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Sächsische Volkszeitung : 05.06.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-06-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193006055
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19300605
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19300605
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-06
- Tag 1930-06-05
-
Monat
1930-06
-
Jahr
1930
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«her wurde man seinen Minister des Auswärtigen, einen fast rcinweißen Syrier. der ausgezeichnet englisch spricht, für die Seele seiner Regierung Hallen. kurekt var r!em kssen Testern nacht äußerte der König den Wunsch, mit den Offi zieren zu speisen, was wir alle taten. Ein langer Tisch wurde auf Deck ausgestellt und mit eßbaren Dingen so beladen, daß kein Fleckchen freiblieb, aus den man seinen Teller stellen konnte. Wir aßen mit Lössel», was eine Konzession gegen die Europäer dar- stclltc, da die Araber mit den Fingern der rechten Hand, die vor und nach dem Mahle gewaschen wird, essen. In der Mitte de» Tljches waren riesige Schussel» mit Reisbergen, aus deren Gipfeln fünf Hammclhäupler lagen. Kleine Schüsseln enthielten Fische, Hühner, geröstetes Hammelsleisch, Tomaten, Gelee und Kompott. Dazu gab cs Süßigkeiten der verschiedensten Art. Alles war sehr Üppig zubereitet — für unseren Gaumen zu üppig und für uns dadurch verdorben, daß es kalt war. Getrunken wurde nur Wasser, wie es sich am Hose eines puritanischen Mohamme daners von selbst versteht. Wir führen die Flagge des Königs von Neds und Hedfchas, di, aus tiesgrüner Seide mit einem weißen Rande und weißen arabischen Schriftlichen in der Mitte besteht. „Eott ist der einzig wahre Eott, und Mohammed ist sein Prophet" steht dar auf. Unser Kabelleger dampft sein gewöhnliches Tempo, und das Wetter ist »ns unter mohammedanischer Flagge so gut gesinnt wie unter britischer. Mir haben eben das Programm für morgen erhalten, es steht selbst, daß viel Salut gefeiert werden muß und Flaggen gala angelegt wird. H. M. S. „Lupin" wird der neutrale Grund sein, auf dem vor, Ibn Saud wich auf liebenswürdige Weise aus und wollte tressen werden. Aus der einen Seite der .^Lupin" wird das arabische Regierungsschiss ..Neachus", das Faisal gebracht hat, ankern, auf der anderen wir. Eben höre ich, daß Seine Majestät heute abend wieder mit uns zu speisen wünscht. Ich habe nicht die Absicht, mir den königlichen Unwillen zuzuziehen, aber noch weniger wünsche ich wieder dieselbe Speisekarte wie gestern zu sehe». Werde in meine Kabine gehen und mich „tot" stellen. Hosfentlich bemerkt er meine Abwesenheit nicht am nächsten Tag. Unsere Ankunft war ein großer Erfolg. Ueber der „Lupin" «chte eine ungeheure grüne Fahne, ähnlich unserer. Ich ließ meine Salutkanoncn feuern, und unter ihrem Bumbum und dem »Knattern eines englischen Flugzeugs, das über unseren Masten «kreuzte, verließen die beiden Könige ihre Schisse und schritten »über die Brücke, die wir gelegt hatten, auf die „Lupin", wo sie sich trascn und aus arabisch begrüßten. Nach Kuß und Um armung wurden die Minister vorgcstellt, und dann gingen beide Monarchen in den Salon. Der High Eommissioncr von Mesopotamien vertrat die eng lische Regierung, die alle Vorbereitungen für die Konferenz ge troffen hatte und als Friedcnsvcrmittler handelte. England hat in Arabien nur ein Interesse, und das ist, daß alle arabischen Staaten den Frieden untereinander bewahren. „Wenn sie sort- sahrcn, sich zu streiten, so sind sie schuld und nicht die englische Negierung", um Worte zu benützen, die aus seiten Ibn Sauds gesprochen wurden. Die Konferenz der Könige ist auf gutem Wege, sie wird hcuic abend fertig werden, und wir werden sofort abfahren und unser» König zurückbringen, wo wir ihn gefunden haben.' Die Konferenz hat guten Erfolg gehabt. Die Minister beider Könige hielten unter ihrem Vorsitz eine Beratung ab. Faisals Leute schlugen Verhandlung über bestimmte Gegenstände kannt zu haben, daß wir seinetwegen und seines Gefolges halber mit der Möglichkeit, die persönliche Bekanntschaft seines Nach bars gemacht zu haben, zufrieden sein. Trotzdem konnte Faisal erklären, daß er alte Familieirstreitigkeiten vergessen habe und hasse, daß die beiderseitigen Unterhändler die bereits entworfenen Punkte über Reparationen, Erenzverkehr, Auslieferung von Flüchtlingen usw. unterzeichnen werden. Das scheint auch ziem lich sicher. Wir fahren nicht ab. König Ibn Saud gibt dem König Faisal und dem High Commissioner ein Diner an Bord. ^ «« niichftrn Lag. Heute gab es noch einen Lunch. Aber der Seegang nimmt zu, wir werden bald in See stechen. Drei rag« fpLtee. Der König scheint mit unsere« Schiff und unserer Gast freundschaft sehr zufrieden gewesen zu sein. Auch scheint er er- kant zu haben, daß wir seinetwegen und seines Gefolges halber sehr zusammenriicken mußten. Eh« er ,n, verließ, «achte er der ganzen Besatzung in wirklich königlichem Stil Geschenke. DI« Offiziere erhielten goldene Sovereigns im Verhältnis zu unser« Gehalt, dir Mannschaft bekam eine Monatslöhnung in Silber. Außerdem ließ er uns hübsch« persische Teppiche überreichen. Gr dürft« im ganzen an 230 Pfund in Gold und 300 Pfund in Silber ausgegeben haben. Abstimmung an Bord ergibt da her: Feiner Kerl. Wir steuern langsam aus diesem bösen Wasser: das Zwischen spiel ist zu Ende, wir sind wieder der alte Kabelleger, t U. LL. l.xnmoutb. AKeuner appellieren an «len Völkerbund Kürzlich hat in Kaschau ein Zigeunerkongreh stattgefunden, an dem Vertreter aus allen Ländern, aus Europa, Afrika und Asien teilnahmcn. Es wurde beschlossen, sich an den Völkerbund zu wenden und von ihm die Anerkennung der Zigeuner als selb ständige Nation zu erbitten. — Di« Zigeuner find noch immer das Volk ohne Vaterland, Vagabunden auf der Erde, über deren Herkunft sich die belehrten nicht ganz einig sind. Es darf jedoch mit ziemlicher Sicherheit angenommen werden, daß die Zigeuner ihre ursprüngliche Heimat in Vorderindien hatten, darauf deutet ihre Sprache hin, die dem Sanskrit verwandt ist und manche Wurzeln und Flexionen enthält, die der heiligen Sprache der Veden entlehnt sind. Warum die Zigeuner Indien verließen, ist nicht sestgestcllt worden, auch der Weg, den sie in ihrer Wande rung nach dem Westen nahmen, kann nicht mit Sicherheit an gegeben werden, jedenfalls haben sie auf ihrem Zuge Persien, Armenien, Syrien und Aegypten berührt und überall Spuren von ihrem Aufenthalt hinterlassen. In Deutschland werden sie zum ersten Male 1417 erwähnt. Die damaligen Chroniken berichten, daß die Zigeuner, die ins Land kamen, ihre Könige und „Grasen" hatten, die sich in buntem Putz und Glanz zeigten, während die Gefolgschaft in die schmutzigsten Lumpen gehüllt war. Es heißt ferner, daß die Sitten der Zigeuner unflätige und ihre Gewohnheiten ekel erregend gewesen seien. Sie gaben sich für Christen aus, be haupteten, daß sie als Pilger aus Aegypten kämen und wandern müßten, um für die Sünden ihrer Vorfahren zu büßen, die der Gottesmutter auf ihrer Flucht nach Aegypten das Obdach ver weigert hätten. Dieses schlau aufgetischte Märchen fand Glauben, und da im Mittelalter Pilger und Büßer unverletzlich waren, so erhielten die Zigeuner vom Kaiser Siegismund einen Frei brief, und sie wurden überall ausgenommen und gefördert. Aber die Ernüchterung meldete sich bald, da die Acgypter, wie sie da mals genannt wurden, allmählich zur Landplage ausarietcn. Sie stahlen, vagabundierten, wahrsagten, galten als Zauberer und schreckten, wenn es darauf ankam, auch vor Brandstiftung und Mord nicht zurück. Immerhin dauerte die goldene Zeit für die Zigeuner im deutschen Reiche etwa 80 Jahre, in denen sie für ihre Vergehen Straflosigkeit, dank der Freibriefe ge nossen. 1498 wurde ein Dikrct erlassen, in dem angeordnet wurde, die Zigeuner aus den Landesgrenzen zu verjagen. Da das Dekret aber keine Abhilfe brachte, so wurde im 10. Jahr hundert vorgeschriebe», die männlichen Zigeuner zu erschießen und die Frauen körperlich zu züchtigen, wenn man sie beim Vaga bundieren antraf. In Thüringen erklärte sie ein Erlaß für vogelfrei und außerhalb des Gesetzes stehend. König Wilhelm I. von Preußen befahl sogar, alle Zigeuner über 18 Jahr, ohne Ansehen des Geschlechts, an den Galgen zu hängen. Aber alle Verfolgungen halfen nichts. Die Zigeuner blieben und ihre Banden wurden durch neue Zuzüge verstärkt. Schließlich versuchten die Regierungen die Zigeuner zu einem gesitteten Lebenswandel zu bekehren. Maria Theresia und Kaiser Joseph II. trafen Anstalten, die Zigeuner anzusiedeln und die jungen -Leute unter die Soldaten zu stecken. Jeder Bauer er hielt eine Prämie von 18 Gulden, wenn er ein Zigeuncrkind auf nahm und erzog. Kein Zigeuner erhielt Hciratserlaubnis, ehe er nicht einen ehrlichen Lcbenserwerb Nachweisen konnte. König Friedrich II. von Preußen gründete in der Nähe von Nordhausen eine Zigeuncrkolonie, aber alles war vergebens, die Zigeuner flohen jedem bürgerlichen Beruf und verlegten sich immer wieder aufs wagovundleren und Stehlen. St« blieben Fremdling« unter den europäischen Wirtsvölkern, sie haben kein Heimats- grfühl und zeigcn nur Anhänglichkeit an ihre Stammesbrüder, mit denen sie Sprache und Sitten verbinden. Nach einer unge fähren Schätzung gab es an der Jahrhundertwende in Europa etwa 600 000 Zigeuner. Ohne ihre Muttersprache jemals zu vergessen oder auszugeben, eignet sich der Zigeuner leicht di« Sprache anderer Menschen an, mit denen ihn das Schicksal dau. ernd zusammensührt, oder in deren Heimat er, wenn auch nur vorübergehend, verweilt. Was ihre Religion anbetrisst, so weist sie recht vage Gottesbegrifse auf. Der Zigeuner glaubt zwar an ein höchstes Wesen, an den „Baro Dewelan", dessen Namen er beständig im Mund« führt, aber er fühlt sich ihm nicht ver pflichtet. Von diesem großen Eott kommt der Blitz und der Donner. Stirbt ihm ein Kind, so heißt es wörtlich, daß es der Baro Dewelan „gefressen" habe und er wird dafür geschmäht und verflucht, auch falls er beim Pserdestehlen Unglück hatte, ist sei» Gott daran Schullx und kriegt Vorwürfe zu hören. Für ore Begriffe Paradies und Seligkeit hat die Zigeunersprache keine Bezeichnungen. Bei ihrer Zersplitterung haben die Zigeuner das allen Stämmen gemeinsame Oberhaupt anfgcgcben (nur in England haben die Zigeuner noch ihren König) und haben sich in Land- mannschasten gesondert, von dekien jede ihren Hauptmann hat, der früher uneingeschränkte Gerichtsbarkeit über die Seinen aus übte und Herr über Leben und Tod war. Der Hauptmann be stätigt die Ehen und trennt sie wieder, er erteilt Rügen und verhängt Strafen. Ihm allein gebührt das Recht, ausgestoßene Zigeuner wieder „ehrlich" zu machen, indem er sie aus seinem Becher trinken läßt. Alle sieben Jahre hält der Hauptmann an einem von ihm bestimmten Orte, meistens zu Pfingsten, eins Heerschau über seine „Untertanen" ab. In dieser Versammlung werden die inneren Angelegenheiten geordnet, man vernimmt seine Befehle und verbringt cinige Tage mit Musik, Tanz und Zechgelagen. Einen besonderen Ruhm haben die Zigeuner mit ihrer Musik erworben. Sie erkennen so wenig in der Kunst wie im Leben ein Dogma, Gesetz, Reget oder Disziplin an. Sie scheuen vor keiner musikalischen Kühnheit, wie Liszt sagt, zurück, wenn sie nur ihrem Triebe entspricht und sie eine Spiegelung ihres Wesens in ihr erkennen. Große Geiger, die in allen Ländern Triumphe ernteten, waren, wie z. B. Sarasate, Zigeuner. Zigeunerliedcr, aus Rußland. Spanien oder Ungarn und Ru- mänien bezaubern die Zuhörer, und dabei kennt der Zigeuner nur selten Noten und spielt und geigt das, was ihm seine Seele eingibt. Lenau sagt in seinem Gedicht „Drei Zigeuner": An den Kleidern trugen die drei Löcher und bunte Flicken, Aber sie boten trotzig frei Spott ed» Erdengejchicke». Dreifach haben sie mir gezeigt Wenn das Leben uns nachtet, Wie man cs verraucht, verschläft, vcrgcigt Und es,dreimal verachtet.... Wenn nun auch die Zigeuner auf dem Kongreß in Kascha» beschlossen haben, vom Völkerbund ihre Anerkennung als Nation ;u fordern, so dürste diese Anerkennung, die sie erstreben, doch nichts an ihren Sitten ändern, sie werden immer Fremdlinge in der Völkergemeinschaft bleiben. IInooi-n-Ztsmidora. ,a, uno yinemoa. Tutanckat war ein tapferer, junger Häupt ling des Arawa-Stammes, der heute noch das herrliche Mokoia, „die heilige Insel", inmitten des Rotoura-Cecs, besitzt. Tu- tanckäis ganze Liebe gehörte Hinemoa, der liebreizenden Tochter eines stolzen Häuptlings auf der anderen Seite des Sees. Der strenge Vater war gegen die Verbindung und befahl seinem Stamm, der Tochter unter keinen Umständen den Gebrauch eines Kanus zu gestalten. Die Liebe aber siegte. In einer dunklen Nacht schwamm die Jungfrau die lange Strecke nach Mokoia, wo sie ihrem Liebsten angetraut wurde. Die Maoris sind Heiden. Rang! und Pnpa-tua-nuku (Him mel und Erde) halten sie für Vater und Mutter der Schöpfung. Dem Rotorua-Maori verkörpert die Insel Mokoia, „die Heilige", die Erdmutter. Unzählige Arawa-Eeschlcchter haben auf Mokoia gelebt und gekämpft und find wieder in den Schoß Papa-tua- nukus zurückgekehrt. Maoris von anderen Gegenden Neusee lands nehme» Laub und Erde als Andenken an den heiligen Boden mit. Denn Mokoia verkörpert nicht nur die höchste Gott heit: es ist auch die Stätte der steinernen Idole, die Toteninsel der Mnorirasse. Göttliche Kraft waltet nach dem Volksglauben auch in den Eeysern und Vulkanen. Sic sind nichts anderes als der feurige Atem Nuaimokos, des Sohnes des Schöpferpaares Rang! und Papa tua-nuku. Ruaimoko nährt sich am Busen der Erdmutler, die er gleichzeitig mit seiner Glut erwärmt. Ungefähr vor tausend Jahren kamen die Maoris nach Neu- jecland, und zwar von den Ciidsecinseln, wohin ihre Vorfahren allmählich aus Innerasicn verschlagen worden waren. Don 1840 Lis 1872 suhlten sie einen erbitterten Kampf um ihre Unab hängigkeit. Heute aber sind sie ein homogener Bestandteil der ringewandcrten Bevölkerung, die zu 99 Prozent britisch ist. Wie überall, so haben es die Engländer auch in Neuseeland verstan den, dem unterlegenen Feinde goldene Brücken zu tauen. Durch hygienische und liberale erzieherische Maß nahmen. Zuteilung ausreichenden Erundbclllies. dutck Gewäb- rung eines rvenn auch geringen Maßes von Selbstverivaltung und Anteils an der Regierung hat man die Maoris völlig be friedigt. Cie sind rin gesundes kräftiges Volk, 1928 nur 65 000 an Zahl, aber langsam in der Zunahme begriffen. Neuseeland ist durch eine kluge Politik in eine reiche Domäne des englische» Weltreiches verwandelt worden, dessen Bevölkerung sich rühmen darf, die niedrigste Eterblichkeitsziffer der Welt zu haben. -z. kielten. nur 6anrtln, sondern auek I^unä^ England scheint an der versalzenen Suppe, die ihm Gandhi zubereitct hat, noch nicht genug zu haben. Jetzt hat cs auch noch das Königreich Lundy in Helle Aufregung und Entrüstung ver setzt. England weigertsich, die Vorrechte des Königs von Lundy nnzucrkennen, und hat ihn aufgcsordert, sich den englischen Ge setzen zu fügen, ja es hat den König von Lundy sogar vor Ge richt geladen, weil er Münzen mit seinem Bild hat prägen lassen. Der König von Lundy aber ist stolz aus seine Rechte und weigert sich, die englische Gerichtsbarkeit anzuerkennen. Wird er bereit sein, die Sache vor den Völkerbund zu bringen, oder wird er England den Krieg erklären? Das ist die Frage. Aber vielleicht kennen sie das Königreich Lundy nicht? Es ist eine Felseninsel, die etwa fünf Kilometer lang und zwei Kilometer breit ist. und die sich im Bristol-Kanal befindet, zwischen England und Wales. Bei ruhigem Wetter dauert die Ilebersahrt von der englischen Küste, die 25 Kilometer entfernt ist, zwei Stunden, bei stürmischem Wetter dauert sie viel länger, und dann ist auch die Ausschiffung sehr beschwerlich. Das muß ten die Gäste des Königs von Lundy zu Ostern erfahren. Sie konnten das Gestade nur dadurch erreichen, daß man sie an Tauen cmporzog. Was besonders für die Damen sehr unan genehm war. Die Bevölkerung von Lundy besteht aus zwölf Seele» und wird während der schönen Jahreszeit von zahlreichen Touristen bedeutend vermehrt. Die Insel hat eine sehr schöne Fauna. Sie wird von einer großen Kolonie von Papageitauchern be wohnt, es sind dies Wasservögel, die den Möwen ähneln. Der Papagcitaucher ist der Nntionalvogcl von Lundy und figuriert auf den Briefmarken der Insel, wie der Schwan auf denen von Australien. Auch auf den Münzen des Landes ist er abgcbildet, und die Münzen haben sogar von ihm ihren Namen bezogen. Seehunde schätzen ebenfalls den Aufenthalt auf und in der Nähe von Lundy sehr. Die Steinbruche der Insel sind außer ordentlich ergiebig und haben das meiste Material zur Anlage des Themse-Kais in London geliefert. Lundy hat eine bewegte Geschichte gehabt. Schon die Phönizier haben die Insel auf- gesucht, nach ihnen kamen die Römer, dann die Angelsachsen und die Normannen. Während der englisch-französischen Kriege hat die Insel den Piraten und Korsaren als Zufluchtsort gedient und in Friedenszeitcn fanden die Schmuggler die Insel sehr ge legen. Ueber den Status der Insel herrscht wenig Klarheit, sie scheint so autonom zu sein wie etwa die Insel Jersey oder di« Insel Man, die beide ihre eigene Negierung haben. Vor einigen Jahren hat ein englischer Finanzmann die Insel gekauft. Mister M. L. Harman, der an zahlreichen fran zösischen Unternehmungen beteiligt ist, hat sich — mit lächelnder Ironie — als König von Lundy proklamiert, während sein ossi- zicllcr Titel nur der eines Gouverneurs ist. Mister Harman ist ein sehr großzügiger Gastgeber. Er besitzt eine Flotte, di« sich aus einem Dampfboot, das den Touristendicnst versieht, und zwei Motorbooten zusammenletzt. Er läßt Münzen prägen und Marken drucken, aber die Münzen und Marken haben nur aus der Insel selbst Gültigkeit und er erhebt von jedem Ankömm ling eine Landungsgebühr, die ihm eine ganz namhafte Summe einbringt. Der König braucht keine Steuern zu zahlen, aber es steht ihm frei, von seinen Untertanen Steuern zu erheben. Das tut er aber nicht, und so leben seine Bürger steuerfrei. Es verlautet, daß e» nicht gewillt sei, seine Flotte gegen England zu mobilisieren. Läu.
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