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Das schwüle Wetter hält an Die Wetterlage wird wie bisher, von östlichen, kleinen, durch die Hitze entstandenen Tiefdruckgebieten abgesehen, durch den von Nordrutzland über Skandinavien nach Deutschland rei chende» hohen Druck beherrscht. Die Temperaturen erreichten und überschritten gestern 30 Grad und am heutigen Sonnabend 8 Uhr werden bereits meist 20 bis 23 Grad gemessen. Die Luftfeuchtigkeit ging nachmittag bis auf den tiefen Wert von 18 v. H. herab. Die Winde sind abgeflaut und wehen ört lich und zeitlich aus verschiedenen Richtungen. Die Hitze ist dadurch noch empfindlicher. Im östlichen und südlichen Deutschland ist der Himmel hei ter bis wolkenlos, im Westen und an der Unterelbe im Bereiche der bis dorthin gelangten feuchtwarmen Luft ozeanischen Ur sprunges bedeckt. Auch ist es in den zuletzt genannten Gebieten zu Gewittern oder gewitterartigen Regcnfällen gekommen. Eine durchgreifende Aenderung der Wetterlage ist nicht zu -erwar ten. Es bleibt sehr warm und teilweise schwül, bei nur ge ringer, vorwiegend auf die westlichen Gebietsteile Deutschlands beschränkter Neigung zu Gewittern oder gewitterartigen Störungen. » Der Sternenhimmel weist gegenwärtig keine besonderen Glanzpunkte auf. Hoch oben, nahe dem Zenit, steht abends 22 Uhr die Helle Wega in der Leier, die in der Dämmerung als erster Stern aufleuchtete, dem Arktur im Bootes und tief im Süden Antares im Skorpion und der Planet Saturn folgen. Neben Wega sind Deneb im Schwan und Alair im Adler noch zu sehen und schließlich noch die tief im Norden stehende Kapella im Fuhrmann. Von den Planeten ist Merkur unsichtbar. Er geht um Mitternacht vom 5. zum 6. Juli dicht am Jupiter vorüber, doch kann dieser Vorübergang in nur 22 Bogenminuten Abstand nicht beobachtet werden, da beide Planeten erst gegen 3 Uhr morgens aufgehen, und dann bei ihrem niedrigen Stande in der Morgendämmerung unsichtbar bleiben. Venus, die etwa 2 bis iH Stunden nach der Sonne untergeht, bleibt Abend stern. Mars geht anfangs gegen 1 Uhr, am Ende um Mitter nacht auf und bleibt bis zum Tagesanbruch sichtbar. Jupiter geht am Ende des Monats 2>- Stunden vor der Sonne als Morgenstern auf. Saturn, der anfangs kurz vor Sonnen untergang, am Ende zwei Stunden vorher aufgeht, steht tief südlich im Schützen und geht anfangs bei Sonnenaufgang, am Ende 21L Stunden vor Sonnenaufgang unter. Er ist also am längsten sichtbar. vrerclen un6 Umgrdun9 Keule Iugenüsonnkagr In den einzelnen Pfarreien beginnt der Tag mit der ge meinsamen Kommunion aller Jugendlichen. Gedenke auch du beim Heiligen Opfer unserer Jugend, die hineingestellt in solch eine von Gott abgekehrte Menschheit um dein Gebet bittet und — dein Vorbild heischt! Es findet am Sonntag auch die von unserem Obcrhirten angeordnete Sammlung statt. Für den Abend laden die Iugendbünde alle Jugendlichen, die Eltern, und alle Freund« der Jugend in den großen Saal des Vereinshauses Zinzendorfstratze 19. Es wird Gutes und Schönes geboten. Das Lobtauer Iugendorckcster spielt die Ouvertüre zu Figaros Hochzeit. Tann hält Herr Diözesanvräses Direktor Puchowski, der Leiter des Katholisäzen Jugend amtes zu Berlin, eine Ansprache. Danach folgt: Concerto grosso sin T-Tur von Eorelli für Orchesters. Zum eindrucks vollen Abschluß sehen wir die Aufführung des „Iedermann"- Spiels von Hugo von Hofimannsthal: Das Spiel vom Sterben des reichen Mannes, das Herr Regisseur Karl Blumau von der Mirog einstudiert hat. Ilm 19 Uhr ist der Beginn: Einlaß um 18 Uhr Nummern plätze kosten 2.50 RM.. solche ohne Nummer 0.80 RM. Schüler von 12—14 Jahren bekommen — ober nur an der Abendkasse — Karten zum Vorzugspreis von 20 Pfennig. Die katholische Jugend der Hofkirchengemeind« beginnt den Tag der Jugend am heutigen Sonntag früh 7 Uhr mit einer Gemeinschaftsmesse nach Klosterneuburger Text. Fol gende Lieder werden gesungen: Vor der Messe „Lobt froh den Herrn", vor der Predigt „Nun bitten wir den heiligen Geist", »ach der Messe „Mccrstern ich dich grüße". Während der heiligen Blesse wird unser Herr Propst Seidler eine kurze "Ansprache halten. Die Vereine und Gruppen seien hiermit nochmals daran erinnert und auch gebeten, Fahnen und Wimpel mitzubringen. Theater und Musik Staatsoper. Der Ton macht die Musik, und die Ausmachung lockt die Besucher an oder stößt sie ab. Nun ist zwar bei Richard Wagner jeder Ton Musik, aber die neue Inszenierung besitzt nicht den Reiz, eine größere Menge zu fesseln und das Opern haus zu füllen. Die müßig besuchten Aufführungen des neuen Nibelungenringes haben den Beweis erbracht. Wie ganz anders ist das bei „Schwanda, der Dudelsackpfeifer"! Hier erhöht eine malerische, eindrucksstarke Dekoration die Wirkung. Die gutgclungenen Bühnenbilder kommen dem gesunden Ge schmack der Theaterbesucher entgegen. Und das trägt nicht zu letzt für einen regeren Besuch bei. Die letzte Vorstellung des „Schwanda" war trotz Wetterpracht und Sommerhitze wiederum sehr stark besucht. Es bestätigt sich also, daß Romantik in der Musik und in der Malerei trotz aller krampfhafter Bemühungen dcnatuierter Neuerungssucht nicht auszulöschen ist Als Gast begrüßte man wieder Reiner Bl inten, der darstellerisch und gesanglich dem Babinsky interessante und sympathische Züge gab. Die durch Kurt Striegler schwungvoll und feinmusika lisch betreute Aufführung fand auch diesmal starken Beifall. Dieser „Schwanda" dürfte den Verfechtern der jüngsten Musik richtung sehr ungelegen gekommen sein: denn ihre Erfolffe auf dem letzte» Tonkünsllerscst in Königsberg in diesem Jahre sind auch sehr mager und dürftig ausgefallen. Das Kapitel „Neue Musik" steht bedenklich auf dem Aussterbeetat. —ist— Strieglerkonzert in der Ausstellung. Slaatskapellmeisier Kurt Striegler gestaltete als Gastdirigent sein Programm am Donnerstagabend zu einem Wagner-Striegler- I o h. - S t r a u ß - K o n z e r t. Der Ruf und die Beliebtheit des Dirigenten, dazu der hochsommerliche Iuliabend hatten für regen Besuch gesorgt. Strieglcrs feinmusikalische Künstlerschaft, seine Beherrschung der großen Linie, sein bestechendes Geschick, die Physiognomie eines Tonsatzes in vollendeter Klarheit wie- derzugebe», sein starkes Empfinden für reiche dynamische Fär bungen und Klangprncht, seine packend herausgcarbeitete» Steigerungen sicherten dem „Meistersi»ger"-Vorspiel, dem „Zug nach dem Münster" (Lohengrin), dem Vorspiel zu „Tristan und Jeder zehnte Dresdner arbeitslos Noch immer keine Entlastung Nach Mitteilungen des Arbeitsamtes Dresden ist die Ar» beitsmarktlage in dessen Bezirk während der Zeit vom 16. bis cinschließlich 30. Juni d. I ohne jede Besserung geblieben. Der Auftragseingang ist mehr und mehr zurückgegangen, die Neu- melöungcn der Arbeitsuchenden hielten in unverminderter Stärke an. Von Woche zu Woche häufen sich außerdem die Anzeichen über Betriebsstillegungen und größere Arbeitcrent- lassungen. Dabei handelt es sich nicht nur um Saisonbetriebe, sondern vor allem auch um solche, die bisher noch voll gearbeitet haben und deren Geschäftsgang von der Jahreszeit weniger bc- einflußt ist. Nur aus der Landwirtschaft, der Zigaret» t e n - I n d u st r i e und dem Gastwirtsgewerbe gingen größere Aufträge ein. Sonst aber blieb im übrigen die Lage in Handel, Gewerbe und in der Industrie sehr ungünstig. In den beiden letzten Iuniwochcn meldeten sich über 9ö00 Arbeitsuchende zur Vermittlung an. Ueber 10 600 Neu- anträge auf Unterstützung wurden gestellt. Arbeitsuchende sind gegenwärtag 60 007 vorhanden. Aus Mitteln der Arbeitslosen. Versicherung und denen der Krisenfürsorge wurden insgesamt rund 39 400 Vollarbcitslose unterstützt. Kurzarbeiterunter- stützung erhielten 3950 Personen. Bei Notstandsarbeiten Kon»- ten nur noch 133 langfristige Arbeitsuchende beschäftigt werden. Vermittlungen wurden während der Berichtszeit insgesamt 5170 durchgesührt. Die Lage im Invuflrke- urid Kan-e!skammerbezlrk Dresden Nach einem Bericht der Industrie- und Handelskammer Dresden war die Geschäftslage im Kammerbezirk während des Monats Juni in nichtigen Industriezweigen durchaus unbe friedigend, so vor allem in der Maschinen- und Me tallindustrie, in der Zellstoffindustrie und in der Papier industrie. Ueber einen Rückgang des Exports klagt die In dustrie künstlicher Blumen, während der Inlandsabsatz dieser Branche angemessen war. In der Süßwarenindustrie ließ der Geschäftsgang zu wünschen übrig, die Damenhutindustrie war mit der Herstellung von Strohhüten bis in den Anfang Juni hinein beschäftigt. Eine Ausnahme bildet die Zigarettenindustrie, die lebhaften Geschäftsgang aufzuweiicn hatte. Diese Erschei nung wird zurückgesührt auf das Deckungsbcdürfnis der Hänö- lerschast. die mit einer Erhöhung der Zigarctlcnsteuer rechnet. Aus -er evangelisekien Elkernbewegung Dresden. Der Vezirkselternrat Dresden-Stadt der christ lichen Elternvereine behandelte in seiner letzten Sitzung vor den großen Ferien u. a. folgende Fragen: Das Ergebnis der Landtagswahl wurde begrüßt, da die Zahl der Abgeord neten. die annehmbar die Belange der christlichen Elternschaft vertreten werden, sich vergrößert hat. (?) — Eine sehr ein gehende Aussprache fand über die jetzt in Dresden bestehenden nichtamtlichen Iugendberatungs st eilen statt. Für die christlichen Eltern ist es untragbar, daß die Dresdner Iugend- beratungsstcllcn in einem solchen Umfang mit weltlich-marxisti schen Beratern besetzt sind, daß es für christliche Eltern und christliche Kinder unmöglich ist. sich ihrer zu bedienen. Es wird daher versucht werden. Iugendberatungsstellen zu errichten, die ausschließlich von christlich gesinnten Beratern geleitet werden, um die christlichen Ratsuchenden vor weltlichem Einfluß zu be wahren. Die Schülerbogen dürfen nicht dazu mißbraucht werden, um Eltern, deren christliche Gesinnung unerwünscht ist, in ihnen zu kritisieren. Ein Fall solcher Art hat Veranlassung gegeben. Maßnahmen zur Verhinderung ähnlichen Mißbrauchs zu ergreifen. Schon jetzt hat die weltliche Agitation unter den Eltern der Schulneulinge des Jahres 1931 eingesetzt. Obgleich ihr kein größerer Erfolg beschieden sein dürfte, wie in den letzten Jahren, ist doch größte Aufmerksam keit der christlichen Elternschaft geboten. ; Für Konvertiten und Suchend«. Am kommenden Mitt woch, den 9. Juli findet um 7 Uhr in der Taschenbergkapclle wieder ein Religionsvortrag statt. Herr Kaplan Dr. Sudbrak wird sprechen über das Theina: „Die katholische Ohren- b eichte". Konvertiten und wiche die sich für die katholische Religion und ihre Lehre interessieren, seien auf diese Vorträge hingemiesen, die an jedem zweiten Mittwoch im Monat in der silbernen Kapelle im Taschenberg-Palais stattsinden. Eintritt frei! : Grundsteuer. Am 15. Juli ist die Grundsteuer und die gemeindliche Zuschlagssteuer hierzu auf den 2. Termin des Rechnungsjahres 1930 fällig. Da die Veranlagung für das Rech nungsjahr 1930 noch ausstehl, haben die Steuerpflichtigen zu nächst nach Z 28 Absatz 3 des Grunüstcuergesetzes zu dem be- zcichncten Termine ohne besondere Aufforderung eine Voraus zahlung in Höhe eines Viertels der auf das Rechnungsjahr 1929 festgesetzten Iahrcssteuerschuld an staatlicher Grundsteuer und gemeindlicher Zuschlagssteuer zu entrichten. : Der Neubau des städtischen Speichers in Betrieb. Nach dem der Neubau des städtischen Speichers in Betrieb genommen worden ist, macht sich zur Klarstellung der von den Mietern ein zugehenden Versicherungen eine Namensunterscheidung der ein zelnen Speichergebäude erforderlich. Es werden daher benannt: die früher errichteten Baulichkeiten auf dem Grundstück Kleine Packhofstrahe 17 und Devrientstrahe 10/12 „Alter Städtischer Speicher", die neuerrichteten Baulichkeiten auf dem Grundstück Kleine Packhofstraße 19 „Neuer Städtischer Speicher". : Brandgefahr im Schulzimmer. Am Freiiagvormittag geriet in einem Klassenzimmer der auf der Hiilßestraße ge legenen 16 Volksschule eine zu einem Experiment benützte Menge Phosphor in Brand. Der Lehrer erlitt erhebliche Brand wunden und mußte sich in ärztliclze Behandlung begeben. Die rasch erschienene Feuerwehr beseitigte die entstandene Gefahr. : Des Kindes Schutzengel. Am der Feldichlößci-enstraße fiel ein dreijähriges Kind aus dem Fenster der im zweiten Stockwerk gelegenen Wohnung in den Hoiraum Wie durch ein Wunder kam das Kind ohne nennenswerten Schaden davon. Wieder Do^elwie e Heute nimmt das größte sächsische Volksfest, die Dresd« ner Vogelwiese, auf dem weiten Elbgelände gegenüber dem Waldschlößchen seinen Anfang. Neun Tage währt die fröh liche Woche, die seit Jahrhunderten von der altehrwürdigen Dresdner Bogenschützengilde veranstaltet wird. An besonderen Ereignissen bringt sie am Dienstag, den 8. Juli, abends 7.30 Uhr ein Massenkonzert der Vereine des Elbgausängerbun des und am Freitag, den 11. Juli, abends 9 Uhr. das große Feuerwerk. Iin Hinblick auf ihren Umfang ist die Dresdner Vogelwiese auch als Wirtschaftsfaktor hoch zu beiverten Am Sonntagnachmittag beginnt von der Schiehhalle aus das Königinnenschießen und das Iugendvogelschiehen. Das Ringen der Mitglieder um die Würde des Schützen königs setzt am Montag ein und dürste sich bis Sonnabend oder gar Sonntag hinziehen. Wie all die Jahre zuvor ist für 17 bis 21 Uhr täglich Militärkonzert vorgesehen. Straßenbahn- und Krastomnibusverkehr zur Bogelwies«, Während der Dauer der Vogelwiese werden die Straßenbahn- Sonderlinien N — Neustädter Bahnhof—Vogelwiese, P -- Post platz—Vogelwiese und die Kraftomnibus-Sonderlinien L — Al- lenberger Straße—Vogelwiese, P -- Postplatz—Vogelwiese ein gerichtet. Betriebsbeginn werktags auf den Straßenbahn Son derlinien gegen 16 30 Uhr, auf den Kraftomnibuslinie» gegen 17 Uhr, Sonntags auf allen Sonderlinien gegen 13 Uhr. : Freihalten der Feuerhahndeckel. Die im Straßenkörpcr befindlichen gußeisernen Deckel der Feuerhähne, deren Lage durch die an den Grundstücksironten angebrachten Schilder mit dem Buchstaben F besonders gekennzeichnet ist. sind zur Sicherung der schnellsten Ausfindung und Ingebrauchnahme bei Fcuersgesahr jederzeit freizuhallen. Es ist deshalb verboten, diese Feuerhahndeckel mit Ausgrabungsmassen, Bauschutt, Bau- odcr Brennmaterial, Asche und dergleichen zu bedecken. : Wochenende und Geschäftsschluß. Nach Feststellungen ist in 300 Tarifverträgen von Anoestelltene ein früherer Geschäfis- schluß am. Sonnabend vereinbart. In 192 Verträgen ist eine Schlußzeit von 14 Uhr festgesetzt, in 119 Fällen 13 Uhr: «in kleiner Nest schließt in den Zeiten zwilchen 12 und 15 Uhr. Isolde" und „Isoldes Liebestod", der „Rienzi"-Ouvertüre, sei nen eigenen Werken — Ouvertüre 1914. Türk Ismir, Konzerl walzer—, sowie den Ouvertüren zum „Zigeunerbaron" und zur „Fledermaus", dem „Schönen blauen Donauwalzer" und dem Kaiserwalzer starken Erfolg. Man feierte den Dirigenten mit ehrlicher und herzlicher Begeisterung. Die „Dresdner Philharmonie" setzte sich mit Stolz und besonderer Musi- zierfreudigkeit für ihren musikalischen Führer ein. Wie weit je doch die Suggestion eines berufenen Kapellmeisters reichen kann, das zeigte die rhythmisch hinreißende, schneidige und far big schillernde Marschzugabe, bei der sich Kurt Striegler nicht der geringsten Zeichengebung bediente und anscheinend die Füh rung der Kapelle selbst überließ. Da waren natürlich Erstau nen und Ueberraschung groß, und ebenso enthusiasmiert war der Schlußbcifall. —Ist— Nationalsozialistische Poesie Der Sächsische Beobachter, das Organ der „levo- lutionärcn Nationalsozialisten" bringt in Nr. 110 ein Gedicht „Kürten", daß sich mit dem Düsseldorfer Massenmörder be schäftigt. Ta die Herren Nationalsozialisten bekanntlich für sich in Anspruch nehmen, die wahren Hüter der deutschen Art zu sein, möchten wir unseren Lesern eine Kostprotie von dieser Art deutschen Geistes geben. Vier von den zehn Strophen dieses Gedichtes lauten: „Wir Mörder können allez jetzt erreiä-cn, den Film, das Varietö. ja den Gelehrtensaal, die Psychoanalyse ist das Wundcrzeicl)en, dos uns erlöst von Libido und Qual Man wird mich noch nach Tradition verknacken so lebenslänglich, mit Bewährungsfrist: sie werden mich, ich fürchte, ctivas zwacken, ich bin kein Jude, „ein, ein Goi, ein Christ. Wär ich so einer wie mein Herr Kollege, Herr <Halsmann) Schlesinger, oder ein andrer Iud, dann brächten sie Begnadigung zuwege, ein Paragraph macht alles wieder gut. Eilt Hoch den Freuds und Hirichfelds wie sie heißen, Ein Hoch dem Edelgcist, der Mitleid weckt, wir Edelmörder können auf den Tod ichalmeißen und warten, daß man uns am Arme leckt." Das ist schon etwas mehr als „der rauhe Ton des Schützen, grabens". mit dem sich einmal einer Ser Führer des „nalionaien" Deutschlands bei anderer Geleoenheit entschuldigt hat. Das ist sklavische, stümperhafte Nachahmung der irechcn Gedichte liberaler und kommunistischer Kasfeehousliteraten. Der gleiche Hohn, die gleiche» dreckigen Ausdrücke — nur die Eleganz der poetischen Form und der geistvolle Witz, den man jenen Ver tretern einer bekäinvienswerten Weltanschauung oft zugestehon muß. geht diesem „nationalen-" Dichter ab Von einer Gesin nung, wie sie sich in solcken Versen kundgibt, sollten all« am ständigen Menschen abrücken. Ein neues Werk von Romain Rolland. — Romain Nol- land hat das Leben des Vivelanada geschrieben, als Er gänzung zu seinem Leben des Ramakrishna. Ist Rama- krishna, der Sohn eines brahmanischen Bauern (1886 gestorben), mit seinem Versuch, in verstehender Liebe die Reli gionen der ganzen Welt zu umfangen, das mystische Herz des modernen Asiens gewesen, so stellt Vivekananoa den Typus des intellektuellen Aristokraten aus Kalkutta dar. Rollands Buch, das in einer Uebertragung Paul Amann» im Rotapsel-Verlage erscheint, schildert, wie sich Vivekananda am gesamten philosophischen Denken Europas und Asiens nährte, wie er als weitgereister Mann in freundschaftliche Beziehungen zu Max Müller, Herbert Spencer, Paul Deussen trat. Mit anderen Jüngern seines Meister» Ramakrishna begründete ex die Ramakrishna-Mission, einen religiösen Orden, dessen Besonderheit es ist, daß er, zum ersten Male in Indien, mit dem Ziele der Be schauung in Gott das Ziel des Dienste» am Me»- scheu in allen sozialen Formen verbindet.