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Sachsen fordert Reichshilfe . Dresden. 23. Mai. (N ) Am Millwoch hat eine sächsische Aborönnng. die unter Führnng des Innenministers Richter in seiner Eigeiischail als Ärdeilsiniinsler aus Syndikus Hahn vom A»heilererver band. Nsemerkschastssührer 'Arndt, Ministerialdirekior Tr. P o e tz s ch - H c s s t c r und Ministerialrat Hoppe bestand. in Berlin dem Rcichsaibeilsimiiister in eingehenden Darlegungen die a » h e r g e iv ö h n I i ch c Notlage der sächsischen Wirl schall und die Schäden und Nöte geschildert, d'e durch die den Neichsdurchschnill weil übersteigende Zahl von Arbeils- loscn- und jtrisenunlersliil'.nng.'empsängern sowie von Wohl- sahrlc-erim'.bslosen verursacht sind. (Tie Zahlen für 15. April sind: .Haiipllintcrstüt'.nngsemplänger im Neichsdurchschnill 29.7, in Sachsen INI, Krisenunterstiihnngsempsänger 4.8 bez. 10.3 aus INNO Einwohner: Wohliahrlserivcicksiose in Sachsen fast 50 000.) Tie Aborduniig hat dringend uni die Hille des Reiches, in^i eson- dcre um eine Erhöhung der Sachsen zugewiesenen Mittel aus der ivertichasscndcn Arhenslosensnrsorge. um Mittel zum Bcn von Zndustricaiheiler- und LandarPeiierwohnnngen und tun die Ausdehnung der Krisensürsorge aus das Baugewerbe gebeten. Reichsarckeilsminisler Tr. Stegerwald erklärte, siir die besondere sächsische Notlage volles Verständnis zu chgben. und sickerte Berüchsichtigung der sächsischen Wünsch« so weit Irgend möglich zu, bat aber andererseits um Verständnis siir die anßeroideittlich schwierige Lage des Reiches und der Reichssinanzen, die er eingehend schilderte. Da die nach dein Reichsctat zur Versiignng stehenden Mittel sür die produktive Erwerbslosentursorge bereits verteilt sind, werden Sachsen weitere Zmveisnngen erst zuteil werden können, ivenn cs ge lingt. noch besondere Mitte! sür diesen Zweck reichsseitig flüs sig zu machen, was angestrebt wird. Für den Vau von I ndu st riearbeiterwohn uri gen. namentlich für einzelne llmsiedlungszivccke. und für den Vau von Landarbeiterwohn unge» wurden gewisse Beträge bestimmt in Aussicht gestellt. Tie Krisenfürsorge all gemein ans dos Baugeiverbe auszudehnen, wurde abgelehnt, weil die Mittel der Krisensürsorge an lieh unzureichend sind und im Freistaat Sachsen die Krisensürsorge bereits, soiveit über haupt angängig, ausgedehnt worden ist. Cs wurde aber wohl wollende Erwägung in der Richtung zugesagt, ob sich die Aus dehnung wenigstens auf gewisse besonders notleidend« Gebiete im Freistaate Sachsen werde ermöglichen lassen. Die sächsischen Vertreter durften den Eindruck gewinnen, daß das Reichsarbeitsministerium durchaus gewillt ist, der be sonderen sächsischen Notlage Rechnung zu tragen, soweit hierfür sich irgend eine Möglichkeit bietet. vr«r<I«n unrl Umgebung Dresden in Zahlen Ter soeben erschienenen „Dresdner Statistik", der Monats schrift des Statistischen Amtes d«r Stadt Dresden, entnehmen wir folgende bemerkenswerte Ausführungen: Die Einwohner zahl der Stadt Dresden ist auch im April trotz eines Geburten überschusses von 65 Personen erneut durch Wanderungs v e r- tust zurückgegangen und znxir von 632 709 Ende März aus 632 502 Ende April. Die Bcföiderungszisfer auf der St raszen bahn und beim Kraftomnibus ist gegenüber dem gleiclzen Monat des Vorjahres gestiegen. Auch die Zahl der im Eisen bahnpersonenverkehr beförderten Personen hat im Vergleich zum Vorjahre zugenommen. Im Luftverkehr ist hingegen in der Zahl der auf dem Verkehrslandeplatz Dresden-Heiler angekom- mcnen und abgeflogenen Flugzeuge und der beförderten Per sonen allenthalben ein Rückgang sowohl gegenüber dem Vor monat als auch gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen. Die Zahl der Fremden hat sich im Vergleich zum Monat März um über 1000 Personen vergrößert, an Ausländern wurden rund 5000 gezählt. Der Bestand an Kraftfahrzeugen ist weiterhin gewachsen, nur die Lastkraftwagen weisen einen geringen Rückgang auf. Die G c sa m t be s ch ä f t ig u n g im Dresdner Wirtschaftsleben zeigt auch im April nur eine geringe Besserung und bleibt hinter der gleichen Zeit des Vorjahres stark zurück. Die Zahi der G e we r b e a n m e l d u n g e n ist stark zuriickgcgangen und mit 23 Konkursen und t6 Vergleichs verfahren weist der Monat April Höchstzahlen seit Jahresfrist auf. Der Umbau -er Löfjnlhbahn Der im vorigen Sommer von Kötzschenbroda- Zitz sch ewig aus begonnene und nach winterlicher Unter brechung im Frühjahr von der Kreuzungsstelle mit der schmal spurigen Eisenbahn (Weißes Roß) aus fortgesetzte Umbau der bisher schmalspurigen Lößnitzbahn hat in den letzten Monatei, gute Fortschritte gemacht, so daß das Ende der Arbeiten noch in denSom m crmonate n zu erwarten ist. Die nor- > so wunderbarer Leuchtkraft wie hier. Denn die strahlende Sonne Italiens und die glühende Bewunderung, welche seine Arbeit in Venedig fand, ließen ihn sein in der Heimat weniger angenehmes Dasein doppelt glücklich empfinden. Deutschland verstand es leider noch nicht, seine großen Meister zu ehren, sonst hätte Wagner vielleicht seinem „Hans Sachs" nicht jene mahnende Worte in den Mund gelegt: „Ehret Eure Meister." Denn bitter genug schrieb damals Albrccht Dürer an Pirkheimer: „Hier bi» ich ein Herr, zu Hause nur ein Schmarotzer." Bedenkt man noch, daß bei aller Bewunderung, die Dürer von den Italienern sür das wunderbare Kunstwerk gezollt wurde, doch der Bevoll mächtigte von Fondaco von dem kargen Honorar von 110 Gulden noch 25 Gulden abzog, weil Dürer den ihm gesetzten Ostcrtermin zur Fertigstellung nicht iiinchaltcn konnte, und dabei hatte der Künstler doch gehofft, mit dieser Summe seine Schulden be zahlen zu können. Tanzsuile nach Francois Couperin Zum ersten Male in der Staatsoper. Francois Couperin lebte von 1668—1733. Er ist der Klassiker der Clavecinisten. Als solcher schrieb er Stücke sür zwei Klaviere und Pi-'-ccs croisäes für zwei Manuale. In seiner Tochter Margarete sieht man die erste Verusspianistin. Seine Klavierschule und die Pwces de clavecin sin vier Büchern) sind sür die Musiklileratur wertvoll. In seinen Suiten, die er als ordres bezeichnet vermehrt er die Ditze willkürlich und fügt auch Teile ein, denen der Tanzcharakter fehlt. Das führt zu einer Auslösung der Suite und zur Hervorhebung programma tischer Vorstellungen. Er sagt selbst, daß er beim Komponieren bestimmte Gegenstände vor Augen habe. So schildert er Affekte, Personen, eine Wallfahrt, einen Ball, einen Kriegszug, sranzö- Ksche Nationallugenden und -fehler, einen blühenden Obstgar ten, Schmetterlinge, das Klapper» der Windmühle, Glocken- geläuie, Nachtigallenschlag u. dergl. m. Richard Strauß hat in der Tonkunst der Vergangenheit Umschau gehalten. Und so regte ihn diese Tanzsuile Couperins zur Instrumentierung an. In acht Sätzen: Einzug und feier licher Neige» — Courante — Carillon — Sarabande — Ga- Nachspiel einer Jugen-lragö-ie Der Mord im Dresdner Schlotz vor dem Schwurgericht Dresden. 23. Mai. Am 26. Februar d. I., Kurz nach 9 Uhr morgens, wurde im dritten Stock des ehemaligen königlichen Schlosses gelegenen Wohnung die 46 Jahre alte Werkmeisters- rhesrau Martha Hähne! in einer Blutlache liegend aufgefun- den. Den schweren Verletzungen, die sie erlitten hatte, erlag sie auf dem Transporte nach dem Krankenhaus. Eine Kugel hatte die linke Wange durchbohrt und war im Gehirn stecken geblie- darauf wurde der Stiefsohn der Ermordeten, der 2ljährige Laufbursche Ernst Rudolf Harter, als der Tat ver dächtig festgenommen. Nach anfänglichem Leugnen legte er ein Geständnis ab. Die Verhandlung vor dem Dresdner Schwurgericht, dle am Donncrstagvormittag begann, begegnete lebhaftein Inter esse des Publikums. Nur ein kleiner Teil konnte Zutritt in den Verhandlungssaal finden. Es sind insgesamt 18 Zeugen geladen, darunter die Mutter des jugendlichen Mörders und die 14jäh- rige Tochter der Ermordeten, sowie eine größere Zahl von Ver wandten des Angeklagten. Nach Verlesung des Eröffnungsbe- scklustes erfolgt die Vernehmung des Angeklagten, die über eine Stunde in Anspruch nimmt. Er macht seine Aussagen sehr leise. Er ist am 31. 5. 1909 in Meißen geboren. Wegen der trüben Verhältnisse im Elternhause kam er zu Frau Höhne! in Pflege. Er habe gegen diese Frau von Anfang an eine große Abneigung gehabt. Seit Kriegsende wohnte er bei der Höhnel. Es ist wiederholt zu Auseinandersetzungen gekommen Frau Höhnel habe seine Mutter immer in den Schmutz zu treten ver sucht, was ihn schwer gekränkt habe. Am Tage der Tat will er früh 6 Uhr geweckt worden sein, die erste und zweite Runde ge macht haben — er trug Brötchen aus — und dann in die Woh nung gegangen sein, um einen Brief, den er erwartete, zu holen. Da er keine Schlüssel hatte, habe er geklingelt. Als Frau Höh. nel öffnete, soll sie ihn mit höhnischem Lachen empfange» und beschimpst haben. In maßloser Wut habe er den Revolver ge> zogen und blindlings losgeschossen. Da sei es ihn, schwarz vor den Augen geworden Er sei zunächst die Treppe hinabgelausen und, als er jemand kommen Härte, wieder zurück- und aus den Boden gegangen, und von dort aus ins Freie gelang!, habe er seine Gänge weiter erledigt und sei dünn in keine Arbeitsstelle zurückgekehrt. Die weitere Vernehmung des Angeklagten er streckte sich vor allem auf seine Kenntnis über die Beziehungen seines Vaters zur Frau Höhnel. Die dann beginnenden Zeugenaussagen förderten ein trau riges Bild sittenloser Zerrüttung zutage, als deren Opfer der Angeklagte anzusehen ist. So wurde u. a. auch der Vater des Angeklagten, Obcrwerkmeister H a r t e r. vernom men, der zugab, daß sein Rudi schon als Kind Abneigung gegen Frau Höhnel gezeigt habe. Differenzen zwischen beiden habe es oft gegeben, die sich mit dem zunehmenden Alter senres Sohnes erheblich steigerten. Der Zeuge bestätigte auch, daß er sowohl Frau Höhnel, als auch seinem Sohn vor Jahren je eine Schuß waffe abgenommen habe. Weitere Zeugenaussagen der Brüder des Angeklagten, dct Tochter der Ermordeten, Wohnungsnachbarn und Bekannte» der Mutter des Angeklagten, sowie eines Freundes des Rudi Harter bestätigten das schlechte Verhältnis zwischen Frau Höh nel und dem Angeklagten. Alle Zeugen aber stellen Rudi Har ter ein gutes Leumundszeugnis aus. Es war allgemein be kannt. daß der Angeklagte seelisch schwer unter den zerrütteten Familienverhältnissen litt Kurz nach 20 Uhr wurde die Beweiserhebung abgebrochen: sie wird am heutigen Freitag fortgeführt. malspurigen, Im neuen Straßcnbahnhof Coswig untergestellten Straßenbahnwagen, die im Herbst zwischen Coswig und Weißes Roß. dann später zwischen Coswig und Radebeul (Kiefern- straße) verkehrten, fahren seit einiger Zeit schon bis ins Dresd ner Stadtgebiet hinein, und zwar bis zur Bahnhofsstratze (Trachau). Nur noch das etwa 114 Kilometer lange Reststück zwischen Trachau und Straßenbahnhof Mickten wird noch durch die schmalspurigen Wagen der Lößnitzbahn im Pendelverkehr befahren. Ferien on-erzüge 1S3Ü Nach den endgültigen Vereinbarungen werden im Be reiche der Reichsbahndirektion Dresden im kommenden Sommer folgende Ferien Sonderzüge abgelassen: 1 nach der Ostsee: ab Dresden am 4., b., 11., 12., 13., 26. Juli und 16. August: ab Chemmtz am 14. Juli: 2. nach der Nordsee: am 11 und 12. Juli: 3. nach Berchtesgaden: am 13. und 14. Juli: 4. nach München.: am 4., 5., 11., 12., 13., 14. und 26. Juli: am 3., 14. und 16. August: 0. nach Friedrichs hafen und Stuttgart . am 11. und 13. Juli: 6. nach Thü ringen und Frankfurt a. M.: in der Nacht vom 3. zum 4. Juli und 2. zum 3. August: 7. nach dem Riesen- und G l a tz e r g e b i r g e: am 12. Juli. — Die Verkehrstagc, Zei ten, Fahrpreise usw. werden in einem Uebersichtshcfte zusam- mcngestellt, das zum Preise von 20 Pf. käuflich ist. Vom 4. Juni an können die Sonderzugsfahrkarten bestellt werden. : Tagung der Schullandheime. Vom 12. bis 16. Juni findet inDre sde n die 4. Reichstagung der Deutschen Schullandheime statt. Im Anschluß daran, ist für den 17. und 18. Juni eine Fahrt ins Obererzgebirge zur Besichtigung der dortigen Schul landheime geplant. : Nachlaßversteigerung! Sonnabend, den 24. Mai 1930, vormittags von 8.30 Uhr ab iverden Könneritzstraße 29, Erda., aus verschiedenen Nachlässen stammende Möbel- und Einrich- tungc-gegenstände versteigert. Sämtlicl>: Sachen sind gebraucht, zum Teil aber noch gut erhalten. Zutritt zum Lager am Ver steigerungslage von 7.30 Uhr an. : Die Polizeistunde am Sonnabend. Das Presseamt des Polizeipräsidiums Dresden teilt mit, daß auch am Sonnabend, den 24. Mai 1930, die Polizeistunde für alle Dresdner Gast stätten allgemein auf 3 Uhr nachts festgesetzt worden ist. : Die täglichen Unfälle. Am Donnerstag gegen 12 Uhr kam der Tankwart Artelt aus Bannewitz mit seine. lwor- rad von der Carolabrücke die Albenstraße entlang gefahren. Kurz vor der Rabenhorststraße bog er plötzlich nach links über die Straße und fuhr gegen die Stirnseite eines ihm entgegen kommenden Straßenbahnzuges der Linie 12. Der Motonnti- fahrer geriet mit seiner Maschine unter den Straßen bahnwagen und zog sich dabei einen rechtseitigen kompli zierten Unterschenkelbruch und einen linksseitigen Unterarm bruch zu. Er wurde in eine Privatklinik ge bracht. — Als am Mittwoch auf der Dorotheenstraße ein Rad fahrer ein Pferdegeschirr Überholen wollte, wurde das Pferd scheu, schlug aus und traf den Radfahrer an den Kopf. Ter Radfahrer mußte bewußtlos mit schweren Kopfverletzungen dem Krankenhaus zugeführt werden. Ein Großsilm aus der Fleischwaren-Industrie. Um di« große ernährungspolitische und volkswirtsclxislliche Bedeutung, die der Herstellung von Fleischwaren zukommt, eindrucksvoll zu demonstrieren, hat der Reichsverband der deutschen Fleischwaren-Industrie F V einen Film hergestellt, der am Mittwoch vor einem großen Kreis geladener Gäste im Prinzeß-Theater in Dresden zur Uraufführung gelangte, Ten Entwicklungsgang der fertigen Fleischwaren verfolgt man im Lichtbild in allen einzelnen Phasen, lieber die vielseitige Fo-m der Schlachtung der Tiere hiniveg über tierärztliche Unter suchung, erste Zubereitung des Fleisches. Herstellung der Kach- und Rvhwurstwaren, durch Räucherkammern und Kühlräm, e hindurch führt der Weg. Mit besonderem Interesse verfolgt man weiter das Rollen und Ausschneiden» der Schinken, da» Walzen der Speckseiten, das Entstehen der Fleischkonseroen und Dosenwürstchen u. a. m. Daß dabei besonders geschulte Kräfte — man möchte fast sagen — künstlerische Fähigkeiten entwickeln, durch die gewisse Spezialität wie Pastete». Salaie, Mayonnaisen, Rouladen usw. Weltruf erlangten, sei noch Ä- sonders betont. Hierher gehören auch Delikateßwürste deren Querschnitt den deutschen Reichsadler, «in Propcilerpaar, Bö» men. geometrische Figuren farbig wiedergibt. Welche Mengen die Gesamlproduktion an Fleisch- und Wurstwaren in Deuljch- land ein Jahr umsaht, zeigt die Tatsache, daß 214 Millionen Schweine verbraucht wurden, die, nebeneinanüergestellt. eine Strecke von Bagdad nach London ausmachcn. weiter 18 Mil lionen Dosen, die von Amsterdam noch Baku reichen würden. — Es bedarf keiner besonderen Erwähnung, daß die Fleiiib- waren-Industrie. die dem Reichsverband angcschlossen ist. alle zeitgemäßen hrzgienischen Erfordernisse bei ihrer Produktion berücksichtigt. votte — Wirbcltanz — Allemanda — Marsch entlockt er der französischen galanten Zeit einen lebensvollen Abschnitt. Die reich verschnörkelten, mit altväterlichem Zierat verbrämten Tonstücke erhalten durch die raffinierte Orchestertechnik Strauß' ein glitzerndes und schillerndes Gewand. Und bei aller moder ner Einfärbung blieb ihnen doch ihr urwüchsiger Charakter, der Reiz einer zierlich steifen, leise heiteren, wohl auch sentimenta len. höfisch glanzvollen Vergangenheit erhalten. Wenn ich mich recht entsinne, hörten wir diese Tanzsuite schon In einem Sin- soniekonzerte in der Staatsopcr. Mir wurde gesagt, cs sei 1924 gewesen! Mag sein! Aber gern hörte man das entzückend» Werk wieder. Und noch lieber wäre cs uns ohne Ballettzutaten ge wesen. Ellen Cleve-Petz hat es tänzerisch eingerichtet. Und gestern abend stand es in dieser Aufmachung mit der Schöp ferin, Susanne Dombois, Hilde Sch lieben, Peter Pawltnin, Gino Ne pp ach und der Tanzgruppe zur Debatte, lieber eine Kostüm- und Modenschau mit Reifröcken, Puderperücken, Phaniasieklcidung kommt die ganze Angelegen heit nicht hinaus. Revuesiimmung ist der Kern. Auf die dünne Erfindung braucht nicht eingegangen zu werden. Und die tän zerischen Forme» sind von den früheren Bvllctts an dieser Steile zur Genüge bekannt. Wenn wir noch berichten, va^ sich das Bühnenbild mit den farbigen Kostümen sehr glanzvoll machte, daß Kurt Striegler die Musik von Couperin-Strauß in feinfühlige Musikalität hüllte, wozu ihm das kleine Orche ster der Staatsbapelle mit Delikatesse und Eleganz künstlerische Dienste leistete und daß die Zuschauer für einen Achtungserfolg sorgten, so dürfte damtt alles erschöpft sein. Trotz alledem sollte der gesamte Mummenschanz von dieser Suite wieder losgelöst werden. Denn gewonnen ist dabei durch aus nichts. Die musikalische Note ist von entzückendem Kolorit, aber die tänzerische Auswertung ist bunt zusammengesetzter Aufputz. -Ist- Dresdner Lichtspiele Nun ist auch der Roman „Fundooge I" von Hanns Heinz Eivcrs verfilmt worden und gegenwärtig im Prinzeß- Theater zu sehen. Das phantastische Problem, das der Hand lung zugrunde liegt, nämlich auf operativem Weg das Ge schlecht des Menschen zu verändern, wirkt tm Film mehr noch als im Roman absurd, so daß wohl spannende Momente zu ver zeichnen sind, aber der Film als Ganzes doch zu keinem Genuß kommen läßt. Rein darstellerisch interessiert Camilla Horn in der Titelrolle, die dem triebhaften jungen Mädchen lebensechte Züge verleiht: Paul Wegener als phantastisch, c Professor, der sich Fundvogel zum Experiment seiner Leben - arbeit ausgesucht hat, spielt die nicht leichte Rolle mit der gan zen Wucht seiner dämonischen Gestaltungskraft: Franz Lede rer hat nichts weiter zu tun, als ein junger, unabhängiger Mann zu sein, der Fundvogel zum Verhängnis wird. — Neben den allzuvielen Visionen erscheinen vor allein auch die Kloster szenen vorbeigeraten. Erfreulicher ist das Beiprogramm, das neben der reichhaltigen Wochenschau ganz hervorragende Ausnahmen von der Mittcnmaldbahn bringt. Einer der besten deutschen Tonfilme, „Der unsterb liche Lump", wird jetzt im „Li-Mu" gezeigt. Eine Hand lung, die Sinn und Gemüt hat, ist in den Rahmen herrlicher Tiroler Landschaft gestellt, an der tönenden Technik ist nichis nuszusetzen. Der tragische Lebensweg eines Komponisten wird in glücklicher Weise durch das Einslcchten volkstümlichen Hu mor« vor dem Abgleiien ins Sentimentale bewahrt, die musi kalische Umrahmung paßt sich dein Geschehen bestens an Co dürften auch hier die Träger der Hauptrollen, Gustav Fröh lich und Liane Haid, auf längere Zeit gern gesehen und ge hört werden — In den Fürstenhof-Lichtspielen ist Evelyn Holt in dem Film „Mädchen am Kreuz" zu sehen: ihr seelen volles Spiel hat noch jeden Film sehenswert gemacht. — Im Gloria Palast läuft ein Lustspiel „Ihr großer Flirt", das seiner amerikanischen Herkunft entsprechend aufgezogen ist Erässnung des Theaters in der Ausstellung. Mit der Ko mödie „Bolpone" von Ben Ionson wird am Sonnlag das Thea ter in der Hygiene Ausstellung nachmittags 4 Uhr eröffnet. Kammersänger Friedrich Plaschde ist sür weitere drei Jahre der sächsischen Staatsopcr verpflichtet worden. Dresden im Blumenschmuck. Auch in diesem Jahre wird der Dresdner Verkehrsverein, und zwar zum 29. Riale seinen Wettbewerb wieder ausschreibe». Die Bedingungen hierfür wer den noch bekanntgegeben.