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Sächsische Volkszeitung : 20.05.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-05-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193005205
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19300520
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19300520
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-05
- Tag 1930-05-20
-
Monat
1930-05
-
Jahr
1930
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Nummer NS Sächsische Dolkszeitung ro. Mai liUV Nansens Beisetzung Taufende gaben ihm das letzte Geleit Oslo, 17. Mai. Das norwegische Volk erwies am heutigen Unabhängigkeils tage seinem großen Toten Fridtjof Nansen die letzte Ehre Der mst der norwegischen Flagge bedeckte Sarg wurde um 1Ü Uhr in der Säulenhalle der Universität aufgestellt. Studenten bildeten die Ehrenwache, umgeben von den prächtigen Kränzen der königlichen Familie, des Storting, der Regierung, der frem den Staaten, darunter der deutschen Regierung, des Völkerbun des und des Diplomatischen Korps. Besonders ergreifend wirk ten die von russischen Flüchtlingen gesandten Blumen in Erinne rung an Nansens Hilfswerk während der Hungersnot. Um 10.30 Uhr setzte sich der am Unabhängigkeitstag traditionelle Zug der Tausend« von Schulkindern in weißen Sommerkleidern mit kleinen norwegischen Fähnchen in der Hand in Bewegung. An der Universität verstummten Gesang und Musik, alle Häupter entblößten sich, und minutenlang herrschte unter der nach mehre ren Tausenden zählenden Meng« tiefes Schweigen. Während des Vorbeimarsches des Kinderzuges an der Uni versität sammelten sich die geladenen Trauergäste in der Ko- lonncidenhall« der Universität sowie auf dem Universitätsplatz. Um 12 Uhr 15 wurden in der ganzen Stadt di« Fahnen halbmast gesetzt. Um 1 Uhr nachmittags gebot ein Kanonenschuß zwei Minuten Schweigen. Alle Häupter entblöß ten sich, ein absolutes Schweigen herrschte in der überaus zahl- 4 »et »erluihen mit setnem Raretenwagcn verunglückte Max Polier am Sonnabend abend tödlich. Aus dem Hos der Heiland- Werke in Berlin-Britz stellte er Versuche Uber die Drucksühigkeit von Gasen mit verflüssigtem Benzin und Rohöl an. Dabei ex plodierte ein Bersuchsbehälter. Die Haube dieses Behälters drang Max Datier in die Brust und zerriß die Lungenschlagader. Er wurde sofort in das Britzcr Krankenhaus überführt und ver starb dort wenige Minuten nach seiner Einlieserung. Mit Max Valier ist einer der Pioniere der technischen Zukunft dahingegangen. Der junge Offizier, der aus dem Krieg zurückgekehrt Astronomie, Meteorologie, Mathematik und Physik studierte, der sich in technischen Betrieben eine Unmenge praktischen Wissens anzueignen verstanden hatte, arbeitete seit Jahr und Tag an dem Problem des motor losen Fahrzeuges, am Raketenantrieb. Bon seiner Idee fanatisiert, scheute er keine Mühen, um das, was er theo retisch-erdachte, in die Praxis umsetzen zu können. Mäzene gibt es in unserer Zeit nur wenige, und wenn es welche gibt, dann stecken sie ihr Geld in Dinge, die, wenn auch nicht heute, so doch morgen und übermorgen zum Erfolg führen. Bali er erarbeitete sich das Geld für seine prak tischen Bersuche selbst. Sein Werk, „Der Borstoß in den Weltenraum", verschaffte ihm vor einigen Jahren die Be achtung weiterer Kreise, Vortragsreisen, die er durch die größeren Städte Deutschlands unternahm, taten das ihrige, um seinen Namen bekannt zu machen. Aber Popularität war für Balier weniger wichtig: er wollte die Mittel, um praktisch Weiterarbeiten zu können. Friß von Opel, Sportman» und Industrieller von Weitblick, half ihm weiter, und in dem Ingenieur Sander fand er schließlich einen pyrotechnischen Mitarbeiter, der ihm beratend zur Seite stand. Als im Mai 192,st auf der Avus bei Berlin der erste Naketenwagcn startete, bedeutete dies eine kleine Sensation. Aber das sollten nur Borversuche sein. Nicht reichen Menschenmenge, di« di« Straßen, die Plätze und die öffentlichen Gärten in der Umgebung der Universität füllte. Es waren annähernd 50 000 Menschen anwesend. Darauf begann die eigentliche Trauerfeier. Zunächst brachte das Philharmonisch« Orchester Eriegs Trauermarfch zum Vortrag, sodann «ine für die heutige Trauerfeicr von dem Kom ponisten der schwedischen Nationalhymne Riknrd Nordraak eigens geschaffene Trauerhymne. Die Trauerrede hielt der Rek tor der Universität Pros. Saeland. Er schilderte die Lauf bahn Nansens und erklärte, daß der Name des großen Toten mit der modernen Geschichte Norwegens ewig verbunden bleiben werde. Nach der Rede des Rektors der Universität ergriff der Präsi dent des Storting, Hambro, das Wort und hierauf Minister präsident Mowinckel. Während ein weiterer Trauermarsch Eriegs erklang, trugen Studenten den Sarg zu einer mit vier Rappen bespannten Lafette. Dann setzte sich der Trauerzug i« Bewegung. Der Lafette, die von einer Ehrcneskorte begleitet war, folgten die Familie Nansens, die Präsidenten des Storting, der Ministerpräsident, Mitglieder des Slortings und der städti schen Körperschaften, hohe Beamte und Freunde des Toten. Dieser eindrucksvolle Zug begleitete die sterblichen Ueberrest« des großen Norwegers bis halbwegs zum Krematorium. Dort fand anschließend eine private Feier statt, an der neben dem König und dem Kronprinzen nur ein kleiner Kreis teilnahm. darauf kam es ihm an, erdgebuudene Transportmittel durch Raketen vorwärtszutreiben, sondern er sah die Zu kunft darin, den Weltenraum mit den neuen Raketen antrieb zu durchdringen. Valier blieb, wie so vielen vor ihm, die an Neuem arbeiteten, der äußere Erfolg vielfach versagt. Seine Modelle wurden oft zerstört. Aber immer wieder ging er zähe an die Arbeit — eine Arbeit, die dem erst 35jährigen jetzt zum tödlichen Verhängnis wurde. Ein russischer Melropolil dankt dem Vapsl k. V.?. Rom, 13. Mai. Der russische orthodoxe Metropolit in Polen Dionysius hat an Pius Xl. einen Brief gerichtet, in dem er dem Papst Dank für alle S ü h n e a n d a ch t c n und Gebete ausspricht, die auf seine Veranlassung für die Opfer der russischen Ehristenverfolgung abgehalien wurden. Der Metropolit sagt, daß auf die Initiative des Papstes hin die Re ligionsbekenntnisse der ganzen Welt sich zu Protesten und Sühnc- andachten bereitsandcn und gegen das unerhört« Vor gehen der bolschewistischen Sowjets, die die Religion aus den Herzen der unglücklichen Russen vertilgen wollen, össentlich Ein spruch erhoben. Dadurch, daß es den russischen Staatsbürgern jetzt unmöglich gemacht werde, ins Ausland wahre Berichte Uber ihr« Gefühle und Gesinnungen zu senden, habe sich vielfach die Meinung gebildet, daß das russische Volk im allgemeinen nichts gegen die Religionsverfolgung Hab«. Dies sei aber völlig un zutreffend, wie man von zahlreichen nach Polen geflüchteten Bauern erfahren habe. " Auch der Leiter der russischen Handelsvertretung aus Mexiko abgcreist. Wie aus Moskau gemeldet wird, hat der Leiter der russischen Handelsvertretung in Mexiko, Friedmann. Mexiko verlassen, um sich nach Moskau zu begeben und de« Sowjetregierung Bericht zu erstatten. Damit ist der Abbruch der diplomatischen und wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Mexiko und der Sowjetunion vollkommen. Wahlvorbereilungen Dresden. >!> Mai. Fm Landtag finden morgen die Abstimmungen über die Auslösungscmträge stall. Zwar hört man. daß immer »ach Ver suche gemacht werden, die völlig sstmiase Auflösung zu nermeioen, aber an das Gelingen dieser Bemühungen glaubt kein Mensch mehr. So beginnen denn langsam die Wahlvorbereilungen. Die W i r I s cha f t s p a r! e i hat am Sonntag hier eine Sitzung ihres Landcsausschusses abgehalien, in der nickst nur denn bisherigen Finanzministcr Weber der Tank der Partei ausgesprochen wurde, sondern auch die Frage der Orgcmisaiian der Waistarbcst ans der Tagesordnung stand. — Die Rationa lsaziaIi st e n haben für 31. Mai einen Landesparleilag nach Dresden eiuberusen. Am Dienstag sriih lrelen sämtliche Fraknoiwn des Lanü- iages zu F ra k t i o n s s i tz u n g e n zusammen. Ob cs gelingen wird, in letzter Stunde den Landtag wieder sloii zu machen, darf bezweifelt werden. NalionaNozialistlsche Ketze Mit Hilfe der Dcutschnationalcn. Die Deuischnationale Fraktion hat im Reichstage folgend« Ansrage eingebracht: „Am 22. Mürz 1030 hat in Hanau bei Kehl in einer nalionaljozialislischcn Versammlung der kalho- lische Pfarrer Vörri als Gegcndiskussionsredner folgende steno graphisch genau sestgelegte. im „Führer" vom 5. April 1030 und in, „Völkischen Beobachter" vom 10. April 1030 oerössenlllchle Ausführungen gemacht: „Mit dem Säbel alles zwaminenhauen, das war die einzige Stärke der deutschen Politik im Weltkrieg. De« wahre Grund des Krieges war die Eroberungssucht Deutsch lands. Um zwei oder drei französische Kohlenbecken z» er gattern, mußten wir den Krieg haben. Heute noch wird man als vaterlandsloser Geselle betrachtet, wenn man ven Einmarsch in Belgien und die Ermordung Tausender Un schuldiger als Brutalität bezeichnet. Ich beschuldige nicht den einzelnen Soldaten, sondern das Snstem und die Ten denz des Militarismus: der Geist des deutschen Militaris mus war eine Erziehung zum Lügen und zum Stehlen. Im deutschen Heere waren nur ganz wenige, die einwandfrei» Menschen waren. Das Heer war 1014 schon moralisch er ledigt. Es ist nicht ein einziger Fall bewiesen, daß in Bel«z gien Franktireurs aus den Häusern geschossen haben. da« sind krankhafte Einbildungen. Aber Unschuldige wurde« hingeschlachtet. Kindern die Hände abgcichnitten, Frone« geschändet. (Heftiger Widerspruch des Polizeidieners vo« . Hanau und eines anderen neutralen Anwesenden, die i«i Belgien waren.) Vielleicht wurden in einzelnen Fälle« Soldaten hinterrücks erschossen: aber wer weiß vom wem^ um einen Vorwand zu haben, Unschuldige aus den Häuser» herausholen zu können. Der Einmarsch in Belgien bleibh auf jeden Fall der größte Vülkerrechtsbruch und ein Ver-> bcechen." Diese Ausführungen enthalten nicht nur eine ganz abscheu liche, bewußte Lüge über die alte deutsche Armee, sie sind auch in hohem Maße dazu angetan, das Ausland gegen uns ui», günstig zu beeinflußen uno den infamsten Verdächtigungei, Deutschlands neuen Boden zu schassen, zumal sie von einem Geistlichen in die Welt gesetzt worden sind. Was gedenkt die Ncichsreaierung zu tun. um aeaen der artige Verunglimpfungen des alten Heeres und landesverrät«, tische Aeußerungen eines Deutschen vorzugehen?" * > Zu diesen von den Deutschnationalen in treuer Bundes« genossenschast ansgegrijfenen Behauptungen des „Völkisches Beobachters" hat Psarrer Föcy (nicht: Nörri) selbst schoßt längst Stellung genommen. Er hat in der „Kehler Zeiß tung" vom 25. April eine Erklärung veröffentlicht, in der et di« von der nationalsozialistischen Presse verbreiteten Mittel lungen über sein« Diskussionsrede als „gemeine Lüge« und böswillige Verleumdungen" bezeichnet. Zu« Schluß der Erklärung heißt es: „Ich finde leider keinen Aus druck in der Deutschen Sprache, der geeignet wäre, die ganz« geistige und moralische Minderwertigkeit! wiederzugeben, mit der dieser Lügen- und Verleumdungsariiket Max Valier tödlich verunglückt Der letzte Versuch mik seinem Rakelernvagen Die Slonyhurst Boys Don F. A. Kramer. * London, im Mai. Schützengraben und Unterstand, gespannte Gesichter unter flachem, schiesgcrUcktem Stahlhelm — sie ziehen nach einem Fahrzehnte des Vergcssens die Erinnerung Englands wieder un widerstehlich an. lieber Bühne und Leinwand marschieren die Silhouetten singender Kompagnien, aus den Orchestern knattern die Maschinengewehre, die Pauke gibt Trommelfeuer. Die Er innerung kreist und kehrt zurück. . . aber je stärker die äußeren Mittel sind, die sie wachzurusen suchen, desto ferner bleibt die innere Beziehung. Es ist die gleiche Empfindung wie gegen über der neueren deutschen Kriegsliteratur auch: Die geistige Deutung findet im Realismus der Darstellung keinen Ersatz. Aus der Perspektive eines Parkettsitzes nehmen sich diese Vor gänge. wenn sic grob gezeichnet sind, nur um so ferner und fremder ans. blasse Bilder einer Erinnerung, die an Komturen hastet. Wie mag der Krieg erst in den Varstellungen der nach folgenden Generntion fortlebcn. wenn schon die mistige nicht mehr den Weg wirklichen Erinnerns zuriickzufindcn weiß? — Der Zufall spielt mir eine Aenßcrung englischer Jugend zu Krieg und Friede» in die Hand, die in mehr als einer Hinsicht völlig übcraschcnd ist. Sic kenne» alles, sie haben das englische Kriegs- tnama „Iourneys End" gesehen und in der englischen Ausgabe ,ch!I ljuiet On 1'ks y/cslern Pront" von Remarque gelesen, — das als Reaktion verstanden werden müsse, wie ein Sechzehn jähriger meint. Ans der Distanz einer neuen Generation urieilen sie nicht schlechter, sie urteilen bester! Es handelt sich um das Stonybnrst Kolleg ln Lancashire. Der „Honorable Prime Minister", F. I. Nobbins hat eine Censation für Stonyhurst geschaffen, indem er in den Debattier- klub der Anstalt den Antrag einbrachte: „Das Haus be schließ t, es hätte gewünscht, am Kriege teilzu- nehmen." Eine Frage, die offensichtlich die Jungen seit Wochen beschäftigt hat. ist damit zur offenen Erörterung gestellt, und wohlverstanden auch zum Kampfe, denn der „kionorsble koackor ok tke Oppo3,tion" P. F. Firth tritt mit allen Kräften für eine Verwerfung des Antrages ein. Welche Vorstellungen haben nun englische Jungen vom Weltkriege, zu welchem Urteil kond-pen sie, welche Maßstäbe legen sie an? Der Anfang der Redeschlacht, ven va, .ivkonyhurst Magazine" in Form eines Parlamcntsbcrichtcs miedergibt, ist stockend und unpersönlich. Ev liegt zunächst noch zuviel Schub lektüre in der Luft, zuviel Lcnophon und Tacitus. Aber da>u> bricht eine eigene Stimmung durch. Es sind sungenhafte Aus führungen. in denen die sechs „Kabinettsniitglieder" den „Re- giernngsantrag" vertreten, und sie enthalten alles, was ein Junge für den Krieg geltend machen kan». Abhärtung in Wind und Wetter. Strapazen und Unannehmlichkeiten, aber als er wünschte Abenteuer, als Krastäußerungen! Sic sind abgeleitet aus den Vorstellungen des Kamplebens, wie es jeder der Boys aus Psadfindersommcrn und Sportplätzen kennt. „Der Krieg ist ein Abenteuer", sagt einer, „ein Erlebnis, ja, das größte und stärkste Erlebnis. Und ohne Erleben lohnt cs sich nun einmal nicht zu leben. Sterben muß jeder doch einmal, und im Welt krieg ist von 6<> Mann nur einer gefalle». Es mar ein Risiko, aber nicht ein sehr großes." Oder wie ein jüngerer meint: „Man wurde nicht notwendig getötet, und zwischendurch konnte man den Sergeant-Major ärgern. Außerdem gab es Urlaub und Victoria-Kreuze. Wer mit viel Narben hcimkam, konnte leicht „ein Ateib gewinnen". Das größte Bedenken unter diesen jugendlichen Romanti kern des Abenteuers ist der — Mangel au Badegelegenheit. Er hat ihre Ueberlegungen sichtlich in Anspruch genommen, wird dann aber mit dem Hinweis abgetan, daß hinterher das wöchent liche Bad (am Samstag abend?) um so schöner gewesen sei. Und — ein boshafter Seitenblick auf die Opposition — wer es nicht wollte, brauchte sich nicht zu waschen und umguzichen. Die Natten? — Hm, ein Argument, aber lieber aller Schmutz und alle Ratten der Welt zlrjammengencmmen als eine satte Be quemlichkeit! Diese Aeußerungen bedenkenlosen Tatendranges geben der Auseinandersetzung erst ihr Gewicht, denn sie beweisen, daß es sich um wirkliche Empfindungen und Ueberlegungen Jugendlicher handelt. Mehr bedeuten sie nicht, denn die „Opposition'' setzt sich mit ihren Argumenten sicher gegen sie durch Sie schildert den vergangenen Krieg als maschincnnräßige Mastenvernichtung. „Die Menschen wurden aus ihren natürlichen Lebensverhält- nisten herausgeristen. sie lagen im Schmutz und verkamen." Die Ausführungen der Opposition erreichen ihren Höhepunkt in dem Hinweis auf das Denkmal des Unbekannten Soldaten am Waterloo-Platz. „Wenn der Krieg nur ein Abenteuer gewesen wäre, io hätte man den Geiallenen kein« Denkmäler aesttct". so schlußfolgert ihr leacker zwingend. Gewiß muß man fechten für sein Land, wenn es nötig ist. aber es ist immer eine Pflicht und ein Opfer. Die Debatte wird hitzig, bei aller kairnonü der Argumen tierung. die für englische Kollegs oberstes Gesetz ist. Es ist auch für die Beurteilung der englischen Erziehungsverhiclinisse von hohem Interesse, wie sich ans dem Hin und Her der Einwünd« allmählich eine deutliche Mehrheitsaufsassung entwickelt. Di« Meqicriing" erhält recht, soweit sie Mut und Tapferkeit und ie Bereitschaft zur Landesverteidigung verlangt. Nach dieser Richtung falten Aeußerungen. die in ihren» unüberlegten Eifer geradezu groß sind: „Für etwas zu leiden, das dessen wert ist, ist kein Leiden mehr, sondern a ginrinu8 natstlaction. Wir wären gern in Flandern gefallen, wenn wir gewußt hätten, daß aus unserem Blute eine gute rote Ernte erwachsen werde." Es ist immer wieder die souveräne Verfügung über das eigene Blut, mit dem eine wirkliche Jugend noch nie gegeizt hat. die hinter allen Aeußerungen jungenhafter Respektlosigkeit durch klingt. Aber die „Opposition" trägt das sür den Ausgang doch wesentlichere Moment in die Debatte, das der Realität. Der Krieg ist immer ein Unglück: ihn mit einem Abenteuer zu ver wechseln. wäre frevelhaft. Er kann eine Pflicht sein, aber eine Pflicht. die bezahlt sein will, ein wirkliches, schweres Opfer. Man kommt zur Abstimmung. Es zeigt sich, daß sür den Antrag, „das Haus hätte gewünscht, am Kriege teilzunehmcn", nur die Mitglieder des Kabinettcs selbst stimmen, das Hau« ihn jedoch einmütig a b l e h n t. Der Honorable Prime Minister zieht die einzig mögliche Schlußfolgerung ans diese:» Ergebnis, indem er mit Haltung den Rücktritt des Kabinette-; mitteilt. Der Honorable Leader os tbe Opposition übernimmt die Re gierung und vertagt das bohe Hans. — das setzt endlich in» Belt muß weil es schon längst zehn Uhr geworden ist. Mögen sie besser geruht haben, als sie cs getan habe« würden, wenn sie wirklich zwölf oder sechzehn Jahre früher ge lebt Hütten. Mancher von ihnen, gewiß mehr als „jeder seckss- undsechzigste". würde das Schicksal derer non Langemarck geteilt haben, denn es fallen immer dieselben. Ihre Friedensliebe ist uns eine sicherere Hoffnung als die jedes blindgläubige« Pazifismus, der den Umschlag in eine hemmungslose Kriegs begeisterung immer noch sehr leicht gefunden hat. Ein wirk liches Vertrauen wird man nur auf die Uebcrzeugung und de« Willen derer setzen dürfe», die — im Grundsatz — zum Kampj^ Herelt sind.
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