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Onterl^ltunL und V^i88en L V..15 .. fcP. 154 — b. Zull 1130 !?*> 8ricsi8i8csie VoI!<8^essun^ Sommer an Lollands Süd^üste kri^kton, 6ie 6roÜ8ts6t am ^Vteer — Der Tauber Lornwalls — Oie klumeni'nseln vier, an ver SUvkUste Englands, schwelst oft der BUck des Wanderers über die blaue Uebermeßlichkeit des Weltmeeres, das sich unter der Pracht eines alcyonischen Himmels vor ihm ausbreitet. „Englischer Kanal" steht aus der Erdkarte verzeich net, aber das Auge sieht nur das uferlose Meer, nur Himmel und schaumgekrönte Wogen an Tagen, da der Wind von Süden her weht . . . Englisches Meer, Weltmeer aller Zonen . . . In dämmernden Morgenstunden steigt der purpurne Feuer ball von Osten heraus und übertllncht das Meer mit gleitendem Gold. Die Männer von Hastings hissen die brauen Segel ihrer trägen Fischerbarken und steuern aufs Meer hinaus . . . Der Tag ist erwacht. Ein sommerlicher, wolkenloser Himmel spannt sich über die Welt, die ohne Anfang und ohne End« ist. Stille ringsum. Nur die Wogen rollen unaufhaltsam heran, rauschen auf und zerschellen auf dem steinigen Grund des Ge stades. Im Osten erheben sich steile, felsige Klippen wie ein ehernes Bollwerk aus den Fluten, dann fällt das Land jäh ab und dehnt sich zu einem mehrere Kilometer langen Strande aus, zu dem die gleichmäßige Front der Villen und Häuser Hastings fast parallel verläuft. Hoch oben auf grasbewachsenen Klippen ein burgartiges Schloß aus grauem Granit. Mögen die Nor mannen «inst erbaut haben. . . . Der Strand ist von Milliarden bunter Kieselsteine übersät. Ein Fischer bessert die Netze aus. die den durchdringenden Geruch von Teer und Salz verbreiten. Ich frage ihn, ob nie der Ver such unternommen wurde, die Steine zu entfernen, und damit den den Sommergästen den Aufenthalt angenehmer zu machen. „Unmöglich, Herr", erwidert er in der rauhen Sprache der Männer von Hastings. „Die Natur hat alles weise eingerichtet. Sie will cs so, sie hat ihr« Gesetze, gegen die wir nicht ankämpfen können. Würden wir die Steine entfernen, so würde das Meer über Nacht Millionen neue Steine an den Strand spülen. Wir kennen das Meer und seine Macht." Im Hintergrund grünendes Hügelland. Häuser steigen bunt und malerisch die Hänge hinan. Die Stadt hat ein Jahrtausend überdauert, aber die letzten Wahrzeichen früherer Jahrhunderte sind verschwunden. Die Häuser der Stadt Hastings sind auf historischem Boden erbaut worden, das Fischerdorf von einst war der Schauplatz der Schlacht bei Hastings. Hier landete im Jahre 1666 Wilhelm, Herzog der Normandie, schlug in der Schlacht aus den Hügeln von Hastings König Harold, eroberte England und wurde als Wilhelm I. zum König von England gekrönt. Heut gleiten Ozeanriesen majestätisch auf der Höhe des Meeres vorüber, Flotten des Wirtschaftskampfes der Neuzeit, und entschwinden dem Blick am westlichen Horizont, dort, wo rach einer Fahrt von gut L9Ü0 Meilen die Küsten der Neuen Welt aus den Fluten aufsteigen. Nichts stört den sommerlichen Frieden dieser Stadt am Meer. Am Eingang zur Landungs brücke spielt an den Nachmittagen die Kurkapelle, Badegäste sonnen sich in den Liegestühlen, Angler treiben ihren Sport am Brückenkopf, Schaubuden laden zur Kurzweil und billigem Wett kampf «in. Hastings von heut. . . . Jeden Sonntagvormittag dampfen zahlreiche Ausflugszüge aus den Hallen der Londoner Hauptbahnhöse und donnern durch Tunel und Täler, an Dörfern und Städten vorbei, ihrem Endziel zu: Brighton, der Seestadt ohne Hafen und Schisse.. Die Fahrt ich märchenhaft billig und die Strecke die kürzeste zur englischen Südkllste. Ein nicht zu unterschätzender Vorzug sür die Majorität, den Mittelstand. Obwohl kein Weltbad. wirkt Brighton, an sich schon stark bevölkert, durch die Tausende und aber Tausende von Bade gästen. in der Mehrzahl Londoner, wahrend der Hochsaison wie ein internationaler Kurort. Der breite, steinige Strand gleicht mit seinen ungezählten Budehlltten und -kabinen einem riesigen Feldlager. An den Sonntagnachmittagen erinnert der Verkehr auf der Prome nade an die belebtesten Straßen und Plätze der Londoner Metropole. Eine elektrisch betriebene Userbahn führt nach der „Schwarzen FelsenkIipp e", einer mächtigen, von der Natur aus Sand und Kieselsteinen ausgebauten steilen Wand, an die an stürmischen Tagen das entfesselte Meer Woge auf Woge donnert und den Gischt seines Zornes über die von Menschenhand erbauten steinernen Wehren und Wellen brecher schleudert. Zwei aus eisernen Pfeilern aufgcbaute Brücken, West Pier und Palace Pier, ragen weit ins Meer hinaus. Musik, fröhliches Stimmengewirr, Siesta. Rührige Geschäftsleute haben dafür gesorgt, daß jeder Eng länder seinen. sportlichen und spielerischen Neigungen frönen kann: Kegelbahnen, Schioßstände, Lcderbälle, die in be stimmte Fanglöcher geworfen werden müssen, Eeschicklichkeits- automatcn, automatische „Börsen", bei denen man stets ver liert, und Elückrädcr — das gehört, einschließlich eines Lafäs und einer 39 Mann starken Kapelle, zu den Attraktionen der „Piers". Die Fülle der Mensche», der großstädtische Verkehr in d?n Straßen, die zahllosen Restaurants und Lafäs am Strande ver leihen Brighton weit eher das Gepräge einer Londoner City am Meer als einem Küsten- und Badeort. Es ist weit eher „kosmopolitisch" als typisch englisch — in der Saison . . . * Cornwall gilt in England als ein „Land für sich". Nicht nur das Landschastsbild, auch der Volksstamm ist hier ein an derer. Während die Bewohner Nord- und Südcnglands ihre Abstammung auf ein gemeinsames Ahnengcschlecht zurücksühren können, stammen die Männer und Frauen Cornwalls von einer Rasse ab, die sich dort schon angesicdelt hatte, als es noch keine Ueberlieserung, keine Geschichte der nordischen Völker gab. Cornwall ist eine von Felsen umgürtete, natürliche Festung, und seine Wälle sind die Trümmer urweltlicher Gebirge .... Mythen verklungener Zeiten geistern durch die romantische Wildnis fjordähnlicher Buchten, die Geister vergessener Hel den beleben die Bastionen von Lands End, dem letzten Vor sprung des Festlandes im Südwcsten Englands, und seltsame Fabelwesen raunen durch die Brandung van Newauai .... kranrjo1ianne8 VVemrick / liefen Heut ist die Nacht ein dunkles Haus. Heut sahrn die Stern nicht silbern aus. Im Busche schweigt die Nachtigall, Nur Gottes schwarzer Wasserfall Singt rauschend: Ncgen, Regen. Heut ist niein Herz ein dunkles Haus. Kein Trostgestirn fährt leuchtend a»s. Nur fern das Schrein von einem Volke, Das jauchzt dem Gotte in der Wolke Und tanzt ihm schwarz entgegen. Ich horche in die Nacht hinaus, Der Regen klopfet an mein Haus. Das wird der Gott im Tropsen sein, Der will mit seinem Klopsen ein Und meinem Durst entgegen. Ich schließe auf mein dunkles Haus! Die Fenster aus vor dem Gebraus Und aus die Tür und ab das Dach. Da bin ich: offenes Gemach, -tun rausche Reocn. R-mcn. Man fühlt sich losgelöst von der übrigen Welt, wähnt in einem Erdteil zu leben, Len man irgendwann einmal im Traum erblickt . . . Ozean, Gestade, Felsen, Klüfte, Fischerdörfer — alles er scheint dem Auge fremdartig, fern, visionär. Gestade der Ver gessenheit .... Und dann wieder, wirklichkeilsnähcr. Hafenidylle wie Tooe, malerisch auf bewaldeten Hügeln ausgebaut, mit mildestem Klima und köstlichster Luft, oder Penzanza, di« Stadt der tropischen Blumen und prangenden Gärten. Auf dieser Inselgruppe lebte in längst verklungenen Zeiten ein Volk, das seine Kinder lehrte, kein irdisches Königreich könne „so schon und lieblich sein wie die meerumrauschle Hei mat von Scilly". So entstanden die Sagen und Märchen von Scilly, die einst den Zauber dieser Inseln priesen: Eine lebendige, farbenglühende Schönheit üppigster Flora,, die tausendfältigen Nuancen des Himmels, der flimmernden: Lust und des tiefblauen Ozeans! Inseln der Blume», die bunt wie ein orientalischer Teppich auf die sommerliche Erde gebreitet sind: gelb, rot, violett,! purpurfarben, himmelblau uno rosenrot. So Trcsco, ein bezauberndes kleines Inselreich, das in seiner Mitte die be- rühmten Gärten der Abtei von Trcsco birgt, und St. Mary, dessen Einwohner von dem Export der Blumen leben, die sich dort in freiester Natur entfalten. Hier lebt man zeitlos, wunschlos, jenseits der Welt, solange der Himmel über Len gesegneten Inseln von Scilly blaut .... II NM Nvoelrt. 1)3mpkm38ckine vor 200 )akren Am ZI. Januar 1930 konnten wir das 300jährige Jubiläum d, ersten Patents auf eine Dampfmaschine feiern. Das klingt sehr befremdlich. Denn die Geschichte der Dampfmaschine, so lernt man (wenn man es überhaupt lernt), beginnt doch erst mit James Watt oder allenfalls mit Dens Papin. Dennoch er hielt David Ramsay tatsächlich am 21. Januar 1630 das eng lische Patent Nr. 50 für eine Vorrichtung, um „Wasser durch Feuer aus tiefen Vordwerken zu heben". Mit diesen wenigen Worten ist.aber auch alles erschöpft, was wir von dieser Erfin dung wissen, denn die alten englischen Patente haben keine Be schreibungen. Das Patent bleibt uns daher ebenso rätselhaft wie ein« Bemerkung in des alten Vergpredigers Johann Mat- thesius „Bergpostille" von 1562, der gelegentlich davon spricht, daß man „Wasser mit Feuer heben soll". Oder hat vielleicht Herr Ramsay einfach die Worte von Matthesius zum Patent «»gemeldet? Viel umstritten war die primitive Hochdruckdampf- maschin«, für die Edward Somerset, Marquis of Worcester laut Parlamentsakte vom 3. Juni 1663 ein Privileg auf 99 Jahre erhielt. Eine sehr kurz«, wohl absichtlich dunkel xehalten« Beschreibung findet sich in einem Büchlein, das der erfindungsreiche Worcester im gleichen Jahre veröffentlichte — peschrieben ist es schon 1655 —, und das 100 Erfindungen ver schiedenster Art enthält. Freilich sind diese Erfindungen zum Teil phantastisch und unbrauchbar, wie manche anderen erfin- derisckren Ideen jener Zeit. Man hat deshalb auch die Dampf maschine nicht ernst nehmen wollen. Allein damit scheint es dach nicht so schlecht zu stehen Wir wissen, daß der Marquis jahrzehntelang in Vauxhall in einer besonderen Werkstatt ar beitete, zusammen mit seinem Assistenten Kaspar Kaltoff. einem Holländer. Hier hat er zweifellos sein „Firo-Water-Werk" auch in Betrieb gesetzt. Dafür bestehen drei unabhängige Zeugnisse aus den Jahren 1663 bis 1670, und ein« Menge weiteren Mnte- ! als hat sei» Biograph Henry Dirks zusammengebracht. Aus fallend ist freilich zunächst, daß die Mitteilung über den Besuch von Cosima de Medici, Sohn des Eroßherzogs von Toskana, im Jahre 1669 (als der Erfinder säwn zwei Jahre tot war) zwar davon spricht, daß die Maschine bei Bedienung ourch nur einen Mann das Wasser 10 Fuß emportreibe und für nützlicher ge halten werde, als eine Wasserhebemaschine bei Somersethouse, die durch einen Göpel mit zwei Pferde» betrieben werde, jedoch von der Neuartigkeit, nämlich von der Dampikraft, kein Wort sagt. Das mag an dem laienhaften Bericht liegen. Doch auch die Wissenschaftler jener Zeit haben die Erfindung des Marquis ignoriert. Warum? Gelehrtcndünkel gegenüber dem Laien erfinder, Mißgunst, Neid? Bielleicht verübelte es man dem Er finder, der sich in bedrängter pekuniärer Lage befand, daß er aus seinem Privileg wirtschaftlichen Rutz:n zu ziehen suckre. und Li« Konstruktion geheim hielt, daß er überhaupt ein Privileg erhal ten hatte, daß die Maschine hinter Len angepriesenen Leistungen zurllckblieb? Nur Robert Hooken war 1666 oder 1667 in Vaur- hall, fand die Maschine aber lächerlich. Sicherlich war es über trieben, wenn Worcester seine Erfindung als „da? erstaunen würdigste Werk in der ganzen Welr" bezeichnet. Man hat ihm auch vielfach als bloßen Projektenmacher hingestellt. Die Wahrheit liegt wohl auch hier in der Mitte. Sein« Damof- maschine war ohne Zweifel noch sehr unvollkommen. Wie sie gearbeitet hat. wissen wir nicht. Pogendorff. der in seiner ..Ge schichte der Physik" den Fall ausführlich behandelt, meint, sie habe aus einem Dampfkessel bestanden, von welchem der Dampf durch zwei Röhren fortgeleitet wurde. Der Dampf drückte un mittelbar auf das Wasser, und die Hähne wurden von Men schenhand bewegt. Nach Ocffnung der Hähne drang der Dampf in den Wasserbehälter und preßte das Wasser in die Steig rohre. Es wurde immer nur ein Hahn geöffnet, so daß der Dampf nur in dem «inen Gefäß das Wasser hob, während er durch den zweiten Hahn vom andern Gesäß abgesperrt blieb, bas inzwischen wieder gefüllt wurde Durch abwechselndes Fül len und Entleeren der beiden Gefäße konnte somit «in ununter brochenes Heben des Wassers beliebig lange fortgesetzt werden. Daß Worcesters Maschine im wesentlichen wirklich so ähn lich arbeitete, läßt sich daraus schließen, daß Thomas Savery, der 1698 zuerst mit seiner Dampfturbine hervor trat und auch ein Patent darauf erhiell, offenbar stark von Worcester abhängig war. Der Physiker I. Th. Desoguliers be hauptete 1725 geradezu, Savery habe dir Idee unmittelbar aus Worcester» Buch entnommen und alle ibm erreichbaren Exem plare dieses Buckes aufgekaufi uud vernichtet, um den geistigen Diebstahl zu verwischen. Savery konnie zwar im Jahre 1699 der Royal Socieiy in London ein Mosel! seiner Konstrukuon verführen, aber ein Ekfolg war auch ihm nich: beschießen. Zu erwähnen ist noch Samuel Morl and. der '16'2 eine Dampsma'chin« erfand, r:e er in einer isstj versaß:«» Schrill so ungenügend beschrieb, daß wir auch hier wieder über die Anordnung und Benutzung der Zylinder nichts Genaues wissen. Wuchtig ist darin der Lar,, daß Las durch die Krau des Feuers verdampfte W-ststr loglmä: einen e:wa Mmmial größeren Raum «innehme als vorher. Drauf folgender Satz: ..Zn ge waltsam. um sich «ir.'verren zu la"en, würde es ener e;ne Kanone sprengen", erstinrr: st' st:rk an Worcester? ersten Ver such, der laistrcklick Liest Erst, drang mack:«, daß - an a-.n.bmen darf, auch Morland habe von Worcester di« Anregung er"irren. Damit har d e ronranri'cke Periode :br Ende errenl. u-S wir wären am eiaenrlichen B«a:nn d-'r G.stnstie d.r Dawpk- maschine angelanor: bei Denis Pa vi n. Die'er hervor ragende Physiker, durch seinen Damvfkoch'.opf noch beute all- gemein bekannr, war einen anderen Weg gegangen. Er kann.:« die grundlegenden Aröeiren von. To:: stellt,,: Guerucke d Borste Er kam. ko merkwürdig das zunächst klingen mag. über die Gas maschine zur Dampfmaschine. Im Jahre 1673 baue er in Paris als Aüislen: von Christian Huvgen.s deistn Tstrstlche ge leitet, ein« Schießpuloer-Explosionsmaschine zu bauen — das war der Grundgedanke der aimosphärilcken Gasmastckstne. Zylin der und Kolben bilderen die Hauptbestandteil« dicstr Maschine. Aber sie war lebensgefährlich! Diele Erfahrungen, sowie die Beobachtungen an «einem 1681 erfundenen Damvrkock:ops leite» len Papin zu einer neuartigen Konstruktion der Dampfmaschine, indem er jetzt den Gasdruck durch Dampfdruck ersetz:«: er baut« die erst« KolbenL a m pfmaschine. deren Beschreibung er 1690 ocröfscnllicht« und deren erstes Exemplar er 1698 zu Kassel baute. Die weitere Entwicklung über Papin, Newcomer, zu James Wart, dem großen Reformator der Dampsmaichine. gehört nick» mehr in das Kapitel der last mißen Borversuckie. Seitdem cs um 1711 Novcomeii gelang, eine wirtschaftlich brauchbaie Betriebs- Maschine zu bauen, blieb der Gedanke lebendig, ja. man kan» das Zeitalter der Dampfmaschine damit beginnen laßen.