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Killers Bedingungen Die Richtlinien der nalionalsvzialislifchen Politik sür Sachsen Dresden, 26. Juni. In der gestrigen Ausgabe des „Völkischen Beobachters" befaßt sich der nationalsozialistische Rcichsführer Adols Hit-- I e r mit dem „Sinn der Wahlen in Sachse n". Nach dem Hitler zunüchst untersucht hat, wie sich der ziffernmäßige Zuwachs der Nationalsozialisten seiner Ansicht nach im wesent lichen zusammensetzt und erklärt hat, das; die bürgerlichen Par teien, die mit den Marxisten paktierten, die Feinde der Natio nalsozialisten seien, kommt er zum Schluss zur Ausstellung einer Anzahl von Richtlinien, die siir das Zusammenavlnnten mit anderen Parteien in den einzelnen Ländern zurzeit maß- gebcud sind. Als solche werden genannt: „1. FinnnziclleSanierung durch eine mit eiserner Sparsamkeit wirtschastende saubere Verivaltung. Rücksichts losen Abbau des alles überwuchernden politiscl>en Beamten tums ohne praktische Vorbildung. Schutz des Berufsbeamtcn- tums und Wahrung seiner verdienten Rechte. Sclstrrfste Ein schränkung aller in schreiendem Mißverhältnis zur allgemeinen Not stehenden Spitzcngchülter. Vereinfachung des Vcrwaltungs- apparates nach bester Möglichkeit. Erfüllung der selbstver ständlichen sozialen Pflichten. 2. Schutz der deutschen Nationalwirtschaft. Einfügung des Kapitals in den Dienst der Wirtschaft und der Wirtschaft in den Dienst des Volkes. Schutz unserer Produktion durch die Organisaiiou einer Abwehr der Ueberflutung unseres Binnenmarktes mit fremden Produkten und Erzeugnissen aus dem Volke selbst heraus. 3. Schutzder Länder vor den unitarischen Zerstörungs absichten mit dem ersichtlichen Zweck der Vernichtung geistiger und kulturell gesunder, traditionsbewutzter cigenstaallicher Keimzellen unseres nationalen Lebens. Unbeschadet unserer Einstellung zur legalen Verfassung wird es unser Ziel sein, die Länder zum lebendigen Protest gegen eine Reichspolitik auszu rufen, die wir als verderblich für Volk und Staat erkennen und deren Ablehnung durch die Institution des Reichsrats gesetzlich zulässig ist. Die Länder haben in allen ihnen zustehen den Belangen die Interessen der in ihnen lebenden Teile unseres deutschen Volkes umsomehr und entschiedener wahrzunehmen, als die Reichspolitik dies außer Acht läßt. 4. Bewußte Nationalisierung unseres Volkes, Er ziehung zum Geiste des Widerstandes und der politischen Ehrenhaftigkeik als Nation. ö. Erhaltung und Sicherung der Grundlagen unserer ch r i st l i ch - dc u t s che n Kultur in Erziehung und Aus wirkung, Schutz unserer tausendjährigen politischen und kul turellen Tradition. Kampf gegen den wurzellosen, bolsche wistischen Geist auf allen Gebieten. Der Artikel schließt: Wenn unsere antimarxistischen Par teien diese Gcdankengänge heilte ablehnen oder nur in der Theorie anzuerkeniicn vermöge», stellen sie sich selbst in die Reihen des Feindes, den sie zu bekämpfen vorgeben. Sie sind aber bereit, diese Gruuda»ffassuuaen als berechtigte und mögliche z» achten, dann wird sich auch die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei nirgends der Forderung nach Verantwortung entziehen." » Herr Hitler hat gesprochen und seine Getreuen in Sachsen werden sich danach zu richten haben. Noch vorgestern allerdings hat der „Sächsische Beobachter" die „rein rechnerisch mögliche anti-marxistische Regierung unter unserer (der National sozialisten) Führung abgelehnt, „weil an dieser Regierung auch die drei Mitglieder der jüdisch-demokratischen Fraktion beteiligt sein müßten". Aber man ist im Lager Hitlers gewohnt zu gehorchen, und die Teluuion kann bereits authentisch versichern, daß die Land tagsfraktion der nationalsozialistischen deutschen Arbeiter partei sich streng an diese Richtlinie» halten wird. Eine andere Frage ist es, ob die bürgerlichen Parteien gewillt sind, auf die Plattform zu treten, die Hitler ihnen er Gegen üblen Mundgeruch, nach längerer Mundruhe nnd nach dem Rauchen benutze man zum Desodorieren und Aromatisieren des Atems eine Spülung mit dem herrlich erfrischenden Lhlorodont-Mundwasser. richtet hat. Man wird zugcben müssen, daß diese Plattform sehr geschickt aufgebaut ist und Forderungen enthält, die heule von weiten Kreisen des Volkes unbeschadet der Parieigrenzen erhoben werden. Für die finanzielle Sanierung freilich haben die Nationalsozialisten bisher kaum irgendetwas tun können: die Regierung Brüning vielmehr ist es gewesen, die seit Atona len um diese Sanierung gekämpft hat. W i e Hitler sich die Sanierung vorstellt, deutet er nur an, aber schon diese Andeu tungen genügen lim zu zeigen, daß auch er keine anderen Wege zu zeigen vermag als die, die man jetzt im Reiche einschlägt. Bedenken wird das Programm Hitlers besonders bei der Volkspartei erregen, die sich kaum mit der Forderung abfinden kann, daß Sachsens Stimmen im Reichsrat zum Protest gegen die bisherige — von Streseman» festgelcgte — Außenpolitik Verwendung finden sollen. Es ist daher mit großer Wahrschein lichkeit zu erwarten, daß die Verhandlungen über eine anti- marxistische Regierung am Sonnabend kein positives Ergebnis haben werden. NalionaNoziattslische Sachlichkeit So sachlich, ivie sich Herr Hitler in seinen Richtlinien gibt, sind seine Anhänger im Lande keineswegs. Jeder Tag liefert dasür Beispiele. In einer Versammlung der Dresdner Nationalsozialistischen Studeutengruppe hatte der Agitator M o s s a k o iv s k n in bezug aus die bekannten Schriftsteller Alfred Herr lind Kurt Tucholsky folgendes geäußert: „Wir sind der Auffassung, daß man einen solchen Juden wie Tucholsky aus offener Straße gründlich massiert, so daß er einmal wochenlang nicht schreiben kann. Denjenigen Staatsanwalt möchten wir einmal sehen, der gegen uns deshalb wegen Aufforderung zu Gewaltätigkeiten vorgehe» wollte". — Es fand sich trotzdem ein Staatsanwalt in Dresden, der gegen Mossakowsky Anklage wegen Vergehens gegen 8 111 StGB, erhob, da Mossakowsky zur Begehung einer strafbaren Handlung, nämlich einer Körperverletzung, öffentlich ausgefor dert habe. Ter Staatsanwalt beantragte 75 RA!. Geldstrafe, aber das Gericht ließ noch größere Milde wallen und verurteilte Mossakowsky zu nur 50 RM. Geldstrafe. . . . Wie uns aus Pan schwitz berichtet wird, hat dort am Freitag vor der Wahl ein Herr Trendler aus Breslau, der Führer der dortigen Hitlerschen Iugendverbände. gesprochen, lind zwar in herzerfrischender Weise. Die jetzigen Zustände in Deutschland verglich er mit einem Schweincstall. Tie Beamten müssen dem Staate mit ihrem Vermögen und Leben verant wortlich sein. Tie früheren Beamten taugten nichts. Das Zentrum sei nicht ch r i st l i ch. Nur durch Betrug und Landesverrat sei es in die gegenwärtige führende Stellung gelangt. (Dabei bekannte sich der Redner als „Katholik", was ihm in der Debatte gehörig vor- gchalten wurde.) Ein Geistlicher in Bayern hätte ii, einer Pre digt gesagt: „Wer nicht Bayerische Bolkshartei wählt, wird nicht von Sünden sreigesprochen". Das Tollste leistete sich der Redner in dem Ausspruch, daß man die deutsche» M i - nister nur bcim Saufen und F r e s sei, aut r ä f e. Dieser gemeine Ausdruck wurde von einem Gegcnredner fest genagelt. In solchem und ähnlichen Tone ging es 1): Stunde lang, auch noch im Schlußwort, wobei er zwei Tebatteredner „bewußte Lügner" nannte. Villeichl nehmen sich die Betrof fenen des noch jugendlichen Redners „liebevoll" an. Und solche Leute wollen nun Sachsen, bez. Deutschland beglücken! Von sächsischen Wahlen sagte er keinen Ton. Das ,'var auch kein Wunder, denn sächsische Verhältnisse ivaren ihm ein Buch mit siebe» Siegeln, er beherrschte nur seine vielfach gehaltene Hetz rede, die er sich gut einstudiert hatte. Das ist nationalsozialistische Sachlichkeit. Und solchen Leute» haben mehr als 300 000 sächsische Wähler am 22. Juni ihre Stimmen gegeben. Armes Land! Erfahrungen aus Baden Ueber die Erfahrungen, die man in Baden mit dem Na. t i o n a I s o z i o l i s m u s gemacht hat, äußert sich die Zen- trumsfraktion des Badischen Landtages in einem Aufruf an ihre Wühler nach Abschluß der Lanülagsverhandluugen. Ata» liest dort u. a.: Auf dis prahlerischen Versprechungen der Nationalsozia» listen im Wahlkampf sina keinerlei Taten gefolgt. Radau« szenen sind keine Talen. Ihre K u I t u r k a m p f b e st r e b u n » gen müssen uns nicht weniger zur ernsten Warnung dienen: Man nennt dort die katholische Kirche „die schwarze Inter nationale". den Jesuitenorden „eine Kulturschande", sprich! den Zentrumsanhüugern die treuvalcrläi dische und deutsche Ge sinnung ab. In, Landtag schritte» die Nalionalso'palisten mit ihren Fürsorgereden über das christliche Silleugesetz hinweg, verweigerten dein katholischen Bolksteil die Gerechtigkeit in der Tolationsfrage und lehnien sogar den Kultusetat ab." Diese Einstellung kann nickt verwundern, wenn man in den gleichen Tagen liest, welche Sprache das Haupiorgan der Nationalsozialisten gegen die katholische Geistlichkeit führt. Es genüge der eine Satz aus dem Völkischen Beobachter vom 12. Juni: „ . . . Festnageln wollen wir's aut tonsurier'.e und auf ganz g'scherle Tenkerschädel . . ." Tie deutschen Katho liken kennen freilich zur Genüge diese Tonart. die in diesem Fall nur besonders „reinrassig" vemcrkbar wird. Saust beliebt man etwa kultiviertere Umschreibungen der im übrigen aber gleichen Feindseligkeit wie etwa „deutsches Denken in kalhoii'cke Gegenden tragen" usiv. Wem Religion wirklich Herzenssache oder die Einstellung zu religiös Andersgesinnte» ei» Ausfluß wahrer Religiosität und selbstverständlichen Anstandes ist. der verschmäht es. sich solcher Gassensprüche zu bedienen, wie es hier das nationalsozialistische Zeutraiblai! lut. Renner hüll sich verdorben Wie die Dresdner „Arbeiterstünme" meldet, erschienen am Dienstag in der Wohnung des kom>uu»istischeu Fraktivns- sührers Renner in Dresden einige KrimiuatbeauNe mit der Aufforderung des Reichsanwalto, vor Gericht zu erscheinen. Offenbar sei die Verhaftung Renners beobsichtckt gewesen — Renner wird in einer Hochverrmssache gesucht. Er hält sich be reits seit Wochen verborgen, hat es aber zustande gebracht, in zivei kommunistischen Wahlversammlungen zu reden nnd doch dem Zugriff der Polizei zu entwischen Da er wiedergewählt ist, wird er Anfang Juli wieder immun und dann nicht mehr verhaftet oder vorgesuhrt werden können. Die lschechi che Spio«moLlmgU Wie die Sächsisch-Böhmische Kore stunde uz aus Leit, ineri tz gemeldet wird, und-diese. Tage in der dor-ia.n G-ge-ij» zivei deutsche Burger. Gerhard S a » d i o ek aus Zer-gi und Hildegard Bregenzer aus Singen am H-'h.-n:-o:c! unter dem Verdacht der Spionage ve-haste: uns p,.- .ü: » Leitmcritz eiuget:e>er! werden. Bewe ivaren an.i ec u Gute des sndeieiideutsche» Maiers Henna»,! Heide be-chm.->' der ebenfalls verhauet wur^e. Hnd-e ha! ui eine, oentsthm Zeit, schrifl angeblich großden:>ke I-eeeu veriie'en. worin d:e eiche, cheu ein Bergeheu gegen ihr Repub!ik>ckntzgeietz erstochen. Aller Voraussicht nach , st die Bei Haftung aüer drei Pe,cknen. iiaweullich aber der st 'den Reichsdeutsche», genau io unberech tigt, wie alle die tschechiicye» „Spionen" Verhaltungen der letzte» Zeit! Die ArbeiisniarkNaoe im Reich Berlin, 25. Juni In der ersten Holste des Juni hat sich nach dem Bericht der Reichsanslati sür AibeUslosennnteritül- znng und Arbeitsvermittlung sür die Zeit vmu I. bis >5 Juni 1030 der Rückgang der Belastung des Arbeüsmarkres nnd der Arbeitslosenversicherung noch weiter geschwächt. Die Zahl der Hanpliniterslütznngsempsänger in der Arbeitstdienversichernng, die in der ersten Häisle des Mm noch um rund 130 000, in der zweiten um nicht ganz 80 000 nbgenominen hatte, ist in der Berichiszeit nur noch um rund >5 000 geringer geworden Dein steht nicht nur ein weiterer Zuwachs der Krisennnterstntzten um rund 13 000 gegenüber, sondern auch die Zahl der versäg- bnren Arbeitssuchende» hat --- zum ersten Mate wieder seit Anfang März d. I. — eine geringe Erhöhung ui» etwa 12 000 erfahren. Die Zahl der Hauplnnterstutznngsempfänger betrug nach den vorläufigen Mecklingen der Arbeitsämter am 15. Juni in der Arbeitslosenversicherung l 505 804. in der KrisennnterslnI- znng 35l 084. Die Summe beider Za!,len liegt mit annähernd 1 8 58 000 um mehr als 000000 über der entsprechenden Summe des Vorjahres: die tlebertaaerung der Unterstützten- Ziffer ist mithin gegenüber dem Stand vom t. Juni >875 000) weiterhin, wenn auch langsamer, angewachie». Bachseierlage in Leipzig Es dürfte kaum einen zweiten Komponisten geben, dem ausgemachte Musiker so gern und so beharrlich aus dein Wege gehen ivie uuserm Bach. Und dach ist Johann Sebastian Bach der Urvater der moderne-n Musik. Ueber ihn sind auch die berühmtesten Musiker der letzten Zeit und der Gegenwart nicht hinallsgckominen. Woher also dieser Zwiespalt in der Einschät zung dieses Meisters? Je höher ein Berg, desto wentger kommen hinauf. Bach verehren sie eile, die sich Musiker nennen. Ob sie sich nun die Haare lang wachsen lassen oder sie kurz tragen. Aber ernstlich Ihn zum Gegenstand ihres Studiums siir Kopf, Hand und Fuß zu machen, dazu fehlt vielen von ihnen der Mut. die rechte Ueberzcuguiig und der ernste Fleiß. Wer es im Bachspielen nnd in der praktischen Kenntnis der Backtiteratur zu etwas Rech tem gebracht hat, der hat keine Ursache, über die znlangende Entwicklung seiner nuisilialischen Kenntnisse und Fertigkeiten sich beunruhigt zu fühlen. Was es schwer macht, mit Bach näher bekannt, mehr mit ihm vertraut zu werde», das ist. daß Bach i» seiner Musik durchaus eigene Wege geht. In dieser Hinsicht dürfte kein anderer Komponist so sicher sein wie Bach, daß er mit andere» Komponisten etwa verwechselt wird. Wenn irgendwo Bach ge spielt wird, fällt es ziemlich leicht, ans Bach zu raten. So leicht nun, wie Buch aus seiner Musik heraus zu er kenne» ist, so schwierig dürste es sei», das Wesen, die Eigen art der Bach sehe n Kunst begrifflich sestziilegen. Das erste, was dein Neuling an Bach anssällt, ist der Ernst, der aus seiner Musik spricht. Wer Bach spielt, »inetit auch rin ernstes Gesicht. Er mag spielen, wns immer. Das zweite ist. 'Bach ist immer und überall schwer zu spielen. Eine» leichten Bach gibt es nicht Woher dieser Zug? Bach hat sich bei jeder Zeile, bei jeder Note etwas gedacht. Bei ihm werden nüe Sätze z» Gesprächen. Und wenn es nur zivei Stimmen sind, die er schreibt. Die eine längt an mit einer Frage. (Bach hat immer etwas z» fragen > Die andere Stimme gibt Antwort. Daß diese aber anders a»s- sallen muß als die Finge, liegt aus der Hnnd Darin» sind bei Bach alle Stimme» selbständig denkende Wesen. Jede gehl ihren eigenen Weg. Und der ist oft sehr anders, als inan denkt Daher ist ein Musizieren nach Art unseres Bach fast immer eine anstrengende Sache. Und die meisten Menschen haben leider die Ansicht, daß Musikmachen eine spaßige, eine lustige Suche sei — Und doch ist sie eine vnelle reiner, tiefster Freuden, gerade dann, wenn sie viele Mühe macht. Alle wahre Freude will verdient, will erarbeitet sein Es gibt keine geschenkte Freude. Wer sich Freude schenken lassen wollte, ist »och ein Kind, oder will wieder eines werden. Musi zieren verlangt darum ernste Arbeit. Und wer Bach gern spielt, hat es in der Erziehung seiner selbst schon sehr weit gekracht Daher erkennen die echten Musiker einander daran, daß sie Bach eine bevorzugte Stelle in ihrer Musikliebe eiiiräume». Wenn daher irgendwo ein Bachsest stallfindet. so hat man Ge legenheit. echte Musiker kennen zu lernen. Und man ist sicher, daß man sich nicht täuscht oder getäuscht wird. Man wird »ns daher jetzt verstehen, wenn wir sagen, in welcher Stadt es mög lich -ft. ei» Bachsest zu veranstalten, zu dein die genngende Zahl treuer Freunde sich einsindet, so stellt dies der Stadt und dem Mnsihgeisle, der dort waltet, ein glänzendes, man Hann sagen, ein rühmendes Zeugnis ans. Und wer dies altes, was dazu gehört, daß ein solches Fest einen guten Verlauf »iiiimt, glücklich in die Wege zu leite» vermag, der verdient besondere Anerkennung. Und diese Anerkennung verdient Professor Dr lehrenhalber) Karl Straube, zur Zeit Thomasliontor in Leg'Z'g Vom Jahre 172,3 bis zu seinem Tode tcim 28 Juli t750> war Ioh. Sek Back Kantor und zugleich Organist an der Thoniashirchc zu Leipzig. Zum Teil mußte er seine Kompo sitionen selbst in die Kripsecptallen eingraben 'Bon dem vielen No'enschreibe» wurde er später blind bis einige Stunde» vor seine»! Tode. Dg»n sckluimnerte er hinüber in das Reich wo von allen Künsten dieser Erde nur die Musik mitwir-ken dark, den Dreleinigen Gott zu lobe» Alte gioßen Genies sind wahre, leuchtende Vorbilder von Fleiß gewesen. Bach wai sicher einer der fleißigsten Aleio'cken. di-e je gelebt habe» tDassetbe gilt übrigens von Mozart > E-- dürsto heute kein 'Mensch iinstande sein, innerhalb der Lebens jahre, ivo der Mensch »och fähig ist zu schreiben, die Note» eines Bach (oder eines MozarU abznschreiben, die einer der Meister erdacht und aus dem Kopse iuedergeschriebe» hat Um nur einen kleinen Begriff sich mache» zu können, sei erwähnt, daß Bach für jeden Sonn- und Feiertag des ganzen Jahres eine Chormnsih mit Sologesängen geschrieben hat, die eine reich liche halbe Ttliiide Zeit zu ihrer Ausführung in Anspruch nimmt. Und solcher Jahrgänge hat 'Back nicht weniger als fünf ge schrieben. Das sind, schlecht gerechnet. 300 Kantcilen Tay, hat er die Leidensgeschichte Jesu ebenfalls fünfmal in Musik ge setzt Tazu bedenke man, daß keine dieser Passionsmusiken kürzer ist a!s 2K- Stunden Die Matthäus Passion nimmt allein an oie vier Stunden Zeit in 'Anspruch Dazu eine unüber sehbare Zahl wertvollster Kompositionen sür Orgel, sür Cem balo, das heutige Klavier Eine laleinische Messe, deren Auf führung an die drei Sinnden dauert. Dazu koininen noch ganze 'Berge von Konzerlmusik siir Ins!rui»e»le. Vieles davon ist verloren gegangen Hierzu kommt die zu beklagende Tatsache, das; Back von Mnsüi'e-n und Eborleiier» übergangen wird, weil er ihnen nnd ihren Chören zu schwer ist. Es ist znzngebe». daß Back schon eckige Tüchtigkeit im Absingen voranssetzt Um nun den Musik freunden Gelegenheit zu geben, nach nnd nach die schönsten und ergreifendsten 'Musikwerke Bachs zu kören, sie in möglichster Boltkommeimei! zu yocen io Kar sich eine Bachgesellschait ge- grüickel. d-e die Nüttel nisanimeilhring!, um die Gesamtausgabe liergistellen nnd das Wertvoüne daraus zur Aufführung ;u HAng-m Sie nn"'aßi 47 Jahrgänge in 00 Banden Gesamtwert 2000 Mail- Am teigen S.'iinabend und Sonntag hatte der führende Kantor Dr. Straube w-eder — w:e alljährlich — zu einer Bach seier eingeladen. In der Motette ,jeden Sonnabend 130 Uhr i» der ehomaskircke bei freiem EunrilN lang der Thomaner chor die Kantate ..I-e'n. meine Freude". Der Terl dieier Motet ten ist nun Te:I eur-as altslo.nkuch Ader mitunter gerade durch leine Unhehoüeiibeii ländlich rn'aend Man muß daher rin so ineor bannen, was Bark hei dieser teritiäien Hststosigkest ans diesen Gedickten innsikatuch heransgelioli Kal Günther Ramin, der derzeitige Organist an der Thomaskirche. trug Borlw.ete lPrälndieni und Fuge» vor. die mit zu dein Schwersten ge hören. was nie die Orgel t'nv das Klavier je geschrieben mor den ist. Ahends trug der mehrere hundert Müwirkende umfassende Bachchor noch vier sinnig ausgewahlle Kantaten vor. Erst eine