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Ueber allem die Psarrjugendgemeinschasl! Reichenbach, 4. Juni. Grundsätzlich wäre die Frage: „Wer gehört zur Pfarr- jugendgemeinschast?" zu beantworten: Jeder junge Mensch der Pfarrgemeinde. Praktisch aber werden nur die in Vereinen organisierten Jugendlichen erfaßt werden können. Was ist nun Psarrjugendgemeinschasl? Ist das ein neuer Verein? Ein Verein der Vereine? Unter Pfarrjugcndgcineinschast verstehen wir keine äußere Organisation, keinen Trust der Vereine, sondern eine innere, geistige Verbindung aller Iugendvereine. Das Zusammenarbei ten auf gleichem Wege und mit gleichem Ziele: dem Reich der Gotteskinder. Nicht dieses Nebencinanderarbeiten auf getrenn ten Wegen und auch nach verschiedenen Idealen. Nicht das Ständische, nicht der Beruf, nicht die Klasse soll in den Vorder grund gestellt werden, sondern das allen Gemeinsame: das Jungsein, das Mitschaffenwollen am neuen Menschen, der Got tesdienst, die Liturgie, das Festefeiern, das Lied. Volkstanz, Laienspiel, Puppenspiel, Sport und Wandern, Wirtschaftsfra gen und soziale Fragen. Ständische Gliederung trennt nur und verschärft nur die Klassengegensätze. Psarrjugendgemeinschasl aber soll uns für spätere gemeinsame Aufgaben zusammen führen. Wenn zum alljährlichen Iugendsonntag ein gemeinsamer Abend veranstaltet wird, jeder Verein in seiner Eigenart, alle aber mit dem Ziele der Gemeinde (nicht einem bestimmten In« tercssenkreis) Wertvolles zu bieten, ist das schon ein Schritt zur Pfarrjugendgemeinschaft. Wenn aber zum Beispiel der Iungmänncrvcrcin einen Kommers mit Fcstball gibt und sich die Ehre gibt, einen aus erlesenen Kreis cinzuladen. Oder wenn der Iungfrauenvcrein einen Abend veranstal tet, der sich mit seinem sentimentalen und aufgeblasenen Kitsch, wie diese berühmten Engelreigen, Elsentänzcn, Gelegenheits gedichten und phrasenstrolzenden Theaterstücken aus der Dra- mcnfabrik, alle vernünftigen jungen Menschen fernhält. Oder wenn der Gesellenverein eine Zwingburg der reaktio nären Spießer und Vierbankpolitiker darstellt, nur das Hand werk mit dem goldenen 'Boden kennt und kein anderes Ideal als den guten Vater Kolping gelten läßt. Zwar drastisch und auf keinen Fall allgemeingeltcnd ge sagt. Aber ist das Pfarrjugendgemeinschaft? Ich habe in meinem Bezirke de» Fall, daß ein Kaplan asten Ernstes unbekümmert um das Abkommen von Neiße die Jüngeren von 14 bis 17 Jahren, die bis jetzt dem Iungmänncr- verband angehörcn, dem Gesellenverband anschlicßen will. Und das in einer Industriestadt, wo doch der Iungmänncrverband »der Iudujlriejungcnd viel mehr geben kann, denn da hat sie ihren Führer in David Gothen. Also fehlt auch von dieser Seite das Verständnis für Pfarrjugendgemeinschaft, denn Toleranz anderer Verbände ist Vorbedingung. Alan kann nicht alle aus einen ständischen Neuner bringen, sei cs Gesellenverband, sei es KKV., sei es Neudeutschland, bloß um sich die Arbeit zu ver einfachen. Ebensowenig der Gemeinschaft dienlich ist natürlich die Absonderung von bündischen Gruppen. Gerade diese in ihrer Stellung über den Ständen müßten die Kerntruppen der Pfarr jugendgemeinschaft bilden. Nun zur Form der Pfarrjugendgemeinschaft selbst. In erster Linie kommt cs auf eine äußere Zusammenarbeit an. Daß vor allein Friede herrscht zwischen den Vereinen, keine Werbung in den anderen Vereinen getrieben wird. Daß auch einmal ein Fest gemeinsam be,za»gen wird. Daß der eine den anderen kennen zu lernen und zu verstehen sucht. Das letztere leitet schon zur inneren Pfarrjugcndgemcin- schast über: Alan fühlt: Das in jenem Verein ist besonders fein und für die Jugend nützlich, können wir das nicht auf uns an- wcndcn? Sa wird sich allmählich eine Linie, ein Weg. ein Ziel herausbilden. Denn alle wollen ja einmal im selben Volke mit- helsen, sie wollen zusammen Familien gründen, zusammen Ge meinde» bilden! Warum dann dieses gelrennte Wandern nach verschiedenen Richtungen? Das bürgerliche Wohlsahrtschristentum in all seiner Hohl heit und Pharisäerhaftigkeit soll endlich einer frischen, jungen Generation, die hinter dem Ehristusbanner und unter dein Schulze der Gottesmutter streitet, weichen! > Was nützt es, wenn die Sturmschar des Iungmännerver- eins eine Gemeinde feiner Kerle erzieht, die als wahre Kin der Gottes Licht verbreiten und Führer bilde», und wen» sich so einer seine Lebensgefährtin sucht, nichts aber rein gar nichts, was ihm entspricht, in dein betreffenden Iungfrauenvereine finden kann? Weil dieser Verein 30- bis 50jährige Präfcktin- nen hat und allmählich an Arterienverkalkung und Alters schwäche stirbt und kein jugeudsrohes Menschenkind sich da ein sargen wird! Es muß einmal gesagt sein. Die Gefahr der Ueber- alterung besteht in jedem Iugendverein, wenn da manche mei nen, der Jugend einen Dienst zu leisten, wenn sie recht viele Jahre im Vorstande die alte Traditio» Hochhalten und vor mo dernen Strömungen warnen. D>e Jugend bringt sich ihre Iung- sührer selbst hervor. Das beweist die Aufwärtsentwicklung des Iungmännerverbandes seit der Parole von Neiße: Iungführer an die Front! Denn Iungführer, Volkoführer, Charakter und Persön lichkeiten hcrvorzubringen, das ist wohl eine der Hauptaufgaben der Pfarrjugendgemeinschaft. Ueber allem aber die größte Ausgabe: Das Iugendrelch der Golteskinder auf Erden! Gerhard Siegel. Die junge Gemeinde Im November 1928 haben sich die katholischen Iugend- vcrbände und Bünde zur „Katholischen Jugend Deutschlands" zusammengeschlossen. Welchen andern Sinn und Zweck Hütte aber dieser Zusammenschluß, wenn nicht dadurch auch die Ge meinschaft katholischer Jugend in den Städten, besonders ab§" in der Pfarrei wachsen würde? Wie sieht es heute aus? Sind wir nicht innerhalb der Ge meinden über- und verorganisiert, so. daß man sich schon mit Vereinen und Sonderzirkeln bald nicht mehr auskennt? Ist es nicht oft so, daß man heute nach Beruf und Bildungsgraden organisiert ist und keinen Blick darüber hinaus hat für die Ge meinde selbst? Es fällt uns Jugend, die wir »och zum Teil auf den Pfa den des alten Organisatianslebeus wandeln, nicht ganz so leicht, uns die Hand zur gemeinsamen Arbeit zu reichen. Zu sehr haf tet uns noch der Berbandsegoismus und Vundesdünkel an. Die große Idee, junge Christengemeinde, sollte aber vor uns stehen und alle Gegensätze und Konkurrenzkampf zersprenge». Wir ringen heule noch um die gemeinsame Arbeit der Jugend. Wer weiß, ob wir darüber in einigen Jahren noch ein Wort zu ver lieren brauchen, denn ivir sind uns ja näher, als wir denken. Geht es nun wirklich nur darum, etwa eine neue Arbeits gemeinschaft, etwa die der Jugend innerhalb der Pfarrei, zu gründen? Letztlich geht cs doch um die Idee der jungen Chri- tcngemeinde der Pfarrei und nicht um eineil Verein der Ver eine. Wie nun die Entwicklung geht, ist wohl sicher vom Willen der Jugend abhängig. Alan sollte aber nie den zweiten Schritt vor dem ersten tun, d. h. oben zusammcnschließen, wenn unten nicht der Weg bereitet wird, denn wir sollten uns darüber klar ein, daß mit Iugendgcmeinschasten noch nicht gedient ist. Wichtiger Halle ich das Gemeinschaftsleben und die Ge meinschaftsarbeit. Erst wenn es Opfer kostet, kann man den Willen zum Gemeinschaftsleben ersehen. Sc> sollte mall sich näher kommen im Jugend- und im Pfarrleben. Das würde wahrscheinlich bedeuten, daß man auch gemeinsame Feste feiert unter Zurückstellung eigener Veranstaltungen, daß man in der Kirche stärker zusammen betet und feiert, daß innerhalb der Ge meinde auch Kreise gebildet werden, die die Formen des Ge meinschaftslebens verschönern helfen. In der Gemcinschastsarbeit wäre nur die Kinderarbeit, das Mühen um unsere Kleinsten, das Laienapostolat zu nennen. Für die Arbeit in der Kinderwelt müßte sich die gesamte erivach- ene Jugend veranlwortlich fühlen und sie nicht eitrigen wenigen überlassen. Es braucht wohl nicht betont zu werden, daß zur Christen gemeinde auch die Mädchen gehören, wen» davon die Rede ist. daß aber auch die junge Mannschaft zur Stelle sein muß, wenn es um das Ansassen praktischer Dinge gehl. Innerhalb der Pfarrei muß ein Gemeinschaslslebcn erstehen, das nach außen den Eindruck eines Iugendreichcs hat, in dem cs aber wieder Einzclzcllen für verschiedene Sonderausgaben und Bildungs arbeit gibt Erst wenn wir alle eins sind, in Liebe und Freude Zusammenarbeiten, wird manches verirrte Schäslein sich zur Herde zurücksehnen, wenn es sieht, da betet und lebt eine Ge meinde. Wir müssen cs hier auch einmal sagen, daß wir auch nie mals denen unsere Kräfte in den Mannesjahren leihen werden, denen es nicht ernst genug um die Gemeinde ist. Wir erhoffe» immer mehr, daß aus dem Kartell der Vereine d i e Pfarr gemeinde wächst und daß darin der letzte Sinn gemeinsamer Arbeit gesehen wird. Soll der tiefste Gedanke vom mystischen Le>b Christi, daß wir alle Glieder sind, wir alle, Brüder und Schwestern, eins in der Gemeinschaft der Kinder Gottes, Studierte und Werktätige, jung und alt. eins in der Gemeinschaft des Brotbrechens, wieder lebendig werden, dann müssen Kräfte in uns wachsen, die über alles Trennende hinivegschen zur jungen Gemeinde. Und wenn wir noch nicht allweg soweit sind, wir kommen!... Das ist der Sieg, der die Well überwindet, unser Glaube!... Johannes Henke. Tagung -er katholischen Lehrerinnen Berlin. 13 Juni Eine heilige Messe für die verstorb'enen Bereinsmitglieder in der St. Hedwigsbasilika leitet den Fr«i4agmorgen ein, der ganz den wichtigen Fragen der Jugendpflege und Jugendfürsorge Vorbehalten bleibt. Rektorin Maria Labryga erstattet in der Sitzung des Ausschusses für Jugendpflege und Jugend fürsorge ausführlich Bericht über die Tätigkeit des Aus schusses. Bevor noch die staatlich geforderte Ju gendpflege für weibliche Jugend einsctzte, waren Mitglieder des Vereins in weiblichen Jugendvereinen, Kongregationen, weiblichen Standesvereinen, im Katholischen Deutschen Frauenbund tätig, standen immer in ständiger Verbindung mit der weiblichen Jugend, übten praktische Jugendfürsorge. Besonderes Augenmerk wurde auf die Schulung gerichtet durch Kurse, durch Anregungen und Mitteilungen in der Monatsschrift »sw. Frl. Dr. Ober dörfer ergänzt die Ausführungen ihrer Vorrednerin durch Berichterstattung über ihr Tätigkeitsfeld in der Jugendfüsorge, Das vorgesehene Hauplrcserat „Reifend« Jugend und Völker versöhnung", für das Neichstagsabgeordnele Christine Tcufch gewonnen war, muhte ausfallen, da die Rednerin erkrankt ist. Es wurden nunmehr die verschiedensten Fragen aus dem weiten Gebiet der Jugendpflege und Jugendfürsorge zur Diskussion ge stellt, somit verwandelte sich die geplante Ausschutzsitzung in ein« lebendige Arbcitssitzung. Bei der regen Aussprache mel deten sich u. a. Prälat Kiens, Eeneralprüses der Frauen- und Iungfrauenvereine Düsseldorfs und Jugenddirektor Puchowski zu Wort. Von der gestrigen Abend sitzung des Bundes für L e h r a m t s be w e r b e r i n ne n ist nachzulrngen, daß die Vorsitzende des Bundes sür Lehrnmlsbewerberinnen im Ver ein katholischer deutscher Lehrerinnen dem Vertreter des Kultus« Ministeriums, Oberregierungsrat 'Runge, ihren besonderen Dank nussprach. Ihr Dank galt ebenso sehr dem Verein katho« lischer deutscher Lehrerinnen für die erfolgreichen A rj beiten zur Behebung der Junglehrernot, für das Eintreten zu geistiger Hilfe, für die Lehr» a m t s b« w e r b e r i n n e n durch Berufs wachen, Ta gungen und Lehrgänge, di« der Junglehreri» ihre Berussgesinnunz erhalten und vertiefe»- helfen. V Oberregierungsrat Runge gab seiner Freude Ausdruck über das tatkräftige und mutige Vorgehen des Bundes der Lehr« amtsbewcrberinnen im Verein katholischer deutscher Lehrerinnen; Dem Verein ist es zu danken, daß der katholischen Junglehrerin- nenscchaft der Idealismus erhallen blieb. Er stellte in Aussicht, daß die etwa 3 0 N 0 katholischen Jung» lehrcrinnen in nicht allzu ferner Zeit auch i» Schulstellen einrücten werden. Me!Ls LLKlls: vdloroäoal Roman aus dem heutigen China von Erich v. Salzmann 1920 ÜLvrtk AüUor VerlLL ^KUevLvseULckLlt. öllwcke». (4L. Fortsetzung.) Journalisten in Peking werden sonst von den Ge sandtschaften nicht gerade sehr freundlich behandelt. Die chinesische Presse existiert überhaupt erst seit wenigen Jahren, sic ist vorläufig noch ein unmündiges Kind, das weder leben noch sterben kann. Co ist den chinesischen Führern die Macht der ausländischen Presse als Vertre tung der öffentlichen Meinung der großen demokratischen Länder Europas und Amerikas noch nicht ins Gehirn ge drungen. Da sehen die fremden Diplomaten auch keine Veranlassung, die Pressevertreter ihrer Länder herauszu- stcllen. Nirgends auf der Erde hat die fremde Diplomatie eine so eigentümliche Stellung wie in Peking. Sie bildet ein kleines Reich für sich und genügt sich selbst. Dabei leistet sie wenig, denn die Chinesen der Hauptstadt haben tatsächlich keinerlei Macht. Pool-Irving trat auf den Gastgeber, den verehrungs würdigen amerikanischen Gesandten Mr. Mcthurst zn und schüttelte ihm freundlich die Hand. Eie wechselten ein „Ilovv tio .von (Io?" Die sterotypen Redensarten über die drückende Hitze folgten. Dann nahm der chmerikanischc Ge sandte den großen Verleger am Arm und stellte ihn den übrigen Gesandten vor, die ihn höchst feierlich bcwill- kommnctcn, als ob er ein Souverän wäre. Da stand aiich der Vertreter eines kleinen Landes, dem picht gerade der Ruf großer Begabung vorausging, trotzdem er einen der ältesten Namen seiner Heimat trug. „Mo ist denn Ihr großes Band?" fragte er Pool- Irving. „Welches Vand?" gab der erstaunt zurück. „Ich meine das Ordensband, das Ihnen der Präsident verliehen hat." „Ja, was soll ich damit? Ich verstehe nicht." „Ich dachte. Ihnen als Amerikaner würde es besondere Freude machen, und Sie würden es nun dauernd tragen." „Wie meinen Sie das? Bin ich denn hier in einem Panoptikum?" Pool-Irving amüsierte sich innerlich. Womit beschäf tigten sich doch diese Diplomaten? Orden, Diners, Klatsch. Jetzt waren sie herum, es waren nur wenige Damen anwesend, die meisten waren bereits ins Seebad gereist An Ende der langen Reihe stand sein Privatsekretär m dem amerikanischen Botschaftsrat. Man sprach ernsthaft. Pool-Irving schnappte im Vorbeigehen etwa", auf von Nashornbecher und Propaganda, und wieder hatte er ein ärgerliches Gefühl. „Was ist los?" „Die Depesche", gab sein Sekretär zurück. Pool-Irvings feistes Gesicht wurde hart. Die blauen Augen sprühten. „Diese Depesche, mein Herr, ist fort, ich bin freier Amerikaner, weder Chinese noch internationaler Diplomat." „VO'V rvell, Sie," sagte der Botschaftsrat eisig, „ich habe nur meine Pflicht getan." Das Diner nahm seinen Laus. Es gab nur Eiswasser zu trinken, die Unterhaltung ging gedämpft hin und her. Das große chinesische Lunch lag den meisten noch in den Gliedern. Man saß d»nn bei der Zigarette auf der Terrasse. Die Musik, der amerikanischen Schutzwache spielte im Gar ten. Pool-Irving promenierte mit Mr. Methurst aus und ab. „Sagen Sie mir. mein lieber Mr. Methurst, was haben denn Ihre Diplomaten eigentlich mit diesem Nas hornbecher? Ich habe mir da jo ein altes Stück, das aus dem Kaiserpalast stammen soll, in Schanghai gekauft, und hier wird ein Trara um das Ding gemacht, als ob die Welt einstürzt." „Was ist denn, Mr. Pool-Irving?" „Zuerst stellte der englische Gesandte meine» Sekretär. Heute abend meldet der mir, daß auch Ihr Botschaftsrat gebeten habe, man solle nichts darüber nach Amerika depe schieren. Dann kommt mein hiesiger Vertreter wieder mit einer langen Gesckichle und erzählt, daß im Klub schon eine Niesenaufregung wegen des Bechers sei. Was haben denn die Diplomaten hier eigentlich zu tun? Gibt es denn nicht ernsthaftere Dinge zur Erörterung als die Echtheit oder Unechtheit eines so gänzlich gleichgültigen Dinges, wie dieses Nashornbechers?" „Mein lieber Pool-Irving, Sie kennen Peking noch nicht. Alle diese Herren leben von Geheimniskrämerei. Wir Amerikaner sind frei von diesen europäischen Vorurteilen, her sehen Sie meine Kollegen von der diplomatischen hurst. Die stolzieren herum und regen sich über Ordens- erleihnngen auf, die ganz gleichgültig sind. Die Haupt jache ist ihnen, daß sie sich gegenseitig Geheimnisse abstehlen und dann selbst schrecklich geheimnisvoll tun, damit man sie in ihren Heimatskabinetten auch genügend ernsthaft nimmt. Die meisten sind wie der berühmte Schrank der Pariser Madame Humbert. Wenn man ihn öffnet, ist nichts drin. So ist es auch mit dem Geheimdienst und der Pro paganda. Natürlich ist in Jnnerasien allerhand los. Die Engländer schmieren die Mongolen, und die Russen schmieren die Tibetaner. Da wird allerhand Geld um gesetzt, geschrieben, berichtet, gelogen, gehetzt und — ge mordet. Das war immer so in Asien. Die Männer vom Geheimen Dienst und die Diplomaten wollen doch leben, und die Presse will auch ihre Geschichten haben. Lassen Sie sich keine grauen Haare wachsen, die Cache mit dem Nas- horubccher ist auch mir total gleichgültig. Vielleicht haben Sie den echten, vielleicht auch nicht. Für wahrscheinlich halte ich allerdings, daß der Panschen Lama den echten Becher hat, denn der ist eine innerasiatische Großmacht. Lassen Eie die Pekinger Divlomaten zanken, deshalb ver ändert sich in der großen Welt doch nichts. Asien war immer und wird ewig so bleiben, wie es ist." „Merkwürdig, merkwürdig", gab Pool-Irving kopf schüttelnd zurück. „Sie haben ganz recht, mein lieber Mr. Methurst, aber wir amerikanischen Zeitungsmänner brauchen nun mal die Sensation. Es wäre mir ganz lieb, wenn Cie mir eine Audienz bei diesem berühmten Pauschen Lama vermitteln würden." „Machen wir gern, mein lieber Pool-Irving, Sie sollen Ihren Besuch bei dem tibetanische» Papst haben, da» wird keine besonderen Schwierigkeiten machen." lFortsctzung folgt.)