und Angestellte) beschäf tigt werden. — Gast- und Schankwirtscl,asten auch mit weniger als 5 Arbeitnehmern. Bei den Gast- und Scimnkwirtschasten sind außer dem eigentlichen Bedienungspersonal alle auf Grund eines Arbeitsvertrages oder als Lehrlinge beschäftigte Personen, wie Köche. Herdmädchen. Zimmermädchen, Plörtner, Pagen, Auszugjungen, ferner Toiletten- und Büfetlpächter und ähnlicl>e zu zählen. — Geiverbliche Anlagen, sür die besondere Schutzoorschriften erlassen sind, auch wenn sie nicht motorisch betrieben und in ihnen unter 5 Arbeitnehmer beschäftigt werden <z, P. Steinbrüche. Steinhauereien. Anlagen, in denen Thomas schlacke gelagert wird. Lumpensortierereien und Borstenzurichte- reien. Anlagen zur Vulkanisierung von Gummiwarcn, Bürsten- und Pinselmachereien, Bäckereien. Konditoreien. Werkstätten für Tabakverarbeitung und der Kleider- und Wäschekonsektion, Putzmachereien, Maler- und Lackiererwerkstätlen, Buch druckereien). Jeder Betrieb ist nur einmal aufzusühren. wenn er auch an sich unter mehrere Abteilungen fällt. Werden mehrere Gcwerbetbelrieüc von demselben Unternehmer auf nicht im räumlichen Zusammenhang stehenden Grundstücken ausgeiibt, so ist sür jeden Betrieb ein besonderer Zähibogen auszufüllen. Die Fragebogen sind vom Arbeitgeber nach dem Stande vom 1, August 1930 sorgfältig auszufülien und vom 2. August ab zur Wiederabyolung bereit zu halten. Bei Be trieben. die an diesem Tage vorübergehend ruhen sollte», sind die Arbeitnehmerzahlen vom vorhergehenden Tage, gegebenen falls von der Vorwoche, anzugeben : Unfallchronik. Am Mittwochvormittag kam auf der abschüssigen Bergstraße ein 25 Jahre altes Fräulein mit seinem Fahrrad zum Sturz und fuhr gegen einen (tzartenzaun. Mit schiverm inneren Verletzungen mutzte die Verunglückte ins Iohannstädtcr Krankenhaus eingcliefcrt wc>-den. — Au' dem Sachsenplatz wurde ein radsahrender Arbeiter plötzlich von einem Krampf befallen Er stürzte vom Rade und erlitt eine schwere Kopsverletzung, die seine Uebersührung ins Earolahaus »ölig machte. — Ebenfalls auf dem Sachsenplatz sprang ein Mann von einer fahrenden Slratzenlrahn. Er beachtete nicht, datz zur gleichen Zeit ein Personenkrasiwagen die Straßenbahn über holen wollte Der Führer des Kraftwagens konnte sei» Fahr zeug noch rechtzeitig nach rechts lenken, so datz der Mann nur von, Koislügci erfaßt wurde. Obwohl er heftig zu Boden ge schleudert wurde, kam er mit verhältnismäßig leichten Ver letzungen davon. — Während eines heftigen Gewitterregens fuhr bei Seerhausen ein Personenkrasiwagen so heftig gegen einen Baum, datz die Insassen herausgeschleudert und mehr oder weniger erheblich verletzt wurden. Der Generaldirektor der Thodeschen Papierfabrik in Hainsberg. Dr. v. Otto, mutzte mit schweren Kopfwunden ins Krankenhaus in Riesa eingeliefert werden, während der Kraftwagensührer mit leich teren Verletzungen davonkam. In der Großen Wirtschaft im Dresdner Großen Garten gastiert am heutige» Donnerstag zum letzten Male der mit großem Beifall aufgenommene Komponisten- und Dirigenten» Darsteller Karl Karburg. Freitag gastiert die Dresdner K l c i n k u n stb ü h » e. Es wirken mit: Kammersänger Georg Zottmayr, Hans Schrotky, Anni Oit. Günther Sandcrson al» Ansager Am Sonnabendnachmiltag und -abend konzertiert das P l i e tz s ch - M a r k o - O r ck e st c r. d Aufhebung des Hauptzollamts Pirna. In einem Bericht an das Wirtschafts-Ministerium erklärte sich die Industrie- und Handelskammer Dresden mit der Aushebung des Hauptzoll- omts Pirna und der in Aussicht genommenen Neueinleilung der Zollamtsbezirke unter der Bedingung Unverstanden, datz das zu errichtende ZaIIamt Pirna mit alten Befugnissen ausgestatlct wird, die den Bedürfnissen der Wirtschaft in ausreichender Weise Rechnung tragen d. Eine Lokomotive entgleist. Am Mittwoch, vormittags 9 0-1 Uhr. ist die Maschine eines von Königsbrück kommenden Militär Transporizuges mit einer Achse entgleist, und zwar in einer Kurve zwischen de» Stationen Oltendorf-Okrilla-Süd und Hermsdorf. Wun^crbarerwcise ist di», Maschine beim Ueber- sahren der dortigen Brücke nicht herabgcstürzt. sondern aus den .'wlchohlen etwa 50 Meter wciteraefahrcn. Die Strecke ist vor läufig gesperrt Personen sind nicht zu Schaden gekommen. s Bund Sächsischer Staatsbeamter. Der diesjährige 13. Bundestag des Bundes Sächsischer Staats-beamicr wird zum 4 und 5 Oktober nach Dresden cinberuseii weroen. Ein Nachmittag im Atterttimsmuseum Am letzten Sonntage besuchte ich das Altertumsniiiseum im Großen Garten. Der freie Eintritt und das regnerische Wetter halten viele Viensehen angclockt. die gleich mir die weiten Säle des Mirochixilasles durchwanderten. Mit erstaun ten Augen innster'.en sie die aue-geslellle» Stücke kirchlicher Kunst einer längst vergangenen Zeit. Sie nxiren für diese Men- sein:» eine versunkene Well ohne jede 'Verlandung mit dem 20. Jahrhundert. Lachend und scherzend drängteil sie sich an ten Allarjiguren. de» Monstra» zen und Sakrainenishäuschen vorüber. Man Iiannle ihren Gesichtern eine gewisse Enttäu schung ansei,'», Wohl nur das plötzlich einsetzende schlechte Weller halte sie alte aus dem großen Gurten hereingetrieben, sie durchhaste'en die Säle und »arteten ungeduldig ans das Ende des Regens, um dieses „langweilige Museum" zu ver lassen. in dem eine sur sie unverständliche Zeit so ernst aus sic herab schaute. Ich bestach tele ihr Verhalten mit Interesse. Für mich waren ja alte hier angehäusten Kunstwerke keine tote Ver gangenheit ohne Berbindnng mit mir. sondern eine Ruhmes- gaterie der katholischen Zeit unseres Sachsenvolkes, der hier ein stiller Ruheplatz bereitet ivar. Ernst und feierlich standen die überlebensgroßen Figuren der Madonnen und Heiligen in den hohen 'liarocksälen. Ja. ans einigen ihrer Gesichler glaubte Ich ein gewisses Erstaunen zu lesen, als begriffen sie nicht, ivarum sie hier stünden. Dachten sie wohl darüber nach, warum man sie von ihren Altären verslatzen hatte, di« eine fromme, glälitug« Zeit ihnen einst errichtete. Grübelten sie vielleicht darüber, warum sie statt Denlunäler des lebendigen Glaubens sür Millionen zu sein, als tote Ausstellungsstücke der Selwulust von Tausenden dienle»? Di« großen Augen der in so rühren- der Nlaubciisetnlalt gearlxileten Figuren schienen zu fragen: „Wann bringt Ihr Menschen uns dorthin zurück, wohin mir gehöre», ans die verwaisten Altäre". Ich rx'rsland den schmerz- veihrampsten Zug so manciier Madonncnstiituc. die bitteren Träne,, einer Figur der heiligen Maria Magdalena so gut wie nie zuoor. als ich durch diese Säte schritt. Sie weinten ja mit Recht darüber, datz hie Nachfahren des Volkes, das sie so fromm verehrt hatte, sich so gar keinen innerlichen Zusammenhang mit ihnen Ixwahrle. Sic beklagten als Zeugen des Glavbens- abfalles die Verständnislosigkeit mit der der heutige Mensch ikiien gegenübertrat. Ich verstand sie darin ja so voll und ganz, konnte ich doch sehen und hören, wie sie dem Publikum hier nichts waren als totes Holz, ja sogar Objekt ihres Ge lächters. wenn einmal die Hand etivas nicht so hatte bilden können, wie der Geist es wohl gewünscht hätte. Arme Entthronte! Wie suhle ich mit Euch. Der Dornen. Kranz unseres Herrn und Heilandes scheint um Eurer atler Köpfe zu liegen, die Gcitzelhieke. die ihn trafen auch ans Euch herabzusaiisen. Mit welcher Liebe und welcher Inbrunst sehnt Euch einst der Bildner, seine ganze Ktauhenssiärlie in seine Arbeit hineinlegend. Maneiies Jahr standet Ihr dann aus hohe» Altäre», umgeben von Kerzenschein und Weihrauchdnft. Wie viele innige Gebete mögen aus kummervollem Herzen zu Euch gedrungen sein, wie oft möge» sie Erhörnng gesunden haken. Wie nahmt Ihr damals Teil an den Festen des Balkes. gani gleich, ob Ihr i„ prunkvoller Bischofs-Kathedrale oder im arm seligen Dorskirchtein standet, ob Ihr ans Holz oder Marmor geschähe» i»irt. ob die Hand, die Euch formte, einem Künstler oder einem Stümzier gehörte. Dann kam eine andere Zelt, viele nannten sie eine bessere, was Ihr nicht verstandet. Da stieß man Euch von den Allüren herab, nachdem man die Kerzen zu Euer» Füßen aii-xielöscht hatte. Keine Gebete stiegen mehr zu Euch empor, vergessen standet Ihr in einer Ecke, reif zerschlagen zu werden. Und w:e oft war cs wohl nahe daran, in jenen Tagen, als Fanatismus die Kircken lecite. die Bilder stürmte und dem Gvlteshanse die Seele nahm. Doch Euer Ku»slir>ert rettete Euch. Wenn Ihr mich nicht mehr gläubiger Verehrung würdig wart, zum Zer schlagen wart Ihr zu gut. Man gönnte Euch den Platz im Museum. Und da steht Ihr nun und schaut mit erstaun: fra. genden Augen auf Menseln, di« Euch nicht verstehen, n'cht ver stehen können, weil sie sich von der Kirche entfernten, in deren Nährboden Ihr gewachsen seid. Aime Entkrönie! Möchte man Euch nicht bedauern und das Bo'.k mit. das Euch verstieß? Aber tröstet Euch. Ihr Hab! auch hier im Museum noch eine hohe, heilige Ausgabe zu er- füllen, eine Ausgabe, die Eurer wert ist. Ihr sollt inmitten einer glaubenslosen, materialistilchen Zeit Künder einer anden, Epoche bleiben, einer Epoche, da e i n Volk in einer allen ge. meiiisamcn Kirche sich vor einem Gott beugte und ihm in kindlicher Ehrfurcht die schönsten Gaben seiner Kunst iveihte. Davon sollt Ihr heute Zeugnis oblegen, gegenüber einer Kunst, die ihre heiligste Au'gobe Gott zu dienen schon lange vergaß. Oö Ihr wohl einst noch einmal oom hohen Attare herab die Gläubigen wieder grüßen werdet, mit einstimmen d.irü in das Gleria. das der Priester vor Euch erschallen läßt. Wir wissen cs nicht, aber glauben und vertrauen wollen wir darauf, datz jene Zeii einmal — und dauere es noch so lange — wieder- Iiehrt, wenn nach des Heilandes Wort, aus das wir hofsen. wieder „sein wird ein Hirt und eine Herde", Tr. Friedrich Kracke. Stnatttches Kupferstichkablnctt Dresden. Freitag, den 1. August 1930, findet nachmittags von u6—1-.-7 Uhr die nächste amtliche und unentgeltliche Führung durch die Ausstellung ..Der Zwinger, seine Entstehung und Geschichte" statt. Neues Slernbil- im Planetarium Die alten Sternkundigen, die vor Jahrtausenden lebten, haben uns an dem Sternbimmel viele Bilderrätsel aufgegeben, In dem Sternschaust'icl ..Das Gebeimnis des Kreisels Erd e". das im Städtischen Planeiariiim zu Dresden jetzt jeden Sonntagabend 17Uhr gespielt wird, sehen mir einige der wich tigsten Bilderrätsel unter den Sternen hell nusleuchten. Die Amerikaner haken uns neuerdings unter den Sternen ein ande res Bilderrätsel ausgegcben. Die hellsten Sterne vom Stern bild des Schützen zeichnen uns ganz deutlich einen Gegenstand des Haushalts an das nächtliche Himmelszelt. Doch in der Ztit, in der mir jetzt leben, steht ja in der Sommernacht der Schütze leider immer so ganz lief im Süden, und nur wenn es recht klar ist. können wir ihn zum Teil über dem Horizont unserer Heimat schauen. Im Himmelsdom an der Stübelallee da taumeln mir mit der Erde in wenigen Sekunden Jahrtausende weiter und tim 14 000 nach Christi Gekurt, wenn die Helle Wega im Slerndild der Leier Polarstern geworden, dann steht in der Winternacht der Schütze hoch oben über dem Horizont von Dresden. Da ist es uns dann möglich, das Bilderrätsel, d. h. jenes neue Stern bild der Amerikaner aufzulöscn. Wir wollen es heule nicht ver raten, wie die Auflösung heißt. Jeder soll selbst kommen und schauen, ime es ums Jahr 14 000 nach Christi Geburt an dem Dresdener Himmel aussieht.
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