Volltext Seite (XML)
Nummer 2V2 — 2». Jahrgang well-und d-rtttnderbell-,«« .Frohmut ' --- -->E«22».rr 7.7. «nzelimmmer LN 4. Sonnabend, u. Soimtagnummer 4 HauvU'br'Meitel - D«. <S. De«r»vk. Dresden. Dienstag, den 2. September 193 0 Berta,»or« , Dresden Nn,einenpreise, Dte I„ewa»ene PetttzeUe X» 4. Familien, an,eigen ». Stellengesuchs 20 4- Dte Petilrellamezell«. 8«mm 'breit. I 4s. Für Anzeigen auherhali de? VerbreitungSgebicleS 4<»4 diePettireName,eUe1.!i0 4s. Brie,geb.NN4. Im Fall« bbherer Rewaii crMcht iede Vervllllbtung mll Lieferung iowle TrNillnnn n A»,e>aen-A»>frflaen n. Lellluna I>. Schadenersatz, Geschiistlicher Teil: Franz Bnngard, Dresden. Geschäftsstelle, Trust u.Berlag - Germania. A^.«. ,Iir Verlag und Dnisteret.Ftltale Dresden.Dresden.«.!. Polier,Nahe,7. Fernn.,210,2. Voftlch'st'onlo DreSden 2703. Bankkonto Gtadtbarik Dresden < t<1 Für christliche Politik und Kultur Redaktion der Sächsischen VolkSzettuna DreSden-Aliitadi t. Polier,Irahe N. Fernrin Ml, »nd r,0I2. Brüning über SlutzenpoMK «v Rede in Trier Trier, 1. September. Auf einer großen Kundgebung der Deutschen Zeutrums- sartei Trier im Katholischen Volkshause Treviris, der um. auch Laiidivirtschastsm'nister Steiper und der Führer der Deutschen ^entrumsvartei. Prälat Kaas. beimohuten. nahm Reichs- ) anzlerDr Brüning das Wort zu einer länc,ereu Rede. Oer Kanzler führte u. a. aus: . , Rach der glücklichen Erreichung der Raumunp des Nhcin- andes steht Deutschland vor prosten neuen Aufgaben m der llustenpolitik. Ich habe schon neulich in meiner Rede in Köln ,ara»f hinpewiesen, in wie hohem Maste die pesamte intcr- ralionale Lape beherrscht wird durch die ungeheure Wirtschafts- mlcistrophe, die über die Welt hereiiiflebrocheii ist. Die ossl- pelle Diskussion der Regierunpen über die hiermit zusammen- >änpenden Problenie ist durch das bekannte Memorandum der französischen Regierung in Gang gebracht worden. In unserer Antwort haben mir den festen Willen zur Zusammenarbeit mit allen be teiligten Nationen bekundet, einer Zusammenarbeit, die, wenn sie zu einer wirklich dauernden Stabilisierung der Verhältnisse führen soll, allen Ursachen der entstandenen Schwierigkeiten zu Leibe gehen must, mögen diese Ursachen auf wirtschaftlichem oder auf politischem Gebiet liegen. Wir wünschen und hoffen, das; der Wille zur internationalen Kooperation aus der bren nenden Notlage der Gegenwart einen neuen starken Impuls er hält, und das; sich so auch für die Lösung derjenigen Fragen, die gerade für Deutschland lebenswichtig sinch der Weg des friedlichen und gerechten Ausgleichs der Interessen eröffne. In der deutschen Austenpolilik ist es nicht damit getan, dieses oder jenes Endziel programmatisch nufzustellen. Unsere Endziele ergeben sich aus der gesamten Lage Deutschlands von selbst, und über sie kann und sollte in Deutschland kein Streit sein. Worauf es ankommt, ist vielmehr, die Mittel und Wege zu suchen und zu finden, die uns unserem Ziele wirk lich näher bringen können. Die elementarste Voraussetzung für eine gesunde und erfolgreiche Außenpolitik ist ihre Stabilität und ihre innere Konsequenz, ohne die ein Land wie Deutsch land nicht darauf rechnen kann, in der Entwicklung der inter nationalen Beziehungen seine eigene Stellung zu festigen und ihr Achtung und Dauerhaftigkeit zu verschaffen. Das Schicksal unseres Volkes in Abenteuer irgend welcher Art zu verstricken, kann keinem verantwortlichen deutschen Staatsmann in den Sinn kommen. Ich sollte denken, dah der Herr Austenminister und ich, die wir versassungsmüstig für die Führung der Austen politik allein verantwortlich sind, in unseren Personen die Ge währ dafür bieten, das; von solchen Abenteuern keine Rede sein kann Im übrigen gilt für die Austenpolitik das, was ich in Köln für die Innenpolitik gesagt habe: Mit den, Streben nach Popu larität kann einem Volke nicht geholfen werden, und das In aussichtstellen schneller und großer Erfolge bringt uns nicht weiter. Iede verantwortungsbewußte deutsche Austenpolitik hat die Möglichkeiten und Kräfte, die uns zu Gebote stehen, nüch tern abzuschützcn, und für die Vertretung unserer Interessen sich einzusetzen. Dafür steht, das wissen wir alle, das hat Herr Prälat Kaas in so ausgezeichneter Weise in Köln in der pro sten Kundgebung noch vor einigen Tagen ausgesprochen, allein der Weg des Friedens offen, an dessen Aufrechterhaltung kein Land ein grösteres und höheres Interesse hat als gerade Deutschland. Das W eiter - schreiten auf der bisherigen grundsätzlichen Linie unserer Austenpolitik must diejenige Stetigkeit besitzen, die es allein ermöglicht, mit Festigkeit und Energie voranzu gehen und sich dabei das notwendige Vertrauen des In- und Auslandes zu erhalten. Bei alledem ist eins klar, und auch für die Austenpolilik bleibt die erste Voraussetzung des Erfol ges die Konsolidierung unserer inneren Verhältnisse. Ein zerrissenes Deutschland, das seiner dringenden inne ren Ausgaben nicht Herr wird, vermag auch nach austen hin nichts und scheidet bei den kommenden grasten Entwicklungen als mitbestimmender Faktor aus. Nur wenn wir von einer ge sicherten inneren Grundlage aus arbeiten, nur wenn die Reichs regierung nach austen den geschlossenen Willen eines gefestigten deutschen Staatswesens vertritt, kann es erreicht werden, dah Dz'uTfrhland im internationalen Leben wieder denjenigen Platz einnimmt, auf de» unser Volk einen berechtigten Anspruch hat. Nach Reichskanzler Brüning ergriff Prälat D r. Kaas das Wort. Messe-Beginn in Leipzig Starker Besuch -) Leipzig, 31. August. ^ Der Besuch der Herbstmesse, die am Sonntag begonnen 's) hat, ist ein ganz bedeutender und übertrisft vielfach die Erwar- " tungen. Für die Heranschasfung der Interessenten aus den Nachbarländern haben allein 2 4 M e s se s o n d e r z ü g e ge sorgt. Die Beschickung der Messe entspricht durchschnittlich der der vorjährigen Herbstmesse, weist aber auf der Möbel-, der Sportartikel- und der Süstwarenmcsse sogar eine Steigerung auf. Rech, leohast war von vornherein der Besuch der Textil- mcsse, wo sich ganz besonders die kemstindustrielle Abteilung als eine zeitgemäße Erweiterung erweist. Gegen mittag begann sich der Geschäftsverkehr besonders da zu entwickeln, wo zug kräftige Neuheiten das Interesse der Kundschaft erwecken. Weniger stark erwies sich die Nachfrage nach Normalware. In Porzellan- und Glaswaren konzentriert sich das Interesse auf billige Gebrauchsware. In preiswerter Qualitätsware liegt in allen Branchen eine ungeheure Auswahl vor. und eine über raschende Menge guter Neuheiten beweist, das; sich die deutsche Industrie grundsätzlich noch dieser Richtung umgestellt hat. Ob bei der geringen Kaufkraft der deutschen, aber auch der aus ländischen Kundschaft der Umsatz den Erwartungen entsprechen wird, können erst die nächsten Tage erweisen. Da die Kleinarbeit bei der Kundenwerbung immer ent- scheidender wird, vollzieht sich eine entschiedene Abkehr von der schematischen Reklame nach Methoden, die durch die stetige Wiederholung an Zugkraft verlieren, und eine Neigung zur Spezialwerbüng Die Sonderabteilung der Neklamemesse „Jeder kann werben!'', die hier wertvolle Anleitungen ver mittelt, erfreut sich daher eines sehr guten Besuches. Die Technische Messe hatte bei dem strahlend schönen Sommerwetter eine» außerordentlich guten Besuch, der auch der benachbarten IPA zugute kam. — Das Bauprogramm des Reiches und vieler Gemeinden führt der Vau messe, die zum 2ö. Male stattfindet, und den der Baumesse zuarbeitcn- den Industrien einen erfreulich starken Besuch von Fachleuten und allen bautechnisch interessierten Messebesuckiern zu. » Die Zusammenkunft zahlreicher in- und ausländischer Journalisten auf der Leipziger Herbstmesse nahm das Mestamt zum Anlast, Len üblichen Prosseabend mit einer Aussprache über die augenblicklichen wirtjchasllichen Probleme und ihre Auswirkung auf die Blesse etnzuleitcu. Das einleitende Refe rat hatte der Vorsitzende des Direktoriums. Dr. Raimund Köhler, übernommen, der eingehend die wirtschaftliche Lage und ihre Auswirkungen auf die Leipziger Blesse darlegte. Ä» die Ausführungen Dr. Köhlers schlaf; sich eine rege Aussprache. Namentlich wurde eine Reform der amtlichen Ex portförderung zur Schaffung zusätzlicher Arbeit gefordert sonne eine Reform des amtlichen wirtschaftlichen Nachrichten dienstes, die in Verbindung mit der musterhaften Organisation des Blestamts recht bald in Angriff genommen werden sollte. Inthronisation des ersten Berliner Bischofs Berlin. 1. September, Sonntag vormittag fand in der Hedwigskirche, die in der Zukunft St. H e d w i g s - K a lh e - drale heisten wird, die Inthronisier»»;; des Bischofs Dr. Schreiber statt. Nach der feierlichen Abholung wurde der neu ernannte Bischof zu einem karmesinrot ausgeschlagenen Thron vor dem reich geschmückten Hauptaltar der Kathedrale geführt, wo er die Messgewänder anlegte, den Bischofsstab und die Mitra empfing. Unmittelbar nach dem Evangelium wurden vom ältesten Prälaten Berlins, Cortain, die Ernennungsurkunden oerlesen. Sie sind vom Kanzler der Heiligen Römische» Kirche, Kardinal Dr. Frühwirth, unterzeichnet und mit Blcisiegeln versehen, deren eine Seile die Bildnisse der Apostel Petrus und Paulus, deren andere Seite den Namen des jetzigen Papstes Pius Xl. trügt. In der ersten Urkunde wird der Bischof von Meisten. Dr. Schreiber, der bis jetzt Administrator der Diözese Berlin war, zum Bischof von Berlin ernannt. Im znnnten Schreiben fordcr: der Papst die Gläubigen zum Gehorsam und zur L-cbe zu ihrem neuen Oberhirten auf. Nach der Verlesung ergriff Bischof Dr, Schreiber das Wort, zu einer kurzen Ansprache, in der er auf die große Bedeutung des heutigen Tages hinwies und seststellte, das; endlich ,ahrzehntelange Bestrebungen und Wünsche der M-r- lnier Katholiken erfüllt seien. Mit dem Tedcum und dem sakramentalen Segen endete die Feier. Der Bischof wurde in feierlicher Prozession in seine Wohnung gebracht. Der Katholikentag in Münster Don Dr. Münster Präsident des Landgerichts zu Munster 1. AE- Zn dieser Woche tritt in der westfälischen Provinzial- Hauptstadt die 00. Generalversammlung der Katholiken Deutschlands zusammen. Länger als achtzig Jahre be stehen deutsche Katholikentage, gegründet zur Wahrung der religiösen Interessen, zur Erörterung wissenschaftlicher und sozialer Fragen. Hervorgegangen aus den Versamm lungen des Kath. Vereins Deutschlands, des „Piusvcreins", haben seit 1848 (Mainz) die Generalversammlungen durchweg alljährlich stattgefunden, cinigemale unterbrochen durch politische Schwierigkeiten, Krieg, Cholera, zweimal seltsamerweise wegen Schwierigkeiten in der Ortswahl. Neben den Generalversammlungen kamen Tagungen für einzelne Bundesstaaten, Provinzen, Diözesen in Ilebung. „Die Generalversammlungen der deutschen Katholiken sollen ihrer Einheit und Einigkeit dienen. Die nach Land schaften, Ständen und politischer Meinung getrennten Glaubensgenossen reichen sich auf den Katholikentagen die Hände in dem Bestreben, die Erbgüter des katholischen Glaubens nicht preiszugehen dem Strome der Zeit, den unbeugsamen Lebenswillen des deutschen Katholizismus zu bekunden. Als Wegweiser in den verwickelten Zeit- frngen mannigfacher Art auf kirchenpolitischem, religiösem, karitativem, sozialem und kulturellem Gebiet erscheinen die Katholikentage, sie sind eine Notwendigkeit zur Abwehr der Äristentumfeindlichen, antikirchlichen und entsittlichen den Strömungen unseres Zeitalters. Sie sollen ausge baut werden zu einer Ges am tschau der im deut schen Katholizismus schaffenden Kräfte und einen Abschnitt bieten katholischen Kulturschasfens in: Musik und Literatur, in Theater und Kino, in Kunst und Architekiur." Zn diesen Worten umschreibt der im Zuni d. Z. vom Präsidenten des Zentralkomitees veröffentlichte Aufrufs für*die Münsterische Generalversammlung Bedeutung und Aufgabe der bevorstehenden Tagung. Seit der ersten Generalversammlung im Zahre 1848 konnte in einem Zeitraum von über 80 Jahren die Formulierung der Auf gaben nicht immer die gleiche bleiben. Der Verlust des Kirchenstaates, die Periode des Kampfes zwischen Staat und Kirche stellten Aufgaben, die heute als überwunden gelten können. Zn immer größerem Ausmaße hat sich ausgewachsen die soziale Frage, deren Schwierigkeiten menschliches Können fast übersteigen. Aber die Grund lage, auf der-dis Gemeinschaft der Tagung sich aufbaute, kann nur stets die gleiche bleiben: der katholische Glaube und Verwirklichung seiner Lehren im irdischen Sein. Auch die äußere Gestaltung der Generalversammlung ist nicht immer die gleiche geblieben. Weggcfallen sind die gewaltigen Umzüge, der Triumpfzug der katholischen Ver einigung jeglichen Charakters. An ihre Stelle ist der öffentliche F e st g o t t es d i e n st getreten, die Hul digung aller Teilnehmer der Generalversammlung beim Meßopfer mit ihren überwältigenden Eindrücken. Und schon' seit Jahren ist das Bestreben in den Blordergrund gerückt, den Aufgaben der Generalversammlung nicht durch Vorträge in den öffentlichen und geschlossenen Versamm lungen, sondern daneben durch Gemeinschaftsarbeit in Rede und Gegenrede in geschloffenem Kreise gerecht zu werden. Die günstigen Ergebnisse dieser Arbeitsmcthöd« sind mit Genugtuung anzuerkennen. Wohl ist die Frage aufgetaucht, ob die großen Ge neralversammlung in den heutigen Zcitverhältnissen noch aufrechtzuerhalten seien und ob dem Ausmaße der Vorbereitung die Ergebnisse entsprechen. Die katholische Kirche genießt äußerlich heute im deutschen Vaterlands eine Freiheit, die ihr fast ungehemmte Entfaltung ihrer Kräfte gestattet; sie macht von dieser Freiheit weitgehen den. für das ganze Volk segensreichen Gebrauch. Zhre Be ziehungen zum Staate sind in befriedigender Weise neu geordnet und gefestigt, ein friedsamcs Neben- und Mit einanderarbeiten erscheint als gesichert. Aber der An sturm geistiger Gewalten gegen die Kirche ist stärker als je. Der Materialismus im weitesten Sinne. Unglauben, Irrglauben, die Versuche, das Religiöse im irdischen Leben völlig zu ertöten, haben in unserem deutschen Vater lande in folgenschwerer Weise an Boden gewonnen. Die Begriffe von Sitte und Anstand haben sich in bedenklicher Weise verwirrt, die Einheit der Ehe ist mehr als je ge fährdet, die ZugeiiLerziehung bietet Schwierigkeiten, die ernste Befürchtungen für die Zukunft rechtfertigen. Die Kirche steht im schwersten geistigen Kampfe, und dabei be darf sie der tätigen Mitwirkung des gesamten katholischen Volkes. Die Generalversammlungen geben den großen Rückblick über die Weiterentwickluna der wicbtiasten Vro-