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Wahlzeil von 8—17 Ahr <N.) Der Landeswahlleiter siir d«„ Freistaat Sachsen weist, da teilweise „och Unklarheit über die Wahlzeit sür die am Sonn tag. den 22. Juni stattsindende Landtagswal,l besteht, daraus hin, daß die Wahl von 8 Uhr vormittags bis 5 Uhr nachmittags dauert. (Nicht bis 8 Uhr, wie bei Wahlen im Winter.) Der amtliche Stimmzettel mit Wahlumschlag wird jedem Wähler im Wahllokal ausgehändigt. Wahlberechtigt sind alle reichsdeutschen Männer «nd Frauen, die am Wahltage das 20. Lebensjahr vollendet haben und In Sachse» wohnen. Die sächsische Staats angehörigkeit ist also nicht ersorderlich. Zenkrumsarbett in Sü-westsachsen Chemnitz, 21. Juni. Ilm Freilagabend haben im Wahlkreis Chemnitz-Zmickau noch eine Reihe Versammlungen staltgefunben, die durchweg enien recht erfreulichen Besuch aufwiesen. In Auerbach und Falkenstein sprach in zwei parallel aufgezogenen Versamm lungen Stadtv. Fasel (Zwickau), in Glauchau Studienrat Dr. Schulze und in Chemnitz Dr. Deszcyk (Dresden). Die Versammlung der Chemnitzer Ortsgruppe im Preußischen Hof war gut besucht, mehr als 108 Personen waren anwesend. Dr. Deszcpk kennzeichnete in seinem Referat den sächsiscl>en Wahlkampf als Machtkampf der Nationalsozialisten, als Ringen um die Leitung der sächsischen Verwaltung und als Manöver sür die Rcichstagswahl. Das kleine sächsische Zen trum wolle leine Kräfte so einsctzen, daß es dem Radikalismus entgegenwirlie. Es gebe mit seiner Wahlparole ein Beispiel staatsbürgerlicher Sammlung. Angesichts der wachsenden Zer splitterung im nichtsozial'stischen Lager sei eine solche Wahl parole «ine Tat. An das Referat, das mit großem Beisall ausgenommen wurde, schloß sich eine lebhafte Aussprache an, in der u. a. die Herren Obsarnik Kubisch, Scholz, Lehrer Kretschmer, Zaps, Lehrer Just und Dr. Rohde das Wort ergriffen. Auch Vertreter des Gesellenvereins Chemnitz, der seine Versammlung mit der des Zentrums zusammengclegt hatte, kamen zu Wort,. In der Ausspracl>e kam sehr stark zum Ausdruck, daß die Zentrumswühler entschlossen sind, trotz aller Mdenken und trotz der hämischen Kritik, die ihnen diese Parole eingetragen hat, geschlossen sür Liste 4 cinzutrelen. Nach einem kurzen Schlußwort des Referenten konnte der Leiter der Ver sammlung, Kaplan Bitter, gegen 11.30 Uhr die Versammlung ichließen. KönigShain. Ilm Abend des Fronleichnamstages sprach in einer Versammlung der Ortsgruppe der Zentrums partei der Kreisvorsitzende, Kantor Günther, Leuters dorf. Er ging von der Auslösung des Landtages ans, behandelte die geleistete Arbeit und besprach dann die Einstellung der ein zelnen Parteien. Um die Stimmen der Zentrumspartci staats- potinsch nutzbar zu maci>en, habe sie sür diesmal von der Auf stellung einer eigenen Liste abgesehen, um gemeinsam mit der Rcichspartei des Mittelstandes sür das alte Ziel zu Kämpfen. Wenn die Lösung keinen Idealzustand darstelle, gelte es doch mit aller Kraft zur Wahl der Liste 4 zu werben. Pfarrer Gruhl betonte, daß auch bei dieser Wahl die kulturellen Forderungen bi vorderster Reihe stehen. Von mehreren Seiten wurde auf die Auswirkungen kommunistischer Kultur hingewicsen, die in den Nachtstunden jedes erreichbare Fleckchen mit Wahlzetteln über klebt. Die Versammlung verlief im Geiste der Einmütigkeit und Geschlossenheit. Pfarrer Neumsnn's klettmirrel bevSbrtbsirakIreickenI^i'avIckeirell. / 180008 Vavlcacbreilien. / Da« I'sarrer Heum-inn-Iluci» (272 8., 150 >A)b.) vrkltlt jeder, der »leb »ntdie- , luesrat bereist, völlig urnionit und portofrei 1 durch l.udvdst Ueurnanu H go., blürnderg 8 18 ^ Ole l'fnrrer Ileuinnnn-IIeilmittel erbalten 8iv in allen Hpollisken Ors^ens bestimmt Lnget-Npotkeke, Annenblr. 14 Zur Wahl die Stimme geben wir Für später merken! Liebenswürdigkeiten sür die Katholiken Im Wahlkampf. Den Katholiken werden im sächsischen Wahl- Kampf allerhand Liebenswürdigkeiten gesagt. So mehr neben bei, denn ivas kümmert man sich schon in Sachsen um die Katholiken. Aber sür bescheidene Ansprüche reicht s auch so aus. Diese Liebenswürdigkeiten muß man sich sür später merken! In dem de u t sch na l! o na l e n Flugblatt „Rechts voran!" wird u. a. gesagt: „Das Zentrum dient der römischen Kirche und deren Herrschaft, «s kann ihm ganz gleich sei», ob die Kirche über Bauern oder Fabrikarbeiter herrscht". Ausschreiben! Für Ken Fall, daß die Deutschiiationalen wieder einmal ihr Herz sür die Katholiken entdecken sollten. Der „Sächsische Beobachter", das offizielle Organ der Nationalsozialisten, bringt am 20. Juni einen Artikel „Was geht im Stahlhelm vor"", in dem berichtet wird, Tr. Brauweiler, der ehemalige politische Berater des Stahl helms habe ein ehrengerichtliches Verfahren gegen sich beantragt, um wieder in seine alte Stellung zu gelangen. Brauweiler ist Katholik, was dem „Beobachter" Anlaß zu folgenden Bemer kungen gibt: „Das veranlaßt uns allerdings zur Frag«, ob diejenigen „Stahlhelm-Führer, die die schleunige „Beurlaubung" dieses politischen „Beraters" erreicht haben, denn wirklich nicht merken, daß der ultramontane Zauberkoch mit dem ehrengcrichftichen Verfahren bereits die Klinke zu der Hinter tür in der .Hand hat, durch die er wieder in den „Stahlhelm" hineinschlüpfen möchte? Oder steht auch hier preußischer Gerad heit wieder jene pfiffige Beweglichkeit gegenüber, die an den schwarzen K u t t e n t r äg e r n ja zur Genüge bekannt ist? Besteht tatsächlich im „Stahlhelm" an der Rückkehr dieses Mannes ein so starkes Interesse? Ist es etwa darauf zurück- zuführen, daß volksparteiliche Kräfte dahin wirken, daß der „Stahlhelm" doch Landsknecht des Kabinetts Brüning und da mit des Finanzkapitals und des Ultramontanismus wird, dieser geschichtsnotorischcn Feinde Preußen-Deutschlands?" Ausschreiben! Für den Fall, daß die Nationalsozialisten wieder einmal mit der ost gebrauchten Lüge arbeiten, sie stünden dem katholischen Bekenntnis und der katholischen Kirche neutral gegenüber. Las Flugblatt der Demokratischen Partei, in dem das Zentrum so freundlich kritisiert wird, haben nur schon gestern zitiert. Das Flugblatt ist überschnellen: Sachsenspiegel, verantwortlich zeichnet die Deutsche Demokratische Partei Tres- den, O. Meißgeier, und die fragliche Stelle lautet: „Mit Entschiedenheit hat er lTr. Dehne! sich dagegen ge wendet. daß die Parität zwischen den beiden Kirchen, der evangelisch-lutherischen und der römisch katholischen, nicht verletzt, daß die katholische Kirche nicht besser behan delt werde als die evangelisch Wie wird das in Zukunft werden, wenn das zahlenmäßig in Sachsen schivache, aber an Einfluß starke Zentrum durch die Wirtichailsvarlei, der es sich bei Ser Wahl angeschlossen hat, seine Stimme geltend machen wird? Die Wirtschastspartei stand bisher schon diesen Fragen sehr lau gegenüber. Sollen die evangelischen Kreise des Mittelstandes in Zukunft dazu benutzt werden, der katho lischen Kirche in Sachsen Vorspann z» leisten?" Eine solch schamlose Verhöhnung Ser säch sischen Katholiken ist lange nicht mehr dagewesen. Man hat die katholische Kirche in Sachten vor Ser Staats- Umwälzung als eine Religionsgemeinschaft minderen .Rechts behandelt Von diesem eines Kulturstaates unwürsigen Zu stand gehen die mit den Kirchen geschlossenen Verträge aus. die dem Landtag Vorgelegen haben und nach denen u. a die katho lische Kirche vom sächsischen Staate jährlich 03 000 Mark, di« evangelische Kirche aber mehr als 0 Millionen -Mark jähr lich erhält. Wenn inan gegen einen solchen Vertrag protestiert, San» sprechen die Demokraten von Verletzung der Par"ät — seitens der Katholiken! D>e Demokratische Partei kann versichert sein, daß wir uns diesen unerhörten dlngrisk gegen eine Minderheit, die sich in der breiten Oefsenllichkcit nur schwach wehren kann, merke» werden. Es könnte ja kein, daü auch Sie Demokraten einmal in Sachsen oder in einer sächsischen Gemeinde das ..'ablen- inäßig schwache, aber an Einftnß starke" -Hntrum brauchen Wir werden sie dann an dieses Heidenstück erinnern. dem Zenkrumsmann aus Liste 4! i.eij>rig unrl Umgebung Bor Eröffnung des Well-Pelz-Kongrefses Leipzig. 20. Juni. Der erste Welt-Pelz-Kongreß wird am 2.3. Juni 1030 in Leipzig feierlich durch den deutschen Reichswirtschaftsminister Dtetrlch eröffnet. Die Tagung, die bis 20. Juni dauert, hat ein enormes Arbeitsprogramm zu bewältigen Fachleute und Gelehrte werden in Referaten und Vorträgen ein bisher einzig dastehendes Material znsammcnlragen, das weltwirtschaftlich von größter Bedeutung ist. An den Verhandlungen nehmen die Vertreter von ca. 25 Ländern teil. Der Kongreß steht unter Leitung des Reichswirtschafts- mlnisters Dietrich und des Staatssekretärs Dr. Trendc- lenburg. Daneben führt der Präsident der Ipa. Paul Hol (ander, das Vizepräsidium, dem je ein Engländer, ein Frau zose und ein Amerikaner aus der Pelzwirtschaft beigeordnet sind. Die Schulgarken-Arbeik Tagung der deutschen Schulgärtner und des Vereins sür werk tätige Erziehung. Leipzig, 21. Juni. Der Deutsche Verein sür werktätige Erziehung »nd die ihm angeschlossene Aibeftsgemeiiischasl Deutscher Cchulgärtncr veranstalten in Leipzig eine Tagung, deren Haupithema neben andern Fragen der werktätigen Er ziehung die Vehandliing der Schnlgarlemirbcit in ihrer Bedeu tung für den modernen Unterricht ist Mit der Tagung ver bünde» ist eine reich beschickte Ausstellung „Der Aibeftsick»! garte»". Mit großer Liebe zur Sacke zeigt die Ausstellung an Hand von reichem Ilnschanungsmaierial Pilgern. Smi'stcke», Modellen und vor allem zahllosen staunenerregenoeii Scküler» orbciten, wie der Ilrbeitslchiilgarten nickt nur der hö> verliehen Erziehung, nicht nnr den naturlnindliehen Unlen-cki wiwern auch durch seine Aiiiwerlung dein gesamten übrige» Unterricht oienslbar gemacht wird. Den Auflaßt der Tagung bildete die Eröffnung der Aus. stelli'ng. die am Freiiaavormfttag durch den ersten Ponitzenden des Vereins sür werktätige Erziehung. Oberstadtschulrat Dr. Löweneck. Augsburg, vorgenommen wurde. Oberlehrer Mar Müller, Leipzig, hielt einen einleitenden Vortrag über die Ausstellung, die anschließend unter seiner Führung besichtigt wurde. ) Todesopfer einer nächtlichen Fahrt. Wieder hat das sinn los schnelle Fahren eines angetrunbenen Führers in nächtlicher Stunde seine Opfer gefordert. Als in der letzten Nacht der Generalvertreter Taus ch e r ans der Rücksahrl begriften war, schlug er schon in der Stadt ein gehöriges Tempo an Aus der Engelsdarfer Straße verlor er die Gewalt über de» Wagen, der ins Schleudern geriet. Mit unverminderler Geschwindigkeit sauste er gegen eine Wartehalle der Straßenbahn und landete mit dem Auto im Straßengraben Die Zulasten wurden her- ausgeschleudert. Tauscher war infolge eines Sebädelbiuckes so fort tot. während die Begleiterin mit einem schweren Armbruch daoonkam und Ausnahme im Kranlieiihaus fand > Tödlicher Sturz aus dem dritten Stock. Der im Hause Wiebelstraße 3 ivohueiido Schlosser Hermann Giepeunnn stürzte aus noch unaeblarter Ursache ans seiner im drille» L'ockwerk gelegenen Wohnung und verschied aus dein Transport zuni Krankenhaus nn üen erlittenen Verletzungen LiterakurgeWchle als Geistes- Wissenschaft (Zum SO. Geburtstag Friedrichs Gundolss.) Von Alex Emmerich-Marburg. Als «s sich um die Jahrhundertwende, zuerst in Berlin und dann in München die Gemeinde der „Blätter für die Kunst" um dt« beginnende Führerschaft des Dichters Stefan Gorge formte, war es der lunge Friedrich Gundolf, der in jenen „Blättern" das erste und tiefste Bekenntnis zum „Meiste»/' ab- »gte, wenn er in „Gefolgschaft und Jüngertum" schrieb: „Wessen Sehnsucht nach einem Ewigen in diesem sterblichen Menschen und dein Wort, das er bringt, erfüllt wird, wer in ihm grenzenlosen Gehalt begrenzte Gestalt werden sieht, und wem dieser Meister unersetzbar ist, dars sich Jünger nennen. Er ist an Hn gckiiiipst, denn der Jnha" ' -----^ - > Sinnbild finden, der Meck heit unv 'dingt, nicht Tugenden aus seinen Nöten machen, aber suhlen diesen Nöten stammen. Wer da» : das Ein.zelne. Denn alles deu teln am lebendigen Gewächs rügt nur des Deutlers eigene Grenze. Wer ohne Eitelkeit und Zwang dient, darf auch ohne WSlndheit dienen: Er folgt ja, weil er gesehen hat, und glaubt, «vetl er weiß und weiß, weil er liebt!" Wie der damals noch iung« „Dichter" den Begriff der ^üketster- und Jüngerschaft" formte aus tiefstem inneren Er leben der Sendung des „Genialischen" schlechthin, so hat der «erdend« „Wissenschaftler und Forscher" in Eundols in Werk und lat den Grundsatz seines Meisters „Was bleibt aber, stiften die btchterl" Gestaltung oerliehen indem er die Dichtung der Ero- ,ns interpretiert« als „Kunst", als einen ursprünglichen and des Meiisdp:ulunis, die weder die Nachahmung eines ns, noch die Einsührung in ein Leben, sondern die primäre des Lebens" selbst ist. So bat sich denn auch In den letzten Jahrzehnten gerade «nnerhnlv der deutschen Literaturwijjeuschnft eine neue (heute Betrachtungsweise herausgebildet. die. ovw Geist . Znhnlt seiner Seele wird kein andres ld finden. Der echten Gefolgschaft ist ausgegangen warum -ister ist und warum er so ist, sie wird nicht seine Vedingt- rbedingt nehmen, aber das Unbedingte lieben, das ihn „t, nicht Tugenden aus ' ' wie all seine Tugenden aus Ganze saßt und liebt, der liebt das Ein.zelne. .die") Art der ...... in ihrer Grundlegung herausgebildet, die, obwohl eist und Erbe Steian Ecoraes, ibre Vol lender« und gering servsrünmgsre Ansprägung in dem wissenschaft lichen Gcsanitwerk Friedrich Gnndolss crsahrcn hat. Ob wir daher auch Gundolss „Goethe", „Shakespeare n. d. deutsche Geist", „Shakespeare. lein VKsen und Werk" seine Apologie „George" und seinen „Kleist" (alle erschienen bei Georg Bondi-Verlin) betrachten, oder die Fülle seiner ebenso meisterlichen kleineren monographische» Aussätze und Arbeiten (Paracelsus, Gniphius, Herder, Klopstock, Hölderlin usw 1, im mer wieder sind wir überrascht non der geradezu geuialisclp.'» Schau dieses Forschers, dem n»ch noch das einfachste Wort dienen muß zum Erlebnis der Kräfte jeglicher Aenßeruiigen des dichte rischen Menschen. Für Gundolf gibt es — und dies »nter- sckreidct >b» streng von allen Zunslgenonen — keine Berechtigung des Nnrberichtcnwolleiis, keine Möglichkeit eines Handwerks mäßigen Vergleichens und Abwögens dichterischer Qualitäten im Sinne der nnr analiftischen Methode der frühere» Literatur- geschichtsschreibung positivistisch - „»turwisseuschasilicher Geistes haltung. Für Gundolf ist der Dichter und sei» Werk nicht das (bis lang falsch gesehene) Produkt einer bestimmten Geistes- und Lebenshaltung der Epoche seines Lebensraunies, sonder» gerade er sicht in Umkehrung des alten Wertnngsprinzips, den Dichter als höchste Potenzierung des Weit- und Lebcnsgesübls seiner Zeit, Der schöpferisch gestaltende Mensch ist also nicht außen her den geistigen und realen Mächten seiner Zeit unbedingt unterworfen, und sein Werk wird nicht von ihnen, durch ihre äußere Einflußnahme geformt, sondern gerade umgekehrt ist es das ewig« Prinzip der Göttlich-Geistigen, das die begnadet« Seele des Künstlers befruchtet und so von „innen heraus", vom „Ewigen lm Menschen" l>er. das zeitlose Gesetz der Kunst in den zeitbedingten Formen unseres Erdendaseins Gestalt werden läßt. Vielleicht »st dies das größte Verdienst Stefan Georges und seiner dichterischen Lebensweisheit, daß sie uns wieder gelernt haben — ähnlich wie es bereits in schüchterne» Versuchen bei den Romantikern geschah — die „Dinge des Leins" und auch dev „Ewigen" nicht von außc» her zu sehen, als ein willenlos g«. wordenes, dem zufälligen Walten der r>«rschiedc»en Kräfte des Lebens primär ausgesetztcr Gebilde, sondern daß wir nur im intuitiven gläubigen Erfassen und Selbsterleben jeglicher Be wegtheit des Geistes allein die ewigen Sverle alles Leins, auch der Kunst und Dichtung, zu ersaßen imstande sind. Bei George war dieses letzte Gestaltungsprinzip aber nur sorineiid« Kraft seiner eigenen großen Dichtung »nd Lebcnskunst, und somit ein« nur indirekte Folgerung für alles das, was außerhalb seiner dichterischen Individualität und ihrer künstlerischen Aensierung stand. Sein« Jiinacrschast aber, und allen voran Friedrich Gundolf, hat diele inknrekle Erken,ilnis herausgedoden aus oer Begrenzung des Georgeichen Welldildes, und sic in -'UNie Be ziehung zum gesamten Lebcnsslrcun unserer geistigen Gcg.azvart gebracht. So haben den» Eundols und seine Gefolgschaft (Betrnm „Nitzsche , Wolters „Herrschaft und Dienst" Kantorowicz „Friedrich ll.", von den Steinen „Vom Heilige» Geist des Mittelalters" usw) endgültig die imnerialislistlx' Verkrustung der alten Geicliichlssorichung durchstoßen und eine neue, lebendige Art der Betrachtungsweise herausgcbtldei. die als sogenannte „Keisteswissenschasl" und „heroistbe Geschichtsauf fassung" bereits liejhesruchteud und segenspendend in das Be wußtsein des modernen Geistes eingWrnngen ist Es wird hiev nicht mehr ein Nebeneinander der Klüfte des Seins und eine ost sinnwidrige inehr ausiere EnMnguahme denethen au, Person und S-chictsal des schösiserische» Menschen n» Sinne der alten „Mülienlheorie" angenommen oder konstruiert, sondern bei diesen Forschern und gerade bei Gnndols geschieht dies in vollendetem Maße, stellt die tlnioersaliläl des menschlichen Geistes, das „heroische Genie", im Mittelpunkt des Geschehens, und nur was von hier ans gesehen, als schöpferische Individuali tät in Gestalt und Werk des Helden sinnvoll einordnet, wird anerkannt, gewertet, verherrlicht oder — verurteilt. Dabei steht über allem Susix'N. IBerte» und Gestalten bei diesen Forschern als höchstes Plinzip die Dnnamik des geistige» Gessi)elie,ls »nd immer werden hier di« Meustk».'», ihre Werte »nd Schicksale hineingestellt in die Polarilät von Kraft und Gegenkraft, wobei ganz selbst»-rständtich das Wesen des genialischen Menscheii sich widerspiegeln muß. in der prinzipiellen Konstruktion von Bild und Gegendcld dieser Meihode Friedrich Gnndols sdx-iiit »ns dieser Gesahr bislang am wenigsten unterlege» zu sein, wenn wir von seinem leidenschast- lich«st „G«org«buch" abselxn wollen. Und sollen wir denn auch gerade ihm als dem Erneuerer der deutschen Geistesgeschichte und Literaiurwoienschaft unsere besondere Liebe »nd tiefst« An erkennung G'Iunden. Freudig bekennen wir. dos, ohne seinen „Goeibe" und seine beide» meisterlickie» Vierte iiMr „Shake speare" die Mutige Wertung dieser Dichterfürsten und Lebens» Meister einfach ganz unmöglich wäre. Mit gute,» G.'wisie» kann man von diesen Leistungen Gnndolss sagen, daß sie für den moderne» Mens.M-n „den" Iveg z»m Erlebnis der Dichtung überhaupt darstellen. Als sinnige Gebürlstaa-.gabe erldxint in diese» Togen Gundolf. iin Pierlag Keller Berlin ein neue» Werk über'di« ..Romantiker", aus das wir demnächst «nssührllch »urückkomme» werden.